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PROTESTANT<br />

AUSGABE <strong>49</strong> · DEZ. 2013/JAN. 2014 · BONN <strong>und</strong> <strong>die</strong> REGION<br />

Evangelische Einblicke<br />

Denen man<br />

nicht vergibt<br />

Markus Schwering<br />

über Mario Adorfs<br />

schwerste Rolle 3<br />

Vergeben <strong>und</strong><br />

befreien<br />

Vor Weihnachten:<br />

Beichtgottes<strong>die</strong>nst in der<br />

Tri ni tatiskirche Endenich 3<br />

Ulrike Chini<br />

von Oikocredit<br />

Zeit reif, mal wieder<br />

<strong>die</strong> Händler aus dem<br />

Tempel zu werfen 7<br />

Kann ich vergeben?<br />

Über eine christliche Gr<strong>und</strong>haltung, <strong>die</strong> sich nicht verordnen lässt<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser!<br />

Schuld, Vergebung, Versöh -<br />

nung, sind <strong>die</strong> Stichworte<br />

für <strong>die</strong>sen PROtestant.<br />

Vergebung <strong>und</strong> Versöhnung<br />

gelingen im Kleinen wie im<br />

Großen erfahrungsgemäß<br />

nur dann, wenn Menschen<br />

offen <strong>und</strong> ehrlich zu ihren<br />

Verfehlungen stehen. Sie<br />

nicht verschweigen, sie nicht<br />

vertuschen, sie anderen nicht<br />

in <strong>die</strong> Schuhe schieben.<br />

Ein uraltes Phänomen. ...<br />

Das Weib war’s ..., so Adam<br />

zu Gott in 1. Mose 3.<br />

... Die Schlange war’s ..., so<br />

danach Eva. Usw., usw. ...<br />

3.000 Jahre religiöses Wer -<br />

ben für ehrliche Schuld ein -<br />

geständnisse – wie wir -<br />

kungs voll war das eigentlich?<br />

Möglicherweise sehr mäßig.<br />

Insbesondere auch beim<br />

heutigen Menschen. Viel -<br />

leicht wegen ungeeigneter<br />

kirchlicher Bußpredigten.<br />

Vielleicht aber auch, weil<br />

<strong>die</strong> Moderne zwar immer<br />

individualistischer denkt<br />

<strong>und</strong> handelt, nicht aber bei<br />

der Frage von Schuld.<br />

Da reden Philosophen<br />

plötzlich vom Transperso -<br />

na len des Bösen. Da wird,<br />

sofern Gott überhaupt<br />

noch mitgedacht wird,<br />

allein <strong>und</strong> einzig nach seiner<br />

<strong>und</strong> nicht etwa nach<br />

der Verantwortung des<br />

Menschen gefragt.<br />

Vergib uns unsere Schuld,<br />

wie auch wir vergeben unseren<br />

Schuldigern, beten wir<br />

im Vaterunser. Was für eine<br />

Klarheit! Ob es uns über <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong>sjährige Advents- <strong>und</strong><br />

Weihnachtszeit wohl gelingen<br />

könnte, sie wiederzufinden?<br />

Ihr<br />

Reinhard Bartha<br />

– Superintendent –<br />

Kirchenkreis An Sieg <strong>und</strong> Rhein<br />

Von Angela Beckmann<br />

Vergib uns unsere Schuld, wie<br />

auch wir vergeben unsern<br />

Schuldigern.« Im Vaterunser<br />

sprechen wir <strong>die</strong>sen Satz wie selbstverständlich<br />

mit. Dabei ist es für uns<br />

Menschen schwer, anderen zu vergeben,<br />

<strong>und</strong> es braucht immer Zeit. In<br />

manchen Fällen ist es unmöglich.<br />

Die Vergebung, von der wir hier<br />

sprechen, hat nichts mit einer Reak -<br />

tion auf ein alltägliches »Sorry, tut mir<br />

leid« zu tun. Vergebung ist etwas sehr<br />

Gr<strong>und</strong>sätzliches <strong>und</strong> für viele Men -<br />

schen ein tiefgehender Akt in einer<br />

zwischenmenschlichen Bezie hung.<br />

Mit jemandem ins Reine zu kommen,<br />

kann Teil der guten Vorsätze für ein<br />

neues Jahr sein. Und es wäre in unserer<br />

Gesellschaft eigentlich immer ak -<br />

tuell. Denn Rücksichtslosigkeit ge hört<br />

»<strong>zum</strong> Geschäft«, ob in Unternehmen<br />

oder in den Me<strong>die</strong>n. Über Schuld -<br />

eingeständnis <strong>und</strong> Vergebung denkt<br />

da aber fast keiner nach.<br />

Ehrlicher Umgang<br />

mit Angst, Trauer, Wut<br />

<strong>und</strong> Verzweiflung<br />

Oft sind es sehr verletzende Worte<br />

<strong>und</strong> Taten, <strong>die</strong> einen tiefen Graben<br />

zwischen zwei Menschen aufgerissen<br />

haben, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Vergebung brauchen,<br />

damit jemand wieder Frieden findet,<br />

<strong>zum</strong>indest für sich selbst. Nicht selten<br />

gibt es einen mehr oder weniger<br />

unausgesprochenen Druck auf den<br />

verletzten Menschen, dem anderen zu<br />

vergeben, gerade auch unter Christen<br />

<strong>und</strong> in der Kirche, mit dem Hinweis<br />

»Erst dann geht es dir auch selbst wieder<br />

besser«. Doch ist das eine<br />

Haltung, <strong>die</strong> tiefen Verletzungen in<br />

keiner Weise gerecht wird. Vergebung<br />

kann nicht verordnet werden! Sie<br />

muss erspürt werden <strong>und</strong> stimmig<br />

sein, <strong>und</strong> das geht nicht immer.<br />

Es stimmt, Jesus fordert uns auf,<br />

Vergebung zu einer Lebenshaltung<br />

zu machen. Dafür ist er Mensch<br />

geworden, woran wir uns Weihnach -<br />

ten erinnern. Er selbst ist das große<br />

Vorbild <strong>und</strong> nimmt <strong>die</strong> Sünden<br />

durch seinen Kreuzestod an Kar -<br />

freitag auf sich. Aber wir müssen<br />

unsere Möglichkeiten realistisch einschätzen,<br />

wir sind keine Über-<br />

Menschen. »Auch das gesteht Gott<br />

uns zu: den authentischen Umgang<br />

mit Gefühlen wie Trauer <strong>und</strong> Wut,<br />

Enttäuschung, Angst <strong>und</strong> Verzweif -<br />

lung. Sie ebnen erst den Weg <strong>zur</strong><br />

Vergebung«, sagt <strong>die</strong> Theologin Dr.<br />

Andrea Baare. »Wir würden kläglich<br />

Vergebung ist ein oft<br />

gehörter Wunsch –<br />

nicht nur <strong>zur</strong> Weihnachtszeit.<br />

Doch nicht jedes Herz<br />

lässt sich so einfach<br />

wieder flicken.<br />

scheitern, wenn wir uns mit süßlichübertünchter<br />

Christlichkeit über solche<br />

Gefühle hinwegsetzen wollten.«<br />

Echte Vergebung ist ein langer <strong>und</strong><br />

oft harter Weg, so wie ihn David in<br />

Psalm 23 beschreibt (»Und ob ich<br />

schon wanderte im finstern Tal,<br />

fürchte ich kein Unglück; denn du<br />

bist bei mir«) – <strong>und</strong> auch ein lohnenswerter.<br />

Dabei Gott an der Seite<br />

zu wissen ist tröstlich, Menschen an<br />

der Seite zu haben ist unersetzlich.<br />

Vergebung ist nötig –<br />

<strong>und</strong> manchmal unmöglich<br />

Doch Vergebung braucht für<br />

Menschen noch etwas anderes: Sie<br />

braucht <strong>die</strong> Anerkennung der<br />

Verletzung, <strong>die</strong> jemand erlitten hat,<br />

<strong>und</strong> Verständnis. Am besten natürlich<br />

<strong>die</strong> Anerkennung durch denjenigen,<br />

der verletzt hat. Aber mindestens<br />

<strong>die</strong> Bestätigung durch andere<br />

»ja, er oder sie hat dich sehr verletzt<br />

<strong>und</strong> ich verstehe, wie sehr dich das<br />

trifft«. Für Thomas Dobbek ist <strong>die</strong>se<br />

Anerkennung <strong>und</strong> <strong>die</strong> offene Aus -<br />

sprache darüber eine Gr<strong>und</strong>voraus -<br />

setzung, um <strong>zum</strong> Beispiel Konflikte<br />

von Trennungspaaren zu lösen.<br />

Dobbek ist Diplompsychologe <strong>und</strong><br />

Leiter der Evangelischen Beratungs -<br />

stelle Bonn. Trennungsberatung ist<br />

fester Bestandteil seiner Arbeit. Da<br />

geht es meist nicht darum, Paare<br />

wieder zusammenzubringen. Es geht<br />

um einen guten Umgang miteinander,<br />

vor allem <strong>zum</strong> Wohl der Kinder.<br />

»Mit tief verletzten Gefühlen werden<br />

<strong>die</strong> Eltern keine gemeinsame Lösung<br />

finden. Da braucht es das Verzei -<br />

hen.« Und darauf arbeiten er <strong>und</strong><br />

seine Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen in<br />

der Beratungsstelle hin.<br />

Dobbek sagt aber auch bei einem<br />

anderen Thema: »Vergebung ist un -<br />

möglich, das kann man niemandem<br />

abverlangen.« Das Thema ist Miss -<br />

brauch. Ob <strong>die</strong> Tochter, <strong>die</strong> von Vater<br />

oder Bruder sexuell <strong>und</strong> anderweitig<br />

physisch missbraucht wurde, oder ob<br />

<strong>die</strong> Mutter, deren Tochter von einem<br />

Vergewaltiger umgebracht wurde:<br />

»Von ihnen Vergebung zu verlangen,<br />

ist ein Druck, der sehr ungerecht ist.<br />

Dabei erfahren <strong>die</strong>se Opfer schon<br />

genug Druck <strong>und</strong> Leid.« In seiner 20-<br />

jährigen Berufstätigkeit ist Miss -<br />

brauch ein ständiges Thema, <strong>und</strong> es<br />

geht mit seinen Patientinnen in der<br />

Regel nicht um Vergebung. Sondern<br />

es geht darum, einen Weg der Hei -<br />

lung zu finden. Ein solches Trauma<br />

verschwindet nie, aber das Opfer<br />

muss <strong>zur</strong>ück zu einem »normalen Le -<br />

ben« finden können. Der Weg dort -<br />

hin beinhaltet Trauer, Wut, Angst,<br />

Scham, Misstrauen, Verzweif lung <strong>und</strong><br />

dauert oft Jahre. Eine Be geg nung mit<br />

dem Täter <strong>und</strong> Ver ge bung beinhaltet<br />

er in der Regel nicht (Ausnahmen<br />

gibt es). Und das können Thomas<br />

Dobbek, viele Thera peu ten <strong>und</strong><br />

andere Betroffene gut verstehen.<br />

Foto: Fotolia/Werkmann


Seite 2<br />

PROTESTANT<br />

Weihnachten 2013 / Neujahr<br />

Schuld <strong>und</strong> Vergebung im Knast<br />

Ein grenzwertiges Thema – Nach Beichte wird selten gefragt<br />

Weihnachten<br />

auf den Punkt<br />

Er führt regelmäßig Seelsorge ge -<br />

spräche mit den Inhaftierten, bietet<br />

Gruppen an <strong>und</strong> hält Gottes<strong>die</strong>nste<br />

in der Gefängnis kirche. Jens-Peter<br />

Preis ist seit fünf Jahren evangelischer<br />

Gefängnis seelsorger in der JVA<br />

Siegburg. PROtestant hat ihn be -<br />

fragt: Welche Rolle spielen Schuld<br />

<strong>und</strong> Vergebung in seinem Arbeits -<br />

alltag?<br />

Jens-Peter Preis: In der Einzel -<br />

seelsorge kommen Fragen von<br />

Schuld <strong>und</strong> Vergebung zunächst seltener<br />

<strong>zur</strong> Sprache als gedacht. Die<br />

meisten Häftlinge wollen erst einmal<br />

ihre Geschichte erzählen <strong>und</strong> fühlen<br />

sich schon durch das Zuhören<br />

erleichtert. Einige rüttelt <strong>die</strong> Haft<br />

wach. Bei Suchtkranken greifen <strong>zum</strong><br />

Beispiel <strong>die</strong> Alltagsroutinen von<br />

Suchtdruck <strong>und</strong> Beschaffungs kri -<br />

minalität nicht mehr, sie müssen<br />

abstinent leben. Manche kommen<br />

seit langer Zeit wieder zu klarem<br />

Verstand. Die Krisensituation Inhaf -<br />

tierung bietet dann <strong>die</strong> Chance, an<br />

Schmerzpunkte des eigenen Lebens<br />

zu kommen, nach der persönlichen<br />

Verantwortung <strong>und</strong> damit auch<br />

nach eigener Schuld zu fragen.<br />

PRO: Entlastet <strong>die</strong> Strafe <strong>die</strong> Häftlinge<br />

von dem Gefühl, Schuld auf sich geladen<br />

zu haben?<br />

Preis: Eigenes schuldhaftes Ver -<br />

halten anzusehen <strong>und</strong> dafür <strong>die</strong><br />

Verant wortung zu übernehmen ist<br />

für <strong>die</strong> meisten Menschen schwer, da<br />

unterscheiden sich Gefangene oft<br />

nicht von anderen. Mit Strafeinsicht<br />

ist es bei vielen Inhaftierten schwie-<br />

pro<br />

GRAMM<br />

Das Jahr 1914, Beginn des Ersten<br />

Weltkriegs vor 100 Jahren, ist Thema<br />

einer hochkarätigen Veranstaltungs -<br />

reihe des Evangelischen Forums<br />

Bonn ab Februar. Diese Zeit um den<br />

Kriegs ausbruch wird aus acht unterschiedlichen<br />

Perspekti ven mit ihrer<br />

Bedeutung bis in unsere Zeit hinein<br />

beleuchtet: Politik, Geschichte, So -<br />

zio logie sind ein Bereich, es folgt <strong>die</strong><br />

Ökonomie. Weitere Gesichtspunkte<br />

sind Bildende Kunst, Literatur, Mu -<br />

sik, Theologie, Philosophie sowie<br />

Naturwissenschaften. »1914 – Aufbruch,<br />

Umbruch, Zusammenbruch«<br />

lautet das Thema der Reihe im Rah -<br />

men der »Akademie am Vormittag«.<br />

Gibt spannende Rück- <strong>und</strong> Aus blicke:<br />

Pfarrer Dr. Axel von Dobbeler, Leiter<br />

Evange lisches Forum Bonn<br />

Die Seminare finden statt an acht<br />

Montagen <strong>und</strong> Dienstagen. Auftakt:<br />

3. Februar mit dem Bonner<br />

Politikwissenschaftler Siebo Janssen.<br />

Den Ab schluss gestaltet der bekannte<br />

Astro phy siker Hans Jörg Fahr am<br />

25. März <strong>und</strong> 1. April. ger<br />

n Teilnahme 60 bis 100 Euro. Anmel -<br />

dung erforderlich bis 24.01.2014: Evang.<br />

Forum (Tel. 6880-320). Das ganze<br />

Programm: www.bonn-evangelisch.de<br />

rig: Sie suchen <strong>die</strong> Schuld bei anderen,<br />

in der ungerechten Verteilung<br />

von Lebens chancen oder einer desolaten<br />

Kindheit. Im Siegburger<br />

Gefängnis sitzen auch Inhaftierte<br />

wegen Schwarz fahrens ein. Sie konnten<br />

ihre Geldstrafe nicht bezahlen<br />

<strong>und</strong> stottern sie mit Freiheitsentzug<br />

Kann ein Richter vergeben?<br />

Über Reue im Strafprozess – Ein Gastbeitrag<br />

Von Dr. Jens Rausch<br />

Findet sich ein Delinquent vor<br />

dem Strafgericht wieder – wir<br />

gehen davon aus, dass er der<br />

Tat schuldig ist –, stellt sich für ihn<br />

zuerst <strong>die</strong> Frage, wie er mit dem<br />

gegen ihn erhobenen Vorwurf umgehen<br />

soll. Dabei gelingt es einigen<br />

Menschen, ihre begangene Tat offen<br />

<strong>und</strong> unumw<strong>und</strong>en ein<strong>zur</strong>äumen.<br />

