Inhalationstherapie - Roche in Deutschland
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28. Europäische Mukoviszidose-Konferenz (ECFC)<br />
<strong>in</strong> Kreta Maris, Insel Kreta 22.-25. Juni 2005<br />
Workshop 4<br />
<strong>Inhalationstherapie</strong><br />
Kongressbericht<br />
von Ulrike Hartelt, MLU Halle-Wittenberg, Universitätskl<strong>in</strong>ik und Polikl<strong>in</strong>ik für<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendmediz<strong>in</strong>, 06097 Halle<br />
ÜBERBLICK ZUR INHALATIONSTHERAPIE<br />
D. Touw, Niederlande<br />
Der Moderator des Workshops zur <strong>Inhalationstherapie</strong> eröffnete diesen mit e<strong>in</strong>em<br />
Übersichtsvortrag zur <strong>Inhalationstherapie</strong>. Punkte se<strong>in</strong>es Vortrages waren die<br />
Geschichte, die Deposition, die Effektivität, aber auch Nebenwirkungen und die<br />
Diskussion ob Verneblung oder Trockenpuder-Inhalation.<br />
Bereits 1946 erfolgten erste Versuche zur Antibiotika-Inhalation mit Penicill<strong>in</strong>. 1961<br />
wurden Neomyc<strong>in</strong> und Polymyx<strong>in</strong> regulär genutzt. In den 80er Jahren wurden<br />
Gentamic<strong>in</strong> und Colist<strong>in</strong> <strong>in</strong>haliert.<br />
Seit 1991 erfolgt der unumstrittene E<strong>in</strong>satz von Tobramyc<strong>in</strong> und Colist<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />
<strong>Inhalationstherapie</strong> bei CF.<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell ist die <strong>Inhalationstherapie</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>effiziente Therapieoption. Nur 9% des<br />
Medikamentes gelangen <strong>in</strong> die Lunge, während 40% im Vernebler verbleiben und 41%<br />
wieder ausgeatmet werden.<br />
Die Effektivität der Therapie wird bee<strong>in</strong>flusst von der Partikelgröße und der Art der<br />
Inhalation. Die angestrebte Partikelgröße wird def<strong>in</strong>iert über den MMAD (Mass Median<br />
Aerodynamic Diameter) und beträgt 1-3 Mikrometer zur Deposition <strong>in</strong> den peripheren<br />
Atemwegen. Partikel über 3 Mikrometer verbleiben <strong>in</strong> den zentralen Atemwegen und die<br />
kle<strong>in</strong>er als 1 Mikrometer werden wieder ausgeatmet (Hack 1961).<br />
Die Deposition ist auch abhängig von Inspirationsflüssen und – volum<strong>in</strong>a und verbessert<br />
sich bei deren Erhöhung (Brand 2005).<br />
Zur Effektivität der <strong>in</strong>halativen Applikation dienen Keimzahlbestimmungen,<br />
Lungenfunktionsmessungen (Moss Chest 2002), Untersuchungen zur Lebensqualität,<br />
aber auch ökonomische Gesichtspunkte wie Berechnung von Krankenhaustagen<br />
(Murphy Ped Pulm 2004) oder direkte mediz<strong>in</strong>ische Kosten (Le Lourier Cl<strong>in</strong> Ther 2000).
