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Persuasionsstile in Europa<br />

Internationale Arbeitstagung vom 2.–3. September 2011 in Helsinki<br />

<strong>Abstracts</strong><br />

Bilut-Homplewicz, Zofia (Rzeszów/Polen):<br />

Kommentar als ‚Pressegattung‘. Zur Spezifik der Presseforschung in Polen in der Diskussion<br />

Demarmels, Sascha (Luzern/Schweiz):<br />

„Meiner Meinung nach kann man das so oder anders sehen.“ – Der journalistische Kommentar<br />

Giessen, Hans W. (Saarbrücken/Deutschland):<br />

„Was nun, Herr Obama?“ <strong>Eine</strong> quantitative textanalytische und medienlinguistische Untersuchung<br />

deutschsprachiger Kommentare über die US-amerikanischen Midterm Elections im November 2010<br />

aus unterschiedlichen Zeitungskategorien<br />

Hoffmann, Michael (Potsdam/Deutschland):<br />

Kommunikative Dimensionen persuasiver Stile<br />

Kohvakka, Hannele (Helsinki/Finnland):<br />

Argumentation oder Anspielung? – Zur argumentativen Struktur deutsch- und finnisch-sprachiger<br />

Glossen<br />

Lüger, Heinz-Helmut (Landau/Deutschland):<br />

Persuasion als medienlinguistisches Phänomen<br />

Luginbühl, Martin (Zürich/Schweiz):<br />

Fernsehnachrichten-Kommentare im Textsortennetz<br />

Mac, Agniezka (Rzeszów/Polen):<br />

Bewertungs<strong>mit</strong>tel in deutschen und polnischen Kommentarüberschriften aus kontrastiver Sicht<br />

Malmqvist, Anita (Umeå/Schweden) & von der Heiden, Gregor (Greifswald/Deutschland):<br />

„Der Schuldzuweiser“ – Zum persuasiven Mittel der Personalisierung in Pressekommentaren einer<br />

schwedischen und deutschen Tageszeitung<br />

Petkova-Kessanlis, Mikaela (Sofia/Bulgarien):<br />

Persuasives Handeln in Texten der Textsorte „Kommentar“ in deutschsprachigen Zeitungen im<br />

Ausland<br />

Rahm, Henrik (Lund/Schweden):<br />

Persuasionsstrategien in einer Artikelserie über den geplanten Umzug des Hospizes in Lund<br />

Skog-Södersved, Mariann (Vaasa/Finnland):<br />

Zu den Bewertungen in deutsch- und schwedischsprachigen Leitartikeln. <strong>Eine</strong> wortorientierte<br />

Analyse am Beispiel von Berliner Zeitung und Hufvudstadsbladet<br />

Stefani-Meyer, Georgette (Saarbrücken/Deutschland):<br />

Deontologie und Persuasionsstile im Kommentar (am Beispiel der deutschen, französischen und<br />

italienischen Presse)<br />

Szwed, Iwona (Rzeszów/Polen):<br />

Persuasive sprachliche Handlungen im polnischen und deutschen Online-Pressekommentar aus<br />

handlungstheoretischer Sicht


Bilut-Homplewicz, Zofia (Rzeszów/Polen):<br />

Kommentar als ‚Pressegattung‘. Zur Spezifik der Presseforschung in Polen in der Diskussion<br />

Die starke Bindung der Presseforschung an die literarische Gattungstheorie kann als ein charakteristischer<br />

Zug polonistischer Untersuchungen angesehen werden. Diese Tatsache ist auf die polonistische<br />

Textforschung überhaupt zurückzuführen, die der Literaturwissenschaft und Stilistik nahe<br />

steht und aus den beiden Disziplinen schöpft. So ist in der linguistischen Textforschung immer noch<br />

von Textgattungen (gatunki tekstu) und nicht von Textsorten (rodzaje tekstu) die Rede.<br />

Der Vortag soll der Frage nachgehen, inwieweit die Beschreibung des Kommentars <strong>mit</strong> der erwähnten<br />

Tradition in Verbindung steht und wie in ihr auf die Ergebnisse der neuesten textlinguistischen<br />

Untersuchungen zurückgegriffen wird.<br />

Mit Wojtak (2004: 166) 1 soll darauf hingewiesen werden, dass die Spezifik der polonistischen<br />

Kommentarforschung auch von der politischen Situation des Landes beeinflusst wurde. In der modernen<br />

Publizistik wird der Kommentar gerade jetzt entdeckt – die Journalisten experimentieren erst<br />

heute <strong>mit</strong> der ‘Gattung’, die Möglichkeiten des Kommentierens können gerade jetzt genutzt werden.<br />

Dies ist auch ein wichtiger Grund, warum über das sogenannte ‚Gattungsmuster’ des Kommentars<br />

früher nicht eingehend reflektiert werden konnte.<br />

Die erwähnten Aspekte lassen schlussfolgern, dass der kontrastive Vergleich von polnischen Pressekommentaren<br />

<strong>mit</strong> denen aus einem anderen Land zu aufschlussreichen Ergebnissen führen kann.<br />

Es scheint jedoch nicht nur interessant zu sein, konkrete Korpora zusammenzustellen und <strong>mit</strong>einander<br />

in Beziehung zu setzen, sondern auch das Charakteristische in der Forschung einzelner Länder<br />

im Hinblick auf diese Pressetextsorte (‘Gattung’) einer Analyse zu unterziehen.<br />

1 Vgl. Wojtak, Maria (2004): Gatunki prasowe. Lublin.


Demarmels, Sascha (Luzern/Schweiz):<br />

„Meiner Meinung nach kann man das so oder anders sehen.“ – Der journalistische Kommentar<br />

Ein Bestandteil im Modul „Schreiben für Wissenschaft und Praxis“ an der Hochschule Luzern<br />

Wirtschaft (HSLU-W) ist der (journalistische) Kommentar. Studierende tun <strong>sich</strong> in der Regel<br />

schwer <strong>mit</strong> dieser Textsorte. Entweder liefern sie Zusammenfassungen von Zeitungsberichten, ohne<br />

selber irgendeine Meinung zum Ausdruck zu bringen, oder sie stellen emotionale Behauptungen auf<br />

und vergessen dabei eine sachlich nachvollziehbare Argumentation. Ramge (1994, S. 144) geht von<br />

der These aus, dass auch nichtkompetent Handelnde (d. h. „Nicht-Journalisten“) Kommentare reproduzieren<br />

können. Wieso scheitern aber die Studierenden der HSLU-W? Ist ihr Unvermögen<br />

möglicherweise auf Veränderungen der Textsorte zurückzuführen?<br />

In meinem Kurzreferat möchte ich der Frage nachgehen, wie Kommentare beschaffen sein müssten<br />

und wer solche Beurteilungsregeln festsetzt. Neben normativen Aufstellungen in Ratgebern für den<br />

