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kopf üü<br />

ber<br />

Editorial<br />

Guten Tag!<br />

Im Jahre 2000 starteten wir unser<br />

erstes kleines <strong>Fle<strong>de</strong>rmaus</strong>-Heft mit<br />

<strong>de</strong>m Titel „KOPFÜBER“. Es war mehr<br />

als ungewiss, ob dieses Heft jemals<br />

eine „periodische Druckschrift“ wer<strong>de</strong>n<br />

wür<strong>de</strong>. Aber es war uns damals<br />

und ist uns auch heute noch wichtig,<br />

in einer angemessenen Form über<br />

die Geschehnisse in <strong>Fle<strong>de</strong>rmaus</strong>schutz<br />

und –forschung in Österreich und<br />

an<strong>de</strong>rswo zu berichten. So versuchen<br />

wir auch in dieser Ausgabe, eine breite<br />

Palette an Themen zu beleuchten:<br />

neue <strong>Fle<strong>de</strong>rmaus</strong>arten in Europa o<strong>de</strong>r<br />

auch allerlei Neuigkeiten aus <strong>de</strong>n<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn.<br />

Nach mancherlei Diskussionen<br />

haben wir uns dazu entschlossen,<br />

<strong>de</strong>m Heft eine Grun<strong>de</strong>rneuerung zu<br />

gönnen, und dazu Farbe ins Spiel zu<br />

bringen … Wir hoffen, dass Ihnen das<br />

neu gestaltete KOPFÜBER gefällt!<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht - für<br />

das ganze <strong>Fle<strong>de</strong>rmaus</strong>-Team<br />

Ulrich Hüttmeir<br />

Plecotus macrobullaris: Mit <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung dieser für Hochgebirge charakteristischen<br />

Art konnten viele Wi<strong>de</strong>rsprüche in <strong>de</strong>r Ökologie <strong>de</strong>r Langohrfle<strong>de</strong>rmäuse gelöst wer<strong>de</strong>n,<br />

so bspw. die zuvor nicht verständliche Höhenverbreitung. Foto: Christian Dietz<br />

bart sich aber auch schon <strong>de</strong>r große<br />

Nachteil dieses Artkonzeptes: Was ist,<br />

wenn auf einem Artenpaar gleichgerichtete<br />

Selektionsdrücke ruhen o<strong>de</strong>r es ausgehend<br />

von einem zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n<br />

Bauplan keine Selektionsdrücke gibt, die<br />

eine Anpassung begünstigen wür<strong>de</strong>n<br />

Dann könnte es sich zwar um verschie<strong>de</strong>ne<br />

Arten han<strong>de</strong>ln, diese wären aber<br />

nach Merkmalen kaum o<strong>de</strong>r gar nicht zu<br />

unterschei<strong>de</strong>n. Ein solches Paar bezeichnet<br />

man als kryptisches Artenpaar.<br />

Seit <strong>de</strong>n 1990er Jahren stellt die<br />

Molekulargenetik ein geeignetes Verfahren<br />

dar, um kryptische Arten zu erkennen.<br />

Da man davon ausgehen kann, dass<br />

getrennte Arten über eine artspezifische<br />

genetische Ausstattung verfügen, kann<br />

man Sequenzunterschie<strong>de</strong> im Erbgut zwischen<br />

verschie<strong>de</strong>nen Arten als Merkmale<br />

verwen<strong>de</strong>n. Verschie<strong>de</strong>ne Ausprägungen<br />

<strong>de</strong>s Erbgutes eines bestimmten Gens wer<strong>de</strong>n<br />

dabei als Haplotypen bezeichnet.<br />

Innerhalb einer Art sollten die Haplotypen<br />

nur relativ gering variieren, da es ja<br />

zu einem genetischen Austausch innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Art kommt. Zwischen verschie<strong>de</strong>nen<br />

