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Seite 4<br />

PROTESTANT<br />

Weihnachten 2013 / Neujahr<br />

Foto: DW<br />

Foto: Andrea Hillebrand<br />

Bietet konkrete Lebenshilfe: Ralf Jeuschede im Gespräch in der Bonner<br />

Schuldnerberatung<br />

Ein typischer Blick ins Portemonnaie vieler Menschen: reichlich Quittungen, aber kein Bargeld<br />

Vergib uns unsere Schuld(en)<br />

Die Zentrale Schuldnerberatung Bonn berät überschuldete Menschen<br />

Über 6,5 Millionen Men -<br />

schen waren im Jahr 2012<br />

überschuldet, konnten also<br />

ihren finanziellen Verpflichtungen<br />

nicht mehr nachkommen. In Bonn<br />

ist etwa jeder elfte Haushalt betroffen.<br />

Nicht alle haben ein unvernünftiges<br />

Kon sumverhalten an den Tag<br />

gelegt. Im Gegenteil. Mehrheitlich<br />

sind sie ohne eigenes Zutun in <strong>die</strong>se<br />

Situation geraten. Ursachen: Ar -<br />

beitslosigkeit, Scheidung, Krank heit.<br />

Die Zentrale Schuldner beratung<br />

Bonn in gemeinsamer Trägerschaft<br />

von Diakonie <strong>und</strong> Caritas berät in<br />

<strong>die</strong>ser Lebenslage.<br />

Die 58-jährige Susanne Müller<br />

(Name geändert) war in jungen<br />

Jahren selbstständig tätig. Sie leitete<br />

einen kleinen Drogeriemarkt. Mit<br />

Aufkommen der großen Ketten gingen<br />

ihre Einnahmen <strong>zur</strong>ück <strong>und</strong> sie<br />

versuchte zunächst, das Geschäft mit<br />

finanzieller Unterstützung durch<br />

Banken wieder anzukurbeln. Ohne<br />

Erfolg. Um ihre Existenz zu sichern,<br />

gab sie, mittlerweile mit 50.000 D-<br />

Mark verschuldet, das Geschäft auf<br />

<strong>und</strong> nahm eine Beschäftigung als<br />

Angestellte an. Sie war bemüht, von<br />

ihren Einnahmen ihre Gläubiger zu<br />

be<strong>die</strong>nen. Allerdings ließ sich ein<br />

großer Gläubiger, dessen Forde rung<br />

sich mit Zins <strong>und</strong> Zinseszins mittlerweile<br />

auf 80.000 Euro belief, nicht auf<br />

eine Ratenzahlung ein. Der Druck,<br />

der auf Susanne Müller lastete, war<br />

enorm, ihr Ges<strong>und</strong>heits zustand verschlechterte<br />

sich zusehends.<br />

Die Gesamtsumme der For -<br />

derungen lag nach zehn Jahren bei<br />

100.000 Euro. Die Zentrale Schuld -<br />

nerberatung Bonn zeigte ein Licht<br />

am Ende des Tunnels. Mit ihrer Hilfe<br />

gelang es Susanne Müller, ein<br />

Insolvenzverfahren einzuleiten.<br />

Heute lebt <strong>die</strong> 58-Jährige von einer<br />

Erwerbsunfähigkeitsrente in nicht<br />

pfändbarer Höhe.<br />

Unsere Gesellschaft<br />

macht es jedem sehr leicht,<br />

sich zu verschulden<br />

Hätte Susanne Müller das Risiko der<br />

Selbstständigkeit nicht eingehen<br />

dürfen? Liegt darin ihre Schuld?<br />

Oder hätte <strong>die</strong> Bank damals entscheiden<br />

müssen, dass das Risiko zu<br />

hoch war <strong>und</strong> ihr den Kredit versagen<br />

müssen? »Unsere Gesellschaft<br />

macht es jedem unabhängig von seinem<br />

Einkommen sehr leicht, sich zu<br />

verschulden«, berichtet Ralf<br />

Jeuschede, Leiter der Zentralen<br />

Schuldnerberatung Bonn. »Ein<br />

Kaffeevollautomat für null Euro,<br />

Autos für 400 Euro im Monat oder<br />

Fernseher für wenig Geld sind verlockend.«<br />

Erst das Kleingedruckte<br />

offenbare <strong>die</strong> tatsächlichen Kondi -<br />

tionen, »aber da ist der Kaufwunsch<br />

schon geweckt«, so Jeuschede. Und<br />

Banken ver<strong>die</strong>nten an <strong>die</strong>sen<br />

Angeboten <strong>und</strong> »mehren ihren<br />

Profit durch hohe Zinsen«. Ihr<br />

Risiko laut Aussage des Fachmanns:<br />

Der Schuldner kann den Ver -<br />

pflichtungen nicht mehr nachkommen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Institute müssen möglicherweise<br />

