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Computer im Fremdsprachenunterricht der Erwachsenenbildung

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006618_3/1 © 2001 Max Hueber Verlag<br />

Manfred Erdmenger<br />

<strong>Computer</strong> <strong>im</strong> <strong>Fremdsprachenunterricht</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

1. Eine Maschine für lebende Sprachen?<br />

Kann <strong>der</strong> <strong>Computer</strong> Erwachsenen be<strong>im</strong> Sprachenlernen helfen? Als „neues“ Bildschirmmedium<br />

stößt er bei vielen Erwachsenen schon grundsätzlich auf Mißtrauen. An<strong>der</strong>e<br />

haben sich an seine Benutzung bereits gewöhnt o<strong>der</strong> sind regelrecht computerbegeistert.<br />

Allerdings beklagen sich <strong>der</strong>en Partner häufig, daß sich <strong>der</strong> <strong>Computer</strong>-Freak vor den<br />

Bildschirm zurückzieht und wenig gesellig ist. Geselligkeit erscheint uns jedoch geradezu<br />

als eine Grundvoraussetzung für Kommunikation, für Austausch in lebendiger Sprache.<br />

Behin<strong>der</strong>n <strong>Computer</strong> aufgrund <strong>der</strong> Gefahr <strong>der</strong> Vereinzelung deswegen nicht eher das<br />

Sprachenlernen?<br />

Dazu fünf Feststellungen:<br />

1. Jede Tätigkeit, die den Umgang mit <strong>der</strong> zu lernenden Sprache ermöglicht, ist grundsätzlich<br />

zu begrüßen.<br />

2. Wenn ein Erwachsener ohnehin gegen den <strong>Computer</strong> Bedenken hat, soll man ihn nicht<br />

auch noch mit <strong>Computer</strong>-Lernmaterial bedrängen, son<strong>der</strong>n ihn vielleicht behutsam<br />

ohne Zwang gemeinsam mit an<strong>der</strong>en an das Medium heranführen.<br />

3. Wenn ein Erwachsener mit dem <strong>Computer</strong> ohnehin umgeht o<strong>der</strong> ihn gar als vielseitiges<br />

Spiel o<strong>der</strong> Werkzeug mag, können Sprachlernprogramme seinen Lernfortschritt<br />

erheblich unterstützen.<br />

4. Im Unterricht sollen <strong>im</strong>mer kleine Gruppen von Lernenden vor dem <strong>Computer</strong><br />

sitzen; das beugt <strong>der</strong> Vereinzelung vor und ermöglicht Kommunikation sowohl a) in<br />

<strong>der</strong> Interaktion mit dem Medium be<strong>im</strong> Lösen von Aufgaben und Vergleichen als<br />

auch b) mit den Mitlernenden bei <strong>der</strong> Beratung, Entscheidung und be<strong>im</strong> emotionalen<br />

Reagieren.<br />

5. Schließlich muß man unterscheiden zwischen Lern- und Spielprogrammen, die vom<br />

Einzelnen in <strong>der</strong> Isolation durchgeführt werden, und Programmen, die <strong>im</strong> Unterricht<br />

selbst o<strong>der</strong> in Gruppen außerhalb als Grundlage o<strong>der</strong> Ergänzung zum Unterricht bearbeitet<br />

werden.<br />

2. Das Phänomen <strong>Computer</strong><br />

Der <strong>Computer</strong> erscheint dem lernenden Menschen in unterschiedlichen Funktionen und<br />

damit jedesmal als völlig neues Medium. Er ist:<br />

145


a) das allwissende, geduldige, unbestechliche Medium<br />

bei Drills,<br />

<strong>im</strong> (programmierten) Unterricht,<br />

zur Kontrolle<br />

von Wortschatz, Grammatik, Textverständnis und Kombinationsgabe;<br />

b) das Layout-Medium zum<br />

Abfassen und Schreiben,<br />

Korrigieren und Verän<strong>der</strong>n,<br />

Glie<strong>der</strong>n und Gestalten;<br />

c) das Spiele-Medium<br />

für S<strong>im</strong>ulationen,<br />

zum Problemlösen;<br />

d) das Medium des raschen Zugriffs<br />

bei interaktivem Audio und Video;<br />

e) das Nachschlagemedium für<br />

Thesauren,<br />

mehrsprachige Wörterbücher,<br />

Atlanten,<br />

Lexika, z.B. das Oxford English Dictionary,<br />

(<strong>im</strong>mer öfter mit CD-ROM-Laufwerk);<br />

schließlich auch<br />

f) das defektive Medium, denn man kann<br />

die Maschine überprüfen und so<br />

Material und das eigene Wissen reaktivieren.<br />

3. Programme für zu Hause<br />

Sprachenlernen am <strong>Computer</strong> findet zumeist zu Hause statt. Schon früh haben Amateure,<br />

Informatik-Diplomanden und professionelle Programmierer Vokabellernprogramme entwickelt,<br />

sie dann durch Grammatikprogramme ergänzt, die ihre Ideen aus dem programmierten<br />

Unterricht <strong>der</strong> siebziger Jahre bezogen. Für <strong>der</strong>artige Lernprogramme hat <strong>der</strong> <strong>Computer</strong><br />

drei Vorzüge:<br />

1. Die Maschine wird es nicht überdrüssig, <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> zu fragen.<br />

2. Die Maschine kann zählen und dem Lernenden Erfolg und Mißerfolg statistisch nachweisen.<br />

3. Die Maschine zeigt die Aufgaben einzeln, eine nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en, auf dem Bildschirm<br />

und beugt damit <strong>der</strong> Entmutigung des Lernenden durch die Masse des Stoffes vor.<br />

146


3.1. Wortschatz<br />

a) Vokabelprogramme<br />

Schon mit einfachsten selbstprogrammierten Vokabelprogrammen kann man folgendes<br />

tun: Wortgleichungen zweisprachig eingeben und speichern, Wörter in Richtung bei<strong>der</strong><br />

