Kampfgeist wurde nicht belohnt - Bayreuther Sonntag
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Friede, Freude, Aufsichtsrat<br />
Mitglieder der SpVgg billigen neue Strukturen – FCN hilft<br />
„Aufstieg – jetzt!“ Dieser Ruf<br />
erklang im Glenk-Saal um<br />
21.22 Uhr. Es war der Kommentar<br />
zur gerade ohne jede<br />
Gegenstimme beschlossenen<br />
neuen Satzung der SpVgg<br />
Bayreuth. Ein unrealistischer<br />
Wunsch zwar angesichts der<br />
<strong>nicht</strong> beantragten Lizenz,<br />
aber ein kämpferischer. Und<br />
rund 80 Minuten später begleiteten<br />
noch kämpferischere<br />
„Altstadt, Altstadt“-Chöre<br />
die Verkündung des Ergebnisses<br />
der Aufsichtsratswahl.<br />
Die vier Kandidaten hatten<br />
im Auditorium Gefallen<br />
gefunden, die wenigen Mitglieder-Fragen<br />
zur neuen<br />
Struktur waren zufriedenstellend<br />
beantwortet worden.<br />
Ein Club feierte Wiedergeburt,<br />
Neuanfang, Aufbruch<br />
in eine hoffentlich bessere<br />
Zeit.<br />
Emotional, aber gesittet,<br />
locker und doch diszipliniert<br />
ging es zu im mit 145 Mitgliedern<br />
und einer Handvoll Gästen<br />
proppevollen Raum. Es<br />
herrschte zum Leidwesen so<br />
manches Teilnehmers<br />
Rauchverbot, allein die Köpfe<br />
rauchten. Wie Hühner auf<br />
der Stange verfolgten Spieler<br />
der Bayernliga-Mannschaft<br />
das Geschehen auf extra<br />
hereingeholten Biertischbänken.<br />
Bei der Jahresversammlung<br />
gab sich der Traditionsverein<br />
eine neue Struktur,<br />
einmütig, einstimmig, in<br />
Harmonie. Es gab Wahlen,<br />
aber man hatte ja eigentlich<br />
keine Wahl. Musste das von<br />
den actori-Fachleuten perfekt<br />
Vorbereitete quasi nur<br />
abnicken, um das drohende<br />
endgültige Aus der SpVgg,<br />
die ja das Insolvenzverfahren<br />
beantragt hat, abzuwenden.<br />
Wie geht es weiter? Sechs<br />
ehrenamtlich tätige Auf-<br />
Die SpVgg Bayreuth hat den<br />
Sprung auf den zweiten Tabellenplatz<br />
der Fußball-Bayernliga<br />
durch eine 0:1-Niederlage<br />
beim TSV Rain am<br />
Lech verpasst. Die abstiegsbedrohten<br />
Rainer, unter der<br />
Leitung des neuen Trainers<br />
Kurt Kowarz noch unbesiegt,<br />
verzeichneten dabei ihre Vorteile<br />
im kämpferischen Bereich.<br />
„Wir sind <strong>nicht</strong> in die<br />
Zweikämpfe gekommen“<br />
monierte Bayreuths Übungsleiter<br />
Klaus Scheer. Der einmal<br />
mehr kämpferisch überragende<br />
Michel Petrick rieb<br />
sich gegen zeitweise drei Gegenspieler<br />
regelrecht auf und<br />
hielt gegen die zeitweise recht<br />
harsch auftretenden Hausherren<br />
mit der nötigen Härte<br />
dagegen. Rains Pressesprecher<br />
monierte - <strong>nicht</strong> ganz zu<br />
unrecht: „In der 82. Minute<br />
sah er endlich die längst fällige<br />
gelbe Karte.<br />
sichtsräte – die gewählten<br />
Prof. Helmut Ruppert, Prof.<br />
Walter Wagner, Dr. Mathias<br />
Fleischmann und Dr. Walter<br />
Hilgert sowie die ins neue<br />
Gremium entsandten Prof.<br />
Jochen Sigloch und Christian<br />
Wedlich – benennen einen<br />
vierköpfigen Vorstand, der<br />
den Verein in den Bereichen<br />
Sport, Jugend, Finanzen und<br />
Vermarktung führt. Und alle<br />
bemühen sich in erster Linie<br />
um den Abbau der Schulden<br />
