Phoneme

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Struktur der deutschen Sprache 1: Das Wort Sommersemester 2008 Dr. Said Sahel Meibauer et al. (2002: 84) • Phoneme repräsentieren die Ebene des abstrakten Sprachsystems (Phonologie) • Allophone repräsentieren die Ebene der konkreten lautlichen Realisierungen (Phonetik) • Phoneme werden in Schrägstrichen notiert / / Phonem‐Definition • Phoneme sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten • Ein Phonem erfüllt die zentrale Bedeutung der Bedeutungsdifferenzierung • Zwei lautliche Einheiten eines Einzelsprachsystems sind Phoneme, wenn sie in Opposition zueinander stehen, d.h. wenn sie in derselben Lautumgebung miteinander kontrastieren • Die Oppositionen können über Minimalpaare, d.h. minimal differierende Wörter, ermittelt werden Gasse – Kasse /g/ ‐ /k/ Nacht – Macht /n/ ‐ /m/ bar – Paar /b/ ‐ /p/ Bus – Busch /s/ ‐/S/ Deich – Teich /d/ ‐ /t/ Höhle – Hölle /O˘/ ‐ /ø/ Phonologisch relevante Lauteigenschaften • Phoneme kontrastieren nicht als „Ganzes“, sondern nur in bestimmten Lauteigenschaften • Die Phonempaare /g/‐/k/, /b/‐/p/ und /d/‐/t/ kontrastieren in der Lauteigenschaft ‚Stimmton‘ • Die Minimalpaare Gasse–Kasse, bar–Paar und Deich–Teich unterscheiden sich in der Lauteigenschaft ‚Stimmton‘ des ersten Lautsegments → Die Lauteigenschaft ‚Stimmton‘ ist im Sprachsystem des Deutschen bedeutungsunterscheidend und somit phonologisch relevant Phoneme 8.5.2008 Seite 2
Struktur der deutschen Sprache 1: Das Wort Sommersemester 2008 Dr. Said Sahel Phonologisch relevante Lauteigenschaften: einzelsprachliche Unterschiede • Nicht alle Lauteigenschaften sind bedeutungsunterscheidend in einem Einzelsprachsystem, d.h. phonlogisch relevant • Vielmehr haben viele Lauteigenschaften (die auf der Grundlage einer auditiven Segmentation gewonnen werden) keine bedeutungsunterscheidende Funktion, d.h. sie sind phonologisch nicht relevant • Im Deutschen ist beispielsweise die Lauteigenschaft ‚Aspiration‘ nicht bedeutungsunterscheidend, denn es gibt kein Minimalpaar, das sich allein in dieser Lauteigenschaft unterscheidet • Vielmehr ist die Aspiration im Deutschen eine regelhaft vorhersagbare Lauteigenschaft • Es ist von Sprache zu Sprache unterschiedlich, welche Lauteigenschaften bedeutungsunterscheidend sind Beispiel Aspiration Aspiration im Deutschen • Die deutschen Wörter und enthalten ein [tʰ] bzw. ein [t] • Die Aspiration im Wort bzw. die Nicht‐Aspiration im Wort ist vorhersagbar – Im Wort ist das [tʰ] wortinitial vor einem Vokal, daher aspiriert – Im Wort steht das [t] nach dem postalveolaren Frikativ [S], daher nicht aspiriert • Im Deutschen finden sich keine Wörter mit anlautendem [t] vor einem Vokal, das nicht aspiriert ist • …und andererseits finden sich keine Wörter mit einem [t] nach einem postalveolaren Frikativ [S], das aspiriert ist → Die jeweilige Lautumgebung erlaubt entweder die Lauteigenschaft [+aspiriert] oder [‐aspiriert] Aspiration im Thai • Im Thai ist hingegen die Lauteigenschaft ‚Aspiration‘ bedeutungsunterscheidend und somit phonologisch relevant • [t] und [tʰ] sind im Thai Phoneme: Sie kontrastieren in der selben Lautumgebung • Es finden sich im Thai Wörter, die sich allein in der Lauteigenschaft ‚Aspiration‘ unterscheiden: Phoneme 8.5.2008 Seite 3
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