UG Mittelalter 03-2 - Schweizerischer Burgenverein
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Zeitschrift des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s<br />
2. 8. Jahrgang<br />
1997/2 20<strong>03</strong>/2
Zeitschrift des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s<br />
Revue de l’Association Suisse des Châteaux forts<br />
Rivista dell’Associazione Svizzera dei Castelli<br />
Revista da l’Associaziun Svizra da Chastels<br />
8. Jahrgang 20<strong>03</strong>/2<br />
INHALT<br />
Einladung zur Jahresversammlung<br />
vom 23./24. August 20<strong>03</strong> in Bern .............................................. 29<br />
Jürg Schweizer<br />
Der bernische Schlossbau im 15. Jahrhundert ....................... 32<br />
Armand Baeriswyl<br />
Bern oder Burgdorf:<br />
Wem gebührt die «Krone Burgunds»? .................................... 45<br />
KURZMITTEILUNGEN..................................................................... 54<br />
VERANSTALTUNGEN ..................................................................... 55<br />
PUBLIKATIONEN............................................................................. 56<br />
VEREINSMITTEILUNGEN............................................................... 59<br />
Redaktionskommission:<br />
Redaktion und Geschäftsstelle:<br />
Urs Clavadetscher, lic. phil., Kantonsarchäologie Graubünden, Schloss Haldenstein,<br />
7023 Haldenstein<br />
Dr. Elisabeth Crettaz, Le Forum, 3961 Zinal<br />
Dr. Hans Rutishauser, Denkmalpflege Graubünden, Loestr. 14, 7001 Chur<br />
<strong>Schweizerischer</strong> <strong>Burgenverein</strong><br />
Thomas Bitterli, Blochmonterstr. 22, 4054 Basel<br />
Telefon 061 361 24 44; Fax 061 363 94 05<br />
E-Mail info@burgenverein.ch<br />
Postkonto 40-23087-6<br />
http://www.burgenverein.ch<br />
Publiziert mit Unterstützung der Schweizerischen Akademie der Geistesund<br />
Sozialwissenschaften (SAGW)<br />
Erscheint vierteljährlich<br />
ISSN 1420-6994<br />
Druck:<br />
Umschlagbild:<br />
Schwabe & Co. AG, Basel, Verlag und Druckerei<br />
Schloss Burgdorf. Deutlich erkennbar sind die drei zähringischen Grossbauten in der Bildmitte: Der<br />
grosse Bergfried, der Hauptbau mit seinem hohen Vollwalmdach und im rechten Winkel anstossend<br />
die Halle (Photo Archäologischer Dienst des Kantons Bern).
Einladung zur Jahresversammlung<br />
vom 23./24. August 20<strong>03</strong> in Bern<br />
Programm<br />
Samstag, 23. August 20<strong>03</strong><br />
ab 10.30 Uhr:<br />
Eintreffen der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer im Haus zum<br />
Distelzwang an der Gerechtigkeitsgasse<br />
79 in Bern.<br />
10.45–11.00 Uhr:<br />
Einführung in die Stadtgeschichte:<br />
Dr. Daniel Gutscher.<br />
11.00–12.00 Uhr:<br />
Generalversammlung im Gesellschaftshaus<br />
zum Distelzwang<br />
(Gerechtigkeitsgasse 79).<br />
12.30 Uhr:<br />
Mittagessen im Restaurant Frohsinn,<br />
Münstergasse 52.<br />
14.30 Uhr:<br />
Geführter Rundgang in Gruppen<br />
durch das mittelalterliche Bern,<br />
heute UNESCO-Welterbe: Dr.<br />
Daniel Gutscher, Dr. Armand<br />
Baeriswyl.<br />
ab 17 Uhr:<br />
Individueller Besuch des <strong>Mittelalter</strong>spektakels<br />
(Company of Saint<br />
George GB).<br />
18.30 Uhr:<br />
Imbiss im <strong>Mittelalter</strong>park Histor.<br />
Museum.<br />
19.30 Uhr:<br />
Besuch des mittelalterlichen Turniers,<br />
aufgeführt auf dem Helvetiaplatz<br />
von der Tjoster-Veranstaltungs-GmbH<br />
Niederwöhren D<br />
(Dauer ca. 90 Minuten; reservierte<br />
Sitzplätze für SBV auf der Tribüne.<br />
Bitte der Witterung angepasste<br />
Kleidung vorsehen).<br />
Sonntag, 24. August 20<strong>03</strong><br />
9.00 Uhr:<br />
Besammlung der Exkursionsteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer am<br />
Bärengraben.<br />
Besichtigung der Schlösser Worb<br />
(Privatbesitz) und Schlosswil (Regierungsstatthalteramt).<br />
Mittagessen im Restaurant Kreuz,<br />
Schlosswil.<br />
Besichtigung von Schloss und Stadt<br />
Burgdorf.<br />
16.30 Uhr:<br />
Ende der Exkursion am Bahnhof<br />
Burgdorf.<br />
17.30 Uhr:<br />
Ende der Exkursion am Bahnhof<br />
Bern.<br />
Für die Exkursion werden gutes<br />
Schuhwerk und ein Regenschutz<br />
empfohlen.<br />
Leitung:<br />
Dr. Armand Baeriswyl, Dr. Daniel<br />
Gutscher, Archäologischer Dienst<br />
des Kantons Bern.<br />
Übernachtung<br />
Die Anmeldung und Abrechnung<br />
für die Übernachtung vom 23. auf<br />
den 24. August erfolgt direkt durch<br />
die Teilnehmenden.<br />
Bitte um frühzeitige Zimmerreservation<br />
direkt über ein Ihnen bekanntes<br />
Hotel oder über:<br />
Bern Tourismus<br />
Tourist Center im Bahnhof<br />
<strong>03</strong>1 328 12 12<br />
www.bernetourism.ch<br />
E-Mail: info-res@bernetourism.ch<br />
Tagungskosten<br />
– Allgemeine Tagungskosten<br />
Fr. 10.–<br />
– Mittagessen, Sa., 23. 8. 20<strong>03</strong><br />
(Trockengedeck) Fr. 35.–<br />
– Nachtessen und Turnier<br />
Sa., 23. 8. 20<strong>03</strong><br />
(Trockengedeck<br />
+ Eintritt) Fr. 55.–<br />
– Exkursion<br />
So., 24. 8. 20<strong>03</strong><br />
(Carfahrt und<br />
Mittagessen) Fr. 80.–<br />
Für die Anmeldung zum Programm<br />
vom Samstag und/oder<br />
Sonntag benützen Sie bitte den<br />
beiliegenden Anmeldebogen. Für<br />
das Ritterspiel ist die Teilnehmerzahl<br />
auf 65 Plätze beschränkt. Für die<br />
übrigen Programmteile ist die Anzahl<br />
unbeschränkt. Mit der Teilnahmebestätigung<br />
(für das Ritterspiel)<br />
erhalten Sie die Rechnung für<br />
die Exkursionskosten.<br />
Anmeldeschluss: 15. Juli 20<strong>03</strong><br />
Nachmeldungen bis 12. August<br />
möglich, aber ohne Gewähr für<br />
Teilnahme am Ritterspiel.<br />
Weitere Auskünfte erhalten Sie auf<br />
der Geschäftsstelle Basel,<br />
Blochmonterstr. 22, 4054 Basel<br />
Tel. 061 361 24 44<br />
Fax.061 363 94 05<br />
Traktanden der statutarischen<br />
Jahresversammlung<br />
vom 23. August 20<strong>03</strong>,<br />
11.00 Uhr<br />
1. Protokoll der Jahresversammlung<br />
2002*<br />
2. Jahresbericht des Präsidenten<br />
3. Jahresrechnung 2002<br />
4. Budget 2004<br />
5. Jahresbeitrag 2004<br />
6. Wahl einer Präsidentin/eines<br />
Präsidenten<br />
7. Mitteilungen<br />
8. Verschiedenes<br />
* Eine Kopie des Protokolls der GV 2002 kann<br />
bei der Geschäftsstelle angefordert werden.<br />
29
Jahresbericht 2002<br />
Tagungen<br />
Die statutarische Jahresversammlung<br />
des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s<br />
(SBV) stand im Zeichen des<br />
75-jährigen Bestehens des Vereins<br />
und fand am 24./25. August 2002<br />
am Ort der Gründungsversammlung,<br />
in Zürich, statt. Dabei<br />
beehrte uns der Präsident der<br />
SAGW, Prof. Dr. Roland Ris,<br />
mit seinem Besuch. Die Tagung<br />
begann mit einem Referat über die<br />
mittelalterliche Stadtentwicklung<br />
Zürichs. Am Nachmittag besuchten<br />
die Vereinsmitglieder unter<br />
wissenschaftlicher Leitung ausgewählte<br />
mittelalterliche Schauplätze<br />
in der Stadt: das Grossmünster, den<br />
Münsterplatz, den Lindenhof und<br />
jüdische Malereien in einem Privathaus<br />
an der Brunngasse. Auf<br />
den geschäftlichen Teil folgte ein<br />
Apéro, gestiftet von Stadt und Kanton<br />
Zürich, sowie ein Konzert der<br />
«Corteggiani» mit Kommentaren<br />
zu Musikinstrumenten des <strong>Mittelalter</strong>s<br />
und der Renaissance.<br />
Die Sonntagsexkursion führte ins<br />
Zürcher Oberland, nämlich zu den<br />
Burgen und Ruinen Dübelstein,<br />
Greifensee (Kirche und Schloss),<br />
Grüningen und Greifenberg.<br />
Die Frühjahrstagung fand im<br />
Schloss Hallwil statt.<br />
Vorträge<br />
Im Rahmen der «Zürcher Vortragsreihe»<br />
referierten im Winter 2002<br />
Dr. Joachim Zeune («Zwingburg<br />
und Raubritternest») und lic. phil.<br />
Cornel Doswald (Altstrassenforschung<br />
im Kanton Zürich). Das<br />
Programm 2002/<strong>03</strong> wurde durch<br />
Dr. Armand Baeriswyl eröffnet<br />
(Vor-Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung<br />
im <strong>Mittelalter</strong>).<br />
Exkursionen<br />
Ergänzend zum Vortrag über Altstrassenforschung<br />
vermittelte eine<br />
Exkursion Einblicke in das alte<br />
Strassennetz im Raum Flaach-Rüdlingen-Eglisau.<br />
Auf einer zweitägigen<br />
Exkursion ins Münstertal<br />
stellte der Exkursionsleiter das<br />
Kloster Müstair mit seinen Malereien<br />
und dem Wohnturm aus dem<br />
10. Jh. in den grossen weltgeschichtlichen<br />
Zusammenhang und<br />
zeigte spannende Details in mittelalterlichen<br />
Kirchen und Kapellen<br />
des oberen Vinschgaus auf. Die Exkursion<br />
schloss mit einem Besuch<br />
der Churburg.<br />
Publikationen<br />
Von der Zeitschrift «<strong>Mittelalter</strong> –<br />
Moyen Age – Medioevo – Temp<br />
medieval» erschienen im Jahr 2002<br />
vier Hefte im Umfang von insgesamt<br />
105 Seiten. Heft 1 war als<br />
Jubiläumsnummer zum 75-jährigen<br />
Bestehen des SBV konzipiert<br />
und zeigte den Weg der Burgenforschung<br />
in der Schweiz, die Anfänge<br />
des SBV und die Entwicklung<br />
seiner Publikationen auf.<br />
Heft 2 stand in Verbindung mit der<br />
Jahresversammlung und orientiert<br />
über Fenster und Fassaden im Alten<br />
Zürich. Thema in Heft 3 war die<br />
mittelalterliche Jagd, und Heft 4<br />
befasste sich mit dem Castrum<br />
Chorion sowie in Kurzbeiträgen<br />
mit Nutzungs- und Restaurierungsplänen<br />
auf den Ruinen Riom,<br />
Belfort und Farnsburg. Eine willkommene<br />
Dienstleistung für die<br />
Vereinsmitglieder sind die Hinweise<br />
auf Publikationen zum<br />
<strong>Mittelalter</strong> und insbesondere zur<br />
Burgenforschung.<br />
In der Reihe «Schweizer Beiträge<br />
zur Kulturgeschichte und Archäologie<br />
des <strong>Mittelalter</strong>s» erschien<br />
Band 29 als Festschrift für Werner<br />
Meyer mit dem Titel «Wider das<br />
‹finstere <strong>Mittelalter</strong>›». Die Herausgabe<br />
von Band 28 (Burg Zug) verzögerte<br />
sich; er wird erst im Jahr<br />
20<strong>03</strong> erscheinen. Die Jahresgabe<br />
20<strong>03</strong> über die «Stadtentwicklung<br />
im <strong>Mittelalter</strong>» ist in Vorbereitung.<br />
Internationale Beziehungen<br />
Der Kontakt mit den ausländischen<br />
Vereinigungen spielte sich im<br />
üblichen Rahmen ab. Verschiedene<br />
Vorstandsmitglieder hielten Referate<br />
im Ausland. Beziehungen zu<br />
ausländischen Institutionen bestehen<br />
zudem über den Schriftentausch<br />
mit Fachinstituten und<br />
-vereinigungen in Mittel-, Südund<br />
Osteuropa.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Das Jubiläumsjahr war geprägt<br />
von zwei Grossveranstaltungen, in<br />
denen Ergebnisse der neueren<br />
<strong>Mittelalter</strong>- und Burgenforschung<br />
auf instruktive, handlungswirksame<br />
Art an Kinder, Eltern und<br />
Grosseltern vermittelt wurden.<br />
Zusammen mit dem Juniorclub<br />
der SBB, der Kantonsarchäologie<br />
Zürich und dem archäologischen<br />
Dienst des Kantons Bern, mit dem<br />
Ritterhaus Bubikon, der BLS und<br />
anderen Institutionen wurde je<br />
ein dreitägiges <strong>Mittelalter</strong>fest im<br />
Ritterhaus Bubikon und im Kandertal<br />
(auf der Tellen- und der<br />
Felsenburg) durchgeführt. Der Erfolg<br />
war überwältigend: jede der<br />
beiden Veranstaltungen wurde von<br />
rund 3500 Kindern und Erwachsenen<br />
besucht, meist Leuten, die<br />
bisher den <strong>Burgenverein</strong> nicht<br />
gekannt hatten. Die 74 neuen<br />
Mitglieder dürften vorwiegend der<br />
grossen Medienpräsenz zu verdanken<br />
sein, die auf die beiden Feste<br />
zurückgeht. Erstaunlich viele Neueintritte<br />
erfolgten über das Internet<br />
(15), und es zeigt sich auch in<br />
den Anfragen, dass die seit Januar<br />
bewirtschaftete eigene Homepage<br />
einem echten Bedürfnis der<br />
Kommunikationsgesellschaft entspricht.<br />
Hingegen lag die erhoffte<br />
Werbewirksamkeit des Burgenkalenders<br />
weit unter den Erwartungen.<br />
Heinrich Boxler<br />
30
Der bernische Schlossbau im 15. Jahrhundert<br />
von Jürg Schweizer<br />
Die neuen Bauträger und<br />
ihre Repräsentationszeichen<br />
Der Niedergang des alten Hochund<br />
Ministerialadels im Laufe<br />
des 13. Jahrhunderts, besonders<br />
aber im 14. Jahrhundert – ein<br />
keineswegs bloss regionales Phänomen<br />
–, hinterliess ein Machtvakuum.<br />
In dieses stiessen im<br />
weiteren bernischen Raum mit<br />
Erfolg die Stadt Bern, ihre Bürger,<br />
einzelne Klöster und Landstädte,<br />
zum Teil auch Landleute nach.<br />
Unter den Bürgern von Bern,<br />
welche die schuldengeplagte Stadt<br />
durchaus als valable Alternative<br />
für den eigenen Einsatz zum<br />
Erwerb freiwerdenden Adelsbesitzes<br />
akzeptierten, befanden sich<br />
einzelne Familien, die sich als<br />
Ministerialadelige rechtzeitig mit<br />
der aufstrebenden Stadt arrangiert<br />
hatten, sich in ihren Dienst stellten<br />
und hier rasch zu Ämtern und<br />
Ansehen kamen. 1<br />
Dazu zählen etwa die Bubenberg,<br />
Erlach, Scharnachthal und Stein.<br />
Daneben gab es kometenhafte Neuaufsteiger,<br />
die sich innert ein bis<br />
zwei Generationen durch Tüchtigkeit<br />
in Handwerk und Handel,<br />
durch geschickte Heiratspolitik<br />
und eine Portion Glück Vermögen,<br />
Einfluss und Ansehen erworben<br />
hatten und alles daran setzten, es<br />
den Altadeligen gleichzutun, ja<br />
sie zu übertreffen. Tatsächlich gelang<br />
es den Aufsteigern, innert<br />
kürzester Frist die damals noch<br />
durchlässigen Standesschranken zu<br />
überwinden und zu den führenden,<br />
das politische und gesellschaftliche<br />
Leben bestimmenden Familien<br />
gezählt zu werden. Geradezu<br />
musterhaft ist der Aufstieg der<br />
Familie von Diesbach. Während<br />
Grossvater Clewi Goldschmidt<br />
noch ein apolitischer geschickter<br />
Handwerker, Kaufmann, Grundund<br />
Herrschaftsbesitzer war, so<br />
gehörte Enkel Niklaus von Diesbach<br />
zu den bestimmenden Figuren<br />
der eidgenössischen Politik um<br />
1470 und griff auf das Nachhaltigste<br />
als Kopf der Franzosenpartei<br />
und Auslöser der Burgunderkriege<br />
in die europäische Politik ein.<br />
Die neuen Familien bemühten<br />
sich auf vielfältige Weise, den<br />
«Makel» nichtadeliger Herkunft<br />
zu tilgen. Dazu gehörte die<br />
Führung einer standesgemässen<br />
Haus- und Hofhaltung – Loy von<br />
Diesbach († 1451): «was ouch köstlich<br />
mitt pfärden, er hatt ouch mulesel;<br />
item so hatt er ein jegermeyster und<br />
uff 25 hündt, ouch gutte federspil<br />
sampt anderenn köstlichkeytten ...» 2 .<br />
Zentral war der Wappenkult. Als<br />
Erster liess sich der genannte Clewi<br />
Goldschmidt (Niklaus I. von Diesbach)<br />
1434 als Zeichen seines sozialen<br />
Aufstiegs und seines Anspruchs<br />
von Kaiser Sigismund einen Wappen-<br />
und Adelsbrief ausstellen,<br />
der der Familie anstelle des alten<br />
Halbmondwappens den prächtigen<br />
schwarzen, an das Kyburgerwappen<br />
erinnernden Schild, geteilt<br />
durch einen gebrochenen gelben<br />
Balken, mit den zwei steigenden<br />
gelben Löwen, verschaffte (Abb. 1).<br />
Gleichzeitig erhielt Clewi für sich<br />
und seine Nachkommen das Recht<br />
zur Erwerbung der Ritterwürde.<br />
Seine Enkel erwarben diese auf<br />
einer abenteuerlichen Pilgerreise<br />
ins Heilige Land und auf den<br />
Sinai. Andere Familien änderten<br />
ihre allzu bürgerlich-handwerklich<br />
scheinenden Wappen ab: Die<br />
Wabern waren wie die Matter<br />
durch Gerberei aufgestiegen, im<br />
Wappenschild führten sie daher<br />
zwei gekreuzte Gerbermesser und<br />
vier Sterne. Sie änderten die Werkzeuge<br />
zu Diagonalbalken, so dass<br />
ein abstraktes Andreaskreuz die<br />
vier Sterne teilte. Petermann<br />
von Wabern liess sich 1476 nach<br />
der Schlacht von Grandson zum<br />
Ritter schlagen. 3 Heinrich Matter<br />
erhielt den Ritterschlag anlässlich<br />
der Romfahrt Kaiser Maximilians<br />
1496. 4<br />
Am eindrücklichsten ist die Wappen-<br />
und Namensnobilitierung der<br />
Familie Zigerli. Aus bäuerlicher<br />
Oberschicht stammend, gelangte<br />
die Familie als Händler, Wirte und<br />
Metzger zu Reichtum. Heinrich<br />
änderte im Jahre 1400 seinen<br />
Namen, weil die drei Käslein in<br />
Kombination mit dem Wappen<br />
Zigerli die bäuerlich-simmentalische<br />
Herkunft nur zu gut verrieten.<br />
Die Wahl auf von Ringoltingen<br />
fiel aufgrund einer angeblichen<br />
Verwandtschaft mit dieser ausgestorbenen<br />
Familie und wohl auch<br />
wegen des Wappenbildes. Ab 1430<br />
blieb der neue Namen der einzig<br />
gebräuchliche. 5 Thüring von Ringoltingen<br />
erhielt seinen Ritterschlag<br />
auf einer Morgenlandfahrt.<br />
Doch nicht nur der Erwerb der<br />
Wappen war wichtig, sondern<br />
auch ihre Präsentation. Ausser<br />
durch Knappen, die wie wandernde<br />
Schildhalter als Begleiter ihrer<br />
Herren die Wappen auf den Rücken<br />
trugen 6 , wurden sie in allen möglichen<br />
Situationen präsentiert:<br />
Der Ringoltingenschild erscheint<br />
im Dreikönigsfenster des Berner<br />
Münsterchors, das diese Familie<br />
gestiftet hat, an zentraler Stelle<br />
achtmal, dazu kommen, gewissermassen<br />
in Form eines genealogischen<br />
Stammbaumes, die verschiedenen<br />
Familienallianzen. Ein Diesbachwappen<br />
trägt, symbolisch genug,<br />
den Hoferker am Palas im<br />
Worber Schloss; die vom Stabwerk<br />
getrennten oberen Segmentflächen<br />
der Erkerkonsole zeigten je eine<br />
heute leider unleserlich gewordene<br />
Wappenallianz. Im Chor der Kirche<br />
zu Worb liess Kollator Ludwig<br />
von Diesbach 1521 eine Art Familiendenkmal<br />
erstellen, indem er<br />
seine eigene Wappenscheibe mit<br />
den zweifellos von ihm in Auftrag<br />
gegebenen Scheiben der zum<br />
Teil längst verstorbenen Vorfahren<br />
32
Ludwig I. († 1452), Niklaus II.<br />