Sprachen abfragen lassen, die Lösungsversuche mit den richtigen Lösungen vergleichen,<br />

den Erfolg zählen.<br />

Anspruchsvollere Programme geben darüber hinaus die Möglichkeiten:<br />

Buchstaben als richtig erkennen und die falschen als Lösungshilfe kennzeichnen sowie<br />

nicht beherrschte Vokabeln zyklisch erneut abfragen.<br />

Wortlernprogramme unterstützen das Behalten, weil <strong>der</strong> Lernende seine Wörter bewußt<br />

für den Rechner schreiben muß, sie dadurch übt und dann seine Wortlisten <strong>im</strong>mer<br />

wie<strong>der</strong> zur Revision o<strong>der</strong> Überprüfung abrufen kann.<br />

b) Vokabelspiele<br />

Im Anklang an das Genre <strong>der</strong> Videospiele haben in <strong>der</strong> Anfangszeit Versuche stattgefunden,<br />

Wortschatz spielerisch zu wie<strong>der</strong>holen. Charakteristische Titel solcher Programme<br />

sind „Jagd auf Vokabeln“ o<strong>der</strong> „Wörter-Rennen mit System“, die für He<strong>im</strong>computer wie<br />

den legendären C-64 entworfen wurden. Für Erwachsene mögen solche „Abschuß“-Spiele<br />

zu kriegerisch sein und die Vokabeln zu langsam und in zu geringer Zahl kommen.<br />

Interessant sind jedoch solche Entwürfe mit langfestigen Problemlösungsaufgaben wie<br />

„Sesam Öffne dich“, wo ein Schatz durch richtiges Vokabelraten mit <strong>der</strong> korrekten<br />

Rechtschreibung gefunden werden kann 1 , o<strong>der</strong> ein Kreuzwort-Programm, bei welchem<br />

man in verschiedenen Schwierigkeitsstufen gegen den <strong>Computer</strong> o<strong>der</strong> einen an<strong>der</strong>en<br />

Mitspieler Scrabble spielen kann. 2<br />

c) Rechtschreibung<br />

Rechtschreibprogramme werden häufig auf <strong>der</strong> Grundschulebene für kleine Kin<strong>der</strong>, die<br />

gerade das Schreiben lernen, verwendet. Sie haben jedoch auch <strong>im</strong> <strong>Fremdsprachenunterricht</strong><br />

ihre Funktion. Gewöhnlich wird ein Wort o<strong>der</strong> eine Wortgruppe gezeigt, und die<br />

Buchstabenfolge ist zu kopieren o<strong>der</strong> zu memorieren.<br />

Diese Programme sind beson<strong>der</strong>s dann nützlich, wenn <strong>der</strong> Lernende Wörter, <strong>der</strong>en<br />

Schreibung ihm Schwierigkeiten bereitet, als Daten für das Rechtschreibprogramm<br />

eingeben und so periodisch <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> üben und überprüfen kann.<br />

d) Aussprache<br />

Phonetikprogramme auf dem <strong>Computer</strong> dienen zur Überprüfung des Aussprachewissens.<br />

Sie benutzen phonetische Zeichen o<strong>der</strong> Re<strong>im</strong>wörter zum Vergleich und überprüfen anhand<br />

von Bild- o<strong>der</strong> Buchstabenst<strong>im</strong>uli die Einschätzung <strong>der</strong> Aussprache einzelner Laute innerhalb<br />

von best<strong>im</strong>mten Wörtern. Wohlgemerkt, nicht die Aussprache selbst. Für den<br />

Englischlerner kann dies sinnvoll sein, denn die Vokale in schreibgleichen Wörtern wie<br />

food – wood – flood o<strong>der</strong> bear – read – bread sind durchaus zu unterscheiden, will man<br />

sich verständlich machen. 3<br />

147


3.2. Grammatik als Übung und Spiel<br />

Grammatikprogramme arbeiten meistens mit Lücken in Sätzen und Texten, in welche richtige<br />

Formen o<strong>der</strong> Strukturwörter wie Präpositionen, Konjunktionen und Pronomen eingefügt werden<br />

sollen. Mitunter werden mehrere Lösungen in Form von Mehrfach-Auswahl-Aufgaben<br />

vorgegeben. Mit “Caught in the Castle” hat K. Hartmann das Üben von realen und irrealen<br />

if-Sätzen in verschiedenen Zeitstufen mit dem Lösen einer S<strong>im</strong>ulationsaufgabe verbunden.<br />

Ein gefangener Agent hat Vermutungen anzustellen und Entscheidungen zu treffen, um sich<br />

aus dem Schloß, in welchem er gefangen ist, zu befreien. 4 Durchschnittlich werden dabei<br />

rund 25 Minuten lang Konditionalsätze konstruiert.<br />

Grammatikprogramme sind schwerer zu erstellen als Wortschatzprogramme. Man ist als<br />

Lernen<strong>der</strong> deshalb von fertiger kommerzieller o<strong>der</strong> Public Domain Software abhängig.<br />

Andrerseits erfor<strong>der</strong>t das Erlernen und Einüben von Grammatik eine Fülle von Übungen<br />

mit reichlich Übungszeit. Übungen auf dem <strong>Computer</strong> sind da gegenüber dem Üben mit<br />

Buch und Schreibheft sicher willkommene Abwechslungen.<br />

Fertige Grammatikübungen enthalten meist Aufgaben zur Formenlehre, Verblehre, Zeitenlehre<br />

und Syntax, zu den Präpositionen, Konjunktionen und Pronomen sowie zu sprachspezifischen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten wie dem englischen some und any, either … or, neither … nor,<br />

not either u.ä. 5 Es gibt dabei auch Programme für Fachsprachen o<strong>der</strong> best<strong>im</strong>mte Register<br />

wie das Geschäftsleben. 6<br />

Sie sind nützlich sowohl gezielt in Begleitung eines Lehrwerks als auch unabhängig zur<br />

zyklischen Wie<strong>der</strong>holung und Erinnerung. Gefahrenpunkte liegen darin, daß manchmal ein<br />

falscher Buchstabe die Anerkennung <strong>der</strong> sonst richtigen Lösung verhin<strong>der</strong>t, daß sie so mechanistisch<br />

gestaltet sind, daß sie zu leicht werden, und daß sie zu langsam sind, um effektive<br />

