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Theorien <strong>und</strong> Methoden der Phonologie<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Hess<br />

<strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />

Institut für <strong>Kommunikation</strong>swissenschaften<br />

Universität <strong>Bonn</strong><br />

Poppelsdorfer Allee 47, 53115 <strong>Bonn</strong><br />

wgh@ikp.uni-bonn.de<br />

http://www.ikp.uni-bonn.de<br />

28.12.2005


1. Gr<strong>und</strong>begriffe der Phonologie<br />

2. Distinktive Merkmale<br />

3. Generative Phonologie<br />

4. Nichtlineare Phonologien<br />

5. Optimalitätstheorie<br />

05a<br />

Theorien <strong>und</strong> Methoden der<br />

Phonologie


Literaturempfehlung<br />

Allgemein zur Phonologie<br />

Gussenhoven, Carlos / Jacobs, Haike (1998): Understanding Phonology. Understanding Language Series<br />

(Arnold, London) [abgekürzt GJ]<br />

Kenstowicz, Michael (1994): Phonology in generative grammar (Blackwell, Oxford)<br />

Spencer, Andrew (1996): Phonology (Blackwell, Oxford)<br />

Speziell zu Kapitel 4<br />

Goldsmith, John (1976): Autosegmental phonology. PhD Diss., MIT, Cambridge, MA (publ. by Garland, New<br />

York, 1979)<br />

Hayes, B. (1981): A metrical theory of stress rules. PhD Diss., MIT, Cambridge, MA (publ. by Garland, New<br />

York, 1985)<br />

Hayes, B. (1995): Metrical stress theory: principles and case studies (Chicago Univ. Press, Chicago, IL, USA)<br />

Kiparsky, Paul (1982): Explanations in phonology (Foris, Dordrecht)<br />

Ladd, D. Robert (1996): Intonational phonology (Cambridge University Press, Cambridge, UK)<br />

Liberman, Marc / Prince, A. (1977): “On stress and linguistic rhythm.” Linguistic Inquiry 8, 249-336<br />

McCarthy, John (1979): Formal problems in Semitic phonology and morphology. PhD Diss., MIT, Cambridge,<br />

MA (publ. by Garland, New York, 1985)<br />

Sagey, Elizabeth C. (1986): The representation of features and relations in non-linear phonology. PhD Diss.,<br />

MIT (Cambridge, MA, USA)<br />

Selkirk, E. (1984): Phonology and syntax: the relation between so<strong>und</strong> and structure (MIT Press, Cambridge,<br />

MA)<br />

05a


Theorien <strong>und</strong> Methoden der Phonologie<br />

4.1 Von der Merkmalsgeometrie zur<br />

autosegmentalen Phonologie<br />

4.2 Silbe <strong>und</strong> Silbenstruktur<br />

4. Nichtlineare Phonologien<br />

4.3 Ton in autosegmentaler Darstellung<br />

4.4 Betonung <strong>und</strong> die prosodische (phonologische)<br />

Hierarchie<br />

01a


Autosegmentale Darstellung<br />

[GOLDSMITH, 1976; hier nach KENSTOWICZ, 1994:310ff.]<br />

Merkmalsgeometrie <strong>und</strong> autosegmentale Darstellung sind<br />

nahe verwandt.<br />

Trotz Aufgliederung in Stränge ist die Darstellung im Merkmalsbaum<br />

linear: Jedes Segment ist für sich spezifiziert.<br />

Bei der autosegmentalen Phonologie werden die Stränge<br />

(tiers) selbstständig: Es können auch segmentüberschreitende<br />

Spezifikationen vorgenommen werden. Damit ist die<br />

Linearität der Darstellung aufgegeben.<br />

Zeitlich kam die autosegmentale Phonologie (1976) vor der<br />

Merkmalsgeometrie (1982), wurde aber zunächst für suprasegmentale<br />

Merkmale eingesetzt. Die Ausdehnung auf segmentaleMerkmaleerfolgtespäter(MCCARTHY,<br />