Journalismus und zu pädagogischen Zwecken finden <strong>sich</strong> im deskriptiven Bereich sprachwissenschaftliche<br />

Textsortenanalysen <strong>mit</strong> Ableitungen. Insgesamt scheint die theoretische Aufarbeitung<br />

dieser Textsorte aber eher spärlich.<br />

Weiter möchte ich exemplarisch aufzeigen, wie Kommentare tatsächlich beschaffen sind, wobei<br />

Qualitäts- und Gratiszeitungen sowie Radio und Fernsehen verglichen werden. Es wird <strong>sich</strong> zeigen,<br />

dass in den verschiedenen Medien auch die Kommentare leicht unterschiedlich sind. Dies ist unter<br />

anderem auf ihre jeweils eigene Spezifik in der multimodalen Gestaltung zurückzuführen. So erlaubt<br />

– im Gegensatz zum herkömmlichen Zeitungskommentar – das Radio <strong>mit</strong> dem Modus der<br />

gesprochenen Sprache Signale der Textsorte auf der paraverbalen Ebene und das Fernsehen zusätzlich<br />

auch noch nonverbale Zeichen.<br />

Literatur:<br />

Fasel, Christoph (2008). Textsorten. Konstanz: UVK (Wegweiser Journalismus, 2).<br />

Häusermann, Jürg (2005 2 ). Journalistisches Texten. Sprachliche Grundlagen für professionelles<br />

Informieren. Konstanz: UVK (Praktischer Journalismus, 43).<br />

Lüter, Albrecht (2008). Die Kommentarlage. Profilbildung und Polyphonie in medienöffentlichen<br />

Diskursen. Wiesbaden: VS Verlag.<br />

Perrin, Daniel (2004). Journalistisches Schreiben – Coaching aus medienlinguistischer Perspektive.<br />

In: Karlfried Knapp et al.: Angewandte Linguistik. Ein Lehrbuch. S. 255–275.<br />

Schoenke, Eva (1996). Wirtschaftskommentare. Textlinguistische Analysen, kontrastive Untersuchungen.<br />

Bremen: Universitätsbuchhandlung.<br />

Ramge, Hans (1994). Auf der Suche nach der Evaluation in Zeitungskommentaren. In: Markku<br />

Moilanen & Liisa Tiittula (Hg.): Überredung in der Presse. Texte, Strategien, Analysen. Berlin /<br />

New York: de Gruyter (Sprache. Politik. Öffentlichkeit, 3), S. 101–120.


Giessen, Hans W. (Saarbrücken/Deutschland):<br />

„Was nun, Herr Obama?“ <strong>Eine</strong> quantitative textanalytische und medienlinguistische Untersuchung<br />

deutschsprachiger Kommentare über die US-amerikanischen Midterm Elections im November 2010<br />

aus unterschiedlichen Zeitungskategorien<br />

Der Beitrag analysiert Kommentare verschiedener deutscher Tageszeitungen zu einem spezifischen<br />

Ereignis, den US-amerikanischen Midterm Elections im November 2010. Ziel war, zu untersuchen,<br />

ob und wie <strong>sich</strong> unterschiedliche Zeitungskategorien bezüglich verschiedener inhaltlicher und<br />

sprachlicher Aspekte auswirken. Die Kategorien waren: Boulevardzeitung (<strong>hier</strong> wurde die Bild-<br />

Zeitung als bundesweit gelesene Boulevardzeitung in das Korpus aufgenommen), Regionalzeitungen<br />

(in das Korpus wurden alle Regionalzeitungen des Bundeslands Rheinland-Pfalz aufgenommen),<br />

sowie Qualitätszeitungen (Bedingung war <strong>hier</strong> die bundesweite Verfügbarkeit). Bezüglich der<br />

Nutzung inhaltlicher und sprachlicher Aspekte (Erklär- vs. Bewertungskommentar, Bedeutung des<br />

ökonomischen Erkläransatzes, Wortzahl pro Satz, Ellipsen sowie Phraseologismen und rhetorische<br />

Figuren) wurde eine Hierarchie angenommen, deren eines Extrem das Boulevardblatt <strong>mit</strong> klaren,<br />

personalisierenden Kommentaren darstellen sollte, während das andere Extrem bei den Qualitätszeitungen<br />

<strong>mit</strong> ihrem elaborierten Code und der Bevorzugung abstrakterer (ökonomischer)<br />

Erkläransätze liegen sollte. Die Frage war, ob es insgesamt Boulevardisierungstendenzen gebe, wie<br />

<strong>sich</strong> die politische ,Rechts-links-Dichotomie’ und wie <strong>sich</strong> der Urbanisierungsgrad auswirke.<br />

<strong>Eine</strong> komparatistische Kompatibilitätsüberprüfung erfolgte anhand von Kommentaren aus luxemburgischen<br />

Tageszeitungen. Dabei konnten zumindest Indikatoren dafür gefunden werden, dass die<br />

Entwicklung in beiden Ländern unterschiedlich ist; dies stärkt die Vailidität der Befunde aus<br />

Deutschland. Insbesondere hat <strong>sich</strong> gezeigt, dass die Hierarchisierung modifiziert werden muss<br />

(Boulevardblatt → Qualitätszeitungen 1 → Regionalzeitungen1 → Regionalzeitungen 2 → Qualitätszeitungen<br />

2). Die ,Rechts-links-Dichotomie‘ spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Dagegen<br />

gibt es Hinweise auf Auswirkungen der Urbanisierung.<br />

Die Ergebnisse aus dem Untersuchungsfeld der Ellipsen haben dagegen gezeigt, dass (zumindest<br />

auch) eine starke zufällige Komponente die Untersuchung <strong>mit</strong> einem so kleinen Sample prägt. Von<br />

daher führen die Ergebnisse <strong>allen</strong>falls zu Vermutungen; eine valide theoretische Aussage bedarf<br />

weiterer Studien.