Hartelt_ECFC Kreta <strong>Inhalationstherapie</strong> 2005.doc, Juni 2005<br />
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Denen müssten dann aber die Kosten für die <strong>in</strong>halativen Applikationsformen von<br />
Tobramyc<strong>in</strong> und Colist<strong>in</strong> gegenübergestellt werden.<br />
Neben dem Nutzen der Therapie entstehen auch Probleme wie systemische<br />
Nebenwirkungen und Resistenzentwicklungen. Zudem besteht während der Inhalation<br />
e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong>derte FEV1.<br />
Bei der <strong>in</strong>halativen Applikation über e<strong>in</strong> Verneblersystem bestehen viele Nachteile (u.a.<br />
lange Inhalationszeiten, Notwendigkeit der Re<strong>in</strong>igung, Notwendigkeit von Strom) sowie<br />
viele E<strong>in</strong>flussfaktoren, nicht zuletzt auch durch die Geräteart selbst.<br />
Dies führte zur Entwicklung von Trocken-Puder-Inhalationen (DPI) mit e<strong>in</strong>er kurzen<br />
Inhalationszeit, optimierten Komb<strong>in</strong>ationen, aber auch großen Pudermengen.<br />
Hier bestehen noch viele Fragen zu technischen Möglichkeiten, optimalen Dosierungen<br />
sowie den E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten bei kle<strong>in</strong>eren K<strong>in</strong>dern.<br />
Damit erfolgte der Übergang zu zwei ausgewählten Themen.<br />
COLISTIN-TROCKEN-PUDER-INHALATION BEI CF: EIN NEUER INHALATOR<br />
(TWINCER) VERGLICHEN MIT EINER VERNEBLUNG: EINE PILOT-STUDIE<br />
E.M. Westerman, The Hague, Niederlande<br />
Die bereits erwähnten Nachteile der Feucht<strong>in</strong>halation wie die ger<strong>in</strong>ge Effektivität, die<br />
Zeitdauer und die Notwendigkeit der Re<strong>in</strong>igung führten zur Zielstellung e<strong>in</strong>er<br />
Überprüfung der Durchführbarkeit, der Verträglichkeit und des potentiellen kl<strong>in</strong>ischen<br />
Gebrauches e<strong>in</strong>es neuen Trocken-Puder-Inhalators, dem Tw<strong>in</strong>cer, zur Colist<strong>in</strong>-<br />
Inhalation.<br />
In e<strong>in</strong>er randomisierten cross-over Pilot-Studie wurden 25 mg Colist<strong>in</strong> als DPI gegenüber<br />
160 mg Colist<strong>in</strong> über e<strong>in</strong> Verneblersystem bei 10 CF-Patienten getestet. Es erfolgten<br />
Messungen von FEV1 und FVC sowie <strong>in</strong>direkte Depositionsmessungen über<br />
Serumkonzentrationen und e<strong>in</strong>e Patientenbefragung über subjektive E<strong>in</strong>drücke.<br />
Es konnte gezeigt werden, dass Colist<strong>in</strong> als Trockenpuder gut vertragen wurde und es<br />
während der Inhalation zu ke<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch signifikanten Verr<strong>in</strong>gerung der FEV1 kam. Es<br />
zeigten sich aber <strong>in</strong>dividuelle Unterschiede <strong>in</strong> der Bioverfügbarkeit. Die<br />
Serumkonzentrationen von Colist<strong>in</strong> waren niedriger als erwartet, obwohl die zuvor<br />
berechnete äquivalente Dosis zur Verneblung berechnet wurde. Der Nachweis im Serum<br />
war allerd<strong>in</strong>gs rascher bei der DPI.<br />
Die Ergebnisse wurden kritisch diskutiert, vor allem zu pharmakologischen und<br />
technischen Fragen. In weiteren Studien soll e<strong>in</strong>e Optimierung der Dosis und der<br />
Partikelgröße erfolgen, sowie technische Änderungen des Tw<strong>in</strong>cers mit höherem<br />
Gerätewiderstand für e<strong>in</strong>en langsameren Fluss und bessere Deposition. Das derzeit<br />
bestehende Mundstück wurde als zu kurz bemängelt.