1979).<br />

021 pnl_4.1


Beispiel (1)<br />

Repräsentation mit SPE-Merkmalen<br />

(streng lineare Darstellung mit einem Strang)<br />

Gegeben sei das englische Wort stamp Zrszlo\-<br />

⎡<br />

⎪<br />

⎣<br />

Zr\ Zs\ Zz\ Zl\ Zo\<br />

+ cons<br />

− son<br />

+ cont<br />

+ cor<br />

+ ant<br />

− voice<br />

⎤⎡<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎦⎣<br />

+ cons<br />

− son<br />

− cont<br />

+ cor<br />

+ ant<br />

− voice<br />

[KENSTOWICZ, 1994:310]<br />

021 pnl_4.2<br />

⎤⎡<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪ ⎪<br />

⎦⎣<br />

− cons<br />

+ son<br />

+ cont<br />

+ low<br />

− back<br />

+ voice<br />

⎤⎡<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎦⎣<br />

+ cons<br />

+ son<br />

− cont<br />

+ lab<br />

+ nas<br />

+ voice<br />

⎤⎡<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎪⎪<br />

⎦⎣<br />

+ cons<br />

− son<br />

− cont<br />

+ lab<br />

+ nas<br />

− voice<br />

⎤<br />

⎪<br />


LAR<br />

+cons<br />

--son<br />

[--voice]<br />

[+cont]<br />

PLACE<br />

COR<br />

021 pnl_4.3<br />

S-L<br />

LAR<br />

+cons<br />

--son<br />

[--voice]<br />

[--cont]<br />

PLACE<br />

COR<br />

S-L<br />

Beispiel (2)<br />

Repräsentation mit Merkmalsgeometrie<br />

(lineare Darstellung mit mehreren Strängen)<br />

Zr\ Zs\ Zz\ Zl\ Zo\<br />

LAR<br />

--cons<br />

+son<br />

S-L<br />

LAR<br />

[+voice] [+voice] [--voice]<br />

[+cont] [--nas] [--cont] [+nas] [--cont]<br />

PLACE PLACE PLACE<br />

DORS<br />

[+low] [--back]<br />

LAB<br />

LAR<br />

+cons<br />

+son<br />

S-L<br />

LAB<br />

+cons<br />

--son<br />

S-L


LAR<br />

+cons<br />

--son<br />

S-L<br />

[+cont]<br />

PLACE<br />

021 pnl_4.4<br />

COR<br />

[-voice]<br />

LAR<br />

+cons<br />

--son<br />

S-L<br />

[--cont]<br />

PLACE<br />

Beispiel (3)<br />

Autosegmentale Repräsentation<br />

(nichtlineare Darstellung mit mehreren Strängen)<br />

LAR<br />

--cons<br />

+son<br />

S-L<br />

[+cont] [--nas]<br />

PLACE<br />

DORS<br />

[+low] [--back]<br />

[+voice]<br />

LAR<br />

+cons<br />

+son<br />

S-L<br />

[--cont] [+nas]<br />

PLACE<br />

LAB<br />

[--voice]<br />

LAR<br />

+cons<br />

--son<br />

S-L<br />

[--cont]<br />

PLACE<br />

Zr\ Zs\ Zz\ Zl\ Zo\


Elemente autosegmentaler Darstellung<br />

Wie in der Merkmalsgeometrie seien Beziehungen zwischen einem<br />

übergeordneten Knoten (anchor) X <strong>und</strong> einem Merkmal (feature)<br />

F dargestellt. Die zeitliche Synchronisierung der Stränge<br />

erfolgt über Assoziationslinien.<br />

X X X<br />

Eins-zu-Eins-Beziehung<br />

F F<br />

X<br />

F<br />

X<br />

X<br />

αF --αF<br />

021 pnl_4.5<br />

Mehrfach angeb<strong>und</strong>enes<br />

Merkmal<br />

Mehrere Merkmalswerte<br />

an einem Anker<br />

F<br />

”nackter”<br />

(ungeb<strong>und</strong>ener) Anker<br />

gleitendes<br />

(ungeb<strong>und</strong>enes)<br />

Merkmal<br />

Ungeb<strong>und</strong>ene Anker <strong>und</strong><br />

Merkmale sind temporäre<br />

Erscheinungen.


Skelett-Strang (skeleton)<br />

In der autosegmentalen Darstellung existiert stets ein<br />

Strang mit der ursprünglichen linearen Darstellung. Dieser<br />

enthält meist nur die Information über die Segmentfolge<br />

<strong>und</strong> wird deshalb Skelettstrang (skeleton; skeletal tier)<br />

genannt. Beispiel:<br />

Silbenstrang<br />

Skelettstrang C C V C C oder X<br />

Segmentstrang<br />

σ<br />

r s z l o<br />

X<br />

σ<br />

X<br />

X<br />

X<br />

r s z l o<br />

Die Anker sind meist auf dem Skelettstrang zu finden.<br />

021 pnl_4.6


Beispiel für autosegmentale Darstellung<br />

Arabisch (1) [MCCARTHY, 1979;<br />

hier nach KENSTOWICZ, 1994:396]<br />

Arabisch ist vom Typ eine flektierende <strong>Sprache</strong>.<br />

S Die Gr<strong>und</strong>bedeutung wird abgesteckt durch eine “Wurzel” aus<br />

stets drei Konsonanten.<br />

S Abgeleitete Formen gehen hervor aus den eingestreuten Vokalen<br />

.`ht.sowie aus der Quantität, die für Vokale wie Konsonanten<br />

distinktiv ist.<br />

S Durch Vokale <strong>und</strong> Quantitäten wird spezifiziert, um welche<br />

morphemische Ableitung (Flexion, Derivation) es sich handelt.<br />

S Affixe können hinzukommen.<br />

Beispiel: Zcqr\ ...studier...<br />

Zc`q`r`\ er studierte Zc`qq`r-`\ er lehrte<br />

Zc`qr-tm\ Unterricht Zc`qq``r-tm\ Student<br />

Zchq``r-`g\ Studien Zl`cq`r-`g\ (Koran-)Schule<br />

Zc``qhr\ studierend<br />

021 pnl_4.7


021 pnl_4.8<br />

cqr<br />

CVCVC `<br />

[einfaches Verb]<br />

(”er studiert”)<br />

Beispiel für autosegmentale Darstellung<br />

Arabisch (2) [MCCARTHY, 1979;<br />

hier nach KENSTOWICZ, 1994:396]<br />

cqr<br />

CVCCVC `<br />

[Kausativ]<br />

(”er lehrt”)<br />

(=”er lässt studieren”)<br />

cqr<br />

CVCCVVC `<br />

[Agent]<br />

(”Student”)<br />

(=”der, der studiert”)<br />

S Die drei Wurzelkonsonanten stecken die Gr<strong>und</strong>bedeutung ab.<br />

S Quantitäten <strong>und</strong> Position der Vokale bestimmen, um welche<br />

abgeleitete Form es sich handelt. Die Vokale sind somit durch die<br />

Morphologie bestimmt.


