DEr FAST-FOOD-TEST - Arge für Obdachlose
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Mir geht es nicht nur um die Entschädigung,<br />
ich möchte wissen<br />
warum mein Leben so außer<br />
Kontrolle geraten ist.<br />
Ich bin 1963 geboren. Schon mit vier Jahren<br />
galt ich als aggressiv, ich schlug auf meine<br />
Eltern ein, oder schoss mit Steinen. Irgendwie<br />
spürte ich scheinbar, dass meine Eltern mich<br />
nicht wollten und so wurde ich 1970 in das<br />
Kinderheim Isidor gebracht. Auch dort hatte<br />
ich durch mein Verhalten Probleme. Geschlagen<br />
wurde ich nie, aber man musste oft länger<br />
in der Ecke stehen oder Holzscheitl knien,<br />
wenn man aufmüpfig war oder ins Bett machte.<br />
1971 kam ich für ein halbes Jahr wieder nach<br />
Hause und dann kam ich wegen meinem Verhalten<br />
ins Wagner Jauregg. Dort wurde mir<br />
attestiert, dass ich psychisch krank bin. Ich<br />
kam nach Mödling in ein Kinderheim für<br />
schwer erziehbare Kinder. Dort war es schon<br />
hart. Da bekam man als Strafe zum Beispiel<br />
zwei Tag nichts zu essen oder einen Tag nichts<br />
zu trinken. Das wurde auch aufgeschrieben,<br />
und so habe ich sogar Unterlagen, mit denen<br />
ich heute die Misshandlungen nachweisen<br />
kann. Als Strafe wurde ich mit circa elf Jahren<br />
auch öfter abgesondert und in den Besinnungsraum<br />
gebracht. Das war wie eine Zelle<br />
mit einer Klappe in der Tür, durch die man das<br />
Essen bekam. Drinnen war ein Bett ein WC<br />
und ein Waschbecken. Ich war da bis zu einer<br />
Woche drinnen. Tag und Nacht brannte das<br />
Licht. Auch das wurde dokumentiert und kann<br />
ich heute nachweisen. Ende der 70er Jahre<br />
wurde diese Abteilung geschlossen und das<br />
Personal gekündigt. Ich war dort ein halbes<br />
Jahr. Dann kam ich nach Klagenfurt in ein<br />
psychiatrisches Spital zu Dr. Wurst. Dort war<br />
es sehr viel härter als etwa im Wagner Jauregg<br />
in Linz. Als Behandlungsmethode wurde ich<br />
zum Beispiel im Waschraum mit dem Schlauch<br />
zur Beruhigung mit kaltem Wasser abgespritzt.<br />
Dann wurde ich in ein Leintuch gewickelt und<br />
ins Bett gelegt. Dr. Wurst wurde später wegen<br />
verschiedenen unmenschlichen Methoden und<br />
sexuellem Missbrauchs verurteilt und nahm<br />
sich das Leben. Ich war dort ein Jahr. Dann<br />
kam ich wieder nach Hause zu meinen Eltern.<br />
Mit 15 war ich wieder ein halbes Jahr im Jauregg<br />
und mit 17 Jahren nochmals für ein Jahr.<br />
Ich war nervlich total fertig. Mit 17 kam ich<br />
ins Diakoniewerk Gallneukirchen, wo ich bis<br />
zum 22. Lebensjahr blieb. Ich habe in verschiedenen<br />
Werkstätten gearbeitet. Hauptsächlich<br />
in der Tischlerei und Weberei. Dort<br />
wurde ich anständig behandelt. Die Betreuer<br />
haben viel mit uns unternommen. So war ich<br />
sogar zwei Jahre in der Musikschule und lernte<br />
Gitarre spielen. 1984 wurde ich als »geheilt«<br />
4 10/2011