(† 1475) und seines Bruders Wilhelm<br />
I. († 1517) umgab. In den<br />
gleichen Zusammenhang gehört<br />
die Präsentation der aus Wappenscheibe<br />
und kniender Stifterscheibe<br />
gebildeten drei Paar Bischofscheiben<br />
(Abb. 2): Ludwig von Freiberg,<br />
der Bischof von Konstanz, zu dessen<br />
Diözese Worb gehört, ist der<br />
Schwager des 1517 verstorbenen<br />
Herrschaftsherrn von Worb, Wilhelm<br />
I.; der Bischof von Lausanne,<br />
Sébastien de Montfaucon, ist der<br />
Schwager eines Sohnes von Wilhelm<br />
I., nämlich von Christoph von Diesbach,<br />
seit 1520 mit Jeanne de<br />
Montfaucon verheiratet; schliesslich<br />
ist Niklaus III., (Weih-)Bischof<br />
von Basel, ein Sohn des Kollators.<br />
Der eben genannte Christoph liess<br />
fast gleichzeitig einen ähnlichen<br />
Familiengedächtnis-Zyklus in seiner<br />
Schlosskapelle Pérolles in Freiburg<br />
durch bernische Glasmaler<br />
herstellen, wobei er hier die Wappenscheiben<br />
sogar durch Porträtscheiben<br />
der knienden Familienmitglieder<br />
ergänzte. 7 Ein Letztes:<br />
Der Bau des Kirchturms von Utzenstorf<br />
wurde durch den Herrschaftsherrn<br />
Thüring von Ringoltingen<br />
1457 offensichtlich stark<br />
gefördert; sein Wappen und das<br />
seiner Gemahlin Verena von Hunwil<br />
prangen als überaus qualitätvolle<br />
Bildhauerarbeiten unübersehbar<br />
am Turm. 8<br />
Noch wichtiger und noch begehrter<br />
als diese Würdezeichen<br />
und «Köstlichkeiten» – um das<br />
Stammbuch der von Diesbach zu<br />
zitieren – war freilich der Besitz<br />
von rechtlich privilegiertem<br />
Grundeigentum. Nur er verlieh<br />
den alten und neuen Familien<br />
den gewünschten Glanz und die<br />
adelige Legitimation. Der Zerfall<br />
des alten Adels hat im Laufe des<br />
Spätmittelalters dazu geführt, dass<br />
viele Adelsherrschaften aufgeteilt,<br />
durch Verpfändungen zersplittert<br />
oder gar weitgehend aufgelöst<br />
worden waren. Die ohnehin komplizierte<br />
mittelalterliche Rechtsstruktur<br />
wurde dadurch zuweilen<br />
völlig unübersichtlich. Die Zerrüttung<br />
alter Grundherrschaften<br />
ermöglichte es aufstrebenden Familien,<br />
zielstrebig einzelne Herrschaftsanteile<br />
zu erwerben, weitere<br />
dazuzukaufen und Rechte, Güter<br />
und Gebäude in einer Hand zu<br />
vereinigen. Führend in diesen Bestrebungen<br />
waren die von Diesbach<br />
in Oberdiessbach und Worb, die<br />
von Erlach in Jegenstorf und<br />
Bümpliz, die Ringoltingen in<br />
Landshut, die Scharnachthal in<br />
Oberhofen. Am eindrücklichsten<br />
sind zweifellos die Bestrebungen<br />
der Familie von Diesbach, die<br />
seit dem Stammvater Clewi dank<br />
Hartnäckigkeit, Geld und einer<br />
gewissen Rücksichtslosigkeit innerhalb<br />
von drei Generationen<br />
zahlreiche und bedeutende Herrschaften<br />
erwerben und restituieren<br />
konnte. 9 Im Zeitraum ihrer grössten<br />
Blüte besassen Niklaus II.<br />
und seine Vetter die Herrschaften<br />
Rued, Signau, Worb, Diesbach,<br />
Kiesen, Landshut, Spiez, Strättligen,<br />
Twann; dazu selbstverständlich<br />
zahlreiche weitere Güter wie<br />
Holligen sowie die entsprechenden<br />
Sässhäuser in der Stadt.<br />
1: Monumentales Wappenpaar, um 1600, auf vierpassförmige Holztafeln gemalt von Jakob Louber, das alte und das neue, 1434 von Kaiser Sigismund verliehene<br />
Wappen der Familie von Diesbach darstellend. Die Wappenmalereien ersetzten zweifellos in Form einer freien Kopie ältere Tafeln und hingen ursprünglich im Chor<br />
der Kirche Oberdiessbach, jetzt in der Grabkapelle von Wattenwyl. Die Umschriften lauten: «Diß ist das allte Wappen deß Adelichen Stammens Von Dießbach so sÿ<br />
noch Jm M.cccc.XXXIIII. Jar gefürtt hand» und «Mitt disem Wappen und Kleÿnott hatt Keÿßer Sigmund Hochloblicher und seliger gedechtnuß den Adelichen<br />
Sta – men Von Dießbach begabet Jm. M.cccc.XXXIIII. Jar».<br />
33
2: Worb, Kirche, Chor, Scheibenpaar des Bischofs von Lausanne, Sébastien de Montfaucon, Schwager Christophs von Diesbach, 1521. Der kniende Bischof<br />
und das grosse Wappen unter üppigen Frührenaissance-Arkaden auf Kandelabersäulen.<br />
Spätmittelalterliche Schlösser:<br />
Worb als Beispiel<br />
«Zuo end diss jars [1517] ist durch ein<br />
pestilenzfieber von diser zit gescheiden<br />
der edel, milt und wis riter, her Wilhelm<br />
von Diesbach, sines alters im 80. und<br />
des rats im 42. jar, ein man dessemglichen<br />
an vil menschlichen tugenden nit<br />
liechtlich zefinden, der in sinen jaren,<br />
bin hohen fürsten wolgeacht, von inen<br />
vil eren und guots hat enpfangen, dabi<br />
zuo eren, lob und dienst einer stat Bern,<br />
und sin gar nüt gesparet; all erenlüt,<br />
heimsch und frömd, und bsunder alle<br />
künst und künstler geliept ... Hat vil an<br />
Signow, Worb und Holligen verbuwen,<br />
an vil orten kostlichem hus han und an<br />
der alkimi vil verunkostet, also dass er<br />
... ob 20 000 gulden schuld sinen vier<br />
sünen hat gelassen, nach deren unlangen<br />
abgang alle sine hab in der schuldneren<br />
gwalt ist kommen ...». 11<br />
Anshelm verhehlt seine Kritik<br />
an der Baulust und am Aufwand<br />
Wilhelms nicht, ein Aufwand, der<br />
den Zeitgenossen nicht entging, ja<br />
nicht entgehen sollte. Es ist nämlich<br />
bezeichnend, dass mehrere und<br />
gerade die profiliertesten der neu<br />
aufgestiegenen Familien sich als<br />
emsige Bauherren betätigten.<br />
Als äusseres markantes Zeichen<br />
der wiedervereinigten Herrschaftsrechte,<br />
des Machtanspruchs, aber<br />
auch als Repräsentationsgebärden,<br />
eigneten sich Neubauten und<br />
Vergrösserungen bestehender Häuser<br />
hervorragend. Mehr noch als<br />
die Stadthäuser konnten Herrschaftsschlösser<br />
den neugewonnenen<br />
Adelsstand geradezu demonstrativ<br />
und weithin wirkend unter<br />
Beweis stellen.<br />
Die Baugeschichte des Schlosses<br />
Worb ist unerforscht. 12 Seit 1997<br />
liegen Planaufnahmen vor, die die<br />
ganze Anlage erstmals präzis erfasst<br />
haben. 13 Sie erlauben Schlüsse<br />
und Hypothesen, ergeben aber<br />
keine Sicherheit.<br />
Worb ist eine umfangreiche Anlage<br />
auf Nagelfluhsporn in Form<br />
eines annähernd gleichschenkligen<br />
Dreiecks; der östliche Schenkel<br />
wird von der spätmittelalterlichen<br />
Turmfolge und der Ringmauer,<br />
der westliche vom Barocktrakt des<br />
17. und 18. Jahrhunderts gebildet,<br />
der an die mittelalterliche, durch<br />
Fensterausbrüche perforierte, umgebaute<br />
und ergänzte Ringmauer<br />
herangeschoben worden ist. An<br />
der Dreiecksbasis beschliesst die (in<br />
der Höhe reduzierte) Ringmauer<br />
den Schlosshof, man betritt die<br />
Anlage an der Dreiecksspitze im<br />
Süden (Abb. 3). Die mittelalterlichen<br />
Teile umfassen in wirkungsvoller<br />
Staffelung Bergfried, Palas<br />
und Wohnturm, das so genannte<br />
«Ritterhaus», je unter hohen,<br />
kaum vorkragenden und am Fuss<br />
leicht gebrochenen Walmdächern<br />
mit kurzem First, bekrönt von<br />
hohen Helmstangen (Abb. 4).<br />
Die Grunddisposition samt Gliederung<br />
in Zwinger und Hof und<br />
der Anordnung der zwei Türme<br />
geht zweifellos vor das 15. Jahrhundert<br />
zurück. Während sich der<br />
34
Bergfried auf klar rechtwinkligen<br />
Grundriss von etwa 10 auf 11 Metern<br />
erhebt, steht der Palas, offenbar<br />
dem Felsverlauf folgend, auf<br />
verzogenen, undeutlich rechteckigen<br />
Grundmauern. Auffallend ist<br />
die grössere Mauerstärke der Feldseite<br />
des Palas, sie übertrifft mit<br />
3,3 Metern die Mauern des Bergfriedes<br />
um mehr als einen Meter.<br />
Trotzdem kann nicht davon ausgegangen<br />
werden, dass der Palas älter<br />
ist als der Hauptturm, da er an<br />
den Bergfried herangeschoben und<br />
damit westseits aligniert ist. Zur<br />
Hälfte bildet die Nordmauer des<br />
Bergfrieds gleichzeitig die Südmauer<br />
des Palas, dies ein Hauptmerkmal<br />
der Anlage. Im Schnitt<br />
(Abb. 5) und im Fassadenbild erhellt<br />
sich sofort, dass über dem<br />
1. Obergeschoss 14 die Mauerstärken<br />
an beiden Hauptbauten allseits<br />
um gut einen Meter auf rund einen<br />
Meter Gesamtstärke zurückspringen,<br />
gleichzeitig weicht das Kieselbollen-Mauerwerk<br />
mit unregelmässig<br />
vorspringenden Kieselhäuptern<br />
einem sauberen lotrechten<br />
Verband. Offensichtlich sind in<br />
spätmittelalterlicher Zeit die hochmittelalterlichen<br />
Turmstümpfe des<br />
Palas um ein, jene des Bergfrieds<br />
um zwei überhohe Stockwerke<br />
erhöht worden; 15 in die gleiche Zeit<br />
fällt der Aufbau des Ritterhauses<br />
mit zwei Vollgeschossen über dem<br />
Nordostwinkel der Ringmauer.<br />
Während der hochmittelalterliche<br />
Bestand mangels datierbarer formierter<br />
Teile nur ganz generell ins<br />
späte 12. oder frühere 13. Jahrhundert<br />
datiert werden kann, besitzt<br />
der spätmittelalterliche Aufbau<br />
einen klaren «Terminus ante quem»,<br />
trägt doch die verbindende Wendeltreppe<br />
die Jahrzahl 1472. Wie<br />
viel früher jedoch erfolgten diese<br />
Überhöhungen? Aus dem Stammbuch<br />
der Familie von Diesbach und<br />
aus anderen Quellen wissen wir 16 ,<br />
dass sich Schloss Worb im späten<br />
14. und im früheren 15. Jahrhundert<br />
in verwahrlostem Zustand<br />
befand; Loy von Diesbach hatte<br />
beträchtliche Aufwendungen dafür<br />
zu leisten, unter anderem 1442, als<br />
das Dach eingedrückt worden war,<br />
was letztlich die Übernahme der<br />
gesamten Herrschaft durch die<br />
von Diesbach beschleunigte. 17 Nun<br />
weist in der Tat der Mauerverband<br />
aus mittleren, geflächten Sandsteinquadern<br />
mit auffallenden Versetzmarken<br />
in die erste Hälfte des<br />
15. Jahrhunderts, sehr nahe steht<br />
der Mauerverband der Siechenkapelle<br />
in Burgdorf, deren Bau<br />
1446 abgerechnet wurde. 18 Es ist<br />
daher davon auszugehen, dass die<br />
Diesbach – Loy oder, nach dessen<br />
Tod 1451, Niklaus II. – die Volumenausbauten<br />
Bergfried, Palas,<br />
Ritterhaus vorgenommen haben.<br />
Die Herrschaft Worb<br />
1127<br />
wird der Edle Anselmus de Worvo als<br />
Lehensherr genannt.<br />
1146<br />
tagt unter Herzog Konrad von Zähringen<br />
das Gericht in Worb in Anwesenheit<br />
der Freiherren von Worb. Ihre Nachfolger<br />
werden die Freiherren von Kien.<br />
Mitte 14. Jh.<br />
Nach dem Aussterben der Herren von Kien<br />
verkaufen die Erbinnen Worb an Peter und<br />
Kuno von Seedorf. Aus dieser Familie<br />
gelangt Worb<br />
1393<br />
an Schultheiss Petermann von Krauchthal.<br />
Dieser liess «das schloss schlechtlich stan und<br />
hielt es nüt in gutten ehren mit Buwen, ittem mit<br />
tach und gemach, dadurch das schloss ein grossen<br />
schaden empfing und in abgang kam» 10 .<br />
1420<br />
kaufen Rudolf und Ulrich Rieder die<br />
verwahrloste Burg und Herrschaft. Die<br />
zwei Herrschaftshälften erleben in der<br />
Folge die verschiedensten Handänderungen<br />
und Aufteilungen.<br />
1469<br />
Durch Erbgang und Kauf kann Niklaus<br />
von Diesbach in diesem Jahr die restlichen<br />
Teile der Herrschaft Worb erwerben, nachdem<br />
Loy von Diesbach bereits ab 1425<br />
gewisse Teile verwaltet hatte.<br />
1475<br />
Beim Tod Niklaus II. erbt sein Vetter<br />
Wilhelm I. († 1517) die Herrschaft.<br />
1516<br />
erwirbt Ludwig von Diesbach den Kirchensatz<br />
von Worb.<br />
Sicheren Boden betreten wir 1472:<br />
Es ist das Baujahr der Wendeltreppe,<br />
die im Winkel zwischen<br />
Bergfried und Binnenmauer des<br />
Palas frei in der Eingangshalle<br />
im Zugangsgeschoss des Palas vortritt<br />
und deren Mantel mit einem<br />
feinen Strebepfeiler stabilisiert wird<br />
(Abb. 5, 6). Diese Treppe verbindet<br />
nicht nur die drei Stockwerke des<br />
Palas, sondern gleichzeitig auch die<br />
drei Säle, die – jeweils den ganzen<br />
Grundriss des Turms einnehmend –<br />
im Bergfried eingerichtet worden<br />
sind. In geradezu demonstrativer<br />
1533<br />
gelangt Worb an Jost von Diesbach.<br />
Ende 16. Jh.<br />
Die Herrschaft Worb gehört drei Miteigentümern,<br />
zur Hälfte Hieronymus Manuel.<br />
In der Folge teilen sich die verschiedensten<br />
Eigentümer den Besitz, bis<br />
1668<br />
Christoph von Graffenried sämtliche Teile<br />
wieder in seiner Hand vereinigen kann.<br />
Bis<br />
1792<br />
bleibt Worb Alleinbesitz der Graffenried;<br />
damals verkauft die Erbengemeinschaft<br />
die Herrschaft an Johann Rudolf von<br />
Sinner.<br />
1811<br />
geht der Besitz, ohne die 1798 verlorenen<br />
Herrschaftsrechte, an seine Nachkommen.<br />
So<br />
1841<br />
an Karl Friedrich von Goumëns-von Sinner.<br />
1899<br />
wird Worb an Louis William Gabus von<br />
Le Locle verkauft.<br />
1915<br />
erwirbt Ludwig Scholz aus Berlin das<br />
Schloss. Von seinen Erben kaufen<br />
1955<br />
Hans W. Seelhofer und andere das Schloss;<br />
seit<br />
1964<br />
ist Hans W. Seelhofer Alleinbesitzer.<br />
35
3: Worb, Schloss, Gesamtgrundriss auf Höhe des Zugangsgeschosses von Bergfried und Palas beziehungsweise auf Erdgeschosshöhe von Ritterhaus und Westtrakt,<br />
Massstab 1:300.<br />
36
4: Worb, Schloss, Flugbild von Westen.<br />
Weise «entfestigt» diese Treppenanlage<br />
die «Burg» Worb, indem sie<br />
das alte Prinzip der Isolierung und<br />
der selbständigen Erschliessung des<br />
Bergfrieds auf Höhe des Zugangsgeschosses<br />
– meist 8 bis 10 Meter<br />
über Grund durch eine Hocheinstiegspforte<br />
– aufgibt, die beiden<br />
Hauptbauten auf allen Stockwerken<br />
bequem erschliesst und intern<br />
verbindet. Niklaus von Diesbach<br />
liess eine in mancher Beziehung<br />
einzigartig gestaltete Treppe errichten,<br />
die zwar nicht mit dekorativen<br />
Einzelheiten prunkt, aber<br />
einen hohen repräsentativen Anspruch<br />
erfüllt: Segmentbogig ausschwingende<br />
Vorstufen, von Strebepfeilerchen<br />
eingefasstes, gebogenes<br />
Portal, in das der gerade Sturz<br />
einschneidet, wirkungsvoll «eingehängtes»<br />
Diesbachwappen, begleitet<br />
von den Sonnenrädern der<br />
Wappendevise 19 und der aufgeteilten<br />
Jahrzahl «M CCCC LXX II»<br />
(Abb. 7, 8). Dies gilt auch vom<br />
Steinschnitt der Stufen, die in<br />
einzigartig differenzierter Form<br />
über dem ersten Lauf von der Konvex-Segmentbogenform<br />
über gerade<br />
Tritte zur konkaven Segmentform<br />
wechseln. Mit Differenztritten werden<br />
die unterschiedlichen Niveaus<br />
von Bergfried und Palas gesucht. 20<br />
Das Austrittsportal in den Palaskorridor<br />
im 1. Stock schliesslich<br />
ist als «schwebender» Rundbogen<br />
ausgebildet, der von zwei Tragfigürchen<br />
gestützt wird (Abb. 9,<br />
10): zwei bravourös in die kantige<br />
Architektur eingeschmiegte Bildhauerarbeiten,<br />
Dirne und Bauer,<br />
von hoher plastischer Qualität. 21<br />
Niklaus von Diesbach liess mit der<br />
Wendeltreppe ein Bauwerk errichten,<br />
das mit seiner Kombination<br />
von differenzierter Erschliessung<br />
und repräsentativer Funktion im<br />
Schloss- und Herrschaftsbau durch<br />
die Autonomisierung der ins Innere<br />
verlegten Treppenanlage zeitgenössische<br />
Strömungen des französischburgundischen<br />
Schlossbaus aufnimmt.<br />
22 Das Treppenhaus von<br />
Worb hat damit weit über Bern<br />
hinaus Bedeutung als Marchstein<br />
auf dem Weg zur autonomen<br />
Repräsentationstreppe des 16. und<br />
17. Jahrhunderts.<br />
Das Treppenhaus machte aus der<br />
Burg Worb ein repräsentatives<br />
Schloss. Leider hat der Brand 1535<br />
die gesamte Innenausstattung dieses<br />
Schlosses, mit Ausnahme eines<br />
grossen Kamins (heute im Schloss<br />
Oberhofen), vernichtet; alle Geschossdecken<br />
scheinen nach 1535<br />
neu eingezogen worden zu sein,<br />
sämtliche Holzarbeiten stammen<br />
aus Nach-Brand-Phasen. 23 Damit<br />
ist auch gleichzeitig festgehalten,<br />
dass die zwei riesigen, steilen<br />
Dachhelme mit extrem kurzem<br />
First nach 1535, zweifellos in ähnlicher<br />
Form wie vorher, wiederhergestellt<br />
worden sind. Hingegen<br />
hebt sich das Dach des Ritterhauses<br />
formal und konstruktiv von den<br />
zwei Stühlen des 16. Jahrhunderts<br />
ab und dürfte noch ins 15. Jahrhundert<br />
zurückreichen. 24 Was die vier<br />
37
5: Worb, Schloss, Grundriss des zweiten Geschosses von Bergfried und Palas sowie Schnitt N–S<br />
durch die beiden Türme, Massstab 1:300.<br />
6: Worb, Schloss, schematische Isometrie der 1472 erbauten,<br />
Bergfried und Palas mit ihren unterschiedlichen Niveaus<br />
gemeinsam erschliessenden Treppe, Massstab 1:60.<br />
38
Dacherker des Bergfrieds betrifft,<br />
so ist klar feststellbar, dass ihre<br />
prächtigen, stabwerküberflochtenen<br />
Konsolen nachträglich in das<br />
saubere Kranzgesims eingesetzt<br />
worden sind, am ehesten<br />
1470/90. 25 Ihre hölzernen Aufbauten,<br />
die Türmchen selbst, sind<br />
natürlich nach 1535 wiederhergestellt<br />
worden. Zusammen mit<br />
den Helmstangen verleihen sie<br />
den gewaltigen Dächern jenen,<br />
im späten 15.Jahrhundert geschätzten,<br />
spielerisch-malerischen Aspekt,<br />
der ein Charakteristikum des<br />
Worber Schlosses ist (Abb. 4).<br />
Von den Ergänzungen und Ausbauten<br />
nach 1535 sei hier wenigstens<br />
die Küche erwähnt, die wie kaum<br />
anderswo im Zustand des frühen<br />
16. Jahrhunderts erhalten geblieben<br />
ist und damit wohl auch wesentlichen<br />
Aufschluss über bernische<br />
Herrschaftsküchen im Spätmittelalter<br />
generell gibt (Abb. 11).<br />
Die Schlossküche im Südostviertel<br />
des Palas-Eingangsgeschosses wird<br />
von einem (wohl 1536 aufgrund<br />
der üblen Erfahrung) eingezogenen<br />
Kreuzgratgewölbe überdeckt und<br />
enthält, ausgespart in der gewaltigen<br />
Mauerdicke, den Schüttstein,<br />
versehen mit spätgotischer Lampenkonsole.<br />
Gegenüber trägt ein<br />
Rundpfeiler aus Sandstein den annähernd<br />
3 Meter (zu) weit gespannten,<br />