Beispiel für autosegmentale Darstellung<br />

Arabisch (3) [MCCARTHY, 1979;<br />

hier nach KENSTOWICZ, 1994:396]<br />

jsa<br />

CVCVC ”schreiben”<br />

einfaches Verb<br />

jsa<br />

CVCVC ` Aktiv Passiv t h<br />

(”er schreibt”)<br />

(”es wird<br />

geschrieben”)<br />

S Die Vokalqualitäten enthalten Zusatzinformation (z.B. Verbform<br />

Aktiv/Passiv/Partizip usw.)<br />

Autosegmentale Darstellung durch drei Stränge:<br />

S Konsonantenstrang: Gr<strong>und</strong>bedeutung<br />

S Skelett-Strang: Abgeleitete Form (Derivation)<br />

S Vokal-Strang: Flexion <strong>und</strong> Aspekt<br />

021 pnl_4.9


X<br />

Ungeb<strong>und</strong>ene Merkmale <strong>und</strong> Anker<br />

”nackter”<br />

(ungeb<strong>und</strong>ener) Anker<br />

Bei einer Elision wird das einem Anker zugehörige Segment getilgt;<br />

dementsprechend verliert der Anker seine Bindung. Häufig hinterlässt<br />

eine Elision aber Spuren in phonologischen Formen. Dann ist es<br />

zweckmäßig, einen ungeb<strong>und</strong>enen Anker in der Darstellung zu belassen.<br />

Ein ungeb<strong>und</strong>enes Merkmal kann sich bei der Bildung der Oberflächenform<br />

an einen oder auch mehrere Anker binden. Gelingt dies<br />

nicht, so wird das Merkmal getilgt.<br />

021 pnl_4.10<br />

F<br />

gleitendes<br />

(ungeb<strong>und</strong>enes)<br />

Merkmal


Ungeb<strong>und</strong>ene Merkmale: Vokalharmonie<br />

Beispiel Finnisch<br />

Darstellung auf lexikalischer Ebene mit Hilfe des Merkmals<br />

[back] als ungeb<strong>und</strong>enes (gleitendes) Merkmal:<br />

pUsAhtUA<br />

CVCVCCVV<br />

V V VV<br />

oxrzgsxz<br />

CVCVCCVV<br />

V V VV<br />

[ α back] [-back]<br />

(anhalten)<br />

Die ebenfalls bezüglich dieses Merkmals unspezifizierten<br />

Prä- <strong>und</strong> Suffixe werden zum Stamm hin assoziiert.<br />

01c pnl_4.11


Ungeb<strong>und</strong>ene Merkmale: Vokalharmonie<br />

Beispiel für die Bindung<br />

Türkisch: görüleceksin (du wirst gesehen werden)<br />

01c pnl_4.12<br />

(Stamm) (Passiv) (Futur 1) (2.ps.sg.)<br />

.f8q. /Il/ /E/ .cYEj. .rIm.<br />

C V C V C V C V C C V C<br />

[+ro<strong>und</strong>] [ α ro<strong>und</strong>] [--ro<strong>und</strong>]<br />

[ α ro<strong>und</strong>]<br />

[--back]<br />

[ βback]<br />

Zf8q\ Zxk\ ZD\ ZcYDj\ Zrhm\<br />

C V C V C V C V C C V C<br />

[+ro<strong>und</strong>] [--ro<strong>und</strong>]<br />

[--back]


Theorien <strong>und</strong> Methoden der Phonologie<br />

4.1 Von der Merkmalsgeometrie zur<br />

autosegmentalen Phonologie<br />

4.2 Silbe <strong>und</strong> Silbenstruktur<br />

4. Nichtlineare Phonologien<br />

4.3 Ton in autosegmentaler Darstellung<br />

4.4 Betonung <strong>und</strong> die prosodische (phonologische)<br />

Hierarchie<br />

01a


Silbenstruktur<br />

[GRUNDLAGEN DER PHONETIK, Abschnitt 3.4.1]<br />

Silbe<br />

Silbenrand Silbenkern Silbenrand<br />

Anfangskonsonantenfolge [Vokal Endkonsonantenfolge<br />

(AKF) oder<br />

(EKF)<br />

initiale KF Diphthong]<br />

finale KF<br />

anlautende KF auslautende KF<br />

[Anlaut] [Auslaut]<br />

Onset Nukleus<br />

Coda<br />

AKF Silbenkern EKF+AKF Silbenkern EKF<br />

00c pnl_4.13<br />

Innere Konsonantenfolge (IKF)<br />

mediale Konsonantenfolge


Nukleus <strong>und</strong> Coda<br />

werden zum Reim<br />

(rhyme, rime)<br />

zusammengefasst.<br />

Silbe<br />

Skelett<br />

Silbenstruktur: Reim<br />

Segment<br />

C<br />

C<br />

σ<br />

V<br />

Reim<br />

On Nu Co<br />

C<br />

C<br />

r s z l o<br />

Bei den meisten auf Silbenebene relevanten Merkmalen <strong>und</strong> Prozessen<br />

