Preisliste Nr. 36 - Nordkurier
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Von unserem Redaktionsmitglied<br />
Anke Brauns<br />
Schwer alkoholabhängig,<br />
vorbestraft und während<br />
zweier Bewährungsstrafen<br />
erneut gestohlen: Ist Birgit<br />
K. ein hoffnungsloser Fall?<br />
Der Richter gibt ihr noch<br />
eine Chance.<br />
NEUBRANDENBURG. „Oh Gott,<br />
oh Gott, oh Gott“, flüstert<br />
Jörg Landes kopfschüttelnd<br />
So eine düstere Prognose hat<br />
er in seinen 20 Jahren als<br />
Strafrichter selten gehört.<br />
Der Gutachter räumt Birgit<br />
K. „keine Chance“ ein, dass<br />
sie es schafft, vom Alkohol<br />
los zu kommen. Sie sei nicht<br />
mehr lernfähig, zu sehr hat<br />
der jahrelange Alkoholmissbrauch<br />
zu Abbauprozessen<br />
im Gehirn und einer krankhaften<br />
seelischen Störung bei<br />
der 46-Jährigen geführt, wie<br />
er erklärt. Ihre Steuerungsfähigkeit<br />
sei deutlich eingeschränkt<br />
gewesen, als sie im<br />
vergangenen Jahr zwei kleine<br />
Flaschen Klaren und zu Beginn<br />
dieses Jahres im Klinikum<br />
50 Euro aus der Schublade<br />
eines Patienten-Nachttisches<br />
nahm.<br />
An dem Tag war sie, wie so<br />
oft, volltrunken von einer<br />
ganzen Flasche Schnaps, als<br />
hilflose Person im Stadtgebiet<br />
aufgesammelt und mit<br />
dem Rettungsdienst ins Krankenhaus<br />
gebracht worden.<br />
Da sie damit während zweier<br />
laufender Bewährungsverfahren<br />
– wegen Diebstahls einer<br />
kleinen Sektflasche und<br />
eines Deosprays 2011 – zwei<br />
Mal erneut straffällig wurde,<br />
ist eine Haftstrafe aus Sicht<br />
der Staatsanwältin jetzt unumgänglich.<br />
Ob man jedoch<br />
wegen des Diebstahls geringwertiger<br />
Sachen „fast zwei<br />
Jahre Gefängnis verbüßen<br />
muss“, wie Jörg Landes in<br />
den Raum fragt? Er entscheidet<br />
sich dagegen und für<br />
zwei Jahre Bewährung, unter<br />
anderem mit der Auflage,<br />
sich zum zweiten Mal in eine<br />
stationäre Therapie zu begeben,<br />
auch wenn die Erfolgsaussichten<br />
gering sind. Wahrscheinlich<br />
werde die Staatsanwaltschaft<br />
Rechtsmittel einlegen,<br />
sagt der Richter. Wenn<br />
es demnächst eine Berufungsverhandlung<br />
gebe, werde<br />
auch nach dem Alkohol gefragt.<br />
Habe sich bis dahin<br />
nichts grundlegend geändert,<br />
„dann sieht es ganz bitter<br />
aus“, mahnt er.<br />
„Ich werde mich ändern“,<br />
verspricht Birgit K., aber daran<br />
haben alle im Saal des<br />
Amtsgerichtes nach den Worten<br />
des Sachverständigen<br />
Zweifel. Selbst wenn sie sich<br />
freiwillig in eine Therapie begebe<br />
– ihre „willentlichen<br />
Qualitäten“ seien „ziemlich<br />
hinüber“, sagt er. Alkohol habe<br />
schon in ihrer Kindheit<br />
eine Rolle gespielt, ihr Pflegevater<br />
trank, erzählt Birgit K.<br />
Aber sie hat die zehnte Klasse<br />
mit einem Durchschnitt von<br />
3,2 geschafft, Betriebsschlosser<br />
gelernt und mehrere Jahre<br />
bei Sirokko gearbeitet. Mit<br />
der Ehe kamen Familienprobleme,<br />
schließlich wurde sie<br />
arbeitslos, der Alkohol fast<br />
ihr ständiger Begleiter. Zu<br />
ihren beiden Söhnen hat sie<br />
schon viele Jahre keinen Kontakt<br />
mehr. Seit 2005 wurde<br />
sie mehrmals verurteilt, meistens<br />
wegen Diebstahls. Mit<br />
ihrem Lebensgefährten lebt<br />
sie von Erwerbsminderungsrente<br />
und Sozialhilfe. Gestohlen<br />
hat Birgit K. jedoch nicht,<br />
weil das Geld nicht reichte.<br />
Sie hatte immer Geld dabei,<br />
wenn sie angetrunken in Läden<br />
erwischt wurde. Warum<br />
sie gestohlen hat? Sie weiß es<br />
nicht, sagt sie.<br />
Kontakt zum Autor:<br />
a.brauns@nordkurier.de<br />
NEUBRANDENBURG. Reise ins<br />
Märchenland und nasses Vergnügen<br />
– Kita-Kinder in der<br />
Innenstadt und der Ihlenfelder<br />
Vorstadt haben gestern<br />
gefeiert. Während sich die<br />
Mädchen, Jungen und Erzieherinnen<br />
der BIP-Kreativitätskita<br />
in der Johannesstraße<br />
als Märchenfiguren verkleideten<br />
und an verschiedenen Stationen<br />
mit Rotkäppchen und<br />
Co. befassten, war das Wasserfest<br />
der Kita Blümchen am<br />
Wall einer von drei Sommersonnenspaßtagen<br />
der Kindertagesstätte,<br />
die im September<br />
ihren 45. Geburtstag feiert.<br />
Die Kinder haben dabei so gekreischt,<br />
dass sich einige Anwohner<br />
an den Zaun stellten<br />
und ihre Bewunderung für so<br />
viel Freude ausdrückten.<br />
So laut wurde es auf dem<br />
Gelände der BIP-Kita nicht.<br />
Für das Sommerfest hatte<br />
sich jede Gruppe ein Märchen<br />
ausgewählt und für die<br />
entsprechende Station ein<br />
Schild gestaltet, erzählt Erzieherin<br />
Petra Sabock. Daraus<br />
entstanden mehrere Stationen.<br />
Unter anderem sortierten<br />
die Kinder Rumpelstilzchens<br />
Edelsteine nach Farben<br />
und Formen und deckten im<br />
Staffellauf möglichst schnell<br />
den Tisch mit zwölf goldenen<br />
Tellerchen. Ein leckeres Büfett<br />
gab’s auch.<br />
ab/ml<br />
Kinder feiern nass<br />
und märchenhaft<br />
Die gute Nachricht des Tages<br />
Chance mit kleiner Hoffnung<br />
und großen Zweifeln<br />
Z<br />
wischendurch muss<br />
sich der Mensch etwas<br />
Gutes tun,<br />
einen Mittagsschlaf gönnen<br />
zum Beispiel, ein Eis<br />
naschen oder auch eine<br />
Glosse schreiben. Letzteres<br />
hat den Vorteil, dass es sich<br />
bequem am Schreibtisch erledigen<br />
lässt und, im<br />
Gegensatz zum viel erholsameren<br />
Mittagsschlaf, den<br />
Werktätigen nicht in Konflikt<br />
mit dem Boss bringt.<br />
Außerdem steht Olympia<br />
vor der Tür.<br />
Leider handelt es sich dabei<br />
nicht um eine weibliche<br />
Person entsprechenden<br />
Namens und Aussehens.<br />
Das wäre natürlich noch<br />
wünschenswerter als ein<br />
Mittagsschlaf. Denn Olympia,<br />
das heißt nichts anderes<br />
als „Die Himmlische“.<br />
So jemanden<br />
ließe man<br />
selbst dann noch liebend<br />
gerne eintreten, wenn die<br />
Person den illegalen Mittagsschlaf<br />
stören oder verhindern<br />
würde. Aber es<br />
steht keine Olympia vor<br />
der Tür, sondern nur die<br />
Olympischen Sommerspiele.<br />
Laufen, springen, werfen,<br />
schwimmen, ringen,<br />
Rad fahren. 17 Tage lang,<br />
von morgen an gerechnet.<br />
In London.<br />
Langweilig,<br />
vermuten<br />
wir. Und ahnen doch<br />
schon, dass es wieder einmal<br />
zum kollektiven sportlichen<br />
Fieber kommen<br />
wird, wenn denn die ersten<br />
Gold- und Silbermedaillen<br />
rollen für unsere Jungs und<br />
Mädels. Da wird dann wohl<br />
an den diversen Arbeitsplätzen<br />
mancher Fernseher laufen<br />
und wenn‘s schon keinen<br />
Mittagsschlaf gibt,<br />
dann wenigstens ein Päuschen<br />
vor dem Bildschirm.<br />
Denn zwischendurch muss<br />
der Mensch sich etwas Gutes<br />
tun. Und in so sportlichen<br />
Zeiten, da hat vielleicht<br />
nicht einmal der<br />
Boss etwas dagegen.<br />
Neubrandenburger Zeitung, Marktplatz 2, 17033 Neubrandenburg,<br />
Postfach 10 11 42, 17019 Neubrandenburg, Telefon 0180 3 4575-03<br />
NACHRICHTEN<br />
Aus dem<br />
Gerichtssaal<br />
NEUBRANDENBURG.<br />
Für<br />
Unternehmer und Existenzgründer,<br />
die sich individuell<br />
über mögliche Förderungen<br />
ihrer Vorhaben und<br />
die Antragsverfahren informieren<br />
wollen, gibt es am<br />
9. August zwischen<br />
9 und 16 Uhr wieder einen<br />
Bankensprechtag in der<br />
IHK Neubrandenburg, Katharinenstraße<br />
48. Experten<br />
der Bürgschaftsbank,<br />
der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft<br />
und<br />
des Landesförderinstitutes<br />
stehen zur Verfügung. Um<br />
Anmeldung wird bis zum<br />
2. August unter Telefon<br />
(0395) 559732 gebeten. nk<br />
Tipps zu Fördermöglichkeiten<br />
Lautstark ging’s beim Wasserfest der Kita Blümchen am Wall<br />
zu. Einer von drei Sommersonnenspaßtagen wurde gestern dem<br />
kühlen Nass gewidmet.<br />
FOTO: M. LANIN<br />
An einer Station in der BIP-Kita sortierten die Kinder Rumpelstilzchens Edelsteine nach Farben und Formen.<br />
FOTO: A. BRAUNS<br />
Ganz nebenbei - von<br />
Georg Wagner<br />
Mehrfacher Diebstahl<br />
Olympia macht<br />
Hoffnung auf Erholung<br />
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Stoppelacker<br />
brennt bei Neverin<br />
NEUSTRELITZ. In der Nähe<br />
von Neverin hat es gestern<br />
auf einem Stoppelacker gebrannt.<br />
Das Feuer sei vermutlich<br />
beim Strohballenpressen<br />
entstanden, heißt<br />