1536 datierten Sandsteinsturz<br />
des monumentalen Küchenkamins<br />
mit Feuertisch und «Potager».<br />
Schloss Worb ist, zusammenfassend,<br />
für dreierlei Phänomene<br />
mustergültig: Wie kein zweiter<br />
Bau in unserem Betrachtungskreis<br />
verkörpert es den Hang der spätmittelalterlichen<br />
Führungsschicht,<br />
bevorzugten Grundbesitz mit<br />
Herrschaftsrechten zu sammeln<br />
und zu erwerben und als äusseres<br />
Zeichen die Herrschaftsbauten wiederherzustellen,<br />
zu vergrössern und<br />
zu verschönern. Damit lenkten<br />
die Neuaufsteiger Diesbach einen<br />
Teil des Glanzes, der vom hochmittelalterlichen<br />
Adel ausging, auf<br />
sich selbst. Mit dem Erwerb der<br />
Kirchenrechte der Pfarrkirche gelang<br />
es den Diesbach 1516, ihren<br />
«Kleinstaat», dessen Privilegien<br />
im Twingherrenstreit hartnäckig<br />
verteidigt wurden, auch auf den<br />
geistlichen Bereich auszudehnen.<br />
Wie kein zweiter Bau zeigt aber<br />
Worb auch, dass hohe Türme und<br />
Eck-Erker Wehrhaftigkeit bloss<br />
vorspiegeln, da die Mauerschalen<br />
dünn und die Türmchen hölzern<br />
sind. Ziel war ein malerischer, ans<br />
goldene Zeitalter des Ritterwesens<br />
7: Worb, Schloss, Treppenturmportal im Zugangsgeschoss<br />
mit ausschwingender Freitreppe; Detail:<br />
Türsturz datiert 1472 mit Wappen von Diesbach<br />
zwischen Sonnenrädern.<br />
39
8: Worb, Schloss, konvexe Stufenbildung der<br />
Wendeltreppe von 1472.<br />
9: Worb, Schloss, Treppenturm, Austrittsportal<br />
1. Obergeschoss, 1472.<br />
11: Worb, Schloss, Küche, Kamin von 1536 mit Feuertisch und «Potager». Der Holzpfosten rechts als Stütze<br />
des geborstenen Sturzes nachträglich eingefügt.<br />
10: Worb, Schloss, Treppenturm, Austrittsportal<br />
1. Obergeschoss, 1472, Konsolplastiken.<br />
erinnernder Gesamteindruck: Burgen-<br />
und Ritterromantik im<br />
«Herbst des <strong>Mittelalter</strong>s». Wie<br />
kein anderes Bauwerk belegt Worb<br />
schliesslich, dass die Unbequemlichkeit<br />
der Burg verlassen werden<br />
sollte; mit der Treppenanlage werden<br />
Züge zelebriert, die Erschliessungskomfort<br />
und Repräsentation<br />
kombinieren. Worb ist ein Meilenstein<br />
von der Burg zum Schloss.<br />
«Hübsche adelige Kleinode»<br />
Ludwig von Diesbach († 1527)<br />
nennt in seinen autobiographischen<br />
Aufzeichnungen Landshut ein<br />
«hubsch adelych chleynett» 26 . Er übernahm<br />
1479 von den Ringoltingen<br />
dieses schöne Wasserschloss samt<br />
Herrschaft; vom heutigen Bestand<br />
gehen einzelne Teile der Ringmauer<br />
und eine «Pfefferbüchse»<br />
(= Schiesserker) ins Spätmittelalter<br />
zurück, während die eigentlichen<br />
Gebäude im 17. und 18. Jahrhundert<br />
erneuert worden sind. Dass<br />
die Diesbach auch in Signau und<br />
Brandis emsig gebaut haben, ist<br />
erwiesen; was sie gebaut haben, ist<br />
jedoch nach dem Untergang dieser<br />
Schlösser aufgrund der alten Bildquellen<br />
nur schwer zu beurteilen.<br />
Umso besser ist Holligen bei Bern<br />
erhalten: Der annähernd quadra-<br />
40
tische Wohnturm hat sein hohes,<br />
auf 1509 dendrodatiertes Walmdach<br />
– à la Worb – und seine gleichzeitig<br />
entstandenen Ecktürmchen<br />
bewahrt – verändert ist die Befensterung,<br />
verloren sind bis auf Reste<br />
die Inneneinrichtungen, die ursprüngliche<br />
Erschliessung (ein Laubenwerk?)<br />
und die Ummauerung<br />
mit ihren putzigen Ecktürmchen.<br />
Holligen vertritt mustergültig den<br />
Typus des rechteckigen bis quadratnahen<br />
donjonartigen Wohnturms,<br />
dessen kubisch-exakte<br />
Grundform mit dem mächtigen,<br />
am Fuss leicht aufgeschobenen,<br />
aber vorsprunglos auf dem markanten<br />
Kranzgesims ruhenden Walmdach<br />
27 stark betont ist. Derartige<br />
repräsentative Wohntürme entstanden<br />
im 15. und frühen<br />
16. Jahrhundert auch in Reichenbach<br />
bei Bern, in Spiez, Burgistein,<br />
Toffen, Belp, Bümpliz, Jegenstorf,<br />
Münsingen und wohl auch auf<br />
Brandis und Signau und anderswo.<br />
Ihre Vorläufer sind spätromanische<br />
Donjons, doch ist die Wiederaufnahme<br />
des Bautypus, wie er in<br />
monumentaler Form in unserer<br />
Gegend in Thun und Burgdorf<br />
zu finden ist, kaum auf direktem<br />
Weg geschehen. Vielmehr ist diese<br />
kubisch-einprägsame Schlossform<br />
aus dem savoyisch-burgundischen<br />
Westen übernommen worden, wo<br />
sie im späten 14. und in der ersten<br />
Hälfte des 15. Jahrhunderts beidseits<br />
der Alpen auftritt. 28 Nach<br />
einer kurzen Übergangsphase erlöscht<br />
diese Bauform in der Mitte<br />
des 16. Jahrhunderts, um für<br />
mehr als hundert Jahre den aus<br />
bäuerlichen Wurzeln entstandenen<br />
Krüppelwalmdachbauten das Feld<br />
zu überlassen. 29 Interessante Mischund<br />
Übergangsformen wie jene der<br />
Steffisburger «Höchhüser» müssen<br />
hier beiseite gelassen werden.<br />
Die Wertschätzung und der Aufwand,<br />
welche die privaten Herrschaftsherren<br />
ihren Landschlössern<br />
angedeihen liessen, finden eine<br />
bemerkenswerte Parallele in der<br />
Bautätigkeit, welche die Stadt Bern<br />
in den Schlössern betrieb, die im<br />
Laufe des 13., 14. und 15. Jahrhunderts<br />
in ihren Besitz gelangt waren<br />
und als Landvogteisitze dienten.<br />
Das darf nicht verwundern, bekleideten<br />
doch wichtige private Herrschaftsherren<br />
oft gleichzeitig einflussreiche<br />
öffentliche Ämter. Zudem<br />
nahm Bern im Laufe des<br />
15. Jahrhunderts zunehmend wahr,<br />
dass die Stadt eine besondere<br />
Stellung im Aare-Saane-Raum einnahm<br />
und entwickelte folgerichtig<br />
eine Art Staatsbewusstsein. Für<br />
die äussere Präsentation dieser<br />
Stellung und der damit verbundenen<br />
Macht, aber auch als Zeichen,<br />
dass Bern selbst die Nachfolge<br />
der wichtigsten Adelsgeschlechter<br />
– Zähringer, Kyburger,<br />
Habsburger, Neuenburg-Nidau,<br />
Savoyen – angetreten hatte, eigneten<br />
sich deren Schlösser, neu versehen<br />
mit den bernischen Standesinsignien,<br />
hervorragend. Kaum<br />
wahrgenommen wurde bisher, dass<br />
Bern im 15. Jahrhundert in seinen<br />
Schlössern eine, erst in Umrissen<br />
greifbare Ausbau- und Restaurierungstätigkeit<br />
betrieb, die nicht<br />
nur für die Erhaltung der Monumente<br />
ausschlaggebend war, sondern<br />
durchaus auch wesentliche<br />
gestalterische Züge festlegte, die<br />
bis auf den heutigen Tag diese<br />
Bauten prägen.<br />
Seit wenigen Monaten wissen wir,<br />
dass die so überaus bezeichnende<br />
Bekrönung des Donjons von Thun<br />
mit seinem enormen Walmdach<br />
und den polygonalen Eckrisalitaufsätzen,<br />
den Türmchen, eine<br />
bernische Wiederherstellung und<br />
Ausformulierung einer Situation<br />
ist, die bereits um 1250 bildlich<br />
überliefert ist. Bern hat zwischen<br />
1430 und 1436 die Türmchen –<br />
als Ersatz hölzerner (?) Vorgänger –<br />
in Tuffstein den massiven zähringischen<br />
Eckrisaliten aufgesetzt<br />
und zusammen mit dem vollständig<br />
erneuerten Walmdach<br />
ihre Spitzhelme aufgerichtet<br />
(Abb. 12). 30 In ähnlicher Weise<br />
hatte Bern um 1395 das Walmdach<br />
auf dem Palas des Schlosses Laupen<br />
erneuert und in der Mitte des<br />
15. Jahrhunderts den grossen, den<br />
ganzen Grundriss einnehmenden<br />
Rittersaal unter Einzug einer neuen<br />
Balkendecke restauriert. 31 Eine<br />
ähnliche Gesamtüberholung dürfte<br />
wohl der Palas des Schlosses Burg-<br />
dorf um 1430/33 erfahren haben. 32<br />
Schliesslich ist auch der Wiederaufbau<br />
des Schlosses Aigle zu nennen,<br />
wo Bern 1482–88 den Hauptturm<br />
(wieder?) aufgeführt hat.<br />
Weitere derartige Arbeiten dürften<br />
anderswo, auch im Aargau, festgestellt<br />
werden. Sie heben sich als<br />
repräsentative Gesten recht markant<br />
von den eigentlichen Befestigungsarbeiten<br />
ab, welche die Stadt<br />
Bern in wichtigen Grenzburgen<br />
vornahm. Zu nennen ist etwa der<br />
Bau der Flankierungstürme im<br />
Schloss Nidau, der Ausbau von<br />
Wimmis und der Neubau des<br />
Hauptturmes im Schloss Erlach<br />
um 1495, der, allerdings mit ungleich<br />
grösserer Mauerstärke von<br />
4,5 Metern, im Typus den Türmen<br />
der um 1468/70 durchgeführten<br />
Verstärkungsarbeiten des Berner<br />
Westgürtels entspricht. 33 Ganz von<br />
Elementen frei, welche Wehrhaftigkeit<br />
bloss vortäuschen, ist auch<br />
dieser ungemein massive und mit<br />
15 Metern Höhe «modern» gedrungene<br />
Turm nicht, ist doch<br />
die Pechnase über dem Hocheingang<br />
blosses Blendwerk. Effektive<br />
und gespielte Wehrhaftigkeit sind<br />
nicht klar zu scheiden – dies gilt<br />
wohl für viele der malerischen spätmittelalterlichen<br />
Wehrvorrichtungen;<br />
sie waren es wohl auch für den<br />
Zeitgenossen nicht (Abb. 13).<br />
12: Thun, Schloss, hausteinerne, unten runde,<br />
im obersten Geschoss polygonale Türmchenaufsätze<br />
und Walmdach anstelle einfacherer Abschlüsse,<br />
um 1430/36 durch den Stand Bern erbaut.<br />
41
13: Erlach, Schloss, Hauptturm, erbaut in den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts, Sockel, Kalkstein.<br />
Holligen, Schloss, Wohnturm, erbaut um 1509, Eckverband, Sandstein. Im späten 15. und im frühen 16. Jahrhundert tauchen «romanisierende» Elemente<br />
in der gebauten und gemalten Architektur, aber auch in der Formierung von Bossenquadern auf.<br />
Résumé<br />
A partir du XIV e siècle, le déclin<br />
de l’ancienne haute noblesse ainsi<br />
que celui de la noblesse des ministériaux<br />
eut pour conséquence l’essor<br />
économique et social des citoyens<br />
non aristocratiques de la ville de<br />
Berne. Le signe extérieur de cet<br />
essor est visible dans le remaniement<br />
des armoiries de famille<br />
destiné à cacher des origines non<br />
nobles. Mais, plus encore que ces<br />
symboles, ce fut la possession de<br />
propriétés foncières munies de privilèges<br />
qui fut la plus convoitée.<br />
La décadence de la noblesse au<br />
Moyen Age tardif ayant entraîné<br />
la disparition de la seigneurie traditionnelle,<br />
différentes parties du<br />
territoire furent alors rachetées<br />
par des familles ambitieuses décidées<br />
à constituer une nouvelle seigneurie.<br />
Ces familles firent alors preuve de<br />
manière ostentatoire de leur état de<br />
noblesse nouvellement acquis en<br />
transformant les châteaux-forts en<br />
châteaux résidentiels. A cet égard,<br />
le château de Worb constitue un<br />
bon exemple.<br />
L’histoire du château de Worb est<br />
encore inexplorée, toutefois un<br />
relevé de plans de 1997 permet<br />
de formuler quelques hypothèses.<br />
La disposition d’origine du mur<br />
d’enceinte, du donjon, de la partie<br />
résidentielle et du beffroi sont<br />
sans doute antérieures au XV e<br />
siècle. A défaut de parties de<br />
construction clairement datables<br />
l’ensemble ne peut qu’être daté<br />
de manière générale au XII e ou<br />
XIII e siècle.<br />
En 1472, on construisit dans l’angle<br />
entre le donjon et la partie résidentielle<br />
un escalier à colimaçon<br />
qui relia dans tous les étages les<br />
pièces de la partie résidentielle avec<br />
les salles aménagées dans le donjon.<br />
D’une manière tout à fait patente<br />
le château-fort médiéval est donc<br />
«désarmé», et l’accès au donjon<br />
indépendant et haut placé abandonné.<br />
Cet escalier fait du châteaufort<br />
de Worb un château représentatif<br />
et bien au delà de la région<br />
de Berne il est considéré par les<br />
historiens de l’art comme un jalon<br />
conduisant à l’escalier de représentation<br />
autonome des XVI e et XVII e<br />
siècles.<br />
Mais l’engouement pour les châteaux-forts<br />
manifesté par les familles<br />
seigneuriales engendra aussi une<br />
vive activité de construction de la<br />
part de la ville de Berne. Ainsi des<br />
châteaux-forts qui entrèrent aux<br />
du XIII e – XV e siècles en possession<br />
de la ville de Berne en tant que<br />
sièges de bailliages furent-ils transformés<br />
et aménagés au XVI e siècle.<br />
Voilà une des raisons pour laquelle<br />
tant des châteaux-forts du Moyen<br />
Age sont encore aujourd’hui des<br />
monuments bien conservés.<br />
Riassunto<br />
(Armida Totti, Grenchen)<br />
Il decadimento della nobiltà alta e<br />
ministeriale permise a partire dal<br />
XIV sec. ai cittadini non nobili<br />
della città di Berna un’ascesa in<br />
campo economico e sociale. Una<br />
prova tangibile di questo sviluppo<br />
economico e sociale è la modifica<br />
degli stemmi da parte di alcune<br />
famiglie il cui scopo è quello di<br />
celare la loro origine plebea. Un<br />
fattore ancora più agognato di<br />
42
questi simboli è costituito dal privilegio<br />
della proprietà fondiaria<br />
garantita con tutti i diritti legati<br />
ad essa. La decadenza della vecchia<br />
nobiltà ha portato nel corso del<br />
Tardomedioevo ad una ampia dissoluzione<br />
delle signorie. Ciò ha<br />
permesso alle famiglie allora emergenti<br />
di acquistare in maniera determinata<br />
varie «parti» di signorie<br />
con lo scopo di assemblarle e di<br />
creare così una nuova proprietà<br />
fondiaria. Il predominio raggiunto<br />
da parte di queste famiglie viene<br />
messo in risalto con la trasformazione<br />
di castelli medievali in residenze<br />
signorili. Come esempio si<br />
può citare il Castello di Worb.<br />
Finora non è stato ancora fatto<br />
uno studio approfondito sullo sviluppo<br />
architettonico del Castello<br />
di Worb, tuttavia grazie ad un<br />
rilevamento planimetrico fatto nel<br />
1997 è perlomeno possibile formulare<br />
alcune ipotesi. La disposizione<br />
del muro di cinta, del mastio,<br />
dell’edificio residenziale e della<br />
torre di difesa risale indubbiamente<br />
ad un periodo antecedente<br />
il XV secolo. A causa della scarsità<br />
di elementi architettonici<br />
dell’edificio chiaramente databili,<br />
la costruzione può venire generalmente<br />
attribuita al XII o al<br />
XIII secolo.<br />
Nell’angolo formato dal mastio e<br />
dall’edificio residenziale venne costruita<br />
nel 1472 una scala a chiocciola,<br />
la quale collega su tutti i piani<br />
i locali dell’edificio residenziale con<br />
le sale arredate del mastio. Questo<br />
elemento funge quasi da simbolo<br />
di «disarmamento» del castello<br />
medievale, dato che priva il mastio<br />
della sua funzione di edificio indipendente<br />
con entrata sopraelevata.<br />
Questa gabbia della scala fa del<br />
Castello di Worb un edificio rappresentativo<br />
e funge da pietra miliare<br />
nell’ambito storico-artistico<br />
che si protrae anche oltre la regione<br />
bernese e spiana la via per la scala<br />
rappresentativa autonoma del XVI<br />
e XVII secolo. L’apprezzamento per<br />
queste residenze di campagna da<br />
parte delle singole famiglie signorili<br />
servì anche da esempio per la<br />
città di Berna, in cui si potè assistere<br />
ad un vero e proprio «boom» nel<br />
campo dell’edilizia. Castelli medievali,<br />
che tra il XIII–XVI finirono<br />
sotto il dominio di Berna con funzione<br />
di residenze dei balivi, nel<br />
XVI sec. vennero gradualmente<br />
ampliati e ristrutturati. È da attribuire<br />
a questo sviluppo architettonico<br />
che nella regione di Berna si<br />
siano conservati fino ad oggi monumenti<br />
come i castelli medievali.<br />
(Christian Saladin, Origlio/Basilea)<br />
Anmerkungen<br />
1<br />
Das Phänomen anschaulich beschrieben von<br />
François de Capitani, Adel, Bürger und Zünfte<br />
im Bern des 15. Jahrhunderts. Schriften der<br />
Berner Burgerbibliothek 16 (Bern 1982).<br />
Generell: Eduard von Rodt, Standes- und<br />
Wappenwesen der bernischen Familien.<br />
Neues Berner Taschenbuch 1896, 1–71. Der<br />
hier vorliegende Aufsatz geht aus von Jürg<br />
Schweizer, Burgen, Schlösser und Landsitze.<br />
Illustrierte Berner Enzyklopädie 3: Siedlung<br />
und Architektur im Kanton Bern (Wabern<br />
1987) 80–109.<br />
2<br />
Stammbuch von Diesbach, hier zitiert nach<br />
Urs M. Zahnd, Die autobiographischen<br />
Aufzeichnungen Ludwig von Diesbachs. Studien<br />
zur spätmittelalterlichen Selbstdarstellung<br />
im oberdeutschen und schweizerischen<br />
Raume. Schriften der Berner Burgerbibliothek<br />
17 (Bern 1986) 139.<br />
3<br />
De Capitani 1982 (wie Anm. 1) 44f. und<br />
Abb. 3.<br />
4<br />
De Capitani 1982 (wie Anm. 1) 44f.<br />
5<br />
Heinrich Türler, Über den Ursprung der<br />
Zigerli von Ringoltingen und über Thüring<br />
von Ringoltingen. Neues Berner Taschenbuch<br />
1902, 263–276.<br />
6<br />
Siehe z.B. die Darstellung der Gerichtsszene<br />
im Twingherrenstreit in der Berner Chronik<br />
des Diebold Schilling, abgebildet bei De<br />
Capitani 1982 (wie Anm. 1) Frontispiz.<br />
7<br />
Marcel Strub, Les monuments d’art et d’histoire<br />
du canton de Fribourg 3: la ville de<br />
Fribourg (Bâle 1959) 321ff.<br />
8<br />
1997 durch Abgüsse ersetzt, Originale im<br />
Schloss Landshut.<br />
9<br />
Literatur zur Familie von Diesbach: Karl<br />
Stettler, Ritter Niklaus von Diesbach, Schultheiss<br />
von Bern, 1430–1475 (Bern 1924).<br />
Franz Moser, Ritter Wilhelm von Diesbach,<br />
Schultheiss von Bern, 1442–1517 (Bern<br />
1930). Zahnd 1986 (wie Anm. 2).<br />
10<br />
Wolf Maync, Bernische Wohnschlösser. Besitzesgeschichte<br />
(Bern 1979) 50.<br />
11<br />
Die Berner Chronik des Valerius Anshelm,<br />
hrsg. vom Historischen Verein des Kantons<br />
Bern, 6 Bände (Bern 1884–1901), Bd. IV,<br />
241.<br />
12<br />
Beobachtungen und baugeschichtliche Analysen<br />
anlässlich der Partialerneuerungen der<br />
letzten 40 Jahre sind nicht gemacht worden.<br />
Erste baugeschichtliche Schlüsse suchte der<br />
Verfasser im Rahmen des Kunstführers durch<br />
die Schweiz Band 3 (Wabern 1982) und im<br />
Kunstführer Emmental (Bern 1982).<br />
13<br />
Verformungsgerechte Gesamtaufnahmen für<br />