(Silbengewicht; Zuweisung der Wortbetonung) spielt der Onset<br />

keine Rolle, während manche Eigenschaften von Nukleus <strong>und</strong> Coda<br />

gegeneinander austauschbar sind.<br />

021 pnl_4.14


Silbenstruktur: Quantität<br />

Lange Segmente (Vokale wie Konsonanten) werden auf dem<br />

Skelettstrang durch zwei Anker markiert.<br />

021 pnl_4.15<br />

C<br />

a<br />

V<br />

σ<br />

V<br />

`9<br />

Reim<br />

On Nu Co<br />

”Bahn”<br />

C<br />

m<br />

C<br />

a<br />

σ<br />

V<br />

`<br />

Reim<br />

On Nu Co<br />

”Bann”<br />

C<br />

m


Maximum Onset Principle (MOP)<br />

In medialen Konsonantenfolgen werden soviele Konsonanten<br />

wie möglich dem Onset (der zweiten Silbe) zugeschlagen; die<br />

restlichen Konsonanten bilden die Coda der ersten Silbe.<br />

“Möglich” sind hierbei alle Konsonantenfolgen, die die Phonotaktik<br />

einer <strong>Sprache</strong> im Onset zulässt.<br />

021 pnl_4.16<br />

C<br />

s<br />

σ<br />

R<br />

On Nu On<br />

V<br />

`<br />

C<br />

s<br />

σ<br />

R<br />

Nu<br />

V<br />

`<br />

*<br />

C<br />

s<br />

σ<br />

On Nu Co<br />

V<br />

`<br />

R<br />

C<br />

s<br />

σ<br />

R<br />

Nu<br />

V<br />

`


Maximum Onset Principle (MOP)<br />

Beispiel aus der Sprachsynthese<br />

Realisierung des deutschen Wortes “dampflos” Z!c`loekn9r\<br />

Alle drei Varianten sind im Deutschen phonotaktisch möglich.<br />

C<br />

c<br />

σ<br />

On Nu<br />

V<br />

`<br />

R<br />

l<br />

Co<br />

o<br />

e<br />

k<br />

σ<br />

R<br />

On Nu Co<br />

C C CC<br />

VV<br />

n9<br />

morphologisch<br />

korrekt<br />

021 pnl_4.17<br />

C<br />

r<br />

C<br />

c<br />

σ<br />

On Nu<br />

V<br />

`<br />

R<br />

Co<br />

l<br />

o<br />

e<br />

k<br />

σ<br />

R<br />

On Nu Co<br />

C CC<br />

C VV<br />

n9<br />

C<br />

r<br />

C<br />

c<br />

σ<br />

On Nu Co<br />

V<br />

`<br />

R<br />

l<br />

o<br />

e<br />

k<br />

σ<br />

R<br />

On Nu Co<br />

C C CC<br />

VV<br />

MOP: klingt<br />

am besten<br />

n9<br />

C<br />

r


Maximum Onset Principle (MOP)<br />

Mediale Konsonantenfolgen<br />

Besteht eine mediale Konsonantenfolge aus nur einem Konsonanten,<br />

so wird dieser dem Onset zugeschlagen.<br />

Eine Reihe von Ausspracheregeln <strong>und</strong> phonologischen Prozessen<br />

sind von der Stellung eines Konsonanten in der Silbe abhängig, z.B.<br />

im Deutschen Auslautverhärtung oder Vokalisierung eines .q..<br />

C<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

VV<br />

Co<br />

C<br />

q `9 s<br />

021 pnl_4.18<br />

C<br />

q<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

VV<br />

`9<br />

C<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

V<br />

Co<br />

C<br />

c ? r<br />

C<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

VV<br />

Co<br />

C<br />

s x9 5<br />

C<br />

s<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

VV<br />

x9<br />

C<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

V<br />

Co<br />

C<br />

Q ? m


Maximum Onset Principle (MOP)<br />

Geminaten<br />

Besteht eine mediale Konsonantenfolge aus einer Geminate, so<br />

wird diese auf Coda <strong>und</strong> Onset aufgeteilt.<br />

In der Regel verbietet die Phonotaktik das Auftreten von Geminaten<br />

im Onset. Entsprechendes gilt für eine Coda, wenn dort ein<br />

weiterer Konsonant existiert. Beispiel Finnisch:<br />

On<br />

C<br />

σ<br />

R<br />

Nu<br />

V<br />

l t s `<br />

muta Schlamm<br />

021 pnl_4.19<br />

On<br />

C<br />

σ<br />

R<br />

Nu<br />

V<br />

On<br />

C<br />

σ<br />

V<br />

R<br />

Nu<br />

V<br />

On<br />

C<br />

σ<br />

R<br />

Nu<br />

V<br />

l t9 s `<br />

muuta anderes<br />

On<br />

C<br />

l<br />

σ<br />

R<br />

Nu Co<br />

V<br />

C C<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

V<br />

t s9 `<br />

mutta aber<br />

On<br />

C<br />

σ<br />

R<br />

Nu Co<br />

VV<br />

CC<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

VV<br />

l t9 s9 `9<br />

muuttaa ändern


Silbengewicht<br />

Einer Silbe wird je nach Zusammensetzung des Reimes ein<br />

Silbengewicht zugewiesen.<br />

S leichte Silbe: ein kurzer Vokal im Nukleus; Coda ist leer<br />

S schwere Silbe: ein langer Vokal im Nukleus bei leerer Coda<br />

oder ein kurzer Vokal im Nukleus <strong>und</strong> Konsonant(en) in der<br />

Coda<br />

S “superschwere” oder“extraschwere” Silbe (nicht in allen<br />

<strong>Sprache</strong>n): langer Vokal im Nukleus <strong>und</strong> Konsonant(en) in<br />

der Coda<br />

Bei der Zuweisung des Silbengewichts bleibt der Onset<br />

stets unberücksichtigt, inmanchenFällenauchdieCoda.<br />

021 pnl_4.20


C<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

V<br />

C<br />

σ<br />

On Nu<br />

V<br />

R<br />

Silbengewichte<br />

in autosegmentaler Darstellung<br />

V<br />

C<br />

σ<br />

On Nu Co<br />

V<br />

R<br />

C<br />

σ<br />

On Nu Co<br />

leicht schwer extra schwer<br />

021 pnl_4.21<br />

”naturlang” ”positionslang”<br />

C<br />

V<br />

V<br />

R<br />

C


Mora<br />

Die Mora ist eine Hilfsgröße zur Kennzeichnung von Silbengewichten.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich zählt jeder kurze Vokal <strong>und</strong> jeder<br />

