Ernährung nach westlichem Vorbild
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Landwirt Bernd Olligs nimmt<br />
sich gern die Zeit, um mit<br />
Verbrauchern ins Gespräch<br />
zu kommen und bei Bedarf<br />
Vorurteile auszuräumen.<br />
wagen, Nordic Walker und Jogger bevölkern<br />
die Wirtschaftswege. Als der 41-jährige<br />
Landwirt nun die Spritzdüse in Augenschein<br />
nimmt, wird er von einem Spaziergänger<br />
angesprochen: „Was machen Sie da<br />
eigentlich?“ Der kritische Unterton bleibt<br />
Olligs nicht verborgen.<br />
Freundlich und sachlich gibt der Landwirt<br />
Auskunft. „Braucht man dafür denn so<br />
eine gewaltige Menge Gift?“, fragt der<br />
Spaziergänger <strong>nach</strong> und zeigt auf den großen<br />
Spritztank. Auch hier bleibt Olligs geduldig<br />
und erklärt, welche Pflanzenschutzmittel<br />
er einsetzt, dass sie amtlich zugelassen<br />
sind und dass er zum Teil nur wenige<br />
Gramm Wirkstoff pro Hektar, also einem<br />
großen Fußballplatz, ausbringt.<br />
Die anfängliche Skepsis weicht im Verlauf<br />
des Gesprächs. Als Olligs dann die<br />
ausgefeilte Technik seiner Spritze erklärt,<br />
die darauf abzielt, Mittel so genau und so<br />
Hof- und Feldbesichtigungen<br />
ermöglichen den Verbrauchern<br />
Einblicke in die Anbautechniken<br />
und helfen, ein zeitgemäßes Bild<br />
der Landwirtschaft zu vermitteln.<br />
sparsam wie möglich auszubringen, ist der<br />
Spaziergänger überrascht. „Das habe ich<br />
alles nicht gewusst“, lautet sein Fazit. Er<br />
bedankt sich und setzt schließlich seinen<br />
Weg fort.<br />
Das Gespräch hat Bernd Olligs zwar<br />
eine Viertelstunde gekostet; dennoch hat er<br />
ein gutes Gefühl. Er glaubt, dass etwas<br />
„rübergekommen“ ist. Nicht immer verlaufen<br />
die Begegnungen mit Mitbürgern so<br />
erfolgreich. „Wenn man an ideologische<br />
Hardliner gerät, hilft alles nichts. Da kann<br />
man nur freundlich bleiben und seine Arbeit<br />
korrekt machen“, so Olligs.<br />
Öffentlichkeitsarbeit ist<br />
Investition in Zukunft<br />
Wie man den Mitbürgern die moderne<br />
Landwirtschaft nahe bringt, damit beschäftigt<br />
sich Dr. Gibfried Schenk tagtäglich.<br />
Er ist Geschäftsführer der Fördergemeinschaft<br />
Nachhaltige Landwirtschaft<br />
(FNL), die sich in der Öffentlichkeitsarbeit<br />
an der Schnittstelle zwischen Landwirtschaft<br />
und Verbrauchern engagiert. Schenk<br />
sieht in Olligs Strategie den richtigen<br />
Ansatz: „Unsere Mitbürger wissen einfach<br />
zu wenig über das, was hinter den Mauern<br />
eines Bauernhofs und auf den Äckern<br />
passiert – wir müssen hier aktiv werden.“<br />
Denn aus Unkenntnis heraus entwickelten<br />
sich Unsicherheit, Ängste und Ablehnung.<br />
Dies setze sich irgendwann auch im politischen<br />
Bereich fort. Politiker seien Interessensvertreter,<br />
die wiedergewählt werden<br />
wollten. So sei es nicht verwunderlich,<br />
dass manche politische Entscheidung unabhängig<br />
von der Faktenlage nur mit Rücksicht<br />
auf die politische Klientel gefällt<br />
würde. Der FNL-Geschäftsführer folgert<br />
daraus: „Wer sich nicht ausreichend zu<br />
Wort meldet, über den wird entschieden.“<br />
Öffentlichkeitsarbeit ist eine der Hauptaufgaben<br />
landwirtschaftlicher Unternehmen,<br />
Verbände und Organisationen, die<br />
mit ihren hauptamtlichen Kräften hier viel<br />
Zeit und Bauerngeld investieren. Doch wer<br />
die Verantwortung ganz auf „Profis“ abschiebt,<br />
ist auf dem Holzweg. Schenk erläutert<br />
das so: „Unsere langjährigen Erfahrungen<br />
zeigen uns immer wieder, dass die<br />
Landwirte in der Öffentlichkeit als authentische<br />
Gesprächspartner eine hohe Glaubwürdigkeit<br />
genießen.“ Und weiter: „In unseren<br />
Projekten stehen die Landwirte im<br />
Mittelpunkt. Funktionäre und PR-Agenturen<br />
können nicht ihren Job machen. Sie<br />
können allenfalls unterstützend tätig sein.“<br />
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