Newtons Gravitationsgesetz â aus Formeln wird eine Idee
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Bild 3: Zentrifugal- und Zentripetalkraft. Wenn man <strong>eine</strong> Kugel, die an <strong>eine</strong>m Seil befestigt<br />
ist, im Kreis schleudert und sich selbst dabei mitdreht (links) entsteht der Eindruck, als ziehe<br />
<strong>eine</strong> zentrumfliehende (zentrifugale) Kraft die Kugel nach außen. Betrachtet man dagegen<br />
die gleiche Bewegung der Kugel von <strong>eine</strong>m ruhenden Bezugspunkt (rechts), so deutet nichts auf<br />
<strong>eine</strong> solche Kraft hin – die Zentrifugalkraft ist <strong>eine</strong> Scheinkraft. Um zu verstehen, wie man auf<br />
diese vermeintliche Kraft überhaupt gekommen ist, muß man die Kräfte betrachten, die auf die<br />
kreisende Kugel wirken: es sind die Seilspannung T und die Gewichtskraft m·g (Mitte rechts).<br />
Die Seilspannung hat <strong>eine</strong> senkrechte Komponente, die mit der Gewichtskraft im<br />
Gleichgewicht steht, und <strong>eine</strong> waagerechte Komponente, die von <strong>eine</strong>m ruhenden Beobachter<br />
als Zentripetalkraft aufgefaßt <strong>wird</strong>, die die Kugel in <strong>eine</strong> Kreisbahn zwingt (rechts unten). Der<br />
Beobachter, der sich selbst mitdreht, bemerkt ebenfalls den Zug der Seilspannung und die<br />
Gewichtskraft Er sieht darüberhin<strong>aus</strong>, daß sich die Kugel immer im gleichen Abstand zu ihm<br />
bewegt und nicht zum Zentrum hingezogen <strong>wird</strong>. Dies erklärt er als Folge <strong>eine</strong>r Zentrifugalkraft,<br />
die die Kugel nach außen zieht (Mitte links). Die Zentrifugalkraft scheint für ihn mit der waagerechten<br />
Komponente der Seilspannnng im Gleichgewicht zu stehen (links unten). Die<br />
Vorstellung von <strong>eine</strong>r Zentripetalkraft stammt von Robert Hooke.<br />
zentrale anziehende Kraft verursacht, daß ein<br />
Objekt von s<strong>eine</strong>m geradlinigen Weg abkommt<br />
und <strong>eine</strong> Kurve beschreibt, welche<br />
Bahnkurve würde sich dann ergeben, wenn<br />
die anziehende Kraft umgekehrt proportional<br />
zum Quadrat der Entfernung vom Kraftzentrum<br />
ist. Hooke schloß s<strong>eine</strong>n Brief mit<br />
den Worten: „Ich zweifle nicht, daß Sie mit<br />
ihrer <strong>aus</strong>gezeichneten Methode leicht her<strong>aus</strong>finden<br />
können, welche Kurve dies sein muß<br />
und welche Eigenschaften sie hat, und ich<br />
vermute <strong>eine</strong>n physikalischen Grund für diese<br />
Beziehung.“<br />
Die Keplerschen Gesetze und die<br />
Bewegungen unter dem Einfluß<br />
<strong>eine</strong>r Zentralkraft<br />
Newton tat genau dies. Er bewies, daß <strong>eine</strong><br />
Ellipse die Bedingungen erfüllt, die Hooke<br />
angegeben hatte. Dennoch teilte er diesen<br />
Beweis zunächst weder Hooke noch irgend<br />
jemand anderem mit. Erst im August 1684<br />
erfuhr der berühmte Astronom und Mathematiker<br />
Edmund Halley bei <strong>eine</strong>m Besuch die<br />
Antwort, als er Newton die gleiche Frage<br />
stellte wie Hooke. Das Problem war in der<br />
Royal Society lebhaft diskutiert worden und<br />
weder Halley noch der Astronom und<br />
Architekt Christopher Wren (nach dessen<br />
Plänen die Londoner St. Pauls Kathedrale<br />
gebaut wurde) hatte das Problem zu lösen<br />
vermocht; auch Hooke legte nie <strong>eine</strong> Lösung<br />
vor, obwohl er behauptete, <strong>eine</strong> gefunden zu<br />
haben.<br />
Auf Halleys Frage nach der Bahnkurve<br />
antwortete Newton sofort: Eine Ellipse. Halley<br />
wollte wissen, wie Newton darauf komme<br />
und erhielt die Antwort: „Ich habe das errechnet."<br />
Ansch<strong>eine</strong>nd hat Newton s<strong>eine</strong> Berechnungen<br />
damals jedoch nicht mehr gefunden,<br />
aber er gab dem Drängen Halleys nach und<br />
schrieb die Rechnung für die Royal Society in<br />
<strong>eine</strong>r kl<strong>eine</strong>n Abhandlung de Motu (über die<br />
Bewegung) nochmals auf. In de Motu faßte<br />
Newton s<strong>eine</strong> Arbeiten über die Planetenbewegungen<br />
sowie die Dynamik. physikalischer<br />
Vorgänge auf der Erde zusammen und erläuterte<br />
außerdem s<strong>eine</strong> Vorstellungen über die<br />
Bewegungen im leeren Raum sowie in <strong>eine</strong>m<br />
Medium, das <strong>eine</strong>n Widerstand darstellt.<br />
Newton muß de Motu vor dem 10. Dezember<br />
1684 abgeschlossen haben, denn an diesem<br />
Tag teilte Halley der Royal Society mit, daß<br />
Newton ihm vor kurzem <strong>eine</strong> bemerkenswerte<br />
Schrift gezeigt habe.<br />
Auf welchem Wege Newton in der Zeit<br />
nach s<strong>eine</strong>m Briefwechsel mit Hooke zu den<br />
Vorstellungen kam, die er in s<strong>eine</strong>m ersten<br />
Entwurf von de Motu darlegte, ist nicht dokumentiert.<br />
Aber ich bin sicher, daß Hookes<br />
Ansatz, konzentrische Bewegungen zu beschreiben,<br />
Newton auf die richtige Fährte<br />
setzte.<br />
104 Spektrum der Wissenschaft, Mai 1981