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UG Mittelalter 03-2 - Schweizerischer Burgenverein

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Zeitschrift des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s<br />

2. 8. Jahrgang<br />

1997/2 20<strong>03</strong>/2


Zeitschrift des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s<br />

Revue de l’Association Suisse des Châteaux forts<br />

Rivista dell’Associazione Svizzera dei Castelli<br />

Revista da l’Associaziun Svizra da Chastels<br />

8. Jahrgang 20<strong>03</strong>/2<br />

INHALT<br />

Einladung zur Jahresversammlung<br />

vom 23./24. August 20<strong>03</strong> in Bern .............................................. 29<br />

Jürg Schweizer<br />

Der bernische Schlossbau im 15. Jahrhundert ....................... 32<br />

Armand Baeriswyl<br />

Bern oder Burgdorf:<br />

Wem gebührt die «Krone Burgunds»? .................................... 45<br />

KURZMITTEILUNGEN..................................................................... 54<br />

VERANSTALTUNGEN ..................................................................... 55<br />

PUBLIKATIONEN............................................................................. 56<br />

VEREINSMITTEILUNGEN............................................................... 59<br />

Redaktionskommission:<br />

Redaktion und Geschäftsstelle:<br />

Urs Clavadetscher, lic. phil., Kantonsarchäologie Graubünden, Schloss Haldenstein,<br />

7023 Haldenstein<br />

Dr. Elisabeth Crettaz, Le Forum, 3961 Zinal<br />

Dr. Hans Rutishauser, Denkmalpflege Graubünden, Loestr. 14, 7001 Chur<br />

<strong>Schweizerischer</strong> <strong>Burgenverein</strong><br />

Thomas Bitterli, Blochmonterstr. 22, 4054 Basel<br />

Telefon 061 361 24 44; Fax 061 363 94 05<br />

E-Mail info@burgenverein.ch<br />

Postkonto 40-23087-6<br />

http://www.burgenverein.ch<br />

Publiziert mit Unterstützung der Schweizerischen Akademie der Geistesund<br />

Sozialwissenschaften (SAGW)<br />

Erscheint vierteljährlich<br />

ISSN 1420-6994<br />

Druck:<br />

Umschlagbild:<br />

Schwabe & Co. AG, Basel, Verlag und Druckerei<br />

Schloss Burgdorf. Deutlich erkennbar sind die drei zähringischen Grossbauten in der Bildmitte: Der<br />

grosse Bergfried, der Hauptbau mit seinem hohen Vollwalmdach und im rechten Winkel anstossend<br />

die Halle (Photo Archäologischer Dienst des Kantons Bern).


Einladung zur Jahresversammlung<br />

vom 23./24. August 20<strong>03</strong> in Bern<br />

Programm<br />

Samstag, 23. August 20<strong>03</strong><br />

ab 10.30 Uhr:<br />

Eintreffen der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer im Haus zum<br />

Distelzwang an der Gerechtigkeitsgasse<br />

79 in Bern.<br />

10.45–11.00 Uhr:<br />

Einführung in die Stadtgeschichte:<br />

Dr. Daniel Gutscher.<br />

11.00–12.00 Uhr:<br />

Generalversammlung im Gesellschaftshaus<br />

zum Distelzwang<br />

(Gerechtigkeitsgasse 79).<br />

12.30 Uhr:<br />

Mittagessen im Restaurant Frohsinn,<br />

Münstergasse 52.<br />

14.30 Uhr:<br />

Geführter Rundgang in Gruppen<br />

durch das mittelalterliche Bern,<br />

heute UNESCO-Welterbe: Dr.<br />

Daniel Gutscher, Dr. Armand<br />

Baeriswyl.<br />

ab 17 Uhr:<br />

Individueller Besuch des <strong>Mittelalter</strong>spektakels<br />

(Company of Saint<br />

George GB).<br />

18.30 Uhr:<br />

Imbiss im <strong>Mittelalter</strong>park Histor.<br />

Museum.<br />

19.30 Uhr:<br />

Besuch des mittelalterlichen Turniers,<br />

aufgeführt auf dem Helvetiaplatz<br />

von der Tjoster-Veranstaltungs-GmbH<br />

Niederwöhren D<br />

(Dauer ca. 90 Minuten; reservierte<br />

Sitzplätze für SBV auf der Tribüne.<br />

Bitte der Witterung angepasste<br />

Kleidung vorsehen).<br />

Sonntag, 24. August 20<strong>03</strong><br />

9.00 Uhr:<br />

Besammlung der Exkursionsteilnehmerinnen<br />

und -teilnehmer am<br />

Bärengraben.<br />

Besichtigung der Schlösser Worb<br />

(Privatbesitz) und Schlosswil (Regierungsstatthalteramt).<br />

Mittagessen im Restaurant Kreuz,<br />

Schlosswil.<br />

Besichtigung von Schloss und Stadt<br />

Burgdorf.<br />

16.30 Uhr:<br />

Ende der Exkursion am Bahnhof<br />

Burgdorf.<br />

17.30 Uhr:<br />

Ende der Exkursion am Bahnhof<br />

Bern.<br />

Für die Exkursion werden gutes<br />

Schuhwerk und ein Regenschutz<br />

empfohlen.<br />

Leitung:<br />

Dr. Armand Baeriswyl, Dr. Daniel<br />

Gutscher, Archäologischer Dienst<br />

des Kantons Bern.<br />

Übernachtung<br />

Die Anmeldung und Abrechnung<br />

für die Übernachtung vom 23. auf<br />

den 24. August erfolgt direkt durch<br />

die Teilnehmenden.<br />

Bitte um frühzeitige Zimmerreservation<br />

direkt über ein Ihnen bekanntes<br />

Hotel oder über:<br />

Bern Tourismus<br />

Tourist Center im Bahnhof<br />

<strong>03</strong>1 328 12 12<br />

www.bernetourism.ch<br />

E-Mail: info-res@bernetourism.ch<br />

Tagungskosten<br />

– Allgemeine Tagungskosten<br />

Fr. 10.–<br />

– Mittagessen, Sa., 23. 8. 20<strong>03</strong><br />

(Trockengedeck) Fr. 35.–<br />

– Nachtessen und Turnier<br />

Sa., 23. 8. 20<strong>03</strong><br />

(Trockengedeck<br />

+ Eintritt) Fr. 55.–<br />

– Exkursion<br />

So., 24. 8. 20<strong>03</strong><br />

(Carfahrt und<br />

Mittagessen) Fr. 80.–<br />

Für die Anmeldung zum Programm<br />

vom Samstag und/oder<br />

Sonntag benützen Sie bitte den<br />

beiliegenden Anmeldebogen. Für<br />

das Ritterspiel ist die Teilnehmerzahl<br />

auf 65 Plätze beschränkt. Für die<br />

übrigen Programmteile ist die Anzahl<br />

unbeschränkt. Mit der Teilnahmebestätigung<br />

(für das Ritterspiel)<br />

erhalten Sie die Rechnung für<br />

die Exkursionskosten.<br />

Anmeldeschluss: 15. Juli 20<strong>03</strong><br />

Nachmeldungen bis 12. August<br />

möglich, aber ohne Gewähr für<br />

Teilnahme am Ritterspiel.<br />

Weitere Auskünfte erhalten Sie auf<br />

der Geschäftsstelle Basel,<br />

Blochmonterstr. 22, 4054 Basel<br />

Tel. 061 361 24 44<br />

Fax.061 363 94 05<br />

Traktanden der statutarischen<br />

Jahresversammlung<br />

vom 23. August 20<strong>03</strong>,<br />

11.00 Uhr<br />

1. Protokoll der Jahresversammlung<br />

2002*<br />

2. Jahresbericht des Präsidenten<br />

3. Jahresrechnung 2002<br />

4. Budget 2004<br />

5. Jahresbeitrag 2004<br />

6. Wahl einer Präsidentin/eines<br />

Präsidenten<br />

7. Mitteilungen<br />

8. Verschiedenes<br />

* Eine Kopie des Protokolls der GV 2002 kann<br />

bei der Geschäftsstelle angefordert werden.<br />

29


Jahresbericht 2002<br />

Tagungen<br />

Die statutarische Jahresversammlung<br />

des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s<br />

(SBV) stand im Zeichen des<br />

75-jährigen Bestehens des Vereins<br />

und fand am 24./25. August 2002<br />

am Ort der Gründungsversammlung,<br />

in Zürich, statt. Dabei<br />

beehrte uns der Präsident der<br />

SAGW, Prof. Dr. Roland Ris,<br />

mit seinem Besuch. Die Tagung<br />

begann mit einem Referat über die<br />

mittelalterliche Stadtentwicklung<br />

Zürichs. Am Nachmittag besuchten<br />

die Vereinsmitglieder unter<br />

wissenschaftlicher Leitung ausgewählte<br />

mittelalterliche Schauplätze<br />

in der Stadt: das Grossmünster, den<br />

Münsterplatz, den Lindenhof und<br />

jüdische Malereien in einem Privathaus<br />

an der Brunngasse. Auf<br />

den geschäftlichen Teil folgte ein<br />

Apéro, gestiftet von Stadt und Kanton<br />

Zürich, sowie ein Konzert der<br />

«Corteggiani» mit Kommentaren<br />

zu Musikinstrumenten des <strong>Mittelalter</strong>s<br />

und der Renaissance.<br />

Die Sonntagsexkursion führte ins<br />

Zürcher Oberland, nämlich zu den<br />

Burgen und Ruinen Dübelstein,<br />

Greifensee (Kirche und Schloss),<br />

Grüningen und Greifenberg.<br />

Die Frühjahrstagung fand im<br />

Schloss Hallwil statt.<br />

Vorträge<br />

Im Rahmen der «Zürcher Vortragsreihe»<br />

referierten im Winter 2002<br />

Dr. Joachim Zeune («Zwingburg<br />

und Raubritternest») und lic. phil.<br />

Cornel Doswald (Altstrassenforschung<br />

im Kanton Zürich). Das<br />

Programm 2002/<strong>03</strong> wurde durch<br />

Dr. Armand Baeriswyl eröffnet<br />

(Vor-Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung<br />

im <strong>Mittelalter</strong>).<br />

Exkursionen<br />

Ergänzend zum Vortrag über Altstrassenforschung<br />

vermittelte eine<br />

Exkursion Einblicke in das alte<br />

Strassennetz im Raum Flaach-Rüdlingen-Eglisau.<br />

Auf einer zweitägigen<br />

Exkursion ins Münstertal<br />

stellte der Exkursionsleiter das<br />

Kloster Müstair mit seinen Malereien<br />

und dem Wohnturm aus dem<br />

10. Jh. in den grossen weltgeschichtlichen<br />

Zusammenhang und<br />

zeigte spannende Details in mittelalterlichen<br />

Kirchen und Kapellen<br />

des oberen Vinschgaus auf. Die Exkursion<br />

schloss mit einem Besuch<br />

der Churburg.<br />

Publikationen<br />

Von der Zeitschrift «<strong>Mittelalter</strong> –<br />

Moyen Age – Medioevo – Temp<br />

medieval» erschienen im Jahr 2002<br />

vier Hefte im Umfang von insgesamt<br />

105 Seiten. Heft 1 war als<br />

Jubiläumsnummer zum 75-jährigen<br />

Bestehen des SBV konzipiert<br />

und zeigte den Weg der Burgenforschung<br />

in der Schweiz, die Anfänge<br />

des SBV und die Entwicklung<br />

seiner Publikationen auf.<br />

Heft 2 stand in Verbindung mit der<br />

Jahresversammlung und orientiert<br />

über Fenster und Fassaden im Alten<br />

Zürich. Thema in Heft 3 war die<br />

mittelalterliche Jagd, und Heft 4<br />

befasste sich mit dem Castrum<br />

Chorion sowie in Kurzbeiträgen<br />

mit Nutzungs- und Restaurierungsplänen<br />

auf den Ruinen Riom,<br />

Belfort und Farnsburg. Eine willkommene<br />

Dienstleistung für die<br />

Vereinsmitglieder sind die Hinweise<br />

auf Publikationen zum<br />

<strong>Mittelalter</strong> und insbesondere zur<br />

Burgenforschung.<br />

In der Reihe «Schweizer Beiträge<br />

zur Kulturgeschichte und Archäologie<br />

des <strong>Mittelalter</strong>s» erschien<br />

Band 29 als Festschrift für Werner<br />

Meyer mit dem Titel «Wider das<br />

‹finstere <strong>Mittelalter</strong>›». Die Herausgabe<br />

von Band 28 (Burg Zug) verzögerte<br />

sich; er wird erst im Jahr<br />

20<strong>03</strong> erscheinen. Die Jahresgabe<br />

20<strong>03</strong> über die «Stadtentwicklung<br />

im <strong>Mittelalter</strong>» ist in Vorbereitung.<br />

Internationale Beziehungen<br />

Der Kontakt mit den ausländischen<br />

Vereinigungen spielte sich im<br />

üblichen Rahmen ab. Verschiedene<br />

Vorstandsmitglieder hielten Referate<br />

im Ausland. Beziehungen zu<br />

ausländischen Institutionen bestehen<br />

zudem über den Schriftentausch<br />

mit Fachinstituten und<br />

-vereinigungen in Mittel-, Südund<br />

Osteuropa.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Das Jubiläumsjahr war geprägt<br />

