01.01.2015 Aufrufe

Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 2. Jahrgang 1997/2 ...

Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 2. Jahrgang 1997/2 ...

Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 2. Jahrgang 1997/2 ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong><br />

<strong>2.</strong> 6. <strong>Jahrgang</strong><br />

<strong>1997</strong>/2 2001/4


<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong><br />

Revue de l’Association Suisse Châteaux forts<br />

Rivista dell’Associazione Svizzera dei Castelli<br />

Revista da l’Associaziun Svizra da Chastels<br />

6. <strong>Jahrgang</strong>, 2001/4<br />

INHALT<br />

Armand Baeriswyl:<br />

Archäologische Untersuchungen im Schloss Köniz.<br />

Neue Erkenntnisse und Hypothesen zum<br />

Bau- und Funktionstyp der Ritterordenskommende............ 81<br />

Dieter Barz:<br />

Ein «Badehaus» mit Heizungsanlage auf der<br />

Burgruine Schlössel bei Klingenmünster................................. 95<br />

KURZBERICHTE............................................................................... 103<br />

VERANSTALTUNGEN ..................................................................... 104<br />

PUBLIKATIONEN............................................................................. 104<br />

VEREINSMITTEILUNGEN............................................................... 107<br />

Redaktion und Geschäftsstelle:<br />

Schweizerischer Burgenverein<br />

Thomas Bitterli, Blochmonterstr. 22, 4054 Basel<br />

Telefon 061 361 24 44; Fax 061 363 94 05<br />

Postkonto 40-23087-6<br />

http://www.burgenverein.ch<br />

Publiziert mit Unterstützung der <strong>Schweizerischen</strong> Akademie der Geistes- und<br />

Sozialwissenschaften (SAGW)<br />

Erscheint vierteljährlich<br />

ISSN 1420-6994<br />

Druck:<br />

Umschlagbild:<br />

Schwabe & Co. AG, Basel, Verlag und Druckerei<br />

Das Schloss Köniz im Jahr 1669. Blick nach Südost. Lavierte Federzeichnung von Albrecht Kauw<br />

(Bernisches Historisches Museum).


Archäologische Untersuchungen im Schloss in Köniz:<br />

Neue Ergebnisse und Hypothesen zum Bauund<br />

Funktionstyp der Ritterordenskommende<br />

von Armand Baeriswyl<br />

Köniz, ein bis vor kurzem noch<br />

ländlich geprägtes Dorf, ist heute<br />

eine Vorortgemeinde im Sog der<br />

nahe gelegenen Bun<strong>des</strong>hauptstadt<br />

Bern. Historischer Kern der Ortschaft<br />

ist ein mehrteiliger, streckenweise<br />

ummauerter Gebäudekomplex<br />

auf einem lang gezogenen<br />

Moränenhügel über dem Dorf. Er<br />

besteht aus der Pfarrkirche mit dem<br />

ehemaligen Friedhof, aus einem<br />

verschachtelten Baukörper, dem<br />

sog. Schloss, und aus einem gegen<br />

Osten anschliessenden Hof, der von<br />

Landwirtschaftsbauten umstellt ist<br />

(Abb. 1, 15L).<br />

Das Schloss diente bis 1995 als Erziehungsanstalt<br />

im Besitz <strong>des</strong> Kantons<br />

Bern und wurde dann an die<br />

Kirchgemeinde verkauft. Zur Vorbereitung<br />

einer Gesamtsanierung<br />

führt der Archäologische Dienst<br />

<strong>des</strong> Kantons Bern unter der Leitung<br />

<strong>des</strong> Schreibenden Untersuchungen<br />

im Boden und im aufgehenden Bestand<br />

vor. Die Arbeiten sind noch<br />

im Gang, und die folgenden Zeilen<br />

sind in diesem Sinn als provisorischer<br />

Arbeitsbericht zu verstehen 1 .<br />

1: Die Nordwestseite der ehemaligen Deutschordenskommende Schloss Köniz 1999. Sichtbar ist rechts die Kirche<br />

mit Turm, Schiff und gotischem Hochchor. Links schliesst die Kernanlage an, erkennbar ist das mächtige Vollwalmdach<br />

<strong>des</strong> Saalgeschosshauses und westlich angefügt das in barockzeitlichem Fachwerk erneuerte Pfarrhaus,<br />

das Gebäude mit Warmluftheizung.<br />

1<strong>2.</strong> Jahrhundert wurde eine neue<br />

Kirche errichtet, deren Schiff sich –<br />

erkennbar an den schmalen Rundbogenfenstern<br />

– in der heutigen<br />

Südmauer erhalten hat. Die zugehörige<br />

Apsis, welche um 1300 dem<br />

heutigen Chor weichen musste,<br />

wurde 1981/82 ergraben (Abb. 2,<br />

15J).<br />

Notizen zur Geschichte<br />

Köniz liegt am Rand der Voralpenzone,<br />

gehört aber noch zum Altsiedelland,<br />

wie unter anderem die<br />

Reste eines wenige hundert Meter<br />

vom Schloss entfernten römischen<br />

Gutshofs zeigen. 2 Im Frühmittelalter<br />

lag das Gebiet zuerst im fränkischen<br />

Reich, seit 888 im Königreich<br />

Hochburgund, welches 1032<br />

Teil <strong>des</strong> Reiches wurde. Archäologisch<br />

belegt ist diese Epoche durch<br />

ein Gräberfeld <strong>des</strong> 7./8. Jahrhunderts<br />

unter der heutigen Kirche. 3<br />

Eine zugehörige frühmittelalterliche<br />

Kirche ist bis jetzt nicht nachgewiesen,<br />

aber aufgrund der Bestattungen<br />

anzunehmen. Im 11. oder<br />

2: Die Südseite der Anlage 1999. Sichtbar ist links die Kirche mit dem ehemaligen Pfarrfriedhof und rechts<br />

anschliessend der Wirtschaftshof mit den randlichen Bauten aus dem 15.–19. Jh. Dazwischen ist ausschnitthaft<br />

das Saalgeschosshaus zu erkennen.<br />

81


Die der Sage nach von König<br />

Rudolf II. von Hochburgund gestiftete<br />

Kirche war den Heiligen<br />

Petrus und Paulus geweiht. 4 Sie<br />

diente als Pfarrkirche für ein Gebiet,<br />

das weit über das Dorf Köniz<br />

hinaus reichte und auch die um<br />

1200 vom Zähringer Herzog Bertold<br />

V. gegründete Stadt Bern umfasste.<br />

Die Kirche Köniz war somit<br />

auch die Pfarrkirche der neuen<br />

Stadt. Daneben diente die Kirche<br />

aber auch als Oratorium einer Gemeinschaft<br />

von Augustiner-Chorherren.<br />

Das Alter <strong>des</strong> Stifts ist unbekannt;<br />

die späte Erstnennung um<br />

1208 spricht aber dafür, dass es<br />

kaum vor dem mittleren 1<strong>2.</strong> Jahrhundert<br />

entstanden sein dürfte. 5<br />

Köniz wurde im Jahr 1226 von<br />

König Heinrich (VII.) im Einvernehmen<br />

mit seinem Vater Kaiser<br />

Friedrich II. dem Deutschen Orden<br />

geschenkt. 6 Diese neuartige, um<br />

1190 in Jerusalem entstandene<br />

geistliche Gemeinschaft hatte seit<br />

1200 begonnen, im Abendland<br />

Fuss zu fassen. Sie kam damals auf<br />

zwei Arten zu ihrem Besitz, entweder<br />

durch Schenkungen von Adligen<br />

oder durch königliche Vergabungen.<br />

Köniz ist ein Beispiel für<br />

letztere. Der Ort war offensichtlich<br />

staufisch beherrschtes Reichsgut<br />

und das Augustiner-Chorherren-<br />

Stift eine Art Eigenkloster, das in<br />

der Verfügung der Königsgewalt<br />

stand. Die Schenkung ist im Zusammenhang<br />

mit der Stadt Bern zu<br />

sehen, die nach den Tod <strong>des</strong> letzten<br />

Zähringers im Jahr 1218 zur staufischen<br />

Königsstadt wurde. Die<br />

Stadt lag am Rand <strong>des</strong> Reiches und<br />

wurde von verschiedenen regionalen<br />

Grossen bedroht, allen voran<br />

den Grafen von Kiburg und von<br />

Savoyen. Die Präsenz <strong>des</strong> Deutschen<br />

Ordens sollte wohl vor allem<br />

der Stärkung <strong>des</strong> königlichen Einflusses<br />

dienen. 7<br />

Die Augustiner wehrten sich entschieden<br />

gegen ihre Vertreibung;<br />

verschiedene königliche und päpstliche<br />

Urkunden belegen, dass zwischen<br />

1226 und 1243 ein erbitterter<br />

Kampf zwischen ihnen und dem<br />

Deutschen Orden um Köniz wogte.<br />

Nach einem Vergleich im Jahr<br />

1243 war der Deutsche Orden aber<br />

fest installiert; zur Kommende erhoben<br />

wurde Köniz offenbar aber<br />

erst zwischen 1263 und 1268 8 .<br />

Im Jahr 1256 wird erstmals eine<br />

Niederlassung in der Stadt Bern zur<br />

Betreuung der als Leutkirche dienenden<br />

Filiale erwähnt. Spätestens<br />

als der Bischof von Lausanne 1276<br />

das Stadtgebiet Berns von Köniz<br />

abtrennte und eine neue Pfarrei<br />

schuf, wurde diese Niederlassung<br />

zu einer von Köniz unabhängigen<br />

Priesterkommende, welche das<br />

Patronat der Münsterpfarrei innehatte.<br />

Der Niedergang der Ordenspräsenz<br />

im Raum Bern setzte im späten<br />

15. Jahrhundert ein: 1484 hob die<br />

Stadt Bern die Kommende auf, vertrieb<br />

die Ordenspriester und gründete<br />

an ihrer Stelle das Chorherrenstift<br />

St.Vinzenz. 9 Köniz überlebte<br />

ihre Tochter in Bern nicht lange: Im<br />

Gefolge der Reformation beschlagnahmte<br />

Bern im Jahr 1528 die<br />

Kommende. 1554 erreichte der<br />

Deutsche Orden zwar eine Restitution<br />

der Kommende; sie wurde aber<br />

nicht wieder durch Ordensritter<br />

besetzt, sondern stand unter der<br />

Verwaltung eines vom Orden ausgewählten<br />

Vogtes bernischer Herkunft.<br />

Erst 1729 wurde die Kommende<br />

dann an Bern verkauft und in eine<br />

Landvogtei umgewandelt. Seit dem<br />

Ende <strong>des</strong> Stadtstaates Bern 1798<br />

diente der Komplex als Armenanstalt,<br />

Obdachlosenunterkunft, Strafanstalt<br />

und zuletzt als Erziehungsheim.<br />

Erkenntnisse zur Baugeschichte<br />

von Schloss Köniz<br />

Phase 1: Der erste Steinbau<br />

Unmittelbar nördlich der Kirche<br />

erhebt sich das Schloss genannte<br />

Bauwerk auf der höchsten Stelle der<br />

Moränenzunge. Ein nordseitiges,<br />

heute wie ein Anbau wirken<strong>des</strong><br />

Steinhaus entpuppte sich im Laufe<br />

der archäologischen Untersuchungen<br />

überraschenderweise als ältester<br />

aufrecht stehender Teil der Gesamtanlage.<br />

Das Gebäude stand<br />

deutlich von der Kirche abgerückt<br />

3: Der unter den Steinbauten der Deutschordenskommende<br />

aufgedeckte Friedhof. Die Dichte der<br />

Bestattungen und die Armstellungen lassen vermuten,<br />

dass dieser Bestattungsplatz wohl bis ins<br />

1<strong>2.</strong> Jahrhundert in Betrieb war. Blick nach Süden.<br />

an der nördlichen Hangkante. Es<br />

wurde in bisherigem Friedhofsgelände<br />

errichtet und überlagerte<br />

Bestattungen <strong>des</strong> 1<strong>2.</strong> Jahrhunderts.<br />

Das Gebäude war min<strong>des</strong>tens zweigeschossig<br />

und wies eine Grundfläche<br />

von 16 ¥ 9 m auf. Das rund<br />

1,1 bis 1,3 m starke Mauerwerk<br />

unterscheidet sich im Charakter<br />

kaum vom Steinhaus der Phase <strong>2.</strong><br />

Betreten wird das Gebäude heute<br />

noch von je einem Durchgang in<br />

der West- wie der Ostwand. Es wird<br />

auf den beiden noch erhaltenen<br />

originalen Geschossen mittels einer<br />

Binnenwand, die mit der nördlichen<br />

Fassadenmauer im Verband<br />

steht, im Verhältnis von ca. 1:2 unterteilt<br />

(Abb. 11A, 15A).<br />

Der grössere Westraum war mit<br />

einer – im heutigen Bestand jüngeren<br />

– Küche ausgestattet. Die<br />

Anlage mit Grundrissmassen von<br />

4,5 ¥ 5,5 m besteht aus drei mannshohen<br />

Arkaden, auf denen ein<br />

mächtiger Kaminhut sitzt. Er ist<br />

heute nur noch als Ansatz erhalten,<br />

während der obere Teil beim späteren<br />

Einzug einer Geschossbalkenlage<br />

zerstört wurde. Auch alle<br />

weiteren Balkendecken, Binnenmauern,<br />

Fussböden und Öffnungen<br />

entstammen späteren Umbauphasen,<br />

welche auch Aussagen zu den<br />

Obergeschossen vorderhand verunmöglichen.<br />

Aussen an der Nordostecke fanden<br />

sich die Fundamente eines im<br />

Grundriss quadratischen Anbaus<br />

mit einer niedrigen rundbogigen<br />

82


4: Die Westseite <strong>des</strong> Abortturms mit der rundbogigen Öffnung. Rechts die Nordwand <strong>des</strong> Steinhauses und die<br />

Ringmauer. Blick nach Osten.<br />

5: Die Ringmauer der ersten Anlage mit etwas jüngerer,<br />

südseitiger Vormauerung. Blick nach Westen.<br />

Öffnung im Sockelbereich. Es<br />

dürfte sich dabei um den Sockel<br />

eines Abortturms handeln.<br />

An das Steinhaus schloss im Westen<br />

und wahrscheinlich auch im Osten<br />

eine Ringmauer an, die dieses als<br />

Teil eines grösseren ummauerten<br />

Komplexes erscheinen lässt.<br />

Datierung und Interpretation<br />

Zu rekonstruieren ist ein von der<br />

Kirche deutlich in Distanz stehender<br />

ummauerter Komplex mit<br />

einem mehrgeschossigen Steingebäude.<br />

Dieses könnte im Sockelgeschoss<br />

von Anfang an eine Küche<br />

enthalten haben. Das Obergeschoss<br />

oder die Obergeschosse dienten,<br />

wie der Abortturm belegt, Wohnzwecken.<br />

Diese Anlage ist vorderhand<br />

nicht präzise zu datieren; es<br />

dürfte aufgrund <strong>des</strong> Mauercharakters<br />

irgendwann zwischen der zweiten<br />

Hälfte <strong>des</strong> 1<strong>2.</strong> und der ersten<br />

Hälfte <strong>des</strong> 13. Jahrhunderts entstanden<br />

sein. Damit fällt die Einordnung<br />

<strong>des</strong> Komplexes schwer;<br />

aufgrund <strong>des</strong> Datierungsspielraums<br />

kann es sich im Prinzip ebenso gut<br />

um ein Gebäude <strong>des</strong> Augustiner-<br />

Chorherren-Stifts wie um den ersten<br />

Bau der Deutschordenskommende<br />

handeln.<br />

Spätestens jetzt stellt sich die Frage<br />

nach den Bauten <strong>des</strong> Stifts. Bisher<br />

fehlen auf dem Schlosshügel von<br />

Köniz jegliche Spuren, die eindeutig<br />

den Augustinern zugeschrieben<br />

werden können. Es ist aber zu vermuten,<br />

dass die Bauten der Chorherren<br />

– sei es nur ein Stiftshaus, sei<br />

es eine mehrflügelige Konventsanlage<br />

mit Kreuzgang gewesen – unmittelbar<br />

nördlich oder südlich an<br />

die Kirche angebaut waren: Die<br />

Reste <strong>des</strong> Stifts sind wahrscheinlich<br />

dort und eher nicht an der Stelle <strong>des</strong><br />

heutigen Schlosses zu suchen.<br />

Diese Überlegung erleichtert die<br />

Interpretation <strong>des</strong> Steinhauses. Die<br />

Distanz zur Kirche und die abweichende<br />

Flucht sind auffällig und<br />

sprechen dagegen, dieses als Stiftsgebäude<br />

zu deuten. Ausserdem<br />

scheint der im Grundriss quadratische<br />

Abortturm eher zu einer<br />

Kommende als zu einem Klostergebäude<br />

zu passen.<br />

Im Moment steht jedenfalls die<br />

Hypothese im Vordergrund, dieses<br />

Gebäude sei als Gründungsbau<br />

der Deutschordensniederlassung zu<br />

interpretieren und unmittelbar<br />

nach 1226 entstanden, vielleicht<br />

gar zu einem Zeitpunkt, als das<br />

Chorherrenstift an der Kirche noch<br />

präsent war.<br />

Phase 2: Die Anlage der Zeit<br />

um 1265<br />

Das Saalgeschosshaus<br />

In einer zweiten Phase wurde die<br />

Südmauer <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> abgebrochen<br />

und ein im Grundriss rechteckiger,<br />

25,5 ¥ 11 m messender<br />

Steinbau mit 1,2 bis 1,4 m starken<br />

Mauern angefügt (Abb. 11C, 15C).<br />

Er war min<strong>des</strong>tens drei Geschosse<br />

hoch, wobei das unterste gegenüber<br />

dem Aussenniveau um rund 1,5 m<br />

eingetieft war.<br />

6: Das Saalgeschosshaus 1999. Blick auf die Südund<br />

die Ostfassade.<br />

83


7: Die Innenseite <strong>des</strong> Wendeltreppenturms mit der originalen Tür. Die Treppenstufen wurden 1758 entfernt<br />

und der Raum zum Kellerchen umgebaut. Blick nach Südosten.<br />

8: Der Keller <strong>des</strong> Saalgeschosshauses. Sichtbar ist die originale Geschossbalkenlage mit zugehörigem Unterzug<br />

und Stütze im Hintergrund. Die Stütze im Vordergrund ist nachträglich, ebenso die beiden Schwibbögen aus<br />

Backstein. Blick nach Südwesten.<br />

Der Hauptzugang ins erhöhte<br />

Hauptgeschoss ist im Bereich <strong>des</strong><br />

heutigen barocken Treppenhauses<br />

in der Südwestecke zu vermuten;<br />

die Zungenmauer könnte die<br />

Wange einer ursprünglichen gemauerten<br />

Aussentreppe gewesen<br />

sein (Abb. 6, 11.4).<br />

Wichtiger Bestandteil der originalen<br />

Konstruktion ist die als innere<br />

Erschliessungsachse dienende, im<br />

Kellergeschoss ansetzende Wendeltreppe<br />

in der Mauerdicke der Nordwestecke<br />

(Abb. 11.3, 7). Ihre ursprüngliche<br />

Höhe ist vorderhand<br />

nicht bekannt; sie reicht heute aber<br />

bis an die Decke <strong>des</strong> ersten Obergeschosses.<br />

Das Kellergeschoss wurde durch<br />

zwei Rundbogenportale in der<br />

Nordwand betreten; eines lag ganz<br />

im Westen, das zweite ganz im<br />

Osten. Die Geschossdecke bildete<br />

eine Balkenlage aus eng verlegten,<br />

hochkant gestellten Eichenbalken,<br />

die beiderseits auf mit Bohlenbrettern<br />

belegten Mauerabsätzen liegen.<br />

Gestützt wird die Balkenlage<br />

von einem längs laufenden Mittelunterzug,<br />

der von breit abgefasten,<br />

oben mit einem Sattelholz kapitellartig<br />

abschliessenden und mit verzapften<br />

Kopfstreben versehenen<br />

Eichenständern auf achteckigen,<br />

basisartigen Tuffsockeln getragen<br />

wird (Abb. 8, 9). Der Raum erstreckte<br />

sich ursprünglich ohne<br />

Unterteilung über den gesamten<br />

Gebäudegrundriss, und drei Ständer<br />

teilten die Raummittelachse in<br />

vier Joche (Abb. 9). Die Stütze im<br />

Westen dürfte spätestens beim Einbau<br />

eines barocken Tonnenkellers<br />

verschwunden sein.<br />

Zwei Fensternischen in der Ostwand<br />

mit erhaltenen Spitzbogenöffnungen<br />

und vier weitere in der<br />

Südwand, deren Öffnungen nachträglich<br />

verändert wurden, bringen<br />

spärliches Licht ins Kellergeschoss.<br />

Auffällig ist das Fehlen von Fensternischen<br />

in der Nordwand. Es<br />

gibt vier originale Lichtnischen im<br />

Mauerwerk. Zwei in der Ostwand<br />

und eine dritte in der Südwand,<br />

dem Eingangsportal gegenüberliegend.<br />

Bemerkenswerterweise setzt<br />

die vierte Nische, die in der Nordwand<br />

liegt, fast einen Meter tiefer an.<br />

84


9: Rekonstruktionsskizze <strong>des</strong> ursprünglichen Aussehens <strong>des</strong> Kellers.<br />