auf einen Teil des Geldes<br />

oder alles verzichten. Doch so relevant<br />

könne das nicht sein. »Wenn<br />

sich <strong>die</strong>se Kredite für <strong>die</strong> Banken<br />

nicht rechnen, würden sie schnell<br />

vom Markt verschwinden.« Leider<br />

ist der Weg eine Einbahnstraße: So<br />

schnell Menschen in der Überschuldung<br />

landen, so schnell kommen sie<br />

aus eigener Kraft nicht wieder hinaus.<br />

Sie sind angewiesen auf<br />

Vergebung der Gläubiger oder, wenn<br />

das nicht geschieht, eben auf eine<br />

gute Beratung.<br />

Andrea Hillebrand<br />

Zentrale<br />

Schuldnerberatungsstelle<br />

Am Neutor 2-2a, 53113 Bonn<br />

ab 1. Februar:<br />

Noeggerathstraße <strong>49</strong>, 53111 Bonn<br />

Tel.: 0228 96 96 60<br />

Fax: 0228 96 96 610<br />

schuldnerberatung@cd-bonn.de<br />

www.schuldnerberatung-bonn.de<br />

pro<br />

GRAMM<br />

Der kleine Wasserfloh, »La pulce d‘ acqua« machte<br />

ihn 1977 weltberühmt. Angelo Branduardi<br />

sucht in seiner <strong>zum</strong>eist zarten Musik mehr denn<br />

je spirituelle Tiefe wie zuletzt mit seiner »Laude<br />

des Heiligen Franziskus«. Erstmalig in seiner<br />

Karriere begibt sich der Ausnahmemusiker,<br />

begleitet nur von einem Percussionisten <strong>und</strong><br />

einem Pianisten, auf Kirchentournee. Am Freitag,<br />

17. Januar 2014, um 20.00 Uhr auch in der<br />

Bonner Kreuzkirche am Kaiserplatz. PROtestant<br />

verlost 5 x 2 Karten (siehe Seite 7).<br />

Trost <strong>und</strong> Beistand<br />

Versöhnungsliturgien nach einer Trennung<br />

In dem Liturgiebuch der amerikanischen<br />

Partnerkirche der Union evangelischer<br />

Kirchen in Deutschland, der<br />

United Church of Christ, steht schon<br />

seit fast 30 Jahren unter dem Abschnitt<br />

»Gottes<strong>die</strong>nste zu Versöh nung <strong>und</strong><br />

Heilung« eine »Order for Recognition<br />

of the End of a Marria ge« (Liturgie <strong>zur</strong><br />

Anerkennung des Endes einer Ehe).<br />

Der Titel hat mancherlei Kopfschütteln<br />

bei uns ausgelöst. Soll etwa ein gebrochenes<br />

Eheversprechen nun tatsächlich<br />

noch nachträglich mit einem kirchli -<br />

chen Segen sanktioniert werden? Das<br />

Ge genteil ist der Fall. Liest man nämlich<br />

<strong>die</strong> einzelnen Texte <strong>und</strong> Gebete zu<br />

einer »gescheiterten Ehe« aufmerksam,<br />

so erkennt man, dass <strong>die</strong> seelsorgerliche<br />

Begleitung zu sätz lich in einem<br />

öffentlichen Gottes <strong>die</strong>nst behutsamen<br />

Foto: Gianluca Simoni<br />

Trost <strong>und</strong> Bei stand vonseiten der<br />

Kirche anbieten möchte. »Wir sind<br />

hier, um ein Ende <strong>und</strong> einen Neu -<br />

beginn zu dokumentieren«, heißt es zu<br />

Beginn: »Nach großen Bemühungen,<br />

Schmer zen <strong>und</strong> Zorn sagen <strong>die</strong> beiden<br />

hier Anwesen den an, dass sie nicht länger<br />

Mann <strong>und</strong> Frau füreinander sein<br />

können, aber dass sie sich weiter gegenseitig<br />

respektieren <strong>und</strong> aufeinander<br />

Acht geben wollen.« Versprechen für<br />

<strong>die</strong> Zukunft <strong>zum</strong> Beispiel für <strong>die</strong><br />