von rund 1,2 Millionen Euro.<br />
Gläubiger werden darauf<br />
hingewiesen, dass sie sich mit<br />
Begleichung eines Teils ihrer<br />
Forderungen wohl werden<br />
begnügen müssen – oder im<br />
Falle einer Insolvenz ganz<br />
leer ausgehen.<br />
So könnten vielleicht schon<br />
250.000 Euro genügen, um<br />
die Altlasten ganz abzutragen.<br />
Geld wird hereinkommen<br />
durch das Gastspiel des 1. FC<br />
Nürnberg, der als Nachbarschaftshilfe<br />
am 26. oder 27.<br />
Mai im Städtischen Stadion<br />
spielt.<br />
Fast schon ein symbolisches<br />
Bild, dass der vorläufige<br />
Insolvenzverwalter am Freitagabend<br />
<strong>nicht</strong> benötigt <strong>wurde</strong>.<br />
Dr. Jan Markus Plathner<br />
konnte wegen eines – glimpflich<br />
verlaufenen – Unfalls auf<br />
der Anreise <strong>nicht</strong> erscheinen.<br />
Es ging auch ohne ihn.<br />
Volker Eller, kommissarischer<br />
Präsident der SpVgg,<br />
und Schatzmeister Wolfgang<br />
Höhn ließen Revue passieren,<br />
wie es zur Insolenz-Anmel-<br />
dung kam. Rechtfertigten<br />
sich (Höhn: „Wir im Vorstand<br />
waren vielleicht oft mal<br />
zu leichtgläubig, aber immer<br />
total engagiert“) , erwähnten,<br />
dass es ohne den im Juli zurückgetretenen<br />
(und der Versammlung<br />
fernbleibenden)<br />
Heinz Wicklein wohl schon<br />
früher zu den enormen finanziellen<br />
Schwierigkeiten gekommen<br />
wäre.<br />
Und immer wieder Dank.<br />
Dank an einfallsreiche Fans,<br />
an unerschrockene Sponsoren<br />
wie pedico oder das Lanzendorfer<br />
Backparadies, an<br />
OB Dr. Michael Hohl für seine<br />
Initiative beim Rettungsversuch.<br />
Später gab es gar Bravo-<br />
Rufe von den SpVgg-Mitgliedern<br />
für das Stadtoberhaupt.<br />
Ob sich der Oberbürgermeister<br />
ebenso wie Sportamtsleiter<br />
Christian Möckel dadurch<br />
beeinflussen ließ, gleich einen<br />
Aufnahmeantrag zu unterschreiben?<br />
Viel Anerkennung brandete<br />
auch Trainer Klaus Scheer<br />
und den Spielern entgegen,<br />
den neuen und auch den „alten“,<br />
die sportlich viel geschafft<br />
haben und mit der<br />
Rücknahme von Kündigungsschutzklagen<br />
das Überleben<br />
des Vereins ermöglichten.<br />
Eller über Scheer: „Wir<br />
können glücklich sein, einen<br />
so engagierten Trainer zu haben“.<br />
Und beim allgemeinen<br />
Loben wollte auch Hohl <strong>nicht</strong><br />
zurückstehen.<br />
„Die Berater legen sich für<br />
die SpVgg mächtig ins Zeug –<br />
ich bin begeistert vom Einsatz<br />
der actori-Männer“, sagte<br />
der Oberbürgermeister<br />
über das Team um Dr. Fabian<br />
Hedderich und Dr. Christian<br />
Keller.<br />
Nach seinen Worten sind<br />
die „gesellschaftlichen<br />
Schwergewichte“ im Aufsichtsrat<br />
bestens geeignet,<br />
der SpVgg Sponsoren-Türen<br />
zu öffnen. Und dann klappt’s<br />
vielleicht auch mit dem Aufstieg.<br />
Hohl: „Das Jahr des 90jährigen<br />
Bestehens sollte die<br />
SpVgg in einer höheren<br />
Spielklasse als jetzt verbringen.“<br />
Ihren 90. Geburtstag<br />
haben die Altstädter jedenfalls<br />
im Jahr 2011... . -tt<br />
SpVgg unterliegt beim TSV Rain mit 0:1<br />
Sprung auf den zweiten Tabellenplatz nun verpasst<br />
In der 44. Minute streckte<br />
Heikenwälder mit einem bösen<br />
Ellenbogencheck vor den<br />