Hartelt_ECFC Kreta <strong>Inhalationstherapie</strong> 2005.doc, Juni 2005<br />
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SIND KINDER MIT CF IM ALTER VON 4-6 JAHREN ZUR TROCKENPUDER-<br />
INHALATION IN DER LAGE? DER EFFEKT VON VERSCHIEDENEN<br />
WIDERSTÄNDEN AUF INSPIRATIONSFLUSS UND –VOLUMEN<br />
H.A. Tiddens. Rotterdam, Niederlande<br />
Auch im K<strong>in</strong>desalter nimmt die <strong>Inhalationstherapie</strong> e<strong>in</strong>en großen Stellenwert e<strong>in</strong>. Inhaliert<br />
werden u.a. Mukolytika, DNAse (Pulmozyme) und Antibiotika. Neben allen schon<br />
erwähnten Nachteilen spielt auch der Zeitfaktor e<strong>in</strong>e große Rolle. Die neuen<br />
Verneblersysteme stellen bislang nicht wirklich e<strong>in</strong>e Alternative dar, so dass auch für die<br />
K<strong>in</strong>der die Entwicklung von DPI-Inhalationen wichtig ist.<br />
Vorraussetzung hierfür ist e<strong>in</strong> schnelles E<strong>in</strong>atmen mit hohem Fluss (>30l/m<strong>in</strong>) und<br />
Volumen (>1Liter). Aus Studien mit Asthma-Patienten weiß man, dass K<strong>in</strong>der ab 6<br />
Jahren dazu pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d.<br />
In der vorliegenden Studie wurde an 6 K<strong>in</strong>dern mit CF <strong>in</strong> stabilem Zustand geprüft, ob<br />
dies auch schon im Alter von 4-6 Jahren möglich ist. Es wurden 3 kräftige<br />
E<strong>in</strong>atemmanöver mit 4 unterschiedlichen Gerätewiderständen geprüft.<br />
Während pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong>spiratorische Flüsse von mehr als 30 l/m<strong>in</strong> erreicht wurden, wurde<br />
nur zweimal e<strong>in</strong> Volumen von mehr als 1 Liter erreicht. Obwohl e<strong>in</strong> gewisser<br />
Übungseffekt sichtbar war bleibt fraglich, ob die DPI für diese Altersgruppe e<strong>in</strong>e<br />
geeignete Applikationsform zur Inhalation darstellt.<br />
EINE RANDOMISIERTE MULTICENTER PARALLEL-GRUPPEN STUDIE ZUR<br />
UNTERSUCHUNG DER OPTIMALEN DEPOSITION VON ALPHA1-ANTITRYPSIN<br />
(AAT, PROLASTIN) BEI PATIENTEN MIT CF<br />
M. Griese, München, <strong>Deutschland</strong><br />
Während <strong>in</strong> den beiden vorhergehenden Studien der Vorteil von DPI genutzt werden<br />
sollte, war Ziel dieser Studie den optimalen Applikationsort von AAT zu überprüfen<br />
(peripher vs. bronchial). H<strong>in</strong>tergrund ist die bei CF-Patienten hohe elastolytische Aktivität<br />
<strong>in</strong> den Atemwegen, die zur progressiven Lungendestruktion führt. Elastase kann von<br />
AAT deaktiviert werden.<br />
Die Studie erfolgte zweiarmig nach e<strong>in</strong>er 2wöchigen Run-<strong>in</strong>-Phase bei 52 CF-Patienten.<br />
28 erhielten 25mg AAT <strong>in</strong> die peripheren und 24 <strong>in</strong> die bronchialen Atemwege. Die<br />
unterschiedliche Deposition erfolgte mittels e<strong>in</strong>es AKITA-Kompressors und e<strong>in</strong>em PARI-<br />
LC-Plus-Vernebler mit e<strong>in</strong>em relativ langsamen Fluss für e<strong>in</strong>e bronchiale Deposition<br />
bzw. e<strong>in</strong>em PARI-LC-Star-Vernebler mit höherem Fluss für die periphere Deposition.<br />
Primärer Endpunkt der Studie war die freie Elastase im <strong>in</strong>duzierten Sputum.