Übung zu gewährleisten. Dennoch: die Beschäftigung mit <strong>der</strong> Sprache über den <strong>Computer</strong><br />

ist für den, <strong>der</strong> das mag, nützlicher als gar keine Übung o<strong>der</strong> motivationsloses Pauken.<br />

3.3. Kommunikative Übungen<br />

Die Verfasser des Englischlehrwerks Channels 7 verfolgen ein Übungskonzept, in dem Wortschatz<br />

und Grammatik durchweg in Kommunikationssituationen gefestigt werden. Beispiele:<br />

Unit 10, Übung 2:<br />

Thema unregelmäßiges Past Tense,<br />

Übungsrahmen: Frage-Antwort-Dialog über eine durchgeführte Reise.<br />

Unit 10, Übung 4:<br />

Thema: Uhrzeit, gesprochen und gekürzt geschrieben,<br />

Übungsrahmen: Protokoll eines Reiseverlaufs.<br />

Unit 10, Übung 6 (wörtlich): „Und jetzt versuchen Sie sich bitte an Formulierungen zu<br />

erinnern, die sie gebrauchen könnten<br />

…<br />

… wenn Sie wissen wollen, von welchem Londoner Bahnhof die Züge nach Glasgow<br />

abfahren:<br />

148


Ihre Eingabe: …“<br />

Einen o<strong>der</strong> mitunter mehrere mögliche Sätze gibt es zum Vergleich, z.B. “Which Station do<br />

trains for Glasgow leave from?“.<br />

Die Übungen sind dem Workbook entnommen; sie sind kurz und nicht als Test gedacht.<br />

Deswegen entfällt die Revision <strong>der</strong> falsch gelösten Items und die Erfolgsstatistik.<br />

3.4. Leseverständnis<br />

Um Texte mit unbekannten Wörtern zu verstehen, braucht man verschiedene Strategien <strong>der</strong><br />

Texterschließung und <strong>der</strong> Arbeit am Text. Für Deutsch als Fremdsprache bietet das Goethe-<br />

Institut dafür ein Übungspaket. 8 Darin werden geübt: a) Texterschließung aus <strong>der</strong> Überschrift,<br />

aus dem Kontext und mit Hilfe <strong>der</strong> Wortbildung, b) Arbeit am Text mit den Strategien<br />

Schlüsselwörter finden, Wortstatistik, Wortbedeutung und Wortgewicht <strong>im</strong> Text und Textreduktion.<br />

Ein Textrekonstruktionsprogramm durch Sequenzierung wie in 4.2. beschrieben,<br />

vervollständigt dieses Programmpaket.<br />

3.5 Autorenprogramme und „fertige“ Programme<br />

„Fertige“ Programme (dedicated programs) behandeln eine begrenzte Anzahl von Tätigkeiten<br />

zu einem best<strong>im</strong>mten Sachverhalt und können nicht verän<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> erweitert werden. Beispiel:<br />

ein Grammatikprogramm behandelt if-Sätze in Form von Umwandel- o<strong>der</strong> Einsetzübungen<br />

o<strong>der</strong> Formen des Past Tense in einem Lückentext; dann kann man we<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Übungsformen<br />

hinzufügen, noch ein an<strong>der</strong>es Grammatikkapitel in <strong>der</strong> gleichen Form behandeln<br />

lassen: Das Programm ist fertig und in sich abgeschlossen.<br />

Autorenprogramme (authoring programs) geben einen Programmrahmen für best<strong>im</strong>mte<br />

Übungen vor; um sie zu nutzen, muß man Texte eingeben o<strong>der</strong> ein best<strong>im</strong>mtes Grammatikkapitel<br />

in Lückensätzen darstellen. Beispiel: Story Corner (s.u.) als Textrekonstruktionsprogramm<br />

kann einen Text mit Lücken versehen o<strong>der</strong> völlig in eine Struktur mit Leerräumen<br />

umwandeln und jedes eingegebene o<strong>der</strong> geratene Wort erkennen und bestätigen; das Programm<br />

wird jedoch erst dann zu einer Lernübung, wenn ein Text eingetippt worden ist, an<br />

welchem die genannten Manipulationen vorgenommen werden können. 9<br />

4 Programme für den Unterricht<br />

4.1. Warum in den <strong>Computer</strong>raum gehen?<br />

Für den Unterricht braucht man Programme, die sich zwischen Vorbereitung und Nacharbeit<br />

(pre-<strong>Computer</strong> and post-computer work) einbauen lassen. Dabei ist <strong>der</strong> <strong>Computer</strong> ein Medium<br />

wie jedes an<strong>der</strong>e. Am besten geeignet für solchen Einsatz sind Textrekonstruktion, S<strong>im</strong>ulationen,<br />

“Reverse the Role”-Übungen (s.u.) und lehrbuchbegleitende Übungen.<br />

Wünschenswert waren <strong>Computer</strong> direkt <strong>im</strong> Seminarraum, also ohne Umzug o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Organisationsmaßnahmen zugänglich. Meist muß die Lerngruppe jedoch ins <strong>Computer</strong>labor<br />

gehen, und wenn man nun schon diesen Aufwand getrieben hat, besteht die Gefahr, daß die<br />

149


<strong>Computer</strong>arbeit über Gebühr ausgedehnt wird. <strong>Computer</strong> <strong>im</strong> Seminarraum, zu denen man<br />

einfach hinübergeht, sind wünschenswert insbeson<strong>der</strong>e für Grammatik-Revisionsprogramme<br />

<strong>der</strong> Art “reverse the roles”. S<strong>im</strong>ulationen zum Leseverstehen und zur Landeskunde als Voraussetzung<br />

für Berichte sowie Textrekonstruktion nehmen einige Zeit in Anspruch, weswegen<br />

sich <strong>der</strong> Umzug ins <strong>Computer</strong>labor lohnt.<br />

Die Arbeit am Bildschirm sollte in Partnerarbeit o<strong>der</strong> in Dreiergruppen erfolgen, damit auch<br />