es im Polizeibericht vom<br />
Abend. Der Brand habe von<br />
der Feuerwehr gelöscht<br />
werden können so der Bericht<br />
weiter.<br />
nk<br />
Brauner Bock mit<br />
Familie auf Flucht<br />
BURG STARGARD.<br />
In Burg<br />
Stargard wird seit gestern<br />
eine Schafsfamilie vermisst.<br />
Das teilte die Polizei<br />
am Abend mit. Nach einem<br />
braunen Bock, einer braunweißen<br />
Zippe und den braunen<br />
Lämmern suchte gestern<br />
hingegen auch die Polizei<br />
bis zum Abend ergebnislos.<br />
nk<br />
DONNERSTAG, 26. JULI 2012, SEITE 17<br />
ZEITUNG FÜR NEUBRANDENBURG, FRIEDLAND, BURG STARGARD UND UMGEBUNG<br />
Neubrandenburger Zeitung<br />
Neubrandenburger Zeitung<br />
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<strong>Nordkurier</strong> <strong>Preisliste</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong><br />
gültig ab 1. 1. 2014<br />
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Nunmüssen die Christen<br />
neue Kirche mit Leben füllen<br />
Leitartikel von<br />
Benjamin Lassiwe<br />
Satz des Tages<br />
Der tschechische Außenminister KarelSchwarzenbergim„Spiegel“<br />
„FrauMerkel ist eine beinharte Politikerin, die weiß,<br />
wann man warten muss, bis sich der Gegner von selbst<br />
erledigt. Das ist eine große Kunst, die ich anerkenne.“<br />
Neonazi-Morde mit<br />
Selbstschussanlage?<br />
Rekordverdächtige<br />
86 Jahreverheiratet<br />
Pflegestützpunkte kaum genutzt<br />
Klimawandel überfordert<br />
Schmetterlinge und Vögel<br />
Frau in<br />
Rostock brutal<br />
getötet<br />
Suche nach<br />
totem Kind<br />
ist zu Ende<br />
E<br />
s ist ein historischer Moment<br />
für die Kirchen in<br />
Mecklenburg und Vorpommern:<br />
Ab Pfingstsonntag gibt es<br />
die neue Nordkirche, das steht<br />
seit Samstag fest. Und zwar endgültig<br />
und unwiderruflich. Was<br />
für die Gemeinden vor Ort, für<br />
die unzähligen engagierten Ehrenamtlichen,<br />
die Pfarrer und<br />
hauptamtlichen Mitarbeiter nun<br />
vor allem eines bedeutet: Die<br />
kirchliche Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern<br />
ist langfristig<br />
sichergestellt.<br />
Das ist sogar für Menschen, die<br />
der Kirche eher fern stehen, eine<br />
gute Nachricht, bedenkt man,<br />
welchen Beitrag zur Kultur im<br />
Land etwa Kirchen- oder Posaunenchöre<br />
leistenoder welche Rolle<br />
etwa Pfarrer in der Notfallseelsorge<br />
spielen. Ohne eine funktionsfähigeLandeskirche<br />
wäre das<br />
kirchliche Engagement in der Gesellschaftschlichtnicht<br />
möglich,<br />
auch wenn kirchliche Schulen<br />
und Sozialeinrichtungen natürlich<br />
von staatlichen Zuschüssen<br />
zur Finanzierung ihrer Arbeit<br />
profitieren. Schon deswegen ist<br />
die neue Nordkirche schlicht ein<br />
Segen für das Land.<br />
Die ChristeninMecklenburg-Vorpommern<br />
freilich stehen nun vor<br />
der Aufgabe, die neue Kirche mitzugestalten<br />
–und müssen darauf<br />
achten, nicht „als kleine Minderheit<br />
im Osten“ zwischen Hamburgern<br />
und Schleswig-Holsteinern<br />
unterzugehen. Deswegen ist es<br />
gut, dass die Fusionsverhandlungenauf<br />
gleicher Augenhöhe stattfanden.<br />
Deswegen istesgut, dass<br />
der Landesbischof der neuen Kirche<br />
seinen Sitz in Schwerin haben<br />
wird. Deswegen ist esgut,<br />
dass im Augustein gemeinsames<br />
Chorfestder Nordkirche in Greifswald<br />
gefeiert werdenwird.<br />
Denn in der neuen Nordkirche<br />
muss die Stimme der Christen<br />
aus<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
deutlich hörbar bleiben. Aber bitte<br />
anders, als durch den unwürdigenStreit<br />
um einen Bischof.<br />
BERLIN. Gehen auf das Kontoder<br />
rechtsextremen Zwickauer Terrorzelle<br />
noch mehr Anschläge?<br />
Das Landeskriminalamt NRW<br />
prüfe, ob auch ein bis heute ungeklärter<br />
versuchter Mord in<br />
Duisburg-Meiderich von Mitgliedernder<br />
Gruppe „Nationalsozialistischer<br />
Untergrund“ (NSU) begangen<br />
wurde. Der Anschlag in<br />
Duisburg-Meiderich, den das Opferdurch<br />
einen Zufall überlebte,<br />
wurde mit einer Selbstschussanlagedurchgeführt.<br />
LONDON. Ab und zu einen Whiskey<br />
und täglich eine Zigarette –<br />
das sind die Zutaten für das Erfolgsrezept<br />
der vermutlich<br />
längsten existierenden Ehe der<br />
Welt. Karam und Kartari Chand<br />
haben 1925 in Indien geheiratet.<br />
Heuteleben die beiden im hohen<br />
Alter von 106 und 99 Jahren im<br />
mittelenglischen Bradford –<br />
nach wie vorglücklichmiteinander,<br />
berichteten britische Medien.<br />
Kartari Chand: „Wir wissen,<br />
dass es ein Segen ist.“<br />
(DPA)<br />
Vonunserem Redaktionsmitglied<br />
Karin Koslik<br />
Politiker hattengroße Erwartungen<br />
in die Pflegestützpunkte in<br />
Mecklenburg-Vorpommern gesetzt.<br />
Angesichts der demografischen<br />
Entwicklung wurde ein wachsender<br />
Beratungsbedarf vermutet.<br />
Doch in der Praxis gehen<br />
Ratsuchende weiter direktzur<br />
Kranken- oder Pflegekasse.<br />
SCHWERIN. Die erste Bilanz der von<br />
Krankenkassen und Kommunen gemeinsam<br />
getragenen PflegestützpunkteimLand<br />
istmehr als ernüchternd:<br />
Nur 422 Mal wurde die Beratung<br />
an den drei Standorten im<br />
zweiten Halbjahr 2011 in Anspruch<br />
genommen. „Die Berater in Güstrow<br />
wurden 79 Mal kontaktiert, in Pasewalk<br />
84 Mal und in Rostock 269<br />
Mal“, so AOK-Nordost-Vorstandsmitglied<br />
Friedrich Wilhelm Bluschke.<br />
„Wobei nicht definiertist,worin ein<br />
Kontakt überhaupt besteht –ineinem<br />
kurzen Telefonat oder in einem<br />
persönlichen 20-minütigen Beratungsgespräch“,<br />
fügt Dr. Bernd<br />
Grübler, Sprecher des Ersatzkassenverbandes<br />
vdek im Land, hinzu. Pasewalk<br />
und Güstrow kämen durchschnittlich<br />
nur auf eine Beratung<br />
pro Tag – das sei „nicht berauschend“,<br />
so Grübler, „zumal, wenn<br />
man bedenkt, dass da zwei Kräfte<br />
den ganzen Taglang sitzen.“<br />
Ratsuchende würden sich nach<br />
wie vormeistdirekt an ihre Krankenoder<br />
Pflegekasse wenden –laut vdek<br />
in 80 bis 85 Prozent aller Fälle. Der<br />
Verband sieht sich daher in seiner<br />
Auffassung bestätigt, dass die Vernetzung<br />
bestehender Strukturen<br />
sinnvoller gewesen wäre als die<br />
Schaffung neuer Anlaufstellen, wie<br />
es die Pflegestützpunktesind.<br />
Um diese hatte esinder Vergangenheit<br />
ein erbittertes Ringen gegeben.<br />
Bereits seit 2009 sind sie gesetzlich<br />
vorgeschrieben –doch erst im<br />
April 2011 eröffneteinPasewalk der<br />
erste Pflegestützpunkt in MV.Weitere<br />
17 sollten entstehen, in jedem<br />
Landkreis und jeder kreisfreien<br />
Stadt einer. Doch mittlerweile gibt<br />
es nur noch sechs Landkreise und<br />
zwei kreisfreie Städte. Und esgibt<br />
keine Anschubfinanzierung vom<br />
Bund mehr– Ende Juni verfiel mit<br />
600 000 Euro der Großteil des für MV<br />
zur Verfügung stehenden Geldes.<br />
Auch von den 750 000 Euro, die für<br />
Personalkosten der Pflegestützpunkte<br />
im Landeshaushalt bereitstanden,<br />
wurden nur 56 700 Euro abgerufen.<br />
Dennoch setzt das Sozialministerium<br />
weiter auf eine flächendeckende<br />
Pflegeberatung, besonders<br />
im ländlichen Raum, so<br />
Sprecher Christian Moeller. „Dazu<br />
sollen auch künftig ausreichend finanzielle<br />
Mittel zur Verfügung stehen.“<br />
Da der Pflege- und damit auch der<br />
Beratungsbedarf in den kommenden<br />
Jahren steigen werden, müssten<br />
dieneuen Kreise sich des Themas unbedingt<br />
annehmen, so Moeller.<br />
Wichtig sei aber, dass Pflegestützpunkte<br />
mobil würden und zu den<br />
Betroffenen kämen.<br />
Das wäre auch für Ersatzkassen-<br />
ExpertenDr. Bernd Grübler eine Option.<br />
Würden Stützpunkte allerdings<br />
auf lange Sicht unwirtschaftlich<br />
arbeiten, müsse man auch den<br />
Mut haben, sie wieder zu schließen.<br />
Kontaktzum Autor dieses Artikels<br />
klik@mvmredaktion.de<br />
MONTPELLIER/HALLE. Vögel und<br />
Schmetterlinge können offenbar<br />
mit dem Klimawandel nicht mithalten.<br />
In den vergangenen beiden Jahrzehnten<br />
habe sich der ideale Lebensraum<br />
der Tiere in Europa<br />
schneller nach Norden<br />
verschoben als die Tiere mitwandern<br />
konnten,<br />
schreiben europäische<br />
Forscher<br />
im<br />
Fachmagazin<br />
„Nature<br />
Climate<br />
Change“. Im Vergleich<br />
zum<br />
Temperaturanstieg<br />
und der damit verbundenen<br />
Verschiebung ihrer Lebensräume in<br />