Der ursprüngliche Fussboden ist<br />

nicht mehr erhalten; ein Vergleich<br />

der Höhenkoten von Öffnungen<br />

und Lichternischen lässt vermuten,<br />

dass von Beginn an zwei unterschiedliche<br />

Bodenniveaus bestanden.<br />

Es ist anzunehmen, dass es im<br />

Bereich der beiden Eingangsportale<br />

je einen etwa 2–2,5 m breiten Streifen<br />

entlang der Ost- und der Westmauer<br />

gab, der rund 1 m höher<br />

lag als der Rest <strong>des</strong> Kellerbodens.<br />

Grund dafür könnte sein, dass in<br />

diesem Keller grosse Weinfässer gelagert<br />

wurden; hierzu passt das ins<br />

Mittelalter zurückreichende Tavernenrecht<br />

der Kommende. 10<br />

Vom Erdgeschoss sind vorderhand<br />

nicht viel mehr als die Aussenmauern,<br />

die Wendeltreppe und die Bodenbalkenlage<br />

mit Sicherheit, die<br />

Tür im Südwesten wenigstens hypothetisch<br />

der Entstehungszeit zuweisbar,<br />

während die Fenster, die<br />

Binnenunterteilung und die Decke<br />

jüngere Zutaten sind. Es ist zu vermuten,<br />

dass das Geschoss als gegenüber<br />

dem Aussenniveau erhöht<br />

liegen<strong>des</strong> Hauptgeschoss, als piano<br />

nobile aus einem den gesamten Geschossgrundriss<br />

umfassenden Saal<br />

bestand. Plausibel wäre eine Zweischiffigkeit<br />

und Dreijochigkeit <strong>des</strong><br />

Raumes analog zur erhaltenen<br />

Konstruktion im Keller.<br />

Für das erste Obergeschoss gilt im<br />

Wesentlichen das für das Erdgeschoss<br />

Festgehaltene. Immerhin ist<br />

ein bei den Sondagen zutage getretenes<br />

originales Balkenloch auf der<br />

10: Der Keller <strong>des</strong> Saalgeschosshauses. Blick nach Osten mit Eingangstür, Lichternischen und schlitzartigen Spitzbogenfenstern.<br />

85


11: Grundriss der Kernanlage, Kellergeschoss.<br />

Stecknadelsymbol: Bestattungen <strong>des</strong> 1<strong>2.</strong> Jhs.<br />

Dunkelgrau: wohl bald nach 1226<br />

Mittelgrau: um 1265<br />

Hellgrau: 14. Jh.<br />

Weiss: 15.–20. Jh.<br />

Schraffiert: nicht (aufgehend) erhalten<br />

A: Steinhaus der Phase 1 mit Küchenkamin (1) und Abortturm (2)<br />

B: Zugehörige Ringmauer<br />

C: Saalgeschosshaus der Phase 2 mit Wendeltreppe (3) und repräsentativem Aussenaufgang (4)<br />

D: Zugehörige Ringmauer mit Abortturm (5)<br />

E: Gebäude mit Praefurniumsgrube einer Warmluftheizung (6) und mutmasslichem Verbindungsgang<br />

zur Kirche (7)<br />

12: Nordfassade der Kernanlage mit Abortturm<br />

1999. Er entstand in seiner heutigen Form im späten<br />

19. Jahrhundert; er wurde dabei gegenüber<br />

seinem Vorgänger um rund 2 m zurückgenommen.<br />

Der eingeschossige Anbau auf der Nordseite zeigt in<br />

etwa seine ursprüngliche Grundrissausdehnung<br />

nach Norden.<br />

Mittelachse der Ostwand Hinweis<br />

auf einen Längsmittelunterzug, was<br />

die Hypothese einer Stützenkonstruktion<br />

erlaubt, welche der erhaltenen<br />

im Keller entsprach.<br />

Die Ringmauer und der neue Abortturm<br />

Mit dem Bau <strong>des</strong> grossen Steinhauses<br />

brach man die ursprüngliche<br />

Ringmauer ab und errichtete einen<br />

neuen Mauerzug in grösserem Abstand,<br />

so dass um die beiden Häuser<br />

ein geräumiges Hofareal entstand.<br />

Ihr weiterer Verlauf nach<br />

Süden und nach Osten kann dank<br />

einer Reihe von Bilddokumenten<br />

und Plänen <strong>des</strong> 18. und 19. Jahrhunderts<br />

rekonstruiert werden<br />

(Abb. 11D, 13D, 15D).<br />

Der alte Abortturm wurde ebenfalls<br />

abgebrochen und als über die<br />

Flucht der Ringmauer vorspringender<br />

Anbau nach Norden verlegt<br />

(Abb. 11.5, 12). Damit hatte<br />

er endgültig die Form erreicht, die<br />

typisch ist für Deutschordenkommenden<br />

in Ostpreussen, die eines<br />

«Danskers», d.h. eines von den<br />

Kernbauten abgerückten, aussen an<br />

die Ringmauer angebauten und<br />

über einen Laubengang zu erreichenden<br />

Abortturms. Jedenfalls befinden<br />

sich hier noch heute die Toiletten<br />

in einem turmartigen Gebäudeteil,<br />

der in dieser Form 1667<br />

erstmals fassbar ist und in etwas<br />

veränderter Form bis heute besteht<br />

(Abb. 12 und Titelbild).<br />

86


Datierung und Interpretation<br />

Die Datierung ergibt sich aus<br />

dem hölzernen Ensemble im Kellergeschoss<br />

<strong>des</strong> Kernbaus: Mehrere<br />

Deckenbalken, der Unterzug, eine<br />

Stütze und der Sturzbalken der östlichen<br />

Tür konnten dendrochronologisch<br />

auf Herbst/Winter 1261/62<br />

bzw. 1265 datiert werden. Um<br />

1265 wurde also die bestehende<br />

Anlage stark erweitert. Da eine<br />

erste Erwähnung eines Hauskomturs<br />

in diese Zeit fällt (1268), ist anzunehmen,<br />

dass diese Erweiterung<br />

mit der Erhebung der Niederlassung<br />

Köniz zu einer Kommende<br />

zusammenhängt. 11<br />

Die Kommende bestand erstens aus<br />

dem neu errichteten Saalgeschosshaus.<br />

Es war vermutlich dreigeschossig<br />

und enthielt wohl die für<br />

solche palastartige Bauten übliche<br />

Disposition mit einem über eine<br />

Aussentreppe zu erreichenden<br />

Hauptgeschoss über einem untergeordneten<br />

Keller und einem<br />

Obergeschoss.<br />

Zweitens lag nordseitig der ältere<br />

Steinbau, welcher nun vielleicht<br />

nur noch als Küchenbau diente. Die<br />

Küche wies Dimensionen auf, welche<br />

offensichtlich für die Versor-<br />

13: Längsschnitt E-W durch das Saalgeschosshaus<br />

und das Gebäude mit Warmluftheizung, Blick<br />

nach Norden.<br />

Mittelgrau: um 1265<br />

Weiss: jüngere Bauphasen<br />

Gestrichelt: nicht erhalten<br />

C: Saalgeschosshaus mit Erdgeschossbalkenlage<br />

auf Unterzug und Stützen<br />

D: Jüngere Ringmauer<br />

E: Gebäude mit Warmluftheizung<br />

gung von weit mehr als nur einigen<br />

älteren oder invaliden Rittern 12 ,<br />

wie in der lokalen Geschichtsschreibung<br />

kolportiert, angelegt worden<br />

war. Man dürfte imstande gewesen<br />

sein, zu bestimmten Gelegenheiten,<br />

etwa anlässlich eines Generalkapitels<br />

der Ballei, eine grosse Menge<br />

von Personen zu verköstigen.<br />

Um diese beiden Gebäude zog sich<br />

drittens in relativ engem Abstand<br />

parallel zu den Gebäuden eine<br />

Ringmauer, die nahe der Südostecke<br />

eine Toröffnung aufwies.<br />

14: Querschnitt N-S durch das Steinhaus der Phase 1,<br />

das Saalgeschosshaus der Phase 2 und den Kirchenchor.<br />

Dunkelgrau: wohl bald nach 1226<br />

Mittelgrau: um 1265<br />

Hellgrau: 14. Jh.<br />

Schraffiert bzw. gestrichelt: nicht erhalten<br />

A: Erstes Steinhaus<br />

C: Saalgeschosshaus mit Erdgeschossbalkenlage auf Unterzug und Stützen<br />

G: Ansicht <strong>des</strong> barocken Verbindungsgangs zur Kirche (1965 zerstört)<br />

I: Kirchenchor<br />

87


15: Überblick über den mutmasslichen Baubestand<br />

im 14. Jh.<br />

Schwarz: 11. Jh.<br />

Dunkelgrau: frühes 13. Jh. bzw. 1265<br />

Hellgrau: 14. Jh.<br />

Schraffiert bzw. gestrichelt: nicht erhalten<br />

Weiss: heutige Bebauung<br />

A: Steinhaus der Phase 1 mit Abortturm<br />

B: Zugehörige Ringmauer<br />

C: Saalgeschosshaus der Phase 2<br />

D: Zugehörige Ringmauer mit Abortturm<br />

E: Gebäude der Phase 3 mit Warmluftheizung<br />

F: Romanisches Kirchenschiff<br />

G: Verbindungsgang zur Kirche<br />

H: Spätromanische Verlängerung <strong>des</strong> Kirchenschiffs<br />

I: Hochchor <strong>des</strong> 14. Jhs.<br />

K: Kirchturm<br />

L: Wirtschaftshof mit Ringmauer und Toren<br />

M: mittelalterlicher Pfarrfriedhof<br />

Spätestens in dieser Phase muss der<br />

Wirtschaftshof bestanden haben<br />

(Abb. 15L). Der heutige Hof ist von<br />

einer teilweise in den Rückfassaden<br />

der Ökonomiebauten erhaltenen<br />

Ringmauer umgeben. Sein Alter ist<br />

unbekannt, doch es dürfte ein solcher<br />

schon mit dem Augustiner-<br />

Chorherren-Stift existiert haben,<br />

und es ist anzunehmen, dass er seinen<br />

Standort nie gewechselt hat.<br />

Auf einer Güterkarte von 1718/19 13<br />

ist zu erkennen, dass die Ummauerung<br />

westseitig an die Ringmauer<br />

<strong>des</strong> Kernschlosses stiess; eine Disposition,<br />

welche wohl dem ursprünglichen<br />

Bestand entsprechen<br />

wird. Untersuchungen stehen aber<br />

noch aus. Die beiden Eingänge<br />

waren bis ins späte 19. Jahrhundert<br />

von spätmittelalterlichen Tortürmen<br />

gesichert.<br />

Phase 3: Ausbauten <strong>des</strong> 14. Jahrhunderts<br />

Bau <strong>des</strong> Kirchenchors<br />

Wie bei den Bauuntersuchungen<br />

und Grabungen von 1981/82 festgestellt<br />

werden konnte, 14 wurde die<br />

Apsis der frühromanischen Kirche<br />

um 1300 durch den heute noch<br />

bestehenden Polygonalchor ersetzt,<br />

eine für eine Landpfarrkirche ungewöhnlich<br />

frühe Konstruktion<br />

übrigens, ein Umstand, der nur<br />

durch den Bauherrn, den Deutschen<br />

Orden und seine Funktion als<br />

Konventschor zu erklären ist (Abb.<br />

2, 15J). 15<br />

Kapitelhaus mit Verbindungsgang zur<br />

Kirche<br />

Nach Ausweis der Mauercharakters<br />

entstand wohl auch in dieser Zeit<br />

16: Praefurniumsgrube mit Stufe. In der Mauer<br />

die Feuerungsöffnung, die bei Aufgabe der Heizung<br />

mit einem grossen Kiesel verschlossen wurde. Blick<br />

nach Süden.<br />

in der Südwestecke der Kernanlage<br />

zwischen der Westmauer <strong>des</strong> Saalgeschosshauses<br />

und der Ringmauer<br />

ein Gebäude, welches spätestens<br />

seit der Reformation 1528 als Pfarrhaus<br />

dient (Abb. 11E, 15E).<br />

88


Damals aufgedeckte Spuren deuteten<br />

darauf hin, dass die Sockelmauer<br />

<strong>des</strong> Gangs mittelalterlich<br />

sei. Es kann <strong>des</strong>halb vermutet werden,<br />

der barocke Verbindungsgang<br />

habe einen mittelalterlichen Vorgänger<br />

gehabt.<br />

17: Oben: Rekonstruktionszeichnung mit dem Funktionsschema einer Warmluftheizung 24 . Unten: der steingerechte<br />

Grundriss der Praefurniumsgrube und ein Schnitt.<br />

N<br />

0 1m<br />

Datierung und Interpretation<br />

Die zeitliche Einordnung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />

mit Warmluftheizung ist<br />

vorderhand nur indirekt zu bestimmen;<br />

vermutet werden darf eine<br />

Entstehung im 14. Jahrhundert.<br />

Die Kommende Köniz gewinnt<br />

mit diesen Ausbauten schärfere<br />

Konturen. Zum Saalgeschosshaus<br />

und zum Küchenbau tritt ein weiteres,<br />

heizbares Gebäude, welches<br />

vermutlich über einen bequemen<br />

gedeckten Gang mit der Kirche<br />

verbunden war. Es kann vielleicht<br />

als Kapitelhaus interpretiert werden,<br />

von dem aus die Ritterbrüder<br />

über den gedeckten Gang von der<br />

Witterung geschützt den Chor zur<br />

Ausübung <strong>des</strong> Stundengebets aufsuchen<br />

konnten. Bezeichnend für<br />

die Bauherrn ist die Anlage einer<br />

Warmluftheizung; sie tritt in der<br />

Schweiz und im gesamten Süden<br />

<strong>des</strong> Reiches nur selten auf und ist<br />

bisher nur für vereinzelte Klöster<br />

nachgewiesen, 17 da sich damals der<br />

Kachelofen wenigstens im adligen<br />

und stadtbürgerlichen Milieu<br />

bereits weitgehend durchgesetzt<br />

hatte. 18 Insgesamt verraten die Bauten<br />

adligen bzw. geistlichen Wohnkomfort.<br />

An seiner Nordwand zeigte sich bei<br />

einer Sondage eine originale, rund<br />

35 ¥ 35 cm messende, heute zugemauerte<br />

Öffnung in der Aussenseite<br />

(Abb. 11.6, 16, 17). Sie liegt<br />

tiefer als das zugehörige Bodenniveau<br />

in einer ummauerten, rechteckigen<br />

Eintiefung und ist über<br />

zwei Steinstufen zu erreichen. Der<br />

Fussboden dieser Eintiefung besteht<br />

im Bereich der Öffnung aus<br />

Tonplatten, ansonsten aus flach gelegten,<br />

vermörtelten Bruchsteinen.<br />

Boden und Wände weisen ebenso<br />

wie die Öffnung eine intensive<br />

Schwarzfärbung durch Russ, Asche<br />

und Holzkohle auf.<br />

Diese Einrichtung kann als Praefurnium<br />

einer Warmluftheizung<br />

im Kellergeschoss <strong>des</strong> nachmaligen<br />

Pfarrhauses interpretiert werden. 16<br />

Dessen Erdgeschossniveau, welches<br />

sehr wohl dem <strong>des</strong> mittelalterlichen<br />

Gebäu<strong>des</strong> entsprechen kann,<br />

liegt 3,2 m über der Öffnung, genug<br />

Raum also für eine Heizanlage.<br />

Schon auf den ältesten Bildquellen<br />

<strong>des</strong> 17. Jahrhunderts ist zwischen<br />

dem Pfarrhaus und der Kirche ein<br />

zweigeschossiger, gedeckter Verbindungsgang<br />

erkennbar, der –<br />

wiederholt erneuert – bis zur Renovierung<br />

<strong>des</strong> Pfarrhauses von 1965<br />

bestand (Abb. 11.7, 14G, 15G).<br />

Spätere Veränderungen<br />

Die späteren Umbauten sollen an<br />

dieser Stelle nur kurz gestreift werden.<br />

Ein Innenumbau im Saalgeschosshaus,<br />

welcher dendrochronologisch<br />

auf 1520 datiert werden<br />

kann, rechnet mit einem zweiten<br />

Obergeschoss, welches mithin vorher<br />

entstanden sein muss, ob 1265<br />

oder später, wird die bevorstehende<br />

Untersuchung zu klären haben. Im<br />

Laufe <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts wurden<br />

ausserdem der nordwestliche und<br />

der nördliche Bereich zwischen<br />

Kernbauten und der Ringmauer<br />

mehrgeschossig überbaut.<br />

89


18: Die Kommenden <strong>des</strong> Deutschen Ordens und <strong>des</strong> Johanniterordens im Gebiet der heutigen Schweiz im Mittelalter 25 . Nicht eingezeichnet sind die wenigen Niederlassungen<br />

<strong>des</strong> Templerordens und der Lazariter.<br />

19: Malbork, Polen. Deutschordenskommende Marienburg 1999. Blick nach Nordosten. Im Vordergrund rechts hochragend die Konventsgebäude inmitten der<br />

weitläufigen Burganlage.<br />

90


Um 1670 hatte das Schloss etwa das<br />

Aussehen erreicht, welches Köniz<br />

noch heute prägt (Abb. 1). Die Umbauten<br />

<strong>des</strong> 18.–20. Jahrhunderts<br />

werden hier ausser Acht gelassen,<br />

wenn sie auch tiefe Eingriffe in die<br />

historische Substanz brachten –<br />

ohne auch nur in Ansätzen Adäquates<br />

beizufügen.<br />

Ritterordenskommenden im<br />

Reich – ein wenig bekannter<br />

Bautyp<br />

Köniz war im Mittelalter eine von<br />

sechs Kommenden <strong>des</strong> Deutschen<br />

Ordens im Gebiet der heutigen<br />

Schweiz, das zur Ballei Elsass-<br />

Burgund gehörte. 19<br />

Insgesamt bestanden auf Schweizer<br />

Boden im Mittelalter mehr als<br />

25 Ritterordenskommenden. Trotz<br />

dieser beachtlichen Anzahl sind die<br />

Ritterorden und deren Niederlassungen<br />

in der Forschung viel weniger<br />

präsent als beispielsweise diejenigen<br />

der Zisterzienser 20 : Wer<br />

waren die Johanniter und die<br />

Deutschherren und wie sehen ihre<br />

Niederlassungen aus<br />

Die erste Frage ist im Grundsatz<br />

einfach zu beantworten: Als Ritterorden<br />

werden im Vergleich zu den<br />

klassischen Mönchsorden neuartige,<br />

durch eine Regel gebundene<br />

religiöse Gemeinschaften bezeichnet,<br />

die nach dem ersten Kreuzzug<br />

im eroberten Heiligen Land entstanden<br />

waren und karitative Aufgaben<br />

mit dem militärischen<br />

Kampf gegen Glaubensfeinde verbanden.<br />

Wie es der Begriff ausdrückt,<br />

standen die Ritterorden<br />

zwischen dem klassischen anachoretischen<br />

Mönchtum und dem adligen<br />

Rittertum:<br />

• mönchische Komponenten waren<br />

die Ablegung der Gelübde<br />

von Armut, Keuschheit und<br />

Gehorsam, die vita communis –<br />

unter anderem mit gemeinsamem<br />

Chorgebet – und die straffe<br />

hierarchisch-zentralistische Organisationsform,<br />

• ritterliche Komponenten waren<br />

hingegen der militärische Kampf<br />

und die adlige Lebensweise.<br />

20: Malbork, Polen. Deutschordenskommende Marienburg. Grundriss der Gesamtanlage. Grau unterlegt die<br />