von zwei Grossveranstaltungen, in<br />

denen Ergebnisse der neueren<br />

<strong>Mittelalter</strong>- und Burgenforschung<br />

auf instruktive, handlungswirksame<br />

Art an Kinder, Eltern und<br />

Grosseltern vermittelt wurden.<br />

Zusammen mit dem Juniorclub<br />

der SBB, der Kantonsarchäologie<br />

Zürich und dem archäologischen<br />

Dienst des Kantons Bern, mit dem<br />

Ritterhaus Bubikon, der BLS und<br />

anderen Institutionen wurde je<br />

ein dreitägiges <strong>Mittelalter</strong>fest im<br />

Ritterhaus Bubikon und im Kandertal<br />

(auf der Tellen- und der<br />

Felsenburg) durchgeführt. Der Erfolg<br />

war überwältigend: jede der<br />

beiden Veranstaltungen wurde von<br />

rund 3500 Kindern und Erwachsenen<br />

besucht, meist Leuten, die<br />

bisher den <strong>Burgenverein</strong> nicht<br />

gekannt hatten. Die 74 neuen<br />

Mitglieder dürften vorwiegend der<br />

grossen Medienpräsenz zu verdanken<br />

sein, die auf die beiden Feste<br />

zurückgeht. Erstaunlich viele Neueintritte<br />

erfolgten über das Internet<br />

(15), und es zeigt sich auch in<br />

den Anfragen, dass die seit Januar<br />

bewirtschaftete eigene Homepage<br />

einem echten Bedürfnis der<br />

Kommunikationsgesellschaft entspricht.<br />

Hingegen lag die erhoffte<br />

Werbewirksamkeit des Burgenkalenders<br />

weit unter den Erwartungen.<br />

Heinrich Boxler<br />

30


Der bernische Schlossbau im 15. Jahrhundert<br />

von Jürg Schweizer<br />

Die neuen Bauträger und<br />

ihre Repräsentationszeichen<br />

Der Niedergang des alten Hochund<br />

Ministerialadels im Laufe<br />

des 13. Jahrhunderts, besonders<br />

aber im 14. Jahrhundert – ein<br />

keineswegs bloss regionales Phänomen<br />

–, hinterliess ein Machtvakuum.<br />

In dieses stiessen im<br />

weiteren bernischen Raum mit<br />

Erfolg die Stadt Bern, ihre Bürger,<br />

einzelne Klöster und Landstädte,<br />

zum Teil auch Landleute nach.<br />

Unter den Bürgern von Bern,<br />

welche die schuldengeplagte Stadt<br />

durchaus als valable Alternative<br />

für den eigenen Einsatz zum<br />

Erwerb freiwerdenden Adelsbesitzes<br />

akzeptierten, befanden sich<br />

einzelne Familien, die sich als<br />

Ministerialadelige rechtzeitig mit<br />

der aufstrebenden Stadt arrangiert<br />

hatten, sich in ihren Dienst stellten<br />

und hier rasch zu Ämtern und<br />

Ansehen kamen. 1<br />

Dazu zählen etwa die Bubenberg,<br />

Erlach, Scharnachthal und Stein.<br />

Daneben gab es kometenhafte Neuaufsteiger,<br />

die sich innert ein bis<br />

zwei Generationen durch Tüchtigkeit<br />

in Handwerk und Handel,<br />

durch geschickte Heiratspolitik<br />

und eine Portion Glück Vermögen,<br />

Einfluss und Ansehen erworben<br />

hatten und alles daran setzten, es<br />

den Altadeligen gleichzutun, ja<br />

sie zu übertreffen. Tatsächlich gelang<br />

es den Aufsteigern, innert<br />

kürzester Frist die damals noch<br />

durchlässigen Standesschranken zu<br />

überwinden und zu den führenden,<br />

das politische und gesellschaftliche<br />

Leben bestimmenden Familien<br />

gezählt zu werden. Geradezu<br />

musterhaft ist der Aufstieg der<br />

Familie von Diesbach. Während<br />

Grossvater Clewi Goldschmidt<br />

noch ein apolitischer geschickter<br />

Handwerker, Kaufmann, Grundund<br />

Herrschaftsbesitzer war, so<br />

gehörte Enkel Niklaus von Diesbach<br />

zu den bestimmenden Figuren<br />

der eidgenössischen Politik um<br />

1470 und griff auf das Nachhaltigste<br />

als Kopf der Franzosenpartei<br />

und Auslöser der Burgunderkriege<br />

in die europäische Politik ein.<br />

Die neuen Familien bemühten<br />

sich auf vielfältige Weise, den<br />

«Makel» nichtadeliger Herkunft<br />

zu tilgen. Dazu gehörte die<br />

Führung einer standesgemässen<br />

Haus- und Hofhaltung – Loy von<br />

Diesbach († 1451): «was ouch köstlich<br />

mitt pfärden, er hatt ouch mulesel;<br />

item so hatt er ein jegermeyster und<br />

uff 25 hündt, ouch gutte federspil<br />

sampt anderenn köstlichkeytten ...» 2 .<br />

Zentral war der Wappenkult. Als<br />

Erster liess sich der genannte Clewi<br />

Goldschmidt (Niklaus I. von Diesbach)<br />

1434 als Zeichen seines sozialen<br />

Aufstiegs und seines Anspruchs<br />

von Kaiser Sigismund einen Wappen-<br />

und Adelsbrief ausstellen,<br />

der der Familie anstelle des alten<br />

Halbmondwappens den prächtigen<br />

schwarzen, an das Kyburgerwappen<br />

erinnernden Schild, geteilt<br />

durch einen gebrochenen gelben<br />

Balken, mit den zwei steigenden<br />

gelben Löwen, verschaffte (Abb. 1).<br />

Gleichzeitig erhielt Clewi für sich<br />

und seine Nachkommen das Recht<br />

zur Erwerbung der Ritterwürde.<br />

Seine Enkel erwarben diese auf<br />

einer abenteuerlichen Pilgerreise<br />

ins Heilige Land und auf den<br />

Sinai. Andere Familien änderten<br />

ihre allzu bürgerlich-handwerklich<br />

scheinenden Wappen ab: Die<br />

Wabern waren wie die Matter<br />

durch Gerberei aufgestiegen, im<br />

Wappenschild führten sie daher<br />

zwei gekreuzte Gerbermesser und<br />

vier Sterne. Sie änderten die Werkzeuge<br />

zu Diagonalbalken, so dass<br />

ein abstraktes Andreaskreuz die<br />

vier Sterne teilte. Petermann<br />

von Wabern liess sich 1476 nach<br />

der Schlacht von Grandson zum<br />

Ritter schlagen. 3 Heinrich Matter<br />

erhielt den Ritterschlag anlässlich<br />

der Romfahrt Kaiser Maximilians<br />

1496. 4<br />

Am eindrücklichsten ist die Wappen-<br />

und Namensnobilitierung der<br />

Familie Zigerli. Aus bäuerlicher<br />

Oberschicht stammend, gelangte<br />

die Familie als Händler, Wirte und<br />

Metzger zu Reichtum. Heinrich<br />

änderte im Jahre 1400 seinen<br />

Namen, weil die drei Käslein in<br />

Kombination mit dem Wappen<br />

Zigerli die bäuerlich-simmentalische<br />

Herkunft nur zu gut verrieten.<br />

Die Wahl auf von Ringoltingen<br />

fiel aufgrund einer angeblichen<br />

Verwandtschaft mit dieser ausgestorbenen<br />

Familie und wohl auch<br />

wegen des Wappenbildes. Ab 1430<br />

blieb der neue Namen der einzig<br />

gebräuchliche. 5 Thüring von Ringoltingen<br />

erhielt seinen Ritterschlag<br />

auf einer Morgenlandfahrt.<br />

Doch nicht nur der Erwerb der<br />

Wappen war wichtig, sondern<br />

auch ihre Präsentation. Ausser<br />

durch Knappen, die wie wandernde<br />

Schildhalter als Begleiter ihrer<br />

Herren die Wappen auf den Rücken<br />

trugen 6 , wurden sie in allen möglichen<br />

Situationen präsentiert:<br />

Der Ringoltingenschild erscheint<br />

im Dreikönigsfenster des Berner<br />

Münsterchors, das diese Familie<br />

gestiftet hat, an zentraler Stelle<br />

achtmal, dazu kommen, gewissermassen<br />

in Form eines genealogischen<br />

Stammbaumes, die verschiedenen<br />

Familienallianzen. Ein Diesbachwappen<br />

trägt, symbolisch genug,<br />

den Hoferker am Palas im<br />

Worber Schloss; die vom Stabwerk<br />

getrennten oberen Segmentflächen<br />

der Erkerkonsole zeigten je eine<br />

heute leider unleserlich gewordene<br />

Wappenallianz. Im Chor der Kirche<br />

zu Worb liess Kollator Ludwig<br />

von Diesbach 1521 eine Art Familiendenkmal<br />

erstellen, indem er<br />

seine eigene Wappenscheibe mit<br />

den zweifellos von ihm in Auftrag<br />

gegebenen Scheiben der zum<br />

Teil längst verstorbenen Vorfahren<br />

32


Ludwig I. († 1452), Niklaus II.<br />

(† 1475) und seines Bruders Wilhelm<br />

I. († 1517) umgab. In den<br />

gleichen Zusammenhang gehört<br />

die Präsentation der aus Wappenscheibe<br />

und kniender Stifterscheibe<br />

gebildeten drei Paar Bischofscheiben<br />

(Abb. 2): Ludwig von Freiberg,<br />

der Bischof von Konstanz, zu dessen<br />

Diözese Worb gehört, ist der<br />

Schwager des 1517 verstorbenen<br />

Herrschaftsherrn von Worb, Wilhelm<br />

I.; der Bischof von Lausanne,<br />

Sébastien de Montfaucon, ist der<br />

Schwager eines Sohnes von Wilhelm<br />

I., nämlich von Christoph von Diesbach,<br />

seit 1520 mit Jeanne de<br />

Montfaucon verheiratet; schliesslich<br />

ist Niklaus III., (Weih-)Bischof<br />

von Basel, ein Sohn des Kollators.<br />

Der eben genannte Christoph liess<br />

fast gleichzeitig einen ähnlichen<br />

Familiengedächtnis-Zyklus in seiner<br />

Schlosskapelle Pérolles in Freiburg<br />

durch bernische Glasmaler<br />

herstellen, wobei er hier die Wappenscheiben<br />

sogar durch Porträtscheiben<br />

der knienden Familienmitglieder<br />

ergänzte. 7 Ein Letztes:<br />

Der Bau des Kirchturms von Utzenstorf<br />

wurde durch den Herrschaftsherrn<br />

Thüring von Ringoltingen<br />

1457 offensichtlich stark<br />

gefördert; sein Wappen und das<br />

seiner Gemahlin Verena von Hunwil<br />

prangen als überaus qualitätvolle<br />

Bildhauerarbeiten unübersehbar<br />

am Turm. 8<br />

Noch wichtiger und noch begehrter<br />

als diese Würdezeichen<br />

und «Köstlichkeiten» – um das<br />

Stammbuch der von Diesbach zu<br />

zitieren – war freilich der Besitz<br />

von rechtlich privilegiertem<br />

Grundeigentum. Nur er verlieh<br />

den alten und neuen Familien<br />

den gewünschten Glanz und die<br />

adelige Legitimation. Der Zerfall<br />

des alten Adels hat im Laufe des<br />

Spätmittelalters dazu geführt, dass<br />

viele Adelsherrschaften aufgeteilt,<br />

durch Verpfändungen zersplittert<br />

oder gar weitgehend aufgelöst<br />

worden waren. Die ohnehin komplizierte<br />

mittelalterliche Rechtsstruktur<br />

wurde dadurch zuweilen<br />

völlig unübersichtlich. Die Zerrüttung<br />

alter Grundherrschaften<br />

ermöglichte es aufstrebenden Familien,<br />

zielstrebig einzelne Herrschaftsanteile<br />

zu erwerben, weitere<br />

dazuzukaufen und Rechte, Güter<br />

und Gebäude in einer Hand zu<br />

vereinigen. Führend in diesen Bestrebungen<br />

waren die von Diesbach<br />

in Oberdiessbach und Worb, die<br />

von Erlach in Jegenstorf und<br />

Bümpliz, die Ringoltingen in<br />

Landshut, die Scharnachthal in<br />

Oberhofen. Am eindrücklichsten<br />

sind zweifellos die Bestrebungen<br />

der Familie von Diesbach, die<br />

seit dem Stammvater Clewi dank<br />

Hartnäckigkeit, Geld und einer<br />

gewissen Rücksichtslosigkeit innerhalb<br />

von drei Generationen<br />

zahlreiche und bedeutende Herrschaften<br />

erwerben und restituieren<br />

konnte. 9 Im Zeitraum ihrer grössten<br />

Blüte besassen Niklaus II.<br />

und seine Vetter die Herrschaften<br />

Rued, Signau, Worb, Diesbach,<br />

Kiesen, Landshut, Spiez, Strättligen,<br />

Twann; dazu selbstverständlich<br />

zahlreiche weitere Güter wie<br />

Holligen sowie die entsprechenden<br />

Sässhäuser in der Stadt.<br />

1: Monumentales Wappenpaar, um 1600, auf vierpassförmige Holztafeln gemalt von Jakob Louber, das alte und das neue, 1434 von Kaiser Sigismund verliehene<br />

Wappen der Familie von Diesbach darstellend. Die Wappenmalereien ersetzten zweifellos in Form einer freien Kopie ältere Tafeln und hingen ursprünglich im Chor<br />

der Kirche Oberdiessbach, jetzt in der Grabkapelle von Wattenwyl. Die Umschriften lauten: «Diß ist das allte Wappen deß Adelichen Stammens Von Dießbach so sÿ<br />

noch Jm M.cccc.XXXIIII. Jar gefürtt hand» und «Mitt disem Wappen und Kleÿnott hatt Keÿßer Sigmund Hochloblicher und seliger gedechtnuß den Adelichen<br />

Sta – men Von Dießbach begabet Jm. M.cccc.XXXIIII. Jar».<br />

33


2: Worb, Kirche, Chor, Scheibenpaar des Bischofs von Lausanne, Sébastien de Montfaucon, Schwager Christophs von Diesbach, 1521. Der kniende Bischof<br />

und das grosse Wappen unter üppigen Frührenaissance-Arkaden auf Kandelabersäulen.<br />

Spätmittelalterliche Schlösser:<br />

Worb als Beispiel<br />

«Zuo end diss jars [1517] ist durch ein<br />

pestilenzfieber von diser zit gescheiden<br />

der edel, milt und wis riter, her Wilhelm<br />

von Diesbach, sines alters im 80. und<br />

des rats im 42. jar, ein man dessemglichen<br />

an vil menschlichen tugenden nit<br />

liechtlich zefinden, der in sinen jaren,<br />

bin hohen fürsten wolgeacht, von inen<br />

vil eren und guots hat enpfangen, dabi<br />

zuo eren, lob und dienst einer stat Bern,<br />

und sin gar nüt gesparet; all erenlüt,<br />

heimsch und frömd, und bsunder alle<br />

künst und künstler geliept ... Hat vil an<br />

Signow, Worb und Holligen verbuwen,<br />

an vil orten kostlichem hus han und an<br />

der alkimi vil verunkostet, also dass er<br />

... ob 20 000 gulden schuld sinen vier<br />

sünen hat gelassen, nach deren unlangen<br />

abgang alle sine hab in der schuldneren<br />

gwalt ist kommen ...». 11<br />

Anshelm verhehlt seine Kritik<br />

an der Baulust und am Aufwand<br />

Wilhelms nicht, ein Aufwand, der<br />

den Zeitgenossen nicht entging, ja<br />

nicht entgehen sollte. Es ist nämlich<br />

bezeichnend, dass mehrere und<br />

gerade die profiliertesten der neu<br />

aufgestiegenen Familien sich als<br />

emsige Bauherren betätigten.<br />

Als äusseres markantes Zeichen<br />

der wiedervereinigten Herrschaftsrechte,<br />

des Machtanspruchs, aber<br />

auch als Repräsentationsgebärden,<br />

eigneten sich Neubauten und<br />

Vergrösserungen bestehender Häuser<br />

hervorragend. Mehr noch als<br />

die Stadthäuser konnten Herrschaftsschlösser<br />

den neugewonnenen<br />

Adelsstand geradezu demonstrativ<br />

und weithin wirkend unter<br />

Beweis stellen.<br />

Die Baugeschichte des Schlosses<br />

Worb ist unerforscht. 12 Seit 1997<br />

liegen Planaufnahmen vor, die die<br />

ganze Anlage erstmals präzis erfasst<br />

haben. 13 Sie erlauben Schlüsse<br />

und Hypothesen, ergeben aber<br />

keine Sicherheit.<br />

Worb ist eine umfangreiche Anlage<br />

auf Nagelfluhsporn in Form<br />

eines annähernd gleichschenkligen<br />

Dreiecks; der östliche Schenkel<br />

wird von der spätmittelalterlichen<br />

Turmfolge und der Ringmauer,<br />

der westliche vom Barocktrakt des<br />

17. und 18. Jahrhunderts gebildet,<br />

der an die mittelalterliche, durch<br />

Fensterausbrüche perforierte, umgebaute<br />

und ergänzte Ringmauer<br />

herangeschoben worden ist. An<br />

der Dreiecksbasis beschliesst die (in<br />

der Höhe reduzierte) Ringmauer<br />

den Schlosshof, man betritt die<br />

Anlage an der Dreiecksspitze im<br />

Süden (Abb. 3). Die mittelalterlichen<br />

Teile umfassen in wirkungsvoller<br />

Staffelung Bergfried, Palas<br />

und Wohnturm, das so genannte<br />

«Ritterhaus», je unter hohen,<br />

kaum vorkragenden und am Fuss<br />

leicht gebrochenen Walmdächern<br />

mit kurzem First, bekrönt von<br />

hohen Helmstangen (Abb. 4).<br />

Die Grunddisposition samt Gliederung<br />

in Zwinger und Hof und<br />

der Anordnung der zwei Türme<br />

geht zweifellos vor das 15. Jahrhundert<br />

zurück. Während sich der<br />

34


Bergfried auf klar rechtwinkligen<br />

Grundriss von etwa 10 auf 11 Metern<br />

erhebt, steht der Palas, offenbar<br />

dem Felsverlauf folgend, auf<br />

verzogenen, undeutlich rechteckigen<br />

Grundmauern. Auffallend ist<br />

die grössere Mauerstärke der Feldseite<br />

des Palas, sie übertrifft mit<br />

3,3 Metern die Mauern des Bergfriedes<br />

um mehr als einen Meter.<br />

Trotzdem kann nicht davon ausgegangen<br />

werden, dass der Palas älter<br />

ist als der Hauptturm, da er an<br />

den Bergfried herangeschoben und<br />

damit westseits aligniert ist. Zur<br />

Hälfte bildet die Nordmauer des<br />

Bergfrieds gleichzeitig die Südmauer<br />

des Palas, dies ein Hauptmerkmal<br />

der Anlage. Im Schnitt<br />

(Abb. 5) und im Fassadenbild erhellt<br />

sich sofort, dass über dem<br />

1. Obergeschoss 14 die Mauerstärken<br />

an beiden Hauptbauten allseits<br />

um gut einen Meter auf rund einen<br />

Meter Gesamtstärke zurückspringen,<br />

gleichzeitig weicht das Kieselbollen-Mauerwerk<br />

mit unregelmässig<br />

vorspringenden Kieselhäuptern<br />

einem sauberen lotrechten<br />

Verband. Offensichtlich sind in<br />

spätmittelalterlicher Zeit die hochmittelalterlichen<br />

Turmstümpfe des<br />

Palas um ein, jene des Bergfrieds<br />

um zwei überhohe Stockwerke<br />

erhöht worden; 15 in die gleiche Zeit<br />

fällt der Aufbau des Ritterhauses<br />

mit zwei Vollgeschossen über dem<br />

Nordostwinkel der Ringmauer.<br />

Während der hochmittelalterliche<br />

Bestand mangels datierbarer formierter<br />

Teile nur ganz generell ins<br />

späte 12. oder frühere 13. Jahrhundert<br />

datiert werden kann, besitzt<br />

der spätmittelalterliche Aufbau<br />

einen klaren «Terminus ante quem»,<br />

trägt doch die verbindende Wendeltreppe<br />

die Jahrzahl 1472. Wie<br />

viel früher jedoch erfolgten diese<br />

Überhöhungen? Aus dem Stammbuch<br />

der Familie von Diesbach und<br />

aus anderen Quellen wissen wir 16 ,<br />

dass sich Schloss Worb im späten<br />

14. und im früheren 15. Jahrhundert<br />

in verwahrlostem Zustand<br />

befand; Loy von Diesbach hatte<br />

beträchtliche Aufwendungen dafür<br />

zu leisten, unter anderem 1442, als<br />

das Dach eingedrückt worden war,<br />

was letztlich die Übernahme der<br />

gesamten Herrschaft durch die<br />

von Diesbach beschleunigte. 17 Nun<br />

weist in der Tat der Mauerverband<br />

aus mittleren, geflächten Sandsteinquadern<br />

mit auffallenden Versetzmarken<br />

in die erste Hälfte des<br />

15. Jahrhunderts, sehr nahe steht<br />

der Mauerverband der Siechenkapelle<br />

in Burgdorf, deren Bau<br />

1446 abgerechnet wurde. 18 Es ist<br />

daher davon auszugehen, dass die<br />

Diesbach – Loy oder, nach dessen<br />

Tod 1451, Niklaus II. – die Volumenausbauten<br />

Bergfried, Palas,<br />

Ritterhaus vorgenommen haben.<br />

Die Herrschaft Worb<br />

1127<br />

wird der Edle Anselmus de Worvo als<br />

Lehensherr genannt.<br />

1146<br />

tagt unter Herzog Konrad von Zähringen<br />

das Gericht in Worb in Anwesenheit<br />

der Freiherren von Worb. Ihre Nachfolger<br />

werden die Freiherren von Kien.<br />

Mitte 14. Jh.<br />

Nach dem Aussterben der Herren von Kien<br />

verkaufen die Erbinnen Worb an Peter und<br />

Kuno von Seedorf. Aus dieser Familie<br />

gelangt Worb<br />

1393<br />

an Schultheiss Petermann von Krauchthal.<br />

Dieser liess «das schloss schlechtlich stan und<br />

hielt es nüt in gutten ehren mit Buwen, ittem mit<br />

tach und gemach, dadurch das schloss ein grossen<br />

schaden empfing und in abgang kam» 10 .<br />

1420<br />

kaufen Rudolf und Ulrich Rieder die<br />

verwahrloste Burg und Herrschaft. Die<br />

zwei Herrschaftshälften erleben in der<br />

Folge die verschiedensten Handänderungen<br />

und Aufteilungen.<br />

1469<br />

Durch Erbgang und Kauf kann Niklaus<br />

von Diesbach in diesem Jahr die restlichen<br />

Teile der Herrschaft Worb erwerben, nachdem<br />

Loy von Diesbach bereits ab 1425<br />

gewisse Teile verwaltet hatte.<br />

1475<br />

Beim Tod Niklaus II. erbt sein Vetter<br />

Wilhelm I. († 1517) die Herrschaft.<br />

1516<br />

erwirbt Ludwig von Diesbach den Kirchensatz<br />

von Worb.<br />

Sicheren Boden betreten wir 1472:<br />

Es ist das Baujahr der Wendeltreppe,<br />

die im Winkel zwischen<br />

Bergfried und Binnenmauer des<br />

Palas frei in der Eingangshalle<br />

im Zugangsgeschoss des Palas vortritt<br />

und deren Mantel mit einem<br />

feinen Strebepfeiler stabilisiert wird<br />

(Abb. 5, 6). Diese Treppe verbindet<br />

nicht nur die drei Stockwerke des<br />

Palas, sondern gleichzeitig auch die<br />

drei Säle, die – jeweils den ganzen<br />

Grundriss des Turms einnehmend –<br />

im Bergfried eingerichtet worden<br />

sind. In geradezu demonstrativer<br />

1533<br />

gelangt Worb an Jost von Diesbach.<br />

Ende 16. Jh.<br />

Die Herrschaft Worb gehört drei Miteigentümern,<br />

zur Hälfte Hieronymus Manuel.<br />

In der Folge teilen sich die verschiedensten<br />

Eigentümer den Besitz, bis<br />

1668<br />

Christoph von Graffenried sämtliche Teile<br />

wieder in seiner Hand vereinigen kann.<br />

Bis<br />

1792<br />

bleibt Worb Alleinbesitz der Graffenried;<br />

damals verkauft die Erbengemeinschaft<br />

die Herrschaft an Johann Rudolf von<br />

Sinner.<br />

1811<br />

geht der Besitz, ohne die 1798 verlorenen<br />

Herrschaftsrechte, an seine Nachkommen.<br />

So<br />

1841<br />

an Karl Friedrich von Goumëns-von Sinner.<br />

1899<br />

wird Worb an Louis William Gabus von<br />

Le Locle verkauft.<br />

1915<br />

erwirbt Ludwig Scholz aus Berlin das<br />

Schloss. Von seinen Erben kaufen<br />

1955<br />

Hans W. Seelhofer und andere das Schloss;<br />

seit<br />

1964<br />

ist Hans W. Seelhofer Alleinbesitzer.<br />

35


3: Worb, Schloss, Gesamtgrundriss auf Höhe des Zugangsgeschosses von Bergfried und Palas beziehungsweise auf Erdgeschosshöhe von Ritterhaus und Westtrakt,<br />

Massstab 1:300.<br />

36


4: Worb, Schloss, Flugbild von Westen.<br />

Weise «entfestigt» diese Treppenanlage<br />

die «Burg» Worb, indem sie<br />

das alte Prinzip der Isolierung und<br />

der selbständigen Erschliessung des<br />

Bergfrieds auf Höhe des Zugangsgeschosses<br />

– meist 8 bis 10 Meter<br />

über Grund durch eine Hocheinstiegspforte<br />

– aufgibt, die beiden<br />

Hauptbauten auf allen Stockwerken<br />

bequem erschliesst und intern<br />

verbindet. Niklaus von Diesbach<br />

liess eine in mancher Beziehung<br />

einzigartig gestaltete Treppe errichten,<br />

die zwar nicht mit dekorativen<br />

Einzelheiten prunkt, aber<br />

einen hohen repräsentativen Anspruch<br />

erfüllt: Segmentbogig ausschwingende<br />

Vorstufen, von Strebepfeilerchen<br />

eingefasstes, gebogenes<br />

Portal, in das der gerade Sturz<br />

einschneidet, wirkungsvoll «eingehängtes»<br />

Diesbachwappen, begleitet<br />

von den Sonnenrädern der<br />

Wappendevise 19 und der aufgeteilten<br />

Jahrzahl «M CCCC LXX II»<br />

(Abb. 7, 8). Dies gilt auch vom<br />

Steinschnitt der Stufen, die in<br />

einzigartig differenzierter Form<br />

über dem ersten Lauf von der Konvex-Segmentbogenform<br />

über gerade<br />

Tritte zur konkaven Segmentform<br />

wechseln. Mit Differenztritten werden<br />

die unterschiedlichen Niveaus<br />

von Bergfried und Palas gesucht. 20<br />

Das Austrittsportal in den Palaskorridor<br />

im 1. Stock schliesslich<br />

ist als «schwebender» Rundbogen<br />

ausgebildet, der von zwei Tragfigürchen<br />

gestützt wird (Abb. 9,<br />

10): zwei bravourös in die kantige<br />

Architektur eingeschmiegte Bildhauerarbeiten,<br />

Dirne und Bauer,<br />

von hoher plastischer Qualität. 21<br />

Niklaus von Diesbach liess mit der<br />

Wendeltreppe ein Bauwerk errichten,<br />

das mit seiner Kombination<br />

von differenzierter Erschliessung<br />

und repräsentativer Funktion im<br />

Schloss- und Herrschaftsbau durch<br />

die Autonomisierung der ins Innere<br />

verlegten Treppenanlage zeitgenössische<br />

Strömungen des französischburgundischen<br />

Schlossbaus aufnimmt.<br />

22 Das Treppenhaus von<br />

Worb hat damit weit über Bern<br />

hinaus Bedeutung als Marchstein<br />

auf dem Weg zur autonomen<br />

Repräsentationstreppe des 16. und<br />

17. Jahrhunderts.<br />

Das Treppenhaus machte aus der<br />

Burg Worb ein repräsentatives<br />

Schloss. Leider hat der Brand 1535<br />

die gesamte Innenausstattung dieses<br />

Schlosses, mit Ausnahme eines<br />

grossen Kamins (heute im Schloss<br />

Oberhofen), vernichtet; alle Geschossdecken<br />

scheinen nach 1535<br />

neu eingezogen worden zu sein,<br />

sämtliche Holzarbeiten stammen<br />

aus Nach-Brand-Phasen. 23 Damit<br />

ist auch gleichzeitig festgehalten,<br />

dass die zwei riesigen, steilen<br />

Dachhelme mit extrem kurzem<br />

First nach 1535, zweifellos in ähnlicher<br />

Form wie vorher, wiederhergestellt<br />

worden sind. Hingegen<br />

hebt sich das Dach des Ritterhauses<br />

formal und konstruktiv von den<br />

zwei Stühlen des 16. Jahrhunderts<br />

ab und dürfte noch ins 15. Jahrhundert<br />

zurückreichen. 24 Was die vier<br />

37


5: Worb, Schloss, Grundriss des zweiten Geschosses von Bergfried und Palas sowie Schnitt N–S<br />