Richtung Norden liegen Schmetterlingedemnach<br />
im Durchschnitt 135<br />
und Vögel sogar 212 Kilometer zurück.<br />
Die Daten für die Studie wurden<br />
aus rund 1,5Millionen Beobachtungsstunden<br />
und mehr als 11 000<br />
Orten zusammengetragen.<br />
Überraschend war für die Wissenschaftler<br />
zudem die Kluft zwischen<br />
Schmetterlingen und Vögeln. Insgesamt<br />
habe sich der Lebensraum der<br />
Tagfalter im beobachteten Zeitraum<br />
im Durchschnitt um 239 Kilometer<br />
nach Norden verschoben. Die<br />
Schmetterlingeseien jedoch nur<br />
114 Kilometer nordwärts<br />
gewandert.<br />
Die Forscher vermuten,<br />
dass<br />
Schmetterlinge<br />
sensibler als Vögel<br />
sind und Temperaturveränderungen<br />
dadurch<br />
besser folgen<br />
können.<br />
Für die Forscher istdas<br />
Ergebnis der erste Beleg dafür,<br />
dass der Klimawandel auf einem<br />
ganzen Kontinent zu einer deutlichen<br />
Verschiebung der Lebensräume<br />
führt und Lebensgemeinschaften<br />
aus verschiedenen Tiergruppen<br />
auseinanderreißen kann. „Zum Beispiel<br />
sind viele Vogelarten bei ihrer<br />
Ernährung auf Raupen bestimmter<br />
Schmetterlingsarten<br />
angewiesen<br />
und könnten daher unter den Veränderungen<br />
leiden“, erklärt Josef Settele<br />
vom Helmholtz-Zentrum für<br />
Umweltforschung in Halle.<br />
(DPA)<br />
ROSTOCK. Eine 44Jahre alte Frau ist<br />
am Sonntag in einer Wohnung im<br />
Rostocker Stadtteil Evershagen tot<br />
aufgefunden worden. Die Verletzungenander<br />
Leiche deuteten mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit auf ein Tötungsdelikt<br />
hin, sagteein Sprecher der Rostocker<br />
Staatsanwaltschaft. Der Lebensgefährte<br />
und der Sohn der Frau<br />
–beide stark alkoholisiert –seien vorläufig<br />
festgenommen worden. Beide<br />
sollen vorerst inPolizeigewahrsam<br />
bleiben. Der Lebensgefährte hatteoffenbar<br />
die Nachbarn aufgefordert,<br />
nach einem Vorfall in der Wohnung<br />
seiner Partnerin diePolizei zu rufen.<br />
Auf Hochtouren laufen auch die<br />
Ermittlungen nach dem Leichenfund<br />
im Tollensesee. Die Polizei hat<br />
am Wochenende den Bereich weiter<br />
abgesucht. Unterdessen gingen Hinweiseaus<br />
derBevölkerung ein. „Eine<br />
heiße Spur ist jedoch nicht dabei“,<br />
sagte Staatsanwaltschaft Gerd Zeisler.Identität<br />
des Opfers und Todesursache<br />
blieben weiter unklar. Esist<br />
nicht der einzige rätselhafte Kriminalfall<br />
in MV.<br />
KAP ARKONA . Die Suche nach dem<br />
auf Rügen verunglückten zehnjährigen<br />
Mädchen wird endgültig eingestellt.<br />
„Wir sehen keine Chance, Katharina<br />
zu finden. Das istder Punkt,<br />
an dem wir aufhören müssen“, sagte<br />
Markus Zimmermann, Leiter Katastrophenschutz<br />
im Kreis Vorpommern-<br />
Rügen, am Sonntagnachmittag. Das<br />
Mädchen warbeim Abbruch der Steilküste<br />
am Kap Arkona verunglückt<br />
und wird seitdem vermisst. Leider habe<br />
die Suche nicht zum Erfolg geführt.<br />
Allein am Sonntag wurden 200<br />
Quadratmeter Fläche am Strand bis<br />
zu sieben Meter tief abgebaggert. Die<br />
Helfer schließen nicht aus, dass die<br />
Zehnjährige von dem Druck der Gerölllawine<br />
ins Meer gespült worden<br />
sein könnte.Die zehnjährigeKatharina<br />
aus Plattenburg in Nordbrandenburg<br />
war am zweiten Weihnachtsfeiertag<br />
verunglückt, als sich mehrere<br />
tausend Kubikmeter Erde und Kreide<br />
aus dem Klifflöstenund in die Tiefe<br />
stürzten. Ihre Mutter und die 15-jährige<br />
Schwester konnten verletzt geborgen<br />
werden.<br />
Kleine Bayer-Kicker<br />
triumphieren beim 46.<br />
NEUBRANDENBURG.<br />
Mit dem verdienten<br />
Sieg von Bayer Leverkusen<br />
ist am Sonnabend die 46. Auflage<br />
des traditionellen Fußball-Knabenturniers<br />
des <strong>Nordkurier</strong> zu Ende gegangen.<br />
Die kleinen Leverkusener<br />
schlugen im Finale vor 3000 Zuschauern<br />
im Neubrandenburger<br />
Jahnsportforum Hertha BSC Berlin<br />
mit 3:1. Das war nach 2002 und<br />
2007 der dritte Pokalerfolg der<br />
Werks-Kicker. Platz drei belegten<br />
die Spieler von Bayern München,<br />
die im kleinen Finale Hansa Rostock<br />
mit 3:1 bezwangen.<br />
Zu den Überraschungen des Turniers<br />
gehörte auch die Mannschaft<br />
des 1. FC Neubrandenburg, die im<br />
starken Starterfeld auf Platz sechs<br />
kam. Als bester Techniker des Turniers<br />
wurdeder Dortmunder David<br />
Kopacz von der Turnierleitung geehrt.<br />
(NK)<br />
UnabhängigeTageszeitung für Mecklenburg-Vorpommern<br />
Kate wird 30–und England<br />
will ein Kind von ihr<br />
Bilder, Videos und Berichte<br />
zum<br />
Knabenturnier<br />
Das neue Jahr zeigt sich<br />
weiter regnerisch<br />
Heuteauf Panorama www.nordkurier.de Heute 3/5˚<br />
NACHRICHTEN<br />
Heute im Lokalen<br />
Die Grippe „schwächelt“<br />
in dieser Saison<br />
Montag, 9. Januar 2012<br />
1,10 Euro<br />
<strong>Nr</strong>. 7NBS A7333<br />
NEUBRANDENBURGER ZEITUNG<br />
419073 3301102 10102<br />
an mindestens<br />
drei Seiten von Text<br />
umflossen<br />
Höhe<br />
50–100 mm<br />
Breite 45 mm<br />
oder 91 mm<br />
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entsprechende Ausgabe<br />
Aufschlagseiten (Lokal, Sport)<br />
Textteilanzeige<br />
Titelseite<br />
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entsprechende Ausgabe<br />
Eckfeldanzeige<br />
Langlauffrauen ans Gewehr<br />
Fürstes Kampf um Olympia<br />
Hockeynationalspieler MoritzFürsteabsolviertimOlympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein einen Krafttest.<br />
FOTO: DAPD<br />
„Wunderpferd“ Totilas<br />
schon wieder nicht fit<br />
Von DAPD-Korrespondent<br />
Lars Becker<br />
Für die Zeit nach dem Rücktritt<br />
von Magdalena Neuner sucht der<br />
DSV Biathletinnen. Dafür will der<br />
Verband Talente wie Denise<br />
Herrmann oder Hanna Kolb einer<br />
„Schießprüfung unterziehen“.<br />
VAL DI FIEMME. Für den Gesamtsieg<br />
bei der Tour de Ski sind Deutschlands<br />
Langläufer zu langsam, deshalb<br />
sollen zumindest einige Frauen<br />
künftig mit dem Gewehr in die<br />
Loipe gehen.<br />
Natürlich nicht, um die überlegene<br />
Konkurrenz zu beseitigen,<br />
sondern umdas Biathlon-Team des<br />
Deutschen Ski-Verbandes (DSV)<br />
nach dem Abschied von Superstar<br />
Magdalena Neuner zum Saisonende<br />
zu verstärken. Der spektakuläre<br />
Plan kommt vonSportdirektor Thomas<br />
Pfüller höchstpersönlich.<br />
„Wir werden die eine oder andere<br />
Langläuferin nach der Saison einer<br />
Schießprüfung unterziehen“,<br />
sagte Pfüller am Wochenende bei<br />
der Tour de Ski: „Wenn ich zwischen<br />
den Sportarten abwägen<br />
muss, haben wir im Biathlon eine<br />
Riesentradition und die Sponsoren<br />
hinter uns. Es darf mit Blick auf<br />
Olympia 2014 dort kein Leistungsloch<br />
geben.“<br />
Schließlich steckt in der beliebtesten<br />
Wintersportart mehr Geld<br />
und Erfolgspotenzial als im Skilanglauf.<br />
Und nach dem Abschied<br />
von Kati Wilhelm, Simone Hauswald<br />
und Martina Beck vor der Saison<br />
fallen künftig die absolute Vorzeigefigur<br />
Neuner (Rücktritt) und<br />
Kathrin Hitzer (Schwangerschaft)<br />
aus. „Das kann keine Nation verkraften.<br />
Wir haben dann nur noch<br />
Tina Bachmann und Andrea Henkel,<br />
die in der Gesamtleistung mit<br />
der Weltspitze mithalten können“,<br />
sagte Pfüller.<br />
Deshalb sollen Langläuferinnen<br />
umgeschult werden, obwohl es in<br />
der Vergangenheit eher andersherum<br />
gelaufen war.Die Biathletin Miriam<br />
Gössner hatte die deutsche<br />
Langlauf-Staffel bei Olympia und<br />
der WM jeweils zu Silber geführt.<br />
Damit das in Richtung Biathlon<br />
auch so gut klappt, schielt Pfüller<br />
nach talentierten Langläuferinnen,<br />
die zumindest zur erweiterten<br />
Weltspitze gehören.<br />
Zum Beispiel nach Denise Herrmann<br />
(23) oder Hanna Kolb (20), die<br />
auf der sechstenEtappe der Tour de<br />
Ski mit den Plätzen vier und acht<br />
im Sprint überzeugt hatten: „Das<br />
sind alles Kandidatinnen. Bedingung<br />
ist halt, dass sie ein gewisses<br />
Talent zum Schießen mitbringen.“<br />
Definitiv nicht in Frage kommt<br />
Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-<br />
Stehle. Die hatteinder Saisonvorbereitung<br />
mit dem Biathlon-Team in<br />
Munio mittrainiert und natürlich<br />
auch mal das Gewehr in die Hand<br />
genommen –mit mäßigem Erfolg.<br />
„Ich habe alles Mögliche getroffen,<br />