Kommunikation zwischen den Lernenden stattfinden kann. Es hat sich gezeigt, daß <strong>Computer</strong>arbeit<br />

länger durchgehalten wird als Arbeit <strong>im</strong> Sprachlabor, denn sie ist geselliger und kurzweiliger.<br />

Dennoch sollte man 30 Minuten möglichst nicht überschreiten.<br />

4.2. Textrekonstruktion<br />

Textrekonstruktionsprogramme verwandeln zumeist kurze Texte in Cloze-Tests; d.s. Texte,<br />

bei denen regelmäßig jedes vierte, fünfte, sechste (o.ä.) Wort ausgelassen ist, o<strong>der</strong> in Zeichenketten<br />

ohne jeden Buchstaben, bei denen lediglich die Wortgrenzen, die Zahl <strong>der</strong> Buchstaben<br />

<strong>der</strong> Wörter und die Satzzeichen bestehen bleiben. Programme wie “Story Corner” o<strong>der</strong><br />

“Quartext” sind Autorenprogramme. 10 Man kann seinen jeweils behandelten Text für die<br />

Übungen benutzen. Zur Textrekonstruktion werden sowohl Sprachwissen als auch Weltwissen,<br />

vor allem aber prozedurales Wissen aktiviert.<br />

Sprachwissen heißt dabei morphologisches Strukturenwissen und Syntaxwissen neben Vokabel-<br />

und Kollokationenkenntnissen. Weltwissen umfaßt den Schatz aller Erfahrungen <strong>im</strong> Leben,<br />

<strong>der</strong> es uns erlaubt, Dinge zusammenzuordnen und Fehlendes o<strong>der</strong> Unvollständiges zu<br />

ergänzen.<br />

Prozedurales Wissen befähigt uns, einen Text zu verstehen, ohne jedes Wort verstanden zu<br />

haben, aus dem Kontext sowohl linguistisch als auch inhaltlich zu raten und zu ergänzen, Unverständliches<br />

erst einmal zu überspringen, das Leichtere zuerst zu erledigen, von Vorhandenem<br />

o<strong>der</strong> Ergänztem auf noch Fehlendes zu schließen, wahrscheinliche und häufige Wörter,<br />

beson<strong>der</strong>s Strukturwörter zum Entdecken <strong>der</strong> syntaktischen Ordnung einzusetzen und vieles<br />

an<strong>der</strong>e mehr, das uns auch vom Rätsellösen bekannt ist.<br />

Beispiel:<br />

Text:<br />

Last Monday, Bill Crosby had an accident. His car had run out of control, when he burst<br />

the tyre of his left front wheel …<br />

Als Cloze:<br />

____ ______, ____ ______ ___ __ ________. ___ ___ ___ ___ ___ __<br />

_______, ____ __ _____ ___ ____ __ ___ ____ _____ _____ …<br />

Bei vorgebenem Titel (z.B. An Accident) könnte <strong>der</strong> Lernende zunächst alle ihm bekannten<br />

150


Inhaltswörter ausprobieren, die mit Unfall zu tun haben: accident, injury, clash, …, car,<br />

wheel, seatbelt, …<br />

Er könnte es auch mit den kleinen Wörtern <strong>der</strong> Sprache versuchen:<br />

Artikel wie the, a, an,<br />

Präpositionen wie to, in, at, of,<br />

Adverbien wie out, there, then,<br />

Konjunktionen wie and, or, when, that (auch als Relativpronomen).<br />

Die Programme erkennen die <strong>im</strong> Text vorhandenen Wörter und setzen sie an den richtigen<br />

Stellen ein. So füllt sich <strong>der</strong> Text, gibt selbst weitere Hinweise fürs Raten usw., bis nur noch<br />

wenig übrig bleibt, etwa <strong>der</strong> Nachname Crosby. Es sind die Inhaltswörter, die bei Cloze-Texten<br />

Schwierigkeiten bereiten. Auf diese Weise werden <strong>der</strong> Wortschatzumfang sowie das Synonymen-<br />

und Kollokationswissen erweitert und reaktiviert.<br />

Lexikregeln werden benötigt bei Programmen, welche morphologische Manipulationen vorsehen:<br />

z.B. Präfixe, Suffixe, Endungen ausprobieren ergibt weitere strukturelle Hinweise.<br />

Die Textrekonstruktion ist eine anspruchsvolle Aufgabe; sie macht Spaß, bringt direkte Erfolgserlebnisse<br />

und verstärkt und ergänzt das Strukturenwissen, das Kollokationswissen und<br />

das Wissen über die Zeitenlehre.<br />

Ein Son<strong>der</strong>fall von Textrekonstruktion sind reine Leseverständnisübungen, bei denen die<br />

Reihung von Sätzen festzulegen ist: Die erste Zeile eines Textes – Prosa, Dialog o<strong>der</strong> Gedicht<br />

– wird gezeigt, dazu mehrere Fortsetzungen zur Auswahl, von denen eine dem Sinn und <strong>der</strong><br />

Syntax nach korrekt ist. 11 Sie eignen sich auch für die häusliche Arbeit.<br />

4.3. S<strong>im</strong>ulationen <strong>im</strong> landeskundlichen Unterricht<br />

<strong>Computer</strong>s<strong>im</strong>ulationen spiegeln – meist etwas vereinfacht – Probleme und Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> bekannten o<strong>der</strong> plausiblen Wirklichkeit. Sie bestehen gewöhnlich aus einer Situationsbeschreibung<br />

und einer Reihe von Entscheidungsmöglichkeiten mit jeweils festgelegten Folgen,<br />

welche schließlich zu einem Ergebnis führen. Nicht vorhersehbare Ereignisse o<strong>der</strong> Entwicklungen<br />

werden durch plausible Zufallsfaktoren s<strong>im</strong>uliert. Auf diese Weise können Vorgänge,<br />

die in <strong>der</strong> Realität entwe<strong>der</strong> eine längere Zeit in Anspruch nehmen o<strong>der</strong> die von<br />

an<strong>der</strong>en Faktoren schwer zu isolieren sind, reduziert und durchgespielt werden.<br />

<strong>Computer</strong>s<strong>im</strong>ulationen <strong>im</strong> landeskundlichen <strong>Fremdsprachenunterricht</strong> sollen landeskundliche<br />