durch die beiden Türme, Massstab 1:300.<br />

6: Worb, Schloss, schematische Isometrie der 1472 erbauten,<br />

Bergfried und Palas mit ihren unterschiedlichen Niveaus<br />

gemeinsam erschliessenden Treppe, Massstab 1:60.<br />

38


Dacherker des Bergfrieds betrifft,<br />

so ist klar feststellbar, dass ihre<br />

prächtigen, stabwerküberflochtenen<br />

Konsolen nachträglich in das<br />

saubere Kranzgesims eingesetzt<br />

worden sind, am ehesten<br />

1470/90. 25 Ihre hölzernen Aufbauten,<br />

die Türmchen selbst, sind<br />

natürlich nach 1535 wiederhergestellt<br />

worden. Zusammen mit<br />

den Helmstangen verleihen sie<br />

den gewaltigen Dächern jenen,<br />

im späten 15.Jahrhundert geschätzten,<br />

spielerisch-malerischen Aspekt,<br />

der ein Charakteristikum des<br />

Worber Schlosses ist (Abb. 4).<br />

Von den Ergänzungen und Ausbauten<br />

nach 1535 sei hier wenigstens<br />

die Küche erwähnt, die wie kaum<br />

anderswo im Zustand des frühen<br />

16. Jahrhunderts erhalten geblieben<br />

ist und damit wohl auch wesentlichen<br />

Aufschluss über bernische<br />

Herrschaftsküchen im Spätmittelalter<br />

generell gibt (Abb. 11).<br />

Die Schlossküche im Südostviertel<br />

des Palas-Eingangsgeschosses wird<br />

von einem (wohl 1536 aufgrund<br />

der üblen Erfahrung) eingezogenen<br />

Kreuzgratgewölbe überdeckt und<br />

enthält, ausgespart in der gewaltigen<br />

Mauerdicke, den Schüttstein,<br />

versehen mit spätgotischer Lampenkonsole.<br />

Gegenüber trägt ein<br />

Rundpfeiler aus Sandstein den annähernd<br />

3 Meter (zu) weit gespannten,<br />

1536 datierten Sandsteinsturz<br />

des monumentalen Küchenkamins<br />

mit Feuertisch und «Potager».<br />

Schloss Worb ist, zusammenfassend,<br />

für dreierlei Phänomene<br />

mustergültig: Wie kein zweiter<br />

Bau in unserem Betrachtungskreis<br />

verkörpert es den Hang der spätmittelalterlichen<br />

Führungsschicht,<br />

bevorzugten Grundbesitz mit<br />

Herrschaftsrechten zu sammeln<br />

und zu erwerben und als äusseres<br />

Zeichen die Herrschaftsbauten wiederherzustellen,<br />

zu vergrössern und<br />

zu verschönern. Damit lenkten<br />

die Neuaufsteiger Diesbach einen<br />

Teil des Glanzes, der vom hochmittelalterlichen<br />

Adel ausging, auf<br />

sich selbst. Mit dem Erwerb der<br />

Kirchenrechte der Pfarrkirche gelang<br />

es den Diesbach 1516, ihren<br />

«Kleinstaat», dessen Privilegien<br />

im Twingherrenstreit hartnäckig<br />

verteidigt wurden, auch auf den<br />

geistlichen Bereich auszudehnen.<br />

Wie kein zweiter Bau zeigt aber<br />

Worb auch, dass hohe Türme und<br />

Eck-Erker Wehrhaftigkeit bloss<br />

vorspiegeln, da die Mauerschalen<br />

dünn und die Türmchen hölzern<br />

sind. Ziel war ein malerischer, ans<br />

goldene Zeitalter des Ritterwesens<br />

7: Worb, Schloss, Treppenturmportal im Zugangsgeschoss<br />

mit ausschwingender Freitreppe; Detail:<br />

Türsturz datiert 1472 mit Wappen von Diesbach<br />

zwischen Sonnenrädern.<br />

39


8: Worb, Schloss, konvexe Stufenbildung der<br />

Wendeltreppe von 1472.<br />

9: Worb, Schloss, Treppenturm, Austrittsportal<br />

1. Obergeschoss, 1472.<br />

11: Worb, Schloss, Küche, Kamin von 1536 mit Feuertisch und «Potager». Der Holzpfosten rechts als Stütze<br />

des geborstenen Sturzes nachträglich eingefügt.<br />

10: Worb, Schloss, Treppenturm, Austrittsportal<br />

1. Obergeschoss, 1472, Konsolplastiken.<br />

erinnernder Gesamteindruck: Burgen-<br />

und Ritterromantik im<br />

«Herbst des <strong>Mittelalter</strong>s». Wie<br />

kein anderes Bauwerk belegt Worb<br />

schliesslich, dass die Unbequemlichkeit<br />

der Burg verlassen werden<br />

sollte; mit der Treppenanlage werden<br />

Züge zelebriert, die Erschliessungskomfort<br />

und Repräsentation<br />

kombinieren. Worb ist ein Meilenstein<br />

von der Burg zum Schloss.<br />

«Hübsche adelige Kleinode»<br />

Ludwig von Diesbach († 1527)<br />

nennt in seinen autobiographischen<br />

Aufzeichnungen Landshut ein<br />

«hubsch adelych chleynett» 26 . Er übernahm<br />

1479 von den Ringoltingen<br />

dieses schöne Wasserschloss samt<br />

Herrschaft; vom heutigen Bestand<br />

gehen einzelne Teile der Ringmauer<br />

und eine «Pfefferbüchse»<br />

(= Schiesserker) ins Spätmittelalter<br />

zurück, während die eigentlichen<br />

Gebäude im 17. und 18. Jahrhundert<br />

erneuert worden sind. Dass<br />

die Diesbach auch in Signau und<br />

Brandis emsig gebaut haben, ist<br />

erwiesen; was sie gebaut haben, ist<br />

jedoch nach dem Untergang dieser<br />

Schlösser aufgrund der alten Bildquellen<br />

nur schwer zu beurteilen.<br />

Umso besser ist Holligen bei Bern<br />

erhalten: Der annähernd quadra-<br />

40


tische Wohnturm hat sein hohes,<br />

auf 1509 dendrodatiertes Walmdach<br />

– à la Worb – und seine gleichzeitig<br />

entstandenen Ecktürmchen<br />

bewahrt – verändert ist die Befensterung,<br />

verloren sind bis auf Reste<br />

die Inneneinrichtungen, die ursprüngliche<br />

Erschliessung (ein Laubenwerk?)<br />

und die Ummauerung<br />

mit ihren putzigen Ecktürmchen.<br />

Holligen vertritt mustergültig den<br />

Typus des rechteckigen bis quadratnahen<br />

donjonartigen Wohnturms,<br />

dessen kubisch-exakte<br />

Grundform mit dem mächtigen,<br />

am Fuss leicht aufgeschobenen,<br />

aber vorsprunglos auf dem markanten<br />

Kranzgesims ruhenden Walmdach<br />

27 stark betont ist. Derartige<br />

repräsentative Wohntürme entstanden<br />

im 15. und frühen<br />

16. Jahrhundert auch in Reichenbach<br />

bei Bern, in Spiez, Burgistein,<br />

Toffen, Belp, Bümpliz, Jegenstorf,<br />

Münsingen und wohl auch auf<br />

Brandis und Signau und anderswo.<br />

Ihre Vorläufer sind spätromanische<br />

Donjons, doch ist die Wiederaufnahme<br />

des Bautypus, wie er in<br />

monumentaler Form in unserer<br />

Gegend in Thun und Burgdorf<br />

zu finden ist, kaum auf direktem<br />

Weg geschehen. Vielmehr ist diese<br />

kubisch-einprägsame Schlossform<br />

aus dem savoyisch-burgundischen<br />

Westen übernommen worden, wo<br />

sie im späten 14. und in der ersten<br />

Hälfte des 15. Jahrhunderts beidseits<br />

der Alpen auftritt. 28 Nach<br />

einer kurzen Übergangsphase erlöscht<br />

diese Bauform in der Mitte<br />

des 16. Jahrhunderts, um für<br />

mehr als hundert Jahre den aus<br />

bäuerlichen Wurzeln entstandenen<br />

Krüppelwalmdachbauten das Feld<br />

zu überlassen. 29 Interessante Mischund<br />

Übergangsformen wie jene der<br />

Steffisburger «Höchhüser» müssen<br />

hier beiseite gelassen werden.<br />

Die Wertschätzung und der Aufwand,<br />

welche die privaten Herrschaftsherren<br />

ihren Landschlössern<br />

angedeihen liessen, finden eine<br />

bemerkenswerte Parallele in der<br />

Bautätigkeit, welche die Stadt Bern<br />

in den Schlössern betrieb, die im<br />

Laufe des 13., 14. und 15. Jahrhunderts<br />

in ihren Besitz gelangt waren<br />

und als Landvogteisitze dienten.<br />

Das darf nicht verwundern, bekleideten<br />

doch wichtige private Herrschaftsherren<br />

oft gleichzeitig einflussreiche<br />

öffentliche Ämter. Zudem<br />

nahm Bern im Laufe des<br />

15. Jahrhunderts zunehmend wahr,<br />

dass die Stadt eine besondere<br />

Stellung im Aare-Saane-Raum einnahm<br />

und entwickelte folgerichtig<br />

eine Art Staatsbewusstsein. Für<br />

die äussere Präsentation dieser<br />

Stellung und der damit verbundenen<br />

Macht, aber auch als Zeichen,<br />

dass Bern selbst die Nachfolge<br />

der wichtigsten Adelsgeschlechter<br />

– Zähringer, Kyburger,<br />

Habsburger, Neuenburg-Nidau,<br />

Savoyen – angetreten hatte, eigneten<br />

sich deren Schlösser, neu versehen<br />

mit den bernischen Standesinsignien,<br />

hervorragend. Kaum<br />

wahrgenommen wurde bisher, dass<br />

Bern im 15. Jahrhundert in seinen<br />

Schlössern eine, erst in Umrissen<br />

greifbare Ausbau- und Restaurierungstätigkeit<br />

betrieb, die nicht<br />

nur für die Erhaltung der Monumente<br />

ausschlaggebend war, sondern<br />

durchaus auch wesentliche<br />

gestalterische Züge festlegte, die<br />

bis auf den heutigen Tag diese<br />

Bauten prägen.<br />

Seit wenigen Monaten wissen wir,<br />

dass die so überaus bezeichnende<br />

Bekrönung des Donjons von Thun<br />

mit seinem enormen Walmdach<br />

und den polygonalen Eckrisalitaufsätzen,<br />

den Türmchen, eine<br />

bernische Wiederherstellung und<br />

Ausformulierung einer Situation<br />

ist, die bereits um 1250 bildlich<br />

überliefert ist. Bern hat zwischen<br />

1430 und 1436 die Türmchen –<br />

als Ersatz hölzerner (?) Vorgänger –<br />

in Tuffstein den massiven zähringischen<br />

Eckrisaliten aufgesetzt<br />

und zusammen mit dem vollständig<br />

erneuerten Walmdach<br />

ihre Spitzhelme aufgerichtet<br />

(Abb. 12). 30 In ähnlicher Weise<br />

hatte Bern um 1395 das Walmdach<br />

auf dem Palas des Schlosses Laupen<br />

erneuert und in der Mitte des<br />

15. Jahrhunderts den grossen, den<br />

ganzen Grundriss einnehmenden<br />

Rittersaal unter Einzug einer neuen<br />

Balkendecke restauriert. 31 Eine<br />

ähnliche Gesamtüberholung dürfte<br />

wohl der Palas des Schlosses Burg-<br />

dorf um 1430/33 erfahren haben. 32<br />

Schliesslich ist auch der Wiederaufbau<br />

des Schlosses Aigle zu nennen,<br />

wo Bern 1482–88 den Hauptturm<br />

(wieder?) aufgeführt hat.<br />

Weitere derartige Arbeiten dürften<br />

anderswo, auch im Aargau, festgestellt<br />

werden. Sie heben sich als<br />

repräsentative Gesten recht markant<br />

von den eigentlichen Befestigungsarbeiten<br />

ab, welche die Stadt<br />

Bern in wichtigen Grenzburgen<br />

vornahm. Zu nennen ist etwa der<br />

Bau der Flankierungstürme im<br />

Schloss Nidau, der Ausbau von<br />

Wimmis und der Neubau des<br />

Hauptturmes im Schloss Erlach<br />

um 1495, der, allerdings mit ungleich<br />

grösserer Mauerstärke von<br />

4,5 Metern, im Typus den Türmen<br />

der um 1468/70 durchgeführten<br />

Verstärkungsarbeiten des Berner<br />

Westgürtels entspricht. 33 Ganz von<br />

Elementen frei, welche Wehrhaftigkeit<br />

bloss vortäuschen, ist auch<br />

dieser ungemein massive und mit<br />

15 Metern Höhe «modern» gedrungene<br />

Turm nicht, ist doch<br />

die Pechnase über dem Hocheingang<br />

blosses Blendwerk. Effektive<br />

und gespielte Wehrhaftigkeit sind<br />

nicht klar zu scheiden – dies gilt<br />

wohl für viele der malerischen spätmittelalterlichen<br />

Wehrvorrichtungen;<br />

sie waren es wohl auch für den<br />

Zeitgenossen nicht (Abb. 13).<br />

12: Thun, Schloss, hausteinerne, unten runde,<br />

im obersten Geschoss polygonale Türmchenaufsätze<br />

und Walmdach anstelle einfacherer Abschlüsse,<br />

um 1430/36 durch den Stand Bern erbaut.<br />

41


13: Erlach, Schloss, Hauptturm, erbaut in den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts, Sockel, Kalkstein.<br />

Holligen, Schloss, Wohnturm, erbaut um 1509, Eckverband, Sandstein. Im späten 15. und im frühen 16. Jahrhundert tauchen «romanisierende» Elemente<br />

in der gebauten und gemalten Architektur, aber auch in der Formierung von Bossenquadern auf.<br />

Résumé<br />

A partir du XIV e siècle, le déclin<br />

de l’ancienne haute noblesse ainsi<br />

que celui de la noblesse des ministériaux<br />

eut pour conséquence l’essor<br />

économique et social des citoyens<br />

non aristocratiques de la ville de<br />

Berne. Le signe extérieur de cet<br />

essor est visible dans le remaniement<br />

des armoiries de famille<br />

destiné à cacher des origines non<br />

nobles. Mais, plus encore que ces<br />

symboles, ce fut la possession de<br />

propriétés foncières munies de privilèges<br />

qui fut la plus convoitée.<br />

La décadence de la noblesse au<br />

Moyen Age tardif ayant entraîné<br />

la disparition de la seigneurie traditionnelle,<br />

différentes parties du<br />

territoire furent alors rachetées<br />

par des familles ambitieuses décidées<br />

à constituer une nouvelle seigneurie.<br />

Ces familles firent alors preuve de<br />

manière ostentatoire de leur état de<br />

noblesse nouvellement acquis en<br />

transformant les châteaux-forts en<br />

châteaux résidentiels. A cet égard,<br />

le château de Worb constitue un<br />

bon exemple.<br />

L’histoire du château de Worb est<br />

encore inexplorée, toutefois un<br />

relevé de plans de 1997 permet<br />

de formuler quelques hypothèses.<br />

La disposition d’origine du mur<br />

d’enceinte, du donjon, de la partie<br />

résidentielle et du beffroi sont<br />

sans doute antérieures au XV e<br />

siècle. A défaut de parties de<br />

construction clairement datables<br />

l’ensemble ne peut qu’être daté<br />

de manière générale au XII e ou<br />

XIII e siècle.<br />

En 1472, on construisit dans l’angle<br />

entre le donjon et la partie résidentielle<br />

un escalier à colimaçon<br />

qui relia dans tous les étages les<br />

pièces de la partie résidentielle avec<br />

les salles aménagées dans le donjon.<br />

D’une manière tout à fait patente<br />

le château-fort médiéval est donc<br />

«désarmé», et l’accès au donjon<br />

indépendant et haut placé abandonné.<br />

Cet escalier fait du châteaufort<br />

de Worb un château représentatif<br />

et bien au delà de la région<br />

de Berne il est considéré par les<br />

historiens de l’art comme un jalon<br />

conduisant à l’escalier de représentation<br />

autonome des XVI e et XVII e<br />

siècles.<br />

Mais l’engouement pour les châteaux-forts<br />

manifesté par les familles<br />

seigneuriales engendra aussi une<br />

vive activité de construction de la<br />

part de la ville de Berne. Ainsi des<br />

châteaux-forts qui entrèrent aux<br />

du XIII e – XV e siècles en possession<br />

de la ville de Berne en tant que<br />

sièges de bailliages furent-ils transformés<br />

et aménagés au XVI e siècle.<br />

Voilà une des raisons pour laquelle<br />

tant des châteaux-forts du Moyen<br />

Age sont encore aujourd’hui des<br />

monuments bien conservés.<br />

Riassunto<br />

(Armida Totti, Grenchen)<br />

Il decadimento della nobiltà alta e<br />

ministeriale permise a partire dal<br />

XIV sec. ai cittadini non nobili<br />

della città di Berna un’ascesa in<br />

campo economico e sociale. Una<br />

prova tangibile di questo sviluppo<br />

economico e sociale è la modifica<br />

degli stemmi da parte di alcune<br />

famiglie il cui scopo è quello di<br />

celare la loro origine plebea. Un<br />

fattore ancora più agognato di<br />

42


questi simboli è costituito dal privilegio<br />

della proprietà fondiaria<br />

garantita con tutti i diritti legati<br />

ad essa. La decadenza della vecchia<br />

nobiltà ha portato nel corso del<br />

Tardomedioevo ad una ampia dissoluzione<br />

delle signorie. Ciò ha<br />

permesso alle famiglie allora emergenti<br />

di acquistare in maniera determinata<br />

varie «parti» di signorie<br />

con lo scopo di assemblarle e di<br />

creare così una nuova proprietà<br />

fondiaria. Il predominio raggiunto<br />

da parte di queste famiglie viene<br />

messo in risalto con la trasformazione<br />

di castelli medievali in residenze<br />

signorili. Come esempio si<br />

può citare il Castello di Worb.<br />

Finora non è stato ancora fatto<br />

uno studio approfondito sullo sviluppo<br />

architettonico del Castello<br />

di Worb, tuttavia grazie ad un<br />

rilevamento planimetrico fatto nel<br />

1997 è perlomeno possibile formulare<br />

alcune ipotesi. La disposizione<br />

del muro di cinta, del mastio,<br />

dell’edificio residenziale e della<br />

torre di difesa risale indubbiamente<br />

ad un periodo antecedente<br />

il XV secolo. A causa della scarsità<br />

di elementi architettonici<br />

dell’edificio chiaramente databili,<br />

la costruzione può venire generalmente<br />

attribuita al XII o al<br />

XIII secolo.<br />

Nell’angolo formato dal mastio e<br />

dall’edificio residenziale venne costruita<br />

nel 1472 una scala a chiocciola,<br />

la quale collega su tutti i piani<br />

i locali dell’edificio residenziale con<br />

le sale arredate del mastio. Questo<br />

elemento funge quasi da simbolo<br />

di «disarmamento» del castello<br />

medievale, dato che priva il mastio<br />

della sua funzione di edificio indipendente<br />

con entrata sopraelevata.<br />

Questa gabbia della scala fa del<br />

Castello di Worb un edificio rappresentativo<br />

e funge da pietra miliare<br />

nell’ambito storico-artistico<br />

che si protrae anche oltre la regione<br />

bernese e spiana la via per la scala<br />

rappresentativa autonoma del XVI<br />

e XVII secolo. L’apprezzamento per<br />

queste residenze di campagna da<br />

parte delle singole famiglie signorili<br />

servì anche da esempio per la<br />

città di Berna, in cui si potè assistere<br />

ad un vero e proprio «boom» nel<br />

campo dell’edilizia. Castelli medievali,<br />

che tra il XIII–XVI finirono<br />

sotto il dominio di Berna con funzione<br />

di residenze dei balivi, nel<br />

XVI sec. vennero gradualmente<br />

ampliati e ristrutturati. È da attribuire<br />

a questo sviluppo architettonico<br />

che nella regione di Berna si<br />

siano conservati fino ad oggi monumenti<br />

come i castelli medievali.<br />

(Christian Saladin, Origlio/Basilea)<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Das Phänomen anschaulich beschrieben von<br />

