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Mit dem Rucksack durch Schweden

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TITELTHEMA …<strong>durch</strong> <strong>Schweden</strong><br />

Sarek: <strong>Mit</strong> <strong>dem</strong> Rucks<br />

Es stürmt und der Regen<br />

fällt heute waagrecht. Nein<br />

falsch, irgendwie kommt er<br />

von allen Seiten. Ich versuche<br />

hinter meinem <strong>Rucksack</strong><br />

(der ja fast so groß ist<br />

wie ich) Schutz zu suchen,<br />

aber es gelingt mir nicht.<br />

Langsam fange ich an zu<br />

spüren, wie mir die Kälte in<br />

die Glieder kriecht während<br />

ich auf meinen Bruder<br />

warte und nachdenke.<br />

Was habe ich hier überhaupt<br />

verloren?<br />

Angefangen hat es damit, dass<br />

mein Bruder eine Internetseite<br />

über die angeblich „Letzte Wildnis<br />

Europas“ gefunden hat. Natürlich<br />

waren wir sofort hellauf begeistert<br />

und weil wir schon lange geplant<br />

hatten, einmal den hohen Norden<br />

zu besuchen, stand für uns fest:<br />

„Wir fahren da hinauf!“ Gesagt,<br />

getan und ein paar Wochen später<br />

saßen wir im Zug Richtung <strong>Schweden</strong>.<br />

46 Stunden Fahrzeit mit ein<br />

paar Mal Umsteigen! In Murjek,<br />

unserer Endstation, müssen wir leider<br />

noch einen Tag auf die anschließende<br />

Busverbindung warten.<br />

Die erste Nacht über <strong>dem</strong><br />

Polarkreis verbringen wir ohne Zelt,<br />

nur mit Schlafsack unter den Sternen<br />

Nordschwedens.<br />

In der Früh dann ein ganz anderes<br />

Bild, es hat zugezogen und es tröpfelt<br />

ab und zu ein bisschen. Das<br />

erste Mal bringen wir unseren<br />

Kocher in Schwung und machen<br />

10<br />

ALPENVEREIN KLAGENFURT<br />

einen Kaffee. Kurz darauf sitzen<br />

wir im Bus und bringen die letzten<br />

196 Kilometer nach Kvikkjokk hinter<br />

uns. Dort angekommen hat uns<br />

das skandinavische Wetter voll in<br />

Besitz genommen und es regnet in<br />

Strömen. Doch das stört uns nicht<br />

weiter, wir sind froh, dass es endlich<br />

losgeht.<br />

Warmlaufen<br />

am Kungsleden<br />

Doch schon die ersten Schritte fallen<br />

uns schwer, das Gewicht der<br />

Rucksäcke ist hoch und noch dazu<br />

haben wir schlecht gepackt. So<br />

machen wir schon nach einer halben<br />

Stunde die erste Pause und<br />

packen die Rucksäcke um. Wir merken<br />

mal wieder, was das richtige<br />

Packen der Rucksäcke ausmacht<br />

und danach geht es viel leichter<br />

wieder los. Der Weg zieht sich<br />

<strong>durch</strong> einen fantastischen Urwald,<br />

immer wieder <strong>durch</strong>brochen von<br />

Lichtungen, Sümpfen und jede<br />

Menge Wasser angefangen von<br />

kleinen Rinnsalen bis zu 10m breiten<br />

Bächen über die hier am Kungsleden<br />

Gott sei Dank noch Brücken<br />

führen, später werden wir sie zu<br />

Fuß <strong>durch</strong>queren müssen. Überhaupt<br />

dominiert hier das Wasser<br />

alles, es regnet ja auch noch immer<br />

in Strömen. Am späten Nachmittag<br />

kommen wir in die Nähe unseres<br />

ersten Etappenziels, einem See<br />

namens Stuor Dahta. Irgendwann<br />

hat es zu regnen aufgehört und ich<br />

hab es gar nicht bemerkt, so eingenommen<br />

bin ich von der Schönheit<br />

der Landschaft. Der See liegt spiegelglatt<br />

und tiefschwarz vor uns<br />

wie ein gewaltiges Loch, das alles<br />

um sich herum einsaugen will.<br />

Nebelschwaden ziehen über die<br />

Berghänge herunter. Es ist eine<br />

mystische Stimmung und ich fühle<br />

mich sogleich in eine alte Nordmannsage<br />

zurück versetzt, mit Wöl-<br />

fen, Trollen und Wikingern.<br />

Während wir das Lager aufbauen<br />

hören wir auch am anderen Ende<br />

des Sees die Wölfe heulen. Wir<br />

haben ja gehört, dass wieder Wölfe<br />

in diesem Gebiet gesichtet worden<br />

sind, ein Kontakt am ersten Tag war<br />

aber nicht geplant.<br />

Am nächsten Morgen geht es los<br />

mit der Routine, die uns jeden Tag<br />

Zeit beherrschen wird: Aufstehen,<br />

Wasser holen, kochen, Lager<br />

abbauen, Rucksäcke packen und<br />

zum Schluss noch mal kontrollieren<br />

ob wir wohl keinen Müll liegen<br />

gelassen haben. An diesem Tag<br />

steht uns das erste Mal ein Aufstieg<br />

über die Baumgrenze bevor und ich<br />

nehme die ganze Steigung im Laufschritt,<br />

mein Bruder geht es viel<br />

ruhiger an. Recht hat er gehabt!<br />

Jetzt sitze ich hier hinter meinem<br />

<strong>Rucksack</strong> versteckt und warte auf<br />

ihn. Das hab ich jetzt von meiner<br />

Rennerei! Und wie um das zu

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