Der BAMA-Unsinn Kunstraub Der BAMA-Unsinn - KV
Der BAMA-Unsinn Kunstraub Der BAMA-Unsinn - KV
Der BAMA-Unsinn Kunstraub Der BAMA-Unsinn - KV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
AM 54<br />
<strong>KV</strong>er WELTWEIT<br />
„Nach Polen?<br />
Was hast Du angestellt?“<br />
Winter in Warschau.<br />
Du gehst ins Ausland? – Toll! –<br />
Nach Polen? – Was hast Du angestellt?<br />
Wirst Du strafversetzt?<br />
So ungefähr schallte es mir entgegen,<br />
als ich im Spätsommer 2005<br />
im Freundes- und Bekanntenkreis<br />
mitteilte, dass ich künftig als Repräsentant<br />
der Deutschen Bundesbank<br />
für Ostmitteleuropa in Warschau arbeiten<br />
würde. Eine Erfahrung, die –<br />
wie ich mittlerweile feststellen konnte<br />
– nicht nur ich machte, sondern viele<br />
andere „Expats“ ebenfalls. Sie ist bezeichnend<br />
für die (Un)Kenntnisse und<br />
Vorurteile, die man zu Hause gegenüber<br />
unserem großen östlichen<br />
Nachbarland pflegt. Auf<br />
diese Weise eingestimmt, trat<br />
ich am 1. Oktober meinen<br />
Dienst an der Deutschen Botschaft<br />
in Warschau an, einer<br />
Stadt, die mir völlig fremd<br />
war und deren Namen ich bis<br />
dato nur im Zusammenhang<br />
mit Begriffen wie „Ghetto“,<br />
„Aufstand“ und „Pakt“<br />
kannte.<br />
Zum Glück begrüßte uns<br />
die Stadt mit strahlendem<br />
Herbstwetter und zeigte sich<br />
von ihrer schönsten Seite.<br />
Viele größere und kleinere Parks<br />
sowie eine reichliche Anzahl Palais<br />
und Paläste lockern das Stadtbild auf,<br />
das ansonsten durch unterschiedliche<br />
Baustile aus der zweiten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts bestimmt wird –<br />
nicht alles sind Plattenbauten. Da<br />
Warschau im Krieg von Deutschen<br />
Truppen zu großen Teilen zerstört<br />
wurde, ist selbst die zum Weltkulturerbe<br />
zählende, sehenswerte Altstadt<br />
eine Aufbauleistung der Nachkriegszeit.<br />
Das moderne Warschau unterscheidet<br />
sich dagegen kaum von<br />
dem, was wir aus Deutschland kennen:<br />
Einkaufszentren, Supermärkte<br />
Die Krakauer Tuchhallen auf dem<br />
Alten Markt.<br />
und Hochhäuser scheinen mittlerweile<br />
in weiten Teilen der Welt nach<br />
einheitlichem Muster erstellt zu werden.<br />
Recht schnell merkt man jedoch,<br />
dass Polen trotzdem anders ist als<br />
Deutschland. Auffällig ist zunächst<br />
die Bedeutung, die die Katholische<br />
Kirche in Polen hat. Allen voran Papst<br />
Jan Paweł II, der in Umfragen regelmäßig<br />
als der wichtigste Pole genannt<br />
wird. Aber auch Benedikt kommt in<br />
Polen gut an, nicht zuletzt seit seinem<br />
Besuch im Mai 2006. <strong>Der</strong> Glaube<br />
ist lebendig, die Kirchen sind voll.<br />
Sonntags gibt es in jeder Kirche<br />
fünf Messen – mindestens.<br />
Ein Erlebnis ist es,<br />
Allerheiligen in Polen zu erleben.<br />
Friedhöfe so überlaufen<br />
wie ein guter Jahrmarkt, die<br />
Gräber ein einziges Kerzenmeer.<br />
Erstaunlich aber, dass<br />
an vielen kirchlichen Feiertagen<br />
wie auch an normalen<br />
Sonntagen die Geschäfte in<br />
Warschau geöffnet waren, oft<br />
bis in die späten Abendstunden<br />
– erst ein im Sommer<br />
2007 verabschiedetes Gesetz<br />
wird dies ändern.