nur die Scheiben nicht. Aber die Tiere<br />
im Wald mussten nicht leiden,<br />
die haben überlebt“, sagte Sachenbacher-Stehle<br />
über ihre Schießkünste.<br />
Auch die anderen erfahrenen<br />
Langläuferinnen wie Nicole Fessel,<br />
Stefanie Böhler oder Katrin Zeller<br />
kommen laut Pfüller nicht für den<br />
„Waffeneinsatz“ in Frage. Die 32<br />
Jahre alte Zeller hatte amWochenende<br />
zum Abschluss der Tour de Ski<br />
in Val diFiemme den hervorragenden<br />
sechsten Gesamtplatz belegt.<br />
Das war die beste Platzierung für<br />
die deutschen Frauen in der Tourde-Ski-Geschichte.<br />
Es werden nur treffsichere Frauen<br />
gesucht. Mit der Verlockung einer<br />
Karriere wie der von Ex-Langläuferin<br />
Kati Wilhelm aus Zella-<br />
Mehlis, die nach ihrer Umschulung<br />
zur Biathletin (1999) drei Olympiasiege<br />
und fünf Weltmeisterschafts-<br />
Titel abschoss.<br />
Von DAPD-Korrespondent<br />
Andreas Hardt<br />
Mittelfeldspieler Moritz Fürste ist<br />
einer der Leistungsträger in der<br />
deutschen Hockey-Nationalmannschaft.<br />
Der 27 Jahre alte<br />
Hamburger wurde 2006<br />
Weltmeister, 2008 Olympiasieger<br />
und 2011 Europameister. Doch seit<br />
dem 3. September ist alles anders<br />
–Kreuzbandriss.<br />
HAMBURG.<br />
Drei Kilo müssen noch<br />
runter. Dabei hat Moritz Fürste<br />
überhaupt nicht gesündigt über die<br />
Weihnachtsfeiertage. Zwei Tage<br />
mal Pause, dann wieder Reha-Training<br />
wie seit mittlerweile einem<br />
Vierteljahr bereits. „Ich bin so trainiert<br />
wie noch nie“, sagt Fürste,<br />
„jetzt sieht man auch mal Muskeln<br />
am Oberkörper.“ „Er ist noch nicht<br />
austrainiert“, sagt allerdings Norbert<br />
Sibum, „drei Kilogramm müssen<br />
noch runter.“ Sehen kann man<br />
das nicht. Wir treffenFürste im Diagnoseraum<br />
des Olympiastützpunktes<br />
Hamburg/Schleswig-Holstein.<br />
Kraftkontrolle.<br />
Etwas über vier Monate ist der<br />
Anriss des Kreuzbandes im rechten<br />
Knie jetzt her.Am27. Juli beginnen<br />
die Olympischen Spiele in London.<br />
Eine OP war da nicht möglich, Muskelaufbau<br />
muss die Stabilisierungsfunktion<br />
des angeschlagenen Bandes<br />
ersetzen. Der Sportwissenschaftler<br />
Sibum arbeitet die Reha-<br />
Trainingspläne aus und kontrolliert<br />
alle vier Wochen.<br />
Jetzt sitzt der knapp 1,90 Meter<br />
große Hockey-Athlet also auf einer<br />
150 000 Euro „Isomed“ Kraftmessanlage.<br />
Schnellkraft, Maximalkraft<br />
und Kraftausdauer werdengetestet.<br />
Er dreht seine Beine gegen Widerstand,<br />
drückt anschließend maximal<br />
etwa 560 Kilo mit den Beinen<br />
wegund durchschnittlich in Dauerleistung<br />
fast1000 Watt. Ein Computerzeichnet<br />
dabei alles auf, wo sind<br />
Unregelmäßigkeiten, was können<br />
die Beine und was nicht. Die Kurven<br />
lassen Rückschlüsse auf jede Anomalität<br />
zu und dienen auch zur Diagnostik.<br />
Fürste schwitzt und ackert und<br />
quält sich. „Come on“ feuert er sich<br />
an, immer der ehrgeizige Sportler.<br />
Sibum lobt, ist zufrieden. Optimal<br />
aber ist noch nicht alles. Die Beine<br />
leisten unterschiedlich viel, das verletzte<br />
mehr als das gesunde, das<br />
muss jetzt ausgeglichen werden.<br />
„Links müssen wir anpassen, und<br />
den Beuger lassen wir raus, der<br />
wächst mir zu viel“, sagt Sibum. Die<br />
Kraftleistung per Kilo Körpergewicht<br />
soll auch noch ansteigen – also<br />
weg mit den Pfunden.<br />
Die Daten sind die Grundlagen<br />
für die nächsten Trainingspläne,<br />
„Kraft 8“. Sibum schickt sie rum per<br />
E-Mail an Bundestrainer Markus<br />
Weise, den behandelnden Arzt Carsten<br />
Lütten, den Athletiktrainer.<br />
Alle sind informiert und invol-<br />
Drei Wochen noch wird an der<br />
Maximalkraft gearbeitet, dann<br />
wird stückchenweise die Schnellkraft<br />
gesteigert. Geradeaus Sprinten<br />
kann und darf Fürste auch bereits,<br />
man kann nun auch mit den<br />
rotatorischen Bewegungen beginnen.<br />
Aber immer noch keine schnellen<br />
Drehungen, keine Start-Stoppsches.<br />
„Ich habe keinerlei Zweifel,<br />
dass es klappen wird“, erklärt Mo-<br />
Verletzung das Beste, was mir passieren<br />
konnte. Ich war noch nie annähernd<br />
so fit wie jetzt.“ Und die<br />
drei Kilo kriegen sie auch noch weg.<br />
Sicher.<br />
KRONBERG.<br />
Die „Frankfurter Allgemeine“<br />
war enttäuscht: „Totilas-Tristesse<br />
statt Totilas-Triumph“ schrieb<br />
das Blatt im August. Und weiter: „Klüger,<br />
aber nicht unbedingt glücklicher<br />
kehren die deutschen Dressurreiter<br />
von den Europameisterschaften in<br />
Rotterdam heim. Die Erkenntnis aus<br />
fünf aufreibenden Tagen: Das ,Projekt<br />
Wunderhengst‘ mit dem aufsehenerregenden<br />
Rappen Totilas und<br />
seinem Reiter Matthias Alexander<br />
Rath steckt fest – und die deutsche<br />
Equipe hat ihre alte Dominanz nicht<br />
zurückerobern können.“<br />
Das hatte doch einen Monat zuvor<br />
ganz anders geklungen. Da kommentierte<br />
Hans-Heinrich Isenbart die Kür<br />
von Totilas beim CHIO in Aachen.<br />
Isenbart, der im Dezember in Hamburg<br />
verstarb, war legendär am Mikro.<br />
Keiner wusste mehr über Pferde<br />
als der NDR-Mann, der noch mit 88<br />
jeden Fehltritt der besten Dressurpferde<br />
registrierte.<br />
Isenbart also beobachtete Totilas<br />
mit Reiter Matthias Alexander Rath<br />
und kriegte sich nicht mehr ein vor<br />
Begeisterung: „Er war eine Sonderklasse<br />
und istesmehr denn je. Gereift<br />
im starken Schritt. Er lässt sich selbst<br />
durch seine Persönlichkeit erstrahlen.<br />
Einmal mehr stellen wir fest: Dieser<br />
Hengst hat deutlich mehr Potenzial<br />
als alle anderen Pferde.“<br />
Der Totilas von Aachen und der<br />
von Rotterdam – ist das ein und dasselbe<br />
Wesen? In der Tat bekommt in<br />
Rotterdam die Beziehung von Rath<br />
und Totilas einen Knacks. Während<br />
des Turniers versucht der Hengst,<br />
sich mehr und mehr seinem Reiter zu<br />
entziehen. Die Piaffen versaut er, die<br />
Einer- und Zweierwechsel hudelt er<br />
kennt, sieht: Da probt ein Hengst den<br />
Aufstand. Rath reagiert in der letzten<br />
Kür mit mehr Druck und Kontrolle.<br />
Das Tier fügt sich widerwillig. Die<br />
Schritte und Wechsel sind noch immernicht<br />
konzentriert, aber der Kopf<br />
bleibt in der Senkrechten, und Rath<br />
zieht die Nase nach unten. Denn so<br />
soll das „Wunderpferd“ sich ins Bild<br />
setzen: Stolz und stark und hoch konzentriert.<br />
Totilas ist das teuerste h<br />
droht, zum Investitionsrisiko zu geraten<br />
Der Reiter bleibt in der Kritik. Er ist<br />
angefeindet worden, seit bekannt<br />
wurde, dass Frau Linsenhoff auf ihn<br />
als Obermann von Totilas setze. Ob<br />
der junge Mann das denn im Kreuz<br />
habe, fragten sich Skeptiker. Schließlich<br />
sei das „Wunderpferd“ ein<br />
Matthias Alexander Rath erinnert<br />
sich ans erste Mal mit dem Pferd: „Als<br />
ich in den Stall kam, da hat er mich<br />
von oben bis unten gemustert. Das ist<br />
mir vorher noch bei keinem Pferd<br />
passiert. Totilas hat ein wahnsinniges<br />
Selbstbewusstsein und eine große<br />
Persönlichkeit. Und er weiß selbst,<br />
wie gut er ist.“<br />
Hat er als Reiter in Rotterdam dieses<br />
Selbstbewusstsein zu spüren bekommen?<br />
„Kann man so nicht sagen.<br />
Er ist ganz friedfertig und umgänglich.<br />
Totilas hat einen ausgeglichenen<br />
Charakter. Das sieht man besonders<br />
gut, wenn er deckt. Dabei ist er<br />
ganz ausgeglichen und überhaupt<br />
nicht nervös. Das ist nicht unbedingt<br />
üblich.“<br />
geplante Comeback nach der missglückten<br />
EM beim Turnier in Frankfurt<br />
abgesagt worden.<br />
(DAPD/SID)<br />
Die 20-jährige Hanna Kolb aus Buchenbergist<br />
einKandidat für den<br />
Wechsel zum Biathlon.<br />
FOTO: DAPD<br />
ErnsterBlick: Matthias Rath auf<br />
Totilas bei der EM 2011.<br />
FOTO: DAPD<br />
SEITE 14 DIENSTAG, 10. JANUAR 2012<br />
SPORT<br />
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Anzeigen auf redaktionellen Seiten werden mit dem Wort „Anzeige“ gekennzeichnet.<br />
Höhe 110 mm<br />
Breite 277 mm<br />
mm-Preise siehe<br />
entsprechende Ausgabe<br />
Textanschlussanzeige<br />
Griffecke<br />
rechts unten<br />
Festgröße<br />
Höhe 54 mm<br />
Breite 83 mm<br />
Preise siehe<br />
Gesamtausgabe Redaktion 0800-4575044<br />
Ticketservice 0800-4575033<br />
Leserservice 0800-4575000<br />
Fax 0800-4575011<br />
Anzeigen 0800-4575022<br />