Andere hingegen gestehen nur teilweise<br />

oder aus taktischen Erwägun -<br />

gen. Wiederum ein anderer Teil<br />

streitet <strong>die</strong> Tat oder ein Verschulden<br />

daran ab. Jede <strong>die</strong>ser Verhaltens -<br />

weisen ist nach dem Strafprozess -<br />

recht zulässig; aus keiner von ihnen<br />

dürfen Nachteile für den Angeklag -<br />

ten folgen.<br />

Aber wie geht ein Gericht mit<br />

dem Täter um, der tatsächlich ein<br />

von Reue getragenes Geständnis<br />

ablegt <strong>und</strong> der sich, sofern möglich,<br />

bei dem Opfer aufrichtig entschuldigt?<br />

In der Praxis kommt es immer<br />

wieder zu Situationen, in denen ein<br />

Täter vor Gericht eine sogenannte<br />

Lebensbeichte ablegt oder erkennbar<br />

ergriffen, oft erstmalig, Dimension<br />

<strong>und</strong> Auswirkung des von ihm begangenen<br />

Unrechts einsieht. Kann er –<br />

gleich einem Gläubigen in der<br />

Beichte – Vergebung erwarten?<br />

Das Gesetz ist eindeutig: Zu -<br />

nächst ist mit den <strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />

Beweisen <strong>die</strong> schuldhafte<br />

Begehung der Tat festzustellen. Dann<br />

Augenblick der Besinnung: Ein Gefangener entzündet eine Kerze in der Gefängniskirche. »Wir<br />

brauchen solche Orte«, sagt Jens-Peter Preis (links), Gefängnis pfarrer in Siegburg<br />

ab. Viele fühlen sich dafür nicht<br />

schuldig, sondern einfach ungerecht<br />

behandelt.<br />

PRO: Wie wichtig ist den Häftlingen<br />

Vergebung?<br />

Preis: Es ist eher selten, im Gespräch<br />

bis an <strong>die</strong>sen Punkt zu kommen. Die<br />

Möglichkeit der Vergebung im<br />

christlichen Sinne kennen viele<br />

Gefangene nicht, weil sie wenig religiöse<br />

Bindung haben. Ihnen reicht<br />

es, sich Belastendes von der Seele zu<br />

reden.<br />

Dr. Jens Rausch, Vorsitzender einer<br />

großen Straf- <strong>und</strong> Wirt schafts -<br />

strafkammer des Landgerichts Bonn<br />

ist über <strong>die</strong> tat- <strong>und</strong> schuldange -<br />

messene Bestrafung zu befinden. Für<br />

<strong>die</strong>sen Vorgang der Straf<strong>zum</strong>essung<br />

gelten bestimmte Gr<strong>und</strong>sätze, <strong>die</strong><br />

vom Gericht zu beachten sind: <strong>die</strong><br />

Prinzipien der Abschreckung, der<br />

Resozialisierung sowie – nicht<br />

zuletzt – der vergeltenden Gerech -<br />

tigkeit.<br />

Die Bemessung der Strafe muss<br />

an zahlreichen Aspekten ausgerichtet<br />

werden. Sie alle definieren am Ende<br />

in ihrer Gesamtschau den Begriff der<br />

Schuld des Täters. Hierzu zählen<br />

seine Beweggründe, seine Gesin -<br />

nung, sein Vorleben, Art <strong>und</strong> Weise<br />

der Tatausführung sowie ihre Wir -<br />

kung, aber auch sein Verhalten nach<br />

der Tat. Hat er den dem Opfer verursachten<br />

Schaden wieder gutgemacht<br />

oder hat er sich um einen solchen<br />

Ausgleich bemüht, ist <strong>die</strong>s besonders<br />

PRO: Arbeiten Sie mit Ritualen?<br />

Preis: Wenn es passt, biete ich im<br />

Gespräch <strong>die</strong> Beichte an. Ich zünde<br />

eine Kerze an <strong>und</strong> das, was auf dem<br />

Herzen liegt, kann ausgesprochen werden.<br />

Nach dem Bekenntnis spreche ich<br />

dem Gefangenen im Auftrag Jesu <strong>die</strong><br />

Vergebung Gottes zu. Auch in unseren<br />

Gottes<strong>die</strong>nsten gibt es Beichtelemente.<br />

Die Inhaftierten sind nach Stille <strong>und</strong><br />

Sündenbekenntnis eingeladen, eine<br />

Kerze anzuzünden – für sich selbst<br />

oder einen anderen Menschen.<br />

Jutta Huberti-Post<br />

zu berücksichtigen, wenn damit <strong>die</strong><br />

Übernahme besonderer Verantwor -<br />

tung <strong>zum</strong> Ausdruck kommt.<br />

Zwar setzen <strong>die</strong>se Aspekte wirk -<br />

liche Reue, also ein Gefühl des<br />

Bedauerns über das eigene fehlerhafte<br />

Tun <strong>und</strong> Lassen, verb<strong>und</strong>en mit<br />

dem Bewusstsein von dessen Unwert<br />

<strong>und</strong> Unrecht nicht voraus. Doch<br />

damit ist Reue nicht unbeachtlich.<br />

Lässt sie sich aus dem Verhalten nach<br />

der Tat zusätzlich ablesen, hat sie<br />

strafmildernde Wirkung <strong>und</strong> führt<br />

auf <strong>die</strong>sem Wege zu einer geringeren<br />

Bestrafung.<br />

»Gott sei Dank:<br />

Das kommt immer<br />

wieder vor«<br />

Foto: J. Huberti-Post<br />

Wichtig aber: Ein Gericht kann nicht<br />

vergeben. Es setzt den Strafanspruch<br />

des Staates durch, ausgerichtet an<br />

den genannten Prinzipien. Ver ge -<br />

bung kann allein zwischen den<br />

betroffenen Menschen stattfinden.<br />

Das Gericht nimmt vom Täter<br />

bek<strong>und</strong>ete Reue insofern in der Rolle<br />

des Betrachters wahr: Sie ermöglicht<br />

Vergebung durch denjenigen, dem<br />

Unrecht widerfahren ist. Und <strong>die</strong>s<br />

kommt – Gott sei Dank – immer<br />

wieder vor!<br />

n Der Autor ist Vorsitzender Richter am<br />

Landgericht Bonn. Er hat unter anderem<br />

den Prozess <strong>zum</strong> WCCB in Bonn geleitet.<br />

Von Henning Theurich<br />

Pardonner c’est son métier. Das<br />

Bonmot wird dem Spötter<br />

Voltaire zugeschrieben als<br />

Ant wort auf <strong>die</strong> Frage, wie es um<br />

Gott <strong>und</strong> seine fehlerhaften Men -<br />

schen steht: »Vergeben ist sein<br />

Geschäft.« Spott beiseite, der Mann<br />

hat Recht, sein Wort bringt Weih -<br />

nachten theologisch auf den Punkt:<br />

Vergebung, unbedingt. Sie ist »<strong>die</strong><br />

Sonne, <strong>die</strong> Gott aufgehen lässt über<br />

Böse <strong>und</strong> Gute« (Matt häus 5, Vers<br />

45) – allen Warnungen vor Ausver -<br />

kauf der göttlichen Gnade <strong>zum</strong><br />

Trotz. Zu deren geordnetem Ge -<br />

brauch hatte <strong>die</strong> Kirche bis <strong>zur</strong><br />

Reformation das Ritual der Buße<br />

entwickelt, mit den vier Schritten<br />

von Reue, Be kennt nis, Absolution<br />

<strong>und</strong> Wiedergut machung. Auch<br />

Luther hat das Bußritual so hoch<br />

geschätzt, dass er es anfangs neben<br />

Taufe <strong>und</strong> Abendmahl noch als<br />

Sakrament gelten ließ.<br />

Milan K<strong>und</strong>era: »Eine<br />

Welt ohne Vergebung<br />

wird <strong>zur</strong> Hölle«<br />

Vergebung unterliegt Bedingun -<br />

gen, vollzieht sich schrittweise. Sie<br />

folgt einem psychologischen Ver -<br />

haltens muster: Auf <strong>die</strong> reuevolle<br />

Einsicht <strong>und</strong> <strong>die</strong> Formulierung der<br />

Schuld hin wird Vergebung zugesprochen<br />

<strong>und</strong> Wiedergutmachung<br />

versprochen. So wird verfehltes<br />

Leben wieder <strong>zur</strong>echt gebracht. »In<br />

einer Welt zu leben, in der niemandem<br />

vergeben wird, wo alle unerlösbar<br />

sind, ist dasselbe, wie in der<br />

Hölle zu leben« (Milan K<strong>und</strong>era).<br />

Henning Theurich, langjähriger<br />

Pfarrer an der Bonner Kreuz kirche<br />

<strong>und</strong> Autor von Radioandachten<br />

Dass Schuldigen vergeben wird,<br />

versteht sich nicht von selbst.<br />

Verge bung ist immer ein W<strong>und</strong>er<br />

<strong>und</strong> da rum unbedingt. Nach<br />

Luthers reformatorischem Ver -<br />

ständnis ist bei der Beichte der<br />

Freispruch (Abso lu tion) im Namen<br />

Gottes unbedingt zu gewähren. In<br />

Psalm 130 heißt es von Gott: »Bei<br />

dir ist <strong>die</strong> Vergebung, dass man<br />

dich fürchte.« Dazu der Theo loge<br />

Günther Dehn (1924): »Wir schauen<br />

auf den, bei dem Vergebung ist<br />

<strong>und</strong> Vergebung allein. Dieses Wort<br />

stürzt <strong>die</strong> Welt, es stürzt <strong>die</strong><br />

Götzen, es stürzt uns selbst. Über<br />

allem Sturz aber steht der, den niemand<br />

stürzen kann, Gott. Und bei<br />

Gott ist Vergebung. O Him -<br />

melswort, o Gnadenw<strong>und</strong>er, o selige<br />

Offen ba rung … Da wird <strong>die</strong><br />

Finsternis <strong>zum</strong> Licht. Nicht weil<br />

wir Lichter ange zündet hätten, um<br />

<strong>die</strong> Dunkel heit zu vertreiben, sondern<br />

weil auch <strong>die</strong> Finsternis nicht<br />

finster ist vor Ihm.«<br />

Henning Theurich<br />

n Der Autor, langjähriger Pfarrer an<br />

der Bonner Kreuzkirche, ist vielen auch<br />

durch seine R<strong>und</strong>funkandachten<br />

bekannt.


Weihnachten 2013 / Neujahr PROTESTANT<br />

Seite 3<br />

Fotos: Meike Böschemeyer<br />

Denen man<br />

nicht vergibt<br />

Von Markus Schwering<br />

Verbrennen, was belastet: Ein ganz besonderer Adventsgottes<strong>die</strong>nst in der Bonner Trinitatiskirche mit Pfarrer Uwe Grieser <strong>und</strong> Jugendlichen aus dem<br />

Konfirmandenunterricht<br />

Ja, es gibt Sünden, <strong>die</strong> verjähren<br />

nicht. Die <strong>die</strong> Aussicht verbauen,<br />

dass sich der Delinquent je<br />

von ihnen reinwaschen könnte.<br />

Sie sind sogar schlimmer als <strong>die</strong><br />

christlichen Todsünden, denen<br />

immerhin bei glaubhafter Reue<br />

Erlösung winkt. Einer solchen<br />

Sünde machte sich dereinst ganz<br />

unstrittig der Schauspieler Mario<br />

Adorf schuldig. Dass er sich jetzt<br />

offen dazu bekennt, macht <strong>die</strong><br />

Sache nicht besser. Und dass er<br />

keine Reue zeigt, sie eben nicht<br />

schlechter.<br />

Worum geht es? In der legendären<br />

»Winnetou«-Verfilmung<br />

aus dem Jahre 1963 erschießt<br />

Adorf in der Rolle des Bösewichts<br />

Santer Nscho-tschi, <strong>die</strong> schöne<br />

Schwester des Apachenhäuptlings.<br />

Und das wird ihm, der jetzt für<br />

einen Werbespot noch einmal den<br />

Santer mimt, nach eigener<br />

Auskunft immer wieder vorgehalten.<br />

Mit Sätzen <strong>die</strong>ses Formats:<br />

Verbrennen <strong>und</strong> Vergeben<br />

Foto: AachenMünchener<br />

Über einen bemerkenswerten Beichtgottes<strong>die</strong>nst in der Endenicher Trinitatiskirche<br />