François de Capitani, Adel, Bürger und Zünfte<br />

im Bern des 15. Jahrhunderts. Schriften der<br />

Berner Burgerbibliothek 16 (Bern 1982).<br />

Generell: Eduard von Rodt, Standes- und<br />

Wappenwesen der bernischen Familien.<br />

Neues Berner Taschenbuch 1896, 1–71. Der<br />

hier vorliegende Aufsatz geht aus von Jürg<br />

Schweizer, Burgen, Schlösser und Landsitze.<br />

Illustrierte Berner Enzyklopädie 3: Siedlung<br />

und Architektur im Kanton Bern (Wabern<br />

1987) 80–109.<br />

2<br />

Stammbuch von Diesbach, hier zitiert nach<br />

Urs M. Zahnd, Die autobiographischen<br />

Aufzeichnungen Ludwig von Diesbachs. Studien<br />

zur spätmittelalterlichen Selbstdarstellung<br />

im oberdeutschen und schweizerischen<br />

Raume. Schriften der Berner Burgerbibliothek<br />

17 (Bern 1986) 139.<br />

3<br />

De Capitani 1982 (wie Anm. 1) 44f. und<br />

Abb. 3.<br />

4<br />

De Capitani 1982 (wie Anm. 1) 44f.<br />

5<br />

Heinrich Türler, Über den Ursprung der<br />

Zigerli von Ringoltingen und über Thüring<br />

von Ringoltingen. Neues Berner Taschenbuch<br />

1902, 263–276.<br />

6<br />

Siehe z.B. die Darstellung der Gerichtsszene<br />

im Twingherrenstreit in der Berner Chronik<br />

des Diebold Schilling, abgebildet bei De<br />

Capitani 1982 (wie Anm. 1) Frontispiz.<br />

7<br />

Marcel Strub, Les monuments d’art et d’histoire<br />

du canton de Fribourg 3: la ville de<br />

Fribourg (Bâle 1959) 321ff.<br />

8<br />

1997 durch Abgüsse ersetzt, Originale im<br />

Schloss Landshut.<br />

9<br />

Literatur zur Familie von Diesbach: Karl<br />

Stettler, Ritter Niklaus von Diesbach, Schultheiss<br />

von Bern, 1430–1475 (Bern 1924).<br />

Franz Moser, Ritter Wilhelm von Diesbach,<br />

Schultheiss von Bern, 1442–1517 (Bern<br />

1930). Zahnd 1986 (wie Anm. 2).<br />

10<br />

Wolf Maync, Bernische Wohnschlösser. Besitzesgeschichte<br />

(Bern 1979) 50.<br />

11<br />

Die Berner Chronik des Valerius Anshelm,<br />

hrsg. vom Historischen Verein des Kantons<br />

Bern, 6 Bände (Bern 1884–1901), Bd. IV,<br />

241.<br />

12<br />

Beobachtungen und baugeschichtliche Analysen<br />

anlässlich der Partialerneuerungen der<br />

letzten 40 Jahre sind nicht gemacht worden.<br />

Erste baugeschichtliche Schlüsse suchte der<br />

Verfasser im Rahmen des Kunstführers durch<br />

die Schweiz Band 3 (Wabern 1982) und im<br />

Kunstführer Emmental (Bern 1982).<br />

13<br />

Verformungsgerechte Gesamtaufnahmen für<br />

die kantonale Denkmalpflege im Rahmen<br />

eines Beschäftigungsprogrammes unter der<br />

Leitung von A. Spieler und H. Schuler durch<br />

Manfred Dähler, Heinz Niklaus und Stefan<br />

Oesch.<br />

14<br />

Sofern man das Eingangsgeschoss, das immerhin<br />

knapp 4 Meter über dem Schlosshofniveau<br />

liegt, als Erdgeschoss bezeichnet. Darunter<br />

befindet sich im Palas ein im 17. Jh. eingetiefter<br />

Keller, unter dem Bergfried ist kein Hohlraum<br />

zugänglich.<br />

15<br />

Selbstredend ist davon auszugehen, dass der<br />

Bergfried schon vorher höher aufgeführt war.<br />

16<br />

Stammbuch, nach Stettler 1924 (wie Anm. 9)<br />

Anm. 56. Ferner Maync 1979 (wie Anm. 10)<br />

50.<br />

17<br />

Vgl. dazu Stettler 1924 (wie Anm. 9) 13f.<br />

Den bezeichnenden Vorgang, die (abwesenden)<br />

Miteigentümer durch grosse Investitionen<br />

in Bedrängnis zu bringen und ihnen<br />

ihren Anteil danach abzunehmen, wiederholten<br />

die von Diesbach in Signau.<br />

18<br />

Armand Baeriswyl weist auf die Kartause<br />

auf Thorberg hin (nach 1400). Zur Siechenkapelle:<br />

Jürg Schweizer, Die Kunstdenkmäler<br />

des Kantons Bern. Land 1: Stadt Burgdorf<br />

(Basel 1985) 448f. Zu vergleichen ferner<br />

die Haldensperrmauer zum Blutturm des<br />

spätmittelalterlichen Westgürtels in Bern,<br />

um 1468/70.<br />

19<br />

«post nubila Phoebus».<br />

20<br />

Ob die Bodenniveaus in den beiden Türmen<br />

beim Wiederaufbau nach dem Brand 1535<br />

verändert worden sind, ist nicht klar.<br />

21<br />

Die kunstgeschichtliche Einordnung der<br />

Figuren steht aus; offensichtlich gehören<br />

sie nicht in den Umkreis von Erhard Küng.<br />

Der obere Abschluss der Treppe im 2. Stock<br />

dürfte beim Brand 1535 beschädigt worden<br />

sein und ist heute Fragment. Anderswo zeigen<br />

sich Brandspuren.<br />

22<br />

Vgl. dazu Jean Mesqui, Châteaux et enceintes<br />

de la France médiévale 2: La résidence et les<br />

éléments d’architecture (Paris 1993) 162ff.<br />

Im bernischen Raum gibt es in der Mauer<br />

ausgesparte oder wenig vortretende Wendeltreppen<br />

im Burgenbau seit dem 13. Jh. (Burgdorf,<br />

Aarwangen). Die Autonomie der Treppen<br />

in Bern wird im Sakralbau vorbereitet –<br />

Südwesttreppe des Westbaus des Münsters<br />

in der Erlach-Ligerz-Kapelle um 1455, in der<br />

Gerbernkapelle um 1470. Konservativer die<br />

Treppenanlagen spätmittelalterlicher Schlösser<br />

der Westschweiz: Vufflens, St-Maire in<br />

Lausanne, Illens.<br />

23<br />

Die Fenstergewände sind z.T. mit Jahreszahlen<br />

1535ff. datiert, die nichtdatierten<br />

können aber nicht ohne weiteres der älteren<br />

Phase zugeschrieben werden. Offensichtlich<br />

sind die Fenster nach 1535 vermehrt worden.<br />

24<br />

Es überliefert damit die Grundform der 1535<br />

abgebrannten Dächer der zwei Türme.<br />

25<br />

Die stabwerküberflochtenen Konsolen stehen<br />

jenen am Christoffelvorwerk und am Golatenmattor<br />

des Berner Westgürtels sehr nahe,<br />

während der Erkerfuss am Palas einen älteren<br />

Typus verkörpert.<br />

26<br />

Zahnd 1986 (wie Anm. 2) 70.<br />

27<br />

Das rundum laufende Klebdach unterhalb<br />

des Kranzgesimes ist eine die Fassade zwar<br />

wirkungsvoll schützende, jedoch verunklärende<br />

Zutat wohl des 18. Jh.s.<br />

28<br />

Zu erwähnen die Schlösser St-Maire in Lausanne,<br />

Châtelard bei Montreux, die Maison du<br />

Prieur in Romainmôtier und der Wohntrakt<br />

43


von Vufflens. Zu diesen und der Filiation<br />

vgl. Marcel Grandjean, Le château de Vufflens.<br />

Grand monuments d’art. In: François<br />

Forel-Baenziger/Marcel Grandjean, Le château<br />

de Vufflens. Bibliothèque Historique<br />

Vaudoise 110 (Lausanne 1996) 268ff.<br />

29<br />

Die Entwicklung im gesamtschweizerischen<br />

Raum unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Ostschweiz schildern Christian Renfer/<br />

Eduard Widmer, Schlösser und Landsitze der<br />

Schweiz (Zürich 1985) 14f. und Christian<br />

Renfer, Zur Typologie des privaten Herrschaftsbaus<br />

in der Eidgenossenschaft seit der<br />

frühen Neuzeit (1450–1700). Zeitschrift für<br />

Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte<br />

50, 1993, 13–24.<br />

30<br />

Zusammenfassung erster Ergebnisse der in<br />

Gang gekommenen Bauforschung des Thuner<br />

Donjons in den Presseunterlagen des Verfassers<br />

vom April 1997.<br />

31<br />

Vgl. einstweilen Beitrag des Verfassers in<br />

Fritz Tanner/Jürg Schweizer, Schloss Laupen,<br />

Schlossfels Laupen. Bericht über die<br />

Sanierungsarbeiten 1983–1989. Baudirektion<br />

des Kantons Bern, Hochbauamt 4<br />

(Bern 1989).<br />

32<br />

Schweizer 1985 (wie Anm. 18) 86. Die Form<br />

des Kranzgesimses des Palas spricht für eine<br />

spätgotische Erneuerung des Dachfusses. Die<br />

bernischen Arbeiten des 15. Jh.s können<br />

dereinst bei einer Putzerneuerung des Palas<br />

besser erfasst werden.<br />

33<br />

Zu Erlach jetzt Andres Moser, Die Kunstdenkmäler<br />

des Kantons Bern, Land 2: Amtsbezirk<br />

Erlach, der Amtsbezirk Nidau, 1. Teil<br />

(Basel 1998) 68f. und 71f.<br />

Adresse des Autors:<br />

Dr. Jürg Schweizer<br />

Denkmalpflege des Kantons Bern<br />

Münstergasse 32<br />

3011 Bern<br />

44


Bern oder Burgdorf:<br />

Wem gebührt die «Krone Burgunds»?<br />

Einige Überlegungen zur Gründung und Frühgeschichte von Burgdorf<br />

von Armand Baeriswyl, Bern<br />

Spätestens 1536 war Bern als<br />

grösster Stadtstaat im nordalpinen<br />

Europa unbestreitbar das Zentrum<br />

des regnum Burgund. Dieser Teil<br />

des Heiligen Römischen Reiches<br />

Deutscher Nation zwischen Jura,<br />

Reuss und Alpen war im 12. und<br />

frühen 13. Jahrhundert massgeblich<br />

vom Hochadelsgeschlecht der<br />

Zähringer mitgeprägt worden, den<br />

sie im Auftrag der deutschen<br />

Könige verwalteteten. Sie sind<br />

auch die Gründer der Stadt Bern.<br />

War Bern also die Krone Burgunds<br />

sozusagen bereits in die Wiege<br />

gelegt? Wie steht es mit den anderen<br />

Städten der Region, mit Thun,<br />

Moudon, Freiburg/Ue., Solothurn<br />

und – das soll uns im Folgenden<br />

interessieren – wie steht es mit<br />

Burgdorf?<br />

1: Burgdorf Vedute von Matthäus Merian, 1638. Deutlich ist die topographische Disposition der Stadt<br />

und ihrer Siedlungsteile zu erkennen: Auf dem höchsten Punkt thront vor dem Alpenpanorama die vieltürmige<br />

Burg, darunter der Alte Markt. Auf der zweiten Anhöhe liegt die im späten 15. Jahrhundert neu erbaute<br />

Pfarrkirche. Dazwischen liegt die Oberstadt und zu ihren Füssen, in der Emmeniederung, die Erweiterung<br />

«Holzbrunnen».<br />

Die Entstehung und<br />

Entwicklung von Burgdorf<br />

im <strong>Mittelalter</strong><br />

Burgdorf ist heute eine beschauliche<br />

Kleinstadt am Eingang ins<br />

Emmental. 1 Sie galt lange als<br />

eine der klassischen zähringischen<br />

Gründungsstädte mit den verschiedenen<br />

Requisiten der älteren<br />

Stadtplanforschung wie Gassenkreuz<br />

und spindelförmigem Gassenmarkt.<br />

2 Burgdorf ist seit 1984<br />

einer der Schwerpunkte der kantonalbernischen<br />

<strong>Mittelalter</strong>archäologie.<br />

3 Die Stadt steht ausserdem<br />

im Zentrum einer an der Universität<br />

Zürich entstandenen Dissertation<br />

des Schreibenden zu Fragen<br />

von Stadtwachstum, Vorstadt und<br />

Stadterweiterung. 4 Sie wird im<br />

Herbst dieses Jahres als Band 30<br />

der Schweizerischen Beiträge zur<br />

Archäologie und Kulturgeschichte<br />

des <strong>Mittelalter</strong>s erscheinen.<br />

Das Emmental weitet sich bei<br />

Burgdorf zu einer breiten<br />

Schwemmebene und mündet dann<br />

ins Mittelland. Aus der Flussebene<br />

ragt ein markanter, auf drei Seiten<br />

beinahe senkrecht abfallender<br />

Sandsteinfelsen auf, der Schlosshügel,<br />

an den von Westen ein<br />

Moränenzug stösst. Der Ort liegt<br />

an der Grenze des Altsiedellandes:<br />

Das Gebiet emmeaufwärts scheint<br />

früh- bzw. hochmittelalterliches<br />

Rodungsgebiet zu sein 5 , während<br />

das Mittelland nördlich, östlich<br />

und westlich von Burgdorf dicht<br />

besetzt ist mit Überresten römischer<br />

Gutshöfe. In Burgdorf selbst<br />

sind Münzen bisher die einzigen<br />

Spuren dieser Epoche. Aus dem<br />

frühen <strong>Mittelalter</strong> gibt es lediglich<br />

zwei Fundstellen im Gebiet der<br />

heutigen Stadt, zum einen das Reihengräberfeld<br />

Gsteig, welches aufgrund<br />

von einzelnen geborgenen<br />

Beigaben in das späte 7. Jahrhundert<br />

zu datieren ist, und zum<br />

Zweiten ein Erdwerk auf der<br />

Gisnauflue, welches wohl ins Frühmittelalter<br />

gehört.<br />

Hochmittelalterliche präurbane<br />

Siedlungen auf dem<br />

Areal der nachmaligen Stadt<br />

Burgdorf entwickelte sich an<br />

einem Kreuzungspunkt verschiedener<br />

Strassen, welche dort die<br />

Emme überquerten. 6 Nach dem<br />

Zeugnis der Schriftquellen erhob<br />

sich auf dem Schlosshügel mindestens<br />

seit dem 11. Jahrhundert<br />

eine Burg im Besitz der Rheinfelder<br />

Grafen, welche im Jahr 1090<br />

an das Haus Zähringen ging. Besondere<br />

strategische Bedeutung erlangte<br />

die Burg mit der Verleihung<br />

des Rektorenamts über Reichsburgund<br />

an Herzog Konrad im Jahr<br />

1127. 7 Die Burg, welche sich vor<br />

1200 auf dem Schlossfelsen erhob,<br />

ist – bis auf das Sockelgeschoss<br />

des Torturmes? – vollständig verschwunden,<br />

und archäologische<br />

Bodenuntersuchungen fehlen bisher<br />

(Abb. 2.1). 8<br />

Vor der Burg lag auf halber Höhe<br />

ein Plateau. Dort befand sich seit<br />

45


2: Die Gründungsstadt Burgdorf<br />

1 Burg<br />

2 burgus «Alter Markt»<br />

3 Gründungsstadt mit der Kirche in der Nordwestecke<br />

4 Gewerbesiedlung «Holzbrunnen».<br />

unbekannter Zeit eine Siedlung<br />

(Abb. 2.2). Archäologische Überreste<br />

von in den Fels gehauenen<br />

Kellergruben lassen sich aufgrund<br />

der Funde – wenn auch mit Vorsicht<br />

– in das 12. Jahrhundert<br />

datieren. 9 Diese Siedlung wurde<br />

1175 in einer Urkunde Burtorf<br />

genannt und von zähringischen<br />

Ministerialen bewohnt, hatte also<br />

die Funktion einer Burgmannensiedlung.<br />

Ausserdem besass sie<br />

wohl einen Markt; das lässt<br />

sich zumindest aus der seit<br />

dem 14. Jahrhundert belegten<br />

Bezeichnung Alter Markt für das<br />

Areal schliessen. Dieses präurbane<br />

Burgdorf kann damit wohl als<br />

burgus oder suburbium bezeichnet<br />

werden, als Siedlung nichtagrarischen<br />

Charakters im unmittelbaren<br />

topographischen Anschluss<br />

an eine Burg, deren Bewohner<br />

rechtlich von der Burg abhingen. 10<br />

Zu Füssen der Burg gab es eine<br />

zweite Siedlung, deren Beginn<br />

ebenfalls unbekannt ist. Unmittelbar<br />

neben dem Übergang der<br />

Landstrasse über einen Nebenarm<br />

der Emme wurden Spuren von<br />

handwerklicher Tätigkeit aufgedeckt,<br />

die in die erste Hälfte des<br />

12. Jahrhunderts zu datieren sind<br />

(Abb. 2.4). 11 Diese Siedlung wurde<br />

1276 mit den Worten in loco dicto<br />

Holzbruonne juxta Burctorf erstmals<br />

genannt. 12 Es dürfte sich dabei<br />

um eine von der Burg abhängige<br />

Gewerbesiedlung handeln, welche<br />

zur Nutzung der Wasserkraft am<br />

Bach angelegt worden war.<br />

Die Stadtgründung<br />

Um 1200 veränderte sich die Situation<br />

schlagartig. Herzog Bertold<br />

V. von Zähringen liess auf<br />

dem Schlossfelsen in einem Zug<br />

und nach einheitlichem Baugedanken<br />

eine grosse und repräsentative<br />

mehrteilige Burganlage errichten<br />

mit einem mächtigen viergeschossigen,<br />

donjonartigen Saalgeschosshaus<br />

als Hauptbau, einem Bergfried<br />

und einem in unserem Raum<br />

seltenen Hallenbau nach dem<br />

Vorbild der normannischen halls<br />

(Abb. 2.1, Abb. 6). 13 Bemerkenswert<br />

ist auch das Baumaterial, bestanden<br />

doch die drei Grossbauten<br />

aus dem in unserer Gegend damals<br />

noch unbekannten Backstein. 14<br />

Gleichzeitig mit dem Bau der Burg<br />

gründete Bertold eine Stadt. 15 Der<br />

Name Burtorf und das Marktrecht<br />

gingen dabei offenbar von der<br />

bestehenden Burgmannensiedlung<br />

an diese neue Stadt über. Diese, die<br />

heutige Oberstadt West, könnte<br />

mit einigem Recht als «Gründungsstadt»<br />

im klassischen Sinn<br />

bezeichnet werden, denn es gibt<br />

bislang an keinem der archäologisch<br />

untersuchten Orte Spuren<br />

von Vorgängerbesiedlung (Abb.<br />

2.3). Der Platz war mit Bedacht<br />

in Bezug zu bereits bestehenden<br />

Siedlungsstrukturen gewählt worden:<br />

So wurde die Gründungsstadt,<br />

die eine Fläche von rund 2,5 ha<br />

46


umfasste, mitten auf die Landstrasse<br />

gesetzt, was Durchgangsverkehr,<br />

ein lebhaftes Marktgeschehen<br />

und Einnahmen vorprogrammierte.<br />

Merkwürdig erscheint auf<br />

den ersten Blick die Tatsache, dass<br />

die Gründungsstadt abgerückt<br />

von der Burg platziert wurde. Vermutlich<br />

ist der Grund darin zu<br />

suchen, dass der einzig repräsentative<br />

Zugang zur Burg im Westen<br />

lag und über den Sattel führte und<br />

dass der Burgherr nicht wünschte,<br />

seine Burg nur durch die Stadt<br />

erreichen oder verlassen zu können.<br />

Man wählte den Standort der Stadt<br />

so geschickt, dass die verschiedenen<br />

Strassen sich vor den Toren vereinigten<br />

und als ein gemeinsamer<br />

Verkehrszug durch die Hauptgasse<br />

der Stadt verliefen. Ausserdem<br />

ermöglichte es diese Lage, eine<br />

Kuppe des Moränenzuges mit einzubeziehen.<br />

Dort, am höchsten<br />

Punkt des Stadtareals, liess Herzog<br />

Bertold die Stadtkirche errichten.<br />

Der archäologisch nachgewiesene<br />

Gründungsbau misst rund 36 m<br />

in der Länge; er ist mit Blick<br />

auf die bescheidene Stadtfläche<br />

auffällig gross (Abb. 1, 7). 16 Er war<br />

offensichtlich von Beginn als Stadtpfarrkirche<br />

angelegt und wurde<br />

als solche benutzt, auch wenn er<br />

kirchenrechtlich bis 1401 Kapelle<br />

blieb.<br />

Wie am westlichen Plateaurand des<br />

Alten Marktes ergrabene Steinbauten<br />

belegen, erfuhr gleichzeitig mit<br />

der Gründung der Stadt und dem<br />

Ausbau der Burg um 1200 und<br />

im frühen 13. Jahrhundert auch<br />

die Ministerialensiedlung einen<br />

Ausbau (Abb. 2.2). 17 Bemerkenswert<br />

ist die Tatsache, dass die Bauformen<br />

im burgus, rückwärtige, im<br />

Grundriss quadratnahe Steinhäuser,<br />

sich markant unterscheiden<br />

von der gleichzeitig entstehenden<br />

Architektur in der Gründungsstadt,<br />

strassenseitigen, giebelständigen<br />

Gebäuden. Die Steinhäuser<br />

auf dem Alten Markt sind als baulicher<br />

Niederschlag der verstärkten<br />

Präsenz der Ministerialen in der<br />

neuen zähringischen Residenz zu<br />

interpretieren.<br />

Damit wird deutlich, dass die<br />

Gründung der Stadt keinesfalls zu<br />

einer Auflassung des Alten Markts<br />

führte, sondern dass die beiden<br />

Siedlungen nebeneinander bestanden.<br />

Die Stadt diente als Marktort,<br />

der burgus nur noch als Burgmannensiedlung.<br />

Die von der<br />

Stadt unterschiedliche Funktion<br />

der Burgsiedlung blieb nicht nur<br />

erhalten, sondern wurde durch<br />

Neubauten akzentuiert. Es ist<br />

also zusammenfassend eine zeitlich<br />

parallele Entwicklung von Gründungsstadt<br />

und burgus als zwei sich<br />

durch Rechtsstellung, Bebauung,<br />

Funktion und Einwohnerschaft<br />

unterscheidende Siedlungen unter<br />

einer gemeinsamen Herrschaft zu<br />

beobachten. Analoge Vorgänge<br />

sind auch in der bestehenden<br />

Gewerbesiedlung Holzbrunnen zu<br />

beobachten. Über den abgebrochenen<br />

Gewerbebauten des 12. Jahrhunderts<br />

wurde wahrscheinlich zur<br />

gleichen Zeit ein Steinbau errichtet,<br />

welcher als Kirche gedeutet<br />

werden kann, da um dieses Gebäude<br />

herum ein Friedhof angelegt<br />

wurde (Abb. 2.4). 18 Er war in der<br />

Zeit um 1240 intensiv in Benützung,<br />

was dafür spricht, dass es<br />

sich bei dieser Kirche nicht um die<br />

Gründungsanlage des ab 1287 an<br />

dieser Stelle fassbaren städtischen<br />

Niederspitals handelt. Wir vermuten<br />

darin vielmehr die um oder<br />

bald nach 1200 errichtete Kirche<br />

der Gewerbesiedlung Holzbrunnen.<br />

Das würde bedeuten, dass zur<br />

gleichen Zeit, als in der Gründungsstadt<br />

eine grosse Stadtkirche<br />

errichtet wurde, in der ausserhalb<br />

liegenden Siedlung Holzbrunnen<br />

ebenfalls eine Kirche mit Bestattungsrecht<br />

entstand; also auch<br />

hier, wie im Fall des Alten Marktes,<br />

weder Auflassung der bestehenden<br />

Siedlung noch Einbezug<br />

in die Gründungsstadt, sondern<br />

ein Nebeneinander, eine zeitlich<br />

parallele Entwicklung von zwei<br />

getrennten Siedlungen.<br />

Die bauliche Entwicklung<br />

nach 1218<br />

Nach dem Tod des zähringischen<br />

Erben, des Grafen Hartmann V.<br />

von Kiburg im Jahr 1265 wurde<br />

Burgdorf zum Herrschaftsmittelpunkt<br />

der Grafen von Kiburg-<br />

Burgdorf. Die Schwäche des von<br />

den Habsburgern abhängigen und<br />

von Anfang an verschuldeten<br />

Geschlechts ermöglichte der<br />

Stadt zwar den schrittweisen Erwerb<br />

von Rechten, Freiheiten<br />

und Gütern, verhinderte aber<br />

die weitere Entwicklung der<br />

Stadt über ein bescheidenes Mass<br />

hinaus. 19 1384 fiel die Stadt nach<br />

dem Burgdorfer Krieg an Bern.<br />

Die Stadt konnte immerhin unter<br />

der Herrschaft Berns ihre erworbenen<br />

Rechte behalten und agierte<br />

bis zur französischen Eroberung<br />

der Schweiz im Jahr 1798 in relativ<br />

grosser Autonomie, ist aber<br />

als relativ unbedeutende Landstadt<br />

zu charakterisieren. 20 Deshalb<br />

soll die bauliche Entwicklung<br />

Burgdorf nach 1218 nur kurz zusammengefasst<br />

werden.<br />

Eine erste Stadterweiterung erfolgte<br />

bereits in der ersten Hälfte<br />

des 13. Jahrhunderts und schloss<br />

die Lücke zwischen Stadt- und<br />

Burgareal (Abb. 3.1). Dieser Bereich<br />

um die Strassenkreuzung auf<br />

dem Sattel war im 14. und 15. Jahrhundert<br />

das eigentliche ökonomische<br />

und politische Zentrum<br />

der Stadt mit dem Rathaus, dem<br />

Kaufhaus, der Kornlaube und der<br />

Brotschal. 21<br />

Mit dieser Stadterweiterung lag<br />

die Gewerbesiedlung Holzbrunnen<br />

unmittelbar vor den Toren der<br />

prosperierenden Stadt und geriet,<br />

obwohl rechtlich weiterhin zur<br />

Burg gehörig, in den Sog der aufstrebenden<br />

Stadt. Aus der präurbanen<br />

Siedlung wurde schrittweise<br />

eine suburbane. Seit etwa 1250<br />

setzten Baumassnahmen ein, welche<br />

als gezielte Schritte zur Anlage<br />

einer Stadterweiterung interpretiert<br />

werden dürfen, die durch die<br />

Abtretung von Holzbrunnen an<br />

die Stadt im Jahr 1300 ihren rechtlichen<br />

Schlusspunkt fand (Abb.<br />

3.2). 22<br />

Im Jahr 1322 fand eine dritte<br />

und letzte Stadterweiterung ihren<br />

rechtlichen Vollzug, als der Alte<br />

Markt dem Stadtrecht unterstellt<br />

wurde (Abb. 3.3). 23 Da dieses Areal<br />

im Gegensatz zu den ersten beiden<br />

47


3: Die weitere bauliche Entwicklung Burgdorfs<br />

im <strong>Mittelalter</strong>.<br />

1 Erste Stadterweiterung Oberstadt Ost, zwischen<br />

1218 und 1250.<br />

2 Zweite Stadterweiterung Holzbrunnen, ab 1250.<br />

3 Dritte Stadterweiterung Alter Markt, 1322.<br />

4: Die bauliche Entwicklung Berns im <strong>Mittelalter</strong>.<br />

1 Gründungsstadt, 1191. 4 Dritte Stadterweiterung Äussere Neuenstadt, um 1347.<br />

2 Erste Stadterweiterung Innere Neuenstadt, um 1255. 5 Vierte Stadterweiterung Matte, 1360.<br />

3 Zweite Stadterweiterung Burgbezirk Nydegg, Stalden und Mattenenge, um 1270.<br />

48


5: Bern. Rekonstruktion des Burgbezirks Nydegg an der Ostspitze der Aarehalbinsel um 1260 mit Untertor,<br />