die kantonale Denkmalpflege im Rahmen<br />
eines Beschäftigungsprogrammes unter der<br />
Leitung von A. Spieler und H. Schuler durch<br />
Manfred Dähler, Heinz Niklaus und Stefan<br />
Oesch.<br />
14<br />
Sofern man das Eingangsgeschoss, das immerhin<br />
knapp 4 Meter über dem Schlosshofniveau<br />
liegt, als Erdgeschoss bezeichnet. Darunter<br />
befindet sich im Palas ein im 17. Jh. eingetiefter<br />
Keller, unter dem Bergfried ist kein Hohlraum<br />
zugänglich.<br />
15<br />
Selbstredend ist davon auszugehen, dass der<br />
Bergfried schon vorher höher aufgeführt war.<br />
16<br />
Stammbuch, nach Stettler 1924 (wie Anm. 9)<br />
Anm. 56. Ferner Maync 1979 (wie Anm. 10)<br />
50.<br />
17<br />
Vgl. dazu Stettler 1924 (wie Anm. 9) 13f.<br />
Den bezeichnenden Vorgang, die (abwesenden)<br />
Miteigentümer durch grosse Investitionen<br />
in Bedrängnis zu bringen und ihnen<br />
ihren Anteil danach abzunehmen, wiederholten<br />
die von Diesbach in Signau.<br />
18<br />
Armand Baeriswyl weist auf die Kartause<br />
auf Thorberg hin (nach 1400). Zur Siechenkapelle:<br />
Jürg Schweizer, Die Kunstdenkmäler<br />
des Kantons Bern. Land 1: Stadt Burgdorf<br />
(Basel 1985) 448f. Zu vergleichen ferner<br />
die Haldensperrmauer zum Blutturm des<br />
spätmittelalterlichen Westgürtels in Bern,<br />
um 1468/70.<br />
19<br />
«post nubila Phoebus».<br />
20<br />
Ob die Bodenniveaus in den beiden Türmen<br />
beim Wiederaufbau nach dem Brand 1535<br />
verändert worden sind, ist nicht klar.<br />
21<br />
Die kunstgeschichtliche Einordnung der<br />
Figuren steht aus; offensichtlich gehören<br />
sie nicht in den Umkreis von Erhard Küng.<br />
Der obere Abschluss der Treppe im 2. Stock<br />
dürfte beim Brand 1535 beschädigt worden<br />
sein und ist heute Fragment. Anderswo zeigen<br />
sich Brandspuren.<br />
22<br />
Vgl. dazu Jean Mesqui, Châteaux et enceintes<br />
de la France médiévale 2: La résidence et les<br />
éléments d’architecture (Paris 1993) 162ff.<br />
Im bernischen Raum gibt es in der Mauer<br />
ausgesparte oder wenig vortretende Wendeltreppen<br />
im Burgenbau seit dem 13. Jh. (Burgdorf,<br />
Aarwangen). Die Autonomie der Treppen<br />
in Bern wird im Sakralbau vorbereitet –<br />
Südwesttreppe des Westbaus des Münsters<br />
in der Erlach-Ligerz-Kapelle um 1455, in der<br />
Gerbernkapelle um 1470. Konservativer die<br />
Treppenanlagen spätmittelalterlicher Schlösser<br />
der Westschweiz: Vufflens, St-Maire in<br />
Lausanne, Illens.<br />
23<br />
Die Fenstergewände sind z.T. mit Jahreszahlen<br />
1535ff. datiert, die nichtdatierten<br />
können aber nicht ohne weiteres der älteren<br />
Phase zugeschrieben werden. Offensichtlich<br />
sind die Fenster nach 1535 vermehrt worden.<br />
24<br />
Es überliefert damit die Grundform der 1535<br />
abgebrannten Dächer der zwei Türme.<br />
25<br />
Die stabwerküberflochtenen Konsolen stehen<br />
jenen am Christoffelvorwerk und am Golatenmattor<br />
des Berner Westgürtels sehr nahe,<br />
während der Erkerfuss am Palas einen älteren<br />
Typus verkörpert.<br />
26<br />
Zahnd 1986 (wie Anm. 2) 70.<br />
27<br />
Das rundum laufende Klebdach unterhalb<br />
des Kranzgesimes ist eine die Fassade zwar<br />
wirkungsvoll schützende, jedoch verunklärende<br />
Zutat wohl des 18. Jh.s.<br />
28<br />
Zu erwähnen die Schlösser St-Maire in Lausanne,<br />
Châtelard bei Montreux, die Maison du<br />
Prieur in Romainmôtier und der Wohntrakt<br />
43
von Vufflens. Zu diesen und der Filiation<br />
vgl. Marcel Grandjean, Le château de Vufflens.<br />
Grand monuments d’art. In: François<br />
Forel-Baenziger/Marcel Grandjean, Le château<br />
de Vufflens. Bibliothèque Historique<br />
Vaudoise 110 (Lausanne 1996) 268ff.<br />
29<br />
Die Entwicklung im gesamtschweizerischen<br />
Raum unter besonderer Berücksichtigung<br />
der Ostschweiz schildern Christian Renfer/<br />
Eduard Widmer, Schlösser und Landsitze der<br />
Schweiz (Zürich 1985) 14f. und Christian<br />
Renfer, Zur Typologie des privaten Herrschaftsbaus<br />
in der Eidgenossenschaft seit der<br />
frühen Neuzeit (1450–1700). Zeitschrift für<br />
Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte<br />
50, 1993, 13–24.<br />
30<br />
Zusammenfassung erster Ergebnisse der in<br />
Gang gekommenen Bauforschung des Thuner<br />
Donjons in den Presseunterlagen des Verfassers<br />
vom April 1997.<br />
31<br />
Vgl. einstweilen Beitrag des Verfassers in<br />
Fritz Tanner/Jürg Schweizer, Schloss Laupen,<br />
Schlossfels Laupen. Bericht über die<br />
Sanierungsarbeiten 1983–1989. Baudirektion<br />
des Kantons Bern, Hochbauamt 4<br />
(Bern 1989).<br />
32<br />
Schweizer 1985 (wie Anm. 18) 86. Die Form<br />
des Kranzgesimses des Palas spricht für eine<br />
spätgotische Erneuerung des Dachfusses. Die<br />
bernischen Arbeiten des 15. Jh.s können<br />
dereinst bei einer Putzerneuerung des Palas<br />
besser erfasst werden.<br />
33<br />
Zu Erlach jetzt Andres Moser, Die Kunstdenkmäler<br />
des Kantons Bern, Land 2: Amtsbezirk<br />
Erlach, der Amtsbezirk Nidau, 1. Teil<br />
(Basel 1998) 68f. und 71f.<br />
Adresse des Autors:<br />
Dr. Jürg Schweizer<br />
Denkmalpflege des Kantons Bern<br />
Münstergasse 32<br />
3011 Bern<br />
44
Bern oder Burgdorf:<br />
Wem gebührt die «Krone Burgunds»?<br />
Einige Überlegungen zur Gründung und Frühgeschichte von Burgdorf<br />
von Armand Baeriswyl, Bern<br />
Spätestens 1536 war Bern als<br />
grösster Stadtstaat im nordalpinen<br />
Europa unbestreitbar das Zentrum<br />
des regnum Burgund. Dieser Teil<br />
des Heiligen Römischen Reiches<br />
Deutscher Nation zwischen Jura,<br />
Reuss und Alpen war im 12. und<br />
frühen 13. Jahrhundert massgeblich<br />
vom Hochadelsgeschlecht der<br />
Zähringer mitgeprägt worden, den<br />
sie im Auftrag der deutschen<br />
Könige verwalteteten. Sie sind<br />
auch die Gründer der Stadt Bern.<br />
War Bern also die Krone Burgunds<br />
sozusagen bereits in die Wiege<br />
gelegt? Wie steht es mit den anderen<br />
Städten der Region, mit Thun,<br />
Moudon, Freiburg/Ue., Solothurn<br />
und – das soll uns im Folgenden<br />
interessieren – wie steht es mit<br />
Burgdorf?<br />
1: Burgdorf Vedute von Matthäus Merian, 1638. Deutlich ist die topographische Disposition der Stadt<br />
und ihrer Siedlungsteile zu erkennen: Auf dem höchsten Punkt thront vor dem Alpenpanorama die vieltürmige<br />
Burg, darunter der Alte Markt. Auf der zweiten Anhöhe liegt die im späten 15. Jahrhundert neu erbaute<br />
Pfarrkirche. Dazwischen liegt die Oberstadt und zu ihren Füssen, in der Emmeniederung, die Erweiterung<br />
«Holzbrunnen».<br />
Die Entstehung und<br />
Entwicklung von Burgdorf<br />
im <strong>Mittelalter</strong><br />
Burgdorf ist heute eine beschauliche<br />
Kleinstadt am Eingang ins<br />
Emmental. 1 Sie galt lange als<br />
eine der klassischen zähringischen<br />
Gründungsstädte mit den verschiedenen<br />
Requisiten der älteren<br />
Stadtplanforschung wie Gassenkreuz<br />
und spindelförmigem Gassenmarkt.<br />
2 Burgdorf ist seit 1984<br />
einer der Schwerpunkte der kantonalbernischen<br />
<strong>Mittelalter</strong>archäologie.<br />
3 Die Stadt steht ausserdem<br />
im Zentrum einer an der Universität<br />
Zürich entstandenen Dissertation<br />
des Schreibenden zu Fragen<br />
von Stadtwachstum, Vorstadt und<br />
Stadterweiterung. 4 Sie wird im<br />
Herbst dieses Jahres als Band 30<br />
der Schweizerischen Beiträge zur<br />
Archäologie und Kulturgeschichte<br />
des <strong>Mittelalter</strong>s erscheinen.<br />
Das Emmental weitet sich bei<br />
Burgdorf zu einer breiten<br />
Schwemmebene und mündet dann<br />
ins Mittelland. Aus der Flussebene<br />
ragt ein markanter, auf drei Seiten<br />
beinahe senkrecht abfallender<br />
Sandsteinfelsen auf, der Schlosshügel,<br />
an den von Westen ein<br />
Moränenzug stösst. Der Ort liegt<br />
an der Grenze des Altsiedellandes:<br />
Das Gebiet emmeaufwärts scheint<br />
früh- bzw. hochmittelalterliches<br />
Rodungsgebiet zu sein 5 , während<br />
das Mittelland nördlich, östlich<br />
und westlich von Burgdorf dicht<br />
besetzt ist mit Überresten römischer<br />
Gutshöfe. In Burgdorf selbst<br />
sind Münzen bisher die einzigen<br />
Spuren dieser Epoche. Aus dem<br />
frühen <strong>Mittelalter</strong> gibt es lediglich<br />
zwei Fundstellen im Gebiet der<br />
heutigen Stadt, zum einen das Reihengräberfeld<br />
Gsteig, welches aufgrund<br />
von einzelnen geborgenen<br />
Beigaben in das späte 7. Jahrhundert<br />
zu datieren ist, und zum<br />
Zweiten ein Erdwerk auf der<br />
Gisnauflue, welches wohl ins Frühmittelalter<br />
gehört.<br />
Hochmittelalterliche präurbane<br />
Siedlungen auf dem<br />
Areal der nachmaligen Stadt<br />
Burgdorf entwickelte sich an<br />
einem Kreuzungspunkt verschiedener<br />
Strassen, welche dort die<br />
Emme überquerten. 6 Nach dem<br />
Zeugnis der Schriftquellen erhob<br />
sich auf dem Schlosshügel mindestens<br />
seit dem 11. Jahrhundert<br />
eine Burg im Besitz der Rheinfelder<br />
Grafen, welche im Jahr 1090<br />
an das Haus Zähringen ging. Besondere<br />
strategische Bedeutung erlangte<br />
die Burg mit der Verleihung<br />
des Rektorenamts über Reichsburgund<br />
an Herzog Konrad im Jahr<br />
1127. 7 Die Burg, welche sich vor<br />
1200 auf dem Schlossfelsen erhob,<br />
ist – bis auf das Sockelgeschoss<br />
des Torturmes? – vollständig verschwunden,<br />
und archäologische<br />
Bodenuntersuchungen fehlen bisher<br />
(Abb. 2.1). 8<br />
Vor der Burg lag auf halber Höhe<br />
ein Plateau. Dort befand sich seit<br />
45
2: Die Gründungsstadt Burgdorf<br />
1 Burg<br />
2 burgus «Alter Markt»<br />
3 Gründungsstadt mit der Kirche in der Nordwestecke<br />
4 Gewerbesiedlung «Holzbrunnen».<br />
unbekannter Zeit eine Siedlung<br />
(Abb. 2.2). Archäologische Überreste<br />
von in den Fels gehauenen<br />
Kellergruben lassen sich aufgrund<br />
der Funde – wenn auch mit Vorsicht<br />
– in das 12. Jahrhundert<br />
datieren. 9 Diese Siedlung wurde<br />
1175 in einer Urkunde Burtorf<br />
genannt und von zähringischen<br />
Ministerialen bewohnt, hatte also<br />
die Funktion einer Burgmannensiedlung.<br />
Ausserdem besass sie<br />
wohl einen Markt; das lässt<br />
sich zumindest aus der seit<br />
dem 14. Jahrhundert belegten<br />
Bezeichnung Alter Markt für das<br />
Areal schliessen. Dieses präurbane<br />
Burgdorf kann damit wohl als<br />
burgus oder suburbium bezeichnet<br />
werden, als Siedlung nichtagrarischen<br />
Charakters im unmittelbaren<br />
topographischen Anschluss<br />
an eine Burg, deren Bewohner<br />
rechtlich von der Burg abhingen. 10<br />
Zu Füssen der Burg gab es eine<br />
zweite Siedlung, deren Beginn<br />
ebenfalls unbekannt ist. Unmittelbar<br />
neben dem Übergang der<br />
Landstrasse über einen Nebenarm<br />
der Emme wurden Spuren von<br />
handwerklicher Tätigkeit aufgedeckt,<br />
die in die erste Hälfte des<br />
12. Jahrhunderts zu datieren sind<br />
(Abb. 2.4). 11 Diese Siedlung wurde<br />
1276 mit den Worten in loco dicto<br />
Holzbruonne juxta Burctorf erstmals<br />
genannt. 12 Es dürfte sich dabei<br />
um eine von der Burg abhängige<br />
Gewerbesiedlung handeln, welche<br />
zur Nutzung der Wasserkraft am<br />
Bach angelegt worden war.<br />
Die Stadtgründung<br />
Um 1200 veränderte sich die Situation<br />
schlagartig. Herzog Bertold<br />
V. von Zähringen liess auf<br />
dem Schlossfelsen in einem Zug<br />
und nach einheitlichem Baugedanken<br />
eine grosse und repräsentative<br />
mehrteilige Burganlage errichten<br />
mit einem mächtigen viergeschossigen,<br />
donjonartigen Saalgeschosshaus<br />
als Hauptbau, einem Bergfried<br />
und einem in unserem Raum<br />
seltenen Hallenbau nach dem<br />
Vorbild der normannischen halls<br />
(Abb. 2.1, Abb. 6). 13 Bemerkenswert<br />
ist auch das Baumaterial, bestanden<br />
doch die drei Grossbauten<br />
aus dem in unserer Gegend damals<br />
noch unbekannten Backstein. 14<br />
Gleichzeitig mit dem Bau der Burg<br />
gründete Bertold eine Stadt. 15 Der<br />
Name Burtorf und das Marktrecht<br />
gingen dabei offenbar von der<br />
bestehenden Burgmannensiedlung<br />
an diese neue Stadt über. Diese, die<br />
heutige Oberstadt West, könnte<br />
mit einigem Recht als «Gründungsstadt»<br />
im klassischen Sinn<br />
bezeichnet werden, denn es gibt<br />
bislang an keinem der archäologisch<br />
untersuchten Orte Spuren<br />
von Vorgängerbesiedlung (Abb.<br />
2.3). Der Platz war mit Bedacht<br />
in Bezug zu bereits bestehenden<br />
Siedlungsstrukturen gewählt worden:<br />
So wurde die Gründungsstadt,<br />
die eine Fläche von rund 2,5 ha<br />
46
umfasste, mitten auf die Landstrasse<br />
gesetzt, was Durchgangsverkehr,<br />
ein lebhaftes Marktgeschehen<br />
und Einnahmen vorprogrammierte.<br />
Merkwürdig erscheint auf<br />
den ersten Blick die Tatsache, dass<br />
die Gründungsstadt abgerückt<br />
von der Burg platziert wurde. Vermutlich<br />
ist der Grund darin zu<br />
suchen, dass der einzig repräsentative<br />
Zugang zur Burg im Westen<br />
lag und über den Sattel führte und<br />
dass der Burgherr nicht wünschte,<br />
seine Burg nur durch die Stadt<br />
erreichen oder verlassen zu können.<br />
Man wählte den Standort der Stadt<br />
so geschickt, dass die verschiedenen<br />
Strassen sich vor den Toren vereinigten<br />
und als ein gemeinsamer<br />
Verkehrszug durch die Hauptgasse<br />
der Stadt verliefen. Ausserdem<br />
ermöglichte es diese Lage, eine<br />
Kuppe des Moränenzuges mit einzubeziehen.<br />
Dort, am höchsten<br />
Punkt des Stadtareals, liess Herzog<br />
Bertold die Stadtkirche errichten.<br />
Der archäologisch nachgewiesene<br />
Gründungsbau misst rund 36 m<br />
in der Länge; er ist mit Blick<br />
auf die bescheidene Stadtfläche<br />
auffällig gross (Abb. 1, 7). 16 Er war<br />
offensichtlich von Beginn als Stadtpfarrkirche<br />
angelegt und wurde<br />
als solche benutzt, auch wenn er<br />
kirchenrechtlich bis 1401 Kapelle<br />
blieb.<br />
Wie am westlichen Plateaurand des<br />
Alten Marktes ergrabene Steinbauten<br />
belegen, erfuhr gleichzeitig mit<br />
der Gründung der Stadt und dem<br />
Ausbau der Burg um 1200 und<br />
im frühen 13. Jahrhundert auch<br />
die Ministerialensiedlung einen<br />
Ausbau (Abb. 2.2). 17 Bemerkenswert<br />
ist die Tatsache, dass die Bauformen<br />
im burgus, rückwärtige, im<br />
Grundriss quadratnahe Steinhäuser,<br />
sich markant unterscheiden<br />
von der gleichzeitig entstehenden<br />
Architektur in der Gründungsstadt,<br />
strassenseitigen, giebelständigen<br />
Gebäuden. Die Steinhäuser<br />
auf dem Alten Markt sind als baulicher<br />
Niederschlag der verstärkten<br />
Präsenz der Ministerialen in der<br />
neuen zähringischen Residenz zu<br />
interpretieren.<br />
Damit wird deutlich, dass die<br />
Gründung der Stadt keinesfalls zu<br />
einer Auflassung des Alten Markts<br />
führte, sondern dass die beiden<br />
Siedlungen nebeneinander bestanden.<br />
Die Stadt diente als Marktort,<br />
der burgus nur noch als Burgmannensiedlung.<br />
Die von der<br />
Stadt unterschiedliche Funktion<br />
der Burgsiedlung blieb nicht nur<br />
erhalten, sondern wurde durch<br />
Neubauten akzentuiert. Es ist<br />
also zusammenfassend eine zeitlich<br />
parallele Entwicklung von Gründungsstadt<br />
und burgus als zwei sich<br />
durch Rechtsstellung, Bebauung,<br />
Funktion und Einwohnerschaft<br />
unterscheidende Siedlungen unter<br />
einer gemeinsamen Herrschaft zu<br />
beobachten. Analoge Vorgänge<br />
sind auch in der bestehenden<br />
Gewerbesiedlung Holzbrunnen zu<br />
beobachten. Über den abgebrochenen<br />
Gewerbebauten des 12. Jahrhunderts<br />
wurde wahrscheinlich zur<br />
gleichen Zeit ein Steinbau errichtet,<br />
welcher als Kirche gedeutet<br />
werden kann, da um dieses Gebäude<br />
herum ein Friedhof angelegt<br />
wurde (Abb. 2.4). 18 Er war in der<br />
Zeit um 1240 intensiv in Benützung,<br />
was dafür spricht, dass es<br />
sich bei dieser Kirche nicht um die<br />
Gründungsanlage des ab 1287 an<br />
dieser Stelle fassbaren städtischen<br />
Niederspitals handelt. Wir vermuten<br />
darin vielmehr die um oder<br />
bald nach 1200 errichtete Kirche<br />
der Gewerbesiedlung Holzbrunnen.<br />
Das würde bedeuten, dass zur<br />
gleichen Zeit, als in der Gründungsstadt<br />
eine grosse Stadtkirche<br />
errichtet wurde, in der ausserhalb<br />
liegenden Siedlung Holzbrunnen<br />
ebenfalls eine Kirche mit Bestattungsrecht<br />
entstand; also auch<br />
hier, wie im Fall des Alten Marktes,<br />
weder Auflassung der bestehenden<br />
Siedlung noch Einbezug<br />
in die Gründungsstadt, sondern<br />
ein Nebeneinander, eine zeitlich<br />
parallele Entwicklung von zwei<br />
getrennten Siedlungen.<br />
Die bauliche Entwicklung<br />
nach 1218<br />
Nach dem Tod des zähringischen<br />
Erben, des Grafen Hartmann V.<br />
von Kiburg im Jahr 1265 wurde<br />
Burgdorf zum Herrschaftsmittelpunkt<br />
der Grafen von Kiburg-<br />
Burgdorf. Die Schwäche des von<br />
den Habsburgern abhängigen und<br />
von Anfang an verschuldeten<br />
Geschlechts ermöglichte der<br />
Stadt zwar den schrittweisen Erwerb<br />
von Rechten, Freiheiten<br />
und Gütern, verhinderte aber<br />
die weitere Entwicklung der<br />
Stadt über ein bescheidenes Mass<br />
hinaus. 19 1384 fiel die Stadt nach<br />
dem Burgdorfer Krieg an Bern.<br />
Die Stadt konnte immerhin unter<br />
der Herrschaft Berns ihre erworbenen<br />
Rechte behalten und agierte<br />
bis zur französischen Eroberung<br />
der Schweiz im Jahr 1798 in relativ<br />
grosser Autonomie, ist aber<br />
als relativ unbedeutende Landstadt<br />
zu charakterisieren. 20 Deshalb<br />
soll die bauliche Entwicklung<br />
Burgdorf nach 1218 nur kurz zusammengefasst<br />
werden.<br />
Eine erste Stadterweiterung erfolgte<br />
bereits in der ersten Hälfte<br />
des 13. Jahrhunderts und schloss<br />
die Lücke zwischen Stadt- und<br />
Burgareal (Abb. 3.1). Dieser Bereich<br />