Hartelt_ECFC Kreta <strong>Inhalationstherapie</strong> 2005.doc, Juni 2005<br />
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Sekundäre Endpunkte waren AAT-Konzentrationen im Serum, die Keimzahl an<br />
Pseudomonas aerug<strong>in</strong>osa (PA), die Granulozytenzahl im Sputum sowie die FEV1.<br />
Es konnte ke<strong>in</strong> signifikanter Unterschied nach 4 Wochen zwischen den beiden<br />
Depositionsformen für die gewählten Endpunkte gezeigt werden. Bei allen Patienten<br />
zeigte sich <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e leichte Reduktion der Elastase, e<strong>in</strong>e prozentuale Reduktion<br />
der Granulozyten und e<strong>in</strong>e leichte Reduktion von PA.<br />
Diskutiert wurden die Wahl der Endpunkte, die applizierte Menge von AAT sowie die<br />
Anzahl der Patienten zur ausreichenden Beantwortung der Fragestellung, wobei die<br />
allgeme<strong>in</strong>e Schwierigkeit e<strong>in</strong>es optimalen Studiendesigns wie <strong>in</strong> vielen CF-Studien<br />
beachtet wurde.<br />
Die <strong>Inhalationstherapie</strong> war nicht nur Inhalt des oben genannten Workshops, sondern<br />
auch anderer Workshops sowie e<strong>in</strong>zelner Posterpräsentationen.<br />
Thema waren u.a. neue Therapieoptionen mit e<strong>in</strong>em Genvektor oder mit Substanzen zur<br />
Aktivierung alternativer Chlorid-Kanäle.<br />
R.B. Moss stellte Ergebnisse e<strong>in</strong>er Phase IIB –Studie mit e<strong>in</strong>em rekomb<strong>in</strong>anten Adenovirus<br />
assoziierten Vektor mit der kompletten humanen CFTR cDNA (tgAAVCF) zur<br />
Inhalation vor. Es konnten ke<strong>in</strong>e signifikanten Änderungen für den primären Endpunkt,<br />
die Lungenfunktion, nachgewiesen werden. Sicherheitsbedenken bestanden nicht. Es<br />
sollen weitere Versuche folgen mit anderen Vektor-Konstrukten und Serotypen.<br />
L. LaVange berichtete über Ergebnisse zur Sicherheit und Effektivität e<strong>in</strong>er selektiven<br />
P2Y2-Agonisten-Inhalationslösung (INS37217; denufosol tetrasodium) mit Verstärkung<br />
der Zilien-Schlag-Frequenz sowie Schleimverflüssigung durch Aktivierung von<br />
alternativen Chloridkanälen mit Hemmung des Natriumtransportes. INS ersche<strong>in</strong>t sicher,<br />
gut tolerabel und effektiv für verschiedene Subgruppen. Den größten Gew<strong>in</strong>n mit Anstieg<br />
der FEV1 schienen Patienten zu haben, die Pulmozyme <strong>in</strong>halieren.<br />
Neben neuen Medikamentengruppen wurden auch Daten gezeigt zum E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es<br />
neuen elektronischen Verneblers (eFlow). A. Bucholski zeigte mit dem E<strong>in</strong>satz des<br />
eFlow e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung der Inhalationszeiten durch Verr<strong>in</strong>gerung der<br />
Inhalationsvolum<strong>in</strong>a und -dosen von Tobramyc<strong>in</strong> mit gleich gemessener respiratorischer<br />
Dosis <strong>in</strong> vitro.<br />
Insgesamt bleibt die <strong>Inhalationstherapie</strong> Diskussionspunkt.<br />
Viel versprechende Ansätze zu technischen Verbesserungen bzw. Neuerungen von<br />
Verneblersystemen und kürzeren Inhalationsmethoden durch DPI können zu e<strong>in</strong>er<br />
besseren Patientencompliance mit Verkürzung von Inhalationszeiten und M<strong>in</strong>imierung<br />
des Inhalationsaufwandes sowie e<strong>in</strong>er Verbesserung der Lebensqualität beitragen.<br />
Vom E<strong>in</strong>satz neuer Substanzgruppen kann ebenfalls e<strong>in</strong>e Verbesserung der<br />
Lebensqualität erwartet werden.