Brücke, Burgsiedlung und Burg. Im Hintergrund das Ostende der Gründungsstadt.<br />

Stadterweiterungen nicht städtisch<br />

überformt und besiedelt wurde, ist<br />

dieser Vorgang in erster Linie als<br />

politischer Positionsgewinn der<br />

Stadt zu sehen, die ihren Machtbereich<br />

auf Kosten der Grafen bis<br />

an die Mauern des Schlosses ausdehnen<br />

konnte.<br />

Die Entwicklung Berns<br />

im <strong>Mittelalter</strong><br />

Wie präsentiert sich – an dieser<br />

Stelle nur kurz skizziert – die Entwicklung<br />

Berns? 24 Die Stadt entstand<br />

um 1200 auf Veranlassung<br />

von Herzog Bertold V. als neue<br />

Siedlung auf der Aarehalbinsel,<br />

verbunden mit der Anlage einer<br />

neuen Strasse und einem Flussübergang.<br />

Die Gründungsstadt war mit<br />

11,5 ha grosszügig dimensioniert,<br />

rechnete bereits mit einer grossen<br />

Bevölkerungszahl und hatte Platz<br />

für diese (Abb. 4.1). Dazu passen<br />

die auffällig breite zentrale Marktgasse<br />

mit Stadtbach und Marktbauten<br />

in der Mitte ebenso wie<br />

der mittels Aareschwelle gestaute<br />

breite Gewerbekanal mit einer<br />

grossen Anzahl von Mühlen, die<br />

weit über den alleinigen Bedarf<br />

der Herrschaft hinaus produziert<br />

haben dürften. Im Gegensatz dazu<br />

war die Burg Nydegg eher bescheiden,<br />

ein Turm von 22 16 m mit<br />

Ringmauer (Abb. 6), und die Stadtkirche<br />

war nur ein kleines Gebäude<br />

von vielleicht 20 m Länge oder<br />

weniger. 25<br />

Das offenbar konstante Wachstum<br />

Berns bis ins späte 14.<br />

Jahrhundert führte zu mehrfacher<br />

Erweiterung der Stadt, die die<br />

Siedlungsfläche jeweils massiv<br />

vergrösserte (Abb. 4).<br />

Burgdorf und Bern<br />

im Vergleich<br />

Gründung und Frühzeit<br />

Wie sind diese beiden Gründungen<br />

von Herzog Bertold V. im Vergleich<br />

zu werten? Die Macht des Rektors<br />

von Burgund war seit 1156, als<br />

die Zähringer auf ihre Ansprüche<br />

im westlichen Reichsburgund verzichtet<br />

hatten, im Wesentlichen<br />

auf die heutige Westschweiz beschränkt.<br />

26 In diesem Gebiet nun<br />

scheinen die Zähringer offenbar<br />

schrittweise und zielbewusst ihre<br />

Macht ausgebaut zu haben. 1191<br />

hatte Bertold V. durch seine Siege<br />

über den einheimischen Adel seine<br />

Macht im westschweizerischen<br />

Raum gefestigt und damit freie<br />

Hand, seine herrschaftliche Präsenz<br />

weiter auszubauen, vielleicht gar,<br />

wie verschiedene Historiker vermuten,<br />

ein zähringisches Herzogtum<br />

Burgund zu schaffen. 27<br />

Die beiden Städte wurden praktisch<br />

zur gleichen Zeit vom gleichen<br />

Hochadligen gegründet. Der<br />

direkte Vergleich zeigt aber zwei<br />

sehr unterschiedliche Gründungen:<br />

Bern als grosse, von Anfang an<br />

auf eine grosse Bevölkerung hin<br />

zielende Stadt mit prägenden Handels-,<br />

Markt- und Gewerbeeinrichtungen;<br />

in starkem Kontrast dazu<br />

aber mit einer bescheidenen Stadtkirche<br />

und einer eher kleinen Stadtburg<br />

auf der einen Seite, und Burgdorf<br />

als kleine Stadt mit geringer<br />

Einwohnerzahl im Schatten einer<br />

grossen Burg, einer grossen Ministerialensiedlung<br />

und einer grossen<br />

Kirche auf der anderen Seite.<br />

Da Bern wie Burgdorf auf die<br />

Initiative des gleichen Zähringers<br />

entstanden, kann man annehmen,<br />

dass die beiden Städte unterschiedliche<br />

Aufgaben wahrzunehmen<br />

hatten: Die an der Kreuzung<br />

eines Land- und eines Flussweges<br />

gelegene Stadt Bern sollte in<br />

erster Linie als Gewerbe-, Marktund<br />

Handelsort die wirtschaftliche<br />

Drehscheibe des regnum Burgund<br />

werden.<br />

Bei Burgdorf stand etwas anderes<br />

im Vordergrund. Meines Erachtens<br />

dürfen die Vorgänge, welche in<br />

Burgdorf um 1200 einsetzen, als<br />

Schritte zur Schaffung eines Zentralortes<br />

des zähringischen Burgund<br />

interpretiert werden. Warum<br />

Burgdorf und nicht, wie schon<br />

der Chronist Konrad Justinger<br />

im 15. Jahrhundert wortreich behauptete,<br />

Bern? 28 Die Burg unterscheidet<br />

sich in Grösse, Ausstattung<br />

und Repräsentation augenfällig<br />

von den Turmburgen in<br />

49


den anderen Zähringerstädten<br />

im Burgund wie Thun, Moudon,<br />

Freiburg/Ue. oder eben auch<br />

Bern (Abb. 6). 29 Die Anlage unterstreicht<br />

nicht nur den Macht- und<br />

Herrschaftsanspruch des Erbauers,<br />

sondern zeigt auch den beabsichtigten<br />

Repräsentationsrahmen: Das<br />

reiche Raumprogramm mit mehreren<br />

Kapellen, Sälen unterschiedlicher<br />

Grösse und der Halle war<br />

eine ideale Plattform für ein differenziertes<br />

höfisches Leben in einer<br />

zähringischen Residenz.<br />

Weitere Hinweise auf die geplante<br />

Stellung der Stadt als Herrschaftszentrum<br />

liefert die Kirche: Das<br />

Bauwerk erscheint sehr gross für<br />

die kleine Gründungsstadt. Wie<br />

bei der Burg unterscheidet sich<br />

der Gründungsbau von Burgdorf<br />

von der Grösse und der Lage her<br />

evident von demjenigen Berns<br />

(Abb. 7). 30 Daniel Gutscher hat als<br />

Erster erkannt, dass diese Sakralkirche<br />

architekturtypologisch wahrscheinlich<br />

in die Gruppe der Stadtkirchen<br />

mit Langchor gehört, die<br />

oft als Stiftskirchen dienten. Zwar<br />

ist nicht anzunehmen, dass in<br />

Burgdorf je ein Stift bestanden<br />

hätte, aber die Architektur sollte<br />

offenbar einen entsprechenden Eindruck<br />

erwecken. Stifte fanden sich<br />

oft in königlichen oder hochadligen<br />

Herrschaftszentren. In ihnen wurden<br />

hohe kirchliche Feste, aber<br />

auch Hochzeiten oder Taufen gefeiert.<br />

Die erste Kirche von Burgdorf<br />

war wohl auch im Hinblick<br />

auf diese Aufgaben und Bedürfnisse<br />

errichtet worden.<br />

Ferner wurden die von der Burg<br />

abhängigen Siedlungen ausgebaut,<br />

denn sie sollten ihre Funktionen<br />

als Wohnort für die Ministerialen<br />

bzw. als Produktionsort für die<br />

Bedürfnisse des Hofes weiter ausfüllen.<br />

Das war letztlich auch der<br />

Zweck der neuen Stadt: Sie wurde<br />

als Produktions-, Handels- und<br />

Marktort zur Unterstützung der<br />

Residenz gegründet.<br />

Nach dem Ende der Zähringer<br />

Burgdorf hatte grundsätzlich gute<br />

Voraussetzungen für Gedeihen und<br />

6: Die Burgen der Zähringer im Vergleich nach Alfons Zettler und Paul Hofer / Hans Jakob Meyer.<br />

Wachstum. Die Stadt lag an älteren<br />

Strassen, was Durchgangsverkehr<br />

sicherte, und sie wurde zu<br />

einer Zeit gegründet, als das wirtschaftliche<br />

Umland noch auf keine<br />

andere Stadt ausgerichtet war.<br />

Trotzdem blieb Burgdorf klein und<br />

wurde nie zu einem ernsthaften<br />

Konkurrenten für Bern. Diese Stadt<br />

hatte bereits durch die vom Stadtherrn<br />

bestimmten Umstände ihrer<br />

Gründung einen gewaltigen wirtschaftlichen<br />

und bevölkerungmässigen<br />

Vorsprung: Die Mattenschwelle<br />

erlaubte den Betrieb von<br />

vielen Mühlen, die Breite der<br />

Hauptgasse ermöglichte den Betrieb<br />

eines grossen Wochenmarkts,<br />

und das Gründungsareal war rund<br />

fünfmal so gross, bot also auch der<br />

entsprechenden Zahl von Ansiedlern<br />

Platz.<br />

Das unterschiedliche Schicksal der<br />

beiden Städte nach dem Aussterben<br />

der Zähringer zementierte diesen<br />

Vorsprung: Während Bern von<br />

den deutschen Königen gefördert<br />

wurde und sich entfalten konnte,<br />

wurde Burgdorf von den finanzschwachen<br />

Grafen von Neu-Kiburg<br />

in ihrer Entwicklung derart nachhaltig<br />

behindert, dass es dem Aufstieg<br />

Berns zur dominanten Macht<br />

in der Region nichts entgegenzusetzen<br />

hatte.<br />

Also: welcher Stadt gebührt nun<br />

die Krone Burgunds? Ich denke,<br />

mindestens in den ersten Jahrzehnten<br />

ihrer Existenz gehörte sie nicht<br />

Bern, sondern Burgdorf.<br />

Résumé<br />

En 1156, les Zähringer renoncèrent<br />

à leurs revendications en Bourgogne<br />

occidentale et concentrèrent<br />

leurs efforts sur le territoire de<br />

50


7: Die Gründungskirchen von Bern und Burgdorf<br />

im Vergleich nach Daniel Gutscher, Peter Eggenberger<br />

und Jürg Schweizer.<br />

a Bern Münster St. Vinzenz.<br />

Bau I (um 1200); Bau II (letztes Viertel<br />

13. Jahrhundert); Bau III (A 142 1).<br />

Der Grundriss von Bau I ist nicht bekannt.<br />

Deswegen zum Vergleich<br />

b Köniz St. Peter und Paul.<br />

Bau I (11./12. Jahrhundert). Bei der Gründung<br />

der Stadt Bern deren Mutterkirche.<br />

c Burgdorf, Unserer Lieben Frau.<br />

Bau I (um 1200), Bau II (1471–1490).<br />

l’actuelle Suisse romande. Vers<br />

1200 le duc Berchtold V de Zähringen<br />

fonda en même temps les villes<br />

de Berne et de Berthoud. Une comparaison<br />

directe des deux villes révèle<br />

deux formes très différentes:<br />

d’un côté il y a Berne, grande ville<br />

qui accueille dès le début une<br />

population nombreuse et devient<br />

marché, centre de commerce et<br />

d’artisanat, mais avec une église<br />

modeste et un petit château-fort<br />

(château-fort de la Nydegg). De<br />

l’autre côté, à l’ombre d’un grande<br />

forteresse naît une ville peu peuplée,<br />

mais dotée d’une grande église<br />

paroissiale richement décorée.<br />

On suppose donc que les ducs de<br />

Zähringen attribuèrent à ces deux<br />

fondations des missions différentes.<br />

La ville de Berne, située au croisement<br />

d’un chemin terrestre et<br />

d’une voie fluviale, était directement<br />

destinée à devenir la plaque<br />

tournante économique, Berthoud<br />

quant à elle devait devenir le siège<br />

administratif seigneurial du «regnum»<br />

bourguignon.<br />

L’époque moderne s’appuie sur différentes<br />

réflexions pour appuyer<br />

cette hypothèse. La forteresse se<br />

distingue de manière évidente en<br />

dimension, en aménagement et en<br />

représentation des châteaux à tours<br />

des autres villes de fondation zähringiennes<br />

comme Thoune, Moudon,<br />

Fribourg-en-Nuithonie (im<br />

Uechtland) ou justement Berne. La<br />

diversité et l’aménagement très différent<br />

des pièces de la forteresse de<br />

Berthoud, avec plusieurs chapelles,<br />

des salles de différentes dimensions<br />

et le hall sont des signes qui nous<br />

montrent que l’on voulait y créer un<br />

ensemble destiné à une vie de cour<br />

d’une résidence zähringienne.<br />

L‘église nous fournit un autre indice<br />

concernant le projet de faire de<br />

Bethoud le siège du pouvoir. L’édifice<br />

apparaît bien grand pour la<br />

petite ville qui venait d’être fondée<br />

et il se distingue ainsi de manière<br />

évidente en dimension et en position<br />

de celle de Berne. Il est probable<br />

que cette église devait servir<br />

aux ducs de Zähringen pour les<br />

fêtes religieuses, les mariages, les<br />

baptêmes et probablement aussi<br />

comme lieu de sépulture. En outre,<br />

ce qui semble curieux à première<br />

vue est le fait que la ville ait été<br />

placée à l’écart de la forteresse. On<br />

présume que, le seul accès représentatif<br />

à la forteresse étant situé à<br />

l’ouest, le châtelain souhaitait pouvoir<br />

y accéder sans traverser la ville.<br />

En principe Berthoud présentait de<br />

bons atouts pour assumer les fonctions<br />

de siège du pouvoir, mais des<br />

raisons politiques et économiques<br />

en décidèrent autrement. Après la<br />

mort en 1265 du dernier héritier<br />

51


zähringien, le duc Hartmann V de<br />

Kyburg, c’est Berne qui fut favorisée<br />

par les rois allemands, tandis<br />

que le développement de Berthoud<br />

était entravé par les problèmes<br />

financiers rencontrés par les ducs<br />

de Neu-Kiburg. C’est ainsi que la<br />

ville de Berthoud originairement<br />

destinée à devenir la «couronne<br />

de la Bourgogne» dut céder cette<br />

dignité à Berne économiquement<br />

et politiquement plus puissante.<br />

Riassunto<br />

Nell’anno 1156 i Zähringer rinunciarono<br />

ai loro diritti sul regno della<br />

Borgogna occidentale e concentrarono<br />

le loro forze sui territori<br />

dell’odierna Svizzera Occidentale.<br />

Attorno al 1200 vennero fondate<br />

contemporaneamente dal duca<br />

Berchtold V. di Zähringen le città<br />

di Berna e di Burgdorf. Facendo un<br />

confronto diretto si possono notare<br />

due forme differenti: da una parte<br />

Berna che fin dall’ inizio era stata<br />

concepita come una grande città<br />

atta ad essere ampiamente popolata,<br />

munita di mercati, di installazioni<br />

per il commercio e per le attività<br />

artigianali, con però una chiesa<br />

relativamente modesta e con un<br />

piccolo castello (Castello di Nydegg).<br />

In contrapposizione a ciò<br />

nacque nell’ombra di un esteso<br />

castello una piccola città (Burgdorf)<br />

con una popolazione ridotta, dotata<br />

però di una chiesa copiosamente<br />

ornata. Si può quindi supporre, che<br />

i duchi di Zähringen avessero fondato<br />

queste due città con scopi<br />

diversi. La città di Berna che si trova<br />

all’incrocio tra una via fluviale e<br />

una via terrestre doveva fungere in<br />

primo luogo da crocevia economico,<br />

mentre Burgdorf doveva servire<br />

come centro amministrativo signorile<br />

del «regnum» di Borgogna.<br />

Dal punto di vista odierno questo<br />

fatto può essere giustificato tramite<br />

diversi ragionamenti. Il castello<br />

si differenzia notevolmente, per<br />

quanto riguarda la grandezza, l’arredamento<br />

e la rappresentazione<br />

dagli altri castelli dei Zähringer<br />

come per esempio Thun, Moudon,<br />

Freiburg i/Ue, o appunto Berna<br />

stessa. Il generoso allestimento dei<br />

locali del Castello di Burgdorf<br />

caratterizzato da una moltitudine<br />

di cappelle, da sale di diversa estensione<br />

dimostra chiaramente il concetto<br />

della creazione di una residenza<br />

dei Zähringer in cui vi è la<br />

possibilità di vivere una vita di<br />

corte differenziata. Un altro indizio<br />

che lascia chiaramente trasparire il<br />

concetto di creazione di un centro<br />

di potere è dato dalla chiesa. L’edificio<br />

mostra una certa grandezza<br />

rispetto alla piccola città, e si differenzia<br />

notevolmente per estensione<br />

e posizione rispetto a quello<br />

di Berna. La chiesa doveva servire<br />

ai Zähringer per celebrare le feste<br />

ecclesiastiche, i matrimoni, i battesimi,<br />

e probabilmente anche per le<br />

esequie. Un altro aspetto interessante<br />

è dato dal fatto che la posizione<br />

della città è spostata rispetto<br />

al castello. Probabilmente il motivo<br />

va ricercato nel fatto che l’unico<br />

accesso rappresentativo del castello<br />

era ubicato ad ovest e che il signore<br />

del castello non voleva raggiungere<br />

o lasciare il castello attraversando<br />

sempre per la città. Fondamentalmente<br />

Burgdorf offriva le condizioni<br />

di un centro per le funzioni<br />

amministrative di una signoria. La<br />

situazione politica ed economica<br />

portò però ad uno sviluppo diverso.<br />

Con la morte nell’anno 1265 del<br />

conte Hartmann V. di Kyburg,<br />

erede dei Zähringer, la città di<br />

Berna venne favorita dai re tedeschi,<br />

mentre Burgdorf si trovò ostacolata<br />

nel suo sviluppo a causa dei conti<br />

di Neu-Kyburg poco esperti in<br />

campo finanziario. Per questo motivo<br />

la città di Burgdorf, concepita<br />

originariamente come «la corona<br />

della Borgogna», dovette «cedere<br />

il passo» alla città di Berna, più<br />

potente in campo economico e<br />

politico.<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Heimatbuch des Amtes Burgdorf und der<br />