(Anrufe zu 0800er-Nummern sind per Festnetz und Mobilfunk kostenfrei.)<br />
Von unserem Redaktionsmitglied<br />
Ingmar Nehls<br />
Erst erobert Maite Kelly die<br />
Herzen der<br />
Neubrandenburger. Dann<br />
legen die Tollensegirls und<br />
Boys beim Finale am<br />
Sonntag nach.<br />
NEUBRANDENBURG. Maite Kelly?<br />
Das ist doch eine von den<br />
Kellys. In der Promi-Tanz-<br />
Show war sie auch dabei. Hat<br />
sogar gewonnen. Viele Neubrandenburger<br />
dürften keine<br />
Vorstellung gehabt haben,<br />
was sie am Samstagabend bei<br />
der Maite-Kelly-Revue erwartet.<br />
Die Entertainerin hatte<br />
die Mecklenburger aber<br />
schnell für sich gewinnen<br />
können, als sie davon erzählte,<br />
wie sie mit ihrer Familie<br />
Anfang der 90er-Jahre hier<br />
aufgetreten ist. „Ihr wart das<br />
beste Publikum in Ostdeutschland“,<br />
schmeichelte<br />
sie den Neubrandenburgern.<br />
Mit einem Sound, der Pop<br />
und die Musik der 30-er und<br />
40-er Jahre vereint, konnte<br />
sie besonders beim reiferen<br />
Publikum landen. Anzügliche<br />
Witzchen quittierten die<br />
Viertorestädter mit Beifall.<br />
Bei einem Höhepunkt ihrer<br />
Show trat sie sogar aus dem<br />
Scheinwerferlicht und überließ<br />
dem Tanzpaar Johann<br />
Neels und Verena Gabbe vom<br />
SCN die Bühne.<br />
Nach der großen Show am<br />
Sonnabend hatte das Viertorefest<br />
auch am Sonntag noch einiges<br />
zu bieten, so das Finale<br />
des <strong>Nordkurier</strong>-Wettbewerbs<br />
Tollenseboy/Tollensegirl. 141<br />
Kandidaten wollten den Titel<br />
haben, so viele wie noch nie<br />
zuvor. Susann Saß und Stefan<br />
Potratz haben es schließlich<br />
geschafft. Die Studentin<br />
und der Bäcker dürfen nun<br />
ein Jahr lang die Schärpe tragen.<br />
Obendrauf bekamen sie<br />
500 Euro vom Kaufhof. Über<br />
den zweiten Platz und 250<br />
Euro von der Sparkasse freuten<br />
sich Kathrin Neblik und<br />
Paul Venner. Der dritte Platz<br />
mit 200 Euro von der Neuwoba<br />
ging an Melanie Rohloff<br />
und David Schmidtke, gefolgt<br />
von Mandy Kuhne und<br />
Felix Peuker, die 150 Euro<br />
von Möbel Preuß bekamen.<br />
Alle Gewinner erhielten<br />
außerdem Gutscheine vom<br />
Fotostudio Michael Schuh.<br />
Zu sehen sind die 20 Finalisten<br />
auf dem Laufsteg von Boulevard<br />
XXL am kommenden<br />
Sonnabend. Viele Bilder vom<br />
Fest gibt es unter<br />
www.nordkurier.de<br />
NACHRICHTEN<br />
Umfrage<br />
NEUBRANDENBURG.<br />
Mit<br />
einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung<br />
beginnt<br />
heute für 140 junge<br />
Frauen und Männer die<br />
Ausbildung an der Beruflichen<br />
Schule des Dietrich-<br />
Bonhoeffer-Klinikums<br />
in<br />
Neubrandenburg. Sie werden<br />
unter anderem zu Gesundheits-<br />
und Krankenpflegern,<br />
Altenpflegern,<br />
Physiotherapeuten oder Medizintechnischen<br />
Radiologieassistenten<br />
ausgebildet.<br />
Außerdem startet für zwei<br />
Hebammen die Berufsausbildung.<br />
nk<br />
Die gute Nachricht des Tages<br />
Start in die Berufsausbildung<br />
Stadt öffnet ihr Herz<br />
S<br />
o stellt man sich<br />
einen Abschied vor:<br />
fröhlich, sonnig und<br />
voller<br />
Überraschungen.<br />
Mit dem Vier-Tore-Fest, das<br />
reichlich<br />
Abwechslung<br />
und Unterhaltung bot,<br />
fällt einem das Loslassen<br />
leichter. Jetzt können die<br />
Sommerklamotten ausrangiert<br />
werden, die Picknickdecke<br />
eingemottet, die<br />
Strandtasche samt Wasserball<br />
und Schnorchel in den<br />
Keller getragen werden.<br />
Schluss mit Ferienlaune<br />
und Aktionsdrang. Her mit<br />
der Gemütlichkeit bei Kerzenschein<br />
und Lebkuchen.<br />
Das Gebäck lässt hoffentlich<br />
nicht mehr lange auf<br />
sich warten und macht<br />
sich in den Supermarktregalen<br />
breit. Recht so. Man<br />
kann gar nicht früh genug<br />
mit der Vorfreude beginnen.<br />
Schließlich heißt es ja<br />
nicht umsonst: Nach dem<br />
Fest ist vor dem Fest. Also<br />
nicht traurig sein, dass die<br />
Tage kürzer werden und<br />
die Temperaturen in den<br />
Keller fallen. Schneller als<br />
gedacht, gehts wieder anders<br />
herum. Dann ist man<br />
leider Gottes auch ein Jahr<br />
älter, wenn die Stadt wieder<br />
Kopf steht.<br />
Ganz nebenbei - von<br />
Heike Sommer<br />
Kontakt zum Anzeigenverkauf<br />
Heike Block - Leitung 0395 56397-591<br />
Peter Asmus -594<br />
Andrea Bläsing -595<br />
Wera Lübcke -593<br />
Thomas Niemann -596<br />
Andre Michalk -592<br />
(Anrufe zu 0800-Nummern sind aus dem Festnetz<br />
sowie per Mobilfunk generell kostenfrei.)<br />
Was hat Ihnen beim Vier-Tore-Fest besonders gefallen?<br />
Ich war beim Schülerbandcontest<br />
am Stargarder Tor.<br />
Das war mein Highlight,<br />
weil es dort echt cool war.<br />
Meine Lieblingsband "Nix<br />
Aestate" hat gewonnen,<br />
das hat mich besonders gefreut.<br />
Ich werde mir ihren<br />
nächsten Auftritt wieder<br />
anschauen. Ich mag das<br />
Vier-Tore-Fest. Mit meinen<br />
Freunden ist es lustig.<br />
Familie<br />
Krohn<br />
Barbara<br />
Wende (72)<br />
Maite Kelly gewann die Herzen der Neubrandenburger. Ihr Programm vereinte Pop mit dem Sound der 30er- und 40er-Jahre. Die<br />
Entertainerin holte auch ein Neubrandenburger Tanzpaar auf die Bühne. Eine Geste, die beim Publikum gut ankam.<br />
Susann Saß und Stefan Potratz sind die Gewinner des<br />
Wettbewerbs Tollenseboy/Tollensegirl 2012.<br />
FOTOS (2): NEHLS<br />
Jetzt darf es wieder<br />
gemütlich werden<br />
Neubrandenburger Zeitung, Marktplatz 2, 17033 Neubrandenburg,<br />
Postfach 10 11 42, 17019 Neubrandenburg, Telefon 0800-4575003<br />
Kontakt zur Redaktion<br />
Dieter Menzel (DM) – Leitung<br />
0395 56397-570<br />
Andreas Segeth (AS) – Chefreporter -580<br />
Ingmar Nehls (INE) -582<br />
Paulina Jasmer (PJ) -578<br />
Anke Brauns (AB) -579<br />
Bärbel Gudat (BG) -574<br />
Anett Seidel (AN) -588<br />
Dirk Schroeder (OE) -573<br />
Jörg Franze (FRZ) -575<br />
Heike Sommer (HS) -572<br />
Jörg Spreemann (JSP) -598<br />
Susanne Schulz (SZ) 03981 2883-13<br />
Fax: 0395 56397-585<br />
Mail:<br />
red-neubrandenburg@nordkurier.de<br />
Standort Altentreptow<br />
Anke Brauns (AB) 03961 222410<br />
Christina Weinreich (CW) 03961 222410<br />
Oliver Tobolewski (OT) -14<br />
Autofahrerin legt<br />
Ampel lahm<br />
NEUBRANDENBURG. Eine 60-<br />
jährige Autofahrerin hat<br />
am Samstagabend die Fußgängerampel<br />
in der Woldegker<br />
Straße an der Kreuzung<br />
zur Fritscheshofer<br />
Straße lahm gelegt. Aus bisher<br />
noch ungeklärter Ursache<br />
bekam sie beim Abbiegen<br />
von der Fritscheshofer<br />
auf die Woldegker Straße<br />
die Kurve nicht. Stattdessen<br />
fuhr sie geradeaus und<br />
schnurstracks gegen die<br />
Ampel. Die Polizei schätzt<br />
den Schaden auf 6000<br />
Euro. Die Frau blieb bei der<br />
Karambolage unverletzt.<br />
Nur insgesamt acht Unfälle<br />
registrierte die Polizei<br />
am Wochenende in der<br />
Stadt. Trotz vieler Besucher<br />
kam es auf den Straßen<br />
kaum zu Staus.<br />
nk<br />
Schwerer Unfall<br />
nach Knallpanne<br />
NEUBRANDENBURG. Vor der<br />
Anschlussstelle<br />
Neubrandenburg<br />
Nord ereignete<br />
sich am Sonnabend ein<br />
schwerer Unfall auf der<br />
A 20. Wie die Polizei informiert,<br />
hatte ein Pkw, der in<br />
Richtung Stettin unterwegs<br />
war, während der<br />
Fahrt eine Knallpanne hinten<br />
links. Das Auto kam ins<br />
Schleudern,<br />
überschlug<br />
sich mehrfach und kam auf<br />
den Rädern zum Stehen.<br />
Der 23-jährige Fahrer und<br />
die 25-jährige Beifahrerin<br />
aus Berlin erlitten schwere<br />
Verletzungen und mussten<br />
ins Klinikum gebracht werden.<br />
Am PKW entstand Totalschaden<br />
in Höhe von<br />
11000 Euro. Die Autobahn<br />
musste für zirka eine Stunde<br />
gesperrt werden.<br />
Ich habe noch nicht viel gesehen,<br />
weil ich noch nicht<br />
überall war. Bisher bin ich<br />
aber nicht begeistert, es ist<br />
einfach alles so wie in den<br />
letzten Jahren. Für etwas<br />
ältere Kinder ist es außerdem<br />
langweilig. Auf dem<br />
Fest gibt es nichts, was meine<br />
Enkeltochter begeistert.<br />
Außer die Phänomenta<br />
Ausstellung.<br />
Lisa<br />
Pahnke (12)<br />
Es ist wirklich jedes Jahr<br />
das Gleiche, deswegen haben<br />
wir kein besonderes<br />
Highlight. Obwohl wir hergekommen<br />
sind, mit der<br />
Hoffnung etwas Neues erleben<br />
zu können. Jedoch<br />
müssen wir sagen, dass<br />