Die Endenicher Kirchengemeinde<br />

lädt jedes Jahr am 4. Advent zu<br />

einem in <strong>die</strong>ser Form in unserer<br />

Region einmaligen Beichtgottes -<br />

<strong>die</strong>nst. Der langjährige Gemeinde -<br />

pfarrer <strong>und</strong> Bonner Superinten -<br />

dent Burkhard Müller, auch<br />

bekannt als Sprecher des »Wort<br />

<strong>zum</strong> Sonntag«, hat ihn entwickelt.<br />

PRO: Warum gibt es bei Ihnen einen<br />

eigenen Beichtgottes<strong>die</strong>nst?<br />

Burkhard Müller: Vor vielen Jahren<br />

haben wir in unserer Gemeinde in<br />

Endenich das Abendmahl eingeleitet<br />

durch ein gemeinsam gesprochenes<br />

Gebet: »Ich armer, elender, sündiger<br />

Mensch bekenne dir alle meine<br />

Sünden, <strong>die</strong> ich begangen in<br />

Gedanken, Worten <strong>und</strong> Werken ...«<br />

Aber Abendmahl ist viel mehr <strong>und</strong><br />

anderes als Mahl der Sünden -<br />

vergebung. Darum wurde <strong>die</strong>ses<br />

Sündenbekenntnis immer seltener<br />

gesprochen <strong>und</strong> schließlich ganz<br />

abgeschafft. Aber im Presbyterium<br />

war uns klar, dass Beichte <strong>und</strong><br />

Vergebung für uns Christen wichtig<br />

sind. Darum haben wir den Beicht -<br />

gottes<strong>die</strong>nst entwickelt.<br />

Von Uwe Grieser<br />

Gehört das Beichten <strong>zum</strong><br />

Lebenselixier rheinländischer<br />

Katholiken? Wenn man Jürgen<br />

Becker oder Anka Zink Glauben<br />

schenkt, müsste das so sein. In manchen<br />

Comedy- oder Kaba rett-<br />

Beiträgen sind katholische Gläubige<br />

ihre Sündenlast flugs los, während<br />

Protestanten mit langen Gesichtern<br />

dastehen. Die könnten es nicht richtig<br />

krachen lassen, weil es für sie keinen<br />

Beichtstuhl gebe! Ihr Los sei darum <strong>die</strong><br />

Zerknirschung, während <strong>die</strong> Alt -<br />

PRO: Der Gottes<strong>die</strong>nst findet traditionell<br />

im Advent, kurz vor Weih -<br />

nachten statt. Warum?<br />

Müller: Wir haben in der Trini tatis -<br />

kirche im Advent <strong>und</strong> zu Weih -<br />

nachten den Gottes<strong>die</strong>nsten bewusst<br />

verschiedene Akzente gegeben:<br />

Familiengottes<strong>die</strong>nst am 1. Advent,<br />

Menschenrechts-Gottes<strong>die</strong>nst mit<br />

unserer Amnesty-Gruppe am 2. oder<br />

3. Advent. Der 4. Advent ist dann<br />

<strong>zum</strong> Beichtgottes<strong>die</strong>nst geworden.<br />

PRO: Wie vollziehen sie Beichte <strong>und</strong><br />

Vergebung im Beichtgottes<strong>die</strong>nst?<br />

Pfarrer Burkhard Müller: »Beichte <strong>und</strong><br />

Vergebung sind für uns Christen<br />

wichtig«<br />

Müller: Die Besucher des Gottes -<br />

<strong>die</strong>nstes können aufschreiben, was<br />

sie bewegt, <strong>und</strong> es sozusagen schriftlich<br />

beichten. Diese Zettel werden<br />

nicht vorgelesen, sondern in einem<br />

Becken verbrannt als Symbol der<br />

Vergebung.<br />

PRO: Aber kann man mit Verbren -<br />

nung <strong>und</strong> Vergebung alles auslöschen?<br />

Müller: Nein, mit der Vergebung ist<br />

nicht einfach weg, was geschehen ist.<br />

Aber wie der Apostel Paulus sagte:<br />

»Denen, <strong>die</strong> Gott lieben, sollen alle<br />

Dinge <strong>zum</strong> Besten <strong>die</strong>nen.« Auch aus<br />

unseren Sünden soll etwas Gutes werden<br />

können. Man kann aus seinen<br />

vergebenen Fehlern lernen, durch<br />

erkannte Sünden zu verbesserter<br />

Lebensführung kommen. Darum ist<br />

in unserem Gottes<strong>die</strong>nst ebenso<br />

wichtig wie das Verbrennen der Zettel<br />

<strong>die</strong> folgende symbolische Handlung:<br />

Wir vermischen <strong>die</strong> Asche in dem<br />

Feuerbecken mit Erde <strong>und</strong> pflanzen<br />

Weihnachtssterne in <strong>die</strong>se durch<br />

Asche »gedüngte« Erde. Die Asche<br />

bleibt, aber sie verbessert den Boden.<br />

Auch aus Bösem kann Gutes werden.<br />

Das gilt auch für vergebene Sünden.<br />

»Fott ist der janze Driss«<br />

PRO: Was raten sie Menschen, <strong>die</strong><br />

mit einer großen Last durchs Leben<br />

ziehen?<br />

Müller: Man kann an <strong>die</strong>sem<br />

Beichtgottes<strong>die</strong>nst Erleichterung<br />

durch Vergebung erfahren. Aber<br />

manchmal ist es empfehlenswert, ein<br />

seelsorgerliches Gespräch zu suchen<br />

<strong>und</strong> vielleicht sogar <strong>die</strong>s Gespräch<br />

ausdrücklich als »Beichtgespräch«<br />

bei seiner Pfarrerin oder seinem<br />

Pfarrer zu erbitten.<br />

Übrigens endet der Gottes<strong>die</strong>nst<br />

mit dem Lied: »Noch manche<br />

Nacht wird fallen auf Menschenleid<br />

<strong>und</strong> -schuld, doch wandert mit uns<br />

allen der Stern der Gotteshuld.«<br />

Darum bekommt jeder einen kleinen<br />

Weihnachtsstern mit nach<br />

Hause. So geht <strong>die</strong> Erfahrung von<br />

Beichte <strong>und</strong> Vergebung mit nach<br />

draußen. Vielleicht macht <strong>die</strong> Er -<br />

innerung daran auch fähiger, anderen<br />

zu vergeben, <strong>die</strong> mir Unrecht<br />

getan haben. Dieses erfahrene<br />

Unrecht kann sehr belasten. Dem<br />

anderen zu vergeben, befreit von<br />

<strong>die</strong>ser Last.<br />

Joachim Gerhardt<br />

Persönliche Anmerkungen zu evangelischen Beichtstühlen <strong>und</strong> Gewissensbildung<br />

gläubigen ohne Gewissensbisse Spaß<br />

haben könnten: Denn »dat eine ist<br />

gewiss, am Samstag gehste beichten<br />

<strong>und</strong> fott ist der janze Driss«, so Jürgen<br />

Becker in seiner Hymne »Ich bin so<br />

froh, dass ich nicht evangelisch bin«.<br />

Natürlich ist das Quatsch. Die Leute<br />

lachen. Schön wär’s! Aber gehen sie<br />

auch <strong>zur</strong> Beichte?<br />

Was heute <strong>die</strong> wenigsten wissen:<br />

Protestanten hatten auch Beichtstühle.<br />

Die Reformation hat sie nicht einfach<br />

abgeschafft. Martin Luther: »Ich wäre<br />

längst vom Teufel erwürgt, wenn mich<br />

nicht <strong>die</strong> Beichte erhalten hätte.«<br />

Allerdings kam in der Zeit des<br />

Pietismus auch berechtigte Kritik an<br />

der protestantischen Beicht-Praxis auf.<br />

Es sei nicht recht, <strong>die</strong> Beichte <strong>zur</strong><br />

Bedingung für <strong>die</strong> Teilnahme am<br />

Abendmahl zu machen. Sie werde<br />

nicht selten aus empf<strong>und</strong>enem Zwang<br />

abgelegt. Für <strong>die</strong> evangelische Beichte<br />

solle sich der reformatorische<br />

Gr<strong>und</strong>satz durchsetzen, dass <strong>die</strong><br />

Gläubigen ihrem Gewissen folgen sollten,<br />

statt nur kirchlichen Gehorsam zu<br />

pflegen, hieß es. An <strong>die</strong> Stelle der<br />

pflichtmäßigen Ohrenbeichte rück te<br />

<strong>die</strong> freie Herzensbeichte im persön-<br />

lichen Gebet oder <strong>die</strong> allgemeine<br />

Beichte im Gottes<strong>die</strong>nst – ein Trend,<br />

der sich immer stärker auch in der<br />

katholischen Kirche abzeichnet.<br />

Jenseits aller Konfessionszu ge -<br />

hörigkeit empfinden viele Men schen<br />

das Bedürfnis, sich aussprechen zu<br />

können <strong>und</strong> Vergebung zu erfahren.<br />

Sie wissen, dass es im Leben um mehr<br />

geht als nur darum, hemmungslos<br />

Spaß zu haben. Gut, dass der christliche<br />

Glaube <strong>die</strong> Beichte kennt.<br />

n Der Autor ist Pfarrer an der Trinitatis -<br />

kirche in Endenich<br />

Ist für ein Ver sicherungsunternehmen<br />

erneut in <strong>die</strong> Rolle des Bösewichts<br />

Santer geschlüpft: Schau spieler Mario<br />

Adorf im TV-Spot »Mit Geld spielt man<br />

nicht«<br />

»Das habe ich dir lange Jahre nicht<br />

verziehen, dafür habe ich dich<br />

gehasst!«<br />

Da ist eine normative Er bit -<br />

terung am Werk, <strong>die</strong> sehr zu Recht<br />

auch nicht mit dem Hin weis<br />

besänftigt werden kann, dass<br />

Santer entgegen der Roman vor -<br />

lage von Karl May am Ende des<br />

Films seinerseits <strong>die</strong> Todesstrafe<br />

ereilt. Desgleichen nicht durch <strong>die</strong><br />

Tatsache, dass der jetzt 83-Jährige<br />

über Jahrzehnte nicht nur, wenngleich<br />

vorzugsweise Lumpen <strong>und</strong><br />

Verbrecher dargestellt hat, sondern<br />

zuweilen auch – wie in der<br />

vierten Staffel von »Allein gegen<br />

<strong>die</strong> Mafia« – Verbrechensopfer.<br />

Wie gesagt: Wer <strong>die</strong> Mörderhand<br />

gegen <strong>die</strong> liebreizende Nschotschi<br />

erhob, kann nie <strong>und</strong> nimmer<br />

auf Ver gebung hoffen.<br />

Sollte jetzt jemand einwenden,<br />

man möge doch bitteschön nicht<br />

Person <strong>und</strong> Rolle verwechseln, so<br />

wäre <strong>die</strong>s möglicherweise eine<br />

Überlegung wert. Dennoch sind<br />

wir uns sicher: Die Kugel hätte<br />

Santer-Adorf nicht abfeuern dürfen.<br />

Drehbuch hin, Drehbuch her.<br />

n Der Autor ist Buchautor <strong>und</strong><br />

Kulturredakteur beim Kölner Stadt-<br />

Anzeiger


Seite 4<br />

PROTESTANT<br />

Weihnachten 2013 / Neujahr<br />

Foto: DW<br />

Foto: Andrea Hillebrand<br />

Bietet konkrete Lebenshilfe: Ralf Jeuschede im Gespräch in der Bonner<br />

Schuldnerberatung<br />

Ein typischer Blick ins Portemonnaie vieler Menschen: reichlich Quittungen, aber kein Bargeld<br />

Vergib uns unsere Schuld(en)<br />

Die Zentrale Schuldnerberatung Bonn berät überschuldete Menschen<br />

Über 6,5 Millionen Men -<br />

schen waren im Jahr 2012<br />

überschuldet, konnten also<br />

ihren finanziellen Verpflichtungen<br />

nicht mehr nachkommen. In Bonn<br />

ist etwa jeder elfte Haushalt betroffen.<br />

Nicht alle haben ein unvernünftiges<br />

Kon sumverhalten an den Tag<br />

gelegt. Im Gegenteil. Mehrheitlich<br />

sind sie ohne eigenes Zutun in <strong>die</strong>se<br />

Situation geraten. Ursachen: Ar -<br />

beitslosigkeit, Scheidung, Krank heit.<br />

Die Zentrale Schuldner beratung<br />

Bonn in gemeinsamer Trägerschaft<br />

von Diakonie <strong>und</strong> Caritas berät in<br />

<strong>die</strong>ser Lebenslage.<br />

Die 58-jährige Susanne Müller<br />

(Name geändert) war in jungen<br />

Jahren selbstständig tätig. Sie leitete<br />

einen kleinen Drogeriemarkt. Mit<br />

Aufkommen der großen Ketten gingen<br />

ihre Einnahmen <strong>zur</strong>ück <strong>und</strong> sie<br />

versuchte zunächst, das Geschäft mit<br />

finanzieller Unterstützung durch<br />

Banken wieder anzukurbeln. Ohne<br />

Erfolg. Um ihre Existenz zu sichern,<br />

gab sie, mittlerweile mit 50.000 D-<br />

Mark verschuldet, das Geschäft auf<br />

<strong>und</strong> nahm eine Beschäftigung als<br />

Angestellte an. Sie war bemüht, von<br />

ihren Einnahmen ihre Gläubiger zu<br />

be<strong>die</strong>nen. Allerdings ließ sich ein<br />

großer Gläubiger, dessen Forde rung<br />

sich mit Zins <strong>und</strong> Zinseszins mittlerweile<br />

auf 80.000 Euro belief, nicht auf<br />

eine Ratenzahlung ein. Der Druck,<br />

der auf Susanne Müller lastete, war<br />

enorm, ihr Ges<strong>und</strong>heits zustand verschlechterte<br />

sich zusehends.<br />

Die Gesamtsumme der For -<br />

derungen lag nach zehn Jahren bei<br />

100.000 Euro. Die Zentrale Schuld -<br />

nerberatung Bonn zeigte ein Licht<br />

am Ende des Tunnels. Mit ihrer Hilfe<br />

gelang es Susanne Müller, ein<br />

Insolvenzverfahren einzuleiten.<br />

Heute lebt <strong>die</strong> 58-Jährige von einer<br />

Erwerbsunfähigkeitsrente in nicht<br />

pfändbarer Höhe.<br />

Unsere Gesellschaft<br />

macht es jedem sehr leicht,<br />

sich zu verschulden<br />

Hätte Susanne Müller das Risiko der<br />

Selbstständigkeit nicht eingehen<br />

dürfen? Liegt darin ihre Schuld?<br />

Oder hätte <strong>die</strong> Bank damals entscheiden<br />

müssen, dass das Risiko zu<br />

hoch war <strong>und</strong> ihr den Kredit versagen<br />

müssen? »Unsere Gesellschaft<br />

macht es jedem unabhängig von seinem<br />

Einkommen sehr leicht, sich zu<br />

verschulden«, berichtet Ralf<br />

Jeuschede, Leiter der Zentralen<br />

Schuldnerberatung Bonn. »Ein<br />

Kaffeevollautomat für null Euro,<br />

Autos für 400 Euro im Monat oder<br />

Fernseher für wenig Geld sind verlockend.«<br />

Erst das Kleingedruckte<br />

offenbare <strong>die</strong> tatsächlichen Kondi -<br />

tionen, »aber da ist der Kaufwunsch<br />

schon geweckt«, so Jeuschede. Und<br />

Banken ver<strong>die</strong>nten an <strong>die</strong>sen<br />

Angeboten <strong>und</strong> »mehren ihren<br />

Profit durch hohe Zinsen«. Ihr<br />

Risiko laut Aussage des Fachmanns:<br />

Der Schuldner kann den Ver -<br />

pflichtungen nicht mehr nachkommen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Institute müssen möglicherweise<br />

