Download des Leitartikels - Selbsthilfe-Kontaktstelle Frankfurt
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Titel<br />
hohe Priorität genießt. „Dabei ist die Gesetzgebung erstaunlicherweise<br />
den tatsächlichen Verhältnissen ein gutes Stück<br />
voraus“, sagt Sibylle Hausmanns. „Es geht also neben dem<br />
Füllen von Gesetzeslücken primär darum, den vorhandenen<br />
Gesetzen Leben einzuhauchen.“<br />
Dieses Anliegen vertritt der Verein verstärkt in der Öffentlichkeit:<br />
in Medien, aber auch bei Tagungen und Kongressen.<br />
So fand im vorigen Jahr ein Vortrag von Sibylle<br />
Hausmanns bei einer Tagung der Integrationsforscher in<br />
Rheinsberg viel Beachtung. Thema war die Eingliederung<br />
von Jugendlichen mit Behinderung in den allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt mit den Mitteln der Berufsvorbereitenden<br />
Bildungsmaßnahmen (BvB) der Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit.<br />
Die LAG Hessen von „Gemeinsam leben – gemeinsam<br />
lernen“ betrat mit ihrem Engagement Neuland innerhalb<br />
<strong>des</strong> <strong>Frankfurt</strong>er Stadtgebiets. Sie schwang sich nämlich zum<br />
ersten Träger auf, der eine BvB-Maßnahme für Menschen<br />
mit geistiger Behinderung nutzte.<br />
Diskrimination behinderter Menschen erfolgt<br />
vor dem Hintergrund der Vision eines perfekten<br />
Körpers als Gradmesser für Wohlstand und Glück.<br />
Im Vorfeld der Bildungsmaßnahme waren durch intensive<br />
Akquisitionsarbeit von der LAG Betriebe gefunden worden,<br />
die ihre grundsätzliche Bereitschaft erklärten, behinderten<br />
Menschen Gelegenheit zur Arbeitserprobung zu bieten.<br />
Gemeinsam mit ihnen wurden geeignete Tätigkeitsbereiche<br />
innerhalb <strong>des</strong> Betriebs gesucht und erschlossen, in denen<br />
es trotz Rationalisierung und Technologisierung noch „einfache“<br />
Arbeiten gibt. Wichtig hierbei war, dass die Erledigung<br />
dieser Arbeiten durch Menschen mit Behinderungen<br />
sich langfristig auch für den Betrieb lohnen sollte. Tatsächlich<br />
fanden sich noch solche Nischen, und die akquirierten<br />
Berufssparten sollen an dieser Stelle Erwähnung finden:<br />
Bäckerei, Kindergarten, Einzelhandel, Museum, Reiterhof<br />
und Schuhmacherwerkstatt. Dazu stellten Unternehmen<br />
weiterer Branchen Fortbildungsplätze in Büros und Lagern<br />
zur Verfügung. Anbietern und Teilnehmern der Bildungsmaßnahme<br />
ging es dabei weniger um einen bestimmten<br />
Qualifizierungsabschluss, sondern um individuelles Lernen<br />
Lebenshilfe e.V. <strong>Frankfurt</strong> am Main<br />
an einem Arbeitsplatz, der den Fähigkeiten und Neigungen<br />
<strong>des</strong> jungen Menschen entspricht, der aber auch Leistung<br />
und Lernen fordert. Es kam im Wesentlichen darauf an,<br />
Kompetenzen wie Selbständigkeit, Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit,<br />
Kritikfähigkeit und angemessenes Verhalten<br />
am Arbeitsplatz zu erlernen. Motivation musste nicht aufgebaut<br />
werden. Motiviert waren die meisten Teilnehmer/innen<br />
von Anbeginn in großem Maße!<br />
Das Ergebnis der Berufsfördernden Bildungsmaßnahme<br />
kann sich sehen lassen: Rund ein Drittel der Teilnehmer/<br />
innen mit geistiger Behinderung wurde in Beschäftigungsverhältnisse<br />
vermittelt. Dass die Mehrheit davon in Teilzeit<br />
arbeiten wird, weil viele von ihnen durch eine Vollzeitbeschäftigung<br />
überfordert wären, darf das Gesamtergebnis<br />
nicht schmälern. Vielmehr gilt es festzuhalten, dass ein<br />
Nachweis erbracht wurde, dass es abseits der Arbeit in<br />
eigens eingerichteten Werkstätten für behinderte Menschen<br />
eine berufliche Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
geben kann. Der hier eingeschlagene Weg ist arbeitsaufwändig<br />
und von langer Prozessdauer, führt jedoch<br />
nachhaltiger in die Integration als viele der ausgetretenen<br />
Pfade der Vergangenheit.