Hoffmann, Michael (Potsdam/Deutschland):<br />

Kommunikative Dimensionen persuasiver Stile<br />

„Stil ist relational!“ Den von Sandig (2001) formulierten Leitsatz stiltheoretischen Denkens gilt es<br />

persuasionsstilistisch auszuloten. Um die Koordinaten des für persuasive Stile maßgeblichen<br />

Relationengefüges abzustecken und Anschlussstellen für deren Beschreibung zu finden, wird ein<br />

Raster <strong>mit</strong> drei kommunikativen Dimensionen als aus<strong>sich</strong>tsreich erachtet. Es umfasst (1) die kommunikationstypologische,<br />

(2) die kultursemiotische und (3) die argumentationstheoretische Dimension.<br />

Zur kommunikationstypologischen Dimension<br />

Auf der Grundlage eines semiotischen Kommunikationsmodells (vgl. Hoffmann 2004) können Wesensmerkmale<br />

des Kommunikationstyps Persuasion bestimmt werden. So ist persuasive Kommunikation<br />

u.a. codebezogen als elaboriert-strategische Kommunikation zu kennzeichnen. Stilistisch<br />

relevant ist <strong>hier</strong>bei die Beschreibung persuasiver Gestaltungsstrategien, wie sie <strong>sich</strong> bei der Herstellung<br />

thematischer Strukturen in der politischen Werbung (vgl. Hoffmann 1998) oder bei der Präsentation<br />

von Anbieter, Konsument und Weiterem in der kommerziellen Werbung (vgl. Hoffmann<br />

2011) offenbaren.<br />

Zur kultursemiotischen Dimension<br />

Besagtes Kommunikationsmodell stellt semiotisch vielgestaltige Kommunikate in Rechnung und<br />

setzt sie in Relation zu Parametern des kommunikativen Rahmens, des kommunikativen Raums und<br />

des kommunikativen Geschehens. Das Modell ermöglicht deshalb die Relationierung von Persuasion<br />

(als Prozess) und Persuasivität (als Potenz) <strong>mit</strong> einer Vielfalt an Codes, Zeichenarten und Präsuppositionen.<br />

Stilsemiotisch relevant ist u.a. die Beschreibung von (strategischen) Gestaltungszusammenhängen,<br />

in die sprachliche, para- und nichtsprachliche Gestaltungs<strong>mit</strong>tel (als Persuasorien)<br />

integriert sind (vgl. auch Stöckl 2006, 14: „Codeverkoppelungen“). <strong>Eine</strong> auf Mikrostilistika reduzierte<br />

Beschreibung persuasiver Stile (Stilwirkungen) nach sprachsystembezogenen Ebenen (vgl.<br />

Hosman 2008) wird dem Gegenstand nicht gerecht.<br />

Zur argumentationstheoretischen Dimension<br />

Persuasives kommunikatives Handeln kann ein „Überzeugen“ des Adressaten bezwecken, was an<br />

eine argumentative Themenentfaltung gebunden ist. Pragmatische Argumentationsmuster als eine<br />

Hauptressource des rhetorischen Codes für das Gelingen persuasiver Kommunikation erweisen <strong>sich</strong><br />

als stilistisch differenziert. Von Interesse sind u.a. die Muster des topischen (vgl. Quasthoff 1975;<br />

Herbig 1992) und des metaphorischen Argumentierens (vgl. Pielenz 1993; Isberner 2010). Ihre Beschreibung<br />

kann zugleich der Klärung des Verhältnisses von persuasiven Denk- und Sprachstilen<br />

(vgl. Hoffmann 1996) dienlich sein.<br />

Literatur<br />

Herbig, A. F. (1992): „Sie argumentieren doch scheinheilig!“ Sprach- und sprechwissenschaftliche<br />

Aspekte einer Stilistik des Argumentierens. Frankfurt/M. u.a.<br />

Hoffmann, M. (1996): Persuasive Denk- und Sprachstile. In: Zeitschrift für Germanistik N.F. 6.2,<br />

293-307.<br />

Hoffmann, M. (1998): Gestaltungsstrategien und strategisches Gestalten. Zur Persuasivität von<br />

Thematisierungsstilen im politischen Diskurs. In: M. Hoffmann, Ch. Keßler (Hrsg.): Beiträge zur<br />

Persuasionsforschung. Frankfurt/M. u.a., 57-100.<br />

Hoffmann, M. (2004): Zeichenklassen und Zeichenrelationen bei der Verknüpfung von Text und<br />

Bild. Ein Beitrag zur semiotischen Semantik. In: I. Pohl, K.-P. Konerding (Hrsg.): Stabilität und<br />

Flexibilität in der Semantik. Frankfurt/M. u.a., 357-386.


Hoffmann, M. (2011): Werbekommunikation stilistisch. In: N. Janich (Hrsg.): Handbuch Werbekommunikation.<br />

Tübingen, im Druck.<br />

Hosman, L. A. (2008): Style and persuasion. In: U. Fix, A. Gardt, J. Knape (Hrsg.): Rhetorik und<br />

Stilistik. Berlin, New York, 1119-1129.<br />

Isberner, A.-V. (2010): Die rhetorische Figur der Metapher und ihr persuasiver Gehalt – dargestellt<br />

anhand von Flugblättern neonazistischer Gruppierungen in Deutschland. Universität Potsdam<br />

(Staatsexamensarbeit).<br />

Pielenz, M. (1993): Argumentation und Metapher. Tübingen.<br />

Quasthoff, U. (1975): Argumentationsbarrieren. Die Manifestation von Gruppenspezifik und die<br />

Behinderung von Verständigung durch topisches Argumentieren. In: J. Kopperschmidt, H.<br />

Schanze (Hrsg.): Argumente – Argumentation. Interdisziplinäre Problemzugänge. München,<br />

170-207.<br />

Sandig, B. (2001): Stil ist relational! Versuch eines kognitiven Zugangs. In: E.-M. Jakobs, A.<br />

Rothkegel (Hrsg.): Perspektiven auf Stil. Tübingen, 21-33.<br />

Stöckl, H. (2006): Zeichen, Text und Sinn – Theorie und Praxis der multimodalen Textanalyse. In:<br />

E. M. Eckkrammer, G. Held (Hrsg.): Textsemiotik. Studien zu multimodalen Texten. Frankfurt/M.<br />

u.a., 11-36.


Kohvakka, Hannele (Helsinki/Finnland):<br />

Argumentation oder Anspielung? – Zur argumentativen Struktur deutsch- und finnischsprachiger<br />

Glossen<br />

Im Aufbau der Argumentation von deutschen und finnischen Leitartikeln sind Unterschiede festzustellen.<br />

Dass in der ebenfalls meinungsbetonten Pressetextsorte Glosse <strong>mit</strong> erfinderischem Wortspiel<br />

und -witz neben Unterhaltung auch für oder gegen eine Sache argumentiert wird, ist sowohl<br />

der deutschen Glosse als auch der finnischen „pakina“ eigen. Die sprachlichen Mittel zur Erzeugung<br />

von Ironie und Witz sind dabei weitgehend die gleichen, aber in Bezug auf den Argumentationsaufbau<br />

der Glosse und „pakina“ kann schon auf der Basis früherer Untersuchungen angenommen<br />

werden, dass <strong>sich</strong> die argumentative Struktur jeweils anders entfaltet. In diesem Beitrag soll<br />

anhand einer Auswahl von Glossen aus der Berliner Zeitung und Helsingin Sanomat geklärt werden,<br />

was für Unterschiede zwischen den Sprachen in dieser Beziehung zu er<strong>mit</strong>teln sind. Darüber<br />

hinaus wird <strong>hier</strong> die Frage thematisiert, welche Zusammenhänge zwischen den variierenden Argumentationsweisen<br />

und der Persuasion jeweils bestehen und wie <strong>sich</strong> jene in der jeweiligen Zeitung<br />

sprachlich realisieren.


