Motorradkurier 03-06.indd

Irgendwo im Schnee
Winteridylle am Gurrensee
habe ich sie noch nie und der Straßendreck
erreicht einen Maximalzustand,
der dann von Zeit zu Zeit abfällt.
Man sagt es sei ein Rattenbike – der
Ausdruck gefällt mir nicht - es ist
einfach meine Maico. Wenn sie gut
läuft und wir so durch die winterlichen
Lande fahren, der urschwäbi-
Aufgenommen
auf der Messe
Fotografiert in Ulm
… beim Toy-Run Neu-Ulm
Wer von diesen Leuten anruft -
bekommt ein Gschenkle von der
Firma Liqui Moly, welche diese Aktion
großzügig unterstützt
Ruft an! 07307-961026
sche Zweitakt Sound durch den
doppelt verglasten Helm an mein
Ohr dringt - dann klopfe ich schon
mal ihren Tank und rede mit ihr,
lobe sie und verspreche ihr, dass ich
sie auch demnächst wieder auf den
OP Tisch stelle um ihr die Kette zu
spannen, die neuen Winterreifen
aufziehe oder einfach mal nach dem
Rechten sehe.
Technisch ist sie nämlich immer in
Ordnung und auch beim Neu-Ulmer
TÜV ist sie schon bekannt und „beliebt“,
weil sie zwar hundsmiserabel
bremst und somit viel „Weitsicht“
braucht, dafür aber immer leuchtet
und die richtigen Reifen drauf sind.
So sind wir über die Jahre zusammen
gewachsen und haben so manchen
Scheiß miteinander bewältigt.
Ob das nun die Schneewehen von
Holzschwang waren oder die
schneeglatten Straßen bei Solla im
Bayr. Wald. Oder die vielen abgefahrenen
Ritzel, auch das Ritzel der
Maico wird kompostiert
Primärkette war schon mal zahnlos,
ob das der losgegangene Unterbrecher
war oder der versagende alte
Regler, die kreischenden Radlager,
der plötzlich gebrochene Rahmen
oder der beim Bremsen am Blaubeurer
Ring abgebrochene Bremshebel,
der gerissene Gaszug in Neu-
Ulm, der völlig aufgelöste Kolben
in der Ulmer Keplerstraße. Der total
eingefrorene Vergaser von Günzburg,
die über den Sommer fest gegangene
Vorderradgabel oder die
total durchgerosteten Speichen und
Felgen mit ihren alten Reifen, abgefallene
Bremsbeläge und gerissene
Kupplungs- und Bremszüge, viel zu
schnell verschlissenen Ketten und
www.motoglaser.de
deren Räder und …ehrlich ich weiß
nicht mehr, was noch alles ich an
der Maico schon gerichtet habe!
Irgendwie gehört sie nun zu mir,
zum Stand des Motorrad Kuriers auf
der Biker Messe und als Logo des
Krad Verlages als eine letzte Bastion
gegen das aussterbende Wort und
das modernisierte Verkehrszeichen:
Krad!
Als ich nach der letzten „Motorexplosion“
so in der Wiese saß und
die alte Huddel vor mir stand wie
ein geschundener Gaul, da bekam
ich schon wieder Mitleid und es tat
mir etwas weh ums Herz. Nein, ich
kann und will sie nicht verschrotten
– so ein treuer Weggefährte und ein
so viel benutztes „Krad“ wird nicht
verschrottet – so ein Motorrad bekommt
das Gnadenbrot.
Also steht sie wieder auf dem OP
und ich baue ihr einen anderen Motor
ein, es gibt eine neue Kette, die
Züge werden geschmiert dann wird
sie eingesommert und wenn der
nächste Winter kommt, sind wir
wieder unterwegs - meine alte Maico
und ich. JG
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