auf einen Teil des Geldes<br />

oder alles verzichten. Doch so relevant<br />

könne das nicht sein. »Wenn<br />

sich <strong>die</strong>se Kredite für <strong>die</strong> Banken<br />

nicht rechnen, würden sie schnell<br />

vom Markt verschwinden.« Leider<br />

ist der Weg eine Einbahnstraße: So<br />

schnell Menschen in der Überschuldung<br />

landen, so schnell kommen sie<br />

aus eigener Kraft nicht wieder hinaus.<br />

Sie sind angewiesen auf<br />

Vergebung der Gläubiger oder, wenn<br />

das nicht geschieht, eben auf eine<br />

gute Beratung.<br />

Andrea Hillebrand<br />

Zentrale<br />

Schuldnerberatungsstelle<br />

Am Neutor 2-2a, 53113 Bonn<br />

ab 1. Februar:<br />

Noeggerathstraße <strong>49</strong>, 53111 Bonn<br />

Tel.: 0228 96 96 60<br />

Fax: 0228 96 96 610<br />

schuldnerberatung@cd-bonn.de<br />

www.schuldnerberatung-bonn.de<br />

pro<br />

GRAMM<br />

Der kleine Wasserfloh, »La pulce d‘ acqua« machte<br />

ihn 1977 weltberühmt. Angelo Branduardi<br />

sucht in seiner <strong>zum</strong>eist zarten Musik mehr denn<br />

je spirituelle Tiefe wie zuletzt mit seiner »Laude<br />

des Heiligen Franziskus«. Erstmalig in seiner<br />

Karriere begibt sich der Ausnahmemusiker,<br />

begleitet nur von einem Percussionisten <strong>und</strong><br />

einem Pianisten, auf Kirchentournee. Am Freitag,<br />

17. Januar 2014, um 20.00 Uhr auch in der<br />

Bonner Kreuzkirche am Kaiserplatz. PROtestant<br />

verlost 5 x 2 Karten (siehe Seite 7).<br />

Trost <strong>und</strong> Beistand<br />

Versöhnungsliturgien nach einer Trennung<br />

In dem Liturgiebuch der amerikanischen<br />

Partnerkirche der Union evangelischer<br />

Kirchen in Deutschland, der<br />

United Church of Christ, steht schon<br />

seit fast 30 Jahren unter dem Abschnitt<br />

»Gottes<strong>die</strong>nste zu Versöh nung <strong>und</strong><br />

Heilung« eine »Order for Recognition<br />

of the End of a Marria ge« (Liturgie <strong>zur</strong><br />

Anerkennung des Endes einer Ehe).<br />

Der Titel hat mancherlei Kopfschütteln<br />

bei uns ausgelöst. Soll etwa ein gebrochenes<br />

Eheversprechen nun tatsächlich<br />

noch nachträglich mit einem kirchli -<br />

chen Segen sanktioniert werden? Das<br />

Ge genteil ist der Fall. Liest man nämlich<br />

<strong>die</strong> einzelnen Texte <strong>und</strong> Gebete zu<br />

einer »gescheiterten Ehe« aufmerksam,<br />

so erkennt man, dass <strong>die</strong> seelsorgerliche<br />

Begleitung zu sätz lich in einem<br />

öffentlichen Gottes <strong>die</strong>nst behutsamen<br />

Foto: Gianluca Simoni<br />

Trost <strong>und</strong> Bei stand vonseiten der<br />

Kirche anbieten möchte. »Wir sind<br />

hier, um ein Ende <strong>und</strong> einen Neu -<br />

beginn zu dokumentieren«, heißt es zu<br />

Beginn: »Nach großen Bemühungen,<br />

Schmer zen <strong>und</strong> Zorn sagen <strong>die</strong> beiden<br />

hier Anwesen den an, dass sie nicht länger<br />

Mann <strong>und</strong> Frau füreinander sein<br />

können, aber dass sie sich weiter gegenseitig<br />

respektieren <strong>und</strong> aufeinander<br />

Acht geben wollen.« Versprechen für<br />

<strong>die</strong> Zukunft <strong>zum</strong> Beispiel für <strong>die</strong><br />

Kinder werden konkret benannt, Ver -<br />

gebung ausgesprochen, Unterstützung<br />

thematisiert. »Gott zeige uns das Ver -<br />

sprechen eines neuen Tages«, endet der<br />

Text. Inzwischen gibt es auch Entwürfe<br />

zu einer ähnlichen Versöh nungs zere -<br />

mo nie in deutschen evangelischen<br />

Gemeinden.<br />

Max Koranyi<br />

Was leistet Mediation?<br />

Nachgefragt bei der Evangelischen Beratungsstelle Bonn<br />

Es geht nicht um Versöhnung, auch<br />

nicht um Schuld, sondern darum,<br />

Wege zu finden, miteinander<br />

umzugehen. »Solange hier beraten<br />

wird, müssen <strong>die</strong> Rechtsanwälte<br />

still halten«, betont Christiane<br />

Wellnitz. Für <strong>die</strong> Psychologin von<br />

der Evangelischen Beratungsstelle<br />

Bonn ist <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>voraus -<br />

setzung, wenn Eltern sich <strong>zur</strong><br />

Trennungsberatung einfinden.<br />

Diese spezielle Art der Mediation ist<br />

allparteilich, »im Zweifelsfall sind<br />

wir aber immer Anwalt des Kindes«,<br />

sagt <strong>die</strong> Familientherapeutin. Mit<br />

der Figur eines kleinen Eisbären<br />

führt sie Eltern <strong>die</strong> Situation ihres<br />

Kindes vor Augen. Eine kleine<br />

Giraffe <strong>und</strong> ein kleiner Löwe symbolisieren<br />

<strong>die</strong> Anteile von Mutter <strong>und</strong><br />

Vater, <strong>die</strong> ein Kind stets in sich trägt.<br />

»Wenn man es zu sehr auf eine Seite<br />

zieht, bleibt ein Teil unversorgt.«<br />

Eltern sollen wieder miteinander ins<br />

Gespräch kommen, sich in <strong>die</strong> Lage<br />

des jeweils anderen versetzen,<br />

Austausch <strong>und</strong> Respekt sollen in<br />

Gang kommen. Da geht es nicht um<br />

juristische Fragen, sondern um<br />

gegenseitiges Verständnis <strong>und</strong><br />

Emotionen. Der Erfolg hänge davon<br />

ab, wie motiviert <strong>und</strong> diszipliniert<br />

Therapeutin<br />

Christiane<br />

Wellnitz:<br />

»Im Zweifel<br />

Anwalt für<br />

Kinder«<br />

<strong>die</strong> Klienten sind.<br />

Voraussetzung sei,<br />

so Wellnitz: »Beide<br />

müssen noch in der<br />

Lage sein, sich wertzuschätzen.«<br />

Die Evangelische<br />

Beratungsstelle bietet<br />

neben ihrer kos -<br />

tenlosen Hilfe in Er -<br />

ziehungs-, Ju gend-,<br />

Ehe- <strong>und</strong> Le bens -<br />

fragen auch eine einmalige<br />

Rechts bera -<br />

tung mit gr<strong>und</strong>legenden<br />

Informatio -<br />

nen an. Geplant ist zudem eine<br />

Gruppe für getrennte Paare, <strong>die</strong> sich<br />

an jedem dritten Donnerstag im<br />

Monat von 17 bis 19 Uhr in der Be ra -<br />

tungsstelle trifft. Uta Garbisch<br />

n Kontakt: Evangelische Beratungs stelle<br />

für Erziehungs-, Jugend-, Ehe- <strong>und</strong><br />

Lebensfragen, Adenauerallee 37,<br />

53113 Bonn, Tel. 0228 – 68 80-150<br />

www.beratungsstelle-bonn.de.<br />

Foto: Uta Garbisch


Foto: Uta Garbisch<br />

Weihnachten 2013 / Neujahr PROTESTANT<br />

Seite 5<br />

Gartenschau<br />

Zülpich: Pavillon der Kirchen wächst<br />

Viel Muskelkraft stecken Ehrenamt -<br />

liche in den Ökumenischen Kirchen -<br />

garten im Park am Wallgraben in<br />

Zülpich. Sie stampfen Lehm <strong>und</strong><br />

flechten Weidenzweige für <strong>die</strong><br />

Wände des Kirchenpavillons. Zuvor<br />

hatten Zülpicher Kinder einen<br />

Bibelgarten mit Stauden, Kräutern<br />

<strong>und</strong> Gehölzen angelegt.<br />

Jugendcamp<br />

lockt mit tollem<br />

Programm<br />

Großveranstaltung<br />

in Siegburg<br />

R<strong>und</strong> 3.000 Jugendliche treffen sich<br />

vom 19. bis 22. Juni 2014 in Sieg -<br />

burg <strong>zum</strong> Jugendcamp der Evan -<br />

gelischen Jugend im Rheinland. Sie<br />

erwartet ein vielseitiges kulturelles,<br />

künstlerisches <strong>und</strong> spirituelles<br />

Mitmach-Angebot.<br />

Von Jugendgottes<strong>die</strong>nsten über<br />

Holz- <strong>und</strong> Kunstwerkstätten,<br />

Theaterwork shops <strong>und</strong> Poetry Slam<br />

bis zu Koch- <strong>und</strong> Nähkursen reicht<br />

<strong>die</strong> Palette. Sportlich hat das Camp<br />

ebenfalls viel drauf: Klettern,<br />

Tauchen, Bogen schießen, Kanu fahren,<br />

Fußball, Beachvolleyball, Moun -<br />

tainbiken. Ein weiteres Highlight ist<br />

das Schwarz licht-Viertel in der<br />

Rhein-Sieg-Halle mit Blackminton,<br />

Mini-Golf, Schwarz lichttheater <strong>und</strong><br />

Besondere Gottes<strong>die</strong>nste zu Weihnachten<br />

Der schönste Weihnachtsgottes -<br />

<strong>die</strong>nst ist immer der vor Ort. Feiern<br />

hier doch Nachbarn, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Familien zusammen. Wer Beson -<br />

deres sucht oder an Heiligabend <strong>und</strong><br />

<strong>zum</strong> Jahreswechsel eine kleine An -<br />

reise auf sich nimmt, hier eine paar<br />

Tipps aus der Fülle der Angebote:<br />

BONN<br />

Heiligabend: »Christvesper« in der<br />

Kreuzkirche am Kaiserplatz (Zentrum):<br />

Festgottes<strong>die</strong>nst 18.00 Uhr mit Pfarrer<br />

Rüdiger Petrat <strong>und</strong> Stefan Horz (Orgel)<br />

Christnacht 24.00 Uhr Gottes<strong>die</strong>nst an<br />

Heiligabend: Gottfried August Homilius<br />

»Weihnachtsoratorium« für Solisten &<br />

Ensembles der Kreuzkirche, Stefan Horz<br />

(Orgel), Leitung: KMD Karin Freist-<br />

Wissing, Vikarin Denise Roth<br />

(www.kreuzkirche-bonn.de)<br />

Heiligabend: Jazzige Christnacht <strong>und</strong><br />

Tangoklänge mit Kerzenmeditation in<br />

der Lutherkirche in der Südstadt<br />

(Kurfürstenstr. 20) 22.30 Uhr mit dem<br />

Ensemble »Silent Night« unter Leitung<br />

von Kantor Berthold Wicke sowie Pfarrer<br />

Joachim Gerhardt. Anschließend: Offene<br />

»Bereits <strong>die</strong> Vorbereitungen <strong>zur</strong><br />

Landesgartenschau Zülpich 2014 sind<br />

ein großes Gemeinschafts erlebnis für<br />

alle Beteiligten. Die Identifikation der<br />

Gemeinden mit ihrem Kirchengarten<br />

ist dadurch sehr hoch. Gleichzeitig<br />

trägt <strong>die</strong> ehrenamtliche Arbeit dazu<br />

bei, <strong>die</strong> Baukosten so gering wie möglich<br />

zu halten«, erläutert Ulrich<br />

Dunkelcafé. Das Bühnenprogramm<br />

auf dem Marktplatz bietet African<br />

Drums, <strong>die</strong> SoulTeens einen Band-<br />

Contest.<br />

Frühzeitige Anmeldung lohnt sich!<br />

Bei Zusagen bis <strong>zum</strong> 15. Januar kostet<br />

<strong>die</strong> Teilnahme mit Übernachtung <strong>und</strong><br />

Verpflegung 55 Euro, danach 70 Euro.<br />

Kirchengemeinden, Jugendgruppen,<br />

Vereine <strong>und</strong> Initiativen aus unserer<br />

Kirche bei Brot <strong>und</strong> Wein bis der Letzte<br />

gegangen ist. (www.lutherkirche-bonn.de)<br />

Heiligabend: 24 Uhr Lutherbläser mit<br />

Weih nachtschorälen vom Turm der kath.<br />

St. Sebastiankirche (Kirschallee) in Pop -<br />

pelsdorf<br />

2. Weihnachtsfeiertag: Friedenskirche<br />

Kessenich, Franz-Bücheler- Str. 10, Offe nes<br />

Singen <strong>und</strong> Musizieren (09.30 Uhr – Probe<br />

von Weihnachtsliedern in der Friedens -<br />

kirche, Instrumente bitte mitbringen.<br />

10.00 Uhr – Andacht in<br />

der Frie dens kirche / 10.30 Uhr – Weih -<br />

nachtsliedersingen im Haus Dottendorf)<br />

BAD GODESBERG<br />

Heiligabend 19 Uhr: Christvesper für<br />

Singles <strong>und</strong> Familienmuffel mit Pastor<br />

Rüdiger Durth, im Anschluss Weih -<br />

nachtsfeier mit Würstchen <strong>und</strong> Kartoffel -<br />

salat, Gesprächen, Liedern <strong>und</strong> schöner<br />

Stimmung, Thomaskapelle Bad Godes -<br />

berg, Kennedyallee 113 (www.thomaskirchengemeinde.de)<br />

Heiligabend 23 Uhr: Jazz-Christnacht<br />

mit Gotthard Fermor (Piano), Jürgen<br />

Hiekel (Saxophon), Predigt <strong>und</strong> Liturgie<br />

Alle packen beim Lehm mit an (v.l.):<br />

Laga-Geschäftsführer Christoph M.<br />

Hartmann, Kreisdechant Guido<br />

Zimmermann, Koordinator Patrick<br />

Kisselmann <strong>und</strong> Pfarrer Ulrich<br />

Zumbusch von der Christus-<br />

Kirchengemeinde sowie<br />

Koordinatorin Marianne Komp<br />

Zumbusch, Pfarrer der evangelischen<br />

Christus-Kirchengemeinde Zülpich.<br />

»Das vielfältige Programm im<br />

Kirchengarten mit Andachten, Kon -<br />

zerten, Ausstellungen, Lesungen <strong>und</strong><br />

Talkr<strong>und</strong>en mit prominenten Gäs ten<br />

wird ebenfalls zu einem Großteil<br />

ehrenamtlich von Gemeinden <strong>und</strong><br />

christlichen Gruppen aus ganz<br />

Nordrhein-Westfalen gestaltet. Auf<br />

<strong>die</strong>ses Engagement sind wir sehr<br />

stolz«, ergänzt Kreisdechant Guido<br />

Zimmermann.<br />

Am Ostermontag, 21. April 2014,<br />

wird das Programm des Kirchen -<br />

gartens auf der Landesgartenschau,<br />

kurz genannt »LAGA«, mit einem<br />

ökumenischen Gottes<strong>die</strong>nst eröffnet.<br />

Ein Höhepunkt des Veran staltungs -<br />

programms wird der Auf tritt der<br />

Kölner A-Capella-Gruppe »Wise<br />

Guys« sein, <strong>die</strong> ihr Kommen für den<br />

Spätsommer zugesagt hat.<br />

Uta Garbisch<br />

Region bereiten den Gästen nach dem<br />

Eröffnungsgottes<strong>die</strong>nst ein herzliches<br />

Willkommen <strong>und</strong> präsentieren lokale<br />

Besonderheiten. Hier werden noch<br />

Mitwirker gesucht. jhp<br />

n Infos: Evang. Jugendreferat des<br />

Kirchen kreises Tel. 02223/3362 oder<br />

jugendcamp@ekasur.de.<br />

Weitere Infos: www.jugendcamp2014.de<br />

mit Pfr. Siegfried Eckert, Pauluskirche<br />

Bad Godesberg, In der Maar 7<br />

2. Weihnachtsfeiertag: 11 Uhr »An-<br />

na ber ger Waldweihnacht« im Freien mit<br />

Posaunenchor, Annaberger Schloss, Pfar -<br />

rer Siegfried Eckert, Bonn-Friesdorf,<br />

Annaberger Straße 400, im Anschluss<br />

Umtrunk im Schloss<br />

BEUEL/OBERKASSEL<br />

Heiligabend 24.00 Uhr: Große Evan -<br />

gelische Kirche Oberkassel, Kinkelstraße 4,<br />

Foto: Jugendcamp ekir<br />

Reinen Tisch machen<br />

Tipps <strong>zum</strong> Aufräumen für das neue Jahr<br />

Pfarrer Max Koranyi aus Königswinter-Stieldorf: »Neues soll wachsen können«<br />