Konventsgebäude.<br />

Diese Orden sprachen vor allem<br />

Ministerialen an, die ihre ritterliche<br />

Lebensweise mit einer frommen<br />

Aufgabe verbinden wollten und<br />

sich als Vasallen Christi verstanden.<br />

Die Frage nach den Niederlassungen,<br />

dem baulichen und funktionellen<br />

Gefüge einer Ritterordenskommende,<br />

ist ungleich schwieriger<br />

zu beantworten. Übergreifende<br />

Forschungen fehlen weitgehend;<br />

bisher standen nur die berühmten<br />

Konventsburgen in Ostpreussen<br />

und im Heiligen Land im Blickfeld.<br />

Typisch für diese Anlagen ist<br />

die Verbindung von Kloster und<br />

Burg: Ein Konvent mit Kirche,<br />

Kreuzgang und dreiflügligem<br />

Klausurtrakt liegt inmitten einer<br />

Burg mit Türmen, Mauern, Wehrgängen<br />

und Gräben.<br />

Schloss Köniz unterscheidet sich<br />

auf den ersten Blick wesentlich<br />

von solchen Konventsburgen. Was<br />

könnte aus den Erkenntnissen und<br />

Hypothesen im Schloss Köniz für<br />

den Typus der Kommende gezogen<br />

werden<br />

Gemeinsam ist allen Ritterordenskommenden,<br />

dass sie in Form und<br />

Funktion zwischen dem Klosterbau<br />

und dem adligen Wohn- bzw.<br />

Wehrbau stehen und Elemente beider<br />

Bau- und Funktionstypen enthalten.<br />

Die Anlage von Köniz kann<br />

<strong>des</strong>halb zum einen als Kloster verstanden<br />

werden.Viele kleinere Klöster<br />

besassen kein architektonisches<br />

Vollprogramm mit Kirche und<br />

dreiflügligem Konventstrakt um<br />

einen Kreuzgang herum, sondern<br />

bestanden nur aus einer Kirche und<br />

einem zugehörigen Mönchshaus 21 ,<br />

welches die zentralen Elemente<br />

vereinte, die zum Funktionieren eines<br />

zönobitischen Konvents unumgänglich<br />

waren, nämlich einen gemeinschaftlichen<br />

Schlafraum und<br />

einen Gemeinschaftsraum für das<br />

Essen, die Versammlung und die<br />

Handarbeit. In diesem Sinn könnte<br />

das Steinhaus von 1265 als Mönchshaus<br />

interpretiert werden. Er würde<br />

diesen Anforderungen durchaus<br />

entsprechen: das Hauptgeschoss<br />

könnte als Gemeinschaftsraum, als<br />

Remter und Kapitelsaal, das Ober-<br />

91


geschoss als Dorment gedient haben.<br />

Im 14. Jahrhundert könnte<br />

eine räumliche Entflechtung stattgefunden<br />

haben, als mit dem heizbaren<br />

Gebäude ein neues Raumangebot<br />

geschaffen wurde, welches als<br />

Kapitelsaal und Kalefaktorium gedient<br />

haben könnte. Der Keller <strong>des</strong><br />

Kernbaus fasste die Vorräte, diente<br />

also als Cellarium. Die Küche mit<br />

dem mächtigen Kamin steht in<br />

der Tradition der mittelalterlichen<br />

Klosterküchen, welche man vor<br />

allem aus Zisterzen <strong>des</strong> 1<strong>2.</strong> und 13.<br />

Jahrhunderts kennt 22 , und Abortanlagen<br />

gehören seit dem St. Galler<br />

Klosterplan zu den klösterlichen<br />

Bauelementen, denen Mönche<br />

besondere Beachtung schenkten. 23<br />

Und nicht zuletzt kann die umgebende<br />

Mauer schliesslich durchaus<br />

als Immunitätsmauer verstanden<br />

werden.<br />

Die Anlage kann andererseits aber<br />

auch als Burg begriffen werden,<br />

«Burg» zwar weniger im Sinn von<br />

Wehranlage, sondern eher als repräsentativ-luxuriöser<br />

Adelswohnsitz.<br />

Das Steingebäude von 1265 ist<br />

architekturtypologisch als Saalgeschosshaus<br />

zu interpretieren. Man<br />

kann dieses von einer Ringmauer<br />

umgebene Gebäude also durchaus<br />

als Palas einer Burg sehen, der mit<br />

der üblichen Raumabfolge versehen<br />

ist: über einem untergeordneten<br />

Keller ein piano nobile mit einem<br />

sich über das ganze Geschoss erstreckenden<br />

Saal, der über eine<br />

Aussentreppe und einen Hocheingang<br />

erreicht wurde. Die Binnenerschliessung<br />

besorgte eine Wendeltreppe.<br />

Die Heizung gehört ebenso<br />

wie die Abortanlagen und die<br />

grosse Küche zur Ausstattung adliger<br />

Burganlagen.<br />

Der Wirtschaftshof schliesslich,<br />

separat ummauert und mit zwei<br />

Tortürmen gesichert, passt als Vorburg<br />

typologisch ebenso zu einer<br />

Adelsburg wie als Wirtschaftshof zu<br />

einer ummauerten Klosteranlage.<br />

Zusammenfassend soll also die<br />

Hypothese formuliert werden, dass<br />

die für die Ritterorden so typische<br />

Verknüpfung der Lebensordnung<br />

von Zönobiten mit derjenigen <strong>des</strong><br />

Adels architektonisch und funktional<br />

nicht nur in den Burgen im<br />

Deutschordensland oder im Heiligen<br />

Land zum Ausdruck kommt,<br />

sondern auch in der Architektur der<br />

Kommenden im Reich. Das ganz<br />

andere machtpolitische und militärische<br />

Umfeld könnte aber dazu<br />

geführt haben, dass sich weniger<br />

Kloster und Burg zur Wehranlage,<br />

sondern eher Kloster und Burg zum<br />

luxuriös-repräsentativen Adelswohnsitz<br />

in einer architektonischen Einheit<br />

verbanden.<br />

Résumé<br />

Le centre historique de la localité de<br />

Köniz (BE) est formé d’un ensemble<br />

de bâtiments divisé en plusieurs<br />

parties, partiellement ceint de murs<br />

au milieu d’une colline étirée de<br />

moraine. Aujourd’hui, il est constitué<br />

de l’église paroissiale avec un<br />

ancien cimetière, d’un bâtiment<br />

pittoresque – appelé château – et<br />

d’une exploitation agricole. Depuis<br />

l’an 2000 on procède à <strong>des</strong> fouilles<br />

archéologiques et on fait <strong>des</strong> recherches<br />

qui concernent l’histoire<br />

de l’architecture.<br />

Au 11 e /12 e siècle, une église du<br />

Haut Moyen Age a été remplacée<br />

par une nouvelle construction qui<br />

en partie existe encore aujourd’hui.<br />

Cette église servait aussi à un chapitre<br />

<strong>des</strong> Augustins lequel a été<br />

mentionné la première fois en<br />

1208. En 1226, le chapitre a été<br />

légué à l’ordre <strong>des</strong> Chevaliers teutoniques<br />

fondé en 1190. Lequel a<br />

institué une succursale qui a été déclarée<br />

commanderie en 1265.<br />

Dans le château, on a trouvé <strong>des</strong><br />

restes de construction qui probablement<br />

font partie de la première<br />

installation de l’ordre <strong>des</strong> Chevaliers<br />

teutoniques. Il s’agit d’un bâtiment<br />

à deux étages d’une superficie<br />

de 16 mètres sur 9 qui avait une<br />

entrée au côté nord-est et au côté<br />

ouest (fig. 11/A et 15/A). Dans le<br />

coin au nord-est, on a trouvé les vestiges<br />

du fondement d’une tour <strong>des</strong><br />

latrines (fig. 11/2) et de l’enceinte.<br />

Avec l’installation de la commanderie<br />

en 1265, on a ajouté un bâtiment<br />

mesurant 25,5 mètres sur<br />

11 en superficie à la maison existante<br />

(datée par dendrochronologie<br />

1261/62, cf. fig. 11/C et 15/C). Il<br />

était à trois étages, et probablement<br />

il avait une porte élevée au premier<br />

étage. Il s’agit d’une construction<br />

qui avait une salle à l’étage supérieur.<br />

Dans le bâtiment plus ancien<br />

situé au nord, on avait installé une<br />

grande cuisine qui permettait de ravitailler<br />

même un grand nombre de<br />

chevaliers de l’ordre.<br />

A la même époque, on a détruit<br />

l’enceinte d’origine et on l’a remplacée<br />

par une plus vaste. On a aussi<br />

détruit la tour <strong>des</strong> latrines originale.<br />

Elle a été remplacée par une<br />

nouvelle construction près de l’enceinte<br />

(fig.11/5). De là a pris son<br />

essor le «Dansker», tellement typique<br />

pour les châteaux forts allemands<br />

de l’ordre <strong>des</strong> Chevaliers teutoniques<br />

en Prusse orientale.<br />

C’est probablement au 14 e siècle<br />

qu’entre la construction à salle élevée<br />

et l’enceinte on a construit un<br />

autre bâtiment qui se distingue par<br />

une installation de chauffage à air<br />

chaud remarquable (fig. 11/E,<br />

11/6). Dans la cave, on en a découvert<br />

le foyer (praefurnium).<br />

C’est une caractéristique commune<br />

à toutes les commanderies de l’ordre<br />

<strong>des</strong> Chevaliers teutoniques qu’elles<br />

se placent en ce qui concerne la<br />

forme et la fonction entre la construction<br />

d’un monastère et la construction<br />

de demeure seigneuriale<br />

et la fortification. Elles contiennent<br />

les éléments de chaque modèle de<br />

construction et de fonction.<br />

(Armida Totti, Bienne)<br />

Riassunto<br />

Il centro storico della località di<br />

Köniz (BE) è caratterizzato da una<br />

collina morenica su cui sorge un<br />

complesso di edifici, cinto in alcuni<br />

tratti da una cerchia di mura. Il<br />

complesso di edifici è oggi composto<br />

dalla chiesa parrocchiale con un<br />

cimitero in disuso, da un edificio a<br />

più angoli e cioè il cosiddetto<br />

castello e da uno stabilimento agricolo.<br />

In vista di un restauro totale,<br />

sono state intraprese sin dal 2000<br />

diverse indagini archeologiche e<br />

storiche del complesso.<br />

92


Nel secolo XI/XII, l’edificio oggi<br />

in parte ancora visibile sostituì<br />

una chiesa altomedioevale. Questa<br />

chiesa servì anche un capitolo agostiniano,<br />

menzionato per la prima<br />

volta nel 1208. Nel 1228 questo<br />

capitolo venne donato all’Ordine<br />

Te<strong>des</strong>co fondato nel 1190, che creò<br />

una succursale a Köniz, la quale<br />

poi nel 1265 venne elevata a Commenda.<br />

Nel castello sono stati rinvenuti dei<br />

resti che ogni probabilità appartengono<br />

alla prima colonia dell’Ordine<br />

Te<strong>des</strong>co. Si tratta di un edificio a<br />

due piani con una base di 16 ¥ 9 m,<br />

con un’entrata sul lato occidentale<br />

e una sul lato orientale (fig. 11/A,<br />

15/A). Nell’angolo nor<strong>des</strong>t vennero<br />

alla luce le fondamenta di una torre<br />

con latrina (fig.11/2) e i resti di un<br />

muro di cinta.<br />

Attorno all’anno 1265 con l’installazione<br />

della Commenda venne<br />

aggiunto alla casa preesistente un<br />

edificio in pietra la cui base misura<br />

25,5 ¥ 11 m (dendrodatato 1261/62;<br />

cf. fig. 11/C, 15/C). Questo edificio<br />

era a tre piani con un’entrata probabilmente<br />

al primo piano. Si tratta<br />

qui di un cosiddetto «Saalgeschosshaus»<br />

(edificio composto da una<br />

sala al primo o al secondo piano). Al<br />

pianterreno dell’edificio più antico<br />

situato sul lato nord venne installata<br />

una grande cucina che permetteva<br />

di dare il vitto anche ad<br />

una grande adunanza di Cavalieri<br />

dell’Ordine.<br />

Nello stesso periodo venne anche<br />

demolito il vecchio muro di cinta<br />

per dare spazio ad una cinta più ampia.<br />

Anche la vecchia torre con latrina<br />

venne demolita. Al suo posto<br />

venne eretto un edificio appoggiato<br />

al muro di cinta (fig. 11/5). Da ciò<br />

nacque il «Dansker» così tipico dei<br />

castelli dell’Ordine Te<strong>des</strong>co nella<br />

Prussia Orientale.<br />

Probabilmente sorse nel XIV secolo,<br />

tra il cosiddetto «Saalgeschossbau»<br />

e il muro di cinta, un altro edificio<br />

di cui è notevole il sistema di<br />

riscaldamento ad aria calda (fig.<br />

11/E, 11/6). Di questo sistema<br />

venne scoperto in cantina il focolare<br />

(praefurnium).<br />

Grazie ai diversi elementi che<br />

hanno in comune le commende<br />

degli ordini cavallereschi, e cioè la<br />

forma e la funzione, è possibile interpretarle<br />

come un convento ma<br />

anche come residenza signorile<br />

fortificata. Contengono infatti elementi<br />

e funzioni di entrambe le<br />

costruzioni.<br />

(Christian Saladin, Origlio/Basilea)<br />

Resumaziun<br />

Il center istoric da la vischnanca da<br />

Köniz (BE) è in cumplex da plirs<br />

edifizis, per part circundà da mirs,<br />

sin ina lunga collina da morena. Oz<br />

exista qua anc la baselgia cun in santeri<br />

vegl, in edifizi cun blers chantuns<br />

– l’uschenumnà chastè – ed in<br />

bain puril. Per preparar ina renovaziun<br />

cumplessiva dal cumplex vegnan<br />

fatgas dapi il 2000 examinaziuns<br />

archeologicas et istoricas.<br />

En il 11 e 12avel tschientaner è<br />

vegnida remplazzada ina baselgia<br />

dal temp medieval tempriv tras in<br />

bajetg nov ch’exista per part anc oz.<br />

Questa baselgia è er vegnida duvrada<br />

sco claustra da canonis augustins,<br />

menziunada per l’emprima<br />

giada il 1208. Il 1226 è la claustra<br />

vegnida regalada a l’urden tu<strong>des</strong>tg<br />

fundà il 1190. Quel s’ha installà en<br />

il convent à Köniz, il qual è vegni<br />

elevà il 1265 sco commenda.<br />

En il chastè han ins chattà ussa restanzas<br />

d’in bajetg che derivan probablamain<br />

da l’emprim temp da domicil<br />

da l’urden tu<strong>des</strong>tg. I sa tracta<br />

d’in bajetg da dus plauns cun ina<br />

surfatscha da 16 ¥ 9 m et in’entrada<br />

vers ost e vers vest (11/A, 15/A). En<br />

il chantun vers nordost han ins<br />

chattà restanzas dals fundaments<br />

d’ina tir da secret e d’in mir da<br />

tschinta.<br />

Cun stgaffir la commenda enturn il<br />

1265 è vegni agiuntà in bajetg da<br />

crap cun ina projecziun orizontala<br />

da 25,5 ¥ 11 m a la chasa existenta<br />

(dendrodata da 1261/62; 11/C,<br />

15/C). Quel aveva 3 plans e probablamain<br />

in’entrada en l’emprim<br />

plan. Qua sa tracti d’ina chasa cun<br />

sala. En l’edifizi pli vegl vers nordost<br />

sin in plaun terren era installada<br />

in gronda cuschina che permetteva<br />

da dar dunsena er ad ina reuniun pli<br />

gronda da chavaliers da l’urden.<br />

Da quel temp è vegni disfatg il mir<br />

da tschinta oriund e remplazzà cun<br />

in pli spazius. La tur da secret<br />

oriunda è medemamain vegnida<br />

disfatga. En ses lieu han ins plazzà<br />

in nov edifizi sper il mir da tschinta<br />

(11/5). Da quel s’ha furmà il «dansker»<br />

ch’è uschè tipic per ils chastels<br />

da l’urden tu<strong>des</strong>tg en la Prussia<br />

orientala.<br />

Probablamain è vegnì bajegià en il<br />

14avel tschientaner tranter la chasa<br />

cun sala ed il mir da tschinta in<br />

ulteriur edifizi cun in stgaudament<br />

d’aria chauda remartgabel (11/E,<br />

11/6). Da quest stgaudament han<br />

ins chattà en tschaler il local per far<br />

fieu (praefurnium).<br />

Tipic per tut las commendas dals<br />

urdens da chavaliers è ch’ellas èn en<br />

lur furma e funcziun insatge tranter<br />

claustras ed edifizis d’abitar e da defensiun<br />

da l’aristocrazia. Ellas cuntegnan<br />

elements da tut dus geners.<br />

(Lia rumantscha, Cuira)<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Unter dem Titel «Die Deutschordenskommende<br />

in Köniz bei Bern. Mit einigen Überlegungen<br />

zu Form und Funktion von Konventsanlagen<br />

im Deutschen Reich» ist im<br />

Werk «Burgen kirchlicher Bauherren» kürzlich<br />

ein Vorbericht über die Untersuchungen<br />

in Köniz erschienen (Forschungen zu Burgen<br />

und Schlösser 6, hrsg. von der Wartburg-<br />

Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und<br />

Schlössern, München 2001). Während dieser<br />

noch weitgehend auf den Ergebnissen der Sondagen<br />

von 1996 beruht, wird hier der aktuelle<br />

Forschungsstand der Untersuchungen von<br />

2001 zusammengefasst.<br />

2<br />

Christiane Bertschinger/Susi Ulrich-Bochsler/Liselotte<br />

Meyer, Köniz Buchsi 1986, Der<br />

römische Gutshof und das frühmittelalterliche<br />

Gräberfeld. Schriftenreihe der Erziehungsdirektion<br />

<strong>des</strong> Kantons Bern (Bern 1990).<br />

3<br />

Zur archäologischen Erforschung der Kirche<br />

Köniz vgl. Susi Ulrich-Bochsler/Peter Eggenberger,<br />

Die früh- bis spätmittelalterlichen<br />

Gräber im Chor der Kirche Köniz. In: Susi<br />

Ulrich-Bochsler (Hrsg.), Büetigen – Köniz –<br />

Unterseen, Anthropologische Untersuchungen<br />

an früh- und hochmittelalterlichen Skeletten.<br />

Schriftenreihe der Erziehungsdirektion<br />

<strong>des</strong> Kantons Bern (Bern 1995) 29–88.<br />

4<br />

Zur Geschichte von Kirche und Schloss Köniz<br />

vgl. Herrmann Kasser, Die Kirche und ehemalige<br />

Deutschordenskommende Köniz. In:<br />

Berner Tagblatt, Beilage Bernerheim, Nr.<br />

16–20. Paul Kasser, Die Deutschordenskirche<br />

Köniz. Berner Taschenbuch, Heft N.F. (1933)<br />

1–23. René Moeri, Köniz Kirche, Schloss.<br />

Schweizerische Kunstführer (Basel 1976). Bis<br />

zur Reformation wurde eine Jahrzeit für<br />

Rudolf und Berta als Gründer der Kirche gefeiert:<br />

Staatsarchiv Bern, Urbarien Amt Bern<br />

III Köniz Nr. 2 (1554).<br />

93


5<br />

Helmut Kletzl, Die Übertragung von Augustiner-Chorherrenstiften<br />

an den Deutschen<br />

Orden zwischen 1220 und 1323, Ursachen,<br />

Verlauf, Entwicklungen. Deutsche Hochschuledition<br />

66 (Neuried 1998) 61–105, hier<br />

S. 64. Kletzl nimmt an, dass das Chorherrenstift<br />

durchaus ins 10. Jahrhundert zurückreichen<br />

könnte.<br />

6<br />

Zum folgenden vgl.Kletzl1998 (wie Anm.5).<br />

7<br />

Kletzl 1998 (wie Anm. 5) 105.<br />

8<br />

Noch 1263 verhandelte der Landkomtur von<br />

Elsass und Burgund über Köniz betreffende<br />

Geschäfte, allerdings mit Rat seiner Könizer<br />

Mitbrüder. Fassbar ist ein Hauskomtur erstmals<br />

1268. Kletzl 1998 (wie Anm. 5) 99.<br />

9<br />

Zum Stift St. Vinzenz vgl. Kathrin Tremp-<br />

Utz, Das Kollegiatstift St. Vinzenz in Bern.<br />

Archiv <strong>des</strong> Historischen Vereins <strong>des</strong> Kantons<br />