um die Strassenkreuzung auf<br />
dem Sattel war im 14. und 15. Jahrhundert<br />
das eigentliche ökonomische<br />
und politische Zentrum<br />
der Stadt mit dem Rathaus, dem<br />
Kaufhaus, der Kornlaube und der<br />
Brotschal. 21<br />
Mit dieser Stadterweiterung lag<br />
die Gewerbesiedlung Holzbrunnen<br />
unmittelbar vor den Toren der<br />
prosperierenden Stadt und geriet,<br />
obwohl rechtlich weiterhin zur<br />
Burg gehörig, in den Sog der aufstrebenden<br />
Stadt. Aus der präurbanen<br />
Siedlung wurde schrittweise<br />
eine suburbane. Seit etwa 1250<br />
setzten Baumassnahmen ein, welche<br />
als gezielte Schritte zur Anlage<br />
einer Stadterweiterung interpretiert<br />
werden dürfen, die durch die<br />
Abtretung von Holzbrunnen an<br />
die Stadt im Jahr 1300 ihren rechtlichen<br />
Schlusspunkt fand (Abb.<br />
3.2). 22<br />
Im Jahr 1322 fand eine dritte<br />
und letzte Stadterweiterung ihren<br />
rechtlichen Vollzug, als der Alte<br />
Markt dem Stadtrecht unterstellt<br />
wurde (Abb. 3.3). 23 Da dieses Areal<br />
im Gegensatz zu den ersten beiden<br />
47
3: Die weitere bauliche Entwicklung Burgdorfs<br />
im <strong>Mittelalter</strong>.<br />
1 Erste Stadterweiterung Oberstadt Ost, zwischen<br />
1218 und 1250.<br />
2 Zweite Stadterweiterung Holzbrunnen, ab 1250.<br />
3 Dritte Stadterweiterung Alter Markt, 1322.<br />
4: Die bauliche Entwicklung Berns im <strong>Mittelalter</strong>.<br />
1 Gründungsstadt, 1191. 4 Dritte Stadterweiterung Äussere Neuenstadt, um 1347.<br />
2 Erste Stadterweiterung Innere Neuenstadt, um 1255. 5 Vierte Stadterweiterung Matte, 1360.<br />
3 Zweite Stadterweiterung Burgbezirk Nydegg, Stalden und Mattenenge, um 1270.<br />
48
5: Bern. Rekonstruktion des Burgbezirks Nydegg an der Ostspitze der Aarehalbinsel um 1260 mit Untertor,<br />
Brücke, Burgsiedlung und Burg. Im Hintergrund das Ostende der Gründungsstadt.<br />
Stadterweiterungen nicht städtisch<br />
überformt und besiedelt wurde, ist<br />
dieser Vorgang in erster Linie als<br />
politischer Positionsgewinn der<br />
Stadt zu sehen, die ihren Machtbereich<br />
auf Kosten der Grafen bis<br />
an die Mauern des Schlosses ausdehnen<br />
konnte.<br />
Die Entwicklung Berns<br />
im <strong>Mittelalter</strong><br />
Wie präsentiert sich – an dieser<br />
Stelle nur kurz skizziert – die Entwicklung<br />
Berns? 24 Die Stadt entstand<br />
um 1200 auf Veranlassung<br />
von Herzog Bertold V. als neue<br />
Siedlung auf der Aarehalbinsel,<br />
verbunden mit der Anlage einer<br />
neuen Strasse und einem Flussübergang.<br />
Die Gründungsstadt war mit<br />
11,5 ha grosszügig dimensioniert,<br />
rechnete bereits mit einer grossen<br />
Bevölkerungszahl und hatte Platz<br />
für diese (Abb. 4.1). Dazu passen<br />
die auffällig breite zentrale Marktgasse<br />
mit Stadtbach und Marktbauten<br />
in der Mitte ebenso wie<br />
der mittels Aareschwelle gestaute<br />
breite Gewerbekanal mit einer<br />
grossen Anzahl von Mühlen, die<br />
weit über den alleinigen Bedarf<br />
der Herrschaft hinaus produziert<br />
haben dürften. Im Gegensatz dazu<br />
war die Burg Nydegg eher bescheiden,<br />
ein Turm von 22 16 m mit<br />
Ringmauer (Abb. 6), und die Stadtkirche<br />
war nur ein kleines Gebäude<br />
von vielleicht 20 m Länge oder<br />
weniger. 25<br />
Das offenbar konstante Wachstum<br />
Berns bis ins späte 14.<br />
Jahrhundert führte zu mehrfacher<br />
Erweiterung der Stadt, die die<br />
Siedlungsfläche jeweils massiv<br />
vergrösserte (Abb. 4).<br />
Burgdorf und Bern<br />
im Vergleich<br />
Gründung und Frühzeit<br />
Wie sind diese beiden Gründungen<br />
von Herzog Bertold V. im Vergleich<br />
zu werten? Die Macht des Rektors<br />
von Burgund war seit 1156, als<br />
die Zähringer auf ihre Ansprüche<br />
im westlichen Reichsburgund verzichtet<br />
hatten, im Wesentlichen<br />
auf die heutige Westschweiz beschränkt.<br />
26 In diesem Gebiet nun<br />
scheinen die Zähringer offenbar<br />
schrittweise und zielbewusst ihre<br />
Macht ausgebaut zu haben. 1191<br />
hatte Bertold V. durch seine Siege<br />
über den einheimischen Adel seine<br />
Macht im westschweizerischen<br />
Raum gefestigt und damit freie<br />
Hand, seine herrschaftliche Präsenz<br />
weiter auszubauen, vielleicht gar,<br />
wie verschiedene Historiker vermuten,<br />
ein zähringisches Herzogtum<br />
Burgund zu schaffen. 27<br />
Die beiden Städte wurden praktisch<br />
zur gleichen Zeit vom gleichen<br />
Hochadligen gegründet. Der<br />
direkte Vergleich zeigt aber zwei<br />
sehr unterschiedliche Gründungen:<br />
Bern als grosse, von Anfang an<br />
auf eine grosse Bevölkerung hin<br />
zielende Stadt mit prägenden Handels-,<br />
Markt- und Gewerbeeinrichtungen;<br />
in starkem Kontrast dazu<br />
aber mit einer bescheidenen Stadtkirche<br />
und einer eher kleinen Stadtburg<br />
auf der einen Seite, und Burgdorf<br />
als kleine Stadt mit geringer<br />
Einwohnerzahl im Schatten einer<br />
grossen Burg, einer grossen Ministerialensiedlung<br />
und einer grossen<br />
Kirche auf der anderen Seite.<br />
Da Bern wie Burgdorf auf die<br />
Initiative des gleichen Zähringers<br />
entstanden, kann man annehmen,<br />
dass die beiden Städte unterschiedliche<br />
Aufgaben wahrzunehmen<br />
hatten: Die an der Kreuzung<br />
eines Land- und eines Flussweges<br />
gelegene Stadt Bern sollte in<br />
erster Linie als Gewerbe-, Marktund<br />
Handelsort die wirtschaftliche<br />
Drehscheibe des regnum Burgund<br />
werden.<br />
Bei Burgdorf stand etwas anderes<br />
im Vordergrund. Meines Erachtens<br />
dürfen die Vorgänge, welche in<br />
Burgdorf um 1200 einsetzen, als<br />
Schritte zur Schaffung eines Zentralortes<br />
des zähringischen Burgund<br />
interpretiert werden. Warum<br />
Burgdorf und nicht, wie schon<br />
der Chronist Konrad Justinger<br />
im 15. Jahrhundert wortreich behauptete,<br />
Bern? 28 Die Burg unterscheidet<br />
sich in Grösse, Ausstattung<br />
und Repräsentation augenfällig<br />
von den Turmburgen in<br />
49
den anderen Zähringerstädten<br />
im Burgund wie Thun, Moudon,<br />
Freiburg/Ue. oder eben auch<br />
Bern (Abb. 6). 29 Die Anlage unterstreicht<br />
nicht nur den Macht- und<br />
Herrschaftsanspruch des Erbauers,<br />
sondern zeigt auch den beabsichtigten<br />
Repräsentationsrahmen: Das<br />
reiche Raumprogramm mit mehreren<br />
Kapellen, Sälen unterschiedlicher<br />
Grösse und der Halle war<br />
eine ideale Plattform für ein differenziertes<br />
höfisches Leben in einer<br />
zähringischen Residenz.<br />
Weitere Hinweise auf die geplante<br />
Stellung der Stadt als Herrschaftszentrum<br />
liefert die Kirche: Das<br />
Bauwerk erscheint sehr gross für<br />
die kleine Gründungsstadt. Wie<br />
bei der Burg unterscheidet sich<br />
der Gründungsbau von Burgdorf<br />
von der Grösse und der Lage her<br />
evident von demjenigen Berns<br />
(Abb. 7). 30 Daniel Gutscher hat als<br />
Erster erkannt, dass diese Sakralkirche<br />
architekturtypologisch wahrscheinlich<br />
in die Gruppe der Stadtkirchen<br />
mit Langchor gehört, die<br />
oft als Stiftskirchen dienten. Zwar<br />
ist nicht anzunehmen, dass in<br />
Burgdorf je ein Stift bestanden<br />
hätte, aber die Architektur sollte<br />
offenbar einen entsprechenden Eindruck<br />
erwecken. Stifte fanden sich<br />
oft in königlichen oder hochadligen<br />
Herrschaftszentren. In ihnen wurden<br />
hohe kirchliche Feste, aber<br />
auch Hochzeiten oder Taufen gefeiert.<br />
Die erste Kirche von Burgdorf<br />
war wohl auch im Hinblick<br />
auf diese Aufgaben und Bedürfnisse<br />
errichtet worden.<br />
Ferner wurden die von der Burg<br />
abhängigen Siedlungen ausgebaut,<br />
denn sie sollten ihre Funktionen<br />
als Wohnort für die Ministerialen<br />
bzw. als Produktionsort für die<br />
Bedürfnisse des Hofes weiter ausfüllen.<br />
Das war letztlich auch der<br />
Zweck der neuen Stadt: Sie wurde<br />
als Produktions-, Handels- und<br />
Marktort zur Unterstützung der<br />
Residenz gegründet.<br />
Nach dem Ende der Zähringer<br />
Burgdorf hatte grundsätzlich gute<br />
Voraussetzungen für Gedeihen und<br />
6: Die Burgen der Zähringer im Vergleich nach Alfons Zettler und Paul Hofer / Hans Jakob Meyer.<br />
Wachstum. Die Stadt lag an älteren<br />
Strassen, was Durchgangsverkehr<br />
sicherte, und sie wurde zu<br />
einer Zeit gegründet, als das wirtschaftliche<br />
Umland noch auf keine<br />
andere Stadt ausgerichtet war.<br />
Trotzdem blieb Burgdorf klein und<br />
wurde nie zu einem ernsthaften<br />
Konkurrenten für Bern. Diese Stadt<br />
hatte bereits durch die vom Stadtherrn<br />
bestimmten Umstände ihrer<br />
Gründung einen gewaltigen wirtschaftlichen<br />
und bevölkerungmässigen<br />
Vorsprung: Die Mattenschwelle<br />
erlaubte den Betrieb von<br />
vielen Mühlen, die Breite der<br />
Hauptgasse ermöglichte den Betrieb<br />
eines grossen Wochenmarkts,<br />
und das Gründungsareal war rund<br />
fünfmal so gross, bot also auch der<br />
entsprechenden Zahl von Ansiedlern<br />
Platz.<br />
Das unterschiedliche Schicksal der<br />
beiden Städte nach dem Aussterben<br />
der Zähringer zementierte diesen<br />
Vorsprung: Während Bern von<br />
den deutschen Königen gefördert<br />
wurde und sich entfalten konnte,<br />
wurde Burgdorf von den finanzschwachen<br />
Grafen von Neu-Kiburg<br />
in ihrer Entwicklung derart nachhaltig<br />
behindert, dass es dem Aufstieg<br />
Berns zur dominanten Macht<br />
in der Region nichts entgegenzusetzen<br />
hatte.<br />
Also: welcher Stadt gebührt nun<br />
die Krone Burgunds? Ich denke,<br />
mindestens in den ersten Jahrzehnten<br />
ihrer Existenz gehörte sie nicht<br />
Bern, sondern Burgdorf.<br />
Résumé<br />
En 1156, les Zähringer renoncèrent<br />
à leurs revendications en Bourgogne<br />
occidentale et concentrèrent<br />
leurs efforts sur le territoire de<br />
50
7: Die Gründungskirchen von Bern und Burgdorf<br />
im Vergleich nach Daniel Gutscher, Peter Eggenberger<br />
und Jürg Schweizer.<br />
a Bern Münster St. Vinzenz.<br />
Bau I (um 1200); Bau II (letztes Viertel<br />
13. Jahrhundert); Bau III (A 142 1).<br />
Der Grundriss von Bau I ist nicht bekannt.<br />
Deswegen zum Vergleich<br />
b Köniz St. Peter und Paul.<br />
Bau I (11./12. Jahrhundert). Bei der Gründung<br />
der Stadt Bern deren Mutterkirche.<br />
c Burgdorf, Unserer Lieben Frau.<br />
Bau I (um 1200), Bau II (1471–1490).<br />
l’actuelle Suisse romande. Vers<br />
1200 le duc Berchtold V de Zähringen<br />
fonda en même temps les villes<br />
de Berne et de Berthoud. Une comparaison<br />
directe des deux villes révèle<br />
deux formes très différentes:<br />
d’un côté il y a Berne, grande ville<br />
qui accueille dès le début une<br />
population nombreuse et devient<br />
marché, centre de commerce et<br />
d’artisanat, mais avec une église<br />
modeste et un petit château-fort<br />
(château-fort de la Nydegg). De<br />
l’autre côté, à l’ombre d’un grande<br />
forteresse naît une ville peu peuplée,<br />
mais dotée d’une grande église<br />
paroissiale richement décorée.<br />
On suppose donc que les ducs de<br />
Zähringen attribuèrent à ces deux<br />
fondations des missions différentes.<br />
La ville de Berne, située au croisement<br />
d’un chemin terrestre et<br />
d’une voie fluviale, était directement<br />
destinée à devenir la plaque<br />
tournante économique, Berthoud<br />
quant à elle devait devenir le siège<br />
administratif seigneurial du «regnum»<br />
bourguignon.<br />
L’époque moderne s’appuie sur différentes<br />
réflexions pour appuyer<br />
cette hypothèse. La forteresse se<br />
distingue de manière évidente en<br />
dimension, en aménagement et en<br />
représentation des châteaux à tours<br />
des autres villes de fondation zähringiennes<br />
comme Thoune, Moudon,<br />
Fribourg-en-Nuithonie (im<br />
Uechtland) ou justement Berne. La<br />
diversité et l’aménagement très différent<br />
des pièces de la forteresse de<br />
Berthoud, avec plusieurs chapelles,<br />
des salles de différentes dimensions<br />
et le hall sont des signes qui nous<br />
montrent que l’on voulait y créer un<br />
ensemble destiné à une vie de cour<br />
d’une résidence zähringienne.<br />
L‘église nous fournit un autre indice<br />
concernant le projet de faire de<br />
Bethoud le siège du pouvoir. L’édifice<br />
apparaît bien grand pour la<br />
petite ville qui venait d’être fondée<br />
et il se distingue ainsi de manière<br />
évidente en dimension et en position<br />
de celle de Berne. Il est probable<br />
que cette église devait servir<br />
aux ducs de Zähringen pour les<br />
fêtes religieuses, les mariages, les<br />
baptêmes et probablement aussi<br />
comme lieu de sépulture. En outre,<br />
ce qui semble curieux à première<br />
vue est le fait que la ville ait été<br />
placée à l’écart de la forteresse. On<br />
présume que, le seul accès représentatif<br />
à la forteresse étant situé à<br />
l’ouest, le châtelain souhaitait pouvoir<br />
y accéder sans traverser la ville.<br />
En principe Berthoud présentait de<br />
bons atouts pour assumer les fonctions<br />
de siège du pouvoir, mais des<br />
raisons politiques et économiques<br />
en décidèrent autrement. Après la<br />
mort en 1265 du dernier héritier<br />
51
zähringien, le duc Hartmann V de<br />
Kyburg, c’est Berne qui fut favorisée<br />
par les rois allemands, tandis<br />
que le développement de Berthoud<br />
était entravé par les problèmes<br />
financiers rencontrés par les ducs<br />
de Neu-Kiburg. C’est ainsi que la<br />
ville de Berthoud originairement<br />
destinée à devenir la «couronne<br />
de la Bourgogne» dut céder cette<br />
dignité à Berne économiquement<br />
et politiquement plus puissante.<br />
Riassunto<br />
Nell’anno 1156 i Zähringer rinunciarono<br />
ai loro diritti sul regno della<br />
Borgogna occidentale e concentrarono<br />
le loro forze sui territori<br />
dell’odierna Svizzera Occidentale.<br />
Attorno al 1200 vennero fondate<br />
contemporaneamente dal duca<br />
Berchtold V. di Zähringen le città<br />
di Berna e di Burgdorf. Facendo un<br />
confronto diretto si possono notare<br />
due forme differenti: da una parte<br />
Berna che fin dall’ inizio era stata<br />
concepita come una grande città<br />
atta ad essere ampiamente popolata,<br />
munita di mercati, di installazioni<br />
per il commercio e per le attività<br />
artigianali, con però una chiesa<br />
relativamente modesta e con un<br />
piccolo castello (Castello di Nydegg).<br />
In contrapposizione a ciò<br />
nacque nell’ombra di un esteso<br />
castello una piccola città (Burgdorf)<br />
con una popolazione ridotta, dotata<br />
però di una chiesa copiosamente<br />
ornata. Si può quindi supporre, che<br />
i duchi di Zähringen avessero fondato<br />
queste due città con scopi<br />
diversi. La città di Berna che si trova<br />
all’incrocio tra una via fluviale e<br />
una via terrestre doveva fungere in<br />
primo luogo da crocevia economico,<br />
mentre Burgdorf doveva servire<br />
come centro amministrativo signorile<br />
del «regnum» di Borgogna.<br />
Dal punto di vista odierno questo<br />
fatto può essere giustificato tramite<br />
diversi ragionamenti. Il castello<br />
si differenzia notevolmente, per<br />
quanto riguarda la grandezza, l’arredamento<br />
e la rappresentazione<br />
dagli altri castelli dei Zähringer<br />
come per esempio Thun, Moudon,<br />
Freiburg i/Ue, o appunto Berna<br />
stessa. Il generoso allestimento dei<br />
locali del Castello di Burgdorf<br />
caratterizzato da una moltitudine<br />
di cappelle, da sale di diversa estensione<br />
dimostra chiaramente il concetto<br />
della creazione di una residenza<br />
dei Zähringer in cui vi è la<br />
possibilità di vivere una vita di<br />
corte differenziata. Un altro indizio<br />
che lascia chiaramente trasparire il<br />
concetto di creazione di un centro<br />
di potere è dato dalla chiesa. L’edificio<br />
mostra una certa grandezza<br />
rispetto alla piccola città, e si differenzia<br />
notevolmente per estensione<br />
e posizione rispetto a quello<br />
di Berna. La chiesa doveva servire<br />
ai Zähringer per celebrare le feste<br />
ecclesiastiche, i matrimoni, i battesimi,<br />
e probabilmente anche per le<br />
esequie. Un altro aspetto interessante<br />
è dato dal fatto che la posizione<br />
della città è spostata rispetto<br />
al castello. Probabilmente il motivo<br />
va ricercato nel fatto che l’unico<br />
accesso rappresentativo del castello<br />
era ubicato ad ovest e che il signore<br />
del castello non voleva raggiungere<br />
o lasciare il castello attraversando<br />
sempre per la città. Fondamentalmente<br />
Burgdorf offriva le condizioni<br />
di un centro per le funzioni<br />
amministrative di una signoria. La<br />
situazione politica ed economica<br />
portò però ad uno sviluppo diverso.<br />
Con la morte nell’anno 1265 del<br />
conte Hartmann V. di Kyburg,<br />
erede dei Zähringer, la città di<br />
Berna venne favorita dai re tedeschi,<br />
mentre Burgdorf si trovò ostacolata<br />
nel suo sviluppo a causa dei conti<br />
di Neu-Kyburg poco esperti in<br />
campo finanziario. Per questo motivo<br />
la città di Burgdorf, concepita<br />
originariamente come «la corona<br />
della Borgogna», dovette «cedere<br />
il passo» alla città di Berna, più<br />
potente in campo economico e<br />
politico.<br />
Anmerkungen<br />
1<br />
Heimatbuch des Amtes Burgdorf und der<br />
Kirchgemeinden Utzenstorf und Bättenkinden,<br />
Burgdorf 1930–1938. Jürg Schweizer,<br />
Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern,<br />
Landband 1: Die Stadt Burgdorf (Basel 1985);<br />
Daniel Gutscher/Peter J. Suter (Hrsg.), Archäologie<br />
im Kanton Bern, Fundberichte und<br />
Aufsätze, Band 1ff. (Bern 1990ff.). Fontes<br />
Rerum Bernensium, 10 Bände (Bern 1883ff.).<br />
Anne-Marie Dubler (Hrsg.), Die Rechtsquellen<br />
der Stadt Burgdorf und ihrer Herrschaften<br />
und des Schultheissenamts Burgdorf,<br />