Von Max Koranyi<br />

Ich räume auf. Das tut am Jahres -<br />

ende gut. Oder was machen Sie mit<br />

all den Papieren, Zeit- <strong>und</strong> Zu -<br />

schrif ten, <strong>die</strong> sich angesammelt <strong>und</strong><br />

einen nicht weiter gebracht haben?<br />

Weil sie unwichtig waren. Ihre Zeit ist<br />

abgelaufen. Schlag Zwölf. Es ist eine<br />

große Befreiung – wie der alte k.u.k.<br />

Kaiser Franz Joseph – <strong>zum</strong> ebenfalls<br />

nun mehr alten Jahr zu sagen: »Es war<br />

schön, es hat mich gefreut.« Aber un -<br />

sere Beziehung ist zu Ende. Dir geht <strong>die</strong><br />

Puste aus. Ich aber gehe neu mit einer<br />

neuen Fre<strong>und</strong>in. Dem Neuen Jahr.<br />

Drucksachen der Papiertonne zu -<br />

zuführen, ist leicht. Aber unter den<br />

Stapeln liegt anderes noch, was nicht<br />

einfach so zu entsorgen ist, darunter<br />

auch Buntes <strong>und</strong> Frohes: Ein Dank -<br />

schreiben etwa für ein gutes Gespräch.<br />

Ein Foto vor der Kirche. Strahlende<br />

Gesichter. Ein Kontoauszug von ein<br />

bisschen Weihnachtsgeld. Gut <strong>und</strong><br />

schön. Dar an erinnert man sich gern<br />

<strong>und</strong> kann es dankbar abschließen.<br />

Anderes war nicht ganz so schön.<br />

Und nicht alles <strong>und</strong> alle haben im ab -<br />

gelaufenen Jahr erfreut. Und am meis -<br />

ten drücken dann in den letzten Stun -<br />

den vor dem Wechsel Gesichter, denen<br />

man nicht recht begegnet ist. Und an -<br />

dere, <strong>die</strong> einem selber das Leben<br />

schwer gemacht haben. Die dunklen<br />

Seiten des Jahres 2013 möchte ich nicht<br />

unbedingt in <strong>die</strong> Reisetasche der kommenden<br />

zwölf Monate mitnehmen.<br />

Des halb versuche ich auch hier, auf<strong>zur</strong>äumen.<br />

Aber das wiegt schwerer als<br />

Papier.<br />

Turmblasen vom Kirch turm der<br />

Großen Kirche<br />

2. Feiertag 10.00 Uhr: Evang. Kirche<br />

Bonn-Holzlar, Heideweg 27, Weih -<br />

nachts liedersingen mit Jugendstreich -<br />

orchester<br />

2. Feiertag 20.00 Uhr: Nachfolge-<br />

Christi-Kirche Beuel-Süd, Dietrich-<br />

Bonhoeffer-Str. 8, »Chresskind verzäll<br />

nix…« Die etwas andere Kölsche<br />

Weihnacht. Die Gruppe Schäng Bum<br />

schlägt mit Liedern von Willi<br />

Oster mann, den Bläck Fööss, Gerd Kös -<br />

ter u.a. den Bogen von lustigen Milieu -<br />

beobachtungen in der Vorweih nachtszeit<br />

zu nachdenklichen kölschen Liedern.<br />

RHEIN-SIEG-KREIS<br />

Heiligabend: Evangelische Kirche Euskir<br />

chen 23.00 Uhr: Stimmungsvolle<br />

Christmette mit Vocal ensemble TON-<br />

ART (Kölner Straße 41)<br />

Heiligabend: Lohmar-Wahlscheid<br />

23.15 Uhr: Mitternachtsmette Evan g.<br />

Sankt Bartholomäus-Kirche Wahl scheid,<br />

Bartholomäusstr. 6, mit Super intendent<br />

Reinhard Bartha, Evang. Singekreis <strong>und</strong><br />

Kammermusikkreis sowie Bettina<br />

Hanschel (Violine) jhp/gar/ger<br />

Es liegen jetzt Lasten <strong>und</strong> Schulden vor<br />

mir. Ent-Schuldigung ist eben auch ein<br />

wichtiges Stichwort in der letzten<br />

Nacht im alten Jahr. Da gab es Men -<br />

schen, <strong>die</strong> aus vielen Gründen mit mir<br />

nicht bis <strong>zum</strong> letzten Monat weiterstiefeln<br />

wollten. Das hat mich traurig<br />

gemacht, manchmal verletzt, ein biss -<br />

chen verbittert, auch enttäuscht. Ich<br />

will ihnen sagen (<strong>und</strong> manchmal tue<br />

ich das sogar mit Brief oder Mail): Wir<br />

hatten einmal eine gute Zeit. Dann<br />

müssen wir uns fremd geworden sein.<br />

Ich habe etwas Falsch gemacht. Du hast<br />

mit Falschem reagiert. Jetzt ist es schon<br />

eine Weile her. Es tut nicht mehr so<br />

weh. Ich entschuldige mich für meine<br />

Schwächen: Eitelkeit, Ungeduld, Emp -<br />

findlichkeit, Begrenztheit. Ich verzeihe<br />

Dir aber auch Deine Fehler: Schweigen,<br />

Misstrauen <strong>und</strong> Unachtsamkeit. Ich<br />

will mich <strong>und</strong> Dich nicht weiter so mit<br />

mir rumtragen. Vielleicht im nächsten<br />

Mai ein neuer Versuch? Vielleicht,<br />

wenn nicht, war es tatsächlich einmal<br />

sehr schön <strong>und</strong> hat mich sehr gefreut –<br />

aber jetzt ist es vorbei. Vorbei, damit<br />

woanders Neues wachsen kann.<br />

Neuer Atem, neue Zeit<br />

Wer selber anderen <strong>die</strong> Hand herüberreicht,<br />

macht nicht nur reinen Tisch,<br />

sondern bekommt einen neuen Atem,<br />

wird frei für eine neue Zeit – <strong>und</strong> eben<br />

auch dabei manchmal recht dankbar.<br />

Da wächst in der letzten Jahresnacht<br />

<strong>die</strong> Erkenntnis, dass längst nicht alles in<br />

dunkleren Beziehungen nur dunkel<br />

gewesen war. Wie viel <strong>zum</strong> Beispiel hat<br />

man über sich inmitten von Heraus -<br />

forderungen durch andere kennen<br />

gelernt? Danke, dass Du mit mir ehrlich<br />

umgegangen bist. Es war schwer,<br />

aber es hat mich geöffnet für andere<br />

Einsichten <strong>und</strong> Blicke. Über Dich.<br />

Über mich. Über <strong>die</strong> Welt. Ich weiß<br />

sehr wohl: Wirklich Böses zu vergessen,<br />

fällt schwer. Aber eben <strong>die</strong>ses Böse in<br />

einem großen Jahres-Überblick einmal<br />

auch als einen Schritt ins Gute sehen zu<br />

lernen, das kann tatsächlich so mancher<br />

Finsternis auch einen neuen<br />

Schein, ein neues Gesicht schenken.<br />

Und dann aber auch fort damit:<br />

Manchmal braucht es »nur« einen<br />

Seelenblitz, den Schalter mit den ewig<br />

kreisenden Gedanken <strong>und</strong> dem festgefahrenen<br />

Zorn umzulegen – <strong>und</strong> zu<br />

entscheiden: Ich will das nicht mehr.<br />

ich brauch das nicht mehr. Vergeben, ja<br />

<strong>und</strong> jetzt auch vergessen. Ich will 2014<br />

nicht weiter belasten. Ich lege dabei<br />

alles <strong>zur</strong>ück in den Schoß dessen, der<br />

jenseits meiner Fehler <strong>und</strong> Verlet -<br />

zungen verständnisvoller, vergebungsbereiter<br />

Neuerschaffer ist <strong>und</strong> bleiben<br />

wird. »Der du <strong>die</strong> Zeit in Händen hast,<br />

Herr, nimm auch <strong>die</strong>ses Jahres Last<br />

<strong>und</strong> wandle sie in Segen.« sing’ ich<br />

dann. Und dann hat auch das seelische<br />

Aufräumen viel Platz geschaffen für ein<br />

gutes segensreiches Neues Jahr 2014.<br />

Foto: Meike Böschemeyer


Seite 6<br />

Faire Cola liegt<br />

im Trend<br />

Mit einer neuen Cola gibt das<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendreferat der<br />

Evangelischen Kirchenkreise An Sieg<br />

<strong>und</strong> Rhein <strong>und</strong> Bonn dem Gedanken<br />

des fairen Handels zusätzlichen<br />

Im Postkartenformat<br />

Foto: ekasur<br />

Schub. Unter dem Namen »friendly<br />

and fair Cola« ist der Softdrink dort<br />

ab sofort erhältlich. Die Cola wird in<br />

Costa Rica von Kleinproduzenten<br />

hergestellt, Um weltschutz <strong>und</strong> faire<br />

Arbeits bedin gungen spielen eine<br />

gro ße Rolle. Und auch der Ge -<br />

schmack stimmt: »Top« war <strong>die</strong> einhellige<br />

Meinung von Jugend lichen<br />

nach einer Blit<strong>zum</strong> frage des Kinder<strong>und</strong><br />

Jugend referates.<br />

In der Offenen Jugendarbeit, auf<br />

Freizeiten <strong>und</strong> Gemeindefesten gilt<br />

<strong>die</strong> neue Cola bereits als trendy. Die<br />

Flaschen sind <strong>zum</strong> Preis von einem<br />

Euro inklusive Pfand im 20er-Kar ton<br />

zu beziehen über das Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugend referat in Königswinter,<br />

Malte ser straße 52. Abholtermine<br />

bitte vorher telefonisch klären unter<br />

022 23 - 90 53 33. jhp<br />

PROTESTANT<br />

Feuer & Flamme<br />

6. BonnerKirchenNacht – Freitag vor Pfingsten<br />

Weihnachten 2013 / Neujahr<br />

Foto: Meike Böschemeyer<br />

Kompakte Informationen<br />

im Post kartenformat liefert<br />

<strong>die</strong> neue Jahres information<br />

des Diakonischen Wer kes An Sieg <strong>und</strong><br />

Rhein. 21 Postkarten informieren über<br />

<strong>die</strong> Angebote der verschiedenen Ar -<br />

beits bereiche der Diakonie – So zialbe -<br />

ratung, Sucht hilfe <strong>und</strong> -prävention<br />

sowie Sozialpsychiatrisches Zentrum.<br />

»Wir haben nach neuen, kommunikativeren<br />

For men als den klassischen<br />

Jahresbericht gesucht, unsere Arbeit zu<br />

präsentieren«, so Diakonie-Presse -<br />

sprecherin Jutta Huberti-Post. Das Ziel<br />

ist erreicht. Anders als in den Jahren<br />

zuvor, sind <strong>die</strong> Druck exemplare bereits<br />

jetzt vergriffen. Im Internet stehen <strong>die</strong><br />

Infos <strong>zum</strong> Download bereit: www.diakonie-sieg-rhein.de.<br />

Wichtigste Fakten: Die Gesamt -<br />

ausgaben des Diako nischen Werkes<br />

An Sieg <strong>und</strong> Rhein beliefen sich 2012<br />

auf r<strong>und</strong> 3,7 Mil lionen Euro. Die<br />

Evangelische Kirche An Sieg <strong>und</strong><br />

Rhein finanzierte davon aus<br />

Kirchensteuermitteln mit knapp 1,2<br />

Million Euro r<strong>und</strong> 32 Prozent der<br />

<strong>Ausgabe</strong>n. Der Rhein-Sieg-Kreis <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Kommunen übernahmen mit 1,1<br />

Millionen Euro 31 Prozent der<br />

Kosten, <strong>die</strong> vorwiegend über<br />

Leistungsverein barungen abgerechnet<br />

wurden. Das Land NRW <strong>und</strong> der<br />

B<strong>und</strong> steuerten mit einer weiteren<br />

Million Euro zu sammen 27 Prozent<br />

der Mittel bei.<br />

EB<br />

Schatzsuche: Die Bonner Kirchennacht bietet in den frühen Abendst<strong>und</strong>en auch ein eigenes Kinderprogramm<br />

Inzwischen laufen <strong>die</strong> Vor berei -<br />

tungen auf Hochtouren. Am Freitag<br />

vor Pfingsten, 6. Juni 2014, steigt<br />

<strong>zum</strong> sechsten Mal <strong>die</strong> Bonner<br />

Kirchennacht. Das geistliche Groß -<br />

ereignis steht <strong>die</strong>ses Mal unter dem<br />

Motto »Feuer & Flamme«. Die Nacht<br />

der Kirchen findet alle zwei Jahre,<br />

veranstaltet von der Arbeits ge -<br />

meinschaft Christlicher Kirchen<br />

(ACK), statt.<br />

An der vergangenen Kirchennacht<br />

hatten sich, so der ACK-Vorsitzende<br />

Pfarrer Ernst Jochum, fast 50 Kirchen<br />

beteiligt. An <strong>die</strong> 15.000 Menschen<br />

waren, erstmals am Freitag vor<br />

Pfingsten, in <strong>die</strong> stadtweiten Ver -<br />

anstaltungen geströmt zu Gottes -<br />

<strong>die</strong>nsten, Konzerten, Lesun gen, zu<br />

Theater, Kabarett oder Kino, hatten<br />

sich an Mitsingaktionen be teiligt,<br />

nachts Kirchentürme bestiegen oder<br />

einfach nur bei einer Kerze <strong>die</strong> besondere<br />

Atmosphäre genossen. Zur 6.<br />

BonnerKirchenNacht wird es erstmals<br />

auch ein Kirchenschiff geben, das <strong>zum</strong><br />

Abend mit Andacht <strong>und</strong> Musik über<br />

den Rhein fährt. Finanziell unterstützt<br />

von der Bonner Firma Knauber wird<br />

<strong>die</strong>se einmalige, schwimmende Kirche<br />

von der ökumenischen Polizeiseel -<br />

sorge, der Polizei Bonn, der Wasser -<br />

schutzpolizei sowie den Maltesern<br />

gestaltet. Es spielt das Jazz-Ensemble<br />

des Landespolizeiorchesters NRW.<br />

Einer von vielen Höhepunkten der<br />

Kirchennacht 2014. Noch an der<br />

Teilnahme interessierte Gemeinden<br />

oder Gruppen sollten sich umgehend<br />

bei der ACK Bonn (Pfr. Jochum<br />

Tel. 0228 - 37 94 40) anmelden.<br />

Joachim Gerhardt<br />

n www.bonnerkirchennacht.de<br />

Bücher ++ Bücher ++ Bücher ++ Bücher ++ Bücher ++ Bücher ++ Bücher ++ Bücher<br />