Kirchgemeinden Utzenstorf und Bättenkinden,<br />

Burgdorf 1930–1938. Jürg Schweizer,<br />

Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern,<br />

Landband 1: Die Stadt Burgdorf (Basel 1985);<br />

Daniel Gutscher/Peter J. Suter (Hrsg.), Archäologie<br />

im Kanton Bern, Fundberichte und<br />

Aufsätze, Band 1ff. (Bern 1990ff.). Fontes<br />

Rerum Bernensium, 10 Bände (Bern 1883ff.).<br />

Anne-Marie Dubler (Hrsg.), Die Rechtsquellen<br />

der Stadt Burgdorf und ihrer Herrschaften<br />

und des Schultheissenamts Burgdorf,<br />

2 Bände. Sammlung <strong>Schweizerischer</strong> Rechtsquellen<br />

II: Die Rechtsquellen des Kantons<br />

Bern 9 (Aarau 1995).<br />

2<br />

Paul Hofer, Die Stadtgründungen des <strong>Mittelalter</strong>s<br />

zwischen Genfersee und Rhein. Flugbild<br />

der Schweizer Stadt (Bern 1963) 85–252.<br />

Paul Hofer, Zur Herkunft des Stadtplans<br />

von Bern. Berner Zeitschrift für Geschichte<br />

und Heimatkunde 58 (1996) 271–299.<br />

3<br />

Daniel Gutscher, Fragen zur zähringischen<br />

Gründungsstadt, Der Modellfall Burgdorf.<br />

In: Manfred Gläser (Hrsg.), Archäologie des<br />

<strong>Mittelalter</strong>s und Bauforschung im Hanseraum<br />

(Rostock 1993) 137–142. Daniel<br />

Gutscher, Zum Forschungsstand der Stadtarchäologie<br />

– Burgdorf als Modellfall. In:<br />

Archäologie der Schweiz 2 (1993) 99–102.<br />

Daniel Gutscher, Typologische Fragen zur<br />

Stadtgenese im 13. Jahrhundert zwischen<br />

Hochrhein und Alpen, Burgdorf – Unterseen<br />

– Laufen. In: Guy De Boe/Frans Verhaeghe<br />

(Hrsg.), Urbanism in Medieval Europe,<br />

11 Bände (Zellik 1997). Band 1 (I.A.P.<br />

Rapporten 1) 259–270.<br />

4<br />

Vorbericht in: Armand Baeriswyl, Stadtgründung,<br />

Stadterweiterung und Vorstadt – Zwei<br />

Fallbeispiele aus dem Kanton Bern. In: De<br />

Boe/Verhaeghe, Urbanism (wie Anm. 3)<br />

75–88. Armand Baeriswyl, Stadt, Vorstadt<br />

und Stadterweiterung im <strong>Mittelalter</strong>. Archäologische<br />

und historische Studien zum Wachstum<br />

der drei Zähringerstädte Burgdorf, Bern<br />

und Freiburg im Breisgau. Schweizer Beiträge<br />

zur Kulturgeschichte und Archäologie des<br />

<strong>Mittelalter</strong>s 30 (Basel 20<strong>03</strong>) (im Druck).<br />

5<br />

Vgl. Daniel Gutscher/Peter J. Suter (Hrsg.),<br />

Archäologie im Kanton Bern, Fundberichte<br />

und Aufsätze 1ff., 1990ff.). Otto Tschumi,<br />

Urgeschichte des Kantons Bern (Bern 1953)<br />

215f.<br />

6<br />

Karlheinz Blaschke, Studien zur Frühgeschichte<br />

des Städtewesens in Sachsen. In:<br />

Peter Johanek (Hrsg.), Stadtgrundriss und<br />

Stadtentwicklung, Forschungen zur Entstehung<br />

mitteleuropäischer Städte, Ausgewählte<br />

Aufsätze von Karlheinz Blaschke. Städteforschung<br />

Reihe A44 ( Köln, Weimar, Wien<br />

1997) 83–120, hier 115.<br />

7<br />

Hartmut Heinemann, Die Zähringer und<br />

Burgund. In: Karl Schmid (Hrsg.), Die Zähringer,<br />

Eine Tradition und ihre Erforschung,<br />

3 Bände. Veröffentlichungen zur Zähringerausstellung<br />

(Sigmaringen 1986–90) Band 1,<br />

59–71, hier 60f.<br />

8<br />

Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 141–143.<br />

9<br />

Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 175–185;<br />

Baeriswyl, Stadtgründung (wie Anm. 4) 76.<br />

10<br />

Zum Begriff siehe: Walter Schlesinger, Stadt<br />

und Burg im Lichte der Wortgeschichte. In:<br />

Carl Haase (Hrsg.), Die Stadt des <strong>Mittelalter</strong>s,<br />

3 Bände. Wege der Forschung 243 (Darmstadt<br />

1969) 95–121; Karlheinz Blaschke,<br />

Altstadt – Neustadt – Vorstadt, Zur Typologie<br />

genetischer und topographischer Stadtgeschichtsforschung.<br />

Vierteljahresschrift für<br />

Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 57 (1970)<br />

350–362.<br />

11<br />

Gutscher/Suter, Archäologie (wie Anm. 1)<br />

Band 3A (1994) 199–206; Baeriswyl, Stadtgründung<br />

(wie Anm. 4) 76.<br />

12<br />

Fontes (wie Anm. 1) Band III, Nr. 194.<br />

13<br />

Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 78–174.<br />

52


14<br />

Cord Meckseper, Architektur und Lebensformen,<br />

Burgen und Städte als Orte von Festlichkeit<br />

und literarischem Leben. In: Eckart<br />

Conrad Lutz (Hrsg.), <strong>Mittelalter</strong>liche Literatur<br />

im Lebenszusammenhang, Ergebnisse<br />

des Troisième Cycle Romand 1994. Scrinium<br />

Friburgense, Veröffentlichungen des<br />

Mediävistischen Instituts der Universität<br />

Freiburg Schweiz 8 (Freiburg/Üe. 1997)<br />

15–43, hier 33f. Werner Paravicini (Hrsg.),<br />

Alltag bei Hofe. Residenzenforschung 5, hrsg.<br />

von der Residenzen-Kommission der Göttinger<br />

Akademie der Wissenschaften (Sigmaringen<br />

1995). Peter Johanek, Höfe und Residenzen,<br />

Herrschaft und Repräsentation. In:<br />

Lutz, Literatur (wie oben) 45–78.<br />

15<br />

Zur Entwickungsgeschichte der Stadt siehe:<br />

Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 26–36.<br />

Baeriswyl, Stadtgründung (wie Anm. 4) 7f..<br />

Daniel Gutscher/Heinz Kellenberger, Die<br />

Rettungsgrabungen in der Burgdorfer Marktlaube<br />

1985. In: Gutscher/Suter, Archäologie<br />

(wie Anm. 1) Band 1 (1990) 241–267.<br />

16<br />

Jürg Schweizer, Die Grabungen in der Stadtkirche<br />

Burgdorf 1968/69. Burgdorfer Jahrbuch<br />

(1972) 15ff. Schweizer, Burgdorf (wie<br />

Anm. 1) 186–233.<br />

17<br />

Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 175–185.<br />

18<br />

Gutscher/Suter, Archäologie (wie Anm. 1),<br />

Bd. 3A (1994) 199–206.<br />

19<br />

Paul Räber, Wirtschaftsgeschichte. Heimatbuch<br />

Burgdorf (wie Anm.1) 535–676. Anne-<br />

Marie Dubler, Geschichtlicher Überblick.<br />

In: Dubler, Rechtsquellen (wie Anm. 1),<br />

XXXVIII–LXXXVII.<br />

20<br />

Anne-Marie Dubler, Die Herrschaften der<br />

Stadt Burgdorf im Oberaargau. Jahrbuch<br />

des Oberaargaus (1996), 105–130; Armand<br />

Baeriswyl, Zwischen Gross- und Kleinstadt:<br />

Burgdorf und Thun. In: Rainer C. Schwinges<br />

(Hrsg.), Berns mutige Zeit, Das 13. und 14.<br />

Jahrhundert neu entdeckt. Berner Zeiten 3<br />

(Bern 20<strong>03</strong>) 176–185.<br />

21<br />

Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 26–36.<br />

Baeriswyl, Stadtgründung (wie Anm. 4) 77f.<br />

22<br />

Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 26–36.<br />

Armand Baeriswyl/Daniel Gutscher, Burgdorf<br />

Kornhaus, Eine mittelalterliche Häuserzeile<br />

in der Burgdorfer Unterstadt. Schriftenreihe<br />

der Erziehungsdirektion des Kantons<br />

Bern (Bern 1995). Baeriswyl, Stadtgründung<br />

(wie Anm. 4) 79–81.<br />

23<br />

Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 26–36.<br />

Baeriswyl/ Gutscher, Kornhaus (wie Anm. 22).<br />

Baeriswyl, Stadtgründung (wie Anm. 4) 81.<br />

24<br />

Baeriswyl, Vorstadt (wie Anm. 1). Armand<br />

Baeriswyl, Die ersten Jahrzehnte. In: Schwinges<br />

(wie Anm. 20) 86–99. Armand Baeriswyl/Roland<br />

Gerber, Die Entwicklung der<br />

Stadt. In: Schwinges (wie Anm. 20) 208–220.<br />

25<br />

Baeriswyl, Jahrzehnte (wie Anm. 24). Paul<br />

Hofer/Hans Jakob Meyer, Die Burg Nydegg,<br />

Forschungen zur frühen Geschichte von<br />

Bern. Schriften der Historisch-Antiquarischen<br />

Kommission der Stadt Bern (Bern<br />

1991). Gutscher, Daniel/Kathrin Utz Tremp,<br />

Die Pfarrkirche St. Vinzenz und das Deutschordenshaus<br />

in Bern. In: Schwinges (wie Anm.<br />

20) 389–400.<br />

26<br />

Dieter Geuenich, Bertold V., der «letzte Zähringer».<br />

In: Schmid, Zähringer (wie Anm. 7)<br />

Band 3, 101–116, hier 161.<br />

27<br />

Suse Baeriswyl, Herrschaftsstrukturen. In:<br />

Schwinges (wie Anm. 20) 59–73. Geuenich,<br />

Bertold V. (wie Anm. 26) 108. Gerd Althoff,<br />

Die Zähringer, Herzöge ohne Herzogtum.<br />

In: Schmid, Zähringer (wie Anm. 7) Band 3,<br />

81–94, hier 86. Alfons Zettler, Das Freiburger<br />

Schloss und die Anfänge der Stadt. In:<br />

Hans Schadek/Thomas Zotz (Hrsg.), Freiburg<br />

1091–1120, Neue Forschungen zu<br />

den Anfängen der Stadt. Archäologie und<br />

Geschichte, Freiburger Forschungen zum<br />

ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland 7<br />

(Sigmaringen 1995) 151–194, hier 175.<br />

28<br />

Zur Chronik Conrad Justingers siehe: Gottlieb<br />

Studer (Hrsg.), Die Berner-Chronik des<br />

Conrad Justinger (Bern 1871).<br />

29<br />

Alfons Zettler, Zähringerburgen – Versuch<br />

einer landesgeschichtlichen und burgenkundlichen<br />

Beschreibung der wichtigsten Monumente<br />

in Deutschland und in der Schweiz.<br />

In: Schmid, Zähringer (wie Anm. 7) Band 3,<br />

95–176.<br />

30<br />

Gutscher, Fragen (wie Anm. 3). Gutscher,<br />

Forschungsstand (wie Anm. 3).<br />

Abbildungsnachweis:<br />

Alle Abbildungen: Archäologischer Dienst des<br />

Kantons Bern (Urs Kindler, Eliane Schranz,<br />

Max Stöckli).<br />

Adresse des Autors:<br />

Dr. Armand Baeriswyl, Archäologischer Dienst<br />

des Kantons Bern, Eigerstr. 71, 3011 Bern.<br />

53


Medieval Europe Basel 2002:<br />

internationaler Kongress der<br />

Archäologie des <strong>Mittelalter</strong>s<br />

und der Neuzeit (10.–15.9.2002)<br />

Nach York (1992) und Brügge (1997)<br />

fand in Basel zum dritten Mal der internationale<br />

Kongress «Medieval Europe»<br />

für Archäologie des <strong>Mittelalter</strong>s und<br />

der Neuzeit statt; ein vierter ist für<br />

2007 geplant und soll in Paris oder in<br />

Ungarn durchgeführt werden. Für die<br />

Organisation in Basel zeichneten die<br />

Archäologische Bodenforschung des<br />

Kantons Basel-Stadt und die Schweizerische<br />

Arbeitsgemeinschaft für Archäologie<br />

des <strong>Mittelalter</strong>s und der<br />

Neuzeit gemeinsam mit der Deutschen<br />

Gesellschaft für Archäologie<br />

des <strong>Mittelalter</strong>s und der Neuzeit e.V.<br />

verantwortlich. 451 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer aus 27 europäischen<br />

Ländern sowie den USA nahmen am<br />

Kongress teil.<br />

Erstmals in der Serie «Medieval Europe»<br />

wurde ein Rahmenthema, «Zentrum<br />

– Region – Peripherie», gewählt.<br />

Diesem waren die Unterthemen der<br />

6 Sektionen zugeordnet: Kultur- und<br />

Wirtschaftsräume, Innovation – Kommunikation<br />

– Interaktion, Herrschaft<br />

und Raum, Struktur und Topographie<br />

der Herrschaft, Identität und Abgrenzung,<br />

Leben in siedlungsfeindlichen<br />

Regionen. Während sich beim weit<br />

gefassten Thema Kultur- und Wirtschaftsräume<br />

erwartungsgemäss ein<br />

breites Spektrums des Zugangs manifestierte,<br />

standen in der Sektion 2,<br />

Innovation – Kommunikation – Interaktion,<br />

handwerkliche Innovationen<br />

sowie Fragen nach dem Güteraustausch<br />

im Vordergrund. Wichtigste Grundlage<br />

zum Thema der Sektion 3, Herrschaft<br />

und Raum, bildete die Burgenarchäologie,<br />

während die Stadtkernarchäologie<br />

in der Sektion 4, Struktur<br />

und Topographie der Herrschaft, dominierte.<br />

Als besonders ergiebig erwies<br />

sich das Thema der Sektion 5, Identität<br />

und Abgrenzung, bei dem u.a. die<br />

materielle Hinterlassenschaft jüdischer<br />

Gemeinschaften untersucht wurde. Ein<br />

grosses, bei weitem noch nicht ausgeschöpftes<br />

Potential der Archäologie<br />

wurde in der Erforschung siedlungsfeindlicher<br />

Gebiete ausgelotet, wobei<br />

in der Sektion 6 neben alpinen und<br />

nordischen Regionen auch Küstengebiete<br />

thematisiert wurden.<br />

Ausgehend vom Tagungsort wurden<br />

KURZMITTEILUNGEN<br />

zudem, gewissermassen exemplarisch,<br />

archäologische Forschungen zur Stadt<br />

Basel sowie zur Regio Basiliensis<br />

vorgestellt, ergänzt durch Führungen<br />

zu archäologischen Fundstellen in der<br />

Stadt Basel und Exkursionen nach Freiburg<br />

i.Br., Melchsee-Frutt und Zürich.<br />

Als Begleitveranstaltungen zum Kongress<br />

fanden im Museum Kleines Klingental<br />

zwei Ausstellungen statt, die<br />

auf grosses Interesse stiessen: Die eine,<br />

organisiert von den Bauforschern der<br />

Basler Denkmalpflege, erläuterte die<br />

Baugeschichte des ehemaligen Dominikanerinnenklosters<br />

Klingental, die<br />

andere, konzipiert vom Kunsthistorischen<br />

Seminar der Basler Universität in<br />

Zusammenarbeit mit der Basler Münsterbauhütte,<br />

war der Galluspforte des<br />

Basler Münsters gewidmet.<br />

Referate und Poster konnten nahezu<br />

vollständig und rechtzeitig auf den<br />

Kongress hin in den «Preprinted<br />

Papers», einem umfangreichen, dreibändigen<br />

Werk, vorgelegt werden.<br />

Preprinted Papers<br />

G. Helmig, B. Scholkmann, M. Untermann<br />

(Hrsg.), Centre – Region – Periphery.<br />

Medieval Europe Basel 2002,<br />

Preprinted Papers (Hertingen 2002),<br />

zu beziehen bei der Archäologischen<br />

Bodenforschung Basel-Stadt, Postfach,<br />

4001 Basel, E-Mail: arch.bodenforschung@bs.ch.<br />

Dr. Renata Windler,<br />

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft<br />

der Archäologie des <strong>Mittelalter</strong>s<br />

und der Neuzeit<br />

Die Spreitenbacher Bogenschützen<br />

begeistern das<br />

Publikum am Baregg3Fest<br />

Der Bogenschützen-Club Spreitenbach<br />

war am Baregg3Fest mit einem Schiess-<br />

Stand auf dem Erlebnispfad vertreten.<br />

Unter der Anleitung unserer erfahrenen<br />

Clubmitglieder versuchten vom Freitagnachmittag<br />

bis am Sonntagabend<br />

weit über 650 Personen ihre fünf Pfeile<br />

ins Zentrum einer der fünf Scheiben<br />

zu bringen. Unsere Mitglieder hatten<br />

zeitweise alle Hände voll zu tun, um<br />

den Ansturm zu bewältigen. Vor allem<br />

die Kinder zeigten viel Geduld und<br />

mussten manchmal in einer langen<br />

Kolonne warten, bis sie endlich zum<br />

Schuss kamen.<br />

Am Sonntagnachmittag um 16 Uhr<br />

fand die angekündigte Ausscheidung<br />

zwischen den besten Schützinnen und<br />

Schützen statt. Unter grosser Anteilnahme<br />

des Publikums begann zuerst<br />

die Ausscheidung bei den Kindern und<br />

dann diejenige unter den Erwachsenen.<br />

Als erster Preis für die Erwachsenen<br />

winkte eine Übernachtung inkl. Frühstück<br />

für zwei Personen im Hotel<br />

Alpenblick in Braunwald und ging an<br />

Daniel Schuppisser aus Niederrohrdorf.<br />

Für die Kinder gab es einen Einkaufsgutschein<br />

über Fr. 100.– vom Shopping<br />

Center Spreitenbach zu gewinnen und<br />

wurde von Yves Vogelbacher mit nach<br />

Hause genommen. Aber auch die zweiten<br />

und dritten Plätze gingen nicht mit<br />

leeren Händen nach Hause. Alle teilnehmenden<br />

Kinder (über 400!) durften<br />

sich aus einer grossen Kiste noch ein<br />

Trösterchen aussuchen und bekamen<br />

zusätzlich ein Mini Chokito mit auf<br />

den Weg, welche die Firma Nestlé aus<br />

Spreitenbach sponserte.<br />

Selbst nach dem Wettbewerb kehrte<br />

keine Ruhe ein, und die Besucher wollten<br />

immer noch mit Pfeil und Bogen<br />

schiessen, obwohl es nichts mehr zu<br />

gewinnen gab. Es macht halt einfach<br />

auch so Spass! Ausserdem haben sich<br />

einige Interessenten gemeldet, die sich<br />

für diesen Sport und unseren Club<br />

interessieren, und auch einige Anmeldungen<br />

für den Ende Mai stattfindenden<br />

Kinderkurs konnten wir<br />

verbuchen.<br />

Neben dem Bogenschiessen konnten<br />

die Mitglieder des BSC viele Fragen<br />

von interessierten Besuchern beantworten<br />

und Werbung für den Club<br />

machen. Weitere Bilder vom Fest und<br />

Informationen über unseren Club sind<br />

im Internet zu finden unter www.<br />

bsc-spreitenbach.ch.<br />

Peter Lampert,<br />

Bogenschützen-Club Spreitenbach<br />

Nellenburger Kreis (NK) –<br />

Interessengemeinschaft<br />

zur Erforschung der Burgen,<br />

Adelssitze, Schlösser und<br />

Festungen im Hegau<br />

Im Juni 2001 wurde der Nellenburger<br />

Kreis (NK) als «Interessengemeinschaft<br />

zur Erforschung der Burgen, Adelssitze,<br />

Schlösser und Festungen im<br />

Hegau» auf Initiative von Michael<br />

54


Losse und Ilse-Gabriele Koch gegründet.<br />

Die Gründungsmitglieder waren<br />

Dr. Roland Kessinger (Weinheim an<br />

der Bergstrasse), Ilse-Gabriele Koch<br />

(Singen), Dr. Michael Losse (Marburg<br />

und Singen) und Klaus-Michael Peter<br />

(Bonn und Singen). An der Gründungsversammlung<br />

am 3. August 2001 im<br />

Gasthaus auf der Nellenburg bei<br />

Stockach nahmen sieben Personen<br />

teil. Inzwischen beteiligen sich bis zu<br />

15 Interessierte an internen Veranstaltungen<br />

des NK, der – auf Anregung<br />

von Dr. Franz Götz, Kreisarchivar des<br />

Kreises Konstanz i.R. und Vorsitzender<br />

des Hegau-Geschichtsvereins (HGV) –<br />

seit Mai 2002 als Arbeitskreis dem<br />

HGV angeschlossen ist. Den Kontakt<br />

zum NK vermittelt die Geschäftsstelle<br />

des HGV.<br />

Die Intentionen zur Gründung des NK<br />

waren vielfältiger Art. Voraus ging die<br />

Arbeit an mehreren Publikationen, insbesondere<br />

an dem von Michael Losse<br />

und Hans Noll in Zusammenarbeit<br />

mit Roland Kessinger erstellten Buch<br />

«Burgen, Schlösser und Festungen im<br />

Hegau» (Verlag Michael Greuter,<br />

Singen 2001). Im Rahmen der Forschungsarbeiten<br />

wurde deutlich, dass<br />

der Hegau offenbar die deutsche Landschaft<br />

mit der grössten Dichte an Burgen,<br />

Schlössern, Adelssitzen und ähnlichen<br />

Bauten ist. Bislang konnten im<br />

«historischen Hegau», der auch Teile<br />

Bern<br />

8. März–30. November 20<strong>03</strong><br />

Vom Krieg und Frieden<br />

Bern und die Eidgenossen<br />

Historisches Museum Bern<br />

Helvetiaplatz 5, 3000 Bern<br />

Di–So 10–17 Uhr, geöffnet an Karfreitag,<br />

Ostermontag, 1. Mai, Auffahrt<br />

und Pfingstmontag<br />

Tel. <strong>03</strong>1 350 77 11<br />

www.bhm.ch<br />

Es begann vor 650 Jahren. 1353 schloss<br />

Bern einen «Ewigen Bund» mit den<br />

Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden<br />

– ein Bündnis unter vielen in<br />

einer konfliktreichen Zeit. Sensationelle<br />

Kriegserfolge festigten die Identität<br />

der Eidgenossen; aus losen Allianzen<br />

wuchs allmählich eine gemeinsame<br />

Geschichte, die 1848 in den Bundesstaat<br />

mündete.<br />

der Schweiz umfasst, mindestens 390<br />

Burgen, Adelssitze, Schlösser, Festungen,<br />

Stadt-/Ortsbefestigungen, Wehrkirchen/-kirchhöfe,<br />

Ringwälle und<br />

Wallbefestigungen festgestellt werden<br />

(Stand Januar 20<strong>03</strong>).<br />

Die systematische Inventarisierung und<br />

die anschliessende Erforschung dieser<br />

Objekte ist ein Hauptanliegen des NK.<br />

Er ruft daher alle an der ernsthaften,<br />

auf den Erkenntnissen der modernen<br />

Burgen- und Festungsforschung basierenden<br />

Forschung interessierten Personen<br />

– sowohl Fachleute als auch<br />

interessierte Laien – auf, sich und ihre<br />

Forschungen einzubringen.<br />

Mehrmals im Jahr stattfindende Gesprächsabende,<br />

die zukünftig auch als<br />

Vortragsabende gestaltet werden sollen,<br />

dienen der Begegnung und dem Austausch<br />

der Burgenforscher/innen im<br />

Hegau. Hinzu kommen immer wieder<br />

Burgbesichtigungen und Burgenwanderungen,<br />

die der NK in Zusammenarbeit<br />

mit dem HGV durchführt (2002:<br />

Bohlingen; Bankholzen; Langenstein).<br />

Darüber hinaus sind für 20<strong>03</strong> weitere<br />

Spaziergänge und Exkursionen zu<br />

Burgen und Schlössern in Zusammenarbeit<br />

mit dem «Südkurier» vorgesehen<br />

(2002: Rund ums Rosenegg; Bohlingen;<br />

Schrotzburg).<br />

Als Publikation des NK erschien 2002<br />

das «Hohentwiel-Buch» (Hrsg.: Klaus-<br />

Michael Peter und Roland Kessinger).<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Wie kein anderer Ort hat Bern das Gesicht<br />

