Ball der Unteroffiziere 2009 - UOG - Salzburg
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<strong>UOG</strong> SALZBURG Mitteilungsblatt 1 / <strong>2009</strong> Seite 4<br />
Platznot 1<br />
Platznot!<br />
Ein Übungsplatz neben <strong>der</strong><br />
Autobahn Wien Stockerau.<br />
Eine Truppe aus <strong>der</strong> Wiener<br />
Garnison übt,<br />
Medienberichten zufolge,<br />
auf diesem Platz. Der<br />
Übungsleiter ist „neu” und<br />
kennt die örtlichen<br />
Verhältnisse wahrscheinlich nicht allzu gut. Im Zuge<br />
<strong>der</strong> Ausbildung werden Nebelhandgranaten geworfen<br />
und <strong>der</strong> Wind treibt, so berichten zumindest die<br />
Zeitungen, den Rauch über die Autobahn. Es kommt zu<br />
einem tragischen und folgenschweren Unfall mit einer<br />
toten Lenkerin, zahlreichen Verletzten und hohem<br />
Sachschaden.<br />
Das Geschehen, das sich ja erst kürzlich zugetragen<br />
hat, ist uns allen noch in unmittelbarer Erinnerung. Wie<br />
konnte es dazu kommen<br />
Ein unentschuldbares, leichfertiges Verhalten <strong>der</strong><br />
Verantwortlichen o<strong>der</strong> eine Verkettung vieler,<br />
unglücklicher Umstände W- o<strong>der</strong> beides zusammen<br />
Wir wissen es nicht und erst die Untersuchung des<br />
Vorfalls wird Klarheit darüber bringen.<br />
Aber zwei Fragen drängen sich schon jetzt auf:<br />
Warum verlegt eine Wiener Truppe überhaupt nach<br />
Korneuburg, um auf dem dortigen Platz zu üben<br />
Warum übt sie nicht in Wien Gibt es denn dort keinen<br />
für die militärische Ausbildung geeigneten Übungsplatz<br />
Ich zumindest weiß es nicht, aber die Untersuchung<br />
des Vorfalls wird wohl auch dafür Antworten finden.<br />
Eines aber ist eindeutig: ein Übungsplatz neben einer<br />
vielbefahrenen Autobahn wird immer Probleme<br />
aufwerfen. Viele Übungsvorhaben sind dort aus<br />
Sicherheitsgründen, o<strong>der</strong> weil <strong>der</strong> Verkehrslärm dies<br />
gar nicht zulässt, von Haus aus unmöglich und diese<br />
Problematik entwertet wahrscheinlich die Eignung des<br />
Platzes insgesamt.<br />
Anrainerprobleme werden häufiger!<br />
Schwierigkeiten dieser und ähnlicher Art gibt es auch<br />
an<strong>der</strong>swo. Siedlungen o<strong>der</strong> Betriebe rücken immer<br />
näher an die Grenzen <strong>der</strong> Übungs- und Schießplätze<br />
heran und die nun neuen Anrainer fühlen sich durch<br />
den Übungsbetrieb belästigt. Die Proteste nehmen im<br />
Lauf <strong>der</strong> Zeit zu und beidseitig zufriedenstellende<br />
Lösungen sind, bei den dann vielfach festgefahrenen<br />
Haltungen, schwer zu finden. Aber wo sonst soll eine<br />
Truppe, ohne anzuecken, heute noch üben, wenn nicht<br />
auf den dafür gewidmeten Flächen<br />
Die Reform, die ja im nächsten Jahr vollendet sein soll,<br />
hat das Bundesheer verkleinert. Ein kleineres Heer<br />
braucht auch weniger Platz war die Schlussfolgerung<br />
und so wurden auch Kasernen und Liegenschaften zu<br />
Kauf angeboten, für die man keine weitere<br />
Verwendung sah. Eine Milliarde „Anstoßfinanzierung”<br />
für die Reform erhoffte man sich aus diesen<br />
Geschäften, die gleiche Ergebnisse brachten, wie die<br />
an<strong>der</strong>en Finanzierungsansätze <strong>der</strong> Reform auch: die<br />
Einnahmen blieben weit hinter den Erwartungen<br />
zurück.<br />
Es wird weiter verkauft!<br />
Aber verkauft ist nun einmal verkauft und so<br />
wechselten alleine in <strong>Salzburg</strong> eine ganze Reihe von<br />
Liegenschaften den Besitzer.<br />
Einige Beispiele:<br />
In Mühlbach am Hochkönig wurde <strong>der</strong> dortige,<br />
seinerzeit mit hohem finanziellen und<br />
arbeitsmäßigen Einsatz bestens ausgebaute<br />
Alpinstützpunkt mit dazugehöriger Übungsfläche<br />
aufgegeben, im Lungau <strong>der</strong> unter großen<br />
Schwierigkeiten erworbene und aufwendigste<br />
errichtete Schießplatz. Das Amtsgebäude<br />
Riedenburg und die Rainerkaseme stehen zur<br />
Disposition. Der zur Rainerkaserne gehörende<br />
Infanterieübungsplatz Vor<strong>der</strong>fager ist bereits<br />
verkauft. Die Struckerkaserne in Tamsweg samt<br />
Übungsplatz wird noch mühsam gehalten, aber auch<br />
ihre Zukunft ist ungewiss.<br />
Geblieben ist <strong>der</strong> zur Schwarzenbergkaserne<br />
gehörende Übungsplatz in <strong>der</strong> Saalachau – eine<br />
teure Pachtfläche, mit zahlreichen Beschränkungen<br />
belegt und einer empfindlichen Anrainersituation.<br />
Auch die Lungötzer Au- Alm gibt es noch, aber auch<br />
dieser Platz, von <strong>der</strong> Sicherheit, den Übungs- und<br />
Unterkunftsmöglichkeiten her, wohl einer <strong>der</strong><br />
besten und truppengerechtesten Übungsplätze, soll<br />
nun auch stillgelegt werden.<br />
Es wird langsam eng in <strong>Salzburg</strong> vor allem dann,<br />
wenn man an militärische . Übungsmöglichkeiten<br />
denkt, das Schießen mit schweren Waffen o<strong>der</strong> das<br />
ben <strong>der</strong> Kampfarten etwa.<br />
Ein Anlass zum Umdenken!<br />
So bedauerlich <strong>der</strong> Vorfall in Nie<strong>der</strong>österreich auch<br />
ist - vielleicht kann er dazu beitragen, dass manche<br />
Verkaufs- und Schließungsabsichten, die ohnehin<br />
nicht den gewünschten Erlös bringen, noch einmal<br />
überdacht werden.<br />
Die Truppe und wahrscheinlich an<strong>der</strong>e<br />
Einsatzorganisationen auch brauchen<br />
Übungsflächen, um sich dort auf den „Ernstfall”<br />
vorzubereiten. Sie neu zu erwerben wird immer<br />
schwieriger. Daher sollte man an jenen Flächen,<br />
welche sich für Ausbildungszwecke eignen und die<br />
keine Sicherheits- und sonstigen Probleme<br />
aufwerfen, festhalten, zum Schutz <strong>der</strong> Truppe und<br />
zur Vermeidung von Vorfällen, <strong>der</strong>en Folgen oft<br />
teurer zu stehen kommen, als die Erhaltung eines<br />
Übungsplatzes.<br />
General i.R.<br />
Mag. Engelbert LAGLER<br />
DER STELLUNG BEWUSST — TREU DER PFLICHT — WACHSAM UND GERÜSTET