Bern 69 (Bern 1985).<br />

10<br />

Zur Wirtschaft der Kommende, siehe: Karl<br />

Otto Müller, Beschreibung der Kommenden<br />

der Deutschordensballei Elsass-Schwaben-<br />

Burgund im Jahr 1393. Veröffentlichungen<br />

der Kommission für geschichtliche Lan<strong>des</strong>kunde<br />

in Baden-Württemberg A3 (Stuttgart<br />

1959). Karl Otto Müller-Ravensburg, Das<br />

Finanzwesen der schweizerischen Deutschordenskommenden<br />

im Jahre 1414. Archiv <strong>des</strong><br />

historischen Vereins <strong>des</strong> Kantons Bern, Heft<br />

2, 22 (1914) 83 ff. Zur Wirtschaftsentwicklung<br />

<strong>des</strong> Deutschen Ordens im Mittelalter.<br />

Quellen und Studien zur Geschichte <strong>des</strong><br />

Deutschen Ordens 38 (Marburg 1989). Zum<br />

Weinbau und Weinhandel vgl. Udo Arnold,<br />

Weinbau und Weinhandel <strong>des</strong> Deutschen Ordens<br />

im Mittelalter. In: Udo Arnold (Hrsg.),<br />

Zur Wirtschaftsentwicklung <strong>des</strong> Deutschen<br />

Ordens im Mittelalter. Quellen und Studien<br />

zur Geschichte <strong>des</strong> Deutschen Ordens 38<br />

(Marburg 1989) 71–10<strong>2.</strong><br />

11<br />

Kletzl 1998 (wie Anm. 5) 99.<br />

12<br />

René Moeri, Schloss und Kirche Köniz im geschichtlichen<br />

Überblick, Jahresbericht 1974<br />

<strong>des</strong> Vereins Mädchenheim Schloss Köniz (Köniz<br />

1975) 7–12, hier S. 4.<br />

13<br />

Staatsarchiv Bern, Karten AA IV Bern, Nr. 24<br />

(1718).<br />

14<br />

Ulrich-Bochsler/Eggenberger 1995 (wie Anm.<br />

3) 40–45.<br />

15<br />

Ulrich-Bochsler/Eggenberger 1995 (wie Anm.<br />

3) 45.<br />

16<br />

Zu Warmluftheizungen allgemein vgl.: Klaus<br />

Bingenheimer, Die Luftheizungen <strong>des</strong> Mittelalters.<br />

Antiquitates – Archäologische Forschungsergebnisse<br />

17 (Hamburg 1998) speziell<br />

146–171.<br />

17<br />

Bingenheimer 1998 (wie Anm. 16) 147,<br />

169 f. und 195 f. Die beiden bekannten Beispiele<br />

aus dem Gebiet der Schweiz sind einzig<br />

das Zisterzienserkloster Kappel (Kanton<br />

Zürich) und das Dominikanerkloster in der<br />

Stadt Bern, vgl. dazu Bingenheimer 1998 (wie<br />

Anm. 16) 257–260 bzw. 276–278.<br />

18<br />

Jürg Tauber, Herd und Ofen im Mittelalter.<br />

Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und<br />

Archäologie <strong>des</strong> Mittelalters 7 (Olten, Freiburg<br />

i. Br. 1980) 394.<br />

19<br />

Zur Geschichte <strong>des</strong> Deutschen Ordens in der<br />

Schweiz, siehe: Friedrich Stettler, Versuch<br />

einer Geschichte <strong>des</strong> Teutschen Ritterordens<br />

im Kanton Bern (Bern 1842); Louis Carlen<br />

(Hrsg.), Geschichte und Recht geistlicher<br />

Ritterorden, besonders in der Schweiz. Freiburger<br />

Veröffentlichungen aus dem Gebiete<br />

von Kirche und Staat 30 (Freiburg i.Ü. 1990);<br />

Udo Arnold (Hrsg.), Kreuz und Schwert: der<br />

Deutsche Orden in Südwestdeutschland, in<br />

der Schweiz und im Elsass, Ausstellungskatalog<br />

(Mainau 1991); Bruno Häfliger, Der<br />

Deutsche Orden in der Schweiz. In: Hermann<br />

Brommer (Hrsg.), Der Deutsche Orden und<br />

die Ballei Elsass-Burgund, Die Freiburger<br />

Vorträge zur 800-Jahr-Feier <strong>des</strong> Deutschen<br />

Ordens. Veröffentlichung <strong>des</strong> Alemannischen<br />

Instituts Freiburg i. Br. 63 (Bühl/Baden 1996)<br />

271–290. Mit Burgund ist Reichsburgund<br />

gemeint.<br />

20<br />

Es gibt allerdings einige neuere Arbeiten zu<br />

einzelnen Kommenden und deren Bauten,<br />

vgl. Adelheid Aregger (Hrsg.), Johanniterkommende<br />

Reiden, Festschrift zum Abschluss<br />

der Restaurierung 1987–1989 (Reiden<br />

1989); Thomas Bitterli/Daniel Grütter,<br />

Burg Alt-Wädenswil – vom Freiherrenturm<br />

zur Ordensburg. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte<br />

und Archäologie <strong>des</strong> Mittelalters<br />

27 (Olten, Freiburg i. Br. 2001).<br />

21<br />

Matthias Untermann, Das «Mönchshaus» in<br />

der früh- und hochmittelalterlichen Klosteranlage.<br />

In: Hans Rudolf Sennhauser (Hrsg.),<br />

Wohn- und Wirtschaftsbauten frühmittelalterlicher<br />

Klöster. Internationales Symposium,<br />

26.9.–1.10.1995 in Zurzach und Müstair, im<br />

Zusammenhang mit den Untersuchungen im<br />

Kloster St. Johann zu Müstair. Veröffentlichungen<br />

<strong>des</strong> Instituts für Denkmalpflege<br />

an der ETH Zürich 17 (Zürich 1996)<br />

233–257.<br />

22<br />

Aus schweizerischen Zisterzienserklöstern ist<br />

keine einzige Anlage erhalten oder nachgewiesen,<br />

auch wenn die quadratischen oder<br />

quadratnahen Grundrisse mehrerer als ehemalige<br />

Küche angesprochener Räume, etwa in<br />

Frienisberg, Kappel oder Wettingen, eine Ausstattung<br />

mit solchen Kaminanlagen wahrscheinlich<br />

machen; vgl. dazu Hans Rudolf<br />

Sennhauser (Hrsg.), Zisterzienserbauten in<br />

der Schweiz, Neue Forschungsergebnisse zur<br />

Archäologie und Kunstgeschichte, 2 Bände.<br />

Veröffentlichungen <strong>des</strong> Instituts für Denkmalpflege<br />

an der ETH Zürich 10 (Zürich<br />

1990).<br />

23<br />

Martin Illi, Von der Schîssgruob zur modernen<br />

Stadtentwässerung (Zürich 1987)<br />

184–188.<br />

24<br />

Nach Barbara Scholkmann, Die Heizanlage<br />

unter dem Parlatorium in Bebenhausen, in:<br />

Sülchgauer Altertumsverein (Hrsg.), Der<br />

Sülchgau, Bd. 31 (Rottenburg am Neckar<br />

1987) 7–21.<br />

25<br />

Nach Berthold Waldstein-Wartenberg, Die<br />

Vasallen Christi, Kulturgeschichte <strong>des</strong> Johanniterordens<br />

im Mittelalter (Wien, Köln, Graz<br />

1988) und Arnold 1991 (wie Anm. 19).<br />

Abbildungsnachweis:<br />

Archäologischer Dienst <strong>des</strong> Kantons Bern:<br />

Armand Baeriswyl: 10, 20.<br />

Federico Rasder, Roger Lüscher: 3, 4, 5, 7, 9.<br />

Badri Redha: 1, 2, 6, 8, 12, 16<br />

Eliane Schranz: 11, 13, 14, 15, 17, 21.<br />

Bernisches Historisches Museum: 18, 19.<br />

Adresse <strong>des</strong> Autors:<br />

Archäologischer Dienst Kanton Bern,<br />

Armand Baeriswyl, Eigerstr. 73, 3011 Bern.<br />

94


Ein «Badehaus» mit Heizungsanlage auf der Burgruine<br />

Schlössel bei Klingenmünster<br />

von Dieter Barz<br />

Seit 1988 werden auf der Burgruine<br />

Schlössel bei Klingenmünster in<br />

der Pfalz im Auftrag <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>amtes<br />

für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz,<br />

Archäologische Denkmalpflege<br />

Speyer, Ausgrabungen<br />

durchgeführt. Die Burg – deren<br />

Name und Besitzer nicht bekannt<br />

sind – wurde nach dem derzeitigen<br />

Kenntnisstand etwa um 1030/50 in<br />

einer älteren Befestigungsanlage<br />

errichtet und nach drei Zerstörungen<br />

im Laufe <strong>des</strong> 1<strong>2.</strong> Jahrhunderts<br />

verlassen. Die Kernburg lag bis vor<br />

rund 100 Jahren unter ca. 2700 m 3<br />

Mauerschutt, der im Rahmen von<br />

älteren Ausgrabungen und jüngeren<br />

Freilegungen abgetragen wurde.<br />

Dieser Schutthügel hat die Schichten<br />

der relativ kurzen Nutzungszeit<br />

1 recht gut «konserviert» und<br />

erlaubt somit einen guten Einblick<br />

in eine hochmittelalterliche Adelsburg.<br />

Die Kernburg wurde von Anfang<br />

an durch eine Mauer in zwei Bereiche<br />

aufgeteilt. Der Wohnturm mit<br />

seinen Anbauten und einem kleinen<br />

Hof («Oberhof») bildet sozusagen<br />

den «herrschaftlichen Bereich»,<br />

während der verbleibende<br />

Teil in der Phase 1 weitgehend zu<br />

handwerklichen Tätigkeiten 2 genutzt<br />

wurde und hier als «Wirtschafthof»<br />

bezeichnet wird.<br />

Nach einer Zerstörung – in deren<br />

Verlauf u.a. ein Teil der Ringmauer<br />

auf 12 m bis ins Fundament abgerissen<br />

wurde – ändert sich in der<br />

Phase 2 die Bebauung im Wirtschaftshof.<br />

Neben einem Steingebäude<br />

mit Estrich im Erdgeschoss<br />

konnten bislang zwei Gebäude in<br />

Schwellbalkenbauweise festgestellt<br />

werden. In diese Phase – die nach<br />

Münzfunden etwa in das letzte<br />

Drittel <strong>des</strong> 11. Jahrhunderts datiert<br />

werden kann – gehört auch Bau i,<br />

<strong>des</strong>sen Befunde hier etwas näher beschrieben<br />

werden.<br />

1: Schematischer Grundriss der Phase <strong>2.</strong><br />

Befunde<br />

«Badehaus»<br />

Baubefund<br />

Im südlichen «Wirtschaftshof» haben<br />

sich Reste eines freistehenden<br />

Gebäu<strong>des</strong> (Abb. 2 und 3) mit Aussenmassen<br />

von etwa 8 ¥ 6,5 m erhalten.<br />

Lediglich die Nordwand<br />

war gestört. Als Fundament für das<br />

Gebäude dienten trocken gesetzte<br />

Steine. In unmittelbarer Umgebung<br />

wurden Überreste von ockerfarbenem<br />

Lehm gefunden. Im Untergrund<br />

<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> konnte auf<br />

grosser Fläche eine Konzentration<br />

von Lehmpartikeln in der aufplanierten<br />

Sandschicht festgestellt<br />

werden. Diese Befunde legen nahe,<br />

dass wir mit grosser Wahrscheinlichkeit<br />

von einer Schwellbalkenkonstruktion<br />

mit Fachwerk ausgehen<br />

können. In der Südwestecke <strong>des</strong><br />

Gebäu<strong>des</strong> haben sich die Reste<br />

eines ca. 1,20 m breiten Kamins<br />

erhalten. Das nördliche Seitengewände<br />

hat sich vollständig im Versturz<br />

erhalten und weist eine Höhe<br />

von 1,10 m auf. Vom südlichen Ge-<br />

95


2: Grundriss von Bau i «Badehaus» mit Heizungsanlage und Kamin.<br />

wände hat sich nur ein stark brandgeschädigter<br />

Stumpf in situ erhalten.<br />

Unmittelbar neben dem Kamin<br />

sitzt der Fundamentsockel auf<br />

einem verkohlten Brett mit einer<br />

Länge von 1 m. Dieses Brett dürfte<br />

wohl zu einer Tür gehören, die<br />

in den Zwickel zwischen dem Gebäude<br />

und der Ringmauer führte.<br />

Im Gebäude hat sich ein dünner<br />

Laufhorizont (Abb. 7) weitgehend<br />

erhalten. Die Funde waren relativ<br />

spärlich. Nur in der Umgebung <strong>des</strong><br />

Kamins fällt besonders eine Konzentration<br />

von verbrannten Knochenstückchen<br />

auf.<br />

Heizanlage<br />

Das Kernstück <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> bildet<br />

jedoch eine aufwendige Heizungsanlage<br />

(Abb. 4 und 9), die weitgehend<br />

unter dem Laufhorizont<br />

<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> liegt. Diese Anlage<br />