Informationen vermitteln und ein persönliches Problembewußtsein wecken. Sie sollten etwa<br />

folgen<strong>der</strong>maßen ablaufen: 1) Lagedefinition, 2) Auswahl aus einem Menü plausibler Maßnahmen,<br />

3) S<strong>im</strong>ulation <strong>der</strong> Folgen innerhalb gewisser Bandbreiten, 4) Ergebnisdarstellung in<br />

Form einer neuen Lagedefinition o<strong>der</strong> einer Bilanz.<br />

Beispiel Tangaland 12 :<br />

151


Lage: den von Viehzucht lebenden Nomaden in einem Entwicklungsland geht es nicht beson<strong>der</strong>s<br />

gut. Die Lernenden haben ein best<strong>im</strong>mtes Kapital, um zu helfen. Maßnahmen:<br />

a) Vieh kaufen o<strong>der</strong> verkaufen, b) Weideland erschließen o<strong>der</strong> brach liegen lassen, c) Brunnen<br />

bohren o<strong>der</strong> schließen, d) nichts tun. Folgen: z.B. a) mehr Vieh bedeutet Überweidung,<br />

b) mehr Weideland bedeutet Austrocknung, c) mehr Brunnen bedeuten Senkung des Grundwassers,<br />

d) be<strong>im</strong> Nichtstun wie bei allen an<strong>der</strong>en Möglichkeiten können Seuchen, Trockenzeiten<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Naturkatastrophen eintreten.<br />

Schwankungen: Variationen z.B. in <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Bewohner und Tiere, be<strong>im</strong> Pflanzenwuchs<br />

und bei den Nie<strong>der</strong>schlägen werden per Zufall innerhalb best<strong>im</strong>mter plausibler Grenzwerte<br />

s<strong>im</strong>uliert. Ergebnis: nach jedem Jahr werden Statistiken und eine in Worte gefaßte Gesamtbewertung<br />

über Auf und Ab des Wohlstandes ausgeworfen. Alle Angaben können zu jedem<br />

Zeitpunkt ausgedruckt und damit für einen Nachvollzug von Maßnahmen und Wirkungen<br />

festgehalten werden.<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> S<strong>im</strong>ulation schließt die Beschäftigung mit dem Problem nicht ab. Es ist ein<br />

Haltepunkt innerhalb eines kontinuierlichen Problemablaufes und soll zu weiteren Überlegungen<br />

herausfor<strong>der</strong>n. Das wird zu selbstverständlichen Lerneraktivitäten nach <strong>der</strong> S<strong>im</strong>ulation<br />

führen, etwa in <strong>der</strong> Reihenfolge<br />

– Bericht über die eigenen Entscheidungen und die erfahrenen Folgen,<br />

– Vergleich mit den Maßnahmen und Ergebnissen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppen,<br />

– Problemdiskussion als Sprachanwendung und Kenntniserweiterung.<br />

4.4. Reverse the Role<br />

Warum soll <strong>im</strong>mer <strong>der</strong> <strong>Computer</strong> <strong>der</strong> Allwissende sein, fragte sich T. Johns und stellte 1981<br />

ein Grammatikprogramm vor, das die Rollen von Lerner und Prüfer vertauschte. Sein <strong>Computer</strong>programm<br />

behauptete, für jedes Substantiv und jede Adjektiv-Substantiv-Kombination<br />

den passenden unbest<strong>im</strong>mten Artikel zu wissen, also a/an-Entscheidungen treffen zu können.<br />

Das Programm hatte bewußt Lücken, konnte uncountables nicht erkennen und auch “United”<br />

von “unidentified” in <strong>der</strong> Aussprache nicht unterscheiden – was die Lerner herausfinden sollten.<br />

Dabei haben sie eine Menge Beispiele eingegeben, auch solche aus den Ausnahme-Paragraphen<br />

<strong>der</strong> Grammatik – kurz, das gesamte Kapitel unbest<strong>im</strong>mter Artikel <strong>im</strong> Englischen wie<strong>der</strong>holt.<br />

Solche Reverse-the-Role-Programme sind in wenigen Kommandozeilen in BASIC zu schreiben<br />

und eignen sich für alle Grammatikkapitel, bei denen zwischen zwei Möglichkeiten zu<br />

unterscheiden ist: also Pluralformen -s und -es, regelmäßige und unregelmäßige Past Tenses,<br />

germanische und romanische Adjektivsteigerung, Substantiv und Personalpronomen. 13 Solche<br />

Programme lassen sich gut in Kleingruppen durchführen und machen die Wie<strong>der</strong>holungs- und<br />

Revisionsphasen für die Lernenden interessant, zumal wenn ihnen erlaubt wird, die Programme<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf ihre Mängel zu perfektionieren – denn auch BASIC ist eine Art Englisch.<br />

152


4.5. Interaktive Programme<br />

Interaktive Programme könnten in <strong>der</strong> Zukunft lehrgangbegleitend o<strong>der</strong> auch individuell genutzt<br />

in <strong>der</strong> tertiären Bildung eine zunehmende Rolle spielen. Man bezeichnet damit solche<br />

Programme, die den <strong>Computer</strong> mit einem Kassetten- o<strong>der</strong> Videorecor<strong>der</strong> verbinden und es<br />

ermöglichen, daß ohne Zeitverlust innerhalb dieser Medien vor- und zurückgegangen werden<br />

kann. l4<br />

Ein Beispiel: ein Video wird mit dem <strong>Computer</strong> in solcher Weise verbunden, daß vom Bildschirm<br />

sowohl die Bil<strong>der</strong> und Dialoge des Videos als auch <strong>im</strong> <strong>Computer</strong>programm vorgesehene<br />

Aufgaben abgerufen werden können. Für den Fall, daß man das Video von einer best<strong>im</strong>mten<br />

Stelle an wie<strong>der</strong>holen möchte, um eine Aufgabe zu erledigen, enthält das <strong>Computer</strong>programm<br />

ein Verfahren, das das Auffinden <strong>der</strong> Video-Stelle ohne Zeitverzug bewirkt. 15<br />