Augen des Schiedsrichterassistenten<br />
im Luftduell Niko<br />
Ludwig nieder - der Pfiff<br />
blieb gänzlich aus (!).<br />
Dinulovics 20-Meter-<br />
Schuß parierte Jonas Sela<br />
(14.), dessen größte Tat ein<br />
sensationeller Reflex gegen<br />
den direkt vor ihm auftauchenden<br />
Brnadic war: Der<br />
Ball prallte an den Pfosten,<br />
den Nachschuß jagte<br />
Schlumberger in die trüben<br />
Rainer Wolken (31.). Ansonsten<br />
stand die Altstädter<br />
Abwehr wie zuletzt gewohnt<br />
sicher. Wie zuletzt auch ließ<br />
das Offensivspiel einmal<br />
mehr zu wünschen übrig.<br />
Hartmanns 20-Meter-Schuß<br />
strich knapp am Kasten vorbei<br />
(20.), Macchias Abpraller<br />
aus der zweiten Reihe <strong>wurde</strong><br />
Jöckels sichere Beute (31.)<br />
und Stanko Pavlovic <strong>wurde</strong><br />
nach einer feinen Einzelleistung<br />
im letzten Moment abgeblockt<br />
(34.).<br />
Nach der Halbzeit trat die<br />
Altstädter Elf wie verwandelt<br />
auf. „Da haben wir endlich<br />
Fußball gespielt“, so Klaus<br />
Scheer. Matthias Hartmanns<br />
Flanke <strong>wurde</strong> geklärt (49.),<br />
Trehkopfs Kopfball nach einem<br />
Eckball fand sein Ziel<br />
<strong>nicht</strong> (53.), nur 30 Sekunden<br />
später klärte Jöckel gegen<br />
Macchia. Der ansonsten bärenstarke<br />
Christian Schönwälder<br />
patzte zweimal inner-<br />
11<br />
Sport<br />
Zitate aus der Altstadt-<br />
Mitgliederversammlung:<br />
„Das bisherige Präsidium der<br />
SpVgg hatte mit dem Mute<br />
der Verzweiflung gekämpft.“<br />
(OB Dr. Michael Hohl)<br />
„Die Personen, die jetzt im<br />
Aufsichtsrat sind, könnten jederzeit<br />
ein Wirtschaftsunternehmen<br />
führen.“<br />
(Sponsor Reinhold Dettlaff)<br />
„Es konnte <strong>nicht</strong> weiter sein,<br />
dass im Verein nur einer oder<br />
zwei entscheiden. Das musste<br />
auf mehr Schultern verteilt<br />
werden.“ (Volker Eller)<br />
„Ich stamme zwar aus<br />
Schwabach bei Nürnberg,<br />
war aber nie Club-Fan.“<br />
(Dr. Mathias Fleischmann)<br />
„Die Mitglieder haben jederzeit<br />
die Chance, über eine<br />
Versammlung den Aufsichtsrat<br />
abzusetzen, wenn er die<br />
Erwartungen <strong>nicht</strong> erfüllt.“<br />
(Dr. Fabian Hedderich)<br />
„Kompetente Leute werden<br />
andere kompetente Leute für<br />
die Vorstandsarbeit finden.<br />
Vertrauen Sie denen einfach!“<br />
(Reinhold Dettlaff)<br />
„Den Begriff ,neue’ SpVgg<br />
höre ich <strong>nicht</strong> gern. Es gibt sie<br />
doch noch, die alte SpVgg<br />
von 1921.“ (Wolfgang Höhn)<br />
„Die SpVgg ist auf einem<br />
sehr, sehr guten Weg.“<br />
(Insolvenzverwalter Dr. Jan<br />
Markus Plathner in einer<br />
Botschaft)<br />
„Mein Wunsch: Endlich wieder<br />
viele Zuschauer bei unserem<br />
Pokalspiel gegen Bamberg<br />
am Dienstag.“<br />
(Volker Eller)<br />
halb eines Angriffs, die präzise<br />
Hereingabe von Taglieber<br />
verwandelte Dinulovic sicher.<br />
Für die Altstädter gilt es<br />
nun am Dienstag um 18 Uhr<br />
im Pokal gegen den FC Eintracht<br />
Bamberg. Gegen den<br />
Regionalligisten wird der erste<br />
Torerfolg des Kalenderjahres<br />
erwartet. Dazu bedarf es<br />
freilich einer gehörigen Leistungssteigerung.<br />
red<br />
Schiedsrichter: Hertlein (Dinkels