2 Bände. Sammlung <strong>Schweizerischer</strong> Rechtsquellen<br />
II: Die Rechtsquellen des Kantons<br />
Bern 9 (Aarau 1995).<br />
2<br />
Paul Hofer, Die Stadtgründungen des <strong>Mittelalter</strong>s<br />
zwischen Genfersee und Rhein. Flugbild<br />
der Schweizer Stadt (Bern 1963) 85–252.<br />
Paul Hofer, Zur Herkunft des Stadtplans<br />
von Bern. Berner Zeitschrift für Geschichte<br />
und Heimatkunde 58 (1996) 271–299.<br />
3<br />
Daniel Gutscher, Fragen zur zähringischen<br />
Gründungsstadt, Der Modellfall Burgdorf.<br />
In: Manfred Gläser (Hrsg.), Archäologie des<br />
<strong>Mittelalter</strong>s und Bauforschung im Hanseraum<br />
(Rostock 1993) 137–142. Daniel<br />
Gutscher, Zum Forschungsstand der Stadtarchäologie<br />
– Burgdorf als Modellfall. In:<br />
Archäologie der Schweiz 2 (1993) 99–102.<br />
Daniel Gutscher, Typologische Fragen zur<br />
Stadtgenese im 13. Jahrhundert zwischen<br />
Hochrhein und Alpen, Burgdorf – Unterseen<br />
– Laufen. In: Guy De Boe/Frans Verhaeghe<br />
(Hrsg.), Urbanism in Medieval Europe,<br />
11 Bände (Zellik 1997). Band 1 (I.A.P.<br />
Rapporten 1) 259–270.<br />
4<br />
Vorbericht in: Armand Baeriswyl, Stadtgründung,<br />
Stadterweiterung und Vorstadt – Zwei<br />
Fallbeispiele aus dem Kanton Bern. In: De<br />
Boe/Verhaeghe, Urbanism (wie Anm. 3)<br />
75–88. Armand Baeriswyl, Stadt, Vorstadt<br />
und Stadterweiterung im <strong>Mittelalter</strong>. Archäologische<br />
und historische Studien zum Wachstum<br />
der drei Zähringerstädte Burgdorf, Bern<br />
und Freiburg im Breisgau. Schweizer Beiträge<br />
zur Kulturgeschichte und Archäologie des<br />
<strong>Mittelalter</strong>s 30 (Basel 20<strong>03</strong>) (im Druck).<br />
5<br />
Vgl. Daniel Gutscher/Peter J. Suter (Hrsg.),<br />
Archäologie im Kanton Bern, Fundberichte<br />
und Aufsätze 1ff., 1990ff.). Otto Tschumi,<br />
Urgeschichte des Kantons Bern (Bern 1953)<br />
215f.<br />
6<br />
Karlheinz Blaschke, Studien zur Frühgeschichte<br />
des Städtewesens in Sachsen. In:<br />
Peter Johanek (Hrsg.), Stadtgrundriss und<br />
Stadtentwicklung, Forschungen zur Entstehung<br />
mitteleuropäischer Städte, Ausgewählte<br />
Aufsätze von Karlheinz Blaschke. Städteforschung<br />
Reihe A44 ( Köln, Weimar, Wien<br />
1997) 83–120, hier 115.<br />
7<br />
Hartmut Heinemann, Die Zähringer und<br />
Burgund. In: Karl Schmid (Hrsg.), Die Zähringer,<br />
Eine Tradition und ihre Erforschung,<br />
3 Bände. Veröffentlichungen zur Zähringerausstellung<br />
(Sigmaringen 1986–90) Band 1,<br />
59–71, hier 60f.<br />
8<br />
Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 141–143.<br />
9<br />
Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 175–185;<br />
Baeriswyl, Stadtgründung (wie Anm. 4) 76.<br />
10<br />
Zum Begriff siehe: Walter Schlesinger, Stadt<br />
und Burg im Lichte der Wortgeschichte. In:<br />
Carl Haase (Hrsg.), Die Stadt des <strong>Mittelalter</strong>s,<br />
3 Bände. Wege der Forschung 243 (Darmstadt<br />
1969) 95–121; Karlheinz Blaschke,<br />
Altstadt – Neustadt – Vorstadt, Zur Typologie<br />
genetischer und topographischer Stadtgeschichtsforschung.<br />
Vierteljahresschrift für<br />
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 57 (1970)<br />
350–362.<br />
11<br />
Gutscher/Suter, Archäologie (wie Anm. 1)<br />
Band 3A (1994) 199–206; Baeriswyl, Stadtgründung<br />
(wie Anm. 4) 76.<br />
12<br />
Fontes (wie Anm. 1) Band III, Nr. 194.<br />
13<br />
Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 78–174.<br />
52
14<br />
Cord Meckseper, Architektur und Lebensformen,<br />
Burgen und Städte als Orte von Festlichkeit<br />
und literarischem Leben. In: Eckart<br />
Conrad Lutz (Hrsg.), <strong>Mittelalter</strong>liche Literatur<br />
im Lebenszusammenhang, Ergebnisse<br />
des Troisième Cycle Romand 1994. Scrinium<br />
Friburgense, Veröffentlichungen des<br />
Mediävistischen Instituts der Universität<br />
Freiburg Schweiz 8 (Freiburg/Üe. 1997)<br />
15–43, hier 33f. Werner Paravicini (Hrsg.),<br />
Alltag bei Hofe. Residenzenforschung 5, hrsg.<br />
von der Residenzen-Kommission der Göttinger<br />
Akademie der Wissenschaften (Sigmaringen<br />
1995). Peter Johanek, Höfe und Residenzen,<br />
Herrschaft und Repräsentation. In:<br />
Lutz, Literatur (wie oben) 45–78.<br />
15<br />
Zur Entwickungsgeschichte der Stadt siehe:<br />
Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 26–36.<br />
Baeriswyl, Stadtgründung (wie Anm. 4) 7f..<br />
Daniel Gutscher/Heinz Kellenberger, Die<br />
Rettungsgrabungen in der Burgdorfer Marktlaube<br />
1985. In: Gutscher/Suter, Archäologie<br />
(wie Anm. 1) Band 1 (1990) 241–267.<br />
16<br />
Jürg Schweizer, Die Grabungen in der Stadtkirche<br />
Burgdorf 1968/69. Burgdorfer Jahrbuch<br />
(1972) 15ff. Schweizer, Burgdorf (wie<br />
Anm. 1) 186–233.<br />
17<br />
Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 175–185.<br />
18<br />
Gutscher/Suter, Archäologie (wie Anm. 1),<br />
Bd. 3A (1994) 199–206.<br />
19<br />
Paul Räber, Wirtschaftsgeschichte. Heimatbuch<br />
Burgdorf (wie Anm.1) 535–676. Anne-<br />
Marie Dubler, Geschichtlicher Überblick.<br />
In: Dubler, Rechtsquellen (wie Anm. 1),<br />
XXXVIII–LXXXVII.<br />
20<br />
Anne-Marie Dubler, Die Herrschaften der<br />
Stadt Burgdorf im Oberaargau. Jahrbuch<br />
des Oberaargaus (1996), 105–130; Armand<br />
Baeriswyl, Zwischen Gross- und Kleinstadt:<br />
Burgdorf und Thun. In: Rainer C. Schwinges<br />
(Hrsg.), Berns mutige Zeit, Das 13. und 14.<br />
Jahrhundert neu entdeckt. Berner Zeiten 3<br />
(Bern 20<strong>03</strong>) 176–185.<br />
21<br />
Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 26–36.<br />
Baeriswyl, Stadtgründung (wie Anm. 4) 77f.<br />
22<br />
Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 26–36.<br />
Armand Baeriswyl/Daniel Gutscher, Burgdorf<br />
Kornhaus, Eine mittelalterliche Häuserzeile<br />
in der Burgdorfer Unterstadt. Schriftenreihe<br />
der Erziehungsdirektion des Kantons<br />
Bern (Bern 1995). Baeriswyl, Stadtgründung<br />
(wie Anm. 4) 79–81.<br />
23<br />
Schweizer, Burgdorf (wie Anm. 1) 26–36.<br />
Baeriswyl/ Gutscher, Kornhaus (wie Anm. 22).<br />
Baeriswyl, Stadtgründung (wie Anm. 4) 81.<br />
24<br />
Baeriswyl, Vorstadt (wie Anm. 1). Armand<br />
Baeriswyl, Die ersten Jahrzehnte. In: Schwinges<br />
(wie Anm. 20) 86–99. Armand Baeriswyl/Roland<br />
Gerber, Die Entwicklung der<br />
Stadt. In: Schwinges (wie Anm. 20) 208–220.<br />
25<br />
Baeriswyl, Jahrzehnte (wie Anm. 24). Paul<br />
Hofer/Hans Jakob Meyer, Die Burg Nydegg,<br />
Forschungen zur frühen Geschichte von<br />
Bern. Schriften der Historisch-Antiquarischen<br />
Kommission der Stadt Bern (Bern<br />
1991). Gutscher, Daniel/Kathrin Utz Tremp,<br />
Die Pfarrkirche St. Vinzenz und das Deutschordenshaus<br />
in Bern. In: Schwinges (wie Anm.<br />
20) 389–400.<br />
26<br />
Dieter Geuenich, Bertold V., der «letzte Zähringer».<br />
In: Schmid, Zähringer (wie Anm. 7)<br />
Band 3, 101–116, hier 161.<br />
27<br />
Suse Baeriswyl, Herrschaftsstrukturen. In:<br />
Schwinges (wie Anm. 20) 59–73. Geuenich,<br />
Bertold V. (wie Anm. 26) 108. Gerd Althoff,<br />
Die Zähringer, Herzöge ohne Herzogtum.<br />
In: Schmid, Zähringer (wie Anm. 7) Band 3,<br />
81–94, hier 86. Alfons Zettler, Das Freiburger<br />
Schloss und die Anfänge der Stadt. In:<br />
Hans Schadek/Thomas Zotz (Hrsg.), Freiburg<br />
1091–1120, Neue Forschungen zu<br />
den Anfängen der Stadt. Archäologie und<br />
Geschichte, Freiburger Forschungen zum<br />
ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland 7<br />
(Sigmaringen 1995) 151–194, hier 175.<br />
28<br />
Zur Chronik Conrad Justingers siehe: Gottlieb<br />
Studer (Hrsg.), Die Berner-Chronik des<br />
Conrad Justinger (Bern 1871).<br />
29<br />
Alfons Zettler, Zähringerburgen – Versuch<br />
einer landesgeschichtlichen und burgenkundlichen<br />
Beschreibung der wichtigsten Monumente<br />
in Deutschland und in der Schweiz.<br />
In: Schmid, Zähringer (wie Anm. 7) Band 3,<br />
95–176.<br />
30<br />
Gutscher, Fragen (wie Anm. 3). Gutscher,<br />
Forschungsstand (wie Anm. 3).<br />
Abbildungsnachweis:<br />
Alle Abbildungen: Archäologischer Dienst des<br />
Kantons Bern (Urs Kindler, Eliane Schranz,<br />
Max Stöckli).<br />
Adresse des Autors:<br />
Dr. Armand Baeriswyl, Archäologischer Dienst<br />
des Kantons Bern, Eigerstr. 71, 3011 Bern.<br />
53
Medieval Europe Basel 2002:<br />
internationaler Kongress der<br />
Archäologie des <strong>Mittelalter</strong>s<br />
und der Neuzeit (10.–15.9.2002)<br />
Nach York (1992) und Brügge (1997)<br />
fand in Basel zum dritten Mal der internationale<br />
Kongress «Medieval Europe»<br />
für Archäologie des <strong>Mittelalter</strong>s und<br />
der Neuzeit statt; ein vierter ist für<br />
2007 geplant und soll in Paris oder in<br />
Ungarn durchgeführt werden. Für die<br />
Organisation in Basel zeichneten die<br />
Archäologische Bodenforschung des<br />
Kantons Basel-Stadt und die Schweizerische<br />
Arbeitsgemeinschaft für Archäologie<br />
des <strong>Mittelalter</strong>s und der<br />
Neuzeit gemeinsam mit der Deutschen<br />
Gesellschaft für Archäologie<br />
des <strong>Mittelalter</strong>s und der Neuzeit e.V.<br />
verantwortlich. 451 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer aus 27 europäischen<br />
Ländern sowie den USA nahmen am<br />
Kongress teil.<br />
Erstmals in der Serie «Medieval Europe»<br />
wurde ein Rahmenthema, «Zentrum<br />
– Region – Peripherie», gewählt.<br />
Diesem waren die Unterthemen der<br />
6 Sektionen zugeordnet: Kultur- und<br />
Wirtschaftsräume, Innovation – Kommunikation<br />
– Interaktion, Herrschaft<br />
und Raum, Struktur und Topographie<br />
der Herrschaft, Identität und Abgrenzung,<br />
Leben in siedlungsfeindlichen<br />
Regionen. Während sich beim weit<br />
gefassten Thema Kultur- und Wirtschaftsräume<br />
erwartungsgemäss ein<br />
breites Spektrums des Zugangs manifestierte,<br />
standen in der Sektion 2,<br />
Innovation – Kommunikation – Interaktion,<br />
handwerkliche Innovationen<br />
sowie Fragen nach dem Güteraustausch<br />
im Vordergrund. Wichtigste Grundlage<br />
zum Thema der Sektion 3, Herrschaft<br />
und Raum, bildete die Burgenarchäologie,<br />
während die Stadtkernarchäologie<br />
in der Sektion 4, Struktur<br />
und Topographie der Herrschaft, dominierte.<br />
Als besonders ergiebig erwies<br />
sich das Thema der Sektion 5, Identität<br />
und Abgrenzung, bei dem u.a. die<br />
materielle Hinterlassenschaft jüdischer<br />
Gemeinschaften untersucht wurde. Ein<br />
grosses, bei weitem noch nicht ausgeschöpftes<br />
Potential der Archäologie<br />
wurde in der Erforschung siedlungsfeindlicher<br />
Gebiete ausgelotet, wobei<br />
in der Sektion 6 neben alpinen und<br />
nordischen Regionen auch Küstengebiete<br />
thematisiert wurden.<br />
Ausgehend vom Tagungsort wurden<br />
KURZMITTEILUNGEN<br />
zudem, gewissermassen exemplarisch,<br />
archäologische Forschungen zur Stadt<br />
Basel sowie zur Regio Basiliensis<br />
vorgestellt, ergänzt durch Führungen<br />
zu archäologischen Fundstellen in der<br />
Stadt Basel und Exkursionen nach Freiburg<br />
i.Br., Melchsee-Frutt und Zürich.<br />
Als Begleitveranstaltungen zum Kongress<br />
fanden im Museum Kleines Klingental<br />
zwei Ausstellungen statt, die<br />
auf grosses Interesse stiessen: Die eine,<br />
organisiert von den Bauforschern der<br />
Basler Denkmalpflege, erläuterte die<br />
Baugeschichte des ehemaligen Dominikanerinnenklosters<br />
Klingental, die<br />
andere, konzipiert vom Kunsthistorischen<br />
Seminar der Basler Universität in<br />
Zusammenarbeit mit der Basler Münsterbauhütte,<br />
war der Galluspforte des<br />
Basler Münsters gewidmet.<br />
Referate und Poster konnten nahezu<br />
vollständig und rechtzeitig auf den<br />
Kongress hin in den «Preprinted<br />
Papers», einem umfangreichen, dreibändigen<br />
Werk, vorgelegt werden.<br />
Preprinted Papers<br />
G. Helmig, B. Scholkmann, M. Untermann<br />
(Hrsg.), Centre – Region – Periphery.<br />
Medieval Europe Basel 2002,<br />
Preprinted Papers (Hertingen 2002),<br />
zu beziehen bei der Archäologischen<br />
Bodenforschung Basel-Stadt, Postfach,<br />
4001 Basel, E-Mail: arch.bodenforschung@bs.ch.<br />
Dr. Renata Windler,<br />
Schweizerische Arbeitsgemeinschaft<br />
der Archäologie des <strong>Mittelalter</strong>s<br />
und der Neuzeit<br />
Die Spreitenbacher Bogenschützen<br />
begeistern das<br />
Publikum am Baregg3Fest<br />
Der Bogenschützen-Club Spreitenbach<br />
war am Baregg3Fest mit einem Schiess-<br />
Stand auf dem Erlebnispfad vertreten.<br />
Unter der Anleitung unserer erfahrenen<br />
Clubmitglieder versuchten vom Freitagnachmittag<br />
bis am Sonntagabend<br />
weit über 650 Personen ihre fünf Pfeile<br />
ins Zentrum einer der fünf Scheiben<br />
zu bringen. Unsere Mitglieder hatten<br />
zeitweise alle Hände voll zu tun, um<br />
den Ansturm zu bewältigen. Vor allem<br />
die Kinder zeigten viel Geduld und<br />
mussten manchmal in einer langen<br />
Kolonne warten, bis sie endlich zum<br />
Schuss kamen.<br />
Am Sonntagnachmittag um 16 Uhr<br />
fand die angekündigte Ausscheidung<br />
zwischen den besten Schützinnen und<br />
Schützen statt. Unter grosser Anteilnahme<br />
des Publikums begann zuerst<br />
die Ausscheidung bei den Kindern und<br />
dann diejenige unter den Erwachsenen.<br />
Als erster Preis für die Erwachsenen<br />
winkte eine Übernachtung inkl. Frühstück<br />
für zwei Personen im Hotel<br />
Alpenblick in Braunwald und ging an<br />
Daniel Schuppisser aus Niederrohrdorf.<br />
Für die Kinder gab es einen Einkaufsgutschein<br />
über Fr. 100.– vom Shopping<br />
Center Spreitenbach zu gewinnen und<br />
wurde von Yves Vogelbacher mit nach<br />
Hause genommen. Aber auch die zweiten<br />
und dritten Plätze gingen nicht mit<br />
leeren Händen nach Hause. Alle teilnehmenden<br />
Kinder (über 400!) durften<br />
sich aus einer grossen Kiste noch ein<br />
Trösterchen aussuchen und bekamen<br />
zusätzlich ein Mini Chokito mit auf<br />
den Weg, welche die Firma Nestlé aus<br />
Spreitenbach sponserte.<br />
Selbst nach dem Wettbewerb kehrte<br />
keine Ruhe ein, und die Besucher wollten<br />
immer noch mit Pfeil und Bogen<br />
schiessen, obwohl es nichts mehr zu<br />
gewinnen gab. Es macht halt einfach<br />
auch so Spass! Ausserdem haben sich<br />
einige Interessenten gemeldet, die sich<br />
für diesen Sport und unseren Club<br />
interessieren, und auch einige Anmeldungen<br />
für den Ende Mai stattfindenden<br />
Kinderkurs konnten wir<br />
verbuchen.<br />
Neben dem Bogenschiessen konnten<br />
die Mitglieder des BSC viele Fragen<br />
von interessierten Besuchern beantworten<br />
und Werbung für den Club<br />
machen. Weitere Bilder vom Fest und<br />
Informationen über unseren Club sind<br />
im Internet zu finden unter www.<br />
bsc-spreitenbach.ch.<br />
Peter Lampert,<br />
Bogenschützen-Club Spreitenbach<br />
Nellenburger Kreis (NK) –<br />
Interessengemeinschaft<br />
zur Erforschung der Burgen,<br />
Adelssitze, Schlösser und<br />
Festungen im Hegau<br />
Im Juni 2001 wurde der Nellenburger<br />
Kreis (NK) als «Interessengemeinschaft<br />
zur Erforschung der Burgen, Adelssitze,<br />
Schlösser und Festungen im<br />
Hegau» auf Initiative von Michael<br />
54
Losse und Ilse-Gabriele Koch gegründet.<br />
Die Gründungsmitglieder waren<br />
Dr. Roland Kessinger (Weinheim an<br />
der Bergstrasse), Ilse-Gabriele Koch<br />
(Singen), Dr. Michael Losse (Marburg<br />
und Singen) und Klaus-Michael Peter<br />
(Bonn und Singen). An der Gründungsversammlung<br />
am 3. August 2001 im<br />
Gasthaus auf der Nellenburg bei<br />
Stockach nahmen sieben Personen<br />
teil. Inzwischen beteiligen sich bis zu<br />
15 Interessierte an internen Veranstaltungen<br />
des NK, der – auf Anregung<br />
von Dr. Franz Götz, Kreisarchivar des<br />
Kreises Konstanz i.R. und Vorsitzender<br />
des Hegau-Geschichtsvereins (HGV) –<br />
seit Mai 2002 als Arbeitskreis dem<br />
HGV angeschlossen ist. Den Kontakt<br />
zum NK vermittelt die Geschäftsstelle<br />
des HGV.<br />
Die Intentionen zur Gründung des NK<br />
waren vielfältiger Art. Voraus ging die<br />
Arbeit an mehreren Publikationen, insbesondere<br />
an dem von Michael Losse<br />
und Hans Noll in Zusammenarbeit<br />
mit Roland Kessinger erstellten Buch<br />
«Burgen, Schlösser und Festungen im<br />
Hegau» (Verlag Michael Greuter,<br />
Singen 2001). Im Rahmen der Forschungsarbeiten<br />
wurde deutlich, dass<br />
der Hegau offenbar die deutsche Landschaft<br />
mit der grössten Dichte an Burgen,<br />
Schlössern, Adelssitzen und ähnlichen<br />
Bauten ist. Bislang konnten im<br />
«historischen Hegau», der auch Teile<br />
Bern<br />
8. März–30. November 20<strong>03</strong><br />
Vom Krieg und Frieden<br />
Bern und die Eidgenossen<br />
Historisches Museum Bern<br />
Helvetiaplatz 5, 3000 Bern<br />
Di–So 10–17 Uhr, geöffnet an Karfreitag,<br />
Ostermontag, 1. Mai, Auffahrt<br />
und Pfingstmontag<br />
Tel. <strong>03</strong>1 350 77 11<br />
www.bhm.ch<br />
Es begann vor 650 Jahren. 1353 schloss<br />
Bern einen «Ewigen Bund» mit den<br />
Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden<br />
– ein Bündnis unter vielen in<br />
einer konfliktreichen Zeit. Sensationelle<br />
Kriegserfolge festigten die Identität<br />
der Eidgenossen; aus losen Allianzen<br />
wuchs allmählich eine gemeinsame<br />
Geschichte, die 1848 in den Bundesstaat<br />
mündete.<br />
der Schweiz umfasst, mindestens 390<br />
Burgen, Adelssitze, Schlösser, Festungen,<br />
Stadt-/Ortsbefestigungen, Wehrkirchen/-kirchhöfe,<br />
Ringwälle und<br />
Wallbefestigungen festgestellt werden<br />
(Stand Januar 20<strong>03</strong>).<br />
Die systematische Inventarisierung und<br />
die anschliessende Erforschung dieser<br />
Objekte ist ein Hauptanliegen des NK.<br />
Er ruft daher alle an der ernsthaften,<br />
auf den Erkenntnissen der modernen<br />
Burgen- und Festungsforschung basierenden<br />