wurde durch eine Steintreppe zwischen<br />

dem Gebäude und der Ringmauer<br />

erschlossen. Als Bindemittel<br />

für die Treppe und die gesamte<br />

Heizungsanlage diente nicht Mörtel,<br />

sondern Lehm, der in den Fugen<br />

eine braune bis rotbraune Farbe<br />

besitzt, die wohl auf eine starke<br />

Hitzeeinwirkung zurückgeführt<br />

werden kann. Die Rückseiten der<br />

einschaligen Mauern waren gegenüber<br />

dem Untergrund mit Lehm<br />

abgedichtet, der hier einen orangen<br />

Farbton aufweist.<br />

Der Arbeitsraum besass ein Tonnengewölbe<br />

und war nach aussen<br />

mit einer Tür verschlossen. Die<br />

Schwelle <strong>des</strong> Türrahmens zeichnete<br />

sich schön im gelben Sand ab. Aufgrund<br />

<strong>des</strong> Einschnitts in der Treppe<br />

können wir hier wohl von einer<br />

zweiflügligen Tür ausgehen, die<br />

nach aussen geöffnet wurde. Die<br />

Höhe <strong>des</strong> Arbeitsraumes im Scheitel<br />

<strong>des</strong> Tonnengewölbes kann mit<br />

1,80 m rekonstruiert werden. Der<br />

obere Abschluss <strong>des</strong> Gewölbes<br />

dürfte etwa 40 cm in den Raum<br />

darüber geragt haben.<br />

3: Bau i «Badehaus» mit Heizungsanlage. Sicht von Osten.<br />

96


Heissluftraum muss es einen Abschluss<br />

gegeben haben, da der obere<br />

Raum keine Rauchspuren aufweist.<br />

Rauchspuren können lediglich am<br />

Bogen der Schüröffnung beobachtet<br />

werden. Vom Heissluftraum hat<br />

sich nur der untere Teil erhalten.<br />

Zahlreiche Funde von verziegelten<br />

Lehmstücken im oberen Teil <strong>des</strong><br />

Ofens geben einen Hinweis auf den<br />

oberen Abschluss <strong>des</strong> Heissluftraumes.<br />

Da diese Lehmstücke teilweise<br />

gerade oder gerundete Flächen<br />

besitzen, besteht die Möglichkeit,<br />

diese «Lehmplatte» unten<br />

gewölbt und oben gerade zu rekonstruieren.<br />

In Zusammenhang<br />

mit dem oberen Abschluss <strong>des</strong><br />

Heissluftraumes könnten u. U.<br />

auch zwei grosse Steinplatten mit<br />

einer Stärke um 10 cm aus der Verfüllung<br />

<strong>des</strong> Arbeitsraumes stehen,<br />

sodass hier auch eine Lehm- und<br />

Steinkonstruktion nicht auszuschliessen<br />

ist. Der Heissluftraum<br />

ragte ebenfalls in den darüber lie-<br />

4: Heizungsanlage mit Treppe. Sicht von Westen.<br />

6: Zeichnung von Steinstopfen.<br />

Der Ofen besteht aus zwei Teilen.<br />

Unten lag der Feuer- oder Schürraum<br />

und oben ein Heissluftraum.<br />

Die Schüröffnung <strong>des</strong> Feuerraumes<br />

liegt 20 cm über dem Boden <strong>des</strong><br />

Arbeitsraumes und besitzt oben<br />

einen Rundbogen. Diese Öffnung<br />

besitzt keinerlei Hinweis auf einen<br />

Verschluss. Die Sohle <strong>des</strong> Feuerraumes<br />

besteht aus braunem Lehm.<br />

Der gelbe Sand darunter war –<br />

durch die Hitze – rötlich verfärbt.<br />

Trotz starker Abplatzungen lässt<br />

sich noch erkennen, dass der Feuerraum<br />

sich noch oben konisch verjüngt.<br />

Zwischen Feuerraum und<br />

5: Steinstopfen in Fundlage.<br />

genden Raum hinein und besass<br />

offenbar oben eine runde Öffnung,<br />

die durch einen «Steinstopfen» verschliessbar<br />

war. Der «Steinstopfen»<br />

(Abb. 5 und 6) wurde in der Mitte<br />

<strong>des</strong> Heissluftraumes gefunden und<br />

ist sehr sauber bearbeitet. Die geraden<br />

Flächen besitzen alle einen<br />

Randschlag. Hier können ebenfalls<br />

keine Rauchspuren festgestellt werden.<br />

In der Heizungsanlage und der<br />

näheren Umgebung konnten mehrere<br />

Kalksteine beobachtet werden.<br />

Inwieweit diese als «Wärmespeicher»<br />

im Heissluftraum genutzt<br />

wurden, muss jedoch offen bleiben.<br />

97


7: Profil durch Bau i «Badehaus».<br />

8: Kanal der Heizungsanlage. Sicht von Norden.<br />

Mangels Baubestand sind auch<br />

keine Aussagen über die Frischluftzufuhr<br />

zum Heissluftraum möglich.<br />

Von dem Heissluftraum geht rechtwinklig<br />

ein Kanal (Abb. 8) ab. Er<br />

verläuft etwa in der Längsachse <strong>des</strong><br />

Gebäu<strong>des</strong> und weist eine Länge von<br />

3,7 m auf. Der lichte Querschnitt<br />

beträgt etwa 15 ¥ 15 cm. Der Boden<br />

und die Seiten sind in Kleinquadern<br />

mit Lehm als Bindemittel<br />

ausgeführt. Der obere Abschluss<br />

bestand aus Steinplatten mit einer<br />

Stärke von rund 6 bis 8 cm und<br />

einer Länge bis zu 80 cm. Die Steinplatten<br />

im mittleren und südlichen<br />

Teil <strong>des</strong> Kanals wurden von einer<br />

grossen Baumwurzel verschoben<br />

oder zerdrückt. Insgesamt lässt sich<br />

nach den Funden eine Abdeckung<br />

<strong>des</strong> gesamten Kanals rekonstruieren.<br />

Eindeutige Hinweise auf eine<br />

Öffnung, etwa am Ende <strong>des</strong> Kanals,<br />

fehlen. Ein Teil der Steinplatten aus<br />

gelbem Bundsandstein weist auf<br />

der Unterseite Verfärbungen aufgrund<br />

von Hitzeeinwirkung auf.<br />

Rauchspuren konnten auch hier<br />

nicht festgestellt werden. Von dem<br />

Kanal ragten lediglich die Steinplatten<br />

aus dem Boden hervor.<br />

An weiteren Merkmalen haben sich<br />

im Gebäude eine Fundamentvorlage<br />

im nordöstlichen Teil sowie<br />

zusätzliche einzelne Steine im Boden<br />

entlang der Ostwand erhalten.<br />

Ergebnisse<br />

Bei der Frage nach der Funktion <strong>des</strong><br />

Gebäu<strong>des</strong> dürfte im Vordergrund<br />

stehen, dass wir zum einen ein relativ<br />

einfaches Haus – wohl in Fachwerkbauweise<br />

– mit einem Kamin<br />

im Erdgeschoss und zum anderen<br />

eine aufwendige Heizungsanlage<br />

im Untergrund haben. Besonders<br />

die Bauweise lässt ein herrschaftliches<br />

Wohngebäude ausschliessen,<br />

da die Wohnräume <strong>des</strong> Burgherrn<br />

sich sicherlich im Wohnturm mit<br />

der aufwendigen Abortanlage befunden<br />

haben. Der Widerspruch<br />

von zwei Heizsystemen für einen<br />

Raum lässt sich nur dann sinnvoll<br />

lösen, wenn eins davon primär zu<br />

einem anderen Zweck diente. Besonders<br />

der Steinstopfen und der<br />

Kanal dürften auf eine Nutzung der<br />

Heizungsanlage für Dampfbäder<br />

hinweisen, wobei durch das Öffnen<br />

<strong>des</strong> Steinstopfens die Temperatur<br />

im – bereits vorgeheizten – Raum<br />

erhöht und durch Wasseraufgüsse<br />

auf die Steinplatten <strong>des</strong> Kanals sowie<br />

das Oberteil <strong>des</strong> Ofens Dampf<br />

erzeugt wurde. Diese Nutzung<br />

würde auch erklären, weshalb das<br />

Gebäude freisteht und sich nicht an<br />

die Ringmauer anlehnt, da diese<br />

eine Kältebrücke gebildet hätte.<br />

Das verkohlte Holzbrett neben<br />

dem Kamin, das wohl zu einer Tür<br />

gehört – die in einen Nebenraum<br />

oder ins Freie im Zwickel zwischen<br />

Gebäude und Ringmauer führt –<br />

weist auf einen Brand während der<br />

Nutzungszeit hin 3 . Die genaue Nutzung<br />

dieses Zwickels muss offen<br />

bleiben.<br />

Die Befunde der Heizungsanlage<br />

bieten auch einige Anhaltspunkte<br />

98


zu deren Betrieb. Wie der braun bis<br />

rot verfärbte Lehm in den Mauerfugen<br />

belegt, muss im Arbeitsraum<br />

eine grosse Hitze geherrscht haben.<br />

Da dies auch an den Mauern <strong>des</strong><br />

Treppenabgangs beobachtet werden<br />

kann, hat sich die gesamte<br />

Anlage offenbar gut aufgeheizt, was<br />

auf einen langen Heizvorgang<br />

schliessen lässt. Da der Ofen keinen<br />

Schornstein besitzt, müssen Rauch<br />

und Abgase durch das Gewölbe <strong>des</strong><br />

Arbeitsraumes und die sicherlich<br />

nach aussen geöffnete Tür abgezogen<br />

sein.<br />

Die Frischluftzufuhr für den Heissluftraum<br />

dürfte auch durch den<br />

Arbeitsraum erfolgt sein. Möglich<br />

ist, dass die Frischluft durch eine<br />

verschliessbare Öffnung an der<br />

Frontseite der Heissluftkammer zugeführt<br />

wurde, wie dies bei der<br />

Steinofenluftheizung der Burg<br />

Weissensee der Fall war 4 . In diesem<br />

Falle müsste das Feuer nicht mehr<br />

gebrannt haben oder die Schüröffnung<br />

irgendwie verschlossen gewesen<br />

sein, da sonst Abgase in den<br />

Heissluftraum gelangt wären.<br />

Ohne praktische Versuche lässt sich<br />

der genaue Ablauf eines Dampfba<strong>des</strong><br />

jedoch nicht nachvollziehen,<br />

zumal auch die Frischluftzufuhr in<br />

den Heissluftraum nicht abschliessend<br />

geklärt werden kann.<br />

Während Dampfbäder sehr wahrscheinlich<br />

gemacht werden können,<br />

ist nicht auszuschliessen, dass<br />

der Raum auch zu Wannenbädern<br />

genutzt wurde. Hierauf könnte der<br />

Kamin hinweisen, der zum Betrieb<br />

eines Dampfba<strong>des</strong> eigentlich nicht<br />

notwendig ist. Durch seine recht<br />

stabile Konstruktion könnte er u.a.<br />

durchaus zum Erwärmen von Badewasser<br />

in Kesseln gedient haben.<br />

Auf ein Bad – möglicherweise in<br />

Holzzubern – könnten auch die<br />

verbrannten Knochen im Umkreis<br />

<strong>des</strong> Kamin hinweisen. Sie lassen<br />

annehmen, das in diesem Raum gegessen<br />

wurde. Dies dürfte wohl bei<br />

Dampfbädern weniger wahrscheinlich<br />

gewesen sein. Baden und Essen<br />

gehören bereits im Hochmittelalter<br />

eng zusammen, wie dies u.a. in den<br />

Ba<strong>des</strong>zenen in der Manesse Handschrift<br />

schön dargestellt wird.<br />

9: Schematischer Rekonstruktionsversuch <strong>des</strong> Badehauses mit Heizkanal (oben) und Detail der Heizanlage<br />

