Umschlag EFZ D 70 mm - Pfarrei Sursee
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Bethlehem-Missionar aus Dagmersellen bohrt Brunnen in Simbabwe<br />
Pater Franz im täglichen Einsatz<br />
an der Wasserfront<br />
Pater Franz Wirz, Sie haben sich mit dem<br />
Lions Club <strong>Sursee</strong> gewisser massen verbündet,<br />
um am nächsten Samstag im<br />
Rahmen eines «Wassertages» möglichst<br />
viel Spendergeld zu sa<strong>mm</strong>eln, damit in<br />
dem südafrikanischen Land Brunnenbohrungen<br />
finanziert werden können.<br />
Pater Franz Wirz zum Wassertag<br />
vom 2. Juni in <strong>Sursee</strong><br />
Was genau steckt dahinter?<br />
Pater Franz Wirz: Ich bin sehr dankbar<br />
für jede Spende im Namen jener, denen der<br />
Zugang zu sauberem, gesundem Wasser<br />
ermöglicht wird. Was steckt dahinter? Ich<br />
bin aufgewachsen in Dagmersellen, und<br />
wurde 1963 zum Priester der Missionsgesellschaft<br />
Bethlehem I<strong>mm</strong>ensee geweiht.<br />
Seit 1973 war ich als Lehrer und Wandermissionar<br />
in Simbabwe tätig, der ehemaligen<br />
britischen Kolonie Rhodesien. Seit<br />
Januar 2000 bin ich Kaplan bei der einheimischen<br />
Gemeinschaft «Sisters of Jesus<br />
of Nazareth». Diese baute 2010 ihr Tochterkloster<br />
Mariachitubu – «Maria, Mutter<br />
der Quelle des Heils» – nahe der Stadt<br />
Chinhoy. Hier erlebe ich jeden Tag, was es<br />
bedeutet, lebensnotwendigem Wasser oft<br />
bis zu zwei Kilometer weit nachrennen zu<br />
müssen. Kein fliessendes Wasser in den<br />
Häusern des Bergwerkdorfes Alaska,<br />
Kübel statt Toiletten, Dauerprobleme in<br />
der Landwirtschaft, Ansteckungsgefahr<br />
durch Typhus und Cholera. Das Wasserholen<br />
ist übrigens Sache von Frauen und<br />
Kindern. Männer finden das unter ihrer<br />
Würde.<br />
4<br />
Wie wirkt sich das auf das Alltags leben<br />
und die Volkswirtschaft aus?<br />
Das Staatsgebiet Simbabwes entspricht<br />
der Fläche von Deutschland und den Niederlanden<br />
zusa<strong>mm</strong>en. Von den 12,75 Millionen<br />
Menschen leben rund vier Millionen<br />
im Ausland, die einen als Flüchtlinge,<br />
andere auf der Suche nach besseren<br />
Lebensbedingungen, darunter viele Ju -<br />
gend liche, bestqualifizierte Berufsleute<br />
und Akademiker. Ein enormer Braindrain.<br />
Simbabwe hat weltweit eine der höchsten<br />
HIV-Infektionsraten: Zwischen 24 und 35<br />
Prozent der Einwohner sind HIV-positiv.<br />
Die Lebenserwartung ist in weniger als<br />
einem Jahrzehnt dramatisch von 55 auf 44<br />
Jahre zurückgegangen und gehört zu den<br />
weltweit niedrigsten. Nur zwei Mahlzeiten<br />
pro Tag sind die Regel, zumeist bestehend<br />
aus Sadza, einem steifen Brei aus ungesalzenem<br />
weissem Mais mit Gemüse. Wer es<br />
sich leisten kann, reichert diese Speise mit<br />
Huhn, Fleisch oder Fisch an.<br />
Welche Möglichkeiten sehen Sie, um von<br />
<strong>Sursee</strong> aus in Ihrem Umfeld einen sinnvollen<br />
Beitrag zu leisten für die Verbesserung<br />
des täglichen Lebens?<br />
In meiner Herkunftsregion, in Bad Knutwil,<br />
sprudeln pro Minute 400 Liter bestes<br />