Forschung interessierten Personen<br />
– sowohl Fachleute als auch<br />
interessierte Laien – auf, sich und ihre<br />
Forschungen einzubringen.<br />
Mehrmals im Jahr stattfindende Gesprächsabende,<br />
die zukünftig auch als<br />
Vortragsabende gestaltet werden sollen,<br />
dienen der Begegnung und dem Austausch<br />
der Burgenforscher/innen im<br />
Hegau. Hinzu kommen immer wieder<br />
Burgbesichtigungen und Burgenwanderungen,<br />
die der NK in Zusammenarbeit<br />
mit dem HGV durchführt (2002:<br />
Bohlingen; Bankholzen; Langenstein).<br />
Darüber hinaus sind für 20<strong>03</strong> weitere<br />
Spaziergänge und Exkursionen zu<br />
Burgen und Schlössern in Zusammenarbeit<br />
mit dem «Südkurier» vorgesehen<br />
(2002: Rund ums Rosenegg; Bohlingen;<br />
Schrotzburg).<br />
Als Publikation des NK erschien 2002<br />
das «Hohentwiel-Buch» (Hrsg.: Klaus-<br />
Michael Peter und Roland Kessinger).<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
Wie kein anderer Ort hat Bern das Gesicht<br />
der heutigen Schweiz geprägt.<br />
Seine Ausrichtung nach Westen und<br />
territoriale Gewinne legten den Grund<br />
für das Zusammengehen von französischsprachiger<br />
Romandie und deutschsprachiger<br />
Ostschweiz.<br />
Olten<br />
11. Juni–19. Oktober 20<strong>03</strong><br />
Die Aarebrücke von Olten.<br />
Geschichte der alten Holzbrücke<br />
Historisches Museum Olten, Konradstr.<br />
7, 4600 Olten<br />
Di–Sa 14–17, So 10–17<br />
Tel. 062 212 89 89<br />
www.historischesmuseum-olten.ch<br />
Zu den derzeit in Arbeit befindlichen<br />
Publikationsprojekten des NK gehören<br />
u.a. das Sonderheft «Festungen, Feste<br />
Schlösser und Schanzen im Hegau»<br />
(Hrsg.: Michael Losse, i.A. der Deutschen<br />
Gesellschaft für Festungsforschung,<br />
DGF) und eine Untersuchung<br />
über «Die sieben Burgen und Schlösser<br />
in Bohlingen» (von Michael Losse und<br />
Ilse-Gabriele Koch, erscheint Ende<br />
20<strong>03</strong>, Vorbericht im Jahrbuch der Stadt<br />
Singen 20<strong>03</strong>). Einzelpublikationen von<br />
Mitgliedern des NK zu den folgenden<br />
Objekten im Hegau sind in Vorbereitung:<br />
Beuren an der Aach: Schlössle Meldegg;<br />
Bodman: Burg Alt-Bodman;<br />
Bohlingen: Ortsburg;<br />
Espasingen: Befestigungen in der Gemarkung<br />
von Espasingen;<br />
Hegne: Schloss;<br />
Hohenstoffeln: Burgen;<br />
Burg Homboll;<br />
Burg Kargegg;<br />
Mühlhausen: Schloss;<br />
Randegg: Schloss;<br />
Rielasingen: Burg Rosenegg;<br />
Singen: burg- und schlossrezipierende<br />
Bauten des 19. und 20. Jahrhunderts;<br />
Wasserburg bei Honstetten; Worblingen:<br />
Schloss und Burgstall.<br />
Dr. Michael Losse<br />
Bruderhofstr. 33<br />
D-78224 Singen (Hohentwiel)<br />
Speyer / D<br />
30. März–26. Oktober 20<strong>03</strong><br />
Die Ritter<br />
Historisches Museum der Pfalz in<br />
Speyer<br />
Domplatz, D-67324 Speyer<br />
Di–So 10–18, montags geschlossen<br />
www.museum.speyer.de<br />
Tapfere Kämpfer in glänzenden Rüstungen<br />
auf wehrhaften Burgen – so stellen<br />
wir uns die Ritter vor. Doch wie sah<br />
das Leben der Ritter wirklich aus, wie<br />
kämpften und wie lebten sie? Auf diese<br />
Fragen gibt die grosse Sonderausstellung<br />
im Historischen Museum der Pfalz<br />
Antworten. Auf 1300 m 2 zeigt die Ausstellung<br />
die zentralen Lebensbereiche<br />
der Ritter: Kampf und Turnier, Leben<br />
auf der Burg, Feste, Alltagsleben und<br />
die Minne. Schliesslich wird dem Nachleben<br />
ritterlicher Vorstellungen und<br />
55
Ideale bis in unsere Zeit hinein nachgegangen.<br />
Ein eigener Ausstellungsbereich des<br />
Jungen Museums Speyer wendet sich<br />
speziell an junge Museumsbesucher.<br />
Spielerisch werden hier die Kindheit<br />
und Erziehung der Knappen und<br />
Mädchen veranschaulicht.<br />
Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit<br />
mit «Burgen, Schlösser, Altertümer<br />
Rheinland-Pfalz» präsentiert.<br />
Sie ist Teil des grenzüberschreitenden<br />
Projektes «Die Zeit der Ritter in der<br />
Pfalz und im Elsass», das vom Europäischen<br />
Fonds für regionale Entwicklung<br />
(EFRE) mitfinanziert wird.<br />
Europäischer Tag des Denkmals<br />
Journées européennes<br />
du patrimoine<br />
Giornate europee<br />
del patrimonio<br />
13./14. September 20<strong>03</strong><br />
Verre et Vitrail – Schätze aus Glas<br />
Thematisiert wird an diesem 10. Europäischen<br />
Tag des Denkmals der erste<br />
Kunststoff der Menschheit: Glas – seine<br />
Geschichte, seine Herstellung und Verwendung<br />
im Alltag, in der Architektur<br />
und im Kunsthandwerk. Der Denkmal-<br />
tag bietet die Gelegenheit, in der<br />
ganzen Schweiz über zweihundert<br />
Denkmäler, Werkstätten und Ausstellungen<br />
zu besuchen und Glas in seinen<br />
vielfältigen Formen zu erleben. Ob<br />
Glasmalereien des <strong>Mittelalter</strong>s oder des<br />
Jugendstils, ob archäologische Fundstätten,<br />
Glasmacher oder moderne<br />
Glasarchitektur – am Denkmaltag ist<br />
für jeden Geschmack etwas dabei.<br />
Auf der Internetseite www.hereinspaziert.ch<br />
finden Sie bereits jetzt eine<br />
Übersicht zu den verschiedenen Anlässen<br />
im September.<br />
voir aussi: www.venezvisiter.ch<br />
vedi: www.venitevedere.ch<br />
PUBLIKATIONEN<br />
Günter Schmitt<br />
Schlösser und Burgen<br />
am Bodensee<br />
Bd. II: Nord-Ost (Von Meersburg<br />
bis Mittelweiherburg).<br />
Biberacher Verlagsdruckerei GmbH & Co.<br />
Biberach a.d. Riss 2001. 368 S., über 350<br />
farbige Abb. und oft farbige Zeichnungen<br />
(Lagepläne, Grundrisse, Baudetails), eine<br />
farbige Übersichtskarte.<br />
ISBN 3-933614-09-0<br />
Drei Jahre nach dem Band I des ursprünglich<br />
auf zwei Teile angelegten<br />
Werkes über die «Schlösser und Burgen<br />
am Bodensee» legte Günter Schmitt<br />
nun den zweiten Band vor. Umfasste<br />
der Band I den Westteil des Sees von<br />
Maurach bis Arenenberg, so führt uns<br />
der Autor nun am nordöstlichen Bodensee<br />
entlang, von der Meersburg bis hin<br />
zur Mittelweiherburg bei Hard in Vorarlberg<br />
(Österreich). Das bedeutet, dass<br />
noch ein dritter Band folgen wird und<br />
der Autor somit Raum zu weiteren ausführlichen<br />
Darstellungen der Objekte<br />
bekommen hat. Eine begrüssenswerte<br />
Entscheidung des Verlages im Hinblick<br />
auf die Materialmenge, die Günter<br />
Schmitt in diesem wie auch schon im<br />
vorhergehenden Band in ansprechender<br />
Form präsentiert.<br />
Dem Vorwort (S. 7), in dem der Autor<br />
einen kursorischen Überblick über die<br />
behandelte Region und den Bautenbestand<br />
gibt, folgen Kapitel zu 23 Objekten,<br />
die – je nach Grösse und Bedeutung<br />
des Bauwerkes sowie der Quellenund<br />
Literaturlage – im Umfang sehr<br />
unterschiedlich ausgefallen sind: sie<br />
umfassen sechs (Wellenstein) bis 32<br />
Seiten (Meersburg: Altes Schloss). Wie<br />
auch im Band I ist den Kapiteln zu<br />
den einzelnen Bauten möglichst ein<br />
doppel-, zumindest aber ein ganzseitiges<br />
Foto des jeweiligen Bauwerkes vorausgeschickt,<br />
ebenso wie meist detaillierte<br />
Hinweise zur Anreise, Angaben<br />
zur Lage («Gemeinde» und «Meereshöhe»),<br />
zur Besichtigung und zum Besitzer.<br />
Wieder sind die Kapitel übersichtlich<br />
angelegt, gut recherchiert und mit<br />
hervorragenden Fotografien illustriert.<br />
Mit wenigen Ausnahmen wurden<br />
diese, einschliesslich der Luftaufnahmen,<br />
vom Autor selbst angefertigt.<br />
Schmitt scheute dabei nicht – wie es in<br />
manch anderer so sehr auf ästhetische<br />
Bilder setzenden Publikation der Fall<br />
gewesen wäre – die Darstellung baulich<br />
entstellter Burg- und Schlossanlagen,<br />
wie etwa die durch moderne und<br />
postmoderne Vor- und Zubauten äusserst<br />
empfindlich gestörte Ansicht des<br />
Schlosses Helmsdorf in Immenstaad<br />
(Doppelseite 110f.) oder die Luftaufnahme<br />
des Schlosses Herberg in Immenstaad<br />
mit den zum Teil völlig<br />
unmassstäblichen modernen Erweiterungsbauten<br />
(S. 96) zeigen. Es geht ihm<br />
um die Darstellung der Baugeschichte<br />
mit allen ihren Phasen auch im Bild.<br />
Umgekehrt versteht er es aber auch,<br />
eben jene Bauten ohne die genannten<br />
Verunstaltungen «isoliert» ins Bild zu<br />
setzen (z.B. Schloss Hersberg, Doppelseite<br />
95f. und S. 100). Hier offenbart<br />
sich die Meisterschaft des auf Architekturfotografie<br />
spezialisierten Fotografen,<br />
der zudem selber Architekt ist und die<br />
Bauten den Lesern und Betrachtern<br />
seines Buches in allen ihren Facetten zu<br />
erschliessen sucht.<br />
Gute Reproduktionen teils wenig bekannter<br />
historischer Ansichten der<br />
Objekte und insbesondere Strichzeichnungen,<br />
Grundrisse und Schnitte<br />
(Stand 2000), die auf der Grundlage<br />
eigener Aufmasse des Autors bzw. als<br />
Weiterentwicklung vorhandenen und<br />
zur Verfügung gestellten Planmaterials<br />
entstanden, lassen das Buch zu einer<br />
soliden Grundlage für die ausführliche<br />
Beschäftigung mit Burgen und Schlössern<br />
des Bodenseegebietes werden.<br />
Dazu tragen ausserdem die Insets bei,<br />
zu denen u.a. Stammtafeln (z.B. «Könige<br />
und Herzöge von Württemberg als Besitzer<br />
von Schloss Friedrichshafen», S. 136;<br />
«Linie des Grafen Friedrich Wilhelm<br />
von Quadt Wykradt und Isny in Moos»,<br />
S. 211) oder Biographien für die jeweiligen<br />
Bauten bzw. deren Geschichte<br />
wichtiger Persönlichkeiten (u.a. Künstler,<br />
Bauherren, Besitzer, z.B. Dr.<br />
Friedrich Fetzer, S. 2<strong>03</strong>f., für Schloss<br />
Moos) gehören. Zum schnellen Überblick<br />
sind Zeittafeln zur Geschichte<br />
vieler Objekte beigegeben. Vereinzelt<br />
finden sich gar jüngere Quellen im<br />
Wortlaut abgedruckt, so etwa ein<br />
Bericht des «Lindauer Tagblatts» vom<br />
4. Oktober 1882 zur Einweihung der<br />
Rosenkranzkapelle auf Schloss Moos<br />
bei Lindau (S. 205).<br />
Verbesserungen im Vergleich zum ersten<br />
Band sind festzustellen: So wurde<br />
auf die all zu kräftige Farbigkeit bei der<br />
Unterlegung der vom Autor erstellten<br />
Lagepläne verzichtet – statt des dunklen<br />
wurde nun ein helles Grün gewählt<br />
(z.B. Hagnau: Burg, S. 71; Alwind:<br />
Schloss, S. 183; Moos: Schloss, S. 201) –,<br />
und insbesondere gab es Berichtigungen<br />
im Glossar (S. 359–362).<br />
56
Sehr begrüssenswert ist die Aufnahme<br />
der Bregenzer Klause (Lochau, Bezirk<br />
Bregenz), eines vom 15. bis zum 18.<br />
Jahrhundert immer wieder ausgebauten,<br />
u.a. aus Türmen (vorgestellt wird<br />
hier der Klausturm), Mauern und<br />
Schanzen bestehenden Sperrsystems.<br />
Da es sich hierbei weder um eine Burg<br />
noch um ein Schloss handelt, die<br />
Aufnahme aber durch die architektonische<br />
Verwandtschaft mit Burgen<br />
und Festungen durchaus gerechtfertigt<br />
ist, stellt sich die Frage, warum nicht<br />
weitere Anlagen dieser Art Berücksichtigung<br />
in Schmitts Werk fanden, etwa<br />
die Schanzen in und bei Überlingen<br />
(im Band I).<br />
Im Anhang findet sich auch dieses Mal<br />
eine alphabetisch nach Objektnamen<br />
geordnete Liste der Literatur («Literatur<br />
– Kurztitel», S. 363f.), der ein umfassendes<br />
Literaturverzeichnis folgt, das<br />
alle in der Liste verzeichneten Werke<br />
erfasst (S. 365–367). Zudem finden<br />
sich im Anhang eine farbige Übersichtskarte,<br />
in der alle in Bd. I und II<br />
erfassten sowie alle in Bd. III zu<br />
behandelnden Objekte dargestellt sind<br />
(S. 356f.) und das bereits erwähnte<br />
Glossar (S. 359–362).<br />
Ein wenig Kritik zum Schluss, die nicht<br />
dem Autor gilt: Beim Setzen der über<br />
zwei Seiten reichenden Fotografien<br />
sollte künftig darauf geachtet werden,<br />
die vor allem für das Fachpublikum<br />
besonders aussagekräftigen und oft<br />
nur in der Gesamtheit einer Luftaufnahme<br />
erkennbaren Elemente einer<br />
Burg oder eines Schlosses nicht «zu<br />
beschneiden» oder durch die Fadenheftung<br />
zu verdecken, wie es verschiedentlich<br />
geschah (z.B. Mittelweiherburg,<br />
S. 344f.: hier ist der im Grundriss<br />
so markante Treppenturm in seiner<br />
Gestalt nicht erkennbar; Friedrichshafen,<br />
Schloss, S. 118f.).<br />
Fazit: Günter Schmitt hat mit dem<br />
zweiten Band seiner «Bodensee-Burgen-Trilogie»<br />
– diese Bezeichnung<br />
wurde so akustisch aufgefangen in<br />
einem Gespräch in der Hegau-Bibliothek<br />
in Singen (Hohentwiel) – ein<br />
rundum gelungenes Werk vorgelegt,<br />
das nur wenige Wünsche offen lässt.<br />
Bedauerlich ist, dass Anmerkungen<br />
fehlen, doch wird dies an den Vorstellungen<br />
des Verlages und nicht am<br />
Unwillen des Autors liegen. Dem<br />
Autor und dem Verlag sei zu diesem<br />
Werk herzlich gratuliert und ein<br />
«weiter so!» für den dritten und letzten<br />
Band mit auf den Weg gegeben.<br />
Michael Losse (Singen/Marburg)<br />
Christian Uhde<br />
Martin – mit einem Ordensritter<br />
in Preussen<br />
Dagmar Dreves Verlag, Lüneburg 20<strong>03</strong> –<br />
321 Seiten; EUR 19.–.<br />
ISBN 3-924 532-86-9<br />
Christian Uhde will mit seiner Erzählung<br />
gleichsam wie mit der Lupe<br />
das Leben eines Ritters des Deutschen<br />
Ordens im Jahre 1280 im Lande Preussen<br />
– dem späteren Ostpreussen –<br />
betrachten.<br />
Der Leser wird mitgenommen in das<br />
alltägliche Leben in der Ordensburg<br />
mit den Ansprüchen, die die Ordensregeln<br />
stellten und die nicht immer<br />
leicht zu erfüllen waren. Er erfährt aber<br />
auch vor dem Hintergrund der geschichtlichen<br />
Ereignisse Wissenswertes<br />
über Aufgaben für den Ritter ausserhalb<br />
des Ordenshauses mit den damit<br />
verbundenen Anforderungen und Gefahren.<br />
Andreas Schlunk,Robert Giersch<br />
Die Ritter.<br />
Geschichte – Kultur – Alltagsleben<br />
Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung<br />
im Historischen Museum der Pfalz in<br />
Speyer vom 29. März bis 26. Oktober 20<strong>03</strong>.<br />
Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 20<strong>03</strong> –<br />
160 Seiten mit rund 230 meist farbigen<br />
Abbildungen. Buchhandelsausgabe gebunden<br />
mit Schutzumschlag bis 31. Dezember<br />
20<strong>03</strong> EUR 24.90 / CHF 42.–, danach<br />
EUR 29.90 / CHF 50.20. Ausstellungsausgabe<br />
kartoniert EUR 19.90 (nur an<br />
der Ausstellung erhältlich).<br />
ISBN 3-8062-1791-2<br />
Unerschrockene Kreuzritter, zartfühlende<br />
Minnesänger, ehrgeizige Turnierkämpfer<br />
– solche Vorstellungen haben<br />
unser Bild vom <strong>Mittelalter</strong> entscheidend<br />
geprägt. Dieses Bild ist völlig<br />
falsch, denn tatsächlich gehörte das<br />
Rittertum zwischen Kaiser und Papst,<br />
zwischen Adel und Kirche zu den<br />
zentralen gesellschaftlichen Kräften<br />
im mittelalterlichen Europa. Die so<br />
genannte ritterliche Lebensform entwickelte<br />
sich gar zum kulturellen<br />
Leitbild einer ganzen Epoche. Doch<br />
die Erkenntnisse der Historiker und<br />
Archäologen zeigen auch, dass dieser<br />
glanzvolle Eindruck oft nicht der Lebenswirklichkeit<br />
der Ritter entsprach.<br />
Das Rittertum entstand, als die Karolinger<br />
im 8. und 9. Jahrhundert ein<br />
schlagkräftiges Heer aus gut ausgerüsteten,<br />
berittenen Kriegern formierten.<br />
Im 12. Jahrhundert formte sich das<br />
ritterliche Ideal entgültig aus, das sich<br />
durch einen speziellen Ehren- und Verhaltenskodex<br />
auszeichnete. Entscheidend<br />
dabei waren drei Aspekte: Waffendienst,<br />
Gottesdienst und Minnedienst.<br />
Das Leitbild war der freie Dienst für<br />
einen Herrn, der den Ritter mit Geschenken<br />
und Land, das er zur Leihe<br />
erhielt, entlohnte. Herr und Ritter<br />
waren miteinander in einem engen<br />
Treueverhältnis verbunden. Nach Auffassung<br />
der Kirche sollte der Ritter sein<br />
Schwert in den Dienst der Armen und<br />
Bedürftigen stellen und im Rahmen der<br />
Kreuzzüge das Heilige Land von den<br />
Ungläubigen befreien. Das höfische<br />
Ideal des Minnedienstes war der dritte,<br />
wichtige Aspekt des Rittertums. Der<br />
Ritter verehrte eine vornehme Dame<br />
und fühlte sich für sie zu Heldentaten<br />
verpflichtet, auch wenn diese Liebe<br />
keine Aussicht auf Erfüllung hatte, zumal<br />
die Frau häufig sozial höher gestellt<br />
und verheiratet war.<br />
Im Begleitband zur gleichnamigen<br />
Ausstellung präsentieren die Autoren<br />
ein umfassendes Panorama des Rittertums:<br />
Sie beleuchten Kampftechnik<br />
und Bewaffnung der Ritter ebenso wie<br />
den eher ärmlichen Alltag auf der Burg<br />
oder die Stellung des Ritters in der<br />
Gesellschaft. Der Leser erfährt auch, wie<br />
ein typisches Ritterleben ablaufen sollte<br />
und was es mit den Raubrittern wirklich<br />
auf sich hatte.<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Historischer Überblick: Aufstieg und<br />
Niedergang des Rittertums – Die<br />
Rüstung: Schild, Helm, Panzer und<br />
Pferd – Das Turnier – Die Kreuzzüge –<br />
Einrichtung und Leben auf der Burg –<br />
Alltag und Fest – Minne und Minnesang<br />
– Berühmte Ritter: Oswald von<br />
Wolkenstein und Wolfram von Eschenbach.<br />
Wohntürme<br />
Hrsg. von Heinz Müller. Veröffentlichungen<br />
der Deutschen <strong>Burgenverein</strong>igung e.V. –<br />
Landesgruppe Sachsen in Verbindung mit<br />
dem Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen<br />
<strong>Burgenverein</strong>igung. Kolloquium vom<br />
28. September bis 30. September auf Burg<br />
Kriebstein (Sachsen). Beier & Beran, Archäologische<br />
Fachliteratur, Langenweissbach<br />
2002 – 174 S. mit zahlreichen<br />
Abbildungen.<br />
ISBN 3-930<strong>03</strong>6-76-2<br />
Inhalt:<br />
57
Dieter Barz: Bemerkungen zur Entwicklung<br />
und den Funktionen des<br />
frühen Wohnturmes in Mittel- und<br />
Westeuropa. Bettina Jost: Überlegungen<br />