Gott erkennen<br />

Der reforma tori sche Wunsch nach<br />

Recht fer tigung ist heute verdrängt<br />

durch das Streben nach Recht<br />

haben – so sieht es einer der großen<br />

alten Mä nner der deutschen<br />

Literatur, Martin Walser, in seiner<br />

»Versuchung über Rechtfertigung«.<br />

Recht haben: Ein bescheidener An -<br />

spruch, meint er, <strong>und</strong> ein unbefriedigender<br />

dazu. Wer sich im Recht<br />

fühlt – oder <strong>die</strong>ses zugesprochen<br />

erhält –, empfindet sich als besserer<br />

Mensch, besser als <strong>die</strong> anderen.<br />

Welch eine Selbstüberhebung, eine<br />

Selbsttäu schung! Dagegen lädt<br />

Martin Walser zu einem Seminar<br />

ein, »das heißen soll: Friedrich<br />

Nietzsche <strong>und</strong> Karl Barth«. Beide –<br />

auch Nietzsche hat ja vorübergehend<br />

in Basel gelehrt – zertrümmern<br />

Gewissheiten, um zu letzten<br />

Unge wissheiten zu kommen. Gott<br />

nur als Unbekannter vorstellbar,<br />

hat Karl Barth gelehrt <strong>und</strong> ist damit<br />

auf »Augenhöhe« mit dem<br />

Pfarrersohn Friedrich Nietzsche:<br />

»Als der unbekannte Gott wird<br />

Gott erkannt«. In der Begegnung<br />

mit <strong>die</strong>sem unbekannten Gott kann<br />

<strong>die</strong> Gnade der Rechtfer tigung<br />

erfahren werden, nicht aus eigener<br />

An stren gung, nicht aus eigener<br />

Leistung. Reformatorische Gr<strong>und</strong> -<br />

überzeu gun gen, in zeitgenössischer<br />

literarischer Nachdenklichkeit. An -<br />

spruchsvoll – aber lohnend!<br />

Harald Uhl<br />

n Martin Walser: Über Rechtfertigung,<br />

eine Versuchung. Reinbek bei Hamburg<br />

2012, 107 S., 14,95 €<br />

Grenzerfahrungen<br />

Das Leben ist nicht eindeutig. Am<br />

Kran kenbett, be son ders am Bett<br />

eines sterbenden Menschen, gibt es<br />

viele offene Fra gen. Es ist ein großer<br />

Ver<strong>die</strong>nst der evangelischen <strong>und</strong><br />

katholischen Kranken haus seelsorge<br />

in Bonn, dass sie an <strong>die</strong>ser Schnitt -<br />

stelle zwischen Medizin <strong>und</strong> Theo -<br />

logie nicht nur seit jeher im Ver -<br />

borgenen seelsorgerlichen Dienst<br />

tut, sondern auch <strong>die</strong> brisanten<br />

Fragen öffentlich stellt. Seit zwölf<br />

Jahren initiiert sie unterstützt von<br />

der Stiftung Kranken haus seelsorge<br />

in Bonn am Uni klinikum Bonn <strong>die</strong><br />

Diskussions reihe »Medizin <strong>und</strong><br />

Theologie im Ge spräch«. Ausge -<br />

wählte Vorträge <strong>die</strong>ser weit über<br />

Bonn hinaus sehr populären Reihe<br />

sind nun veröffentlicht. »An den<br />

Grenzen des Lebens« heißt das<br />

Werk. Es geht um <strong>die</strong> Chancen <strong>und</strong><br />

Grenzen der neuesten Medizin, um<br />

Euthanasie <strong>und</strong> Schmerzbehandlungen.<br />

Es geht um Krankheit <strong>und</strong> Spiri -<br />

tualität, wenn mancher sagt »Jetzt<br />

hilft nur noch beten«. Es geht um <strong>die</strong><br />

Wahrheit am Krankenbett, um Heil<br />

<strong>und</strong> Heilung, um Ängste, Zweifel<br />

<strong>und</strong> Hoffnung. Die Autorenauswahl<br />

schlägt einen weiten Bogen: von so<br />

profilierten Ärzten wie dem Pallia -<br />

tivmediziner Eber hard Kla schik, dem<br />

Neuropsychologen Christian Hoppe<br />

über den langjährigen Präsidenten<br />

der B<strong>und</strong>esärztekammer Jörg-Dietrich<br />

Hop pe bis zu Heiner Koch, derzeit<br />

Bischof von Dresden, <strong>und</strong> dem<br />

Ratsvorsitzenden der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland Nikolaus<br />

Schneider.<br />

Herausgeber sind der evangelische<br />

Pfarrer Andreas Bieneck <strong>und</strong><br />

seine beiden katholischen Klinikseel -<br />

sor ger kollegen in Bonn, Hans-Bernd<br />

Hagedorn <strong>und</strong> Walter Koll. »Die stets<br />

fortschreitenden Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

sich wandelnden Rahmenbedingungen<br />

der Medizin sind auf einen breit<br />

angelegten ethischen Diskussions -<br />

pro zess angewiesen«, heißt es im<br />

Buch programmatisch. »An den<br />

Grenzen des Lebens« – <strong>und</strong> es ist<br />

eben nicht nur eine Grenze, sondern<br />

es sind viele – leistet zu <strong>die</strong>ser<br />

Diskussion anregend wie nachdenklich<br />

einen eminent wichtigen Beitrag.<br />

Joachim Gerhardt<br />

n Andreas Bieneck, Hans-Bernd Hage -<br />

dorn. Walter Koll (Hg.): An den Grenzen<br />

des Lebens – Theologische, medizinethische<br />

<strong>und</strong> spirituelle Zugänge, Neukirchen<br />

2013, 169 S., 19,99 €<br />

Schatz der Kirchenlieder<br />

Im »Jahr der Kir chenmusik« im<br />

Rah men der »Lu ther dekade« ist<br />

erst mals eine kom pakte Ein führung<br />

in <strong>die</strong> Lieder des zuletzt in den 90er -<br />

Jahren neu zusammengestellten<br />

Evan gelischen Gesangbuchs (EG)<br />

erschienen. Der erste Band umfasst<br />

mit den Abschnitten »Kirchenjahr«<br />

<strong>und</strong> »Gottes<strong>die</strong>nst«, also den<br />

Nummern 1-269, <strong>die</strong> erste Hälfte<br />

des EG-Stammteils; ein zweiter<br />

Band des Kommentars mit den<br />

restlichen Gesangbuchabschnitten<br />

(EG 270-535) ist in Vorbereitung.<br />

Die Publikation ist das Ergebnis<br />

jahrzehntelanger praktischer <strong>und</strong><br />

theologischer Beschäftigung des<br />

Autors als Pfarrer, Kirchenmusiker<br />

<strong>und</strong> Hymnologe mit <strong>die</strong>sen Lie -<br />

dern. Sie sind seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

ein wesentliches Element des<br />

Gottes<strong>die</strong>nstes <strong>und</strong> der persönlichen<br />

Frömmigkeit, ihre Bedeu -<br />

tung für Liturgie <strong>und</strong> Seelsorge einzigartig.<br />

Gleichwohl ist vielen der<br />

Zugang <strong>zum</strong>al zu älteren Liedern<br />

erschwert. Um sie besser verstehen<br />

<strong>und</strong> wertschätzen zu können, gibt<br />

das neue Nachschlagewerk nicht<br />

nur theologische Hintergr<strong>und</strong> -<br />

informationen. Es informiert auch<br />

über Dichter/in <strong>und</strong> über Entste -<br />

hung <strong>und</strong> Wirkungsge schichte,<br />

Inhalt <strong>und</strong> Aufbau der einzelnen<br />

Lieder, ihre Sprache <strong>und</strong> Form, <strong>die</strong><br />

Melo<strong>die</strong> <strong>und</strong> den Komponisten.<br />

Joachim Rott<br />

n Karl Christian Thust: Die Lieder des<br />

Evangelischen Kirchengesangbuchs.<br />

Band 1: Kirchenjahr <strong>und</strong> Gottes<strong>die</strong>nst<br />

(EG 1-269). Kommentar zu Entstehung,<br />

Text <strong>und</strong> Musik. Bärenreiter Verlag,<br />

Kassel 2012, 484 S., 39,95 €<br />

CD des Monats<br />

Orgel & Trompete<br />

Die neue Orgel in der evangelischen<br />

Schlosskirche in der Bonne Univer si -<br />

tät ist wie <strong>die</strong> Kirche selbst ein<br />

Kunstwerk. Kantor Miguel Prestia hat<br />

jetzt gemeinsam mit dem Bläser<br />

Christoph Müller <strong>und</strong> dessen Sohn<br />

Tristan weitere höchst eindrucksvolle<br />

Werke wie <strong>die</strong> »Suite <strong>zur</strong> Wasser musik<br />

für Trompete <strong>und</strong> Orgel« von Georg<br />

Friedrich Händel eingespielt. Ein mu -<br />

sikalischer Hochgenuss in Topaufnah -<br />

mequalität. Joachim Gerhardt<br />

n Musik aus der Schlosskirche in Bonn 2,<br />

2013, 12 € (über das Schlosskirchenbüro<br />

erhältlich, Tel. 0228 – 73 75 10)


Weihnachten 2013 / Neujahr Seite 7<br />

Musikalische Höhepunkte<br />

Kirchenmusik in Bonn <strong>und</strong> der Region<br />

Die Kreuzkirche bekommt eine neue Orgel für<br />

ihre einzigartige Krypta. Mehr als 88.000 Euro hat<br />

<strong>die</strong> Gemeinde schon für das Spenden projekt<br />

gesammelt. Es soll »eine Orgel <strong>zum</strong> Anfassen<br />

werden« <strong>und</strong> besonders auch jungen Menschen<br />

Musik nahebringen, sagt Organist Stefan Horz.<br />

Der Auftrag an das Bonner Unternehmen Klais<br />

ist erteilt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hoffnung groß, <strong>die</strong> noch nötigen<br />

56.000 Euro auch noch einzuwerben.<br />

Unterstützung versprach unter anderem der<br />

Bonner Rotaryclub Museums meile mit Wolfgang<br />

Grießl <strong>und</strong> Klaus Dieter Baehrfeld (2. <strong>und</strong> 3. v.l.<br />

auf dem Bild neben Pfarrer Gerhard Schäfer,<br />

Philipp Klais <strong>und</strong> Stefan Horz vor einem<br />

Modellbild der geplanten Kryptaorgel).<br />

n www.kreuzkirche-bonn.de<br />

DEZEMBER<br />

Samstag, 14. Dezember, 11.30 Uhr<br />

Orgelempore, Evang. Kreuzkirche am Kai -<br />

ser platz Bonn: reingehört ... Orgel am<br />

Samstag – Tochter Zion, freue dich! Eine<br />

Orgelführung zu Weihnachtslieder-Wün -<br />

schen aus dem Publikum, Idee, Kozept <strong>und</strong><br />

Improvisationen: Stefan Horz, 30 Minuten<br />

Orgelmusik mit Moderation auf der<br />

Orgelempore, Stefan Horz (Moderation<br />

<strong>und</strong> Orgel) / Eintritt frei<br />

Samstag, 14. Dezember, 18.00 Uhr<br />

Evang. Trinitatiskirche, Brahmsstr. 14,<br />

Bonn-Endenich: »Weihnachts-CantArte«,<br />

Weihnachts-Konzert mit dem Vokal -<br />

ensemb le CantArte, Internationales Pro -<br />

gramm mit Madrigalen <strong>und</strong> traditionellen<br />

Weihnachtsliedern. Es singen Anja Barker,<br />

Christina Desalm, Sibylle Wagner,<br />

Guadalupe Larzabal, Robert Sedlak, Guido<br />

Scheer. Gastsolist: Aris Argiris / Eintritt: 8<br />

€, 5 €, Familienkarte: 16 €, Kinder bis 6<br />

Jahre frei / www.cant-arte.com<br />

Sonntag, 15. Dezember, 17.00 Uhr<br />

Evang. Schlosskirche, Universität Bonn:<br />

Johann Sebastian Bach: Weihnachts ora -<br />

torium I <strong>und</strong> IV bis VI, Esther Remmen,<br />

Sopran, Nicola Oberlinger, Alt, Thomas<br />

Klose, Tenor, Hartmut Nasdala, Bariton,<br />

Chor der Apostelkirchengemeinde; Kanto -<br />

rei <strong>und</strong> Orchester der Schlosskirche. Ltg.:<br />

Miguel Prestia / Eintritt 19 € (erm. 14 €) /<br />

www.musikanderschlosskirche-bonn.de<br />

Sonntag, 15. Dezember, 17.00 Uhr<br />

Evang. Friedenskirche, Franz-Bücheler-Str.<br />

10, 53129 Bonn: Weihnachts orato rium<br />

Kantaten I - III von J. S. Bach. Kantorei &<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