der heutigen Schweiz geprägt.<br />

Seine Ausrichtung nach Westen und<br />

territoriale Gewinne legten den Grund<br />

für das Zusammengehen von französischsprachiger<br />

Romandie und deutschsprachiger<br />

Ostschweiz.<br />

Olten<br />

11. Juni–19. Oktober 20<strong>03</strong><br />

Die Aarebrücke von Olten.<br />

Geschichte der alten Holzbrücke<br />

Historisches Museum Olten, Konradstr.<br />

7, 4600 Olten<br />

Di–Sa 14–17, So 10–17<br />

Tel. 062 212 89 89<br />

www.historischesmuseum-olten.ch<br />

Zu den derzeit in Arbeit befindlichen<br />

Publikationsprojekten des NK gehören<br />

u.a. das Sonderheft «Festungen, Feste<br />

Schlösser und Schanzen im Hegau»<br />

(Hrsg.: Michael Losse, i.A. der Deutschen<br />

Gesellschaft für Festungsforschung,<br />

DGF) und eine Untersuchung<br />

über «Die sieben Burgen und Schlösser<br />

in Bohlingen» (von Michael Losse und<br />

Ilse-Gabriele Koch, erscheint Ende<br />

20<strong>03</strong>, Vorbericht im Jahrbuch der Stadt<br />

Singen 20<strong>03</strong>). Einzelpublikationen von<br />

Mitgliedern des NK zu den folgenden<br />

Objekten im Hegau sind in Vorbereitung:<br />

Beuren an der Aach: Schlössle Meldegg;<br />

Bodman: Burg Alt-Bodman;<br />

Bohlingen: Ortsburg;<br />

Espasingen: Befestigungen in der Gemarkung<br />

von Espasingen;<br />

Hegne: Schloss;<br />

Hohenstoffeln: Burgen;<br />

Burg Homboll;<br />

Burg Kargegg;<br />

Mühlhausen: Schloss;<br />

Randegg: Schloss;<br />

Rielasingen: Burg Rosenegg;<br />

Singen: burg- und schlossrezipierende<br />

Bauten des 19. und 20. Jahrhunderts;<br />

Wasserburg bei Honstetten; Worblingen:<br />

Schloss und Burgstall.<br />

Dr. Michael Losse<br />

Bruderhofstr. 33<br />

D-78224 Singen (Hohentwiel)<br />

Speyer / D<br />

30. März–26. Oktober 20<strong>03</strong><br />

Die Ritter<br />

Historisches Museum der Pfalz in<br />

Speyer<br />

Domplatz, D-67324 Speyer<br />

Di–So 10–18, montags geschlossen<br />

www.museum.speyer.de<br />

Tapfere Kämpfer in glänzenden Rüstungen<br />

auf wehrhaften Burgen – so stellen<br />

wir uns die Ritter vor. Doch wie sah<br />

das Leben der Ritter wirklich aus, wie<br />

kämpften und wie lebten sie? Auf diese<br />

Fragen gibt die grosse Sonderausstellung<br />

im Historischen Museum der Pfalz<br />

Antworten. Auf 1300 m 2 zeigt die Ausstellung<br />

die zentralen Lebensbereiche<br />

der Ritter: Kampf und Turnier, Leben<br />

auf der Burg, Feste, Alltagsleben und<br />

die Minne. Schliesslich wird dem Nachleben<br />

ritterlicher Vorstellungen und<br />

55


Ideale bis in unsere Zeit hinein nachgegangen.<br />

Ein eigener Ausstellungsbereich des<br />

Jungen Museums Speyer wendet sich<br />

speziell an junge Museumsbesucher.<br />

Spielerisch werden hier die Kindheit<br />

und Erziehung der Knappen und<br />

Mädchen veranschaulicht.<br />

Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit<br />

mit «Burgen, Schlösser, Altertümer<br />

Rheinland-Pfalz» präsentiert.<br />

Sie ist Teil des grenzüberschreitenden<br />

Projektes «Die Zeit der Ritter in der<br />

Pfalz und im Elsass», das vom Europäischen<br />

Fonds für regionale Entwicklung<br />

(EFRE) mitfinanziert wird.<br />

Europäischer Tag des Denkmals<br />

Journées européennes<br />

du patrimoine<br />

Giornate europee<br />

del patrimonio<br />

13./14. September 20<strong>03</strong><br />

Verre et Vitrail – Schätze aus Glas<br />

Thematisiert wird an diesem 10. Europäischen<br />

Tag des Denkmals der erste<br />

Kunststoff der Menschheit: Glas – seine<br />

Geschichte, seine Herstellung und Verwendung<br />

im Alltag, in der Architektur<br />

und im Kunsthandwerk. Der Denkmal-<br />

tag bietet die Gelegenheit, in der<br />

ganzen Schweiz über zweihundert<br />

Denkmäler, Werkstätten und Ausstellungen<br />

zu besuchen und Glas in seinen<br />

vielfältigen Formen zu erleben. Ob<br />

Glasmalereien des <strong>Mittelalter</strong>s oder des<br />

Jugendstils, ob archäologische Fundstätten,<br />

Glasmacher oder moderne<br />

Glasarchitektur – am Denkmaltag ist<br />

für jeden Geschmack etwas dabei.<br />

Auf der Internetseite www.hereinspaziert.ch<br />

finden Sie bereits jetzt eine<br />

Übersicht zu den verschiedenen Anlässen<br />

im September.<br />

voir aussi: www.venezvisiter.ch<br />

vedi: www.venitevedere.ch<br />

PUBLIKATIONEN<br />

Günter Schmitt<br />

Schlösser und Burgen<br />

am Bodensee<br />

Bd. II: Nord-Ost (Von Meersburg<br />

bis Mittelweiherburg).<br />

Biberacher Verlagsdruckerei GmbH & Co.<br />

Biberach a.d. Riss 2001. 368 S., über 350<br />

farbige Abb. und oft farbige Zeichnungen<br />

(Lagepläne, Grundrisse, Baudetails), eine<br />

farbige Übersichtskarte.<br />

ISBN 3-933614-09-0<br />

Drei Jahre nach dem Band I des ursprünglich<br />

auf zwei Teile angelegten<br />

Werkes über die «Schlösser und Burgen<br />

am Bodensee» legte Günter Schmitt<br />

nun den zweiten Band vor. Umfasste<br />

der Band I den Westteil des Sees von<br />

Maurach bis Arenenberg, so führt uns<br />

der Autor nun am nordöstlichen Bodensee<br />

entlang, von der Meersburg bis hin<br />

zur Mittelweiherburg bei Hard in Vorarlberg<br />

(Österreich). Das bedeutet, dass<br />

noch ein dritter Band folgen wird und<br />

der Autor somit Raum zu weiteren ausführlichen<br />

Darstellungen der Objekte<br />

bekommen hat. Eine begrüssenswerte<br />

Entscheidung des Verlages im Hinblick<br />

auf die Materialmenge, die Günter<br />

Schmitt in diesem wie auch schon im<br />

vorhergehenden Band in ansprechender<br />

Form präsentiert.<br />

Dem Vorwort (S. 7), in dem der Autor<br />

einen kursorischen Überblick über die<br />

behandelte Region und den Bautenbestand<br />

gibt, folgen Kapitel zu 23 Objekten,<br />

die – je nach Grösse und Bedeutung<br />

des Bauwerkes sowie der Quellenund<br />

Literaturlage – im Umfang sehr<br />

unterschiedlich ausgefallen sind: sie<br />

umfassen sechs (Wellenstein) bis 32<br />

Seiten (Meersburg: Altes Schloss). Wie<br />

auch im Band I ist den Kapiteln zu<br />

den einzelnen Bauten möglichst ein<br />

doppel-, zumindest aber ein ganzseitiges<br />

Foto des jeweiligen Bauwerkes vorausgeschickt,<br />

ebenso wie meist detaillierte<br />

Hinweise zur Anreise, Angaben<br />

zur Lage («Gemeinde» und «Meereshöhe»),<br />

zur Besichtigung und zum Besitzer.<br />

Wieder sind die Kapitel übersichtlich<br />

angelegt, gut recherchiert und mit<br />

hervorragenden Fotografien illustriert.<br />

Mit wenigen Ausnahmen wurden<br />

diese, einschliesslich der Luftaufnahmen,<br />

vom Autor selbst angefertigt.<br />

Schmitt scheute dabei nicht – wie es in<br />

manch anderer so sehr auf ästhetische<br />

Bilder setzenden Publikation der Fall<br />

gewesen wäre – die Darstellung baulich<br />

entstellter Burg- und Schlossanlagen,<br />

wie etwa die durch moderne und<br />

postmoderne Vor- und Zubauten äusserst<br />

empfindlich gestörte Ansicht des<br />

Schlosses Helmsdorf in Immenstaad<br />

(Doppelseite 110f.) oder die Luftaufnahme<br />

des Schlosses Herberg in Immenstaad<br />

mit den zum Teil völlig<br />

unmassstäblichen modernen Erweiterungsbauten<br />

(S. 96) zeigen. Es geht ihm<br />

um die Darstellung der Baugeschichte<br />

mit allen ihren Phasen auch im Bild.<br />

Umgekehrt versteht er es aber auch,<br />

eben jene Bauten ohne die genannten<br />

Verunstaltungen «isoliert» ins Bild zu<br />

setzen (z.B. Schloss Hersberg, Doppelseite<br />

95f. und S. 100). Hier offenbart<br />

sich die Meisterschaft des auf Architekturfotografie<br />

spezialisierten Fotografen,<br />

der zudem selber Architekt ist und die<br />

Bauten den Lesern und Betrachtern<br />

seines Buches in allen ihren Facetten zu<br />

erschliessen sucht.<br />

Gute Reproduktionen teils wenig bekannter<br />

historischer Ansichten der<br />

Objekte und insbesondere Strichzeichnungen,<br />

Grundrisse und Schnitte<br />

(Stand 2000), die auf der Grundlage<br />

eigener Aufmasse des Autors bzw. als<br />

Weiterentwicklung vorhandenen und<br />

zur Verfügung gestellten Planmaterials<br />

entstanden, lassen das Buch zu einer<br />

soliden Grundlage für die ausführliche<br />

Beschäftigung mit Burgen und Schlössern<br />

des Bodenseegebietes werden.<br />

Dazu tragen ausserdem die Insets bei,<br />

zu denen u.a. Stammtafeln (z.B. «Könige<br />

und Herzöge von Württemberg als Besitzer<br />

von Schloss Friedrichshafen», S. 136;<br />

«Linie des Grafen Friedrich Wilhelm<br />

von Quadt Wykradt und Isny in Moos»,<br />

S. 211) oder Biographien für die jeweiligen<br />

Bauten bzw. deren Geschichte<br />

wichtiger Persönlichkeiten (u.a. Künstler,<br />

Bauherren, Besitzer, z.B. Dr.<br />

Friedrich Fetzer, S. 2<strong>03</strong>f., für Schloss<br />

Moos) gehören. Zum schnellen Überblick<br />

sind Zeittafeln zur Geschichte<br />

vieler Objekte beigegeben. Vereinzelt<br />

finden sich gar jüngere Quellen im<br />

Wortlaut abgedruckt, so etwa ein<br />

Bericht des «Lindauer Tagblatts» vom<br />

4. Oktober 1882 zur Einweihung der<br />

Rosenkranzkapelle auf Schloss Moos<br />

bei Lindau (S. 205).<br />

Verbesserungen im Vergleich zum ersten<br />

Band sind festzustellen: So wurde<br />

auf die all zu kräftige Farbigkeit bei der<br />

Unterlegung der vom Autor erstellten<br />

Lagepläne verzichtet – statt des dunklen<br />

wurde nun ein helles Grün gewählt<br />

(z.B. Hagnau: Burg, S. 71; Alwind:<br />

Schloss, S. 183; Moos: Schloss, S. 201) –,<br />

und insbesondere gab es Berichtigungen<br />

im Glossar (S. 359–362).<br />

56


Sehr begrüssenswert ist die Aufnahme<br />

der Bregenzer Klause (Lochau, Bezirk<br />

Bregenz), eines vom 15. bis zum 18.<br />

Jahrhundert immer wieder ausgebauten,<br />

u.a. aus Türmen (vorgestellt wird<br />

hier der Klausturm), Mauern und<br />

Schanzen bestehenden Sperrsystems.<br />

Da es sich hierbei weder um eine Burg<br />

noch um ein Schloss handelt, die<br />

Aufnahme aber durch die architektonische<br />

Verwandtschaft mit Burgen<br />

und Festungen durchaus gerechtfertigt<br />

ist, stellt sich die Frage, warum nicht<br />

weitere Anlagen dieser Art Berücksichtigung<br />

in Schmitts Werk fanden, etwa<br />

die Schanzen in und bei Überlingen<br />

(im Band I).<br />

Im Anhang findet sich auch dieses Mal<br />

eine alphabetisch nach Objektnamen<br />

geordnete Liste der Literatur («Literatur<br />

– Kurztitel», S. 363f.), der ein umfassendes<br />

Literaturverzeichnis folgt, das<br />

alle in der Liste verzeichneten Werke<br />

erfasst (S. 365–367). Zudem finden<br />

sich im Anhang eine farbige Übersichtskarte,<br />

in der alle in Bd. I und II<br />

erfassten sowie alle in Bd. III zu<br />

behandelnden Objekte dargestellt sind<br />

(S. 356f.) und das bereits erwähnte<br />

Glossar (S. 359–362).<br />

Ein wenig Kritik zum Schluss, die nicht<br />

dem Autor gilt: Beim Setzen der über<br />

zwei Seiten reichenden Fotografien<br />

sollte künftig darauf geachtet werden,<br />

die vor allem für das Fachpublikum<br />

besonders aussagekräftigen und oft<br />

nur in der Gesamtheit einer Luftaufnahme<br />

erkennbaren Elemente einer<br />

Burg oder eines Schlosses nicht «zu<br />

beschneiden» oder durch die Fadenheftung<br />

zu verdecken, wie es verschiedentlich<br />

geschah (z.B. Mittelweiherburg,<br />

S. 344f.: hier ist der im Grundriss<br />

so markante Treppenturm in seiner<br />

Gestalt nicht erkennbar; Friedrichshafen,<br />

Schloss, S. 118f.).<br />

Fazit: Günter Schmitt hat mit dem<br />

zweiten Band seiner «Bodensee-Burgen-Trilogie»<br />

– diese Bezeichnung<br />

wurde so akustisch aufgefangen in<br />

einem Gespräch in der Hegau-Bibliothek<br />

in Singen (Hohentwiel) – ein<br />

rundum gelungenes Werk vorgelegt,<br />

das nur wenige Wünsche offen lässt.<br />

Bedauerlich ist, dass Anmerkungen<br />

fehlen, doch wird dies an den Vorstellungen<br />

des Verlages und nicht am<br />

Unwillen des Autors liegen. Dem<br />

Autor und dem Verlag sei zu diesem<br />

Werk herzlich gratuliert und ein<br />

«weiter so!» für den dritten und letzten<br />

Band mit auf den Weg gegeben.<br />

Michael Losse (Singen/Marburg)<br />

Christian Uhde<br />

Martin – mit einem Ordensritter<br />

in Preussen<br />

Dagmar Dreves Verlag, Lüneburg 20<strong>03</strong> –<br />

321 Seiten; EUR 19.–.<br />

ISBN 3-924 532-86-9<br />

Christian Uhde will mit seiner Erzählung<br />

gleichsam wie mit der Lupe<br />

das Leben eines Ritters des Deutschen<br />

Ordens im Jahre 1280 im Lande Preussen<br />

– dem späteren Ostpreussen –<br />

betrachten.<br />

Der Leser wird mitgenommen in das<br />

alltägliche Leben in der Ordensburg<br />

mit den Ansprüchen, die die Ordensregeln<br />

stellten und die nicht immer<br />

leicht zu erfüllen waren. Er erfährt aber<br />

auch vor dem Hintergrund der geschichtlichen<br />

Ereignisse Wissenswertes<br />

über Aufgaben für den Ritter ausserhalb<br />

des Ordenshauses mit den damit<br />

verbundenen Anforderungen und Gefahren.<br />

Andreas Schlunk,Robert Giersch<br />

Die Ritter.<br />

Geschichte – Kultur – Alltagsleben<br />

Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung<br />

im Historischen Museum der Pfalz in<br />

Speyer vom 29. März bis 26. Oktober 20<strong>03</strong>.<br />

Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 20<strong>03</strong> –<br />

160 Seiten mit rund 230 meist farbigen<br />

Abbildungen. Buchhandelsausgabe gebunden<br />

mit Schutzumschlag bis 31. Dezember<br />

20<strong>03</strong> EUR 24.90 / CHF 42.–, danach<br />

EUR 29.90 / CHF 50.20. Ausstellungsausgabe<br />

kartoniert EUR 19.90 (nur an<br />

der Ausstellung erhältlich).<br />

ISBN 3-8062-1791-2<br />

Unerschrockene Kreuzritter, zartfühlende<br />

Minnesänger, ehrgeizige Turnierkämpfer<br />

– solche Vorstellungen haben<br />

unser Bild vom <strong>Mittelalter</strong> entscheidend<br />

geprägt. Dieses Bild ist völlig<br />

falsch, denn tatsächlich gehörte das<br />

Rittertum zwischen Kaiser und Papst,<br />

zwischen Adel und Kirche zu den<br />

zentralen gesellschaftlichen Kräften<br />

im mittelalterlichen Europa. Die so<br />

genannte ritterliche Lebensform entwickelte<br />

sich gar zum kulturellen<br />

Leitbild einer ganzen Epoche. Doch<br />

die Erkenntnisse der Historiker und<br />

Archäologen zeigen auch, dass dieser<br />

glanzvolle Eindruck oft nicht der Lebenswirklichkeit<br />

der Ritter entsprach.<br />

Das Rittertum entstand, als die Karolinger<br />

im 8. und 9. Jahrhundert ein<br />

schlagkräftiges Heer aus gut ausgerüsteten,<br />

berittenen Kriegern formierten.<br />

Im 12. Jahrhundert formte sich das<br />

ritterliche Ideal entgültig aus, das sich<br />

durch einen speziellen Ehren- und Verhaltenskodex<br />

auszeichnete. Entscheidend<br />

dabei waren drei Aspekte: Waffendienst,<br />

Gottesdienst und Minnedienst.<br />

Das Leitbild war der freie Dienst für<br />

einen Herrn, der den Ritter mit Geschenken<br />

und Land, das er zur Leihe<br />

erhielt, entlohnte. Herr und Ritter<br />

waren miteinander in einem engen<br />

Treueverhältnis verbunden. Nach Auffassung<br />

der Kirche sollte der Ritter sein<br />

Schwert in den Dienst der Armen und<br />

Bedürftigen stellen und im Rahmen der<br />

Kreuzzüge das Heilige Land von den<br />

Ungläubigen befreien. Das höfische<br />

Ideal des Minnedienstes war der dritte,<br />

wichtige Aspekt des Rittertums. Der<br />

Ritter verehrte eine vornehme Dame<br />

und fühlte sich für sie zu Heldentaten<br />

verpflichtet, auch wenn diese Liebe<br />

keine Aussicht auf Erfüllung hatte, zumal<br />

die Frau häufig sozial höher gestellt<br />

und verheiratet war.<br />

Im Begleitband zur gleichnamigen<br />

Ausstellung präsentieren die Autoren<br />

ein umfassendes Panorama des Rittertums:<br />

Sie beleuchten Kampftechnik<br />

und Bewaffnung der Ritter ebenso wie<br />

den eher ärmlichen Alltag auf der Burg<br />

oder die Stellung des Ritters in der<br />

Gesellschaft. Der Leser erfährt auch, wie<br />

ein typisches Ritterleben ablaufen sollte<br />

und was es mit den Raubrittern wirklich<br />

auf sich hatte.<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Historischer Überblick: Aufstieg und<br />

