Download des Leitartikels - Selbsthilfe-Kontaktstelle Frankfurt
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Titel<br />
Förderung gibt“, gibt die Leiterin zu bedenken. „Neben<br />
den Stärken je<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> gibt es nun einmal auch seine<br />
Schwächen, die von allen am Prozess Beteiligten respektiert<br />
werden müssen.“<br />
Die Anzahl der interdisziplinär kooperierenden Berufsgruppen<br />
ist beträchtlich; Psycholog/innen, Sonder- und<br />
Heilpädagog/innen, Pädagog/innen, Sozialpädagog/innen,<br />
Sozialarbeiter/innen und Sonderschullehrer/innen arbeiten<br />
in der Frühförder- und Beratungsstelle, in der sich ebenfalls<br />
eine logopädische Praxis befindet. Eine gut funktionierende<br />
Zusammenarbeit mit externen Fachstellen und<br />
Einrichtungen ist die Basis für das dichte Betreuungsnetzwerk,<br />
das auch außerhalb <strong>Frankfurt</strong>s einen hervorragenden<br />
Ruf genießt. Dazu gehören Krankenhäuser, Kinderärzte,<br />
Einrichtungen der Ergotherapie und Krankengymnastik,<br />
Kindertagesstätten und Krippen, Schulen, Kinder- und<br />
Jugendärztlicher Dienst, die Sozialrathäuser und weitere<br />
Institutionen. Besonders die Kindergärten haben in letzter<br />
Zeit einen Kompetenzzuwachs erhalten. Für die Mitarbeiter/<br />
innen der Frühförder- und Beratungsstellen bedeutet das<br />
eine vorübergehende Pause im intensiven Betreuungsprozess<br />
der Kinder mit Behinderungen, der ganz im Sinne der<br />
Integrationsbegleitung erst mit der Vorbereitung auf die<br />
Schule wieder aktiviert wird.<br />
Aufgrund <strong>des</strong> großen, nicht selten belastenden Gesprächsbedarfs<br />
zu ihrer persönlichen und familiären Situation hat<br />
die Frühförder- und Beratungsstelle der Lebenshilfe einen<br />
Elterngesprächskreis initiiert. Den Eltern wird einerseits die<br />
Möglichkeit geboten, das Erlebte zu erzählen (wie habe ich<br />
die Diagnose meines Kin<strong>des</strong> erfahren, wie habe ich es aufgenommen?<br />
Wie wirkt sich das Leben mit einem beeinträchtigten<br />
Kind auf meine Person, meine Partnerschaft, meine<br />
Familie und meine Umwelt aus?), andererseits können sie<br />
sich untereinander austauschen, Verständnis füreinander<br />
aufbringen und sich Mut zusprechen. Auch die separate<br />
Geschwisterkindergruppe hat sich bewährt. Je<strong>des</strong> Geschwisterkind<br />
geht erfahrungsgemäß unterschiedlich mit dieser<br />
Familiensituation um. Das Wohlbefinden der Geschwister<br />
ist abhängig davon, wie in der Familie mit der Behinderung<br />
<strong>des</strong> Bruders oder der Schwester umgegangen wird, wie miteinander<br />
gesprochen wird und welche Gefühlsäußerungen<br />
erlaubt sind.<br />
Frühförderung wird auf der Grundlage von § 53/54, SGB<br />
XII in Verbindung mit § 55, SGB IX beantragt. Liegt ein<br />
Attest mit der entsprechenden Diagnose vor, übernimmt<br />
in <strong>Frankfurt</strong> das Jugend- und Sozialamt als Kostenträger<br />
sämtliche Beratungen und Therapien. Ein Wermutstropfen<br />
ist allerdings die verhältnismäßig lange Warteliste. „Es gibt<br />
mehr Bedarf als Plätze“, konstatiert Christine Jung-Seeh.<br />
Wie bei anderen Einrichtungen sei auch bei der Lebenshilfe<br />
eine Wartezeit von einigen Wochen, mitunter sogar bis zu<br />
vier Monaten Realität.<br />
Im saarländischen Schwalbach hat Sascha Johannes enorm<br />
von seiner Frühförderung, aber auch vom Einsatz seiner<br />
Eltern und vom Verein „fair leben Saar e.V.“ profitiert.<br />
Sascha, sagt seine Mutter stolz, sei ein fröhlicher, aufgeweckter<br />
junger Mann, der viel und gerne lache und am<br />
alltäglichen Leben teilhabe. Sie selbst habe das Gefühl, alles<br />
richtig gemacht zu haben. Silvia Johannes möchte aber<br />
auch die Rolle ihres Mannes ins rechte Licht gestellt wissen,<br />
der, im Gegensatz zu vielen anderen Vätern von Kindern<br />
mit Behinderungen, das Handicap seines Sohnes nach dem<br />
Diagnoseschock als Herausforderung betrachtet habe.<br />
„Es ist grundsätzlich falsch anzunehmen, dass Eltern von<br />
Kindern mit Behinderungen nichts vom Leben haben“, sagt<br />
die heute 45-Jährige. „Wir leben bestimmt nicht schlecht.<br />
Wir leben nur anders.“<br />
AUTOR:<br />
Volker Hütte<br />
Eschersheimer Landstraße 296, 60320 <strong>Frankfurt</strong> am Main<br />
E-mail: volker.huette@gmx.de<br />
Internetadressen der vorgestellten Vereine und Institutionen<br />
sowie Adressen mit weiteren empfehlenswerten<br />
Informationen zum Thema:<br />
www.fair-leben-saar.de<br />
www.gemeinsamleben-gemeinsamlernen.de<br />
www.lebenshilfe-ffm.de<br />
www.behinderte-kinder.de<br />
www.besondere-kinder.de<br />
www.muetter.besondere-kinder.de