Lüger, Heinz-Helmut (Landau/Deutschland):<br />

Persuasion als medienlinguistisches Phänomen<br />

Persuasion ist <strong>mit</strong> verbaler Kommunikation untrennbar verbunden, man kann sie generell auch als<br />

„perlokutiven Zweck“ sprachlichen Handelns betrachten (Lenk 1991). Da<strong>mit</strong> bezeichnet Persuasion<br />

die <strong>mit</strong> einer Äußerung, <strong>mit</strong> einem Text vom Sprecher/Autor intendierte Wirkung; diese kann Veränderungen<br />

bezüglich der Einstellung, der Motivation, des Wissens von Adressaten wie auch die<br />

potentielle Auslösung konkreter Handlungen betreffen. Natürlich sind solche Wirkungen in der Regel<br />

nicht direkt erreichbar, sondern setzen, je nach vorliegendem Zweck, den Einsatz bestimmter<br />

Mittel, Verfahren oder Strategien voraus – von daher wird einschränkend meist nur von „Bewirkungsversuchen“<br />

gesprochen (von Polenz 1985).<br />

Die Linguistik hat es <strong>hier</strong> folglich <strong>mit</strong> einem nicht immer leicht zu fassenden Gegenstand zu tun.<br />

Persuasivität ist nicht einfach eine Funktion sprachlicher Ausdrücke oder Kon-struktionen; sie<br />

ergibt <strong>sich</strong> erst im kommunikativen Gebrauch, sie ist vom Textproduzenten nur begrenzt steuerbar<br />

und unterliegt verschiedenen kognitiven, sozialen oder psychischen Voraussetzungen auf seiten des<br />

Rezipienten.<br />

Noch schwieriger wird die Zuschreibung von Persuasivität, wenn man Textbeispiele aus unterschiedlichen<br />

Kommunikationskulturen heranzieht und <strong>mit</strong>einander zu kontrastieren versucht. Denn<br />

trotz aller Internationalisierungstendenzen speziell in den Medien sind nationale oder gruppenspezifische<br />

Besonderheiten nach wie vor prägend. So heißt es beispielsweise, daß gerade in Meinungsbeiträgen<br />

französischer Journalisten Kriterien wie ,literarische Qualität‘, ,hohes Abstraktionsniveau‘,<br />

,rhetorische Brillanz‘ tendenziell eine größere Rolle spielen als in deutschen Beiträgen:<br />

„Journalistische Text-gattungen im Lande Voltaires lassen deutlicher als in Deutschland den literarischen<br />

Ur-sprung des modernen Journalismus erkennen.“ (Woltersdorff 2001: 35) Oder pointierter:<br />

„prickelnder Champagner“ versus „nüchternes Schwarzbrot“? (Preisinger 2004)<br />

Vor diesem Hintergrund soll versucht werden, die Spreu tradierter Klischees vom Weizen belegbarer<br />

Aussagen zu trennen. Im Rahmen einer „kommunikativ orientierten Persuasi-onsstilistik“<br />

(Hoffmann 1998) werden deutsche und französische Kommentartexte gegenübergestellt und hin<strong>sich</strong>tlich<br />

ihres persuasiven Potentials untersucht. Dabei kommen makrostrukturelle Faktoren ebenso<br />

in Betracht wie bestimmte Merkmale auf mikrostruktureller Ebene.<br />

Literatur:<br />

Hoffmann, M. (1998): Gestaltungsstrategien und strategisches Gestalten. Zur Persuasivität von<br />

Thematisie-rungsstilen im politischen Diskurs. In: Hoffmann, M. / Keßler, Ch. (Hrsg.): Beiträge<br />

zur Persuasionsfor-schung. Frankfurt/M., 57-100.<br />

Lenk, H. E. H. (1991): Brauchen wir den Begriff der Perlokution für die Analyse sprachlichen Handelns?<br />

In: Der Ginkgo Baum 10, 261-270.<br />

von Polenz, P. (1985): Deutsche Satzsemantik. Grundbegriffe des Zwischen-den-Zeilen-Lesens.<br />

Berlin, New York.<br />

Preisinger, I. (2004): Das Berufsverständnis politischer Journalisten in Frankreich und Deutschland.<br />

In: Frenkel, C. / Lüger, H.H. / Woltersdorff, St. (Hrsg.): Deutsche und französische Medien im<br />

Wandel. Landau, 23-29.<br />

Woltersdorff, St. (2001): Die französische Presse zwischen Globalisierungsdruck und Selbstbehauptung.<br />

In: Weber, Th. / Woltersdorff, St. (Hrsg.): Wegweiser durch die französische Medienlandschaft.<br />

Marburg, 31-66.


Luginbühl, Martin (Zürich/Schweiz):<br />

Fernsehnachrichten-Kommentare im Textsortennetz<br />

Ein gängiges Verfahren der kontrastiven Textologie besteht darin, Exemplare „derselben“ Textsorte<br />

aus verschiedenen Ländern in einem Korpus zusammenzustellen und entlang von Landes- und/der<br />

Sprachgrenzen vergleichend zu analysieren. Dabei wird aber gerne vernachlässigt, wie die entsprechende<br />

Textsorte <strong>mit</strong> anderen Textsorten intertextuell verbunden ist – sei dies in diachroner oder<br />

synchroner Perspektive.<br />

In meinem Beitrag werde ich auf die Textsorte „Kommentar“ bzw. „Commentary“ in einer Schweizer<br />

und einer amerikanischen Fernsehnachrichtensendung eingehen. In einem ersten Schritt werde<br />

ich (aufgrund der untersuchten Sendungen einen sprachhistorischen) Blick auf Parallelen und Unterschiede<br />

der erwähnten Textsorten werden.<br />

In einem zweiten Schritt werde ich das Konzept der „Textsortenprofile“ erläutern, das dazu dient,<br />

den Stellenwert einer einzelnen Textsorte innerhalb umfassenderer Textsortennetze (wie etwa Sendungsformate)<br />

zu bestimmen. Dabei unterscheide ich zwischen „Textsortenrepertoire“, „Textsortenfrequenz“<br />

und „Textsortenvernetzung“. Ich werde zeigen, dass ein Blick auf Kommentare unter<br />

Berück<strong>sich</strong>tigung von Textsortenprofilen zu einer adäquateren Einschätzung dieser Textsorte (und<br />

der da<strong>mit</strong> verbundenen journalistischen Kultur) führt als dies im Rahmen einer „klassischen“ kontrastiv-textologischen<br />

Analyse möglich ist. Zudem werde ich die Frage diskutieren, ob eine Fokussierung<br />

auf die Textsorten „Kommentar“ im Zusammenhang <strong>mit</strong> Persuasionsstilen im Fall von<br />

Fernsehnachrichten sinnvoll ist – oder ob ange<strong>sich</strong>ts des Stellenwerts von Kommentaren in Fernsehnachrichten<br />

nicht auch ein Blick auf andere, nicht explizit kommentierende Textsorten sinnvoll<br />

ist.