Interaktive Verfahren werden beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> gewerblichen <strong>Erwachsenenbildung</strong> erprobt. Sie<br />

könnten mit wirkungsvoller Software für die rasche individuelle Reaktivierung eingerosteter<br />

Fremdsprachenkenntnisse eingesetzt werden, verbinden sie doch Wortschatz und Grammatik<br />

mit visuell und auditiv vermittelter authentischer Umgebung.<br />

5. Der vielfältige Nutzen <strong>der</strong> Textverarbeitung<br />

Die Textverarbeitung verdient ein eigenes Kapitel. Je<strong>der</strong> <strong>Computer</strong>benutzer hat sie. Der Umgang<br />

mit <strong>der</strong> Textverarbeitung ist heute fast eine unabdingbare Kulturtechnik wie Lesen und<br />

Rechnen. Alles, was für den Unterricht schriftlich zu tun ist, kann auch mit <strong>der</strong> Textverarbeitung<br />

auf dem <strong>Computer</strong> erledigt werden: Schreiben als Notiz, Schreiben als Kommunikation,<br />

Lexik-, Morphologie- und Syntaxübungen, Entwerfen, Gestalten, Listen anlegen u.v.a.m.<br />

Der Lerner hat Erfolgserlebnisse, wenn er eigene fremdsprachige Schriftstücke in professioneller<br />

Form entstehen sieht, drucken, bewahren und vorzeigen kann. Der Umgang mit <strong>der</strong><br />

Textverarbeitung kann schon in frühen Stadien des <strong>Fremdsprachenunterricht</strong>s erfolgen. Auch<br />

an Hausaufgaben auf Diskette könnte man denken.<br />

Über die Verwendung als elektronische Schreibmaschine hinaus können Sprachübungen für<br />

die Arbeit am Bildschirm vorbereitet und, auf Disketten gespeichert, <strong>im</strong> Unterricht als Arbeitsvorlage<br />

etwa anstelle eines Worksheet benutzt werden. Übungstypen sind z.B.:<br />

Scrambled letters, words and texts zur Rekonstruktion,<br />

Stichworte zu Sätzen erweitern,<br />

Sätze auf Stichworte reduzieren,<br />

Texte mit Wort- und Buchstabenlücken,<br />

Paraphrasen und Point-of-view-Än<strong>der</strong>ungen,<br />

Gestaltung als Gedicht, Brief, Liste,<br />

stilistische Glättungen<br />

u.v.a.m.<br />

153


Übungen auf <strong>der</strong> Textverarbeitung sind Gebrauchsmaterial; sie sollten einfach und übersichtlich<br />

sein und auf schöne Grafik, Rahmen, Kästen und Strichtabellen verzichten.<br />

Die Firma Linguasoft hat mit “Ghostwriter” 16 für das Englische 50 Texte für Lücken- und Zuordnungsaufgaben<br />

aufbereitet. Nachfolgend einige Beispiele für die vielfältige Anwendung<br />

<strong>der</strong> Textverarbeitung aus <strong>der</strong> Braunschweiger „Übungstypologie“ 17 :<br />

Phoneme und Grapheme<br />

Pick the Suitable Homophone. Fill the gaps in the text using “there“, “they're or “their’:<br />

Many secretaries learn * skills in Colleges, where * involved in courses of various kinds.<br />

While * at College, they hope to learn shorthand and typing, and perhaps <strong>im</strong>prove *<br />

spelling while * *, too.<br />

Morpheme und Formen<br />

Delete the forms that do not fit the text:<br />

The lady who come/comes/came into the room said …<br />

Wörter allein<br />

Break the letter chain into meaningful parts. Add commas and stops where suitable:<br />

bobandhissisterjaneareintheirroomstheseareneighbouringroomsandthedoorbetweenthemis<br />

openbobandjanecanheareachotherbuttheycan‘tseeeachothertheyaretalking<br />

Wörter in Kollokationen<br />

Supply the proper preposition (postposition):<br />

According * research carried * at a British business school, the number * romantic<br />

entanglements * work is going * while productivity is coming *.<br />

Wörter <strong>im</strong> Satz<br />

Complete the text supplying the proper word for each gap:<br />

On January 1st, 2000 you will awaken and * on a home <strong>Computer</strong> programmed with the<br />

eight dominant worries of your life – the stock *, the boss, your bank *, etc.<br />

Wörter <strong>im</strong> Textzusammenhang<br />

Complete the text. Use the INSERT and DELETE routines:<br />

Yesterday my brother and I went to the NOUN to see the NOUN. It was an ADJECTIVE<br />

day, and the weather was ADJECTIVE. As we saw the NOUN coming ADVERB towards<br />

us, we VERB ADVERB …<br />

154


Die Gestaltung von Texten<br />

Put the following text into the correct form of a business letter:<br />

THE ORCHID BEAUTY INSTITUTE 702 Richmond Avenue<br />

PORTLAND Oregon 97217 y/Ref JS 412 o/Ref: PW/mr 23<br />

October 6 1989 HARPER & Co. INC. 45 West 72nd Street NEW YORK<br />

N. Y 10023 Gentlemen Thank you for your letter enclosing your current price-list.<br />

Weitere Übungen enthält die Sammlung zu den Bereichen Textrekonstruktion und -restrukturierung,<br />

Texterschließung, Textmanipulation und semantische Spielereien, Schreibtraining<br />

und Stilübung, interpretative Texte und Landeskunde.<br />

Das Entwerfen solcher Übungen erfor<strong>der</strong>t nicht viel mehr als die Zeit für das Tippen von Text<br />

und Aufgabe sowie fürs Speichern und Kopieren auf Arbeitsdisketten. Solche Übungen können<br />

natürlich auch als Worksheets ausgedruckt werden und als Papier und Bleistift-Übung erledigt<br />

werden. Bei <strong>der</strong> Arbeit mit dem <strong>Computer</strong> allerdings übt <strong>der</strong> Lerner gleichzeitig Fremdsprache<br />

und Umgang mit <strong>der</strong> Textverarbeitung.<br />

6. Programme für den Kursleiter<br />

6.1. Konkordanzen<br />

Konkordanz-Programme zählen Wörter und Satzzeichen und erstellen Statistiken über Wortzahl,<br />