Arten sollten sich die Haplotypen<br />

dagegen <strong>de</strong>utlich unterschei<strong>de</strong>n, da die<br />

zufällig durch Mutationen entstehen<strong>de</strong>n<br />

Sequenzunterschie<strong>de</strong> nicht mehr ausgetauscht<br />

wer<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>s Fokus<br />

auf einer genetischen Isolation zwischen<br />

Arten wird das zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n<br />

Artkonzept als genetisches Artkonzept<br />

bezeichnet.<br />

Das genetische Artkonzept<br />

Für molekulargenetische Studien müssen<br />

zunächst Gene ausgewählt wer<strong>de</strong>n, die<br />

man relativ leicht fassen, d.h. mit Hilfe<br />

<strong>de</strong>r PCR (Polymerase-Kettenreaktion) vervielfältigen<br />

kann. Für die Untersuchung<br />

benötigt man eine Gewebeprobe <strong>de</strong>r<br />

<strong>Fle<strong>de</strong>rmaus</strong>, je nach zu untersuchen<strong>de</strong>m<br />

Genabschnitt können auch Kotproben verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Bei einer Gewebeprobe<br />

stammen die genetischen Informationen<br />

direkt aus <strong>de</strong>n Gewebezellen, bei einer<br />

Kotprobe aus <strong>de</strong>n im Kot enthaltenen<br />

Darm zellen. In sehr vielen Untersuchungen<br />

wer<strong>de</strong>n mitochondrielle Gene gewählt<br />

(also Gene aus <strong>de</strong>n Mitochondrien <strong>de</strong>r<br />

Zellen). Die Sequenzunterschie<strong>de</strong> zwischen<br />

<strong>de</strong>n Haplotypen solcher Gene stellen<br />

die zu analysieren<strong>de</strong>n Informationen<br />

dar. Neben <strong>de</strong>n bislang vor allem untersuchten<br />

mitochondriellen Genen wer<strong>de</strong>n<br />

zunehmend auch Abschnitte aus <strong>de</strong>r<br />

Kern-DNA o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Abschnitte analysiert.<br />

Damit erweitert sich auch das<br />

Verständnis über die Rate, mit <strong>de</strong>r sich<br />

verschie<strong>de</strong>ne Genabschnitte entwickeln.<br />

In absehbarer Zeit wird es damit möglich<br />

sein, viel gezielter die passen<strong>de</strong>n<br />

Gene für die jeweilige Studie auszuwählen.<br />

Derzeit sind die Ergebnisse von<br />

Studien verschie<strong>de</strong>ner DNA-Abschnitte<br />

kaum vergleichbar. Ein weitaus größeres<br />

Problem stellt allerdings die Frage dar,<br />

ab welchen Sequenzunterschie<strong>de</strong>n man<br />

von getrennten Arten sprechen kann. Seit<br />

<strong>de</strong>r Aufspaltung zweier Arten, ausgehend<br />

vom letzten gemeinsamen Vorfahren, ist<br />

eine in aller Regel unbekannte Zeitspanne<br />

vergangen und die Anhäufung von<br />

Sequenzunterschie<strong>de</strong>n stellt weitgehend<br />

eine Funktion <strong>de</strong>r Zeit dar. Entsprechend<br />

weist ein junges Artenpaar nur geringe,<br />

ein seit langem getrenntes Artenpaar<br />

<strong>de</strong>utliche Sequenzunterschie<strong>de</strong> auf,<br />

selbst wenn bei<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n gesamten<br />

Zeitraum reproduktiv isoliert sind.<br />

Da die Zeitdauer, die notwendig ist,<br />

um Sequenzunterschie<strong>de</strong> in einem spezifischen<br />

DNA-Abschnitt ausbil<strong>de</strong>n zu lassen,<br />

bislang noch zu wenig verstan<strong>de</strong>n<br />

wird, ist die Abschätzung <strong>de</strong>s minimalen<br />

Sequenzunterschieds für die Begründung<br />

einer Art weitestgehend spekulativ. Für<br />

Säugetiere spiegelt ein Cytochrom-b-<br />

Sequenzunterschied von über 5% die<br />

anhand morphologischer Merkmale<br />

beschriebene Artaufteilung wi<strong>de</strong>r (Baker<br />

& Bradley 2006). Die innerartlichen<br />

Cytochrom-b-Sequenzunterschie<strong>de</strong> liegen<br />

dagegen bei gut untersuchten Arten<br />

meist bei unter 2% und nur selten bei<br />

Seite 2 | Bat Journal Austria – <strong>Fle<strong>de</strong>rmaus</strong>schutz in Österreich | Juni 2008

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