(unten).<br />

Auf Burgen lassen sich Ba<strong>des</strong>tuben<br />

in Schriftquellen recht früh fassen.<br />

Von der Burg Persenbeug in Österreich<br />

wird ein Unfall geschildert, als<br />

1045 – in Anwesenheit von Kaiser<br />

Heinrich III. – plötzlich «ein Pfeiler<br />

der Holzkonstruktion <strong>des</strong> Speisesaales,<br />

in welchem sie sassen, von<br />

seinem Platz wich, fielen sie in die<br />

Ba<strong>des</strong>tube, die eben zu dieser Zeit<br />

mit Wasser gefüllt wurde, das über<br />

den Berg geleitet wurde». Dabei<br />

kam u.a. der Bischof von Würzburg<br />

ums Leben 5 . Literarisch wird im<br />

«Herzog Ernst» das Badehaus der<br />

phantastischen «Burg Grippa» mit<br />

zwei rotgoldenen Badewannen und<br />

Kalt- und Warmwasserzufluss sowie<br />

einem Abfluss aus Eisen etwas<br />

überhöht beschrieben 6 .<br />

Den ältesten Hinweis von Dampfbäder<br />

auf Burgen bietet der Roman<br />

Conte du Graal von Chrétien de<br />

Troyes aus dem 3. Viertel <strong>des</strong> 1<strong>2.</strong><br />

Jahrhunderts, wo die Königin sich<br />

zwischen Dampf- und heissen<br />

Wannenbädern entscheiden konnte 7 .<br />

Weiterhin beschreibt Chretien de<br />

Troyes im Cligès einen wunderbaren<br />

Turm, der von seinem Baumeister<br />

Jean so konstruiert wurde, dass er<br />

die Liebe zwischen dem Helden<br />

99


und der Kaiserin Fénice schützte:<br />

über eine Wendeltreppe stieg er<br />

in ein gewölbtes Stockwerk, das<br />

Schwitzbäder enthält, die mit<br />

warmem (heissem) Wasser durch<br />

eine unterirdische Leitung versorgt<br />

wurden 8 . Auf der Burg Suscinio in<br />

der Bretagne hat sich ein Dampfbad<br />

aus dem späten 14. Jahrhundert<br />

direkt neben dem herrschaftlichen<br />

Wohnraum erhalten 9 . Einen Hinweis<br />

auf Dampfbäder gibt auch der<br />

Sachsenspiegel (Abb. 10) in der<br />

Heidelberger Bilderhandschrift (um<br />

1330), wo drei liegende Männer im<br />

Dampfbad abgebildet sind.<br />

Vergleiche mit anderen<br />

Heizungsanlagen<br />

In den letzten Jahren konnte eine<br />

Steinofenluftheizung auf der Burg<br />

Weissensee «Runneburg» aus der<br />

Zeit um 1200 ausgegraben werden.<br />

Der Ofen hat sich bis auf das Gewölbe<br />

<strong>des</strong> Feuerraumes komplett<br />

erhalten. Der Heissluftraum war<br />

ebenfalls gewölbt und weist in der<br />

Mitte eine Öffnung zur Ableitung<br />

der Warmluft auf. Der Arbeitsraum<br />

besass ein Gewölbe. Wie beim<br />

Schlössel fehlt ein Schornstein,<br />

sodass der Rauchabzug ebenfalls<br />

durch das Gewölbe erfolgt sein<br />

muss. Der Zugang zum Arbeitsraum<br />

befand sich auf der Seite. Ofen<br />

und Arbeitsraum liegen vollständig<br />

unter dem Boden (Gipsestrich)<br />

<strong>des</strong> Erdgeschossraumes darüber.<br />

Dieser Raum gehört wohl zu einem<br />

Wohngebäude, das bisher nur teilweise<br />

untersucht wurde 10 .<br />

Auf Schloss Sulzbach in der Oberpfalz<br />

konnte ebenfalls eine Warmluftheizung<br />

aus dem 1<strong>2.</strong> Jahrhundert<br />

untersucht werden. Bisher<br />

wurde jedoch nur der Grundriss<br />

der Anlage in einem Vorbericht<br />

publiziert. Diese Heizung mit Arbeitsraum<br />

und Ofen nimmt offenbar<br />

den gesamten Grundriss eines<br />

5,50 ¥ 4 m grossen Gebäu<strong>des</strong> ein,<br />

das als Kemenate interpretiert<br />

wird 11 .<br />

Eine sog. Kanalheizung konnte in<br />

der Pfalz von Werla ergraben werden.<br />

Während sich der «hufeisenförmige»<br />

Kanal mit 7–8 Auslassöffnungen<br />

recht gut erhalten war,<br />

fehlt die obere Hälfte <strong>des</strong> Ofens sowie<br />

<strong>des</strong> Arbeitsraumes vollständig.<br />

Carl-Heinrich Seebach 12 rekonstruiert<br />

einen Feuerraum mit Mittelstütze<br />

und eine Balkendecke für<br />

den Arbeitsraum. Klaus Bingenheimer<br />

schlägt jüngst hier einen<br />

doppelten Feuerraum vor 13 . Folgt<br />

man bezüglich <strong>des</strong> Feuerraumes<br />

dem Vorschlag von Bingenheimer,<br />

so könnte – aufgrund <strong>des</strong> Befun<strong>des</strong><br />

von Weissensee – noch eine weitere<br />

Rekonstruktion möglich sein, und<br />

zwar über den Gewölben der beiden<br />

Feuerräume noch ein gewölbter<br />

Heissluftraum 14 . In diesem Falle<br />

wäre der Rauchabzug durch den –<br />

vielleicht auch gewölbten – Arbeitsraum<br />

möglich, und man müsste<br />

die Rauchabgase nicht zeitweise<br />

durch den Raum darüber leiten.<br />

Die erhaltenen Auslasssteine scheinen<br />

keine Rauchspuren aufzuweisen<br />

und somit nicht grundsätzlich<br />

gegen eine derartige Annahme<br />

sprechen.<br />

Auch wenn wir die Heizungsanlage<br />

von Werla letztlich nicht abschliessend<br />

rekonstruieren können, fallen<br />

zu den Anlagen vom Schlössel und<br />

Weissensee einerseits einige Ähnlichkeiten<br />

15 , aber anderseits auch<br />

Unterschiede 16 auf. Ohne die<br />

Berücksichtigung von Heizungsanlagen<br />

in Klöstern zeichnet sich<br />

bereits ein Variantenreichtum in<br />

der Konstruktion ab.<br />

Zumin<strong>des</strong>t die Heizungsanlage<br />

vom Schlössel zeigt auf, das nicht<br />

immer die Heizfunktion im Vordergrund<br />

stehen muss.<br />

10: Ba<strong>des</strong>zene aus dem Sachsenspiegel.<br />

Alltagskultur und Ausblick<br />

Zweifellos hat es nicht auf jeder<br />

Burg eine Ba<strong>des</strong>tube gegeben, da<br />

man hierfür einfach eine Kufe mit<br />

Wasser in einem beliebigen Zimmer<br />

oder im Freien aufstellen<br />

konnte. Auch im Winter konnte jeder<br />

beheizte Raum zum Baden genutzt<br />

werden. Aus der Erzählung<br />

«Der nackte Bote» vom Strickler<br />

geht hervor, dass es anscheinend<br />

auch auf kleineren Burgen eigene<br />

Ba<strong>des</strong>tuben gegeben hat, die – im<br />

geschilderten Fall – die herrschaftliche<br />

Familie im Herbst als Wohnraum<br />

nutzte, weil die Kemenate<br />

erst im Winter beheizt wurde 17 . In<br />

der Burg Ebersdorf (heute Schloss<br />

Kaiserebersdorf) wird 1269 in einer<br />

testamentarischen Verfügung ein<br />

Badehaus erwähnt, das vor der Burg<br />

lag 18 . Hier scheint die Brandgefahr<br />

eine Rolle gespielt zu haben.<br />

Soweit keine stationären Einrichtungen<br />

– wie z.B. Heizungsanlagen<br />

oder Wasserzu- und -abfluss – notwendig<br />

sind, können Ba<strong>des</strong>tuben<br />

oder Badehäuser weder nachgewiesen<br />

noch ausgeschlossen werden.<br />

Wir sind somit auf einzelne Baubefunde<br />

und schriftliche Überlieferungen<br />

angewiesen. Auch wenn die<br />

Darstellungen in den literarischen<br />

Quellen teils übertreiben, so lassen<br />

sie einen wahren Kern erkennen.<br />

Man kann sich auch durchaus der<br />

Meinung von Jean Mesqui anschliessen,<br />

dass Dampfbäder auf<br />

Burgen bis zum späten Mittelalter<br />

den Burgherren und ihren Familien<br />

vorbehalten waren 19 .<br />

100


Résumé<br />

Le château en ruine Schlössel se<br />

trouve près de Klingenmünster<br />

dans le Palatinat (D). Depuis 1988<br />

on entrepend <strong>des</strong> fouilles auprès de<br />

ce château – dont on ne connaît pas<br />

le nom. A l’emplacement d’un château<br />

préexistant, on a construit en<br />

1030/50 un château féodal qui par<br />

la suite a été détruit trois fois. Dès<br />

le début, la partie centrale du château<br />

était divisée en deux parties par<br />

un mur, d’une part, il y avait la<br />

partie résidentielle avec le donjon,<br />

un avant-corps et une petite cour<br />

intérieure («Oberhof»), et d’autre<br />

part, il y avait la partie <strong>des</strong>tinée<br />

aux activités économiques, appelée<br />

«Wirtschaftshof». Dans celle-ci les<br />

activités artisanales ont été prédominantes<br />

dans la phase 1 (cf. fig.1).<br />

Après une <strong>des</strong>truction, le réaménagement<br />

a changé dans cette partie<br />

dans la phase <strong>2.</strong> Jusqu’à présent, à<br />

part une maison en pierre, on a découvert<br />

aussi deux bâtiments dont<br />

les poutres de la lisse d’assise formant<br />

la fondation étaient conservées<br />

(fig.1/i: Badehaus et fig. 2).<br />

Grâce à <strong>des</strong> pièces de monnaie retrouvées,<br />

il est possible de dater<br />

cette phase au dernier tiers du 11 e<br />

siècle.<br />

Le bâtiment situé au sud qui fait 8<br />

mètres sur 6,5 se dresse au milieu<br />

de la cour et il a été construit à colombage.<br />

Dans le coin au sud, il y<br />

avait une cheminée. La partie centrale<br />

de l’édifice est constituée par<br />

une installation de chauffage luxueuse<br />

sur une plateforme voûtée,<br />

par le poêle, un foyer et un canal<br />

(fig. 2). Un escalier en pierre condusait<br />

à cette installation.<br />

Le poêle consistait en un foyer et<br />

en un espace pour l’air chaud au<strong>des</strong>sus.<br />

Il manque une cheminée,<br />

de sorte que les gaz de la fumée<br />

devaient sortir par la voûte de la<br />

plateforme.<br />

De l’espace à air chaud, il y a un canal<br />

qui sort à angle droit – sans<br />

autres ouvertures – et qui se trouve<br />

dans la direction de l’axe longitudinal<br />

du bâtiment (fig. 9). On suppose<br />

qu’il y ait eu un «Badehaus»<br />

(un bain). Il semble que le système<br />

de chauffage ait servi en premier<br />

lieu pour les bains à vapeur. En<br />

ouvrant une fermeture en pierre<br />

(cf. fig. 5 et 6), on pouvait augmenter<br />

la température de la pièce, et en<br />

versant de l’eau sur le canal chaud,<br />

on pouvait produire de la vapeur.<br />

Il n’est pas à exclure que cet espace<br />

ait servi aussi à <strong>des</strong> bains en cuve.<br />

Autour de la cheminée, <strong>des</strong> os brûlés<br />

ont été retrouvés. Cela nous<br />

indique qu’en se baignant on mangeait<br />

aussi. Dans <strong>des</strong> documents et<br />

<strong>des</strong> sources littéraires, on cite les<br />

bains en cuve et les bains de vapeur<br />

dans les châteaux forts déjà au 11 e et<br />

au 12 e siècle. Probablement ces bains<br />

ont été réservés aux seigneurs et à<br />

leurs familles.<br />

(Armida Totti, Bienne)<br />

Riassunto<br />

I ruderi del castello, chiamato<br />

«Schlössel», sono situati nei pressi<br />

di Klingenmünster in der Pfalz (D).<br />

Dal 1988 vengono effettuati scavi<br />

in questo castello il cui nome esatto<br />

è tuttora sconosciuto. Sui resti di<br />

una fortificazione più antica venne<br />

costruito attorno il 1030/50 un castello<br />

signorile che in seguito venne<br />

distrutto tre volte. Fin dall’inizio il<br />

castello principale era diviso in due<br />

«parti» da un muro, una era composta<br />

da un area residenziale (herrschaftlichen<br />

Bereich) con torre<br />

d’abitazione, da un aggetto e da un<br />

piccolo cortile interno (Oberhof),<br />

l’altra dal cosiddetto «Wirtschaftshof»<br />

(area produzione artigianale)<br />

in cui venivano eseguiti soprattutto<br />

i lavori d’artigianato (cf. fig.1).<br />

Sui resti del me<strong>des</strong>imo dopo aver<br />

subito una distruzione, vennero<br />

eretti altri edifici (fase 2). Fino ad<br />

oggi è stato riportato alla luce una<br />

casa in pietra insieme ai bancali di<br />

altri due edifici, gli unici resti visibili<br />

delle fondamenta di questi edifici<br />

(fig. 1/i e fig.2). Questa fase può<br />

essere datata, grazie al ritrovamento<br />

di alcune monete, nell’ultimo terzo<br />

del XI secolo.<br />

L’edificio che si trova più a sud, all’interno<br />

del cortile, misura ca. 8 ¥<br />

6,5 m ed era composto da pareti<br />

intelaiate. Nell’angolo sud-ovest<br />

dell’edificio era situato il camino.<br />

La caratteristica principale di questo<br />

edificio è costituita da un complesso<br />

sistema di riscaldamento con<br />

stufa e canale il cui vestibolo è sormontato<br />

da una volta (fig.2). Questo<br />

impianto era raggiungibile tramite<br />

una scala in pietra. La stufa era<br />

composta da un focolare e sormontata<br />

da un «vano» in cui si raccoglieva<br />

l’aria calda. A causa della<br />

mancanza di un camino i gas del<br />

fumo salivano e uscivano attraverso<br />

la volta. Da questo spazio chiuso in<br />

cui si raccoglieva l’aria calda partiva<br />

ad angolo retto il canale, privo di<br />

altre aperture, lungo l’asse longitudinale<br />

dell’edificio (fig. 9). Per questo<br />

motivo si può presumere che qui<br />

si trovasse un bagno (Badehaus).<br />

L’impianto di riscaldamento con<br />

ogni probabilità serviva principalmente<br />

per alimentare i bagni a<br />

vapore. Poi con l’apertura di una<br />

chiusa in pietra (fig. 5 e 6) era possibile<br />

aumentare la temperatura del<br />

locale, e con l’infusione di acqua sul<br />

canale in pietra caldo generare vapore.<br />

Non è da escludere che in questo<br />

locale erano presenti anche delle<br />

vasche da bagno. Intorno al camino<br />

sono state anche ritrovate delle ossa<br />

carbonizzate, che fanno concludere<br />

che durante i bagni venivano consumati<br />

anche dei pasti. In alcuni<br />

documenti e fonti letterarie vengono<br />

menzionati particolari tipi di<br />

vasche e bagni a vapore in uso nei<br />

castelli nei secoli XI e XII. Fin nel<br />

tardomedioevo questi bagni erano<br />

riservati solo ai signori del castello<br />

e alle loro famiglie.<br />

(Christian Saladin, Origlio/Basilea)<br />

Resumaziun<br />

La ruina da chastè Schlössel è situada<br />

sper Klingenmünster en la<br />

Pfalz (Germania). Dapi l’onn 1988<br />

vegnan fatgas exchavaziuns en il<br />

chastè, dal qual in num nun è enconuschent.<br />

En ina fortezza pli veglia<br />

han ins erigì enturn 1030/50 in<br />

chastè da signuria ch’è vegnì <strong>des</strong>truì<br />

en tut trais giadas. Il chastè central<br />

è davent da l’entschatta stà dividì<br />

tras in mir en dus spazis, v. d. en la<br />

«part signurila» cun la tur residenziala,<br />

il pierten, la pitschna curt<br />

101


interna («curt sura») ed en l’uschenumnada<br />

«curt d’economia». En la<br />

curt d’economia predominavan en<br />

la fasa 1 per gronda part las activitads<br />

manualas (1).<br />

Suenter la <strong>des</strong>trucziun è sa midada<br />

en la fasa 2 la surbajegiada da questa<br />

zona. Enfin qua èn vegnids chattads<br />

ultra d’ina chasa da crap dus<br />

edifizis, dals quals las travs da la traversa<br />

eran mantegnidas sco fundaments<br />

(1/i). Questa fasa po vegnir<br />

datada tenor chats da munaidas enturn<br />

il davos terz da l’in<strong>des</strong>chavel<br />

tschientaner.<br />

L’edifizi dal sid d’ina grondezza da<br />

circa 8 ¥ 6.5 m stat isolà en la curt<br />

ed è ina construcziun da travs. En il<br />

chantun dal sid-vest sa chattava in<br />

chamin. La part principala da l’edifizi<br />

è in grond implant da stgaudament<br />

furmà d’in local da lavur cun<br />

arvieut, pigna ed in chanal (2). A<br />

quest cumplex manava ina stgala da<br />

crap. La pigna sa cumponiva d’in<br />

sectur da fieu e d’in sectur d’aria<br />

chauda suren. In chamin manca,<br />

uschia ch’ils gas da fim stuevan sortir<br />

tras l’arvieut dal local da lavur.<br />

Dal sectur d’aria chauda va il chanal<br />

en lingia rectangulara – senz’ulteriuras<br />

averturas – en l’axa longitudinala<br />

da l’edifizi (9). Nus pudain<br />

supponer ch’i deva qua ina «chasa<br />

per far bogns». L’implant da stgaudament<br />

serva, sco ch’i para, en emprima<br />

lingia per far bogns da vapur.<br />

Cun avrir ina serradira da crap (5/b)<br />

vegniva auzada la temperatura interna<br />

e la vapur vegniva producida<br />

cun derscher aua sin il chanal<br />

chaud. I nun è d’excluder che questa<br />

stanza vegniva er utilisada per<br />

far bogns en bogneras; en il conturn<br />

dal chamin han ins chattà oss<br />

braschads, quai ch’inditgescha ch’i<br />

vegniva er mangià durant far bogn.<br />

En funtaunas documentadas e litteraras<br />

vegnan bogneras e bogns da<br />

vapur spezials gia menziunads<br />

en l’in<strong>des</strong>chavel e du<strong>des</strong>chavel<br />

tschientaner. Fin il temp medieval<br />

tardiv eran quests bogns probablamain<br />

resalvads als chastellans ed a<br />

lur famiglias.<br />

(Lia rumantscha, Cuira)<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Obwohl sich derzeit der Zeitpunkt der letzten<br />

Zerstörung archäologisch nicht genauer fassen<br />

lässt, können wir wohl von einer Nutzungsdauer<br />

von etwa 100 bis 150 Jahren ausgehen.<br />

2<br />

Neben Gebäuden mit Feuerstellen in «Pfostenbauweise»<br />

können mehrere Öfen und Feuerstellen<br />

festgestellt werden, die zusammen<br />

mit Schlacken, Werkabfällen etc. diese Tätigkeiten<br />

belegen.<br />

3<br />

Aufgrund der erhöhten Brandgefahr dürfte<br />

das «Badehaus» nicht in unmittelbarer Umgebung<br />

<strong>des</strong> Wohnturmes gelegen haben.<br />

Deutlich wird dies auch 1269 bei der Burg<br />

(Kaiser)Ebersdorf, wo die Ba<strong>des</strong>tube vor der<br />

Burg lag (siehe unten Anm. 18).<br />

4<br />

Hier konnte durch einen Schieber die Frischluftzufuhr<br />

in den Heissluftraum reguliert<br />

werden. Die Steinofenluftheizung der Burg<br />

Weissensee «Runneburg» besass ebenfalls einen<br />

gewölbten Arbeitsraum. Burkhard Lohmann<br />

und Thomas Stolle (siehe unten Anm.<br />

10) 105.<br />

5<br />

… de loco cedente columna lignei caenaculi, in quo<br />

sederunt, cediderunt in locum balnei, quod aqua<br />

super montem ducta congruo tempore complevit …<br />

(Chronicon Epersbergense, S. 14) Übersetzung<br />

nach: Joachim Bumke, Höfische Kultur,<br />

Band 1 (München 1986) 161. Vergleiche auch:<br />

Joachim Zeune, Ba<strong>des</strong>tuben und Badehäuser.<br />

In: Burgen in Mitteleuropa, Band 1 (Stuttgart<br />

1999) 303–305. Otto Borst, Alltagsleben im<br />

Mittelalter (Frankfurt/Main 1983) 89.<br />

6<br />

Verkürzte Übersetzung nach Otto Borst (wie<br />

Anm. 5) 89–90:<br />

«dâ bî stount ein schone bat: / daz was algemeine /<br />

von grüenem marmelsteine / wol gewelbt und überzogen,<br />

/ gevest mit starken swibogen / wie möhte daz<br />

zierlîcher sîn / zwô bütten rôt guldîn / die stuonden<br />

in liehtem schîne. / zwô rôre silberîne, / geworht<br />

mit grôzen fuogen, / die daz wazzer dar în truogen.<br />

/ mit listen sô was daz getân. / swederz man wolde<br />

hân, / warm wazzer oder kalt, / <strong>des</strong> trougen dir rôre<br />

mit gewalt / den beiden bütten genuoc. / ein êrîn antwerc<br />

ez truoc / anderthalp ûz dem bade dan, / als<br />

wir daz vernomen hân».<br />

7<br />

La reine «fit estuves et baings chaufer à Vc (cinq<br />

cent) cuves, s’i fist les vaslez entrer por baigner et por<br />

estuver» [was etwa wie folgt frei übersetzt werden<br />

kann: Die Königin «machte Schwitzbäder<br />

und heisse Bäder in 500 Wannen, wenn sie<br />

früh zwischen Bad oder Schwitzbad wählte»]<br />

Jean Mesqui, Châteaux et enceintes de la<br />

France médiévales, tome 2 (Paris 1993) 186.<br />

8<br />

Übersetzt nach Jean Mesqui (wie Anm. 7)<br />

186.<br />

9<br />

Jean Mesqui (wie Anm. 7) 183–184.<br />

10<br />

Burkhard Lohmann und Thomas Stolle, Zusammenfassung<br />

der archäologischen Geländeund<br />

Bauuntersuchungen auf der Runneburg.<br />

In: Cord Meckseper (Hrsg.), Burg Weissensee<br />

«Runneburg», Thüringen: Baugeschichte<br />

und Forschung (Frankfurt/Main 1998),<br />

96–145, insbesondere 104–106.<br />

11<br />

Mathias Hensch, Eine hochmittelalterliche<br />

Kemenate und ein Saalgebäude <strong>des</strong> späten 10.<br />

Jahrhunderts in Schloss Sulzbach. In: Das archäologische<br />

Jahr in Bayern 1995, 145–147.<br />

12<br />

Carl-Friedrich Seebach, Freilegung einer frühmittelalterlichen<br />

Heissluftheizung auf der<br />

sächsischen Königspfalz Werla. Mannus 33,<br />

1941, 256–273.<br />

13<br />

Klaus Bingenheimer, Die Luftheizungen <strong>des</strong><br />

Mittelalters (Hamburg 1998) 74–79.<br />

14<br />

Denkbar wäre u.U. eine gewisse Regulierung<br />

der Lufttemperatur z.B. durch den Betrieb<br />

von nur einem Feuerraum oder beiden Feuerräumen<br />

zusammen.<br />

15<br />

So z.B. die Lage unter den Gebäuden und die<br />

Abfolge von Arbeitsraum und Feuerraum sowie<br />

speziell zum Schlössel Kanal und Treppenführung<br />

anzuführen.<br />

16<br />

Weissensee hat keinen Kanal, und der Kanal<br />

vom Schlössel besitzt offenbar keine Öffnungen.<br />

17<br />

Joachim Bumke (wie Anm. 5) 160.<br />

18<br />

«… cum stupa balneari, que sita ante castrum<br />

…». Maximilian Weltin, Die Urkunden<br />

<strong>des</strong> Archivs der niederösterreichischen Stände.<br />

Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen<br />

Lan<strong>des</strong>archiv 3, 1979, 35–47. Diesen Hinweis<br />

verdanke ich Frau Manuela Müller, Wien.<br />

19<br />

Jean Mesqui (wie Anm. 7)<br />

Abbildungsnachweis:<br />

1–9: Autor<br />

10: Heidelberger Bilderhandschrift <strong>des</strong> Sachsenspiegel<br />

(Codex Palatinus Germanicus 164 der<br />

Universitätsbibliothek Heidelberg)<br />

Adresse <strong>des</strong> Autors:<br />

Dieter Barz, Frh.-vom-Stein-Str. 19,<br />

D-55232 Alzey.<br />

102


KURZBERICHTE<br />

Neu-Thierstein, Büsserach SO<br />

Manch einer staunte, als am Freitagabend,<br />

21. September 2001 die Ruine<br />

Neu-Thierstein in Büsserach nach<br />

knapp einjähriger Bauzeit wieder der<br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht<br />

wurde. Aus dem «Steinhaufen», der<br />

nach dem Einsturz vom <strong>2.</strong> März <strong>1997</strong><br />

übrig geblieben war, ist ein richtiges<br />

Schloss geworden. Doch nicht alle Besucher<br />

haben Freude am neuen Gebäude.<br />

Die Lücke im Mauerwerk<br />

wurde nämlich mit einem unverkleideten<br />

Beton-Anbau gefüllt und das<br />

Ganze mit einer Glaskonstruktion<br />

überdacht. Entstanden ist eine Mischung<br />

aus mittelalterlicher Bauwerkskunst,<br />

historischen Nachbauten<br />

<strong>des</strong> 19. Jahrhunderts und moderner<br />

Architektur; eine Verbindung zwischen<br />

Alt und Neu, die auf den ersten<br />

Blick etwas aufgesetzt wirkt.<br />

Die Ruine Neu-Thierstein ist ein sehr<br />

gutes Beispiel dafür, wie sich die<br />

Denkmalpflege in den letzten Jahrzenten<br />

gewandelt hat. In den 60er und<br />

70er Jahren war das Thema «alt – neu»<br />

nocht nicht dermassen aktuell gewesen.<br />

Wenn damals an einem alten Gebäude<br />

etwas einstürzte, dann wurde<br />

der Bauteil einfach in altem Stil wieder<br />

aufgebaut. Für ein beschädigtes<br />

Gebäude versuchte man einen Originalzustand<br />

zu bestimmen. Dann<br />

wurde es so wieder aufgebaut, wie man<br />

dachte, dass es ursprünglich ausgesehen<br />

hatte. Heute setzt sich eine etwas<br />

andere Philosophie durch. Sie basiert<br />

auf dem Grundsatz, dass bei Restaurierungen<br />

nicht rekonstruiert, sondern<br />

die historische, originale Substanz eines<br />

Objektes erhalten wird. Je<strong>des</strong> Gebäude<br />

hat seine eigene Identität und<br />

seine Biographie, es steht in einem<br />

geschichtlichen Zusammenhang und<br />

verändert sich mit der Zeit. Wenn ein<br />

Gebäude restauriert wird, so wird auf<br />

diese Veränderungen Rücksicht genommen.<br />

Die Geschichte <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />

bleibt dann ablesbar. Es geht nicht<br />

mehr darum, den so genannten «Originalzustand»<br />

wieder herzustellen.<br />

Bei der Ruine Neu-Thierstein ist man<br />

nach dem gleichen Prinzip vorgegangen.<br />

Bauherrschaft, Architekt und<br />

Denkmalpflege beschlossen, die Fehlstelle<br />

mit Beton zu schliessen. Damit<br />

soll bewusst ein Abschnitt im «Leben»<br />

der Burg dokumentiert werden: der<br />

teilweise Einsturz von <strong>1997</strong> und der<br />

darauffolgende Wiederaufbau. Die<br />

Variante Beton war die weitaus günstigste<br />

Lösung und erfülle ausserdem<br />

einen wichtigen Zweck: der im Felsen<br />

verankerte Beton stützt die übrigen<br />

mittelalterlichen Mauern. Somit kann<br />

die Burg weiterhin bestehen bleiben.<br />

(Nach Giovanni Leardini, Neue Mittelland<br />

Zeitung 19.9.2001)<br />

Gilgenberg, Zullwil SO<br />

60 Jahre Stiftung, 20 Jahre Renovation<br />

und die Einweihung eines «geologischen<br />

Fensters» gaben Anlass zu<br />

einem grossen Fest am 6./7. Juli 2001<br />

auf der Ruine Gilgenberg, hoch über<br />

Zullwil im Schwarzbubenland. Kurt<br />

Kohler, Präsident der Stiftung Schloss<br />

Gilgenberg, berichtete dabei in seiner<br />

Begrüssungsansprache aus den Anfängen<br />

der Stiftung. Vor 60 Jahren bestand<br />

das Stiftungskapital aus 65 Franken,<br />

weshalb damals kaum an eine<br />

Renovation gedacht werden konnte.<br />

Ende der siebziger Jahre interessierte<br />

sich dann der Solothurner Baumeisterverband<br />

für das marode Felsennest.<br />

Lehrlinge <strong>des</strong> kantonalen Verban<strong>des</strong><br />

sicherten das Mauerwerk, die Bäume<br />

wurden aus dem Innenhof entfernt und<br />

1981– anlässlich der 500-Jahr-Feier <strong>des</strong><br />

Kantons Solothurn – wurde die Ruine<br />

schliesslich wieder eröffnet. Diese zwei<br />

Jubiläen gaben den Ausschlag für das<br />

Schlossfest 2001. Darüber werden aber<br />

die ursprünglichen Aufgaben der Stiftung<br />

nicht vernachlässigt. Für den<br />

Unterhalt der Ruine wird weiterhin<br />

gesorgt, ja es werden auch Zukunftspläne<br />

geschmiedet. So solle umstehende<br />

Bäume gefällt werden, um die<br />

Sicht zu verbessern, und ein modernes<br />

Dach möge dereinst die Mauern<br />

vor der Witterung schützen. Weitere<br />

Infos über die Stiftung: www.schlossgilgenberg.ch.<br />

(Nach Christoph Zehnder, Neue Mittelland<br />

Zeitung 11.7.2001)<br />

«Castello» Tremona TI<br />

I militari aiutano gli archeologi. È<br />

quanto sta verificandosi da una settimana<br />

in zona «Castello», a Tremona,<br />

dove un villaggio civile fortificato abbandonato<br />

nel Medioevo è venuto alla<br />

luce grazie al paziente lavoro svolto dai<br />

volontari dell’Associazione ricerche archeologiche<br />

del Mendrisiotto, presieduta<br />

dal professor Alfio Martinelli di<br />

Castel S. Pietro. Il sito da scandagliare,<br />

in una posizione dominante su un’area<br />

collinare è vasto, estendendosi su 20<br />

mila metri quadrati. Da qui la difficoltà<br />

dell’impresa che è stata approvata<br />

dal Consiglio di Stato. «Siamo sempre<br />

ben contenti di trovare qualcuno disposto<br />

a darci una mano», soggiunge<br />

Alfio Martinelli. Che è riuscito a coinvolgere<br />

nel progetto anche sei militari<br />

della Compagnia di Stato maggiore fucilieri<br />

montagna 296 ad hoc, dislocata<br />

a Losone e che ha messo a disposizione<br />

una parte del corso di ripetizione per<br />

spostare sopratutto il materiale di<br />

crollo dei muri perimetrali che ostruisce<br />

il terreno, in vista anche della ripresa,<br />

all’inizio di luglio, di una nuova<br />

campagna di scavi. «Che ci permetta<br />

di trovare conferme con altre case»,<br />

spiega Alfio Martinelli. I numerosi reperti<br />

finora venuti alla luce consentono<br />

di affermare che vi è stata una presenza<br />

umana dal Neolitico al Medioevo,<br />

quando attorno alla metà del XIII sec.<br />

il villaggio è stato distrutto. Ma fino ad<br />

allora le abitazioni a forma quadrata<br />

ospitavano due famiglie. Una grande<br />

operazione che potrebbe anche sfociare<br />

in un’area archeologica aperta al pubblico.<br />

Ma la sfida è impegnativa e per<br />

molto tempo ancora ogni collaborazione,<br />

come questa dei militari, è importante.<br />

Per questo tipo di volontariato<br />

occorre grande attenzione e passione.<br />

(E.G. in Corriere del Ticino, 9.7.2001)<br />

103


Mittelalterlicher Kachelofen<br />

in Möhlin AG<br />

Überreste eines Bauernhofes aus dem<br />

13. Jahrhundert sind in Möhlin im<br />

Aargauer Fricktal unter einer abgebrochenen<br />

Liegenschaft entdeckt worden.<br />

Bis Mitte Juni wurden die bedeutenden<br />

Baureste von der Kantonsarchäologie<br />

untersucht und dokumentiert.<br />

Die Untersuchung lieferte interessante<br />

Ergebnisse zum Hausbau in einem<br />

mittelalterlichen Dorf. Gefunden wurden<br />

unter anderem die Überreste eines<br />

Kachelofens sowie ein nahezu vollständig<br />

erhaltenes Kännchen mit Röhrenausguss.<br />

Das 700-jährige Bauernhaus wurde<br />

nach dem Abbruch einer 400-jährigen<br />

Liegenschaft durch ein Mitglied der<br />

freiwilligen Bodenforscher der «Frick-<br />

talisch-Badischen Vereinigung für<br />

Heimatkunde» entdeckt. Auf den<br />

Fussböden liegende Kohlestücke vom<br />

Gebälk sowie zahlreiche Ascheansammlungen<br />

zeigen, dass das Gebäude<br />

einem verheerenden Brand zum Opfer<br />

gefallen ist. Dabei sind die Wände eingestürzt<br />

und der Boden vollständig<br />

von einer Lehmschicht bedeckt worden.<br />

Wichtige Aufschlüsse auf die<br />

Wohnkultur geben die gefundenen<br />

Trümmer <strong>des</strong> Kachelofens. Der Ofen<br />

bestand aus einer aus Lehm und Steinen<br />

zusammengefügten Kuppel, in die<br />

einfache Keramikkacheln in Becherform<br />

eingebaut waren. Bisher wurden<br />

solche Ofeneinrichtungen vornehmlich<br />

in Burgen und Stadthäusern gefunden.<br />

(sda, Metropol, 30.5.2001)<br />

Neuburg, Mammern TG<br />

Im vergangenen Frühjahr und Sommer<br />

liefen die Sanierungsarbeiten der<br />

Ruine Neuburg bei Mammern auf<br />

Hochtouren. Die vom Einsturz und<br />

Zerfall bedrohte grösste Ruine <strong>des</strong><br />

Kantons wurde umfassend gesichert.<br />

In Zusammenarbeit mit dem kantonalen<br />

Amt für Archäologie, der Gemeinde<br />

Mammern und dem Baumeisterverband<br />

Thurgau wurde durch ein<br />

vorbildliches Miteinander dieses wichtige<br />

Bau- und Kulturdenkmal für die<br />

Nachwelt erhalten.<br />

(Heimatschutz 4/2001, 30)<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Basel<br />