Kinder werden konkret benannt, Ver -<br />

gebung ausgesprochen, Unterstützung<br />

thematisiert. »Gott zeige uns das Ver -<br />

sprechen eines neuen Tages«, endet der<br />

Text. Inzwischen gibt es auch Entwürfe<br />

zu einer ähnlichen Versöh nungs zere -<br />

mo nie in deutschen evangelischen<br />

Gemeinden.<br />

Max Koranyi<br />

Was leistet Mediation?<br />

Nachgefragt bei der Evangelischen Beratungsstelle Bonn<br />

Es geht nicht um Versöhnung, auch<br />

nicht um Schuld, sondern darum,<br />

Wege zu finden, miteinander<br />

umzugehen. »Solange hier beraten<br />

wird, müssen <strong>die</strong> Rechtsanwälte<br />

still halten«, betont Christiane<br />

Wellnitz. Für <strong>die</strong> Psychologin von<br />

der Evangelischen Beratungsstelle<br />

Bonn ist <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>voraus -<br />

setzung, wenn Eltern sich <strong>zur</strong><br />

Trennungsberatung einfinden.<br />

Diese spezielle Art der Mediation ist<br />

allparteilich, »im Zweifelsfall sind<br />

wir aber immer Anwalt des Kindes«,<br />

sagt <strong>die</strong> Familientherapeutin. Mit<br />

der Figur eines kleinen Eisbären<br />

führt sie Eltern <strong>die</strong> Situation ihres<br />

Kindes vor Augen. Eine kleine<br />

Giraffe <strong>und</strong> ein kleiner Löwe symbolisieren<br />

<strong>die</strong> Anteile von Mutter <strong>und</strong><br />

Vater, <strong>die</strong> ein Kind stets in sich trägt.<br />

»Wenn man es zu sehr auf eine Seite<br />

zieht, bleibt ein Teil unversorgt.«<br />

Eltern sollen wieder miteinander ins<br />

Gespräch kommen, sich in <strong>die</strong> Lage<br />

des jeweils anderen versetzen,<br />

Austausch <strong>und</strong> Respekt sollen in<br />

Gang kommen. Da geht es nicht um<br />

juristische Fragen, sondern um<br />

gegenseitiges Verständnis <strong>und</strong><br />

Emotionen. Der Erfolg hänge davon<br />

ab, wie motiviert <strong>und</strong> diszipliniert<br />

Therapeutin<br />

Christiane<br />

Wellnitz:<br />

»Im Zweifel<br />

Anwalt für<br />

Kinder«<br />

<strong>die</strong> Klienten sind.<br />

Voraussetzung sei,<br />

so Wellnitz: »Beide<br />

müssen noch in der<br />

Lage sein, sich wertzuschätzen.«<br />

Die Evangelische<br />

Beratungsstelle bietet<br />

neben ihrer kos -<br />

tenlosen Hilfe in Er -<br />

ziehungs-, Ju gend-,<br />

Ehe- <strong>und</strong> Le bens -<br />

fragen auch eine einmalige<br />

Rechts bera -<br />

tung mit gr<strong>und</strong>legenden<br />

Informatio -<br />

nen an. Geplant ist zudem eine<br />

Gruppe für getrennte Paare, <strong>die</strong> sich<br />

an jedem dritten Donnerstag im<br />

Monat von 17 bis 19 Uhr in der Be ra -<br />

tungsstelle trifft. Uta Garbisch<br />

n Kontakt: Evangelische Beratungs stelle<br />

für Erziehungs-, Jugend-, Ehe- <strong>und</strong><br />

Lebensfragen, Adenauerallee 37,<br />

53113 Bonn, Tel. 0228 – 68 80-150<br />

www.beratungsstelle-bonn.de.<br />

Foto: Uta Garbisch

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