Mac, Agniezka (Rzeszów/Polen):<br />

Bewertungs<strong>mit</strong>tel in deutschen und polnischen Kommentarüberschriften aus kontrastiver Sicht<br />

Obwohl der Kommentar als journalistische Textsorte länder- und sprachraumübergreifend durch<br />

dieselben Funktionen gekennzeichnet ist (vgl. beispielsweise Lüger 1995(b); Nowag/Schalkowski<br />

1998; Straßner 2001; Wolny-Zmorzyński/Kaliszewski/Furman 2006; Bauer/Chudziński 2008),<br />

muss berück<strong>sich</strong>tigt werden, dass Textsorten in unterschiedlichen Sprachen und Kulturen durch<br />

voneinander abweichende Normen und Traditionen geprägt sein können. Solche interkulturellen<br />

Differenzen manifestieren <strong>sich</strong> in relevanten Merkmalen eines jeden Textsortentyps, beispielsweise<br />

in den sprachlichen Mitteln zum Ausdruck bestimmter Sprachhandlungstypen. Hinzu kommt, dass<br />

die Konkurrenz zwischen Print- und anderen Medien zu Entscheidungen führt, die <strong>sich</strong> u.a. in der<br />

Kreativität und Originalität der Titelgestaltung der in der Presse erscheinenden Beiträge widerspiegeln,<br />

die für die Aufmerksamkeitslenkung bzw. Leserwerbung eine immer größere Rolle spielen.<br />

Da<strong>mit</strong> das Interesse der Rezipienten an einem Text geweckt wird, bedarf es u. a. des Einsatzes von<br />

Schlagwörtern, d.h. die Hauptproblematik muss in der Überschrift bzw. im Titel und oft auch im<br />

Untertitel durch eine besondere Wortwahl im Zusammenspiel <strong>mit</strong> einer korrelierenden Formgestaltung<br />

markiert und herausgehoben werden.<br />

In dem vorliegenden Beitrag sollen anhand eines Vergleichs von Kommentarüberschriften in ausgewählten<br />

deutschen und polnischen Tageszeitungen Besonderheiten in ihrer Formulierung anhand<br />

der Bewertungs<strong>mit</strong>tel exemplarisch herausgearbeitet werden.<br />

Die folgenden Fragestellungen werden an den Untersuchungsgegenstand herangetragen:<br />

1) Welche sprachlichen Bewertungs<strong>mit</strong>tel kommen bei der Formulierung der Überschriften zum<br />

Einsatz und <strong>mit</strong> welcher Häufigkeit werden sie von den Verfassern verwendet?<br />

2) Welche kulturspezifischen Besonderheiten lassen <strong>sich</strong> beim Vergleich der deutschen und polnischen<br />

Verwendungsweisen konstatieren?<br />

Zur Beantwortung dieser sprach- und kulturkontrastiven Fragekomplexe werden zwei Korpora erstellt.<br />

Jedes besteht aus Überschriften der in den populärsten Tageszeitungen publizierten Kommentare,<br />

wobei der Fokus auf den dominanten politischen Weltereignissen (Außenpolitik) liegt.<br />

Die Analyse soll aufzeigen, welche Bewertungs<strong>mit</strong>tel in den untersuchten Überschriften verwendet<br />

werden und wie <strong>sich</strong> das sprachliche Bewertungsinventar aufgrund der Vergleichsergebnisse in den<br />

beiden Korpora unterscheidet bzw. inwiefern es gemeinsame Merkmale aufweist.<br />

Die Ergebnisse dieser sprach‐ und kulturkontrastiven Studie sollen eine Basis für die Interpretation<br />

sowie weitere Untersuchungen der aktuellen Tendenzen einer kreativen Gestaltung von Überschriften<br />

bezüglich ihrer Attraktivität und aufmerksamkeitssteigernden Wirkung bilden.<br />

Literatur<br />

Bauer, Zbigniew/Chudziński, Edward (Hrsg.) 2008: Dziennikarstwo i świat mediów. Kraków.<br />

Brinker, Klaus 1994: Zum Zusammenhang von Textfunktion und thematischer Einstellung am Beispiel<br />

eines Zeitungskommentars. In: Markku Moilanen/Liisa Tiittula (Hrsg.): Überredung in der<br />

Presse. Texte, Strategien, Analysen. Berlin/New York, S. 35-44.<br />

Fries, Norbert 1991: Bewertung. Linguistische und konzeptuelle Aspekte des Phänomens. In: Sprache<br />

und Pragmatik. Arbeitsberichte 23. Lund, S. 1-31.<br />

Fries, Norbert 1992: Wartościowanie. Aspekty językowe i pojęciowe. In: Falkenberg, Gabriel/Fries,<br />

Norbert/Puzynina, Jadwiga (Hrsg.): Sprachliche Bewertung (polnisch und deutsch).<br />

Wartościowanie w języku i tekście (na materiale polskim i niemieckim. Warszawa, S. 25-44.


Herbig, Albert/Barbara Sandig 1994: Das kann doch wohl nur ein Witz sein! Argumentieren, Bewerten<br />

und Emotionalisieren im Rahmen persuasiver Strategien. In: Markku Moilanen/Liisa<br />

Tiittula (Hrsg.): Überredung in der Presse. Texte, Strategien, Analysen. Berlin/New York, S. 59-<br />

98.<br />

Läzer, Rüdiger 1994: Persuasionsstrategien im Wandel. Wertewandel und Textstrukturen in Kommentaren<br />

der DDR-Presse zur Zeit der ‚Wende’. In: Markku Moilanen/Liisa Tiittula (Hrsg.):<br />

Überredung in der Presse. Texte, Strategien, Analysen. Berlin/New York, S. 121-147.<br />

Lenk, Hartmut E.H. 1999: Der Explizitätsgrad von Bewertungen in der Textsorte ‚Pressekommentar’.<br />

In: Beiträge zur Fremdsprachenver<strong>mit</strong>tlung 35, S. 76-115.<br />

Lüger, Heinz-Helmut 1977: Sprachstrategien in Zeitungskommentaren. In: Die Neueren Sprachen<br />