das Angebot für Kinder<br />
unter sechs Jahren wirklich<br />
gut ist. Unsere Sprösslinge<br />
haben Spaß.<br />
Unser Favorit heute war definitiv<br />
der Kuchenbasar am<br />
Fangelturm. Dort gab es<br />
Kaffee und selbst gemachten<br />
Kuchen. Das war lecker.<br />
Außerdem gab es Musik,<br />
der Neubrandenburger<br />
Volkschor hat etwas vorgetragen.<br />
Es war dort wirklich<br />
sehr schön. Besonders<br />
die familiäre Atmosphäre<br />
hat uns gefallen.<br />
Gisela Stolle (62) und<br />
Horst Stolle (64)<br />
nk_nb_kontakt<br />
MONTAG, 3. SEPTEMBER 2012, SEITE 17<br />
ZEITUNG FÜR NEUBRANDENBURG, FRIEDLAND, BURG STARGARD UND UMGEBUNG<br />
Neubrandenburger Zeitung<br />
Neubrandenburger Zeitung<br />
Der geplatzte Olympia-Traum<br />
Nicht ohne meine Tochter<br />
„Alles so riesig und so bunt“<br />
Knirps ohne Ticket im Flieger<br />
Von dapd-Korrespondent<br />
Torsten Teichert<br />
London statt Leipzig –<br />
eigentlich wollten die Sachsen<br />
die Sommerspiele 2012<br />
ausrichten. Doch der Gewinner<br />
einer einmaligen<br />
deutschen Ausscheidung<br />
fiel beim Internationalen<br />
Olympischen Komitee (IOC)<br />
im Mai 2004 mit Pauken und<br />
Trompeten durch.<br />
LEIPZIG. Dabei lag die Sachsen-<br />
Metropole in dieser von<br />
Jacques Rogge in Lausanne<br />
verlesenen Vorauswahl im<br />
Mai 2004 kurioserweise in der<br />
Rangliste aber vor Rio de Janeiro.<br />
Die Brasilianer erhielten<br />
inzwischen den Zuschlag für<br />
die Spiele 2016.<br />
Leipzig weinte nach dem<br />
Aus – und war dennoch ein Gewinner.<br />
In das sächsische<br />
„Klein-Paris“ flossen nach<br />
dem Abstimmungserfolg am<br />
12. April 2003 im Wettstreit<br />
des damaligen Nationalen<br />
Olympischen Komitees (NOK)<br />
vor den Metropolen Hamburg,<br />
Düsseldorf, Frankfurt und<br />
Stuttgart über 200 Millionen<br />
Euro für Infrastruktur. Gut angelegt,<br />
auch für die Fußball-<br />
WM 2006. Zudem nutzen die<br />
moderne Kanuslalom-Anlage<br />
und eine Halle für die Leichtathleten<br />
dem Sport.<br />
Die „Macher“ aus Leipzig<br />
schauen dabei mit ein wenig<br />
Stolz auf den erfolgreichen<br />
Werbefilm der englischen<br />
Hauptstadt. „Da haben sie unsere<br />
Idee aus dem nationalen<br />
Wettstreit geklaut“, sagt der<br />
einstige<br />
Olympia-GmbH-Geschäftsführer<br />
Dirk Thärichen.<br />
Tatsächlich – kreativ,<br />
selbstbewusst und eifrig bei<br />
der Suche nach Unterstützern<br />
waren sie, die Leipziger. Sogar<br />
„The Greatest“ persönlich,<br />
Boxlegende Muhammad Ali,<br />
erklärte bei einem Besuch in<br />
Sachsen, dass er gern das<br />
Olympische Feuer 2012 in<br />
Leipzig entzünden würde. Richard<br />
von Weizsäcker, Bundespräsident<br />
in der Wendezeit,<br />
oder Star-Dirigent Kurt<br />
Masur warben auf der Bühne<br />
in München für die Heldenstadt<br />
von 1989. Der Oberbürgermeister<br />
und spätere Bundesverkehrsminister<br />
Wolfgang<br />
Tiefensee wurde zum<br />
„Mann mit dem Cello“, altgediente<br />
Sportfunktionäre bekamen<br />
bei „Dona nobis<br />
pacem“ feuchte Augen.<br />
„Spiele mit uns“, so der Slogan,<br />
bekam im fünften Wahlgang<br />
81 Stimmen, Hamburg<br />
nur 51. Bundeskanzler Gerhard<br />
Schröder schaute verwundert<br />
und beeindruckt<br />
drein, als er die Karten mit der<br />
Aufschrift „Leipzig“ und „Rostock“<br />
(für das Segelrevier) in<br />
die Kameras hielt. Leipzig<br />
weinte auch da, vor Freude.<br />
Dieser Moment war Balsam<br />
für die ostdeutsche Seele, das<br />
Selbstwertgefühl stieg.<br />
Doch eine wirklich gesamtdeutsche<br />
Bewerbung wurde es<br />
dann nicht, auch wenn das<br />
neue Motto „One family“ dies<br />
suggerierte. Die Streitigkeiten<br />
um das Sportstätten-Konzept,<br />
Posten-Gerangel, Parteien-Gezänk,<br />
Debatten über Provisionszahlungen,<br />
Stasi-Enthüllungen<br />
oder auch das unterschwellige<br />
Nachkarten der<br />
Verlierer-Regionen führten zu<br />
einem jämmerlichen Bild in<br />
der Öffentlichkeit. Die Justiz<br />
hatte mächtig Arbeit, am Ende<br />
zerplatzten in den Amtsstuben<br />
die meisten Vorwürfe<br />
wie in Lausanne der Olympia-<br />
Traum.<br />
„IOC-Präsident<br />
Jacques<br />
Rogge hat nach dem Jahr 2000<br />
kleineren Städten gewissermaßen<br />
Mut gemacht, das NOK<br />
rief daraufhin den nationalen<br />
Ausscheid ins Leben“, erinnert<br />
Tiefensee: „Hätte Jacques<br />
Rogge nicht im Spiel die Spielregeln<br />
geändert, wäre Leipzig<br />
in die nächste Runde gekommen.<br />
Vielleicht hätten wir die<br />
Spiele nicht beim ersten Mal<br />
bekommen, aber wir hätten<br />
gezeigt, dass kleinere Städte<br />
ein solches Weltereignis ausrichten<br />
können.“<br />
Das IOC wollte und will im<br />
Sommer nur noch Millionen-<br />
Metropolen im Spiel der Milliarden.<br />
Paris, Madrid, London,<br />
New York und Moskau blieben<br />
als die Top five zunächst im<br />
Rennen, Leipzig reichte der<br />
sechste Platz nicht.<br />
Deutschland setzte nach<br />
dem gescheiterten Versuch<br />
mit den rund 500 000 Leipzigern<br />
dann lieber auf die inzwischen<br />
ebenfalls gescheiterte<br />
Winter-Bewerbung mit München.<br />
Die hinter Leipzig platzierten<br />
Brasilianer machten<br />
aber weiter – und wurden bei<br />
der Abstimmung 2009 belohnt.<br />
LONDON. Die Olympia-Ordner<br />
kennen kein Pardon: Ohne Akkreditierung<br />
kommen auch<br />
kleine Kinder an der Hand ihrer<br />
Mütter nicht auf das Reitsport-Gelände<br />
in Greenwich<br />
Park. Die Deutsche Reiterliche<br />
Vereinigung (FN) ging deshalb<br />
den offiziellen Weg. Für Meredith<br />
Michaels-Beerbaums<br />
Tochter Brianne Victoria (2)<br />
und für Ingrid Klimkes Tochter<br />
Greta (9) wurden offizielle<br />
Akkreditierungen besorgt. So<br />
können die Mütter zumindest<br />
tagsüber mit ihren Kindern<br />
zusammen sein, wenn sie<br />
nicht gerade auf dem Pferd sitzen.<br />
Überall hin dürfen Brianne<br />
Victoria und Greta allerdings<br />
nicht. Abends, wenn die<br />
Mütter ins olympische Dorf<br />
gehen, schlafen die Kinder bei<br />
den Vätern im Hotel.<br />
dpa<br />
LONDON. Wenige Tage vor den<br />
ersten<br />
Medaillenentscheidungen<br />
sind die deutschen Straßenradsportler<br />
nach London<br />
aufgebrochen. Die Flüge von<br />
Medaillenkandidat André Greipel,<br />
Zeitfahr-Weltmeister Tony<br />
Martin und Co. standen gestern<br />
an. Die beiden werden zusammen<br />
mit Marcel Sieberg, Bert<br />
Grabsch und John Degenkolb<br />
am Samstag im Straßenrennen<br />
starten.<br />
Dabei rechnet sich der dreifache<br />
Tour-Etappensieger Greipel<br />
Chancen auf Gold aus. Für<br />
Martin wäre eine Medaille im<br />
Zeitfahren nach seinem Kahnbeinbruch<br />
dagegen ein kleines<br />
Wunder. Weil das Männer-Straßenrennen<br />
schon am ersten<br />
Wettkampftag ansteht, verpassen<br />
die Profis den ersten Olympia-Höhepunkt.<br />
„Unser Wettkampf<br />
beginnt einige Stunden<br />
nach der Eröffnungsfeier, deshalb<br />
können wir leider nicht<br />
dabei sein“, meinte Sieberg enttäuscht.<br />
Für die Bahn-Athleten ist die<br />
Zeremonie samt Einmarsch in<br />
das Olympiastadion morgen<br />
Abend dagegen ein Pflichttermin.<br />
„Das muss man live erleben“,<br />
betonte Maximilian Levy.<br />
Zusammen mit seinen Sprinterkollegen<br />
hatte der Cottbuser<br />
bereits am Montag im Athletendorf<br />
Quartier bezogen.<br />
Teamsprinterin Kristina Vogel<br />
schwärmte: „Alles ist so riesig<br />
und so bunt. Wir laufen mit<br />
weit aufgerissenen Augen<br />
durchs olympische Dorf.“<br />
dpa<br />
LONDON.<br />
Ein Elfjähriger hat<br />
kurz vor der Eröffnung der<br />
Olympischen Spiele in London<br />
eine neue Debatte über<br />
die Sicherheit an den Flughäfen<br />
ausgelöst. Liam Corcoran<br />
marschierte in Manchester,<br />
wo während der Sommerspiele<br />
Fußball-Begegnungen ausgetragen<br />
werden, gestern vollkommen<br />
unbehelligt durch<br />
die Sicherheitskontrolle und<br />
setzte sich in einen Flieger der<br />
Gesellschaft Jet2.com nach<br />
Rom – ohne Boarding Pass, ohne<br />
Ausweis. Der Junge hatte<br />
sich anscheinend im richtigen<br />
Moment an eine Familie<br />
gehängt, die gerade die Kontrolle<br />
passierte.<br />
Transportministerin Justine<br />
Greening reagierte entsetzt<br />
und leitete umgehend eine<br />
Untersuchung ein, die<br />
Flughafenleitung muss sich<br />
erklären. „Das ist eine ungewöhnliche<br />
und schlimme<br />
Panne, wir müssen herausfinden,<br />