KonsonantimReimeineMora.<br />

S leichte Silbe: eine Mora<br />

S schwere Silbe: zwei Morae<br />

S “superschwere” oder “extraschwere” Silbe: drei Morae<br />

Das Konzept der Mora (lat.: morare dauern) wird nicht für alle<br />

<strong>Sprache</strong>n eingesetzt. In der japanischen Phonetik wird es durchgängig<br />

verwendet, in der Phonologie des Lateinischen häufig. Im<br />

Deutschen spielt es keine Rolle.<br />

Bei Silben mit mehr als zwei Morae wird der Coda, wenn überhaupt,<br />

höchstens eine Mora zugeordnet.<br />

021 pnl_4.22


C<br />

σ<br />

V<br />

σ<br />

Mora in autosegmentaler Darstellung<br />

Silbentypen<br />

σ<br />

μ μ μμ<br />

C V C<br />

C V V<br />

σ<br />

μμ<br />

C V C<br />

σ<br />

μμ<br />

C V V<br />

1 1 2 2 2 (Morae) 3<br />

Den Morae wird ein eigener Strang zugewiesen.<br />

Auf die Kennzeichnung von Reim, Onset <strong>und</strong> Coda kann in dieser Darstellung<br />

verzichtet werden. Der Mora-Strang kann sogar die Rolle<br />

des Skelett-Strangs übernehmen.<br />

σ<br />

μμ<br />

C V V<br />

(C*) beliebige Zahl von Konsonanten (einschließlich Null)<br />

(nur für <strong>Sprache</strong>n, bei denen die Coda nicht zum Silbengewicht beiträgt)<br />

021 pnl_4.23<br />

C*<br />

C*<br />

μ<br />

C<br />

C*


Beispiel Finnisch:<br />

C<br />

σ<br />

μ<br />

V<br />

C<br />

σ<br />

μ<br />

V<br />

l t s `<br />

muta Schlamm<br />

C<br />

σ<br />

μ<br />

V<br />

Quantität <strong>und</strong> Geminaten<br />

σ<br />

μ μ μ μ μ μ μ μ μ μ<br />

V<br />

C<br />

σ<br />

V<br />

l t9 s `<br />

muuta anderes<br />

C<br />

l<br />

V<br />

C<br />

C<br />

σ<br />

V<br />

t s9 `<br />

mutta aber<br />

C<br />

σ<br />

VV<br />

CC<br />

σ<br />

VV<br />

l t9 s9 `9<br />

muuttaa ändern<br />

Die Beschreibung des Finnischen fordert die Silbe mit drei Morae.<br />

021 pnl_4.24


Ungeb<strong>und</strong>ene Anker<br />

Bei einer Elision wird das einem Anker zugehörige Segment getilgt;<br />

dementsprechend verliert der Anker seine Bindung. Dies<br />

setzt sich ggf. in die übergeordneten Stränge fort <strong>und</strong> führt dort<br />