76, S. 309-326.<br />

Lüger, Heinz-Helmut 1995(a): Presseanalysen: Meinungsbetonte Texte. In: Beiträge zur Fremdsprachenver<strong>mit</strong>tlung<br />

29, S. 111-137.<br />

Lüger, Heinz-Helmut 1995(b): Pressesprache. Tübingen.<br />

Lüger, Heinz-Helmut 2001: Akzeptanzwerbung in Pressekommentaren. In: Ulrich Breuer/Jarmo<br />

Korhonen (Hrsg.): Mediensprache – Medienkritik. Frankfurt am Main u. a., S. 207-224.<br />

Mikołajczyk, Beata 2004: Sprachliche Mechanismen der Persuasion. Frankfurt am Main.<br />

Ramge, Hans 1994: Auf der Suche nach der Evaluation in Zeitungskommentaren. In: Markku<br />

Moilanen/Liisa Tiittula (Hrsg.): Überredung in der Presse. Texte, Strategien, Analysen. Berlin/New<br />

York, S. 101-120.<br />

Sandig, Barbara 1979: Ausdrucksmöglichkeiten des Bewertens. Ein Beschreibungsrahmen im Zusammenhang<br />

eines fiktionalen Textes. In: Deutsche Sprache, 7. S. 137-159.<br />

Straßner, Erich 2000: Journalistische Texte. Tübingen.<br />

Wieczorek, Urszula 1999: Wartościowanie. Perswazja. Język. Kraków.<br />

Wolny-Zmorzyński, Kazimierz/Kaliszewski, Andrzej/ Furman, Wojciech 2006: Gatunki<br />

dziennikarskie. Teoria, praktyka, język. Warszawa.<br />

Zillig, Werner 1982: Bewerten. Sprechakttypen der bewertenden Rede. Tübingen.


Malmqvist, Anita (Umeå/Schweden) & von der Heiden, Gregor (Greifswald/Deutschland):<br />

„Der Schuldzuweiser“ – Zum persuasiven Mittel der Personalisierung in Pressekommentaren<br />

einer schwedischen und deutschen Tageszeitung<br />

Kommentare in der Tagespresse gelten als Texte, die meinungsäußernd sowie meinungsbildend<br />

angelegt sind. Idealiter liegt ihre Funktion in der Auslegung von Sachverhalten, der Einordnung von<br />

aktuellem Geschehen, der Bewertung von z.B. politischen Debatten und der Abschätzung von künftigen<br />

Entwicklungen. Jene primär argumentativen Texte sind bewusst aus der Position eines Kommentators<br />

formuliert (Burger 1990). Dieser verfolgt in seinem persuasiven Handeln vorwiegend das<br />

Ziel, dem Leser seine subjektive Einschätzung eines Sachverhalts zu ver<strong>mit</strong>teln und ihn <strong>mit</strong> seiner<br />

Sichtweise zu erreichen. Zur Verfolgung dieses Ziels wird Akzeptanzwerbung unter Anderem auf<br />

argumentatorischer und stilistisch-rhetorischer Ebene betrieben (Lüger 2001).<br />

Die vorliegende Untersuchung stützt <strong>sich</strong> auf zu Beginn des Jahres 2011 veröffentlichten politischen<br />

Kommentaren der Tageszeitungen DAGENS NYHETER (DN) und SÜDDEUTSCHE ZEITUNG<br />

(SZ). In kontrastierender Weise werden kommunikative Maßnahmen der Kommentatoren zur Werbung<br />

um Akzeptanz beim Leser analysiert. Insbesondere sind Auffälligkeiten bei der personalisierten<br />

Ausrichtung der Kommentare zu erkennen. Zum einen lässt <strong>sich</strong> bei deutschen Kommentaren<br />

eine Zuschreibung von politischen Sachverhalten auf einzelne Akteure feststellen, wohingegen die<br />

schwedischen Kommentatoren zumeist einen breiteren und so<strong>mit</strong> komplexeren Verantwortungsrahmen<br />

für politische Vorgänge wählen. Zum anderen zeichnen <strong>sich</strong> die schwedischen Kommentare<br />

durch explizite Selbstbezüge aus, die wiederum in den verschiedenen Formen auf der deutschen<br />

Seite gar nicht vorkommen. Ferner lassen <strong>sich</strong> offen<strong>sich</strong>tliche Unterschiede beim Aufbau der<br />

Kommentare insbesondere hin<strong>sich</strong>tlich der Überschriftsgestaltung erkennen. So werden häufig bei<br />

DN kurze Zitate aus dem Kommentartext gesondert hervorgehoben. Hierbei wird eine akzeptanzbildende<br />

Funktion deutlich, bei der die Kompetenz des Kommentators implizit dargestellt wird.<br />

Literatur:<br />

Burger, Harald (1990): Sprache der Massenmedien. 2. Aufl. Berlin/New York: de Gruyter.<br />

Lüger, Heinz-Helmut (2001): „Akzeptanzwerbung in Pressekommentaren”. In: Breuer, Ulrich/Korhonen,<br />

Jarmo (Hrsg.): Mediensprache Medienkritik. Frankfurt am Main: Lang, 207-224.


Petkova-Kessanlis, Mikaela (Sofia/Bulgarien):<br />

Persuasives Handeln in Texten der Textsorte „Kommentar“ in deutschsprachigen Zeitungen im<br />

Ausland<br />

Im nicht-deutschsprachigen Ausland erscheinen etwa 300 Tages- und Wochenzeitungen in deutscher<br />

Sprache (Martens 2009: 33). Medien dieser Art sind in aller Regel mehrfach adressiert. Für<br />

die primären Adressaten – deutsche Muttersprachler, die im Ausland ansässig sind bzw. über einen<br />

längeren Zeitraum im Ausland bleiben – sind sie ein wichtiges „Bindeglied zwischen der Heimat<br />

und dem neuen Lebensraum“ (ebd.: 34). Als sekundäre Adressaten sind Touristen und Geschäftsleute<br />

aus dem deutschen Sprachraum anzusehen, aber auch eine immer wachsende Gruppe von<br />

Nicht-Muttersprachlern, die die deutsche Sprache beherrschen und aus privaten oder beruflichen<br />

Gründen deutschsprachige Zeitungen lesen. Für die Berichterstatter vor Ort ist diese Mehrfachadressierung<br />

von besonderer Bedeutung: Denn sie stehen vor der verantwortungsvollen Aufgabe, ihrer<br />

Landsleute und <strong>allen</strong> Interessierten ein möglichst realistisches, aber auch ein – aus der Sicht der<br />

Gastgeber – Land und Leute gerecht werdendes Bild des Gastlandes zu ver<strong>mit</strong>teln.<br />

Der Beitrag setzt <strong>sich</strong> zum Ziel, das persuasive Handeln in Exemplaren der Textsorte „Kommentar“<br />

in zwei deutschsprachigen Auslandszeitungen zu beschreiben. Das Textkorpus umfasst insgesamt<br />