Vortragsreihe der Burgenfreunde<br />

beider Basel<br />

Donnerstag, 14.<strong>2.</strong>2002<br />

18.15–19.00 Uhr*<br />

Serge Volken (Lausanne):<br />

Mit kleinen Schritten zur grossen<br />

Mode – Schuhe im Mittelalter<br />

Donnerstag, 14.3.2002<br />

18.15–19.00 Uhr*<br />

Christoph Reding (Basel/St. Gallen):<br />

Burgen und Städte in St. Gallen<br />

(Arbeitstitel)<br />

Samstag, 13.4.2002<br />

Jahresversammlung<br />

in der badischen Nachbarschaft<br />

* die Vorträge finden im Kollegiengebäude<br />

der Universität Basel, Petersplatz1,<br />

statt (voraussichtlich Hörsaal19).<br />

Detailinformationen oder separate<br />

Einladungen für einzelne Vorträge:<br />

Christoph Matt, Schauenburgerstr. 20,<br />

4052 Basel, 061 312 65 74. E-mail:<br />

christoph.matt@bs.ch<br />

PUBLIKATIONEN<br />

Holzbauten – Construction en<br />

bois – Costruzioni in legno<br />

Kunst + Architektur in der Schweiz 52,<br />

2001/3. Hrsg. von der Gesellschaft für<br />

Schweizerische Kunstgeschichte Bern – 80<br />

Seiten. ISSN 1421-086 X<br />

Zum Thema – A propos ... – Su questo<br />

nummero. Christophe Bocherens:<br />

Les églises médiévales en bois dans la<br />

région de Genève. Georges Descœudres:<br />

«Ob solche Heuser gleich wol nit<br />

schöner gestalt, sind sie doch vest und<br />

ein ewig werck» – Blockbauten und<br />

ihre Wahrnehmung. Daniel Gutscher:<br />

«Weg mit euch, mit den Wänden von<br />

Quadersteinen» – Holzbau in der<br />

Stadt <strong>des</strong> Mittelalters. Laurenz Hungerbühler:<br />

Die wechselvolle Geschichte<br />

eines Fachwerkbaues – ein<br />

Fallbeispiel aus St. Gallen. Nicola Navone:<br />

Strutture lignee per elevare colonne<br />

– Antonio Adamini «architetto<br />

e gran meccanico» a San Pietroburgo.<br />

Christina Horisberger: Die Rezeption<br />

<strong>des</strong> «Chalet suisse» in Frankreich zwischen<br />

Fortschritt und Folklore. Dieter<br />

Schnell: Chalet oder Bungalow Zur<br />

Schweizer Holzbaupropaganda in den<br />

1930er Jahren.<br />

Cornelia Stäheli<br />

Schloss Wolfsberg bei<br />

Ermatingen<br />

Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 687<br />

(2000) – 40 Seiten. Zu bestellen bei Gesellschaft<br />

für Schweizerische Kunstgeschichte,<br />

Pavillonweg 2, Postfach, CH-<br />

3001 Bern. Broschiert, CHF 9.–<br />

Stefan Länzlinger,<br />

Martin Lengwiler<br />

Festung Fürigen<br />

Schweizerische Kunstführer GSK Nr. 689<br />

(2000) – 40 Seiten. Zu bestellen bei<br />

Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte,<br />

Pavillonweg 2, Postfach,<br />

CH-3001 Bern. Broschiert, CHF 9.–<br />

Jahrbuch <strong>des</strong> Oberaargaus<br />

2000<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Daniel Gutscher / Martin Portmann:<br />

Archäologische Beobachtungen im<br />

Städtli Wangen an der Aare (S. 47–70).<br />

104


Hans Rudolf Sennhauser<br />

St. Gallen – Klosterplan und<br />

Gozbertbau<br />

Zur Rekonstruktion <strong>des</strong> Gozbertbaues und<br />

zur Symbolik <strong>des</strong> Klosterplanes; zwei Aufsätze.<br />

Institut für Denkmalpflege Band 23, vdf<br />

Hochschulverlag AG an der ETH Zürich,<br />

2001. 40 Seiten, zahlreiche Abbildungen<br />

und Pläne, A4 geheftet. CHF 28.–; EUR<br />

17,90.<br />

ISBN 3-7281-2816-3<br />

Seit Georg Dehio 1892 auf die Diskrepanz<br />

zwischen Zeichnung und Massbeischriften<br />

<strong>des</strong> St. Galler Klosterplanes<br />

(um 820) aufmerksam gemacht<br />

hat, sind verschiedene Versuche zur<br />

Lösung <strong>des</strong> «Widerspruchs im St. Galler<br />

Klosterplan» (Walter Boeckelmann<br />

1956) unternommen worden, die vom<br />

Schreiberversehen bis zur Korrektur<br />

unter dem Einfluss von Reformsynoden<br />

reichen. In den Jahren 1964–66<br />

konnten in der St. Galler Kathedrale<br />

die Reste der von Abt Gozbert<br />

(816–837) erbauten Klosterkirche ergraben<br />

werden; der 1979 veröffentlichte<br />

Plan bringt ein neues Element in<br />

die Diskussion, das man bisher jedoch<br />

noch kaum wörtlich genommen hat.<br />

Ausgehend von der Tatsache, dass mit<br />

den Massbeischriften alle wesentlichen<br />

Daten <strong>des</strong> Gozbertbaues – aber keine<br />

zusätzlichen – gegeben sind, wird hier<br />

ein Erklärungsversuch vorgelegt, der<br />

darauf verzichtet, beim einen Element<br />

Anleihen für vermeintlich fehlende<br />

Teile <strong>des</strong> anderen zu suchen. Er nimmt<br />

Zeichnung, Massbeischriften und den<br />

unter Abt Gozbert ausgeführten Bau je<br />

wörtlich und lässt jedem seine Selbstständigkeit.<br />

Meistens wird der St. Galler Klosterplan<br />

als « Bauplan» gewürdigt. Die im<br />

zweiten Aufsatz herausgestellte Kreuzes-<br />

und Paradiesessymbolik zeigt<br />

ausschnittweise eine andere Seite: den<br />

Klosterplan als Kunstwerk. Das Klosterleben<br />

stellt dem Mönch den ganzen<br />

Tag über und allerorten das Geheimnis<br />

der Erlösung durch Christus am Holz<br />

<strong>des</strong> Lebens und das himmliche Paradies<br />

als Ziel vor Augen: im «Labora»<br />

<strong>des</strong> täglichen Lebens, verkörpert durch<br />

die «Werkstätten» der Heiligung, die<br />

Konventbauten am Kreuzgang und<br />

die Wirtschaftsbauten. Im «Ora», dem<br />

Gottesdienst in der Kirche, wo sich der<br />

Chor der Mönche mit den Chören der<br />

Engel vereinigt. Und schliesslich im<br />

Sterben, auf dem Plan anschaulich<br />

gemacht durch die Darstellung <strong>des</strong><br />

Friedhofes mit seinen Fruchtbäumen<br />

und Sträuchern, die das «vornehmste<br />

Holz» <strong>des</strong> Kreuzes, den «Lebensbaum<br />

aus dem Paradies» umgeben, «an dem<br />

die Früchte <strong>des</strong> ewigen Heils durften».<br />

Richard Barber / Juliet Barker<br />

Die Geschichte <strong>des</strong> Turniers<br />

Aus dem Englischen übersetzt von Harald<br />

Erhardt. Artemis & Winkler, Düsseldorf/<br />

Zürich, Lizenzausgabe bei der Wissenschaftlichen<br />

Buchgesellschaft Darmstadt,<br />

2001. Ca. 300 Seiten, mit zahlreichen<br />

farbigen Abbildungen. Gebunden mit<br />

Schutzumschlag.<br />

B-15915-2, DEM 46.–; EUR 23,52<br />

(www.wbg-darmstadt.de)<br />

Das Turnier war im Mittelalter ein<br />

zentrales Ereignis der ritterlichen und<br />

höfischen Kultur. Ausgehend von den<br />

Ursprüngen behandeln die beiden<br />

namhaften englischen Mittelalterforscher<br />

das Turnierwesen in den einzelnen<br />

europäischen Ländern und seine<br />

Wandlungen im Lauf der Epochen<br />

vom hohen zum späten Mittelalter. Sie<br />

schildern die Durchsetzung <strong>des</strong> Turniers<br />

gegen den Widerstand der Kirche<br />

und die verschiedenen Formen wie<br />

Buhurd (Gruppenturnier) und Tjost<br />

(Zweikampf) sowie die oft an die<br />

Artus-Epik (Tafelrunde) angelehnten<br />

Bräuche und Rituale.<br />

Helge Wittmann (Hrsg.)<br />

Memleben. Königspfalz –<br />

Reichskloster – Propstei<br />

Michael Imhof Verlag, Petersberg 2001.<br />

312 Seiten, 175 teils farbige Abbildungen.<br />

Erhältlich bei der Wissenschaftlichen<br />

Buchgesellschaft Darmstadt. B-15866-0,<br />

DEM 49,90; EUR 25,51 (www.wbgdarmstadt.de).<br />

Memleben an der Unstrut erlangte<br />

durch den Tod Ottos I. (973) und die<br />

nachfolgende Gründung <strong>des</strong> Reichsklosters<br />

Memleben (975/979) zu seinem<br />

Gedenken besondere Bedeutung.<br />

Dieser Begleitband der Dauerausstellung<br />

«Memleben – Sterbeort Kaiser<br />

Otto <strong>des</strong> Grossen» führt anschaulich in<br />

die frühe ottonische Geschichte ein<br />

und stellt die zeittypischen Vorstellungen<br />

und Praktiken im Umgang mit<br />

Sterben und Tod vor. Weitere Beiträge<br />

widmen sich der Geschichte von Pfalz,<br />

Reichskloster und Propstei Memleben<br />

von der Frühzeit bis zur Reformation.<br />

Günther Binding (Hrsg.)<br />

Der mittelalterliche Baubetrieb<br />

in zeitgenössischen Abbildungen<br />

Bearbeitet von A. Bernhöft, E. Birkenstock,<br />

L. Frahm und M. Spitz. Mit Zeichnungen<br />

von M. Schönenborn und A. Steinmetz-Oppelland.<br />

Wissenschaftliche Buchgesellschaft<br />

Darmstadt, 2001. 216 Seiten<br />

mit etwa 670 Schwarzweissabbildungen,<br />

gebunden.<br />

B-15488-6, DEM 49,90; EUR 25,51<br />

(www.wbg-darmstadt.de).<br />

Dieser reich bebilderte Katalog lässt<br />

den mittelalterlichen Baubetrieb<br />

(800–1500) wieder lebendig werden.<br />

Die zeitgenössischen Darstellungen<br />

werden meist als Umzeichnungen dargeboten<br />

und zeigen den Baubetrieb,<br />

die eingesetzten Werkzeuge, Transportmittel,<br />

Aufzüge und Gerüste.<br />

Klaus Humpert /<br />

Martin Schenk<br />

Entdeckung der mittelalterlichen<br />

Stadtplanung<br />

Das Ende vom Mythos der «gewachsenen<br />

Stadt». Theiss Verlag Stuttgart, 2001.<br />

Etwa 400 Seiten mit zahlreichen farbigen<br />

Abbildungen und etwa 250 kolorierten Planzeichnungen.<br />

Gebunden mit Schutzumschlag.<br />

Dazu eine CD-ROM mit 2 selbstausführenden<br />

Projektordateien für PC mit<br />

Betriebssystem Windows oder Macintosh.<br />

DEM 54.–; EUR 27,61 (www.wbgdarmstadt.de).<br />

Neue Forschungsergebnisse zeigen,<br />

dass viele Gründungsstädte in einer<br />

einzigen grossen Massnahme ausgemessen<br />

wurden, ihnen also eine exakte<br />

Geometrie zugrunde liegt. Die Autoren<br />

weisen in diesem reich bebilderten<br />

Band überzeugend nach, dass viele der<br />

zunächst organisch erscheinenden mittelalterlichen<br />

Stadtgrundrisse Ergebnisse<br />

bewusster Entscheidungen und<br />

Leistungen von Planern waren.<br />

Peter-A. Schwarz<br />

Aussenkrypta – die archäologische<br />

Informationsstelle unter<br />

der Pfalz <strong>des</strong> Basler Münsters.<br />

Archäologische Denkmäler in Basel 1.<br />

Hrsg. von der Archäologischen Bodenforschung<br />

Basel-Stadt, 2001 – 30 Seiten.<br />

Broschiert, CHF 5.–<br />

ISBN 3-905098-31-8<br />

105


Jürg Rychener<br />

Was ist Archäologie<br />

Annäherung an einen Traum. Augster<br />

Museumshefte 27. Hrsg. von der Römerstadt<br />

Augusta Raurica, Augst 2001 –<br />

40 Seiten mit 60 Abbildungen. CHF 18.–<br />

ISBN 3-7151-1027-9<br />

Die übersichtliche und leicht lesbare<br />

Broschüre begleitet den Leser, die Leserin<br />

in den reellen Alltag der Archäologinnen<br />

und Archäologen. Der Leitfaden<br />

ist von einem erfahrenen Fachmann<br />

und Praktiker für ein breites<br />

Publikum geschrieben. Jürg Rychener<br />

berichtet über die Arbeitsweise im<br />

Feld, bei Wind und Wetter, über die<br />

Dokumentationstechnik und vor allem<br />

– und dies ist einzigartig im einschlägigen<br />

Schrifttum – über die kulturgeschichtlichen<br />

Schwerpunkte und<br />

Fragestellungen, die immer das Ziel<br />

archäologischer Arbeit sein sollten. So<br />

entsteht ein ganz anderes Bild von der<br />

Erforschung unserer Vergangenheit:<br />

nicht der einzelne schöne Fundgegenstand,<br />

das «Kunstobjekt», ist das Ziel<br />

allen Ausgrabens, sondern die wissenschaftliche<br />

Befragung der Erdschichten<br />

und der Fundumstände sowie die<br />

peinlich genaue Dokumentation der<br />

Zusammenhänge schon auf den Ausgrabungen.<br />

Nur so eröffnen sich Aussagen<br />

über die Lebensweise unserer<br />

Vorfahren, nur mit diesem modernen<br />

Verständnis kann heute die Geschichte<br />

von Epochen geschrieben werden, die<br />

noch keine Schrift kannten oder zumin<strong>des</strong>t<br />

wenig Schriftliches hinterlassen<br />

haben.<br />

Klosterinsel Reichenau<br />

im Bodensee<br />

UNESCO Weltkulturerbe<br />

Zusammengestellt von Matthias Untermann,<br />

mit Beiträgen von Matthias Untermann,<br />

Germaid Ruck, Dörthe Jakobs,<br />

Kurt Kramer, Frank T. Leusch, Petra<br />

Wichmann, Birgit S. Neuer, Silvia Lazar,<br />

Helmut Schlichtherle und anderen. Hrsg.<br />

vom Lan<strong>des</strong>denkmalamt Baden-Württemberg,<br />

Arbeitshefte Band 8. Konrad Theiss<br />

Verlag Stuttgart 2001 – 352 Seiten mit<br />

173 meist farbigen Abbildungen, Plänen<br />

und Karten sowie einer CD-ROM. Kartoniert,<br />

DM 98.–; ab 1.1.2002 EUR<br />

49,90.<br />

ISBN 3-8062-1677-0<br />

Im Jahr 2000 wurde die Klosterinsel<br />

Reichenau im Bodensee in die Weltkulturerbeliste<br />

der UNESCO eingetragen.<br />

Die universelle Bedeutung der<br />

Reichenau umfasst zwei wesentliche<br />

Aspekte. Sie legt in herausragender<br />

Weise Zeugnis ab von der religiösen<br />

und kulturellen Ausstrahlung eines<br />

grossen Benediktinerklosters im Mittelalter.<br />

Zugleich ist das Erscheinungsbild<br />

der Klosterinsel trotz aller<br />

Verluste im Lauf der Jahrhunderte bis<br />

heute anschaulich erhalten geblieben.<br />

Die herausragenden Monumente – die<br />

Abteikirche von Mittelzell, die Stiftskirche<br />

St. Georg in Oberzell mit ihren<br />

einzigartigen, weltberühmten Wandmalereien<br />

und die Stiftskirche von<br />

Niederzell – sind sichtbare Zeugen für<br />

die universelle Bedeutung <strong>des</strong> 1799<br />

endgültig aufgelösten Klosters. Aber<br />

auch die vielen anderen Bauwerke zeugen<br />

von der Besiedlung und Administration<br />

einer solchen Klosterinsel. Und<br />

nicht zuletzt haben die grossen, schon<br />

immer der Landwirtschaft dienenden<br />

Freiflächen ihre Nutzung kontinuierlich<br />

bewahrt.<br />

Für den 1998–1999 erarbeiteten<br />

UNESCO-Antrag waren nicht nur die<br />

älteren und aktuellen Forschungsergebnisse<br />

zu den Bau- und Kunstdenkmälern<br />

der Reichenau und zu ihrer<br />

Geschichte zusammengetragen, sondern<br />

auch neue Forschungen initiiert<br />

worden. Der hier vorliegende Band<br />

dokumentiert den UNESCO-Antrag:<br />

Der Antrag selbst, die Gutachten, Verwaltungsdokumente<br />

und Listen sind<br />

unverändert abgedruckt. Im Hauptteil<br />

wird einleitend versucht, Begründung<br />

wie Kriterien der Ertragung darzulegen,<br />

und er präsentiert die 1999 zusammengetragenen<br />

und erarbeiteten<br />

Forschungen.<br />

Michael Losse / Hans Noll<br />

Burgen, Schlösser, Festungen<br />

im Hegau<br />

Wehrbauten und Adelssitze im westlichen<br />

Bodenseegebiet. Michael Greuter Verlag<br />

Singen 2001. – 156 Seiten mit zahlreichen<br />

Farbabbildungen.<br />

ISBN 3-9806273-2-2<br />

Der Hegau ist vermutlich die Region<br />

Deutschlands mit der grössten Dichte<br />

an Burgen, Schlössern und verwandten<br />

Bauten. Nach den ersten Ergebnissen<br />

der Ende 1999 begonnenen Inventarisation<br />

all jener Objekte ist bekannt,<br />

dass es im «historischen Hegau» (der<br />

auch Teile der Schweiz umfasst) mehr<br />

als 320 Burgen, Schlösser und Festungen,<br />

Stadt- und Ortsbefestigungen,<br />

Wehrkirchen und -kirchhöfe sowie<br />

Ringwälle und Wallbefestigungen gab.<br />

Um auch der interessierten Öffentlichkeit<br />

diesen einzigartigen Bestand<br />

historischer Bauten bewusst zu machen<br />

und jene über die beiden obligatorischen<br />

«Burgbesichtigungsprogrammpunkte»<br />

– 1. Turmbesteigung<br />

und <strong>2.</strong> Besuch der Burggaststätte! –<br />

hinaus erfahrbar zu machen, hat man<br />

sich entschlossen, im Hegau die «Burgenerlebniswege»<br />

anzulegen. Vor diesem<br />

Hintergrund entstand das vorliegende<br />

Buch, das keine Gesamtdarstellung<br />

aller Burgen, Schlösser und<br />

Festungen im Hegau bieten kann: Es<br />

soll vielmehr ein Lese- und Bilderbuch<br />

sein, das Interesse weckt, zu eigenen<br />

Erkundungen im Hegau anregt, den<br />

Blick für das historische Erbe öffnet<br />

und – im Idealfall – Verantwortung<br />

weckt, für diese Zeugen einer wahrlich<br />

nicht immer «guten alten Zeit».<br />

Ausgewählt wurden einerseits Burgen<br />

und Schlösser, die wahrzeichenhaft<br />

für den Hegau stehen – Hohentwiel,<br />

Hohenhewen, Hohenkrähen, Hohenstoffeln<br />

–, andererseits solche, die als<br />

Ausflugsziele vielen Menschen im<br />

Hegau bekannt sein dürften, wie der<br />

Alte Turm in Aach, das Friedinger<br />

Schlössle, das Schloss Langenstein, die<br />

Nellenburg, die Tudoburg und die<br />

Wasserburg, und schliesslich solche<br />

Bauten, die selbst den meisten Einheimischen<br />

kaum bekannt sein dürften,<br />

wie etwa der Burgstall in Bargen, die<br />

Burgen rund um Bohlingen, der Burgstall<br />

und die Schanze auf dem Plören<br />

oder das Schloss in Mühlhausen.<br />

Hans Schöpf<br />

Volksmagie<br />

Vom Beschwören, Heilen und Liebe zaubern.<br />

Verlag Styria Graz/Wien/Köln 2001 –<br />

223 Seiten mit zahlreichen Abbildungen<br />

und Strichzeichnungen. Gebunden, CHF<br />

41.80.<br />

ISBN 3-222-12878-2<br />

Wer hat nicht schon davon geträumt,<br />

magische Kräfte zu besitzen oder<br />

durch einen geheimen Zauberspruch<br />

ganz bestimmte Ziele zu erreichen<br />

Wer denkt nicht sofort an Pech, wenn<br />

ein Spiegel bricht oder eine schwarze<br />

Katze die Strasse überquert Kennen<br />

Sie den «Bösen Blick» oder das Geheimnis<br />

der Alraune – und wissen Sie,<br />

was eine «Flugsalbe» ist<br />

106


Lesen Sie in diesem Buch über uralte<br />

magische Praktiken und Aberglauben<br />

aus vergangenen Zeiten und staunen<br />

Sie darüber, wie viel sich davon bis in<br />

die Gegenwart erhalten konnte!<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Kraft und Geheimnis der Sympathie –<br />