was dort geschehen ist“,<br />
sagte Greening und kündigte<br />
eine umfassende Überprüfung<br />
an. Einige Mitarbeiter<br />
des Flughafens suspendiert.<br />
Passagiere hatten nach der<br />
Hälfte des Fluges bemerkt,<br />
dass der Junge augenscheinlich<br />
alleine unterwegs war. Sie<br />
alarmierten das Kabinenpersonal,<br />
das Liam Corcoran in<br />
seine Obhut nahm. Der Junge<br />
blieb an Bord und flog gleich<br />
mit zurück nach Manchester,<br />
wo seine aufgelöste Mutter<br />
wartete.<br />
dpa<br />
Leipzig 2012 – es sollte nicht sein.<br />
FOTO: DAPD<br />
S EITE 12 D ONNERSTAG, 26. JULI 2012<br />
S PORT<br />
TZ PZ MZ PAZ HZ SZS IZ AZ DZ MST MSM NBN NBF NBS<br />
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Anzeige<br />
Langlauffrauen ans Gewehr<br />
Fürstes Kampf um Olympia<br />
Hockeynationalspieler MoritzFürsteabsolviertimOlympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein einen Krafttest.<br />
FOTO: DAPD<br />
„Wunderpferd“ Totilas<br />
schon wieder nicht fit<br />
Tennis: Petkovic übt jetzt<br />
Schweinis Sprungwurf<br />
VonDAPD-Korrespondent<br />
LarsBecker<br />
Für die Zeit nach dem Rücktritt<br />
vonMagdalena Neuner sucht der<br />
DSVBiathletinnen. Dafür will der<br />
Verband Talentewie Denise<br />
Herrmann oder Hanna Kolb einer<br />
„Schießprüfung unterziehen“.<br />
VAL DI FIEMME. Für den Gesamtsieg<br />
bei der Tour de Ski sind Deutschlands<br />
Langläufer zu langsam, deshalb<br />
sollen zumindest einige Frauen<br />
künftig mit dem Gewehr in die<br />
Loipe gehen.<br />
Natürlich nicht, um die überlegene<br />
Konkurrenz zu beseitigen,<br />
sondern umdas Biathlon-Team des<br />
Deutschen Ski-Verbandes (DSV)<br />
nach dem Abschied von Superstar<br />
Magdalena Neuner zum Saisonende<br />
zu verstärken. Der spektakuläre<br />
Plan kommt vonSportdirektor Thomas<br />
Pfüller höchstpersönlich.<br />
„Wir werden die eine oder andere<br />
Langläuferin nach der Saison einer<br />
Schießprüfung unterziehen“,<br />
sagte Pfüller am Wochenende bei<br />
der Tour de Ski: „Wenn ich zwischen<br />
den Sportarten abwägen<br />
muss, haben wir im Biathlon eine<br />
Riesentradition und die Sponsoren<br />
hinter uns. Es darf mit Blick auf<br />
Olympia 2014 dort kein Leistungsloch<br />
geben.“<br />
Schließlich steckt in der beliebtesten<br />
Wintersportart mehr Geld<br />
und Erfolgspotenzial als im Skilanglauf.<br />
Und nach dem Abschied<br />
von Kati Wilhelm, Simone Hauswald<br />
und Martina Beck vor der Saison<br />
fallen künftig die absolute Vorzeigefigur<br />
Neuner (Rücktritt) und<br />
Kathrin Hitzer (Schwangerschaft)<br />
aus. „Das kann keine Nation verkraften.<br />
Wir haben dann nur noch<br />
Tina Bachmann und Andrea Henkel,<br />
die in der Gesamtleistung mit<br />
der Weltspitze mithalten können“,<br />
sagtePfüller.<br />
Deshalb sollen Langläuferinnen<br />
umgeschult werden, obwohl es in<br />
der Vergangenheit eher andersherum<br />
gelaufen war.Die Biathletin Miriam<br />
Gössner hatte die deutsche<br />
Langlauf-Staffel bei Olympia und<br />
der WM jeweils zu Silber geführt.<br />
Damit das in Richtung Biathlon<br />
auch so gut klappt, schielt Pfüller<br />
nach talentierten Langläuferinnen,<br />
die zumindest zur erweiterten<br />
Weltspitze gehören.<br />
Zum Beispiel nach Denise Herrmann<br />
(23) oder Hanna Kolb (20), die<br />
auf der sechstenEtappe der Tour de<br />
Ski mit den Plätzen vier und acht<br />
im Sprint überzeugt hatten: „Das<br />
sind alles Kandidatinnen. Bedingung<br />
ist halt, dass sie ein gewisses<br />
Talent zum Schießen mitbringen.“<br />
Definitiv nicht in Frage kommt<br />
Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-<br />
Stehle. Die hatteinder Saisonvorbereitung<br />
mit dem Biathlon-Team in<br />
Munio mittrainiert und natürlich<br />
auch mal das Gewehr in die Hand<br />
genommen –mit mäßigem Erfolg.<br />
„Ich habe alles Mögliche getroffen,<br />
nur die Scheiben nicht. Aber die Tiere<br />
im Wald mussten nicht leiden,<br />
die haben überlebt“, sagte Sachenbacher-Stehle<br />
über ihre Schießkünste.<br />
Auch die anderen erfahrenen<br />
Langläuferinnen wie Nicole Fessel,<br />
Stefanie Böhler oder Katrin Zeller<br />
kommen laut Pfüller nicht für den<br />
„Waffeneinsatz“ in Frage. Die 32<br />
Jahre alte Zeller hatte amWochenende<br />
zum Abschluss der Tour de Ski<br />
in Val diFiemme den hervorragenden<br />
sechsten Gesamtplatz belegt.<br />
Das war die beste Platzierung für<br />
die deutschen Frauen in der Tourde-Ski-Geschichte.<br />
Es werden nur treffsichere Frauen<br />
gesucht. Mit der Verlockung einer<br />
Karriere wie der von Ex-Langläuferin<br />
Kati Wilhelm aus Zella-<br />
Mehlis, die nach ihrer Umschulung<br />
zur Biathletin (1999) drei Olympiasiege<br />
und fünf Weltmeisterschafts-<br />
Titel abschoss.<br />
VonDAPD-Korrespondent<br />
Andreas Hardt<br />
Mittelfeldspieler MoritzFürsteist<br />
einer der Leistungsträger in der<br />
deutschen Hockey-Nationalmannschaft.Der<br />
27 Jahrealte<br />
Hamburger wurde 2006<br />
Weltmeister, 2008 Olympiasieger<br />
und 2011 Europameister.Doch seit<br />
dem 3. September ist alles anders<br />
–Kreuzbandriss.<br />
HAMBURG.<br />
Drei Kilo müssen noch<br />
runter. Dabei hat Moritz Fürste<br />
überhaupt nicht gesündigt über die<br />
Weihnachtsfeiertage. Zwei Tage<br />
mal Pause, dann wieder Reha-Training<br />
wie seit mittlerweile einem<br />
Vierteljahr bereits. „Ich bin so trainiert<br />
wie noch nie“, sagt Fürste,<br />
„jetzt sieht man auch mal Muskeln<br />
am Oberkörper.“ „Er ist noch nicht<br />
austrainiert“, sagt allerdings Norbert<br />
Sibum, „drei Kilogramm müssen<br />
noch runter.“ Sehen kann man<br />
das nicht. Wir treffenFürste im Diagnoseraum<br />
des Olympiastützpunktes<br />
Hamburg/Schleswig-Holstein.<br />
Kraftkontrolle.<br />
Etwas über vier Monate ist der<br />
Anriss des Kreuzbandes im rechten<br />
Knie jetzt her.Am27. Juli beginnen<br />
die Olympischen Spiele in London.<br />
Eine OP war da nicht möglich, Muskelaufbau<br />
muss die Stabilisierungsfunktion<br />
des angeschlagenen Bandes<br />
ersetzen. Der Sportwissenschaftler<br />
Sibum arbeitet die Reha-<br />
Trainingspläne aus und kontrolliertalle<br />
vier Wochen.<br />
Jetzt sitzt der knapp 1,90 Meter<br />
große Hockey-Athlet also auf einer<br />
150000 Euro „Isomed“ Kraftmessanlage.<br />
Schnellkraft, Maximalkraft<br />
und Kraftausdauer werdengetestet.<br />
Er dreht seine Beine gegen Widerstand,<br />
drückt anschließend maximal<br />
etwa 560 Kilo mit den Beinen<br />
wegund durchschnittlich in Dauerleistung<br />
fast1000 Watt. Ein Computerzeichnet<br />
dabei alles auf, wo sind<br />
Unregelmäßigkeiten, was können<br />
die Beine und was nicht. Die Kurven<br />
lassen Rückschlüsse auf jede Anomalität<br />
zu und dienen auch zur Diagnostik.<br />
Fürste schwitzt und ackert und<br />
quält sich. „Come on“ feuert er sich<br />
an, immer der ehrgeizige Sportler.<br />
Sibum lobt, ist zufrieden. Optimal<br />
aber ist noch nicht alles. Die Beine<br />
leistenunterschiedlichviel, das verletzte<br />
mehr als das gesunde, das<br />
muss jetzt ausgeglichen werden.<br />
„Links müssen wir anpassen, und<br />
den Beuger lassen wir raus, der<br />
wächstmir zu viel“, sagt Sibum. Die<br />
Kraftleistung per Kilo Körpergewicht<br />
soll auch noch ansteigen –also<br />
wegmit den Pfunden.<br />
Die Daten sind die Grundlagen<br />
für die nächsten Trainingspläne,<br />
„Kraft8“. Sibum schickt sie rumper<br />
E-Mail an Bundestrainer Markus<br />
Weise, den behandelnden Arzt CarstenLütten,<br />
den Athletiktrainer.<br />
Alle sind informiert und involviert,<br />
die Genesung des Hamburger<br />
Olympiasiegers, Weltmeisters und<br />
Europameisters istfastsoetwas wie<br />
eine nationale Aufgabe. Am 1. Februar<br />
möchte Bundestrainer Weise<br />
ihn beim Athletik-Lehrgang der NationalmannschaftinMannheim<br />
sehen.<br />
Drei Wochen noch wird an der<br />
Maximalkraft gearbeitet, dann<br />
wird stückchenweise die Schnellkraft<br />
gesteigert. Geradeaus Sprinten<br />
kann und darf Fürste auch bereits,<br />
man kann nun auch mit den<br />
rotatorischen Bewegungen beginnen.<br />
Aber immer noch keine schnellen<br />
Drehungen, keine Start-Stopp-<br />
Belastungen, nichts Hockeyspezifisches.<br />
„Ich habe keinerlei Zweifel,<br />
dass es klappen wird“, erklärt Moritz<br />
Fürste, „im Nachhinein ist die<br />
Verletzung das Beste, was mir passieren<br />
konnte. Ich war noch nie annähernd<br />