Niedergang des Rittertums – Die<br />

Rüstung: Schild, Helm, Panzer und<br />

Pferd – Das Turnier – Die Kreuzzüge –<br />

Einrichtung und Leben auf der Burg –<br />

Alltag und Fest – Minne und Minnesang<br />

– Berühmte Ritter: Oswald von<br />

Wolkenstein und Wolfram von Eschenbach.<br />

Wohntürme<br />

Hrsg. von Heinz Müller. Veröffentlichungen<br />

der Deutschen <strong>Burgenverein</strong>igung e.V. –<br />

Landesgruppe Sachsen in Verbindung mit<br />

dem Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen<br />

<strong>Burgenverein</strong>igung. Kolloquium vom<br />

28. September bis 30. September auf Burg<br />

Kriebstein (Sachsen). Beier & Beran, Archäologische<br />

Fachliteratur, Langenweissbach<br />

2002 – 174 S. mit zahlreichen<br />

Abbildungen.<br />

ISBN 3-930<strong>03</strong>6-76-2<br />

Inhalt:<br />

57


Dieter Barz: Bemerkungen zur Entwicklung<br />

und den Funktionen des<br />

frühen Wohnturmes in Mittel- und<br />

Westeuropa. Bettina Jost: Überlegungen<br />

zur Entstehung und Datierung von<br />

Wohntürmen in Deutschland im späten<br />

11. Jahrhundert. Ingolf Grässler:<br />

Bemerkungen zur Geschichte der Forschung<br />

über Wohntürme. Joachim<br />

Zeune: Wohntürme in Bayern. Tomas<br />

Durdik: Wohntürme der böhmischen<br />

Burgen Karls IV. Friedrich-Wilhelm<br />

Krahe: Wohntürme des <strong>Mittelalter</strong>s<br />

mit hölzernen Stockwerken. Dankwart<br />

Leistikow: Burgtürme in Apulien –<br />

Donjon und Wohnturm. Rudolf Meister:<br />

Bemerkungen zu den Wehrelementen<br />

an Wohntürmen. Thomas Bienert:<br />

Wohntürme des 14. Jahrhunderts im<br />

Herrschaftsgebiet der Grafen von<br />

Schwarzburg. Gerd Strickhausen: Wohntürme<br />

mit gerundeten Bauformen in<br />

Thüringen im 14. Jahrhundert. Reinhard<br />

Schmitt: Steinerne Wohnbauten<br />

und Wohntürme vom 10. bis zum<br />

13. Jahrhundert in Sachsen-Anhalt.<br />

Udo Baumbach: Zur Datierung der<br />

Wohntürme in der Burg Rochlitz.<br />

Wilfried Pfefferkorn: Der Wohnturm<br />

im Schloss Wolkenstein (Sachsen).<br />

Annäherung an ein unerforschtes Bauwerk.<br />

Stefan Uhl: Der Wohnturm<br />

von Oflings. Gerhard Billig, Manfred<br />

John: <strong>Mittelalter</strong>liche Wohntürme in<br />

Oschatz (Sachsen). Norbert Oelsner,<br />

Uwe Richter: Wohnturm oder Steinhaus?<br />

Frühe Steinbauten in Freiberg,<br />

Zwickau und Dresden. Bernhard Siepen:<br />

Die Grundrissvielfalt französischer<br />

Donjons.<br />

Denis Reynard<br />

Histoires d’eau.<br />

Bisses et irrigation en Valais<br />

au XV e siècle<br />

Cahiers lausannois d’histoire médiévale 30,<br />

édités par Agostino Paravicini Bagliani,<br />

Lausanne 2002. CHF 36.– / EUR 24.–.<br />

ISBN 2-940110-43-3<br />

Les canaux d’irrigation des prairies<br />

alpines du Valais, que l’on appelle<br />

«bisses», ont déjà beaucoup intéressé<br />

les chercheurs et les curieux. Leur<br />

construction souvent audacieuse, leur<br />

importance dans la vie des communautés<br />

paysannes, ainsi que leur<br />

poids symbolique et émotionnel en<br />

ont fait un objet d’étude à part<br />

entière.<br />

Cependant, encore peu d’historiens se<br />

sont penchés sur les sources médiévales<br />

relatives aux bisses. Il existe pourtant<br />

de nombreux textes dans les archives<br />

des communes valaisannes, particulièrement<br />

pour le XV e siècle. Parmi<br />

ces documents, on trouve les statuts<br />

et règlements des consortages d’irrigation.<br />

Cette étude analyse une série de textes<br />

normatifs relatifs aux bisses et elle se<br />

propose de répondre à plusieurs questions:<br />

pourquoi, à un moment donné,<br />

met-on par écrit une réglementation<br />

de l’irrigation? Comment fonctionnent<br />

les consortages d’irrigation du<br />

XV e siècle et quel rôle jouent-ils dans<br />

le cadre des communautés rurales? Que<br />

gèrent ces associations? Enfin, quelles<br />

sont les difficultés rencontrées par les<br />

paysans dans la pratique de l’irrigation<br />

et quelles sont les solutions qu’ils adoptent?<br />

L’étude des textes relatifs à l’irrigation<br />

permet non seulement de décrire une<br />

pratique importante de la vie paysanne,<br />

mais dévoile aussi quelques facettes<br />

du fonctionnement des communautés<br />

rurales médiévales.<br />

Heiko Wagner<br />

Theiss Burgenführer Oberrhein.<br />

66 Burgen von Basel bis<br />

Karlsruhe<br />

Hrsg. von Joachim Zeune. Konrad Theiss<br />

Verlag, Stuttgart 20<strong>03</strong> – 160 Seiten mit<br />

145 meist farbigen Abbildungen und<br />

Plänen sowie einer Übersichtskarte – Kartoniert,<br />

EUR 19.90.<br />

ISBN 3-8062-1710-6<br />

Höhenburgen auf Gipfeln und Bergspornen<br />

im Kaiserstuhl und Schwarzwald<br />

wechseln sich ab mit Wasserburgen<br />

in der Rheinebene und angrenzenden<br />

Tälern. Neben eindrucksvollen<br />

Bergfrieden ziehen turmartige Wohnbauten,<br />

mächtige Ringmauern, Renaissanceschlösser<br />

und barocke Festungen<br />

den Betrachter in ihren Bann. Neben<br />

bekannten Anlagen wie Geroldseck,<br />

Rötteln, Ettlingen oder Karlsruhe-<br />

Durlach finden sich auch Kleinodien<br />

wie wenig bekannte dörfliche Adelssitze<br />

abseits der grossen Verkehrswege.<br />

Der Theiss Burgenführer richtet sich<br />

sowohl an den interessierten Laien als<br />

auch an den Fachmann und gewährt<br />

einen aufschlussreichen Einblick in die<br />

Burgen- und Schlösserlandschaft vom<br />

Markgräflerland durch den Breisgau<br />

bis nach Karlsruhe mit all ihren eigenständigen<br />

Entwicklungen und Formen.<br />

Die Auswahl der vorgestellten Objekte<br />

erfolgt aufgrund burgenkundlicher<br />

Aspekte, wurde aber auch von der<br />

Zugänglichkeit der Anlagen beeinflusst.<br />

Neben intakten und ruinösen<br />

Anlagen finden sich auch einige lediglich<br />

als Bodendenkmäler überkommene<br />

Burgen behandelt, die sich aufgrund<br />

ihrer zum Teil reizvollen Lage als<br />

Ziele burgenkundlicher Wanderungen<br />

anbieten.<br />

Der Band «Oberrhein» erscheint nach<br />

dem «Niederrhein» und «Sauerland<br />

und Siegerland» als dritter der neuen<br />

Reihe «Theiss Burgenführer». Geplant<br />

sind etwa 20 Bände, mit denen alle<br />

Regionen Deutschlands abgedeckt<br />

werden.<br />

Thomas Steinmetz<br />

Die Königspfalz<br />

Rothenburg ob der Tauber<br />

Verlag Ellen Schmid, Brensbach 2002 –<br />

EUR 24.–.<br />

ISBN 3-931529-04-5<br />

Die Reichsburg oder besser Königspfalz<br />

Rothenburg ob der Tauber war trotz<br />

ihrer historischen Bedeutung und des<br />

grossen Bekanntheitsgrades der Stadt<br />

Rothenburg bisher nie bearbeitet worden.<br />

Ihre Erforschung musste von daher<br />

an der Sichtung der umfangreichen<br />

schriftlichen Quellen und der Analyse<br />

des noch vorhandenen Baubestandes<br />

ansetzen.<br />

Die Monographie umfasst die Darstellung<br />

der Geschichte dieser nach urkundlichem<br />

Zeugnis im Jahre 1142<br />

im Bau befindlichen Pfalz bis zu ihrem<br />

Untergang aufgrund der allmählichen<br />

Entfestigung durch die Reichsstadt<br />

Rothenburg zu Ende des 14. Jahrhunderts.<br />

Die bisher stets angenommene<br />

Zerstörung der Pfalz durch das Erdbeben<br />

von 1356 kann damit widerlegt<br />

werden.<br />

Auf Basis der erhaltenen und rekonstruierbaren<br />

Bausubstanz wird die Pfalz<br />

als annähernd 200 Meter lange Anlage<br />

mit Bergfrieden an beiden Enden rekonstruiert.<br />

Ringmauer und vermutlich<br />

auch beide Türme waren systematisch<br />

mit Buckelquadern verblendet,<br />

die aufgrund der gesicherten Bauzeit<br />

als die frühesten des gesamten deutschen<br />

Burgenbaues gelten müssen. Aufgrund<br />

dessen vermutet der Verfasser<br />

die Einführung der Buckelquaderarchitektur<br />

in Deutschland unter König<br />

58


Konrad II. und begründet diese architektonische<br />

Innovation in der ideologischen<br />

Herrschaftsbegründung dieses<br />

so lange unterschätzten Herrschers.<br />

Die Zusammenstellung sämtlicher sicher<br />

oder annähernd sicher datierten<br />

frühen mitteleuropäischen Buckelquaderbauten<br />

legt den Schluss nahe,<br />

dass ausgehend von Bauten Konrad III.<br />

sich der Buckelquader bereits in den<br />

Jahren um 1150 sehr schnell auf weite<br />

Gebiete des deutschsprachigen Raumes<br />

verbreitete.<br />

VEREINSMITTEILUNGEN<br />

Einladung zum Jugendprogramm<br />

20<strong>03</strong><br />

Datum:<br />

Samstag, 16. August 20<strong>03</strong><br />

Ort:<br />

Bern, Park des Historischen Museums<br />

– <strong>Mittelalter</strong>spektakel und<br />

Ritterturnier.<br />

Anreise:<br />

Individuell<br />

Treffpunkt:<br />

11.30 Uhr, oberhalb der Bahnhofstreppe<br />

beim Warenhaus Loeb, Jürg<br />

Schneider mit Berner Fahne.<br />

Programm:<br />

Geführte Teilnahme für Kinder ab<br />

11 Jahren und Jugendliche bis 16 Jahre<br />

am grossen <strong>Mittelalter</strong>spektakel im<br />

Park des Historischen Museums Bern.<br />

Die Openair-Aufführung des Ritterturniers<br />

findet bei jeder Witterung<br />

statt. Dauer ca. 90 Minuten (ohne<br />

Pause). An den Führungen im <strong>Mittelalter</strong>markt<br />

können auch Kleinkinder<br />

in Begleitung von Erwachsenen teilnehmen.<br />

Verpflegung:<br />

Aus dem Rucksack; es besteht aber<br />

auch die Möglichkeit, mittelalterliche<br />

Menus zu versuchen.Kosten ca.Fr.20.–.<br />

Ende:<br />

Ca. 18 Uhr<br />

Rückreise:<br />

Individuell<br />

Kosten:<br />

Fr. 20.– für Eintritt in Schlosspark und<br />

Ritterturnier.<br />

Anmeldung:<br />

bis 15. Juli 20<strong>03</strong> mit beiliegendem<br />

Anmeldetalon, per Telefon, Fax oder<br />

E-Mail.<br />

Die Platzzahl im Ritterturnier ist auf<br />

54 Jugendliche bis 16 Jahre beschränkt.<br />

Wir haben keine Plätze für Erwachsene<br />

reserviert. Teilnahme in der Reihenfolge<br />

des Anmeldeeinganges (Poststempel).<br />

Mit der Teilnahmebestätigung folgt die<br />

Rechnung für Eintritt und Unkostenbeitrag.<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Jürg E. Schneider, 01 422 25 22,<br />

jeschneider@bluewin.ch<br />

oder Geschäftsstelle des Schweizerischen<br />

<strong>Burgenverein</strong>s<br />

061 361 24 44 (wird am Veranstaltungstag<br />

auf Natel umgeschaltet).<br />

Einladung<br />

zur Herbstexkursion:<br />

Bellinzona und Bleniotal<br />

Samstag/Sonntag, 4./5. Oktober 20<strong>03</strong><br />

Individuelle Anreise am Samstag:<br />

Basel ab: 07.08<br />

(direkte Verbindung)<br />

Bern ab: 06.49<br />

(umsteigen in Olten)<br />

Luzern ab: 08.23<br />

(direkte Verbindung)<br />

St. Gallen ab: 07.02<br />

(über Rapperswil;<br />

umsteigen<br />

in Arth-Goldau)<br />

Zürich ab: 08.07<br />

(umsteigen<br />

in Arth-Goldau)<br />

Arth-Goldau ab: 08.52<br />

Bellinzona an: 10.33<br />

Treffpunkt:<br />

Samstag, 4. Oktober, 10.40 Uhr vor<br />

dem Bahnhof Bellinzona (Stadtseite)<br />

Programm (Änderungen vorbehalten):<br />

Samstag, 4. Oktober<br />

10.40 Begrüssung, Zimmerbezug<br />

und Marktbesuch<br />

12.00 Mittagessen im Ristorante<br />

del Popolo, Piazza della<br />

Stazione<br />

13.30 Führungen<br />

bis ca. Sasso Corbaro<br />

16.30 und Montebello<br />

18.00 Führung Castelgrande:<br />

Museum und Türme<br />

19.30 Festliches Nachtessen<br />

im Ristorante Castelgrande<br />

Sonntag, 5. Oktober<br />

09.00 Abfahrt am Bahnhof<br />

Bellinzona nach Arbedo<br />

(Chiesa San Paolo) –<br />

Biasca (SS. Pietro e Paolo) –<br />

Semione (renovierte<br />

Capellina dei morti) –<br />

Mittagessen – Motto<br />

(San Pietro) – Castello Serravalle<br />

– Claro (Castello dei<br />

Magoria) – Bellinzona Bahnhof<br />

an ca. 17 Uhr<br />

Leitung:<br />

Dr. Heinrich Boxler und voraussichtlich<br />

Prof. Dr. Werner Meyer<br />

Rückreise:<br />

Bellinzona ab: 17.26<br />

Arth-Goldau an: 19.08<br />

Zürich an: 19.53<br />

(umsteigen<br />

in Arth-Goldau)<br />

St. Gallen an: 20.58<br />

(umsteigen<br />

in Arth-Goldau;<br />

über Rapperswil)<br />

Luzern an: 19.38<br />

(direkte Verbindung)<br />

Bern an: 21.11<br />

(umsteigen in Olten)<br />

Basel an: 20.49<br />

(direkte Verbindung)<br />

Kosten:<br />

Fr. 190.– (für den von den Veranstaltern<br />

organisierten Teil).<br />

Unterkunft:<br />

Sie organisieren und bezahlen Ihre<br />

Anreise/Rückreise und Ihre Unterkunft<br />

mit Frühstück in Bellinzona<br />

selbst. Für die Hotelunterkunft<br />

steht Ihnen Bellinzona Turismo (ohne<br />

Vermittlungsgebühr) zur Verfügung:<br />

Bellinzona Turismo, Palazzo Civico,<br />

59


Piazza Nosetto, Casella postale 1419,<br />

6500 Bellinzona, Tel. 091 825 21 31 /<br />

Fax 091 821 41 20 / E-Mail:<br />

info@bellinzonaturismo.ch.<br />

Anmeldung:<br />

Bis 16. August 20<strong>03</strong> mit beiliegendem<br />

Anmeldetalon an die Geschäftsstelle<br />

des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s,<br />

Blochmonterstrasse 22, 4054 Basel,<br />

Fax 061 363 94 05 oder per E-Mail:<br />

info@burgenverein.ch.<br />

Achtung: Für die Durchführung der<br />

Exkursion ist eine Mindestzahl von<br />

25 Anmeldungen erforderlich. Bei zu<br />

geringem Interesse behalten wir uns vor,<br />

die Exkursion abzusagen.<br />

Warten Sie deshalb bitte mit der<br />

Bestellung des Hotelzimmers zu, bis<br />

Sie die Bestätigung erhalten, dass die<br />

Exkursion zustande kommt. Mit der<br />

Teilnahmebestätigung erhalten Sie<br />

auch die Rechnung für die Exkursionskosten.<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Dr. Heinrich Boxler, Im Hölzli 19,<br />

8706 Feldmeilen, Tel. 01 923 41 34,<br />

E-Mail: hboxler@bluewin.ch, oder<br />

Geschäftsstelle des Schweizerischen<br />

<strong>Burgenverein</strong>s, Tel. 061 361 24 44.<br />

60


PUBLIKATIONEN DES SCHWEIZERISCHEN BURGENVEREINS<br />

Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des <strong>Mittelalter</strong>s<br />

Band 1, 1974<br />

Werner Meyer. Alt-Wartburg im<br />

Kanton Aargau. Bericht über die<br />

Forschungen 1967<br />

Band 2, 1975 (vergriffen)<br />

Jürg Ewald (u.a). Die Burgruine<br />

Scheidegg bei Gelterkinden<br />

Berichte über die Forschungen<br />

1970–1974<br />

Band 3, 1976*<br />

Werner Meyer (u.a.). Das Castel<br />

Grande in Bellinzona<br />

Bericht über Ausgrabungen und<br />

Bauuntersuchungen von 1967<br />

Band 4, 1977 (vergriffen)<br />

Maria-Letizia Boscardin / Werner<br />

Meyer. Burgenforschung in Graubünden,<br />

Die Grottenburg Fracstein<br />

und ihre Ritzzeichnungen. Die<br />

Ausgrabungen der Burg Schiedberg<br />

Band 5, 1978*<br />

Burgen aus Holz und Stein, Burgenkundliches<br />

Kolloquium Basel 1977 –<br />

50 Jahre <strong>Schweizerischer</strong> <strong>Burgenverein</strong>.<br />

Beiträge von Walter Janssen,<br />

Werner Meyer, Olaf Olsen,<br />

Jacques Renaud, Hugo Schneider,<br />

Karl W. Struwe<br />

Band 6, 1979*<br />

Hugo Schneider. Die Burgruine Alt-<br />

Regensberg im Kanton Zürich.Bericht<br />

über die Forschungen 1955–1957<br />

Band 7, 1980 (vergriffen)<br />

Jürg Tauber. Herd und Ofen im<br />

<strong>Mittelalter</strong>. Untersuchungen zur Kulturgeschichte<br />

am archäologischen<br />

Material vornehmlich der Nordwestschweiz<br />

(9.–14. Jahrhundert)<br />

Band 8, 1981 (vergriffen)<br />

Die Grafen von Kyburg. Kyburger<br />

Tagung 1980 in Winterthur. Beiträge<br />

von Heinz Bühler, Adolf Layer, Roger<br />

Sablonier, Alfred Häberle, Werner<br />

Meyer, Karl Keller, Ferdinand Elsener,<br />

Dietrich Schwarz, Hans Kläui,<br />

Jakob Obrecht<br />

Band 9/10, 1982<br />

Jürg Schneider (u.a.). Der Münsterhof<br />

in Zürich. Bericht über die vom<br />

städtischen Büro für Archäologie<br />

durchgeführten Stadtkernforschungen<br />

1977/78<br />

Band 11, 1984<br />

Werner Meyer (u.a.). Die bösen<br />

Türnli. Archäologische Beiträge zur<br />

Burgenforschung in der Urschweiz<br />

Band 12, 1986 (vergriffen)<br />

Lukas Högl et al., Burgen im Fels.<br />

Eine Untersuchung der mittelalterlichen<br />

Höhlen-, Grotten- und Balmburgen<br />

in der Schweiz<br />

Band 13, 1987<br />

Dorothee Rippmann (u.a.). Basel<br />

Barfüsserkirche. Grabungen<br />

1975–1977. Ein Beitrag zur Archäologie<br />

und Geschichte der mittelalterlichen<br />

Stadt<br />

Band 14/15, 1988<br />

Peter Degen (u.a.). Die Grottenburg<br />

Riedfluh Eptingen BL. Bericht über<br />

die Ausgrabungen 1981–1983<br />

Band 16, 1989*<br />

Werner Meyer et al. Die Frohburg.<br />

Ausgrabungen 1973–1977<br />

Band 17, 1991<br />

Pfostenbau und Grubenhaus – Zwei<br />

frühe Burgplätze in der Schweiz.<br />

Hugo Schneider: Stammheimerberg<br />

ZH. Bericht über die Forschungen<br />

1974–1977. Werner Meyer: Salbüel<br />

LU. Bericht über die Forschungen<br />

von 1982<br />

Band 18/19, 1992<br />

Jürg Manser (u.a.). Richtstätte und<br />

Wasenplatz in Emmenbrücke<br />

(16.–19. Jahrhundert). Archäologische<br />

und historische Untersuchungen<br />

zur Geschichte von Strafrechtspflege<br />

und Tierhaltung in Luzern<br />

Band 20/21, 1995<br />

Georges Descœudres (u.a.). Sterben<br />

in Schwyz. Berharrung und Wandel<br />

im Totenbrauchtum einer ländlichen<br />

Siedlung vom Spätmittelalter bis in<br />

die Neuzeit. Geschichte – Archäologie<br />

– Anthropologie<br />

Band 22, 1995<br />

Daniel Reicke. «von starken und<br />

grossen flüejen». Eine Untersuchung<br />

zu Megalith- und Buckelquader-<br />

Mauerwerk an Burgtürmen im<br />

Gebiet zwischen Alpen und Rhein<br />

Band 23/24, 1996/97<br />

Werner Meyer et al. Heidenhüttli –<br />

25 Jahre archäologische Wüstungsforschung<br />

im schweizerischen Alpenraum<br />

Band 25, 1998<br />

Christian Bader. Burgruine Wulp<br />

bei Küsnacht ZH<br />

Band 26, 1999<br />

Bernd Zimmermann. <strong>Mittelalter</strong>liche<br />

Geschossspitzen. Typologie – Chronologie<br />

– Metallurgie<br />

Band 27, 2000<br />

Thomas Bitterli / Daniel Grütter.<br />

Burg Alt-Wädenswil – vom Freiherrenturm<br />

zur Ordensburg<br />

Band 28, 2001<br />

Burg Zug. Archäologie – Baugeschichte<br />

– Restaurierung<br />

Band 29, 2002<br />

Wider das «finstere <strong>Mittelalter</strong>» –<br />

Festschrift Werner Meyer zum<br />

65. Geburtstag<br />

Band 30, 20<strong>03</strong> (im Druck)<br />

Armand Baeriswyl, Stadt, Vorstadt<br />

und Stadterweiterung im <strong>Mittelalter</strong>.<br />

Archäologische und historische<br />

Studien zum Wachstum der drei<br />

Zähringerstädte Burgdorf, Bern<br />

und Freiburg im Breisgau<br />

Ausserhalb der Reihe<br />

Hans Suter-Haug / Thomas Bitterli.<br />

Burgenkarte der Schweiz in<br />

4 Blättern, Massstab 1:200 000<br />

Herausgegeben vom Schweizerischen<br />

<strong>Burgenverein</strong> mit Unterstützung<br />

der Schweizerischen Akademie der<br />

Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

(SAGW), Bundesamt für Landestopographie<br />

Wabern 1974–1985<br />

Blatt 1: Nordwestschweiz, 3. Auflage<br />

1990 (vergriffen)<br />

Blatt 2: Ostschweiz, 1978 (vergriffen)<br />

Blatt 3: Westschweiz, 2. Auflage<br />

1978<br />

Blatt 4: Tessin, Graubünden, 1985<br />

* Nur noch wenige Exemplare bei der Geschäftsstelle an Lager.


<strong>Schweizerischer</strong><br />

Association Suisse<br />

Associazione Svizzera<br />

Associaziun Svizra<br />

<strong>Burgenverein</strong><br />

des Châteaux forts<br />

dei Castelli<br />

da Chastels

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