Trinkwasser aus dem Boden. Das sind<br />
220 Millionen Liter pro Jahr. Bei einem<br />
Verbrauch pro Tag und Kopf von rund<br />
zwei Litern würde das gut drei Millionen<br />
Menschen ein ganzes Jahr lang zum<br />
Überleben reichen. Simbabwe und Nachbarländer<br />
haben eine Regenzeit von<br />
Ende Oktober bis Ende März. Es ko<strong>mm</strong>t<br />
auch vor, dass der nasse Segen von oben<br />
nur spärlich fliesst. Das tragische an der<br />
Wassernot ist, dass auch in Simbabwe in<br />
der Tiefe des Erdreichs durchaus genügend<br />
qualitativ gutes Trinkwasser zu finden<br />
wäre. Ich kenne seit Jahren einen<br />
einheimischen Wasserschmecker (diviner)<br />
in Chinhoyi, der mit zwei Kupferstäben<br />
als Wünschelrute das kostbaren Nass<br />
aufspürt. Aber Wasser suchen und Wasserlöcher<br />
bohren kostet Geld, und Geld<br />
fehlt leider.<br />
Und wie ko<strong>mm</strong>t die Bevölkerung<br />
schliesslich an das Wasser?<br />
Es geht darum, Bohrlöcher für Handpumpen<br />
zu erstellen, für Pumpen, die mit<br />
Strom, Solarenergie oder Windmühlen be -<br />
trieben werden. Leider werden in Simbabwe<br />
kaum Windmühlen fabriziert, und So -<br />
larstrom ist unerschwinglich. Sogenannte<br />
Schnellbohrmaschinen mit Kompressoren<br />
und Hydraulik stossen innerhalb weniger<br />
Stunden in Tiefen vor, in denen das gesuchte<br />
Grundwasser trinkfrisch kühl liegt. Ich<br />
erinnere mich mit Freude an eine solche<br />
Testbohrung bei der wir aus 46 Metern<br />
Tiefe unglaubliche 200 Liter kostbares<br />
Wasser pro Minute fördern konnten. Das<br />
ist i<strong>mm</strong>erhin halb so viel wie in Bad Knutwil<br />
hochwertiges Mineralwasser aus der<br />
Erde strömt.<br />
Was kosten solche Brunnenbohrungen,<br />
und wie sollen sie finanziert werden?<br />
Umgerechnet rund 3500 Schweizerfranken<br />
kostet das Bohren eines Loches für<br />
einen Brunnen. Das ist mit einem jähr -<br />
lichen Pro-Kopf-Einko<strong>mm</strong>en der Einheimischen<br />
von umgerechnet knapp 500<br />
Schweizerfranken nicht zu bezahlen. Darum<br />
sa<strong>mm</strong>eln die Mitglieder des Lions Club<br />
<strong>Sursee</strong> Geld für Simbabwe durch den Verkauf<br />
einer nur am 2. Juni 2012 erhält -<br />
lichen Spezialabfüllung Knutwiler Mineralwasser<br />
zum Spenderpreis von fünf<br />
Fran ken pro Halbliterflasche. Je mehr<br />
grosszügige Menschen aus <strong>Sursee</strong> und<br />
Umgebung am «Wassertag» das Portemonnaie<br />
zücken, desto mehr Schwarz afri -<br />
kanern kann ich als treuhänderischer Verwalter<br />
des Sa<strong>mm</strong>elergebnisses das täg -<br />
liche Überleben etwas erleichtern. Ich bin<br />
zuversichtlich, dass diese Direkthilfe aus<br />
dem «Wasserschloss Schweiz» vielen<br />
Men schen grosse Erleichterung bringen<br />
wird. Denn es wurde mir gesagt, dass sich<br />
der Lions Club <strong>Sursee</strong> zum Ziel gesetzt<br />
habe, die Mittel für etwa sieben bis zehn<br />
Brunnenbohrungen zu beschaffen. Und<br />
dafür sage ich allen, die sich für Simbabwe<br />
einsetzen, zum voraus herzlich «Vergelt’s<br />
Gott»! Interview: Peter Amstutz