50 Kommentare: 25 der Texte entstammen der „Griechenland Zeitung“, die seit 2005 wöchentlich<br />

in der griechischen Hauptstadt Athen erscheint, 25 sind der monatlich seit 1993 in der Hauptstadt<br />

Bulgariens Sofia erscheinenden Zeitung „Bulgarisches Wirtschaftsblatt und Südosteuropäischer<br />

Report“ entnommen. Die Untersuchung erfolgt <strong>mit</strong>hilfe des Instrumentariums der pragmatischen<br />

Stilistik. Die Texte werden einer Analyse unterzogen, deren Ziel es ist, herauszufinden, welchen<br />

sprachlichen Handlungen eine persuasive Intention unterstellt werden kann und <strong>mit</strong> welchen<br />

sprachlichen Mitteln diese persuasiven Handlungen vollzogen werden. Anschließend sollen die<br />

Ergebnisse der Analyse beider Zeitungen <strong>mit</strong>einander kontrastiert werden.<br />

Literatur (Auswahl):<br />

Herbig, Albert F. /Sandig, Barbara (1994): Das kann doch wohl nur ein Witz sein! Argumentieren,<br />

Bewerten und Emotionalisieren im Rahmen persuasiver Strategien. In: M. Moilanen / L. Tiittula:<br />

Überredung in der Presse. Texte, Strategien, Analysen. Berlin / New York, 59-98.<br />

Lüger, Heinz-Helmut ( 2 1995): Pressesprache. Tübingen.<br />

Martens, Stephan (2009): Deutschsprachige Zeitungen im Ausland – Berichte aus dem sprachlichen<br />

Exil. In: eDUSA 4: 2009/2, 33-41. Online unter http://www.sagv.org.za/publ_dusa.htm.<br />

Sandig, Barbara (2006): Textstilistik des Deutschen. 2., völlig neu bearb. u. erw. Aufl. Berlin / New<br />

York.


Rahm, Henrik (Lund/Schweden):<br />

Persuasionsstrategien in einer Artikelserie über den geplanten Umzug des Hospizes in Lund<br />

Im Januar 2011 veröffentlichte die regionale Tageszeitung in Südschweden, Sydsvenskan, eine Artikelserie<br />

über den geplanten Umzug des Hospizes in Lund. In den Texten kommen die Beteiligten<br />

zu Wort, also die Patienten, das Personal und die Krankenhausleitung.<br />

Ziel ist, die sprachlichen Techniken der Persuasion zu untersuchen anhand folgender Forschungsfragen:<br />

Wie kommen die Beteiligten zu Wort?<br />

Wie kommentiert Sydsvenskan den Umzug direkt und indirekt?<br />

Wann und wie sind Äußerungen der Beteiligten bzw. der Zeitung als Persuasion zu verstehen?<br />

Welche Texte in der Artikelserie gehören zur Textsorte Kommentar bzw. zu anderen Textsorten?<br />

Welche Texte weisen mehrdeutige Textsortenzugehörigkeiten auf?<br />

Literaturverzeichnis<br />

Briggs, C. L. & Hallin, D.C. (2010): Health reporting as political reporting: Biocommunicability<br />

and the public sphere In: Journalism 2010 11:149<br />

Giltrow, J. & Stein, D. (2009) (Hrsg.): Genres in the Internet: Issues in the Theory of Genre Amsterdam<br />

& Philadelphia: John Benjamins<br />

Grunwald, E. (2004): De journalistiske avisgenrer [Die journalistischen Pressetextsorten] In:<br />

Teilmann, Katja (Hrsg.): Genrer på kryds og tværs [Textsorten kreuz und quer]. Odense:<br />

Universitetsforlag, 161-185<br />

Miller, C.R. (1994) [1984]: Genre as Social Action. In: Freedman, A.& Med¬way, P. (Hrsg.): Genre<br />

and the New Rhetoric. London: Taylor & Frances, 23-42<br />

Rahm, H. (2008): “Therapeutische Kommentare in der Presse? Textsortenfunktionen in Presseberichten<br />

über die schwedischen Ministermorde 1986 und 2003” In: Lüger, Heinz-Helmut (etc)<br />

(Hrsg.) Tagungsband der internationalen Fachkonferenz kontrastive Medienlinguistik, Landau/Pfalz,<br />

18-19. Mai 2006 ISBN 978-3-937333-99-1<br />

Swales, J. (1990): Genre analysis. English in academic and research settings. Cambridge: C.U.P.


Skog-Södersved, Mariann (Vaasa/Finnland):<br />

Zu den Bewertungen in deutsch- und schwedischsprachigen Leitartikeln. <strong>Eine</strong> wortorientierte<br />

Analyse am Beispiel von Berliner Zeitung und Hufvudstadsbladet<br />

Zu den meinungsbildenden Pressetexten gehört u. a. der Leitartikel (Lüger 1995, 125). Im Leitartikel<br />

werden vorwiegend aktuelle innenpolitische und außenpolitische Geschehnisse kommentiert.<br />

Als Beispiel kann ein Artikel im Hufvudstadsbladet vom 26. Januar 2011 dienen, in dem das<br />

Selbstmordattentat im Moskauer Flughafen Domodedowo kommentiert wird und in dem u. a. zu<br />

lesen ist: „Att säkerheten brister till och med dagen efter attentatet är frapperande.“ (‚Dass die Sicherheit<br />

sogar am Tag nach dem Attentat unzureichend ist, überrascht.‘) Der zitierte Satz ist ein<br />

Beispiel dafür, wie die Wortwahl die Einstellung des Autors eines Leitartikels bzw. seine Bewertung<br />

widerspiegeln kann. Die Kritik wird nicht nur durch die Feststellung, dass etwas überrascht,<br />

ausgedrückt, sondern auch durch brister (‚ist unzureichend‘) und das Verwenden von till och med<br />

(‚sogar‘) als Verstärkung vor der Angabe des Zeitpunkts.<br />

Dass sowohl explizit als auch implizit bewertet wird, ist in Leitartikeln zu erwarten und konnte auch<br />

in einem längeren Aufsatz von Lenk (1999) deutlich gezeigt werden. Seine Analyse ist sprachhandlungsorientiert<br />

und die empirische Untersuchung ergibt, dass der Illokutionstyp BEWERTEN stark<br />

dominiert. Aber <strong>mit</strong> welchen sprachlichen Mitteln wird diese dominierende Handlung auf Wortebene<br />

durchgeführt? Auch wenn es bekanntlich schwer ist, Bewertungen zu untersuchen (Ramge 1994,<br />