zu Strukturänderungen.<br />

g<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

C VV<br />

`9<br />

021 pnl_4.25<br />

C<br />

σ<br />

R<br />

On Nu Co<br />

V<br />

C<br />

a ? m<br />

g<br />

σ<br />

R<br />

On Nu<br />

C VV<br />

`9<br />

On<br />

C<br />

σ<br />

4<br />

R<br />

Nu<br />

Co<br />

C<br />

a 4 m<<br />

Zl


Ungeb<strong>und</strong>ene Anker<br />

Beispiel: Französisch, bestimmter Artikel (1)<br />

Reguläre Form masc.sg. fem.sg. pl.<br />

le Zk?\ la Zk`\ les Zkd\<br />

le pas Zk?o@\ les pas Zkd\<br />

la nuit Zk`mGh\ les nuits Zkd\<br />

Besonderheiten<br />

Wenn das nachfolgende Substantiv mit Vokal beginnt; (a) Elision des<br />

Vokals im Artikel Singular; (b) Liaison im Artikal Plural<br />

masc.sg. fem.sg. pl.<br />

l’abbé Zk`ad\ les abbés Zkdy\<br />

l’idée Zkhcd\ les idées Zkdy\<br />

l’heure Zk89Q\ les heures Zkdy\<br />

Beibehaltung der Normalform vor “h aspiré” (das stets stumm ist)<br />

masc.sg. fem.sg. pl.<br />

le héro Zk?dqn\ les héros Zkd\<br />

la haie Zk`D\ les haies Zkd\<br />

021 pnl_4.26


Gr<strong>und</strong>formen:<br />

Elision:<br />

Liaison:<br />

021 pnl_4.27<br />

⎡<br />

⎪<br />

⎣<br />

Ungeb<strong>und</strong>ene Anker<br />

Beispiel: Französisch, bestimmter Artikel (2)<br />

σ<br />

CV<br />

k ?<br />

`<br />

art.sg.<br />

V<br />

art.sg. ⎪⎤ → ∕__V<br />

C<br />

σ<br />

V<br />

⎦<br />

σ<br />

C V C<br />

k d y<br />

art.pl.<br />

σ<br />

CVC k d y<br />

σ<br />

V<br />

`<br />

σ<br />

σ<br />

V<br />

`<br />

CVC<br />

ady<br />

les abbés<br />

σ<br />

CV<br />

a d<br />

abbé<br />

σ<br />

CV C<br />

k d y<br />

σ<br />

C V<br />

d<br />

σ<br />

CV<br />

d<br />

σ<br />

CV<br />

q n<br />

héro<br />

σ<br />

CV<br />

qn<br />

les héros<br />

C<br />

y


Sonoritätsprinzip (sonority profile):<br />

Die Sonorität der Laute steigt im Onset zum<br />

Silbenkern hin an <strong>und</strong> fällt in der Coda mit<br />

wachsender Entfernung vom Silbenkern ab.<br />

Sonoritätsskala (sonority scale):<br />

Sonoritätsprinzip<br />

σ<br />

R<br />

On Nu Co<br />

(Sonorität)<br />

Obstruenten < Nasale < Liquide < Gleitlaute < Vokale<br />

Das Sonoritätsprinzip spezifiziert eine Präferenz, an der<br />

sich viele <strong>Sprache</strong>n ausrichten.<br />

021 pnl_4.28


Sonoritätsprinzip im Deutschen<br />

[GRUNDLAGEN DER PHONETIK, Abschnitt 3.4.1]<br />

Das Deutsche gehört zu den <strong>Sprache</strong>n, die das Sonoritätsprinzip<br />

ziemlich gut befolgen.<br />

S Es existieren Konsonantenfolgen wie<br />

(initial) .ek,. [Flug .ekt9j.], aber nicht *.ke,., oder<br />

(final) .,ks. [alt .`ks.], aber nicht *.,sk..<br />

S Auch innerhalb der einzelnen Gruppen gibt es Hierarchien.<br />

So hat .q. eine höhere Vokalaffinität als .k. (Beispiel:<br />

.j`qk., abernicht*.j`kq.).<br />

S Nasale <strong>und</strong> Gleitlaute treten nur einzeln auf.<br />

S Plosive <strong>und</strong> Frikative können (fast) beliebig miteinander<br />

kombiniert werden. Demnach wird offensichtlich bei Obstruenten<br />

nicht mehr nach Sonorität differenziert.<br />

021 pnl_4.29


Resyllabifizierung <strong>und</strong><br />

ambisyllabische Konsonanten<br />

In manchen <strong>Sprache</strong>n reicht das Maximum Onset Principle (MOP)<br />

zur Erklärung der Silbenstruktur der <strong>Sprache</strong> nicht aus. Nach<br />

Anwendung des MOP greifen weitere Regeln. Zwei Möglichkeiten:<br />

S Resyllabifizierung: Restrukturierung einer Silbenfolge nach<br />

Klitisierung oder morphologischer Derivation<br />

σ σ<br />

σ σ<br />

.. V<br />

→<br />

C CV<br />

.. V C CV<br />

S Ambisyllabische Position: Beibehaltung des MOP, jedoch Anschluss<br />

des ersten Konsonanten auch an die vorangehende Silbe<br />

021 pnl_4.30<br />

σ<br />

.. V<br />

C<br />

σ<br />

CV<br />

→<br />

σ<br />

.. V<br />

C<br />

σ<br />

CV


Ambisyllabische Konsonanten<br />

Beispiel Englisch<br />

Liaison: Anbindung eines Konsonanten an die folgende Silbe über<br />

eine Wortgrenze hinweg.<br />

five eggs Ze@HuDfy\<br />

σ σ<br />

old English ZnTkcHmfkHR\<br />

there is ZCdQHy\<br />

.. CV<br />

Right Capture: Anbindung des ersten Konsonanten gewisser<br />

schwacher Silben an die Coda der vorangehenden Silbe.<br />

happy Zo\ city Zs\<br />

σ σ<br />

country Zs\ asparagus Z¢+f\<br />

.. CV<br />

Bedingung: Der angeb<strong>und</strong>ene Konsonant muss mit der Coda der<br />

vorangehenden Silbe zusammen eine nach der Phonotaktik mögliche<br />

Coda bilden.<br />

021 pnl_4.31


Theorien <strong>und</strong> Methoden der Phonologie<br />

4.1 Von der Merkmalsgeometrie zur<br />

autosegmentalen Phonologie<br />

4.2 Silbe <strong>und</strong> Silbenstruktur<br />

4. Nichtlineare Phonologien<br />

4.3 Ton in autosegmentaler Darstellung<br />

4.4 Betonung <strong>und</strong> die prosodische (phonologische)<br />

Hierarchie<br />

01a


021 pnl_4.32<br />

IPA-Tabelle für<br />

suprasegmentale Merkmale


Tonale Merkmale<br />

Vereinfachte Darstellung<br />

Bezeichnung auf dem Tonstrang (tone tier) mit H (high) <strong>und</strong><br />

