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Guideline Augenprobleme in der Grundversorgung - mediX schweiz

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Glaukom („grüner Star“)<br />

Im weitesten S<strong>in</strong>ne druckbed<strong>in</strong>gte Schädigung des Sehnerven, wobei es ke<strong>in</strong>e<br />

allgeme<strong>in</strong>gültige Grenze für den „normalen“ Augendruck gibt (Richtwert 21 mm Hg)<br />

und Schäden z.B. bei Vasospastikern und schlechter Durchblutung schon bei nicht<br />

e<strong>in</strong>deutig erhöhten Augendruckwerten vorkommen können („Normaldruckglaukom“).<br />

Umgekehrt gibt es Leute, die lebenslang „zu hohe“ Druckwerte haben, aber nie<br />

Folgen („okuläre Hypertension“).<br />

Immer noch häufige Ursache vermeidbarer Sehbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bzw. Erbl<strong>in</strong>dung auch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> 1. Welt, da das chronische Offenw<strong>in</strong>kelglaukom (die bei uns mit Abstand<br />

häufigste Form) sehr lange asymptomatisch bleibt. Erst grosse Gesichtsfeldausfälle<br />

fallen subjektiv auf. Screen<strong>in</strong>gempfehlung vgl. Dossier Vorsorgeuntersuchungen:<br />

spätestens ab 50 ca. alle drei Jahre, bei Risikofaktoren vorher. RF:<br />

Familienanamnese, hohe Fehlsichtigkeit, hoher Blutdruck. Die Behandlung <strong>der</strong><br />

okulären Hypertension ist e<strong>in</strong>e Grauzone und <strong>in</strong>dividuell zu diskutieren. Es gibt<br />

neuerd<strong>in</strong>gs evidenzbasierte Berechnungsgrundlagen fürs Risiko e<strong>in</strong>es<br />

Folgeschadens, d.h. e<strong>in</strong>es Glaukoms. Bei bereits vorhandenem Endorganschaden<br />

(Gesichtsfeldausfall) ist e<strong>in</strong>e Therapie zw<strong>in</strong>gend, ausser bei term<strong>in</strong>al Kranken. Auch<br />

hier ist <strong>der</strong> Behandlungseffekt seit e<strong>in</strong>igen Jahren evidenzbasiert. Man beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel mit Augentropfen. Nebenwirkungen und Complianceprobleme s<strong>in</strong>d häufig, und<br />

oft wirken die Tropfen alle<strong>in</strong>e nicht genug. In diesen Fällen wird e<strong>in</strong>e<br />

Glaukomoperation nötig.<br />

Für den Grundversorger ist das Glaukom die wahrsche<strong>in</strong>lich relevanteste<br />

ophthalmologische Diagnose. Dennoch wird es <strong>in</strong> Problemlisten (z.B. von<br />

Spitalaustrittsberichten) oft ignoriert. Demente Glaukompatienten vergessen ihre<br />

Tropfen nicht selten; als Folge erbl<strong>in</strong>den sie über kurz o<strong>der</strong> lang. Deshalb und wegen<br />

den potentiellen systemischen NW <strong>der</strong> Glaukombehandlung gehört diese Diagnose<br />

auf den „Radar“ des Hausarztes.<br />

First l<strong>in</strong>e drugs s<strong>in</strong>d heute die Betablocker und die Prostagland<strong>in</strong>analoga.<br />

Betablocker können selbst bei topischer Anwendung systemische Nebenwirkungen<br />

haben; e<strong>in</strong>e Okklusion des Tränenkanals nach dem Tropfen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t die<br />

systemische Aufnahme teilweise. Übliche Kontra<strong>in</strong>dikationen. Es gibt<br />

„kardioselektive“ Betablocker, zB Betoptic = Betaxolol, nicht ganz so potent wie <strong>der</strong><br />

meistverwendete Betablocker Timolol = Timoptic. Seit E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong><br />

Prostagland<strong>in</strong>analoga s<strong>in</strong>d Xalatan = Latanoprost und Co. die erste Wahl bei<br />

systemischen KI für Betablocker: Prostagland<strong>in</strong>analoga s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit die stärksten<br />

topischen Drucksenker und machen systemisch nichts, dafür lokal <strong>in</strong> bis zu 10% rote<br />

Augen, manchmal auch e<strong>in</strong>e Nachdunkelung <strong>der</strong> Iris und e<strong>in</strong> verstärktes<br />

Wimpernwachstum. Nicht ganz so oft verwendet werden alpha-adrenerge Agonisten<br />

(Alphagan = Brimonid<strong>in</strong>, Haupt-NW: Müdigkeit, lokale Reizung), topische<br />

Carboanhydrasehemmer (Trusopt = Dorzolamid, Azopt = Br<strong>in</strong>zolamid, weniger<br />

potent, lokale NW) und die alte Substanzklasse <strong>der</strong> Miotika wie Pilocarp<strong>in</strong>e (häufige<br />

Applikation, sehr oft NW wie z.B. Sehstörungen).<br />

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