haben Sie etwas für uns übrig? Wir<br />

würden uns freuen. Mit der <strong>Ausgabe</strong><br />

zu Ostern im nächsten Jahr er scheint<br />

der PROtestant <strong>zum</strong> 50. Mal! Dieses<br />

Jubiläum werden wir mit einer<br />

besonderen <strong>Ausgabe</strong> feiern.<br />

Mit großzügigen Spenden<br />

haben Viele bereits in den vergangen<br />

Jahren <strong>zum</strong> Ausdruck gebracht,<br />

JugendChor der Friedens kirche; Ensemble<br />

für alte Musik; Helgard Rehders, Sopran;<br />

Damaris Unverzagt, Alt; Christoph<br />

Behrens-Watin, Bass; Ltg.: Katharina<br />

Wulzinger; Eintritt frei – Spenden erbeten<br />

Dienstag/Mittwoch, 17./18.12., 20.00 Uhr<br />

Evang. Kreuzkirche am Kaiserplatz: J. S.<br />

Bach: Weihnachtsoratorium Teile I-III,<br />

Theresa Nelles (Sopran), Gerhild<br />

Romberger (Alt), Thomas Klose (Tenor),<br />

Klaus Mertens (Bass), Kantorei <strong>und</strong><br />

Orchester der Kreuzkirche, Ltg.: KMD<br />

Karin Freist-Wissing / 20 (15), 15 (10) €<br />

(Bonnticket)<br />

Freitag, 20. Dezember, 20.00 Uhr<br />

Evang. Kreuzkirche am Kaiserplatz:<br />

Weihnachten-Spezialnacht mit den Wise<br />

Guys <strong>und</strong> Vox Bona, Klassik, Moderne, Pop<br />

<strong>und</strong> traditionelle Weihnachtslieder: Die<br />

Verbindung <strong>die</strong>ser beiden Spitzen -<br />

ensembles eröffnet neue Welten <strong>und</strong> reißt<br />

Grenzen nieder. Wise Guys, Vox Bona, Ltg.<br />

KMD Karin Freist-Wissing / Eintritt: 35<br />

(25), 25 (15) € (Bonnticket)<br />

Dienstag, 31. Dezember, 22.30 Uhr<br />

Evang. Lutherkirche Bonn-Südstadt,<br />

Reuterstr. 11: Silvesterkonzert: J.S. Bach:<br />

Brandenburgische Konzerte, Sarabanda,<br />

Bonn (auf historischen Instrumenten) &<br />

Berthold Wicke (Cembalo <strong>und</strong> Leitung) /<br />

Eintritt: 20 € (inkl. 1 Glas Sekt <strong>zum</strong><br />

Jahreswechsel)<br />

Dienstag, 7. Januar, 19.00 Uhr<br />

Krypta Ev. Kreuzkirche am Kaiserplatz,<br />

Bonn: am 7. um 7 - Musik des Mittelalters,<br />

Die Barmherzigkeit Gottes<br />

Ein Rätsel nach Psalm 103<br />

Der dir alle deine Sünde vergibt<br />

<strong>und</strong> heilet alle deine<br />

Er handelt nicht mit uns nach unseren<br />

So fern der Morgen ist vom<br />

Wie sich ein Vater über erbarmt, ...<br />

Die Gnade es Herrn währt von<br />

zu Ewigkeit.<br />

Das Lösungswort:<br />

JANUAR<br />

PROtestant: In eigener Sache<br />

dass ihnen der PROtestant etwas<br />

wert ist. So konnten wir mit Ihrer<br />

Hilfe den Innenteil farbig gestalten<br />

<strong>und</strong> in eine bessere Papierqualität<br />

investieren. Wir danken herzlich <strong>und</strong><br />

hoffen auf Ihre Unterstützung auch<br />

in <strong>die</strong>sem Jahr. Für Ihre Spende können<br />

Sie den beiliegenden Überweisungsträger<br />

nutzen oder ab sofort<br />

sogar online spenden: www.bonnevangelisch.de.<br />

, lässt er unsere Über<br />

tretungen von uns sein.<br />

PROTESTANT<br />

Spielleute aus vergangener Zeit, mit Blick<br />

in <strong>die</strong> Gegenwart. www.wildwuchs.de,<br />

Ensemble Wildwuchs / Eintritt: 10 (7) €<br />

Freitag, 17. Januar, 19.30 Uhr<br />

Evang. Trinitatiskirche, Brahmsstr. 14,<br />

Bonn-Endenich: Kammerkonzert, Bach,<br />

Beet hoven, Schubert, Schu mann, Chopin,<br />

Debussy, Wolf Strauss <strong>und</strong> Berg, Dason<br />

Lee (Klavier), Mini Hwang (Klavier), Nico<br />

Heinrich <strong>und</strong> Jihyun Yu (Duo Tenor <strong>und</strong><br />

Klavier), Jisung Bang <strong>und</strong> Seungchan<br />

Kang (Duo Cello & Klavier) / Eintritt frei<br />

Freitag, 17. Januar, 20.00 Uhr<br />

Evang. Kreuzkirche<br />

am Kaiserplatz:<br />

Angelo Branduardi<br />

»Kirchentournee<br />

2014« mit seinen<br />

größten Hits / 19 Uhr<br />

Einlass (freie Platz -<br />

wahl)/ PROtestant<br />

verlost exklusiv 5x2 Karten (siehe Rätsel<br />

unten auf <strong>die</strong>ser Seite)<br />

Samstag/Sonntag, 25./26.01., 12-18 Uhr<br />

Evang. Kreuzkirche am Kaiserplatz: Jazz<strong>und</strong><br />

Popchorworkshop, Kreuzkirche <strong>und</strong><br />

AdeK. 30 (20) Euro / Öffentl. Abschluss -<br />

konzert »The Best Groove« am Sonntag,<br />

19 Uhr in der Kreuzkirche (Eintritt frei)<br />

Freitag, 31. Januar, 19.30 Uhr<br />

Evang. Kreuzkirche am Kaiserplatz:<br />

Prometheusquartett & Dmytro Sukho -<br />

vienko am Flügel: Mozart bis Schumann<br />

zugunsten von »MamaMia«, den interkulturellen<br />

Frühstückscafés für junge Mütter<br />

der Diakonie (www.diakonie-bonn.de <strong>und</strong><br />

www.prometheus-quartett.de)<br />

Eine gesegnete Weihnachtszeit <strong>und</strong><br />

ein frohes Jahr 2014 wünscht Ihnen<br />

Ihr Redaktionsteam<br />

Einsendeschluss ist Montag,<br />

6. Januar 2014, der altkirchliche<br />

Feiertag <strong>zur</strong> »Erscheinung<br />

des Herrn« (Epiphanias).<br />

An: Redaktion PROtestant,<br />

Evangelischer Kirchenkreis<br />

Bonn, Adenauerallee 37,<br />

53113 Bonn oder<br />

presse@bonn-evangelisch.de.<br />

Wir verlosen 5 x 2 Freikarten<br />

für das Konzert von Angelo<br />

Branduardi in der Bonner<br />

Kreuzkirche am Kaiserplatz,<br />

Freitag, 17. Januar 2014,<br />

20 Uhr. Das Lösungswort im<br />

PRO testant <strong>Nr</strong>. 47 lautete<br />

KREUZ.<br />

Der Gewinner ist Bernd Sen -<br />

gespeick aus 53721 Siegburg.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

© abe<br />

Foto: Joachim Gerhardt<br />

Geschäftsführerin Oikocredit Westdeutscher<br />

Förderkreis, geboren 1950 in Velbert, Studium<br />

der Romanistik <strong>und</strong> Geographie, MA<br />

Aufbaustudium in Development Stu<strong>die</strong>s. Seit 1994<br />

Geschäftsführerin von Oikocredit Westdeutscher<br />

Förderkreis. Seit 1995 wohnt Ulrike Chini auch in<br />

Bonn, Sitz des Oikocredit-Förderkreises. Er ist <strong>die</strong> lokale<br />

Partnerorganisation von Oikocredit, einer internationalen<br />

Genossenschaft, <strong>die</strong> das Geld ihrer Anleger als<br />

Darlehen an entwicklungsfördernde Unternehmen im<br />

globalen Süden vergibt. Christliche Wertvorstellungen <strong>und</strong> Einsatz für weltweite<br />

Gerechtigkeit finden für sie hier eine »nahezu perfekte Verbindung«, sagt sie.<br />

?<br />

Ihre Lieblingsgeschichte in der<br />

Bibel?<br />

Die Erzählung um <strong>die</strong> Arche Noah finde<br />

ich sehr spannend, voller Dramatik <strong>und</strong><br />

beeindruckender Bilder, voller Hoff -<br />

nung <strong>und</strong> Verheißung.<br />

?<br />

Was bedeutet für Sie »Sünde«?<br />

Sich von gr<strong>und</strong>legenden ethischen<br />

Werten der Religion abzuwenden, sich<br />

selbst <strong>und</strong> anderen gegenüber unaufrichtig<br />

zu sein, sich gegen das Leben<br />

wenden.<br />

?<br />

Welche Zukunft hat <strong>die</strong> evangelische<br />

Kirche?<br />

Das kann ich nicht wirklich wissen.<br />

Aber ich wünsche ihr immer wieder<br />

eine Rückbesinnung auf ihre Wurzeln,<br />

auf Reformation <strong>und</strong> Erneuerung, auf<br />

Widerstand gegen zerstörerische<br />

Mächte <strong>und</strong> immer wieder neu zu<br />

schaffende Nähe zu den Menschen.<br />

?<br />

Welche Bedeutung hat das Gebet<br />

für Ihren Alltag?<br />

Es lässt mich <strong>zur</strong> Ruhe <strong>und</strong><br />

»Besinnung« kommen, es bringt mir <strong>die</strong><br />

Gemeinschaft mit der weltweiten<br />

Christenheit nah.<br />

?<br />

Was würde Jesus von Naza reth<br />

heute predigen?<br />

Vielleicht würde er <strong>die</strong> Zeit für reif halten,<br />

wieder einmal alle Händler aus dem<br />

Tempel zu werfen?<br />

?<br />

Kennen Sie noch Ihren Tauf spruch?<br />

Nein, aber <strong>die</strong> Frage hat mich neugierig<br />

gemacht <strong>und</strong> ich werde auf <strong>die</strong> Suche<br />

nach dem Taufspruch gehen.<br />

?<br />

Sind Sie schon mal während einer<br />

Predigt eingenickt?<br />

Nein.<br />

?<br />

Was ärgert Sie am Chris tentum?<br />

Wie bei jeder monotheistischen<br />

Religion gibt es <strong>die</strong> Neigung, einen<br />

absoluten Wahrheitsanspruch zu erheben<br />

– <strong>und</strong> das hat schon viel Unglück<br />

über <strong>die</strong> Menschheit gebracht.<br />

?<br />

Was freut Sie am Chris ten tum?<br />

Die Wertschätzung des Lebens, <strong>die</strong><br />

Freude an der Gemeinschaft <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Verheißung, dass alle ein Leben in Fülle<br />

haben werden.<br />

?<br />

Was bedeutet für Sie Aufer ste hung?<br />

Ein Neuanfang <strong>zum</strong> Beispiel oder wenn<br />

ich göttliches Handeln in meinem<br />

Leben spüre.<br />

?<br />

Welches Kirchenlied kennen Sie<br />

auswendig?<br />

Ein Lied, das im Kontext meiner Arbeit<br />

für Oikocredit öfter gesungen wird, ist<br />

»Sonne der Gerechtigkeit«. Vor allem<br />

<strong>die</strong> 2. Strophe „Weck <strong>die</strong> tote Christen -<br />

Impressum<br />

PROtestant – Evangelische Einblicke<br />

Zeitung für Multiplikatoren aus Ge sell -<br />

schaft <strong>und</strong> Kul tur, Politik <strong>und</strong> Wirtschaft in<br />

Bonn <strong>und</strong> der Region<br />

Herausgeber: Die Superintendenten<br />

Eckart Wüster, Dr. Eberhard Kenntner <strong>und</strong><br />

Reinhard Bartha, Kirchen kreise Bonn, Bad<br />

Godesberg-Voreifel <strong>und</strong> An Sieg <strong>und</strong> Rhein<br />

Redaktion: Joachim Gerhardt (Leitung),<br />

Ange la Beckmann, Dr. Uta Garbisch,<br />

Andrea Hillebrand, Jutta Huberti-Post<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Dr. Axel von Dob -<br />

beler, Lisa In hoffen, Katrin Jürgensen, Max<br />

Koranyi, Ute Mentges, Susanne Ruge,<br />

Harald Uhl<br />

Ulrike Chini<br />

www.protestant-bonn.de<br />

heit aus dem Schlaf der Sicherheit“<br />

singe ich gern.<br />

?<br />

Ihre Lieblingsgestalt aus der<br />

Kir chen geschichte?<br />

Elisabeth von Thüringen beeindruckt<br />

mich durch ihren Mut, als Frau viele<br />

Konventionen zu durchbrechen, um<br />

ihrer Vorstellung von christlicher<br />

Nächstenliebe treu zu bleiben.<br />

?<br />

Spielt es für Sie eine Rolle, ob Ihre<br />

Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannten in der Kir che<br />

oder ausgetreten sind?<br />

Nicht der Austritt als solches spielt eine<br />

Rolle, aber <strong>die</strong> Haltung, <strong>die</strong> hinter dem<br />

Austritt steht, kann unter Umständen<br />

Gespräche <strong>und</strong> Beziehungen beeinflussen.<br />

Die Rolle Ihrer Heimat gemein de in<br />

? Ihrem Leben?<br />

Die Gr<strong>und</strong>lagen meiner Verb<strong>und</strong>enheit<br />

<strong>zur</strong> Kirche wurden in der Heimat -<br />

gemeinde geschaffen. Dabei hat ein sehr<br />

zugewandter Pfarrer eine wichtige Rolle<br />

gespielt.<br />

?<br />

Freuen Sie sich auf <strong>die</strong> Ewig keit?<br />

Ich kann nicht sagen, dass ich mich<br />

darauf freue. Aber <strong>die</strong> Vorstellung,<br />

dass etwas unser Leben überdauert,<br />

gibt meinem Leben Sinn <strong>und</strong> Orien -<br />

tierung.<br />

?<br />

Evangelisch – katholisch, muss das<br />

noch sein?<br />

Ja, es gibt noch deutliche Unterschiede<br />

in wichtigen Fragen, z.B. <strong>zur</strong> Rolle der<br />

Frau. Aber Vielfalt ist selten nur<br />

schlecht, sie belebt <strong>die</strong> Aus -<br />

einandersetzung um gr<strong>und</strong>legende<br />

Inhalte <strong>und</strong> fördert <strong>die</strong> Weiter -<br />

entwicklung eigener <strong>und</strong> auch gemeinsamer<br />

Positionen.<br />

?<br />

Was denken Sie über »Mission«?<br />

Der Begriff ist im Deutschen sehr belas -<br />

tet <strong>und</strong> ruft ungute Erinnerungen wach.<br />

In den Papieren des Ökumenischen<br />

Rates <strong>zur</strong> 10. Vollversammlung in Busan<br />

wird Mission verstanden als Auftrag,<br />

eine »versöhnte Beziehung mit allem<br />

geschaffenen Leben <strong>zum</strong> Ausdruck zu<br />

bringen«. Das gefällt mir gut.<br />

Und der Teufel?<br />

? Ist für mich ein Bild für <strong>die</strong><br />

Versuchung, vom Auftrag, dass alle<br />

Menschen ein Leben in Fülle haben sollen,<br />

abzulassen.<br />

?<br />

Drei Wünsche an Ihre Kirche?<br />

1. weniger Beschäftigung mit sich<br />

2. mehr Einsatz für wirtschaftliche<br />

Gerechtigkeit<br />

3. eine Sprache sprechen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Menschen von heute erreicht.<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Evangelischer Kir chenkreis<br />

Bonn, Adenauerallee 37, 53113 Bonn,<br />

Tel.: 02 28 / 68 80 - 3 00<br />

Fax: 02 28 / 68 80 93 00<br />

E-Mail: presse@bonn-evangelisch.de<br />

Konto <strong>zur</strong> fre<strong>und</strong>lichen Unterstützung:<br />

Ev. Kirchenkreis Bonn, Stichwort<br />

»Protestant«, Konto 19 00 29 00 30,<br />

Sparkasse KölnBonn<br />

(BLZ 370 501 98)<br />

Druck: Schenkelberg Stiftung & Co KGaA,<br />

Druck- <strong>und</strong> Me<strong>die</strong>nhaus – Am Hambuch 17 –<br />

53334 Me cken heim<br />

Auflage: 6.600 Exemplare (3 mal jährlich)


