SONO Ausgabe 2 - Luzifer Verlag
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18<br />
A V A LON<br />
nicht voll ausgereizt. Die meiste Zeit<br />
dominiert die Hintergrundmusik<br />
auf den Surroundkanälen, die wirklich<br />
passend zu den Szenen ausgewählt<br />
wurde und die Stimmung<br />
sehr gut untermalt, oder sie werden<br />
für kaum hörbare Effekte wie z.B.<br />
das Hallen von Schritten benutzt.<br />
Der Soundtrack für Avalon wurde<br />
von Kenji Kawai komponiert, welcher<br />
schon für die Musik von<br />
„Ghost in the Shell“ oder „Vampire<br />
Princess Miyu“ verantwortlich war.<br />
Eingespielt hat ihn das Warsaw<br />
Philharmonic Orchestra, mit dem<br />
auch schon die Soundtracks von<br />
den Animes „Escaflowne“ und<br />
„Giant Robo“ aufgenommen wurden.<br />
Das Thema der Musik wechselt<br />
zwischen ruhigen, unterschwelligen<br />
und sphärischen Klängen, für die<br />
Kenji Kawai so bekannt ist, und<br />
monumentalen Orchesterstücken<br />
mit Sopransängerin und großem<br />
Chor.<br />
Wenn man die DVD aufmacht, fällt<br />
einem ein beidseitig bedrucktes<br />
Inlay in die Hand. Auf der<br />
Vorderseite zeigt es bereits das vom<br />
Cover der DVD-Hülle bekannte<br />
Kinoplakat. Auf der Rückseite ist<br />
die Kapitelstruktur aufgelistet. Das<br />
Screen-Menü ist sehr schön<br />
gemacht. Es zeigt im Stil des Films<br />
gehaltene Computerdisplays, Spielszenen<br />
oder Örtlichkeiten in einer<br />
Endlosschleife. Die Übergänge und<br />
der Bildaufbau sind teilweise<br />
animiert und mit Musik unterlegt.<br />
Die jeweiligen Auswahlmöglichkeiten<br />
sind gut erkennbar in den<br />
Hintergrund auf Wänden und<br />
Gegenstände eingebunden.<br />
An Extras bietet die DVD nur den<br />
Original-Trailer in polnischer und<br />
deutscher Sprache mit einer<br />
Laufzeit von etwas mehr als 90<br />
Sekunden. Es ist extrem schade,<br />
dass das ausführliche Making-Of<br />
über Special-Effects, Geschichte,<br />
Locations, Storyboard usw. von insgesamt<br />
ca. 150 Minuten, welches der<br />
japanischen Deluxe Version beilag,<br />
bei der deutschen Version komplett<br />
weggelassen wurde.<br />
Es gibt zwei Versionen der DVD:<br />
mit FSK 12 oder FSK 18. Letzterer<br />
liegt ein einfaches DVD-Spiel bei,<br />
bei dem man durch Druck auf die<br />
Pfeiltasten der Fernbedienung auf<br />
ankommende Gegner schießen<br />
kann, was für die hohe<br />
Altersfreigabe verantwortlich ist.<br />
Der Film selber ist in beiden<br />
Fassungen unzensiert und ab 12<br />
Jahren freigegeben.<br />
Fazit:<br />
„Avalon – Spiel um Dein Leben“ ist<br />
ein Film, an dem sich die Gemüter<br />
scheiden werden. Einerseits malt er<br />
die Zukunft gekonnt in düsteren<br />
und tristen Farben, perfekt untermalt<br />
von einem klasse Soundtrack,<br />
und die „Spielgrafik“ von Avalon<br />
beeindruckt gerade durch die<br />
Tatsache, dass sie nicht perfekt ist.<br />
In Zeiten der hauptsächlich auf<br />
Special-Effects setzenden Filmindustrie<br />
ist es mehr als erfreulich,<br />
dass es noch Filme gibt, die eine<br />
interessante und spannende<br />
Handlung besitzen, die mehr macht,<br />
als bis zur nächsten Action-Szene<br />
überzuleiten – Avalon hält für den<br />
aufmerksamen Beobachter eine<br />
gesellschaftskritische Botschaft<br />
bereit und lässt den Zuschauer,<br />
gerade durch einen letzten Satz<br />
kurz vor dem Abspann, nachdenklich<br />
in seinem Fernsehsessel zurück.<br />
Auf der anderen Seite wird gerade<br />
die sich wiederholende Darstellung<br />
der verkommenen Zukunft mit<br />
ihren verfallenen Wohnblöcken und<br />
leeren Straßenbahnen für viele<br />
schlichtweg langweilig sein, obwohl<br />
man aber gerade in diesen Szenen<br />
Zeit hat, über das bisher Gesehene<br />
nachzudenken und wieder zu Atem<br />
zu kommen. Typisch für Filme<br />
unter japanischer Regie ist sicher die<br />
fast schon glorifizierende<br />
„Vorführung“ von Waffensystemen<br />
und ihrer Zerstörungsgewalt:<br />
Panzer fahren mit Höchstgeschwindigkeit<br />
über gemähte<br />
Kornfelder oder bahnen sich ihren<br />
Weg durch in Aufruhr befindliche<br />
Straßenzüge, ein Flugabwehr-<br />
Panzer speit seine totbringende<br />
Munition in den Himmel und futuristisch<br />
wirkende, schwere<br />
Kampfhubschrauber verwandeln<br />
die Erde unter sich in eine<br />
Kraterlandschaft. Das Ganze<br />
erstrahlt in den schönsten Farben<br />
und glänzt mit bombastischen<br />
Soundeffekten. Ob nun eine solch<br />
verherrlichende Darstellung von<br />
Kampfszenen in Zeiten der massiv<br />
in Kritik geratenen Ego-Shootern<br />
nun gut oder schlecht ist, sei mal<br />
dahingestellt, doch steckt vielleicht<br />
gerade darin eine nachdenklich<br />
stimmende Botschaft.<br />
Der einzig wirklich schwere<br />
Kritikpunkt liegt bei der DVD<br />
„Avalon – Spiel um Dein Leben“<br />
darin, dass Kinowelt Home<br />
Entertainment nur den Original-<br />
Trailer in polnischer und in deutscher<br />
Sprache als Extra beigelegt<br />
hat. Dadurch werden die Vorzüge<br />
der DVD gegenüber der Videokassette,<br />
die neben der besseren<br />
Bildqualität darin bestehen, dass<br />
Zusatzmaterial mitgeliefert wird,<br />
einfach dem Rotstift geopfert. Dabei<br />
stimmt der relativ niedrige<br />
Kaufpreis von ca. 18 ø für eine<br />
aktuelle DVD nur ansatzweise versöhnlich.<br />
So bleibt nur noch eins zu sagen:<br />
Läßt man sich auf den Film und<br />
seine Art, in symbolträchtiger Bildund<br />
Farbsprache die Geschichte zu<br />
erzählen ein, dann ist „Avalon –<br />
Spiel um Dein Leben“ wirklich ein<br />
Geheimtipp, der weit mehr bietet<br />
als brillante Bilder und einen klasse<br />
Soundtrack. Besonders Fans der<br />
Materie und aufgeschlossene<br />
Menschen, die sich nicht von einer<br />
komplexen und teilweise verwirrenden<br />
Geschichte abschrecken lassen,<br />
sollten unbedingt einen Blick riskieren.<br />
Christoph Fischer