so fit wie jetzt.“ Und die<br />
drei Kilo kriegen sie auch noch weg.<br />
Sicher.<br />
KRONBERG.<br />
Die „Frankfurter Allgemeine“<br />
war enttäuscht: „Totilas-Tristesse<br />
statt Totilas-Triumph“ schrieb<br />
das Blatt im August. Und weiter: „Klüger,<br />
aber nicht unbedingt glücklicher<br />
kehren die deutschen Dressurreiter<br />
von den Europameisterschaften in<br />
Rotterdam heim. Die Erkenntnis aus<br />
fünf aufreibenden Tagen: Das ,Projekt<br />
Wunderhengst‘ mit dem aufsehenerregenden<br />
Rappen Totilas und<br />
seinem Reiter Matthias Alexander<br />
Rath steckt fest – und die deutsche<br />
Equipe hat ihre alte Dominanz nicht<br />
zurückerobern können.“<br />
Das hatte doch einen Monat zuvor<br />
ganz anders geklungen. Da kommentierte<br />
Hans-Heinrich Isenbart die Kür<br />
von Totilas beim CHIO in Aachen.<br />
Isenbart, der im Dezember in Hamburg<br />
verstarb, war legendär am Mikro.<br />
Keiner wusste mehr über Pferde<br />
als der NDR-Mann, der noch mit 88<br />
jeden Fehltritt der besten Dressurpferde<br />
registrierte.<br />
Isenbart also beobachtete Totilas<br />
mit Reiter Matthias Alexander Rath<br />
und kriegte sich nicht mehr ein vor<br />
Begeisterung: „Er war eine Sonderklasse<br />
und istesmehr denn je. Gereift<br />
im starken Schritt. Er lässt sich selbst<br />
durch seine Persönlichkeit erstrahlen.<br />
Einmal mehr stellen wir fest: Dieser<br />
Hengst hat deutlich mehr Potenzial<br />
als alle anderen Pferde.“<br />
Der Totilas von Aachen und der<br />
von Rotterdam – ist das ein und dasselbe<br />
Wesen? In der Tat bekommt in<br />
Rotterdam die Beziehung von Rath<br />
und Totilas einen Knacks. Während<br />
des Turniers versucht der Hengst,<br />
sich mehr und mehr seinem Reiter zu<br />
entziehen. Die Piaffen versaut er, die<br />
Einer- und Zweierwechsel hudelt er<br />
hin. Jeder, der sich mit Pferden auskennt,<br />
sieht: Da probt ein Hengst den<br />
Aufstand. Rath reagiert in der letzten<br />
Kür mit mehr Druck und Kontrolle.<br />
Das Tier fügt sich widerwillig. Die<br />
Schritte und Wechsel sind noch immernicht<br />
konzentriert, aber der Kopf<br />
bleibt in der Senkrechten, und Rath<br />
zieht die Nase nach unten. Denn so<br />
soll das „Wunderpferd“ sich ins Bild<br />
setzen: Stolz und stark und hoch konzentriert.<br />
Totilas ist das teuerste Dressurpferdder<br />
Welt. Zwischen zehn und 15<br />
Millionen hat er gekostet – die Pferde-<br />
Unternehmer Ann-Kathrin Linsenhoff<br />
und Paul Schockemöhle haben<br />
den Rappen aus den Niederlanden<br />
weggekauft. Auf Gold bei Olympia<br />
2012 in London war er gebucht. Doch<br />
jetzt macht das Tier Faxen. Totilas<br />
droht, zum Investitionsrisikozugeraten<br />
Der Reiter bleibt in der Kritik. Er ist<br />
angefeindet worden, seit bekannt<br />
wurde, dass Frau Linsenhoff auf ihn<br />
als Obermann von Totilas setze. Ob<br />
der junge Mann das denn im Kreuz<br />
habe, fragten sich Skeptiker.Schließlich<br />
sei das „Wunderpferd“ ein<br />
Hengstmit ausgeprägtem Charakter.<br />
Matthias Alexander Rath erinnert<br />
sich ans erste Mal mit dem Pferd: „Als<br />
ich in den Stall kam, da hat er mich<br />
vonoben bis unten gemustert. Dasist<br />
mir vorher noch bei keinem Pferd<br />
passiert. Totilas hat ein wahnsinniges<br />
Selbstbewusstsein und eine große<br />
Persönlichkeit. Und er weiß selbst,<br />
wie gut er ist.“<br />
Hat er als Reiter in Rotterdam dieses<br />
Selbstbewusstsein zu spüren bekommen?<br />
„Kann man so nicht sagen.<br />
Er ist ganz friedfertig und umgänglich.<br />
Totilas hat einen ausgeglichenen<br />
Charakter.Das sieht man besonders<br />
gut, wenn er deckt. Dabei ist er<br />
ganz ausgeglichen und überhaupt<br />
nicht nervös. Das istnicht unbedingt<br />
üblich.“<br />
Jetzt wollten sie in die USA jetten.<br />
In aller Ruhe, abgeschottet vonjeder<br />
Aufregung, trainieren, und nur auftreten,<br />
um das Gefühl für den Auftritt<br />
vorPublikum nicht zu verlieren.<br />
Doch Ende November stauchte sich<br />
Totilas das Vorderbeinund verzichtet<br />
nun auf die Florida-Reise nach Wellington.<br />
Bereits im Dezember war das<br />
geplante Comeback nach der missglückten<br />
EM beim Turnier in Frankfurt<br />
abgesagt worden.<br />
(DAPD/SID)<br />
Von SID-Korrespondent<br />
Cai-Simon Preuten<br />
In Sydney bereitet sich die beste<br />
deutsche Tennisspielerin auf den<br />
„Happy Slam“ in Melbourne vor.<br />
Nach ihrem Auftaktsieg verzichtet<br />
sie allerdings auf „Petko-Dance“<br />
und „Moonwalk“.<br />
SYDNEY. Das hatten die Zuschauer<br />
von Andrea Petkovic nicht erwartet:<br />
Nach ihrem 6:2, 6:3-Erfolg in Sydney<br />
über die Russin Anastasia Pawljutschenkowa<br />
schlenderte Deutschlands<br />
beste Tennisspielerin gelassen<br />
zum Netz, holte sich die Glückwünsche<br />
ihrer Gegnerin ab und<br />
packte ihre Schläger zusammen.<br />
Kein „Petko-Dance“, kein Moonwalk,<br />
kein „Petko-Dunk“ – die extravagante<br />
Darmstädterin verzichtete<br />
auf ausladenden Jubel mit ihren<br />
australischen Fans.<br />
Damit orientierte sich Petkovic<br />
an ihren Kolleginnen Angelique<br />
Kerber (Kiel) und Mona Barthel (Bad<br />
Segeberg), die sich in Hobart auf die<br />
Australian Open (16. bis 29. Januar)<br />
vorbereiten. Kerber setzte sich mit<br />
6:2, 6:4 gegen Jelena Wesnina aus<br />
Russland durch, Barthel siegte 6:1,<br />
6:4 gegen Romina Oprandi aus Italien.<br />
Für ausgelassene Tanzeinlagen<br />
sind beide nicht bekannt, dafür<br />
mittlerweile für konzentriertes<br />
und erfolgreiches Tennis.<br />
Petkovic vereint an sonnigen Tagen<br />
beides – Erfolg und Show. Beim<br />
„Happy Slam“ in Melbourne darf<br />
das Publikum wieder mit dem Liebling<br />
der WTA Tour feiern. „Ich probiere<br />
immer etwas Neues aus“, versprach<br />
die Nummer zehn der Weltrangliste<br />
vor ihrer Achtelfinalbegegnung<br />
gegendie Polin Agnieszka<br />
Radwanska in Sydney.<br />
Der beliebte „Petko-Dance“ dürfte<br />
endgültig ausgedient haben. Bereits<br />
beim Saisonauftakt in Brisbane<br />
überraschtedie 24-Jährigemit<br />
dem „Petko-Dunk“, einem angetäuschten<br />
Sprungwurf, den Basketballfan<br />
Bastian Schweinsteiger in<br />
der Fußball-Bundesliga eingeführt<br />
hatte. „Wir haben uns bei der Wahl<br />
zum Sportler des Jahres getroffen“,<br />
erzählte Petkovic: „Er hat mir versprochen,<br />
den Petko-Dance zu machen,<br />
wenn er das nächste Mal ein<br />
Tor schießt.“ ImGegenzug ist der<br />
„Schweini-Sprungwurf“ ihr Favorit.<br />
Ob Tanzeinlage, Moonwalk oder<br />
Korbleger: Petkovics Einlagen sorgen<br />
auch für Kritik im Tennis-Zirkus.<br />
Die russische Grazie Maria<br />
Scharapowa fauchte nach ihrem<br />
Halbfinalsieg gegen Petkovic im<br />
April in Miami: „Vielleicht ist sie ja<br />
wegen der vielen Tänzchen müde<br />
geworden.“<br />
Respektlosigkeit wurde der<br />
Deutschen attestiert, und die sonst<br />
so eigenwillige Petkorazzi verzichtete<br />
auf ihr Markenzeichen. Nach<br />
zwei frühen Niederlagen folgte die<br />
Trotzreaktion, wie sich Petkovic in<br />
Sydney erinnerte:„Da habe ich meinen<br />
Moonwalk erfunden.“ Ihr sei es<br />
egal, was andere Leutedenken: „Ich<br />
glaube aber nicht, dass es die anderen<br />
Mädchen auf der Tour großartig<br />
stört, obwohl es immer ein paar<br />
Leute gibt, die dich nicht mögen,<br />
wenn du ein bisschen extrem bist.“<br />
Vor allem der Erfolg hat ihr geholfen,<br />
ihre humoristischen Neigungenauf<br />
dem Platz auszuleben.<br />
Drei Viertelfinalteilnahmen bei<br />
den Grand-Slam-Turnieren 2011<br />
und der Einzug unter die besten<br />
zehn Spielerinnen der Welt haben<br />
ihr Respekt verschafft. Zudem gilt<br />
Petkovic als eine der härtesten Arbeiterinnen<br />
auf der Tour,jeder Sieg<br />
gleicht einem Kraftakt. Nur Siege<br />
verschaffen ihr die Leichtigkeit,<br />
ausgelassen mit den Fans zu feiern.<br />
Die 20-jährige Hanna Kolb aus Buchenbergist<br />
einKandidat für den<br />
Wechsel zum Biathlon.<br />
FOTO: DAPD<br />
Ernster Blick: Matthias Rath auf<br />
Totilas bei der EM 2011.<br />
FOTO: DAPD<br />
Andrea Petkovic mal nicht in der<br />
Tenniskluft.<br />
FOTO: DPA<br />
„Er hat mir versprochen,<br />
den Petko-Dancezumachen,<br />
wenn er das nächste<br />
Mal ein Torschießt.“<br />
Andrea Petkovic<br />
über Bastian Schweinsteiger<br />
SEITE 14 DIENSTAG, 10. JANUAR 2012<br />
SPORT<br />
TZ PZ PAZ HZ MZ SZS IZ AZ DZ MST MSM NBN NBF NBS<br />
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