Seite 8 PROTESTANT<br />

Winter 2013<br />

Angedacht<br />

Wie klingen 2013 unsere Weih nachts -<br />

lieder? »Ach Gott, es gibt schon wieder<br />

Spekulatius <strong>und</strong> Lebkuchen -<br />

herzen in den Ge schäf ten.« »Jetzt geht<br />

der Weihnachts stress wieder los.«<br />

»Ich bin jetzt schon froh, wenn es<br />

Januar ist.« Die heilige Zeit verkommt<br />

immer mehr <strong>zur</strong> eiligen Zeit.<br />

Unsere Advents lieder werden zu<br />

Klage liedern über <strong>die</strong> Belastung, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong>se Zeit angeblich bringt. Gleich -<br />

zeitig haben gerade <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong><br />

krank, traurig, einsam sind, das<br />

Gefühl Weihnachten ist nicht für sie.<br />

Wie anders klingt da Marias<br />

Weih nachtslied: »Meine Seele erhebt<br />

den Herrn <strong>und</strong> mein Geist freut sich<br />

Gottes, meines Heilandes …« <strong>und</strong> sie<br />

preist Gottes Barmherzigkeit <strong>und</strong><br />

Güte, mit der er für Recht <strong>und</strong><br />

Gerechtigkeit sorgt! Warum wirkt<br />

<strong>die</strong>ses Weihnachtslied so anders als<br />

unseres? Kann es sein, dass Maria um<br />

ihre Bedürftigkeit als Mensch weiß?<br />

Dass sie ein Gefühl dafür hat, wo es<br />

neben dem Mate riellen im Leben<br />

mangeln kann? Wo wir traurig sind,<br />

uns schuldig fühlen, uns schuldig<br />

machen, oft so anders leben, als wir es<br />

für richtig halten? Und ganz sicher<br />

weiß sie von der Sehnsucht des<br />

Lebens nach Heil <strong>und</strong> Heilung!<br />

Marias Weihnachtsfreude ist ge -<br />

prägt von dem Wissen, dass Gott<br />

Mensch wird. In Gestalt eines schutzlosen<br />

Kindes kommt Gott zu uns. Da<br />

wird schon deutlich, dass unser Gott<br />

ein Gott der Liebe ist, weil er als<br />

menschgewordener Gott weiß, wie<br />

verletzlich wir Menschen <strong>und</strong> wie<br />

sehr wir auf liebevolle An nahme <strong>und</strong><br />

Vergebung für ein heilsames Leben<br />

angewiesen sind. Weit draußen, in<br />

einem Stall, abseits vom Lichterglanz<br />

<strong>und</strong> Trubel, abseits von der<br />

Gesellschaft kommt er damit zu uns.<br />

Vielleicht sollten wir neben der<br />

Weihnachtsstube unseren inneren<br />

Raum mit <strong>die</strong>sem<br />

Glauben<br />

schmü cken,<br />

damit wir er -<br />

füllt Weihnachten<br />

feiern können<br />

<strong>und</strong> nicht<br />

nur be packt.<br />

Grit de Boer<br />

n Die Autorin ist Pfarrerin im<br />

Diakonischen Werk Bonn <strong>und</strong> Region<br />

Argumente<br />

Die drei evangelischen<br />

Kir -<br />

chenkreise in<br />

Bonn <strong>und</strong> der<br />

Region haben<br />

gemeinsam<br />

mit der Dia -<br />

konie in <strong>die</strong>ser<br />

Form b<strong>und</strong>esweit<br />

einmalig<br />

eine Argumen -<br />

tations- <strong>und</strong> Informations broschüre<br />

<strong>zum</strong> Verhältnis Staat <strong>und</strong> Kirche sowie<br />

<strong>zur</strong> Rolle der Kirchen in der Gesellschaft<br />

herausgegeben. Unter dem Titel »Die<br />

Kirche <strong>und</strong> das liebe Geld« stellt sie<br />

Fakten <strong>und</strong> Zahlen zusammen. »Wir<br />

möchten viele Fragen beantworten,<br />

Vorurteile widerlegen <strong>und</strong> Entschei -<br />

dungsträ gern wie interessierten Men -<br />

schen Argumente an <strong>die</strong> Hand geben«,<br />

erklären <strong>die</strong> Superintendenten der<br />

Kirchenkreise Eckart Wüster (Bonn), Dr.<br />

Eberhard Kenntner (Bad Godesberg-<br />

Voreifel) <strong>und</strong> Reinhard Bartha (An Sieg<br />

<strong>und</strong> Rhein) sowie Diakonie-<br />

Geschäftsführer Ulrich Hamacher. Die<br />

Broschüre liegt in allen Kirchen aus <strong>und</strong><br />

kann kostenlos bei den Kirchenkreisen<br />

<strong>und</strong> der Diakonie bezogen werden. ger<br />

Unterwegs mit zwei PS<br />

Bernd Mäueler mit dem Planwagen durch Frankreich<br />

Reisen verändert. Die Bibel erzählt<br />

an vielen Stellen von Aufbrüchen:<br />

von Abraham, von Mose <strong>und</strong><br />

demVolk Israel, Jesus auf seinen<br />

Wanderungen. Der Bonner Bernd<br />

Mäueler, langjähriger Pres byter an<br />

der Lutherkirche in der Südstadt,<br />

hat sich mit einem Planwagen auf<br />

den Weg gemacht, <strong>die</strong> Welt neu<br />

erlebt <strong>und</strong> auch durchaus geistlich<br />

erfahren, was Ge meinschaft bedeutet.<br />

So ein wenig wie Maria <strong>und</strong><br />

Josef, <strong>die</strong> ja damals gen Bethlehem<br />

sogar nur mit einem PS gereist<br />

sind, also einem Esel-PS. Uta<br />

Linnert hat Bernd Mäueler mit seinen<br />

zwei PS ein Stück begleitet.<br />

Fünf Monate haben Melody <strong>und</strong><br />

Fiona ihren Kutscher übers Land<br />

gezogen. Bis zu 30 Kilometer am Tag,<br />

einmal durch Frankreich <strong>und</strong> <strong>zur</strong>ück.<br />

Dabei waren <strong>die</strong> beiden zehn <strong>und</strong> acht<br />

Jahre alten Norikerstuten zunächst<br />

keine Freun dinnen. An den gemeinsamen<br />

Dienst im Geschirr mussten sie<br />

sich erst gewöhnen. Auch Bernd<br />

Mäueler brauch te für <strong>die</strong> Arbeit mit<br />

den Pfer den Geduld <strong>und</strong> musste<br />

Erfahrung sammeln. Es dauerte seine<br />

Zeit, bis das Vertrauen auf allen Seiten<br />

wuchs <strong>und</strong> aus dem Gespann ein<br />

Team wurde.<br />

»Ich habe mir mit der Planwagen -<br />

fahrt einen Traum erfüllt«, sagt der<br />

Bonner Agraringenieur. Seit seiner<br />

frühesten Jugend auf dem Bauernhof<br />

der Großeltern verfolgt ihn <strong>die</strong> Idee.<br />

Als das Ende seiner Berufstätigkeit<br />

abzusehen ist, fasst er den Entschluss.<br />

Er kauft sich zwei Kaltblüter. Es sind<br />

Noriker, eine Rasse, <strong>die</strong> als besonders<br />

kräftig, ausdauernd <strong>und</strong> trittsicher<br />

gilt. Um <strong>die</strong> Stuten besser kennenzulernen,<br />

lässt er sich zwei Jahre Zeit,<br />

pachtet Land vor der Stadt, trainiert<br />

<strong>die</strong> Pferde <strong>und</strong> übt das Ausfahren –<br />

zuerst mit einer kleinen Kutsche.<br />

Am 1. Mai 2012, dem ersten Tag<br />

seiner Pensionszeit, fährt der 64-<br />

Jährige direkt von der heimischen<br />

Weide im Rheinland los, immer nach<br />

Westen, Richtung Frankreich. »Ich<br />

suchte <strong>die</strong> Herausforderung, einmal<br />

ohne meine große Familie in <strong>die</strong> Welt<br />

aufzubrechen <strong>und</strong> mich fremden<br />

Menschen auszusetzen«, sagt der ehemalige<br />

Landwirtschaftslehrer. Beson -<br />

ders freut er sich auf <strong>die</strong> Erfahrung<br />

mit den Tieren <strong>und</strong> das Leben in der<br />

Natur. Seine Tour wird ihn über <strong>die</strong><br />

Berge von Eifel <strong>und</strong> Ardennen führen,<br />

durch <strong>die</strong> Champagne bis in <strong>die</strong><br />

Norman<strong>die</strong> <strong>und</strong> ostwärts durch<br />

Burg<strong>und</strong>, Lothringen, <strong>die</strong> Vogesen,<br />

das Elsass <strong>und</strong> den Pfälzer Wald<br />

<strong>zur</strong>ück an den Rhein, insgesamt 2500<br />

Kilometer weit.<br />

Die guten Ratschläge, dass man für<br />

<strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nung seines Gespannes<br />

eigentlich vier Hände brauchte, ignoriert<br />

er. Er will es allein schaffen. »Es<br />

war nicht immer leicht, besonders am<br />

Anfang nicht. Ich musste <strong>die</strong> Tiere<br />

manchmal eingespannt stehen lassen<br />

<strong>und</strong> darauf vertrauen, dass sie nicht<br />

durchgehen«, sagt er. Auch im Agrar -<br />

land Frankreich haben in den Dörfern<br />

viele Bars geschlossen, gibt es oft keine<br />

Boulangerie mehr <strong>und</strong> keinen Metz -<br />

ger, so wie früher. Zum Einkaufen<br />

muss er nicht selten Supermärkte<br />

ansteuern <strong>und</strong> <strong>die</strong> Pferde mit festgestellter<br />

Wagenbremse auf dem<br />

Autoparkplatz abstellen. »Zum Glück<br />

konnte ich mich auf meine beiden<br />

Mädchen immer verlassen«, sagt<br />

Mäueler, »sie haben mich in keine einzige<br />

gefährliche Situation gebracht.«<br />

Keine Zeit für Einsamkeit<br />

Trotzdem berichtet er von der An -<br />

spannung unterwegs, <strong>die</strong> Tiere im<br />

Griff zu behalten, den Weg zu finden,<br />

wenn das GPS mal wieder in <strong>die</strong> Irre<br />

führte. »Eine Karte kann ich während<br />

der Fahrt nicht lesen, weil ich auf dem<br />

Kutschbock immer <strong>die</strong> Leinen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Peitsche in der Hand haben muss.« Er<br />

kommt durch quirlige Ortsfeste mit<br />

herumspringenden Gästen <strong>und</strong> lauter<br />

Musik, gerät auf mehrspurige Straßen<br />

mit Lastwagenverkehr, muss steil<br />

bergauf fahren, über schmale Brücken<br />

<strong>und</strong> einmal mit einer vollgestopften<br />

Autofähre über <strong>die</strong> Seine übersetzen.<br />

»Das kann man zuhause nicht üben,<br />

da brauche ich das volle Vertrauen<br />

meiner Pferde. Sie haben sich auf<br />

mich verlassen <strong>und</strong> mich mit ihrer<br />

Kraft bereitwillig durch dick <strong>und</strong><br />

dünn gezogen«, sagt Mäueler stolz.<br />

Und <strong>die</strong> große Einsamkeit, vor der<br />

seine Fre<strong>und</strong>e ihn gewarnt hatten? Sie<br />

packte ihn nicht. »Ich war viel zu<br />

Alleine unterwegs – <strong>und</strong> doch viele bewegende Begegnungen:<br />

Bernd Mäueler auf seinem Planwagen<br />

Seine beiden treuen Pferde im Griff: Bernd Mäueler<br />

beschäftigt. Mein Tagesablauf war<br />

absolut ausgefüllt: Pferde füttern,<br />

tränken, anspannen, ausspannen,<br />

Weide platz sichern. Alle zehn Tage<br />

müssen <strong>die</strong> Pferde <strong>zum</strong> Schmied, <strong>die</strong><br />

Hufe neu beschlagen lassen.« Einen<br />

Platz für <strong>die</strong> Nacht zu finden, sei nie<br />

ein Problem gewesen. »Meistens<br />

haben mich <strong>die</strong> Menschen unterwegs<br />

von der Straße geholt, mir angeboten,<br />

bei ihnen zu rasten, mir eine Weide<br />

für <strong>die</strong> Pferde gezeigt, mich <strong>zum</strong> Essen<br />

eingeladen.« In den Orten, durch <strong>die</strong><br />

sie fahren, sind Melody, Fiona <strong>und</strong><br />

Bernd eine Attraktion. Die Leute<br />

bedrängen ihn mit Fragen, wollen<br />

wissen, woher er kommt, was er noch<br />

vorhat. »Mir sind so viele Menschen<br />

begegnet, <strong>die</strong> begeis tert waren, fröhlich,<br />

gastfre<strong>und</strong>lich, äußerst hilfsbereit.<br />

Alle Begegnungen waren offener,<br />

als ich es erwartet hatte. Das war eine<br />

der schönsten Erfah rungen.«<br />

Fre<strong>und</strong>liche Helfer überall<br />

Übernachtet hat Mäueler auf dem<br />

Planwagen. Den hat er sich von<br />

einem Schlosser in Süddeutschland<br />

nach eigenen Vorstellungen bauen<br />

lassen. Es ist ein Stromgenerator an<br />

Bord für <strong>die</strong> Beleuchtung des<br />

Gespanns, für den Laptop <strong>und</strong> das<br />

Mobiltelefon. Unterm Wagen hängt<br />

ein Wassertank für <strong>die</strong> Pferde, zwei<br />

Säcke mit Kraftfutter haben Platz<br />

<strong>und</strong> es gibt Stauraum für Werkzeug,<br />

Proviant <strong>und</strong> sein persönliches<br />

Gepäck.<br />

Durch <strong>die</strong> vielen Gespräche mit<br />

der Bevölkerung wird sein Fran -<br />

zösisch besser. Das braucht er auch. Es<br />

passieren keine Katastrophen, aber es<br />

gibt Hindernisse. »Einmal lag ein<br />

Baum stamm quer über dem Weg, da<br />

ging es dann nicht mehr weiter.«<br />

Mäueler muss <strong>die</strong> Pferde <strong>zur</strong>ücklassen,<br />

denn an Wenden ist mit dem Ge -<br />

spann auf dem engen, abschüssigen<br />

Waldweg nicht zu denken. Er muss im<br />

20 Kilometer entfernten Ort Hilfe<br />

holen, einen Autofahrer auf der nahen<br />

Straße anhalten, der ihn hinbringt,<br />

dort jemanden finden, der eine<br />

Motorsäge besitzt <strong>und</strong> mit ihm zu -<br />

rück fährt, um den Weg frei zu<br />

machen. »Die große Erfahrung meiner<br />

Tour ist, dass es überall Helfer gibt. Die<br />

Franzosen waren einfach nett.«<br />

Im Oktober ist das Gespann nach<br />

Bonn <strong>zur</strong>ückgekehrt. Die Tiere sind<br />

durchtrainiert <strong>und</strong> um 150 Kilo leichter.<br />

Bernd Mäueler hat sein Lebens -<br />

projekt abgearbeitet. Mit der Kutsche<br />

ist er seitdem nicht mehr gefahren.<br />

»Es kam der Winter <strong>und</strong> es gab anderes<br />

zu tun«, sagt er. Gerade bricht der<br />

promovierte Agrarwissen schaftler als<br />

Senior Expert nach Togo auf. Er soll<br />

dort Landwirte beraten. Auch am Golf<br />

von Guinea sprechen <strong>die</strong> Menschen<br />

französisch.<br />

Uta Linnert<br />

Fotos: Sepp Spiegel

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