Zeichenzahl, Häufigkeit des Vorkommens. Sie wandeln Texte zu Wortlisten um und zeigen<br />

das Vorkommen eines Wortes <strong>im</strong> Textzusammenhang gemeinsam mit den vier bis sechs<br />

vorausgehenden und den vier bis sechs nachfolgenden Wörtern an.<br />

Die hauptsächlichen Nutzungsbereiche von Konkordanzprogrammen für den Lehrer von fremden<br />

Sprachen sind:<br />

1. Feststellung von Worthäufigkeit allgemein,<br />

2. Erheben von Dichte (Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong>selben Wörter <strong>im</strong> Vergleich zur Gesamtwortzahl)<br />

und des Steilheitsgrades (Verhältnis unbekannter zu bekannten Wörtern bei neuen Lehrtexten),<br />

3. stilistische Analysen, weil sie Übersichten über Füllwörter, Wortwie<strong>der</strong>holungen und subjektive<br />

Wertwörter – Adjektive und Adverbien – aufzeigen,<br />

4. grammatische Analysen <strong>der</strong> Art, wie oft und in welchem Zusammenhang eine best<strong>im</strong>mte<br />

Form auftritt,<br />

5. lexikologische Analysen <strong>der</strong> Formen und Wortumgebung von Wörtern <strong>im</strong> Text. 18 Sprachstatistische<br />

Arbeiten dieser Art gewähren darüber hinaus fortgeschrittenen Lernergruppen<br />

Einblicke in die Struktur <strong>der</strong> gelernten Fremdsprache.<br />

155


6.2. Datenbanken<br />

Datenverarbeitungsprogramme können die Zettelkästen ersetzen, die sich <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Kursleitertätigkeit<br />

ansammeln und die Tendenz haben, <strong>im</strong>mer unhandlicher und unübersichtlicher<br />

zu werden.<br />

Auf dem <strong>Computer</strong> geht das platzsparend und zugriffssicher mit Hilfe <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> und Indexfel<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Datenverarbeitung. Datenbanken kann man sich anlegen für Lehrmittel und Medien,<br />

für Fachzeitschriftenartikel, für die Fachbibliothek, ja vielleicht auch für die Teilnehmer an<br />

den gegebenen Kursen. l9<br />

6.3. Übungen herstellen<br />

Zur Verwendung <strong>der</strong> Textverarbeitung vgl. 5. Darüber hinaus gibt es Autorenprogramme,<br />

die dem Kursleiter helfen, Übungen für die Lernenden zu entwerfen. Übungstypen, die man<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> braucht, sind Multiple Choice, Zuordnung, Richtig-Falsch und Lückentexte<br />

mit den entsprechenden Kontrollfunktionen für die Lösungen. 20<br />

7. Desi<strong>der</strong>ata<br />

<strong>Computer</strong> sind ein st<strong>im</strong>ulierendes Medium für den Lehrer und Lerner von Fremdsprachen,<br />

aber sicher nicht perfekt. Sie sind vor allem noch zu unhandlich. Leichtere Laptops mit gut<br />

lesbaren Bildschirmen und Zusatzgeräten wie externen Laufwerken, CD-ROMs und raschen,<br />

geräuschlosen Druckern könnten in <strong>der</strong> Hardware Abhilfe und Flexibilität schaffen.<br />

In <strong>der</strong> Software sind die Möglichkeiten des Rechners sicherlich noch nicht erschöpft. So können<br />

Thesauren durch Kollokations- sowie syntaktische Anwendungsregeln ergänzt werden<br />

und den <strong>Computer</strong> zu intelligenter Kontrolle von Spracharbeit befähigen, wie das bei Wizdom<br />

bereits recht weitgehend <strong>der</strong> Fall ist. 21<br />

Was wir jedoch hauptsächlich brauchen, sind Ideen, Durchbrüche wie Johns’ Reverse-the-role-<br />

Programme; die Programmierer lassen uns dann schon nicht <strong>im</strong> Stich. In <strong>der</strong> Zwischenzeit<br />

können wir gut mit Textrekonstruktionen, Textverarbeitung und S<strong>im</strong>ulationen arbeiten – wobei<br />

für letztere jedoch auch wie<strong>der</strong> Ideen für s<strong>im</strong>ulierbare Sachverhalte willkommen sind.<br />

Anmerkungen<br />

1 Alle genannten Vokabelspiele für C-64 Rechner, München: Langenscheidt, 1985.<br />

2 The <strong>Computer</strong> Edition of Scrabble Brand Crossword Garne (Turcan Research Systems Ltd.), für<br />

PC, 0.0.: Virgin Leisure Genius, 1984.<br />

3 E. Larsen: Phonics Plus, für PC, 0.0.: Nighthawk Computing, 1988.<br />

4 K. Hartmann: Caught in the Castle. Englisch 4.-6. Lernjahr Gymnasium und Realschule, für C-64,<br />

Heureka Teachware, München: Ostermann, 1987.<br />

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5 Ein frühes Beispiel ist K. Hartmann: Verbs and Sentences. Englisch 2./3. Lernjahr Gymnasium und<br />

Realschule, für C-64, Heureka Teachware, München: Ostermann, 1987.<br />

6 J.F. Turner: Business Grammar and Vocabulary. Lehrbuch und Diskette für PC. Berlin: Comelsen &<br />

OUP, 1992. Dieses Lernprogramm verwendet Einsatz-, Auswahl- und Rekonstruktionsübungen und<br />

ist mit vielseitigen Hilfen für die Lösung <strong>der</strong> Aufgaben versehen. Lei<strong>der</strong> werden aber auch hier<br />

