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Spielberg Erinnerungen - Vermächtnis des deutschen Brünn

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alte Burgkapelle, aus der ehedem Gebete zum Himmel flehten und in der Häftlingslippen<br />

Seufzer und Fluch verschluckten, war eine Weihehalle geworden. Mir war, als weilte ich<br />

in einem Sanatorium. Vor den Fenstern grünte, blühte und duftete es.<br />

Am Abend <strong>des</strong> 15. April 1945 kam ich von der Schöllschitzer Straße. Prächtig blühten die<br />

Kirschbäume. Am Himmel kreisten Flieger, schraubten sich umeinander und schossen<br />

bissig. In der Stadt heulten die Sirenen, von Austerlitz her grollte Geschützdonner. Emst<br />

schaute der <strong>Spielberg</strong> im Abenddämmem auf Altbrünn herab, wo ein schweres<br />

Flakgeschütz sein Rohr emporschob. An der Schwarzabrücke stand an der Panzersperre<br />

als Posten ein Hitler-Junge mit geschultertem Gewehr.<br />

Seither flitzen in stillen Nächten Bilder eines <strong>Spielberg</strong>films vor meinen geschlossenen<br />

Augen: die Burg <strong>des</strong> Markgrafen gegenüber dem Dom, die Zitadelle der Festung,<br />

beschossen und bestürmt, General Torstenson fluchend auf das „Rattennest", Napoleon<br />

I. die Schanzen sprengend, Kerker, KZ und Kaserne, der <strong>Spielberg</strong> wiedererstanden und<br />

bombenumheult, zum Schluß angestrahlt vom Scheinwerfer der Heimatliebe.<br />

Der <strong>Spielberg</strong> zu Brünn<br />

Eine historische Skizze von Ing. Walter Oplusstil<br />

Zu 3 F<br />

Sieben Jahre ist es her, da durch Europa ausgemergelte, verhärmte Elendsgestalten<br />

westwärts zogen. Ohne jede Habe, bettelarm, in zerfetzte Lumpen gehüllt, aus der<br />

Heimat ihrer Väter vertrieben. Was keiner zu denken gewagt hätte, es wurde zur<br />

schaurigen Wirklichkeit: Auch uns <strong>deutschen</strong> Brünnern blieb dieses Los nicht erspart.<br />

Das Schicksal hat es so gewollt! Heute leben wir verstreut, von der Nordsee bis zu den<br />

Karawanken, in zerbombten Städten und entlegenen Weilern in einer fremden Welt. Und<br />

dennoch blieb uns Brünnern ein gemeinsames Band, das gemeinsame Erleben unserer<br />

Vaterstadt und damit das liebe, vertraute Bild, das alle neuen Eindrücke nicht<br />

auszulöschen vermochten. Denn allzu tief hat es sich in unser Herz geprägt. In kargen<br />

Stunden stiller Besinnlichkeit taucht es auf: Der majestätische Dom mit seinen beiden<br />

Türmen, die so wohlvertrauten Häuser unserer Kindheit, die Türme und Kuppeln unserer<br />

Stadt. Und mitten darin als Krönung der alte <strong>Spielberg</strong> mit seiner Feste. Der <strong>Spielberg</strong>,<br />

der nicht wegzudenken ist aus dem Antlitz unserer Vaterstadt, der Generationen vor uns<br />

heranwachsen sah, der durch Jahrhunderte Freud und Leid mit seinen Brünnern teilte!<br />

Inmitten <strong>des</strong> Weichbil<strong>des</strong> der Stadt erhebt er sich zu 283 m Höhe. Schon im Jahre 884<br />

soll die Burg bestanden haben. Erstmals erscheint sein Name in einer Urkunde für das<br />

„Spital der Johanniter unterm Spilberg", im Jahre 1279 auf. Die Burg war Sitz der<br />

Fürsten Brünns und der Markgrafen Mährens, Schutz und Hort der Lan<strong>des</strong>hauptstadt. Bis<br />

1310 hieß der <strong>Spielberg</strong> „Castrum brunense" (Brünner Burg), von da ab „Castrum<br />

Spylmberg"; eine prägnante Definition für die Herkunft resp. Ableitung <strong>des</strong> Namens gibt<br />

es nicht. Nach alten Überlieferungen soll der Name von den auf der Burg abgehaltenen<br />

Festen und Turnieren stammen, nach einer anderen Version von den Pflngstspielen unter<br />

König Johann.<br />

Von den heidnischen Nomaden wurde der <strong>Spielberg</strong> in der Bronzeperiode als Begräbniskultstätte<br />

benutzt. Hiervon zeugen die Ausgrabungen. Gelegentlich der Absprengung der<br />

Felsblöcke beim Ausbau der Elisabethstraße wurden dort 1864 kesselartig ausgelegte<br />

Gräber 3.80 m tief, vorgefunden und brachten Urnen aus Ton, Asche und Knochenreste<br />

ans Tageslicht.<br />

Die Burg und Festung unterlag den Bedürfnissen und Anforderungen der Zeit und ihrem<br />

Geschehen. Glänzende Empfänge, imposante Feste, farbenprächtige Turnieren wechselten<br />

mit Belagerungen, Bedrängnissen und Blockaden. Unter anderem arrangierten die<br />

Stadtväter das sogenannte Vogelschießen, bei welchem mit Pfeil und Bogen Vögel<br />

abgeschossen wurden und der beste Schütze mit Tuch beschenkt wurde. Ursprünglich<br />

gehörte der <strong>Spielberg</strong> nicht zur eigentlichen Stadt, deren Festungsmauern diese<br />

gesondert abschlossen.<br />

1645 erlebte der <strong>Spielberg</strong> schwere Zeiten. Durch 16 Wochen wurde die Festung von<br />

den Schweden belagert und berannt. Oberst Raduit de Souches leitete die heldenmütige<br />

Verteidigung. Zur Verstärkung der schwachen Besatzung wurden täglich 300 Brünner

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