Ewa Rzetelska-Feleszko in memoriam - Namenkundliche ...
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Ernst Eichler, Leipzig<br />
<strong>Ewa</strong> <strong>Rzetelska</strong>-<strong>Feleszko</strong> <strong>in</strong> <strong>memoriam</strong><br />
Die slavistische und polonistische Namenforschung hat nach dem Tode<br />
von Kazimierz Rymut erneut e<strong>in</strong>en schweren Verlust erlitten: am 22. Februar<br />
2009 ist Frau Professor <strong>Ewa</strong> <strong>Rzetelska</strong>-<strong>Feleszko</strong> nach langem Leiden<br />
<strong>in</strong> Warschau gestorben. Sie wurde am 14. Mai 1932 <strong>in</strong> Warschau geboren<br />
(geborene Kamińska). Zunächst studierte sie <strong>in</strong> Łodź bei Zdzisław<br />
Stieber, später <strong>in</strong> Krakau bei hervorragenden Slavisten und Polonisten<br />
wie Witold Taszycki, Kazimierz Nitsch, Jerzy Kuryłowicz, Tadeusz<br />
Milewsk i, Tadeusz Lehr-Spławiński u. a. Ihre Magisterarbeit schrieb sie<br />
bei Witold Taszycki über Familiennamen <strong>in</strong> der Landschaft Kujawien.<br />
Nach Abschluss der Krakauer Studien fand sie e<strong>in</strong>e Anstellung bei der<br />
Polnischen Akademie der Wissenschaften und ihrem Mitglied Zdzisław<br />
Stieber, der den Atlas der kaschubischen Dialekte begründete (Atlas językowy<br />
kaszubszczyzny i dialektów sąsiednych). Im Terra<strong>in</strong>, bei der Aufnahme<br />
des slavistisch wichtigen kaschubischen Sprachgutes, gewann sie viele<br />
Erfahrungen und Kenntnisse, die ihr dann auch bei der Mitarbeit am<br />
„Sorbischen Sprachatlas“ zugute kamen. Das Erbe kaschubischer und sorbischer<br />
Toponyme hat sie <strong>in</strong> mehreren Monographien gewürdigt, so über<br />
die Toponyme im Bezirk Koszal<strong>in</strong> / Kösl<strong>in</strong>. Im Institut für Slavenkunde der<br />
Polnischen Akademie der Wissenschaften leitete sie die <strong>Namenkundliche</strong><br />
Arbeitsgruppe, u. a. wurden die Gewässernamen Polens zusammen mit<br />
Jerzy Duma untersucht (1977), dann folgte e<strong>in</strong>e wertvolle Darstellung der<br />
Toponyme mit dem Suffix -ica (1978).<br />
E<strong>in</strong> Novum <strong>in</strong> der Slavistik war ihre Zusammenarbeit mit dem Historiker<br />
Adam Wolff, die der Sammlung, Dokumentation und Erklärung von<br />
Flurnamen Masowiens bis zum ausgehenden 16. Jahrhundert gewidmet<br />
war (Mazowieckie nazwy terenowe do końca XVI wieku, 1982) und e<strong>in</strong>e Bearbeitung<br />
von etwa 3000 Flurnamen erbrachte. Weitere Monographien s<strong>in</strong>d<br />
den Toponymen Pommerns (Pomorze), zusammen mit ihrem Mitarbeiter<br />
Jerzy Duma, gewidmet. Zugleich arbeitete sie an dem Projekt „Hydronymia<br />
Europaea“ mit und bearbeitete geme<strong>in</strong>sam mit Jerzy Duma die Namen<br />
der Zuflüsse der Weichselmündung und der unteren Oder (1987/ 88).<br />
Dieses Werk ist lizenziert unter e<strong>in</strong>er Creative Commons-BY 3.0 Deutschland Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/
404 Ernst Eichler<br />
Für die Namenforschung <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d die Beiträge der Verstor benen<br />
über zahlreiche Fragen der westslavischen Onomastik und der Integration<br />
slavischer Namen <strong>in</strong>s Deutsche, auch über sorbische Personennamen<br />
und Ortsnamen, von großer Bedeutung und müssen ausgewertet<br />
werden.<br />
Die Verstorbene hat sich für e<strong>in</strong>e Darlegung der gesamten slavischen<br />
Onomastik engagiert, wohl auch unter dem E<strong>in</strong>fluss Zdzisław Stiebers.<br />
Zunächst erschien unter ihrer Herausgeberschaft e<strong>in</strong>e Enzyklopädie der<br />
polnischen Onomastik (Polskie nazwy własne. Encyklopedia, 1998); dann<br />
hat sie zusammen mit Aleksandra Cieślikowa (Krakau) die Enzyklo pädie<br />
Słowiańska onomastyka. Encyklopedia [Slavische Onomastik] (Bde. I–II,<br />
2002 / 03) nach längerer Vorbereitung <strong>in</strong> der Kommission für slavische<br />
Onomastik beim Internationalen Slavistenkomitee herausgegeben. 1<br />
Bei all diesen Aktivitäten, auch als Vorsitzende der Kommission für<br />
slavische Onomastik beim Internationalen Slavistenkomitee, hat Frau<br />
<strong>Rzetelska</strong>-<strong>Feleszko</strong> große Umsicht, Objektivität und Blick für die Zukunft<br />
bewiesen. Ihr Tod ist e<strong>in</strong> schwerer Verlust, den die Onomastik<br />
betroffen hat. Die ihr 1997 gewidmete Festschrift mit dem zutreffenden<br />
Titel Ono mastyka i dialektologia, hg. von Hanna Popowska-Taborska und<br />
Jerzy Dum a (Warszawa 1997) mit Bibliographie, gibt e<strong>in</strong> deutliches Zeugnis<br />
ihre s Wirkens. Von besonderer Bedeutung ist die zusammenfassende<br />
Darstel lung W świecie nazw wlasnych [In der Welt der Eigennamen], die<br />
2006 erschien. Noch 2008 konnte sie das Buch Nazwy terenowe Pomorza Zachodniego<br />
zawierające elementy słowiańskie [Flurnamen Westpommerns, die<br />
slavische Elemente enthalten] veröffentlichen. Vorher hatte sie sich um die<br />
Rettung der Sammlung pommerscher Flurnamen, die Robert Holsten<br />
h<strong>in</strong>terlassen hatte, große Verdienste erworben. Diese bef<strong>in</strong>det sich heute<br />
<strong>in</strong> Stett<strong>in</strong>.<br />
Viele Auszeichnungen und Anerkennungen im nationalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />
Maßstab wurden ihr zuteil. Ihr Tod reißt e<strong>in</strong>e empf<strong>in</strong>dliche<br />
Lücke, die nicht so leicht gefüllt werden kann und der jüngeren Generation<br />
vielen Verpflichtungen auferlegt.<br />
1 Vgl. den Nachruf von Aleksandra Cieślikowa und Maria Malec <strong>in</strong>: Onomastica 53<br />
(2008/ 09).