01.12.2014 Aufrufe

Zwang und Zweifel -- OCD, Zwangskrankheit. - seminare-ps.net

Zwang und Zweifel -- OCD, Zwangskrankheit. - seminare-ps.net

Zwang und Zweifel -- OCD, Zwangskrankheit. - seminare-ps.net

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

DR. SAMUEL PFEIFER: ZWANG UND ZWEIFEL<br />

Fortsetzung<br />

Differentialdiagnose<br />

Manchmal kann der <strong>Zwang</strong>sgedanke zur<br />

überwertigen Idee werden, wie etwa<br />

der nahezu unerschütterliche Glaube, man<br />

beschmutze andere Leute. Solche überwertigen<br />

Ideen können bizarr sein <strong>und</strong> legen eine<br />

Schizophrenie nahe. Jedoch kann die Person<br />

mit einer <strong>Zwang</strong>sstörung, die eine überwertige<br />

Idee hat, üblicherweise nach einiger<br />

Diskussion die Möglichkeit anerkennen, dass<br />

ihr Glaube unbegründet ist.<br />

Abgrenzung vom Wahn: <strong>Zwang</strong>skranke<br />

leiden unter ihren Gedanken, während der<br />

Wahnkranke davon überzeugt ist. Bei einer<br />

Schizophrenie ist stereotypes Verhalten<br />

häufig; es ist aber eher auf Wahnphänomene<br />

zurückzuführen als auf echte <strong>Zwang</strong>shand-<br />

lungen. Beispiel: Eine junge Frau fühlt ständig<br />

«eine schwarze Masse in meinem Körper<br />

aufsteigen, die mich ersticken wird.» Sie<br />

geht deshalb bis zu zehnmal täglich ins Bad,<br />

um den Schmutz abzuwaschen.<br />

Tics: Schliesslich müssen hier noch Tics <strong>und</strong><br />

komplexe Impulsstörungen erwähnt werden<br />

wie z.B. das Gilles-de-la-Tourette-Syndrom<br />

(vgl. Seite 18–19).<br />

BEISPIEL:<br />

«Kaufzwang» in der Manie oder <strong>Zwang</strong>skrankheit?<br />

Kaufzwang / Manie<br />

<strong>Zwang</strong>skrankheit<br />

Gr<strong>und</strong>-<br />

Stimmung<br />

Urteilsfähigkeit<br />

Impulskontrolle<br />

gehoben mit Begleiterscheinungen<br />

der Manie (euphorisch, angetrieben,<br />

überaktiv, ideenflüchtig, distanzlos,<br />

weniger Schlafbedürfnis)<br />

vermindert («kein Gefühl mehr für<br />

Preise <strong>und</strong> den Sinn der eingekauften<br />

Sachen»)<br />

Verminderung der Kontrolle von an<br />

sich normalen Impulsen («Dieses<br />

Kleid gefällt mir! Das kauf ich!»)<br />

gedrückte Stimmung, angespannt,<br />

deprimiert, deutlicher<br />

Leidensdruck<br />

intakt: sieht die Unsinnigkeit des<br />

<strong>Zwang</strong>s ein, muss aber einen Impuls<br />

ausführen, weil sonst die innere<br />

Spannung unerträglich wird<br />

Vermehrte, drängende <strong>und</strong> in sich<br />

unsinnige Impulse, die von irrationaler<br />

Angst diktiert werden<br />

Manische Patienten<br />

können einen Kaufrausch<br />

erleben, der für sie<br />

«wie ein <strong>Zwang</strong>» ist.<br />

Dennoch kann man ihn<br />

nicht mit einer <strong>Zwang</strong>skrankheit<br />

gleichsetzen.<br />

Erst die Betrachtung der<br />

gesamten Lebensumstände,<br />

der Gr<strong>und</strong>stimmung,<br />

der Urteilsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> der Impulskontrolle<br />

ermöglicht eine<br />

Unterscheidung. Die nebenstehende<br />

Tabelle soll<br />

als Beispiel für das Vorgehen<br />

der Unterscheidung<br />

sein, das auch bei<br />

anderen Störungen angewandt<br />

werden kann.<br />

16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!