L (low), wenn in einer <strong>Sprache</strong> nicht mehr als zwei Tonhöhenniveaus<br />

vorhanden sind:<br />

021 pnl_4.33<br />

Hoch H ZdÂ\ ZdÛ\<br />

Tief L ZdÁ\ Zdı\<br />

Steigend LH Zd;\ Zd˜\<br />

Fallend HL ZdÎ\ Zd¯\<br />

Fallend-steigend HLH ZdÒ\ Zd¸\<br />

Steigend-fallend LHL Zd�\ Zd˚\


Tonale Merkmale<br />

Beispiel Etung<br />

Etung (eine Tonsprache aus Kamerun) [GOLDSMITH, 1976; hier nach<br />

GJ:137]<br />

Silbenzahl Gültig Falsch<br />

1 Zjo`Â jodÁ m`Î mnÁÂ\<br />

2 ZnÂa` dÁj`Âs nÁanÎ nÂc`Á `ÂanÁÂ\ Z`Îan `;anÂ\<br />

3 ZdÂjtÂd nÂjotÁf`Á `ÂcíÁla`Â\ Z`ÂaíÁla`Î `ÂaíÂla`Á\<br />

ZaíÂrnÂMdÂ\ Z`ÁaíÁla` `ÎaíÂla`Á\<br />

Nach LEBEN [1973; hier nach GJ:137] werden die tonalen Merkmale<br />

wortbezogen verteilt, <strong>und</strong> jedes Wort folgt einem der sechs Muster<br />

021 pnl_4.34<br />

L H LH HL LHL HLH


Tontragende Einheiten<br />

Skelettstrang <strong>und</strong> Tonstrang sind zunächst nicht assoziiert.<br />

Die Zuweisung erfolgt anhand der tontragenden Einheiten<br />

(tone-bearing units, TBU). Diese sind (sprachenabhängig)<br />

entweder Silben oder Vokale, gelegentlich auch Sonoranten im<br />

Reim. Im Fall von Vokalen zählen Langvokale als zwei TBU’s.<br />

Für viele <strong>Sprache</strong>n existieren Assoziationskonventionen, also Regeln<br />

oder Algorithmen, nach denen die Zuweisung erfolgt. Diese<br />

Konventionen sind sprachenabhängig.<br />

Beispiel Etung [GOLDSMITH, 1976; hier nach GJ:138]<br />

S Assoziiere Töne <strong>und</strong> TBU’s einzeln von links nach rechts<br />

S Assoziiere übrige TBU’s mit dem letzten Ton<br />

S Assoziiere übrige Töne mit der letzten TBU<br />

021 pnl_4.35


Assoziation von Ton- <strong>und</strong> Skelettstrang<br />

Beispiel Etung [GOLDSMITH, 1976; hier nach GJ:138]<br />

Lexikalische Form dchla` ahrnMd djtd nan<br />

HLH LH H LHL<br />

Zuweisung<br />

Links-Rechts einzeln<br />

dchla` ahrnMd djtd nan<br />

H L H L H H L HL<br />

Übrige TBU’s ahrnMd djtd<br />

L H H<br />

Übrige Töne nan<br />

Oberfläche dÂcíÁla` aíÁrnÂMd dÂjtÂd nÁanÎ<br />

Topf Ehefrau Wald Arm<br />

021 pnl_4.36<br />

L<br />

HL


Assoziations-Konvention (GOLDSMITH, 1976)<br />

Assoziation<br />

Regeln <strong>und</strong> Constraints<br />

S (1) Assoziiere Töne <strong>und</strong> TBU’s einzeln von links nach rechts<br />

S (2) Assoziiere übrige TBU’s mit dem letzten Ton<br />

S (3) Assoziiere übrige Töne mit der letzten TBU<br />

* TBU<br />

No Crowding Constraint<br />

S Begrenzt die Zahl der Töne auf einer TBU<br />

Obligatory Contour Principle (OCP)<br />

S Unmittelbar benachbarte Töne sind verschieden.<br />

Zahlreiche <strong>Sprache</strong>n verletzen das OCP.<br />

Das Ergebnis von Assoziationskonvention (2)<br />

gilt allerdings nicht als Verletzung.<br />

021 pnl_4.37<br />

*<br />

TTT<br />

V<br />

T i<br />

V<br />

T i


Erhalt vonTonemen<br />

Toneme bleiben (in der Regel) erhalten, auch wenn die<br />

Segmente elidiert werden, mit denen sie assoziiert sind.<br />

Für GOLDSMITH war dies eines der stärksten Argumente für die Einführung<br />

der autosegmentalen Struktur mit unabhängigen Strängen.<br />

Beispiel Etsako [GOLDSMITH, 1976; hier nach GJ:141]<br />

Etsako ist eine Tonsprache aus Nigeria.<br />

Die Form “alle ...” wird gebildet durch Reduplikation eines Substantivs.<br />

Ein Vokal mit [--high] wird elidiert, wenn ein weiterer Vokal unmittelbar folgt.<br />

