Workshop auf <strong>Schloss</strong> Boitzenburg 2011 Dieser Workshop war ein Vergnügen, aber auch für diejenigen, die das <strong>Schloss</strong> malen oder zeichnen wollten, eine Herausforderung. Natürlich haben wir das besondere Flair eines <strong>Schloss</strong>aufenthaltes genossen. Nicht so sehr in den verhältnismäßig einfachen Unterkünften. Aber be<strong>im</strong> Frühstück in der ehemaligen großartigen <strong>Schloss</strong>bibliothek, auf dem eindrucksvollen Hof des Ensembles, be<strong>im</strong> Menü des Abends in fürstlichen Räumen, bei der Besichtigung des gesamten <strong>Schloss</strong>es, vor allem aber auf der <strong>Schloss</strong>terrasse. Wenn die anderen Gäste schon verschwunden waren, gab es noch unsere festliche Tafel <strong>im</strong> Anblick der <strong>Schloss</strong>fassade, des Parks und des Sees. Und dann ging der Vollmond auf, um die romantische St<strong>im</strong>mung abzurunden. Man kann es kaum glauben, es waren lauwarme Sommernächte. Wer nun das <strong>Schloss</strong> malen oder zeichnen wollte, hatte einige Probleme vor sich. Wie üblich war das Format zu klein. Aber hier nun besonders. Die Baumeister hatten die Türme zu hoch gebaut, so dass auf dem Papier oder der Leinwand oben ein erhebliches Stück fehlte. Aber nicht nur das. Die Jahrhunderte haben dazu beigetragen, dass das <strong>Schloss</strong> sich auch nach den Seiten ausdehnte, und diese ungeheure Breite ging natürlich nicht auf das Format. Und schließlich hatte das <strong>Schloss</strong> auch noch einen Vordergrund, mit dem man erst einmal gar nichts anzufangen wusste. Eigentlich hätte das genügt. Aber dazu kam noch, dass man sich in diese Architektur mit Renaissance und Barock „verliebte“ und all diese Türme, Giebel, Tore, Fenster, Säulen, Treppen, Schmuckleisten, Vorsprünge und Verzierungen unterbringen wollte. Und schon war die Malerei oder Zeichnung überladen. Da ich wusste, was auf uns zukam, hatte ich geraten, ein sehr reduziertes grafisches Gerüst anzulegen und es mit lockeren Farbflächen zu begleiten, oder umgekehrt, erst die Farbflecken, und dann die Zeichnung. Das half aber nur teilweise, nämlich so weit, bis dann doch der Anspruch da war, ein umfangreicheres Gebilde zu schaffen. Und so entdeckte jeder für sich die Reduktions- und Abstraktionsmöglichkeiten, die Kunst des Auswählens und Weglassens, die Wesensbest<strong>im</strong>mung und Charakteristik des Motivs. Die abendlichen <strong>Ausstellung</strong>en und Gesprächsrunden erbrachten das überwältigende Ergebnis der „Kämpfe“: das strahlende <strong>Schloss</strong>, das Gehe<strong>im</strong>nisvolle, die konstruktive Deutung, die märchenhafte und lyrische, das <strong>Schloss</strong> in seinem Park eingebettet, die hoch ragende Architektur, selbst eine bedrohliche oder mystische Version war dabei. Wir hatten bei den Auswertungen auch einen australischen Gast, der sich für uns interessierte und der voll des Lobs über unsere Vielfalt war. Die zeigte sich natürlich nicht nur in den <strong>Schloss</strong>bildern, sondern in dem gesamten Motivfeld, das diese wunderbare Landschaft uns bot. Und so war jeder Tag - 12 -
ausgefüllt mit Entdeckungen der Klosterruine, der Klostermühle, des Stadtbildes, der Weiten mit Feldern, Seen und Wäldern, der Baumwunder und einem unendlichen Sonnenblumenfeld. Es hat sich gelohnt, und so wurde zum Abschluss auf der <strong>Schloss</strong>terrasse auf diesen Workshop mit einem Glas Sekt angestoßen. Gelegenheit zu erneutem Anstoßen gibt es, wenn wir die Ergebnisse in einer <strong>Ausstellung</strong> am 15. November dieses Jahres in der Volksbank Raiffeisenbank zeigen wollen. - 13 - Manfred Prinz Sonnenblumenfeld (Dr. Gisela Oertel)