zur Entstehung und Datierung von<br />
Wohntürmen in Deutschland im späten<br />
11. Jahrhundert. Ingolf Grässler:<br />
Bemerkungen zur Geschichte der Forschung<br />
über Wohntürme. Joachim<br />
Zeune: Wohntürme in Bayern. Tomas<br />
Durdik: Wohntürme der böhmischen<br />
Burgen Karls IV. Friedrich-Wilhelm<br />
Krahe: Wohntürme des <strong>Mittelalter</strong>s<br />
mit hölzernen Stockwerken. Dankwart<br />
Leistikow: Burgtürme in Apulien –<br />
Donjon und Wohnturm. Rudolf Meister:<br />
Bemerkungen zu den Wehrelementen<br />
an Wohntürmen. Thomas Bienert:<br />
Wohntürme des 14. Jahrhunderts im<br />
Herrschaftsgebiet der Grafen von<br />
Schwarzburg. Gerd Strickhausen: Wohntürme<br />
mit gerundeten Bauformen in<br />
Thüringen im 14. Jahrhundert. Reinhard<br />
Schmitt: Steinerne Wohnbauten<br />
und Wohntürme vom 10. bis zum<br />
13. Jahrhundert in Sachsen-Anhalt.<br />
Udo Baumbach: Zur Datierung der<br />
Wohntürme in der Burg Rochlitz.<br />
Wilfried Pfefferkorn: Der Wohnturm<br />
im Schloss Wolkenstein (Sachsen).<br />
Annäherung an ein unerforschtes Bauwerk.<br />
Stefan Uhl: Der Wohnturm<br />
von Oflings. Gerhard Billig, Manfred<br />
John: <strong>Mittelalter</strong>liche Wohntürme in<br />
Oschatz (Sachsen). Norbert Oelsner,<br />
Uwe Richter: Wohnturm oder Steinhaus?<br />
Frühe Steinbauten in Freiberg,<br />
Zwickau und Dresden. Bernhard Siepen:<br />
Die Grundrissvielfalt französischer<br />
Donjons.<br />
Denis Reynard<br />
Histoires d’eau.<br />
Bisses et irrigation en Valais<br />
au XV e siècle<br />
Cahiers lausannois d’histoire médiévale 30,<br />
édités par Agostino Paravicini Bagliani,<br />
Lausanne 2002. CHF 36.– / EUR 24.–.<br />
ISBN 2-940110-43-3<br />
Les canaux d’irrigation des prairies<br />
alpines du Valais, que l’on appelle<br />
«bisses», ont déjà beaucoup intéressé<br />
les chercheurs et les curieux. Leur<br />
construction souvent audacieuse, leur<br />
importance dans la vie des communautés<br />
paysannes, ainsi que leur<br />
poids symbolique et émotionnel en<br />
ont fait un objet d’étude à part<br />
entière.<br />
Cependant, encore peu d’historiens se<br />
sont penchés sur les sources médiévales<br />
relatives aux bisses. Il existe pourtant<br />
de nombreux textes dans les archives<br />
des communes valaisannes, particulièrement<br />
pour le XV e siècle. Parmi<br />
ces documents, on trouve les statuts<br />
et règlements des consortages d’irrigation.<br />
Cette étude analyse une série de textes<br />
normatifs relatifs aux bisses et elle se<br />
propose de répondre à plusieurs questions:<br />
pourquoi, à un moment donné,<br />
met-on par écrit une réglementation<br />
de l’irrigation? Comment fonctionnent<br />
les consortages d’irrigation du<br />
XV e siècle et quel rôle jouent-ils dans<br />
le cadre des communautés rurales? Que<br />
gèrent ces associations? Enfin, quelles<br />
sont les difficultés rencontrées par les<br />
paysans dans la pratique de l’irrigation<br />
et quelles sont les solutions qu’ils adoptent?<br />
L’étude des textes relatifs à l’irrigation<br />
permet non seulement de décrire une<br />
pratique importante de la vie paysanne,<br />
mais dévoile aussi quelques facettes<br />
du fonctionnement des communautés<br />
rurales médiévales.<br />
Heiko Wagner<br />
Theiss Burgenführer Oberrhein.<br />
66 Burgen von Basel bis<br />
Karlsruhe<br />
Hrsg. von Joachim Zeune. Konrad Theiss<br />
Verlag, Stuttgart 20<strong>03</strong> – 160 Seiten mit<br />
145 meist farbigen Abbildungen und<br />
Plänen sowie einer Übersichtskarte – Kartoniert,<br />
EUR 19.90.<br />
ISBN 3-8062-1710-6<br />
Höhenburgen auf Gipfeln und Bergspornen<br />
im Kaiserstuhl und Schwarzwald<br />
wechseln sich ab mit Wasserburgen<br />
in der Rheinebene und angrenzenden<br />
Tälern. Neben eindrucksvollen<br />
Bergfrieden ziehen turmartige Wohnbauten,<br />
mächtige Ringmauern, Renaissanceschlösser<br />
und barocke Festungen<br />
den Betrachter in ihren Bann. Neben<br />
bekannten Anlagen wie Geroldseck,<br />
Rötteln, Ettlingen oder Karlsruhe-<br />
Durlach finden sich auch Kleinodien<br />
wie wenig bekannte dörfliche Adelssitze<br />
abseits der grossen Verkehrswege.<br />
Der Theiss Burgenführer richtet sich<br />
sowohl an den interessierten Laien als<br />
auch an den Fachmann und gewährt<br />
einen aufschlussreichen Einblick in die<br />
Burgen- und Schlösserlandschaft vom<br />
Markgräflerland durch den Breisgau<br />
bis nach Karlsruhe mit all ihren eigenständigen<br />
Entwicklungen und Formen.<br />
Die Auswahl der vorgestellten Objekte<br />
erfolgt aufgrund burgenkundlicher<br />
Aspekte, wurde aber auch von der<br />
Zugänglichkeit der Anlagen beeinflusst.<br />
Neben intakten und ruinösen<br />
Anlagen finden sich auch einige lediglich<br />
als Bodendenkmäler überkommene<br />
Burgen behandelt, die sich aufgrund<br />
ihrer zum Teil reizvollen Lage als<br />
Ziele burgenkundlicher Wanderungen<br />
anbieten.<br />
Der Band «Oberrhein» erscheint nach<br />
dem «Niederrhein» und «Sauerland<br />
und Siegerland» als dritter der neuen<br />
Reihe «Theiss Burgenführer». Geplant<br />
sind etwa 20 Bände, mit denen alle<br />
Regionen Deutschlands abgedeckt<br />
werden.<br />
Thomas Steinmetz<br />
Die Königspfalz<br />
Rothenburg ob der Tauber<br />
Verlag Ellen Schmid, Brensbach 2002 –<br />
EUR 24.–.<br />
ISBN 3-931529-04-5<br />
Die Reichsburg oder besser Königspfalz<br />
Rothenburg ob der Tauber war trotz<br />
ihrer historischen Bedeutung und des<br />
grossen Bekanntheitsgrades der Stadt<br />
Rothenburg bisher nie bearbeitet worden.<br />
Ihre Erforschung musste von daher<br />
an der Sichtung der umfangreichen<br />
schriftlichen Quellen und der Analyse<br />
des noch vorhandenen Baubestandes<br />
ansetzen.<br />
Die Monographie umfasst die Darstellung<br />
der Geschichte dieser nach urkundlichem<br />
Zeugnis im Jahre 1142<br />
im Bau befindlichen Pfalz bis zu ihrem<br />
Untergang aufgrund der allmählichen<br />
Entfestigung durch die Reichsstadt<br />
Rothenburg zu Ende des 14. Jahrhunderts.<br />
Die bisher stets angenommene<br />
Zerstörung der Pfalz durch das Erdbeben<br />
von 1356 kann damit widerlegt<br />
werden.<br />
Auf Basis der erhaltenen und rekonstruierbaren<br />
Bausubstanz wird die Pfalz<br />
als annähernd 200 Meter lange Anlage<br />
mit Bergfrieden an beiden Enden rekonstruiert.<br />
Ringmauer und vermutlich<br />
auch beide Türme waren systematisch<br />
mit Buckelquadern verblendet,<br />
die aufgrund der gesicherten Bauzeit<br />
als die frühesten des gesamten deutschen<br />
Burgenbaues gelten müssen. Aufgrund<br />
dessen vermutet der Verfasser<br />
die Einführung der Buckelquaderarchitektur<br />
in Deutschland unter König<br />
58
Konrad II. und begründet diese architektonische<br />
Innovation in der ideologischen<br />
Herrschaftsbegründung dieses<br />
so lange unterschätzten Herrschers.<br />
Die Zusammenstellung sämtlicher sicher<br />
oder annähernd sicher datierten<br />
frühen mitteleuropäischen Buckelquaderbauten<br />
legt den Schluss nahe,<br />
dass ausgehend von Bauten Konrad III.<br />
sich der Buckelquader bereits in den<br />
Jahren um 1150 sehr schnell auf weite<br />
Gebiete des deutschsprachigen Raumes<br />
verbreitete.<br />
VEREINSMITTEILUNGEN<br />
Einladung zum Jugendprogramm<br />
20<strong>03</strong><br />
Datum:<br />
Samstag, 16. August 20<strong>03</strong><br />
Ort:<br />
Bern, Park des Historischen Museums<br />
– <strong>Mittelalter</strong>spektakel und<br />
Ritterturnier.<br />
Anreise:<br />
Individuell<br />
Treffpunkt:<br />
11.30 Uhr, oberhalb der Bahnhofstreppe<br />
beim Warenhaus Loeb, Jürg<br />
Schneider mit Berner Fahne.<br />
Programm:<br />
Geführte Teilnahme für Kinder ab<br />
11 Jahren und Jugendliche bis 16 Jahre<br />
am grossen <strong>Mittelalter</strong>spektakel im<br />
Park des Historischen Museums Bern.<br />
Die Openair-Aufführung des Ritterturniers<br />
findet bei jeder Witterung<br />
statt. Dauer ca. 90 Minuten (ohne<br />
Pause). An den Führungen im <strong>Mittelalter</strong>markt<br />
können auch Kleinkinder<br />
in Begleitung von Erwachsenen teilnehmen.<br />
Verpflegung:<br />
Aus dem Rucksack; es besteht aber<br />
auch die Möglichkeit, mittelalterliche<br />
Menus zu versuchen.Kosten ca.Fr.20.–.<br />
Ende:<br />
Ca. 18 Uhr<br />
Rückreise:<br />
Individuell<br />
Kosten:<br />
Fr. 20.– für Eintritt in Schlosspark und<br />
Ritterturnier.<br />
Anmeldung:<br />
bis 15. Juli 20<strong>03</strong> mit beiliegendem<br />
Anmeldetalon, per Telefon, Fax oder<br />
E-Mail.<br />
Die Platzzahl im Ritterturnier ist auf<br />
54 Jugendliche bis 16 Jahre beschränkt.<br />
Wir haben keine Plätze für Erwachsene<br />
reserviert. Teilnahme in der Reihenfolge<br />
des Anmeldeeinganges (Poststempel).<br />
Mit der Teilnahmebestätigung folgt die<br />
Rechnung für Eintritt und Unkostenbeitrag.<br />
Weitere Auskünfte:<br />
Jürg E. Schneider, 01 422 25 22,<br />
jeschneider@bluewin.ch<br />
oder Geschäftsstelle des Schweizerischen<br />
<strong>Burgenverein</strong>s<br />
061 361 24 44 (wird am Veranstaltungstag<br />
auf Natel umgeschaltet).<br />
Einladung<br />
zur Herbstexkursion:<br />
Bellinzona und Bleniotal<br />
Samstag/Sonntag, 4./5. Oktober 20<strong>03</strong><br />
Individuelle Anreise am Samstag:<br />
Basel ab: 07.08<br />
(direkte Verbindung)<br />
Bern ab: 06.49<br />
(umsteigen in Olten)<br />
Luzern ab: 08.23<br />
(direkte Verbindung)<br />
St. Gallen ab: 07.02<br />
(über Rapperswil;<br />
umsteigen<br />
in Arth-Goldau)<br />
Zürich ab: 08.07<br />
(umsteigen<br />
in Arth-Goldau)<br />
Arth-Goldau ab: 08.52<br />
Bellinzona an: 10.33<br />
Treffpunkt:<br />
Samstag, 4. Oktober, 10.40 Uhr vor<br />
dem Bahnhof Bellinzona (Stadtseite)<br />
Programm (Änderungen vorbehalten):<br />
Samstag, 4. Oktober<br />
10.40 Begrüssung, Zimmerbezug<br />
und Marktbesuch<br />
12.00 Mittagessen im Ristorante<br />
del Popolo, Piazza della<br />
Stazione<br />
13.30 Führungen<br />
bis ca. Sasso Corbaro<br />
16.30 und Montebello<br />
18.00 Führung Castelgrande:<br />
Museum und Türme<br />
19.30 Festliches Nachtessen<br />
im Ristorante Castelgrande<br />
Sonntag, 5. Oktober<br />
09.00 Abfahrt am Bahnhof<br />
Bellinzona nach Arbedo<br />
(Chiesa San Paolo) –<br />
Biasca (SS. Pietro e Paolo) –<br />
Semione (renovierte<br />
Capellina dei morti) –<br />
Mittagessen – Motto<br />
(San Pietro) – Castello Serravalle<br />
– Claro (Castello dei<br />
Magoria) – Bellinzona Bahnhof<br />
an ca. 17 Uhr<br />
Leitung:<br />
Dr. Heinrich Boxler und voraussichtlich<br />
Prof. Dr. Werner Meyer<br />
Rückreise:<br />
Bellinzona ab: 17.26<br />
Arth-Goldau an: 19.08<br />
Zürich an: 19.53<br />
(umsteigen<br />
in Arth-Goldau)<br />
St. Gallen an: 20.58<br />
(umsteigen<br />
in Arth-Goldau;<br />
über Rapperswil)<br />
Luzern an: 19.38<br />
(direkte Verbindung)<br />
Bern an: 21.11<br />
(umsteigen in Olten)<br />
Basel an: 20.49<br />
(direkte Verbindung)<br />
Kosten:<br />
Fr. 190.– (für den von den Veranstaltern<br />
organisierten Teil).<br />
Unterkunft:<br />
Sie organisieren und bezahlen Ihre<br />
Anreise/Rückreise und Ihre Unterkunft<br />
mit Frühstück in Bellinzona<br />
selbst. Für die Hotelunterkunft<br />
steht Ihnen Bellinzona Turismo (ohne<br />
Vermittlungsgebühr) zur Verfügung:<br />
Bellinzona Turismo, Palazzo Civico,<br />
59
Piazza Nosetto, Casella postale 1419,<br />
6500 Bellinzona, Tel. 091 825 21 31 /<br />
Fax 091 821 41 20 / E-Mail:<br />
info@bellinzonaturismo.ch.<br />
Anmeldung:<br />
Bis 16. August 20<strong>03</strong> mit beiliegendem<br />
Anmeldetalon an die Geschäftsstelle<br />
des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s,<br />
Blochmonterstrasse 22, 4054 Basel,<br />
Fax 061 363 94 05 oder per E-Mail:<br />
info@burgenverein.ch.<br />
Achtung: Für die Durchführung der<br />
Exkursion ist eine Mindestzahl von<br />
25 Anmeldungen erforderlich. Bei zu<br />
geringem Interesse behalten wir uns vor,<br />
die Exkursion abzusagen.<br />
Warten Sie deshalb bitte mit der<br />
Bestellung des Hotelzimmers zu, bis<br />
Sie die Bestätigung erhalten, dass die<br />
Exkursion zustande kommt. Mit der<br />
Teilnahmebestätigung erhalten Sie<br />
auch die Rechnung für die Exkursionskosten.<br />
Weitere Auskünfte:<br />
Dr. Heinrich Boxler, Im Hölzli 19,<br />
8706 Feldmeilen, Tel. 01 923 41 34,<br />
E-Mail: hboxler@bluewin.ch, oder<br />
Geschäftsstelle des Schweizerischen<br />
<strong>Burgenverein</strong>s, Tel. 061 361 24 44.<br />
60
PUBLIKATIONEN DES SCHWEIZERISCHEN BURGENVEREINS<br />
Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des <strong>Mittelalter</strong>s<br />
Band 1, 1974<br />
Werner Meyer. Alt-Wartburg im<br />
Kanton Aargau. Bericht über die<br />
Forschungen 1967<br />
Band 2, 1975 (vergriffen)<br />
Jürg Ewald (u.a). Die Burgruine<br />
Scheidegg bei Gelterkinden<br />
Berichte über die Forschungen<br />
1970–1974<br />
Band 3, 1976*<br />
Werner Meyer (u.a.). Das Castel<br />
Grande in Bellinzona<br />
Bericht über Ausgrabungen und<br />
Bauuntersuchungen von 1967<br />
Band 4, 1977 (vergriffen)<br />
Maria-Letizia Boscardin / Werner<br />
Meyer. Burgenforschung in Graubünden,<br />
Die Grottenburg Fracstein<br />
und ihre Ritzzeichnungen. Die<br />
Ausgrabungen der Burg Schiedberg<br />
Band 5, 1978*<br />
Burgen aus Holz und Stein, Burgenkundliches<br />
Kolloquium Basel 1977 –<br />
50 Jahre <strong>Schweizerischer</strong> <strong>Burgenverein</strong>.<br />
Beiträge von Walter Janssen,<br />
Werner Meyer, Olaf Olsen,<br />
Jacques Renaud, Hugo Schneider,<br />
Karl W. Struwe<br />
Band 6, 1979*<br />
Hugo Schneider. Die Burgruine Alt-<br />
Regensberg im Kanton Zürich.Bericht<br />
über die Forschungen 1955–1957<br />
Band 7, 1980 (vergriffen)<br />
Jürg Tauber. Herd und Ofen im<br />
<strong>Mittelalter</strong>. Untersuchungen zur Kulturgeschichte<br />
am archäologischen<br />
Material vornehmlich der Nordwestschweiz<br />
(9.–14. Jahrhundert)<br />
Band 8, 1981 (vergriffen)<br />
Die Grafen von Kyburg. Kyburger<br />
Tagung 1980 in Winterthur. Beiträge<br />
von Heinz Bühler, Adolf Layer, Roger<br />
Sablonier, Alfred Häberle, Werner<br />
Meyer, Karl Keller, Ferdinand Elsener,<br />
Dietrich Schwarz, Hans Kläui,<br />
Jakob Obrecht<br />
Band 9/10, 1982<br />
Jürg Schneider (u.a.). Der Münsterhof<br />
in Zürich. Bericht über die vom<br />
städtischen Büro für Archäologie<br />
durchgeführten Stadtkernforschungen<br />
1977/78<br />
Band 11, 1984<br />
Werner Meyer (u.a.). Die bösen<br />
Türnli. Archäologische Beiträge zur<br />
Burgenforschung in der Urschweiz<br />
Band 12, 1986 (vergriffen)<br />
Lukas Högl et al., Burgen im Fels.<br />
Eine Untersuchung der mittelalterlichen<br />
Höhlen-, Grotten- und Balmburgen<br />
in der Schweiz<br />
Band 13, 1987<br />
Dorothee Rippmann (u.a.). Basel<br />
Barfüsserkirche. Grabungen<br />
1975–1977. Ein Beitrag zur Archäologie<br />
und Geschichte der mittelalterlichen<br />
Stadt<br />
Band 14/15, 1988<br />
Peter Degen (u.a.). Die Grottenburg<br />
Riedfluh Eptingen BL. Bericht über<br />
die Ausgrabungen 1981–1983<br />
Band 16, 1989*<br />
Werner Meyer et al. Die Frohburg.<br />
Ausgrabungen 1973–1977<br />
Band 17, 1991<br />
Pfostenbau und Grubenhaus – Zwei<br />
frühe Burgplätze in der Schweiz.<br />
Hugo Schneider: Stammheimerberg<br />
ZH. Bericht über die Forschungen<br />
1974–1977. Werner Meyer: Salbüel<br />
LU. Bericht über die Forschungen<br />
von 1982<br />
Band 18/19, 1992<br />
Jürg Manser (u.a.). Richtstätte und<br />
Wasenplatz in Emmenbrücke<br />
(16.–19. Jahrhundert). Archäologische<br />
und historische Untersuchungen<br />
zur Geschichte von Strafrechtspflege<br />
und Tierhaltung in Luzern<br />
Band 20/21, 1995<br />
Georges Descœudres (u.a.). Sterben<br />
in Schwyz. Berharrung und Wandel<br />
im Totenbrauchtum einer ländlichen<br />
Siedlung vom Spätmittelalter bis in<br />
die Neuzeit. Geschichte – Archäologie<br />
– Anthropologie<br />
Band 22, 1995<br />
Daniel Reicke. «von starken und<br />
grossen flüejen». Eine Untersuchung<br />
zu Megalith- und Buckelquader-<br />
Mauerwerk an Burgtürmen im<br />
Gebiet zwischen Alpen und Rhein<br />
Band 23/24, 1996/97<br />
Werner Meyer et al. Heidenhüttli –<br />
25 Jahre archäologische Wüstungsforschung<br />
im schweizerischen Alpenraum<br />
Band 25, 1998<br />
Christian Bader. Burgruine Wulp<br />
bei Küsnacht ZH<br />
Band 26, 1999<br />
Bernd Zimmermann. <strong>Mittelalter</strong>liche<br />
Geschossspitzen. Typologie – Chronologie<br />
– Metallurgie<br />
Band 27, 2000<br />
Thomas Bitterli / Daniel Grütter.<br />
Burg Alt-Wädenswil – vom Freiherrenturm<br />
zur Ordensburg<br />
Band 28, 2001<br />
Burg Zug. Archäologie – Baugeschichte<br />
– Restaurierung<br />
Band 29, 2002<br />
Wider das «finstere <strong>Mittelalter</strong>» –<br />
Festschrift Werner Meyer zum<br />
65. Geburtstag<br />
Band 30, 20<strong>03</strong> (im Druck)<br />
Armand Baeriswyl, Stadt, Vorstadt<br />
und Stadterweiterung im <strong>Mittelalter</strong>.<br />
Archäologische und historische<br />
Studien zum Wachstum der drei<br />
Zähringerstädte Burgdorf, Bern<br />
und Freiburg im Breisgau<br />
Ausserhalb der Reihe<br />
Hans Suter-Haug / Thomas Bitterli.<br />
Burgenkarte der Schweiz in<br />
4 Blättern, Massstab 1:200 000<br />
Herausgegeben vom Schweizerischen<br />
<strong>Burgenverein</strong> mit Unterstützung<br />
der Schweizerischen Akademie der<br />
Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
(SAGW), Bundesamt für Landestopographie<br />
Wabern 1974–1985<br />
Blatt 1: Nordwestschweiz, 3. Auflage<br />
1990 (vergriffen)<br />
Blatt 2: Ostschweiz, 1978 (vergriffen)<br />
Blatt 3: Westschweiz, 2. Auflage<br />
1978<br />
Blatt 4: Tessin, Graubünden, 1985<br />
* Nur noch wenige Exemplare bei der Geschäftsstelle an Lager.
<strong>Schweizerischer</strong><br />
Association Suisse<br />
Associazione Svizzera<br />
Associaziun Svizra<br />
<strong>Burgenverein</strong><br />
des Châteaux forts<br />
dei Castelli<br />
da Chastels