Magische Heilkunde – Liebeszauber –<br />

Totenbeschwörung – Exorzismus –<br />

Zauberei und Hexenwesen – Magie der<br />

Pflanzen – Mondphasen. Mit Literaturverzeichnis<br />

und Sachwortregister.<br />

Alfred Wyss, Hans Rutishauser,<br />

Marc Antoni Nay (Hrsg.)<br />

Die mittelalterlichen Wandmalereien<br />

im Kloster Müstair<br />

Grundlagen zu Konservierung und Pflege.<br />

Institut für Denkmalpflege Band 22, vdf<br />

Hochschulverlag AG an der ETH Zürich,<br />

200<strong>2.</strong> 212 Seiten, zahlreiche Abbildungen<br />

und Pläne, A4 gebunden. CHF 78.–;<br />

EUR 49,90.<br />

ISBN 3-7281-2803-1<br />

Die mittelalterlichen Wandmalereien<br />

der Klosterkirche von Müstair haben<br />

in ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte,<br />

vor allem aber in den gut 100<br />

Jahren nach ihrer Entdeckung im Jahr<br />

1894 ein wechselvolles Schicksal gehabt.<br />

Seit ihrer Freilegung und ersten<br />

grossen Restaurierung in den Jahren<br />

1947–51 gelang es Restauratoren und<br />

Technologen grundlegende Erkenntnisse<br />

zur Maltechnik, den Schadensbildern<br />

und -ursachen zusammenzutragen<br />

und daraus Massnahmen zur<br />

Konservierung zu entwickeln. Manche<br />

dieser Massnahmen waren zwar erfolgreich.<br />

Nach wie vor sind aber die Malereien<br />

in hohem Masse gefährdet.<br />

Anlässlich eines internationalen Kolloquiums<br />

haben Fachleute die bisherigen<br />

Erkenntnisse und Massnahmen<br />

kritisch beurteilt und Anregungen<br />

zum weiteren Vorgehen diskutiert.<br />

Der vorliegende Band enthält die<br />

Referate dieses Kolloquiums, darunter<br />

den stark erweiterten Beitrag von Restaurator<br />

Oskar Emmenegger, der die<br />

Entdeckungen und Erfahrungen seiner<br />

vierzigjährigen Beschäftigung mit den<br />

Malereien von Müstair zusammenfasst,<br />

den Überblick von Alfred Wyss<br />

über die Restaurierungsgeschichte bis<br />

1960, der anhand von Schriftquellen<br />

auch Einblick in die Entscheidungswege<br />

der damaligen Experten gibt,<br />

schliesslich eine erste Einschätzung<br />

der neu entdeckten frühmittelalterlichen<br />

Malereien in der Heiligkreuzkapelle,<br />

die ähnlich komplexe Erhaltungsprobleme<br />

bieten.<br />

SAGW–Jahresbericht 2001<br />

Die Schweizerische Akademie der<br />

Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

(SAGW) publiziert einen Jahresbericht,<br />

der auch Mitgliedern der<br />

angeschlossenen Gesellschaften unentgeltlich<br />

zugesandt wird. Zu<br />

bestellen bis 1. März 2002 bei der<br />

SAGW, Generalsekretariat, Hirschengraben<br />

11, Postfach 8160,<br />

3001 Bern (sagw@sagw.unibe.ch).<br />

Der Bericht wird im Mai 2002 ausgeliefert.<br />

VEREINSMITTEILUNGEN<br />

Zürcher Vortragsreihe<br />

Programm 2002<br />

Donnerstag, 17.1.2002<br />

Dr. Joachim Zeune<br />

Büro für Burgenforschung, Eisenberg/Zell<br />

(D)<br />

Zwingburg und Raubritternest –<br />

Die mittelalterliche Burg im Licht<br />

moderner Burgenforschung: Gedanken<br />

zum Nachdenken.<br />

Das 18. und 19. Jahrhundert haben<br />

uns ein völlig falsches, da teilweise frei<br />

erfundenes Bild <strong>des</strong> Mittelalters und<br />

auch der Burgen hinsichtlich ihrer<br />

Funktion und ihres Aussehens vermittelt.<br />

Auch heute noch geistern diese<br />

unsinnigen Vorstellungen durch Lehrmittel<br />

und Medien. Der Vortrag zeigt<br />

– nicht zuletzt anhand zahlreicher Beispiele<br />

aus der eigenen, praktischen<br />

Arbeit –, warum und wie diese irrige<br />

Vorstellungen entstanden, wie das<br />

Mittelalter seine Burgen sah, wozu<br />

Burgen tatsächlich dienten, wie sie<br />

wirklich aussahen. Darüber hinaus<br />

wird versucht, ein realitätsnahes Abbild<br />

<strong>des</strong> Mittelalters selbst zu zeichnen.<br />

Donnerstag, 28.<strong>2.</strong>2002<br />

Cornel Doswald, lic. phil.,<br />

Mitglied der IVS-Fachleitung<br />

«alle bruggen, steg und weg ... Jnn<br />

ehren haben und halten» – Altstrassenforschung<br />

im Kanton Zürich<br />

aus der Sicht <strong>des</strong> Inventars historischer<br />

Verkehrswege der Schweiz<br />

Anhand der Arbeiten <strong>des</strong> Inventars<br />

historischer Verkehrswege der Schweiz<br />

(IVS) versuchen wir, Einblick in die<br />

Fragestellungen und Möglichkeiten<br />

der Altstrassenforschung zu geben.<br />

Dabei schenken wir den Verhältnissen<br />

<strong>des</strong> Mittelalters und der Frühen Neuzeit<br />

besondere Aufmerksamkeit, im<br />

Hinblick auf die allgemeine Quellenlage,<br />

die archäologischen Befunde und<br />

die methodischen Ansätze, aber auch<br />

im Hinblick auf die einstige und heutige<br />

Gestalt von Wegen und Brücken,<br />

die ausführlich veranschaulicht werden.<br />

Nicht zuletzt gehen wir auch auf<br />

die aktuelle landschaftliche Bedeutung<br />

historischer Wege und auf deren<br />

Schutz und Nutzung ein.<br />

Die Vorträge finden um 18.15 Uhr in der<br />

Universität Zürich-Zentrum statt.<br />

Samstag, 23.3.2002<br />

Exkursion:<br />

13.40 bis ca. 17.00 Uhr<br />

Wege, Brücken und Burgen zwischen<br />

Flaach und Eglisau<br />

Abwechslungsreiche Wanderung auf<br />

krummen Wegen von Flaach über<br />

Rüdlingen nach Eglisau. Unterwegs<br />

lernen wir alte Wege, Strassen und<br />

Brücken würdigen und begegnen<br />

stattlichen Herrensitzen und Erdwerke.<br />

Führung: Cornel Doswald, Referent<br />

<strong>des</strong> Vortrages vom 28.<strong>2.</strong>200<strong>2.</strong><br />

Treffpunkt: 13.40 Uhr, Post Flaach.<br />

107


Zürich ab 1<strong>2.</strong>36 S5<br />

Rafz an 13.13<br />

Rafz ab 13.15 Bus<br />

Flaach an 13.37<br />

oder<br />

Zürich ab 1<strong>2.</strong>18 S12<br />

Winterthur an 1<strong>2.</strong>38<br />

Winterthur ab 1<strong>2.</strong>42 Bus<br />

Flaach an 13.15<br />

Gäste sind stets willkommen. Die Veranstaltungen<br />

sind unentgeltlich.<br />

Dr. Renata Windler, Tel 01 259 29 63<br />

Dr. Heinrich Boxler, Tel 01 923 41 34<br />

Veranstaltungsprogramm 2002<br />

25.5.2002: Exkursion nach<br />

Hallwil<br />

7.–9.8.2002: Junior-Club SBB<br />

in Bubikon<br />

24./25.8.2002: 75 Jahre Schweizerischer<br />

Burgenverein<br />

Generalversammlung<br />

in Zürich<br />

21./2<strong>2.</strong>9.2002: Exkursion ins<br />

Vintschgau<br />

7.–11.10.2002: Junior-Club SBB<br />

im Kandertal<br />

Herbstexkursion 2<strong>2.</strong>9.2001<br />

Am Samstag, 2<strong>2.</strong>9.2001 besammelten<br />

sich am Bahnhof Langenthal 36 Mitglieder<br />

<strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong><br />

zur Herbstexkursion 2001.<br />

Trotz Regen und Nebel wurde am Vormittag<br />

die Burgruinen Langenstein und<br />

Grünenberg bei Melchnau BE besichtigt.<br />

Andreas Morgenthaler, der Präsident<br />

<strong>des</strong> Vereins Burgruine Grünenberg,<br />

bot einen ausführlichen Einblick<br />

in den Verlauf der Erhaltung und Konservierung<br />

der Ruine. Dr. Daniel Gutscher<br />

vom Archäologischen Dienst<br />

Bern erläuterte unter dem Schutzdach<br />

in der Ruine die Geschichte der Burg<br />

und Herrschaft Grünenberg, wies auf<br />

die Besonderheit <strong>des</strong> unter dem Schutzdach<br />

liegenden Kapellenbodens mit<br />

St. Urban-Ziegelplatten hin und diskutierte<br />

mit den Teilnehmern über den<br />

Bau <strong>des</strong> Schutzdaches und die Massnahmen<br />

bei der Konservierung der<br />

Mauern. Weitere Informationen zu<br />

Grünenberg finden Sie unter www.<br />

grünenberg.ch.<br />

Nach dem Mittagessen in Melchnau<br />

fuhr die Gruppe mit dem Bus zur<br />

Burgruine Kastelen bei Alberswil LU.<br />

Der imposante Wohnturm – wohl eher<br />

als Donjon zu bezeichen – wurde in<br />

den vergangenen Jahren konserviert.<br />

Nach der Begrüssung durch den Verein<br />

Burg Kastelen berichtete dipl. Ing.<br />

ETH Jakob Obrecht über die Dokumentation<br />

und Erhaltungsarbeiten am<br />

Turm. Auch hier wurde mit den Exkursionsteilnehmern<br />

einzelne Konservierungsmassnahmen<br />

diskutiert. Da<br />

das Baugerüst noch stand, hatten die<br />

Besucher die einzigartige Möglichkeit,<br />

das Innere <strong>des</strong> Turmes selber eingehend<br />

zu erkunden. Da waren im <strong>2.</strong><br />

Obergeschoss die Spuren einer Kapelle<br />

in der Nordostecke zu erkennen. Im 3.<br />

Obergeschoss konnte man die frisch<br />

eingesetzten Nischenfenster betrachten<br />

und auf der Mauerkrone waren an<br />

der Nordostecke die strahlenförmig<br />

angeordneten Balkenlager eines Ecktürmes<br />

zu sehen.<br />

Zur finanziellen Unterstützung der<br />

Konservierungsarbeiten verkauft der<br />

Verein symbolisch die Werksteine der<br />

Aussenfassade. Auf einer steingerechten<br />

Aufnahme sind alle Steine durchnummeriert.<br />

Durch Überweisen <strong>des</strong><br />

vom Vorstand <strong>des</strong> Vereins festgesetzten<br />

Betrages erhält der Käufer ein Dokument,<br />

das ihn als Besitzer eines Steines<br />

<strong>des</strong> Turmes ausweist.<br />

Weitere Informationen dazu unter<br />

www.kastelen.ch.<br />

Jahresgabe 2001:<br />

Burg Zug<br />

In der Reihe der «Schweizer Beiträge<br />

zur Kulturgeschichte und Archäologie<br />

<strong>des</strong> Mittelalters», herausgegeben vom<br />

<strong>Schweizerischen</strong> Burgenverein, wird<br />

als Band 28 eine Monographie über die<br />

Forschungen in der Burg Zug erscheinen.<br />

Die auf das Jubiläumsdatum der<br />

Burg im Juni 2002 vorgesehene Veröffentlichung<br />

verschiebt sich in den<br />

Herbst. Die Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong><br />

<strong>Burgenvereins</strong> werden zur gegebenen<br />

Zeit diesen Band zugeschickt<br />

erhalten.<br />

Jahresgabe 2002:<br />

Festschrift Werner Meyer<br />

In derselben Reihe wird als Band 29<br />

die «Festschrift Werner Meyer zum<br />

65. Geburtstag» erscheinen. Der Band<br />

wird Ende Juni 2002 als Jahresgabe<br />

2002 an die Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong><br />

<strong>Burgenvereins</strong> verschickt. Für<br />

die Mitglieder besteht die Möglichkeit,<br />

sich in die Gratulationstafel (tabula<br />

gratulatoria) eintragen zu lassen.<br />

Näheres dazu finden Sie auf dem beiliegenden<br />

Informationsblatt.<br />

108


PUBLIKATIONEN DES SCHWEIZERISCHEN BURGENVEREINS<br />

Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie <strong>des</strong> Mittelalters<br />

Band 1, 1974<br />

Werner Meyer. Alt-Wartburg im<br />

Kanton Aargau. Bericht über die<br />

Forschungen 1967<br />

Band 2, 1975 (vergriffen)<br />

Jürg Ewald (u.a.). Die Burgruine<br />

Scheidegg bei Gelterkinden.<br />

Berichte über die Forschungen<br />

1970–1974<br />

Band 3, 1976*<br />

Werner Meyer (u.a.). Das Castel<br />

Grande in Bellinzona.<br />

Bericht über Ausgrabungen und<br />

Bauuntersuchungen von 1967<br />

Band 4, 1977*<br />

Maria-Letizia Boscardin / Werner<br />

Meyer. Burgenforschung in Graubünden.<br />

Die Grottenburg Fracstein<br />

und ihre Ritzzeichnungen. Die Ausgrabungen<br />

der Burg Schiedberg<br />

Band 5, 1978*<br />

Burgen aus Holz und Stein, Burgenkundliches<br />

Kolloquium Basel 1977 –<br />

50 Jahre Schweizerischer<br />

Burgenverein. Beiträge von Walter<br />

Janssen, Werner Meyer, Olaf Olsen,<br />

Jacques Renaud, Hugo Schneider,<br />

Karl W. Struwe<br />

Band 6, 1979*<br />

Hugo Schneider. Die Burgruine<br />

Alt-Regensberg im Kanton Zürich.<br />

Bericht über die Forschungen<br />

1955–1957<br />

Band 7, 1980 (vergriffen)<br />

Jürg Tauber. Herd und Ofen im<br />

Mittelalter. Untersuchungen<br />

zur Kulturgeschichte am archäologischen<br />

Material vornehmlich<br />

der Nordwestschweiz<br />

(9.–14. Jahrhundert)<br />

Band 8, 1981 (vergriffen)<br />

Die Grafen von Kyburg. Kyburger<br />

Tagung 1980 in Winterthur. Beiträge<br />

von Heinz Bühler, Adolf Layer, Roger<br />

Sablonier, Alfred Häberle, Werner<br />

Meyer, Karl Keller, Ferdinand Elsener,<br />

Dietrich Schwarz, Hans Kläui,<br />

Jakob Obrecht<br />

Band 9/10, 1982<br />

Jürg Schneider (u.a.). Der Münsterhof<br />

in Zürich. Bericht über die vom<br />

städtischen Büro für Archäologie<br />

durchgeführten Stadtkernforschungen<br />

1977/78<br />

Band 11, 1984<br />

Werner Meyer (u.a.). Die bösen<br />

Türnli. Archäologische Beiträge zur<br />

Burgenforschung in der Urschweiz<br />

Band 12, 1986 (vergriffen)<br />

Lukas Högl (u.a.). Burgen im Fels.<br />

Eine Untersuchung der mittelalterlichen<br />

Höhlen-, Grotten- und Balmburgen<br />

in der Schweiz<br />

Band 13, 1987<br />

Dorothee Rippmann (u.a.). Basel<br />

Barfüsserkirche. Grabungen<br />

1975–1977. Ein Beitrag zur Archäologie<br />

und Geschichte der mittelalterlichen<br />

Stadt<br />

Band 14/15, 1988<br />

Peter Degen (u.a.). Die Grottenburg<br />

Riedfluh Eptingen BL. Bericht<br />

über die Ausgrabungen 1981–1983<br />

Band 16, 1989*<br />

Werner Meyer (u.a.). Die Frohburg.<br />

Ausgrabungen 1973–1977<br />

Band 17, 1991<br />

Pfostenbau und Grubenhaus – Zwei<br />

frühe Burgplätze in der Schweiz.<br />

Hugo Schneider: Stammheimerberg<br />

ZH. Bericht über die Forschungen<br />

1974–1977. Werner Meyer: Salbüel<br />

LU. Bericht über die Forschungen<br />

von 1982<br />

Band 18/19, 1992<br />

Jürg Manser (u.a.). Richtstätte und<br />

Wasenplatz in Emmenbrücke<br />

(16.–19. Jahrhundert). Archäologische<br />

und historische Untersuchungen<br />

zur Geschichte von Strafrechtspflege<br />

und Tierhaltung in Luzern<br />

Band 20/21, 1995<br />

Georges Descœudres (u.a.). Sterben<br />

in Schwyz. Beharrung und Wandel<br />

im Totenbrauchtum einer ländlichen<br />

Siedlung vom Spätmittelalter bis<br />

in die Neuzeit. Geschichte – Archäologie<br />

– Anthropologie<br />

Band 22, 1995<br />

Daniel Reicke. «von starken und<br />

grossen flüejen.» Eine Untersuchung<br />

zu Megalith- und Buckelquader-<br />

Mauerwerk an Burgtürmen im<br />

Gebiet zwischen Alpen und Rhein<br />

Band 23/24, 1996/97<br />

Werner Meyer (u.a.). Heidenhüttli –<br />

25 Jahre archäologische Wüstungsforschung<br />

im schweizerischen Alpenraum<br />

Band 25, l998<br />

Christian Bader. Die Burgruine Wulp<br />

bei Küsnacht ZH<br />

Band 26, 1999<br />

Bernd Zimmermann. Mittelalterliche<br />

Geschossspitzen. Kulturhistorische,<br />

archäologische und archäometallurgische<br />

Untersuchungen<br />

Band 27, 2000<br />

Thomas Bitterli / Daniel Grütter.<br />

Burg Alt-Wädenswil – vom Freiherrenturm<br />

zur Ordensburg<br />

Ausserhalb der Reihe<br />

Burgenkarte der Schweiz in<br />

4 Blättern, Massstab 1:200000<br />

Hans Suter-Haug / Thomas Bitterli.<br />

Herausgegeben vom <strong>Schweizerischen</strong><br />

Burgenverein mit Unterstützung<br />

der <strong>Schweizerischen</strong> Akademie der<br />

Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

(SAGW), Bun<strong>des</strong>amt für Lan<strong>des</strong>topographie<br />

Wabern 1974–1985<br />

Blatt 1: Nordwestschweiz (vergriffen)<br />

Blatt 2: Ostschweiz, 1978 (vergriffen)<br />

Blatt 3: Westschweiz, <strong>2.</strong> Auflage<br />

1978<br />

Blatt 4: Tessin, Graubünden, 1985<br />

* = nur noch wenige Exemplare bei der Geschäftsstelle an Lager.


Schweizerischer<br />

Association Suisse<br />

Associazione Svizzera<br />

Associaziun Svizra<br />

Burgenverein<br />

<strong>des</strong> Châteaux forts<br />

dei Castelli<br />

da Chastels

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!