Lösungen mit kleinen Rechtschreibfehlern nicht akzeptiert.<br />

7 H.G. Hoffmann u. a.: Channels. Englischlehrwerk für die <strong>Erwachsenenbildung</strong>. Ismaning: Hueber,<br />

1991. Bestandteile: Coursebook, Workbook, PC Disketten, Cassette Coursebook, Compact Disc,<br />

Teacher’s Package.<br />

8 Goethe-Institut: TextArbeiter, München, o.J.<br />

9 Viele Autorenprogramme können billig als Shareware-Testversionen überprüft werden. Wenn sie<br />

einem gefallen, kann man die Vollversionen preiswert nachkaufen. Die Prüfung einer Reihe von nützlichen<br />

Autorenprogrammen haben die Autoren des Büchleins „Paukvergnügen“ vorgenommen; sie liefern<br />

auch Demo-Versionen folgen<strong>der</strong> Programme auf einer Diskette mit: „Barney’s Vokabeltrainer“,<br />

„Harry’s Quiz“ (für Wissensgebiete aller Art), „Harry’s Spaß am Lernen“ (mit Wortschatztrainer und<br />

Buchstabenpuzzle), „Jigsaw“ (ein Puzzlespiel für Bil<strong>der</strong> und Texte), „Lacuna“ (für die Erstellung von<br />

Lückentexten), „Pauker“ (ein Abfragerahmen mit hangman-Spiel). Vgl. Oehl u.a. 1992.<br />

10 Storycorner (M. Schneck), für PC, Braunschweig: Westermann, 1987; Quartext (J. Higgins, M.<br />

Johnson), für PC, Harlow: Langman, 1988 (enthält auch ein Spiel gegen den <strong>Computer</strong>, wobei<br />

dieser manchmal betrügt).<br />

l1 Beispiel: J. & M. Higgins: Sequitur. A Text Sequencing Tool, für PC, Greenlawn, NY: Research<br />

Design Associates, 1989.<br />

l2 Tangaland, für PC in GWBASIC auf Englisch adaptiert und programmiert vom Autor nach einem<br />

Listing von Baumann 1985. Vgl. auch Erdmenger 1991.<br />

l3 Ein Programmbeispiel in BASIC findet man bei Leuschner 1985; siehe weiter Erdmenger 1988.<br />

l4 Interaktiv sind grundsätzlich alle Verfahren, die ein dialogähnliches Umgehen mit dem <strong>Computer</strong>,<br />

also Antworten auf Fragen des Programmes o<strong>der</strong> Eingreifen zum Überspringen o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holen<br />

von Programmteilen, erlauben.<br />

l5 An <strong>der</strong> TU Braunschweig werden mit Hilfe des Programms MAVIS Lernsequenzen für sog. Lern-<br />

Stationen entwickelt (Fricke 1987).<br />

l6 Ghostwriter, Englisch 1.0, o.O.: Linguasoft, o.J.<br />

l7 Erdmenger u.a. 1989.<br />

18 Ein handliches Konkordanzprogramm für Texte bis zu 50.000 Wörtern ist B. Chandler: Longman<br />

Mini Concordancer. Text Study Software for Teachers and Students, für PC, Harlow: Longman, 1989.<br />

l9 Preiswert ist z.B. Datamat für alle möglichen Rechnertypen, von Data-Becker, Düsseldorf, 1988,<br />

aber alle möglichen Datenverwaltungen sind verwendbar; sie unterscheiden sich allerdings in den<br />

Zugriffsmöglichkeiten und Geschwindigkeiten.<br />

20 Leicht zu handhaben ist z.B. J. Schumann/J. Breitsameter: Interaktives Testpaket. Berlin:<br />

Langenscheidt, 1986.<br />

21 K. Deiß/J. Handke/L. Otto: Wizdom. Duisburg: Comet und Bielefeld: Cornelsen, 1991. Das Programm<br />

ist allerdings nicht billig, ebenso wie das vielseitige Adam and Eve (L.K. Engels und T.<br />

Leen<strong>der</strong>s, 1990) bei den gleichen Vertreibern.<br />

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Literatur<br />

Baumann, R. (1985): „Tangaland. Ein Lernspiel zur fächerübergreifenden Umwelterziehung“, Bildschirm<br />

III, 122 - 127.<br />

Brumfit, C. u.a. (Hg.) (1985): <strong>Computer</strong>s in English Lunguage Teaching. A View from the Classroom.<br />

Oxford.<br />

Erdmenger, M. (1988): „80-Zeilen Programme für den Grammatikunterricht“, Neusprachliche Mitteilungen,<br />

244 - 250.<br />

Erdmenger, M. u.a. (1989): Textverarbeitung und <strong>Fremdsprachenunterricht</strong>. Übungstypologie. TU<br />

Braunschweig.<br />

Erdmenger, M. (1991): „S<strong>im</strong>ulationen <strong>im</strong> landeskundlichen <strong>Fremdsprachenunterricht</strong>“, Der fremdsprachliche<br />

Unterricht – Englisch, H. 4,20 - 23.<br />

Fricke, R. (1987): „Der <strong>Computer</strong> als Lernhelfer. Neue Forschungs- und Ausbildungskonzepte am Seminar<br />

für Pädagogik <strong>der</strong> Technischen Universität Braunschweig“, Lehrmittel aktuell, H. 5, 1 - 4.<br />

Jung, U. 0. H. (Hg.) (1988): <strong>Computer</strong>s in Applied Linguistics and Lunguage Teaching. A CALL<br />

Handbook. Frankfurt/M.<br />

Leuschner, B. (1985): „<strong>Computer</strong> <strong>im</strong> <strong>Fremdsprachenunterricht</strong>“, Neusprachliche Mitteilungen, 30 - 32.<br />

Oehl, F., Patschorke, A. & Spitzner, C. Q. (1992): Beck Sofiare. Paukvergnügen am PC. 8 Lern-<br />

Programme für Schüler. München.<br />

Rüschoff, B. (1986): <strong>Fremdsprachenunterricht</strong> mit computergestützten Materialien. Didaktische Überlegungen<br />

und Beispiele. Ismaning.<br />

Steinberg, E. R. (1991): Teaching <strong>Computer</strong>s to Teach. Hillsdale N.J.<br />

Wolff, D. (Hg.) (1989): Neuere Technologien und <strong>Fremdsprachenunterricht</strong> (II). Die Neueren Sprachen,<br />

H. 1 (Themenheft).<br />

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