101), wird im Vortrag eine wortorientierte Analyse von Bewertungen präsentiert. Dabei soll auch<br />

versucht werden, eventuelle Unterschiede der Art der Versprachlichung von Bewertungen in schwedischen<br />

und deutschen Leitartikeln zu erkennen. Andere Sprachhandlungen als BEWERTEN bleiben<br />

bis auf weiteres unberück<strong>sich</strong>tigt.<br />

Die als Pilotstudie zu betrachtende Analyse wird anhand von einigen Leitartikeln aus der finnlandschwedischen<br />

Tageszeitung Hufvudstadsbladet und der deutschen regionalen Abonnementzeitung<br />

Berliner Zeitung durchgeführt. Die Wahl fiel auf diese Zeitungen, da sie in der jeweiligen Hauptstadt<br />

erscheinen und auch vorwiegend dort gelesen werden, also eher regional verbreitet sind. Außerdem<br />

dürften Regionalzeitungen weniger häufig Gegenstand von (kontrastiven) Untersuchungen<br />

der Pressesprache sein als überregionale Tageszeitungen (vgl. Schäfer 2006, 19f.).<br />

Literatur<br />

Lenk, Hartmut E. H. (1999): Der Explizitätsgrad von Bewertungen in der Textsorte ‚Pressekommentar‘.<br />

In: Beiträge zur Fremdsprachenver<strong>mit</strong>tlung 35, 76–115.<br />

Lüger, Heinz-Helmut (1995): Pressesprache. 2., neu bearb. Aufl. Tübingen.<br />

Ramge, Hans (1994): Auf der Suche nach der Evaluation in Zeitungskommentaren. In: Moilanen,<br />

Markku/Tiittula, Liisa (Hrsg.): Überredung in der Presse. Texte, Strategien, Analysen. Berlin/New<br />

York, 101–120.<br />

Schäfer, Patrick (2006): Textgestaltung zwischen Nähe und Distanz. Zum Sprachgebrauch der deutschen<br />

und französischen Regionalpresse. Landau.


Stefani-Meyer, Georgette (Saarbrücken/Deutschland):<br />

Deontologie und Persuasionsstile im Kommentar (am Beispiel der deutschen, französischen und<br />

italienischen Presse)<br />

Die Neupositionierung der Tageszeitung auf dem veränderten Medienmarkt insbesondere unter der<br />

Auswirkung des Zeitfaktors (Geschwindigkeit der Nachrichtenübertragung, Verlagerung der Mediennutzung<br />

– und da<strong>mit</strong> der Erwartungen des Lesers – im Tagesablauf, Veränderung der Umstände<br />

der Begegnung <strong>mit</strong> dem Text in einer übersättigten Informationsgesellschaft) befördert den Kommentar<br />

in den Vordergrund der heutigen Tagespresse. Mein Beitrag befasst <strong>sich</strong> <strong>mit</strong> der Relation<br />

zwischen expliziter Argumentationstechnik als offen<strong>sich</strong>tliches deontologisch vertretbares Mittel<br />

der Meinungsbildung einerseits und implizierten persuasiven Eingriffen andererseits. Diese sind<br />

unter dem argumentativen Überbau lokalisiert, widersprechen ihm nicht selten und überschreiten<br />

die deontologischen Grenzen eines verantwortungsvollen Diskurses. Dazu sollen Kommentare aus<br />

der deutschen, französischen und italienischen Tagespresse der letzten 30 Jahre herangezogen werden.<br />

Der kontrastive Standpunkt beab<strong>sich</strong>tigt, einen Einblick in die Rolle der kulturellen Gepflogenheiten<br />

für die Akzeptanz solcher Praktiken ermöglichen.


Szwed, Iwona (Rzeszów/Polen):<br />

Persuasive sprachliche Handlungen im polnischen und deutschen Online-Pressekommentar aus<br />

handlungstheoretischer Sicht<br />

Im Beitrag wird der Frage nach Persuasionsstilen in den polnischen und deutschen Medientexten<br />

kontrastiv und aus handlungstheoretisch ausgerichteter Perspektive nachgegangen. Es werden dabei<br />

die Begründetheit und Vorteile der Anwendung von Methoden der Illokutionsstrukturanalyse auf<br />

die Untersuchung von kurzen und kurzlebigen persuasiven Textsorten <strong>mit</strong> (meistens) gut nachvollziehbarer<br />

Senderstrategie wie Kommentar in der Online-Presse diskutiert. Der mehrfach in der<br />

Textlinguistik kritisierte sprechakttheoretische Ansatz ist meiner Meinung nach bei der Analyse von<br />

kurzen Texten <strong>mit</strong> klar gestelltem Ziel besonders gut geeignet, im Gegensatz beispielsweise zur<br />

Analyse von literarischen bzw. wissenschaftlichen Texten.<br />

Die Auffassung der Sprache als zielgerichtetes Handeln erlaubt es, die Persuasivität des Textes gut<br />

aufzuzeigen. Anhand der Aufdeckung von dominierenden und subsidiären Illokutionen sowie von<br />

<strong>hier</strong>archischen Illokutionsstrukturen (vgl. dazu Arbeiten der sog. Lunder Gruppe um Rosengren<br />

u. a.) in untersuchten Texten wird auf unterschiedliche Möglichkeiten des Ausdrucks von Intentionen<br />

des Textverfassers hingewiesen sowie nach besonders häufigen Indikatoren (vgl. Liedtke 1998)<br />

von Illokutionen in Medientexten gesucht. Die Kenntnis von Illokutionsindikatoren ist zur Bestimmung<br />

von einzelnen Illokutionstypen in Texten unentbehrlich.<br />

Mit Methoden der in der Sprechakttheorie wurzelnden Illokutionsstrukturanalyse werden am Beispiel<br />

des Kommentars zu aktuellen wirtschaftlichen Themen Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen<br />

der polnischen und der deutschen Online-Presse aufgezeigt. Das Hauptaugenmerk gilt dabei<br />

besonders schwierigen Themen, wie Aufarbeitung der wirtschaftlichen Krise in den deutschen und<br />

polnischen elektronischen Medien. Das kontrastiv angelegte Angehen kann zu interessanten<br />

Schlussfolgerungen zur sprachlichen Behandlung von schwierigen Themen in der polnischen und<br />

deutschen Gesellschaft führen.<br />

Literatur:<br />

LIEDTKE, Frank (1998): Grammatik der Illokution: über Sprechhandlungen und ihre Realisierungsformen<br />

im Deutschen. Tübingen.<br />

ROSENGREN, Inger (1984): Sprache und Pragmatik. Lunder Symposium 1984. Malmö.<br />

ROSENGREN, Inger (1983): Die Textstruktur als Ergebnis strategischer Überlegungen des Senders.<br />

In: Rosengren, Inger (Hrsg.): Sprache und Pragmatik. Lunder Symposium 1982. Malmö, S.157-<br />

191.

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