Download des Leitartikels - Selbsthilfe-Kontaktstelle Frankfurt
Download des Leitartikels - Selbsthilfe-Kontaktstelle Frankfurt
Download des Leitartikels - Selbsthilfe-Kontaktstelle Frankfurt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Titel<br />
inzwischen 93 angeschlossenen Familien als auch Nichtmitgliedern<br />
die Vermittlung von qualifizierten Betreuungspersonen<br />
an. Sonderschullehrer, Pädagogen und Kinderkrankenschwestern<br />
springen nach Terminabsprache ein, wenn<br />
die Pflegeperson für die Betreuung <strong>des</strong> entsprechenden<br />
Kin<strong>des</strong> verhindert ist oder einfach nur ausspannen möchte.<br />
Der finanzielle Betreuungsaufwand kann nach dem Pflegeergänzungsgesetz<br />
über den Verein mit der zuständigen<br />
Krankenkasse abgerechnet werden. Zum anderen organisieren<br />
die Mitglieder regelmäßige Freizeitaktivitäten.<br />
Darunter sind etwa ein Spielkreis für Kinder mit und ohne<br />
Behinderungen zwischen 0 und 10 Jahren, ein Tanz- und<br />
Bewegungskurs, Kinderkochunterricht, Minigolf, ein Kunstworkshop<br />
und Kegelabende.<br />
„Der Bedarf an Betreuung und Aktivitäten ist immens“,<br />
weiß Silvia Johannes. Wer die Hemmschwelle überwinde<br />
und aus dem Schneckenhaus der Isolation komme, könne<br />
sich schon bald darauf ein Leben ohne die Gemeinschaft<br />
gar nicht mehr vorstellen. „Wer zu uns kommt, bleibt auch<br />
bei uns.“<br />
Für sein außergewöhnliches Engagement wurde der Verein,<br />
der sich im Januar 2007 in „fair leben Saar e.V.“ umbenannt<br />
hat, mit dem Saarländischen <strong>Selbsthilfe</strong>preis 2006<br />
ausgezeichnet.<br />
Seit Jahrzehnten kämpfen diverse Organisationen, Verbände<br />
und Vereine gegen eine latente oder auch offene Behindertenfeindlichkeit<br />
in unserer Gesellschaft. Als Ursache für<br />
diese diskriminierende Geisteshaltung gilt die Ablehnung<br />
eines von der „Norm“ abweichenden Körperbaus und abweichender<br />
körperlicher oder geistiger Möglichkeiten. Diese<br />
erfolgt vor dem Hintergrund der Vision eines perfekten<br />
Körpers als Gradmesser für Wohlstand und Glück. Der Begriff<br />
Behindertenfeindlichkeit wird von seinen Verwendern<br />
auch in Kombination mit Rassismus, Sexismus und Diskriminierung<br />
sozialer Klassen benutzt und in Zusammenhang<br />
gestellt. Behindertenfeindlichkeit manifestiert sich sowohl<br />
in zwischenmenschlichen Handlungen (mitleidige Blicke,<br />
abfällige Bemerkungen bis hin zu körperlicher Gewalt), institutioneller<br />
Arroganz (nicht behindertengerechte Gebäude<br />
oder Verkehrsmittel) und kulturellen Phänomenen (Körpernormen<br />
in den Medien).<br />
Dem behindertenfeindlichen Zusammenleben steht ein<br />
verbinden<strong>des</strong> und eingliedern<strong>des</strong> gegenüber. Integration<br />
ist auch das Leitmotiv <strong>des</strong> Vereins „Gemeinsam leben<br />
– gemeinsam lernen“, einem bun<strong>des</strong>weit aktiven Eltern-<br />
<strong>Selbsthilfe</strong>verband, der über ein Projektbüro in <strong>Frankfurt</strong><br />
am Main verfügt. Dort hat auch die Lan<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft<br />
Hessen ihren Sitz, die seit 1996 offizielle, von der<br />
Stadt <strong>Frankfurt</strong> beauftragte Integrationsberatungsstelle ist.<br />
„Wir setzen uns ein für gemeinsames Aufwachsen von<br />
Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen.<br />
Und das von Anfang an und in allen Bereichen, in denen<br />
sie unterwegs sind“, fasst Sibylle Hausmanns, Leiterin <strong>des</strong><br />
Projektbüros, die Vereinsziele zusammen. „Das betrifft die<br />
Kindertagesstätte, die Schule, die Freizeitaktivitäten, den<br />
Übergang in das Berufsleben und schließlich das Wohnen<br />
in der selbstgewählten Umgebung.“<br />
„Wer die Hemmschwelle überwindet und aus dem<br />
Schneckenhaus der Isolation kommt, kann sich<br />
schon bald darauf ein Leben ohne die Gemeinschaft<br />
gar nicht mehr vorstellen. (Silvia Johannes)<br />
Starker Mangel herrscht in <strong>Frankfurt</strong> an integrativen Hortplätzen.<br />
Deshalb hat die LAG Hessen von „Gemeinsam<br />
leben – gemeinsam lernen“ die Trägerschaft über ein<br />
Projekt übernommen, das sich „offener Treff“ nennt. In der<br />
Ernst-Reuter-Schule II in Niederursel, einer traditionell<br />
aufgeschlossenen Bildungsstätte, gilt dieses Integrationsangebot<br />
für Schülerinnen und Schüler mit körperlicher und<br />
geistiger Behinderung sowie mit Mehrfachbehinderung und<br />
Sinnesbeeinträchtigungen ab zwölf Jahren bis zum Ende der<br />
Schulausbildung. Die eigene Gestaltung der Freizeit gemeinsam<br />
mit Schülern ohne Behinderungen ist gelebte<br />
Integration. Die Besucher/innen <strong>des</strong> offenen Treffpunkts<br />
haben während der Werktage von 12.00 Uhr bis 17.00 Uhr<br />
die Gelegenheit, sich dort individuell zu beschäftigen oder<br />
aber Theater, Kino und Schwimmbad zu benutzen. Darüber<br />
hinaus gibt es diverse Angebote in den Schulferien.<br />
Was „Gemeinsam leben – gemeinsam lernen“ von vielen<br />
anderen – nicht weniger engagierten – Vereinen unterscheidet,<br />
ist die direkte Einmischung auf politischer- und<br />
auf Behördenebene. Einflussnahme auf die Gesetzgebung<br />
im Sinne eines selbstbestimmten Lebens ihrer Kinder mit<br />
Beeinträchtigungen ist ein Ziel, das in der Vereinsarbeit