(Tasse) íÁjo`Á<br />

L L<br />

íÁjo`Á íÁjo`Á<br />

L L L L<br />

íÁjoíÁjo`Á<br />

L L L<br />

(Haus) nÂv`Á<br />

H L<br />

nÂv`Á nÂv`Á<br />

H L H L<br />

nÂvnÁÂv`Á<br />

H LH<br />

L<br />

(Banane) NÁFDÁcDÂ<br />

L L H<br />

NÁFDÁcDÂ NÁFDÁcDÂ<br />

L L H L L H<br />

NÁFDÁcNÎFDÁcDÂ<br />

L L HLL H<br />

021 pnl_4.38


4.1 Von der Merkmalsgeometrie zur<br />

autosegmentalen Phonologie<br />

4.2 Silbe <strong>und</strong> Silbenstruktur<br />

4.3 Ton in autosegmentaler Darstellung<br />

4.4 Betonung <strong>und</strong> die prosodische (phonologische)<br />

Hierarchie<br />

01a<br />

Theorien <strong>und</strong> Methoden der Phonologie<br />

4. Nichtlineare Phonologien<br />

4.4.1 Die prosodische (phonologische) Hierarchie<br />

4.4.2 Betonung <strong>und</strong> Rhythmus - Metrische Phonologie


Geltungsbereich von Regeln<br />

Zwei Beispiele<br />

Italienisch: Lenisierung des .r. zwischen Vokalen<br />

s → z ∕ V__V<br />

rosa Zy\ Rose resistenza Zy\ Widerstand<br />

aber: asociale Zr\ asozial risuonare Zr\ nochmal läuten<br />

sogar: presentire Zy\ eine Vorahnung haben<br />

presentire Zr\ im voraus hören<br />

Englisch: Z¢\--Epenthese<br />

there is ZCD¢Hy\<br />

the idea is ZCh@Hch?¢Hy\<br />

Sheila! Everything all right? Z¢\<br />

aber: Hi, Peter! Open the window, Sheila! *Z¢\<br />

Gemeinsamkeit: Beide Regeln haben einen<br />

eingeschränkten Geltungsbereich.<br />

021 pnl_4.39


Phonologische (prosodische) Hierarchie<br />

Phonologische Äußerung<br />

Intonationsphrase<br />

Phonologische Phrase<br />

Phonologisches Wort<br />

(Fuß)<br />

Silbe<br />

(Segment)<br />

U<br />

I<br />

Φ<br />

ω<br />

Σ<br />

σ<br />

X<br />

Phonological Utterance<br />

Intonation Phrase<br />

Phonological Phrase<br />

Phonological Word<br />

(Foot)<br />

Syllable<br />

(Segment)<br />

Anstatt “phonologisches Wort” ist auch der Ausdruck “prosodisches<br />

Wort” etc. in der Literatur zu finden.<br />

021 pnl_4.40


Geltungsbereich von Regeln<br />

Erklärung der Beispiele<br />

Italienisch: Lenisierung des .r. zwischen Vokalen mit Geltungsbereich<br />

phonologisches Wort<br />

s → z ∕ V__V<br />

(rosa)ω Zy\ (resistenza)ω Zy\<br />

aber: (a)ω(sociale)ω Zr\ (ri)ω(suonare)ω Zr\<br />

sogar: (presentire)ω Zy\ eine Vorahnung haben<br />

(pre)ω(sentire)ω Zr\ im voraus hören<br />

Englisch: Z¢\--Epenthese mit Geltungsbereich phonologische<br />

Äußerung<br />

(there is) U ZCD¢Hy\<br />

(the idea is) U ZCh@Hch?¢Hy\<br />

(Sheila! Everything all right?) U Z¢\<br />

aber: (Hi, Peter!) U (Open the window, Sheila!) U *Z¢\<br />

021 pnl_4.41


Geltungsbereich von Regeln<br />

Beispiel Deutsch<br />

Deutsch: Die postlexikalischen Prozesse Einfügen des Glottalverschlusses<br />

bei vokalischem Anfang (Z>\-Epenthese) sowie Auslautverhärtung,<br />

außerdem die Aussprachevorschrift des .w. als ZB\ am<br />

Wortanfang haben das phonologische Wort als Geltungsbereich.<br />

Hierbei entscheidet die Morphologie, ob ein Affix ein eigenes<br />

phonologisches Wort bilden kann oder nicht.<br />

021 pnl_4.42<br />

'a?n9a`ws?m(ω<br />

beobachten → 'a?(ω'>n9a`ws?m(ω<br />

'ad(ω'>No(ω'>`ws?m(ω<br />

tauchen [Verb] 's`Tw?m(ω<br />

Tauchen [subst. dim.] 's`T(ω'B?m(ω<br />


Prosodische <strong>und</strong> syntaktische Struktur<br />

einer Äußerung stimmen nicht überein.<br />

Klassisches Beispiel (SPE:372)<br />

This is NP[the cat that caught NP[the rat that stole NP[the cheese] NP ] NP ] NP<br />

This is the cat % that caught the rat % that stole the cheese<br />

In einer linearen Darstellung lassen sich die Phrasengrenzen<br />

[%] aus den syntaktischen Grenzen nicht ableiten.<br />

021 pnl_4.43


Phonologische Äußerung<br />

Phonologische Phrase<br />

Phonologisches Wort<br />

Silbe<br />

Segment<br />

Phonologische <strong>und</strong> prosodische Hierarchie<br />

U<br />

I<br />

Φ<br />

ω<br />

Σ<br />

σ<br />

X<br />

Prosodische Äußerung<br />

Intonationsphrase<br />

Prosodisches Wort<br />

Fuß<br />

Silbe<br />

Die phonologische <strong>und</strong> die prosodische Hierarchie dienen verschiedenen<br />

Zwecken:<br />

S Die prosodische Hierarchie definiert den Rhythmus einer Äußerung<br />

<strong>und</strong> sorgt für die Zuweisung von Betonung <strong>und</strong> Phrasierung.<br />

S Die phonologische Hierarchie definiert den Geltungsbereich von<br />

Regeln.<br />

021 pnl_4.44


Strict Layer Hypothesis (SLH):<br />

Eine phonologische/prosodische<br />

Konstituente des Ranges n wird<br />

stets nur von einer Konstituenten<br />

des Ranges n+1 dominiert.<br />

Strict Layer Hypothesis<br />

(SELKIRK, 1984)<br />

( ) U<br />

( )( ) IP<br />

( )( )( )( ) Φ<br />

( )( )( )( )( )( ) ω<br />

Verletzungen der SLH ( ) 3<br />

Unvollständige Überdeckung<br />

(non-exhaustiveness)<br />

Unrichtige Klammerung<br />

(improper bracketing)<br />

Rekursivität (recursivity)<br />

021 pnl_4.45<br />

( )( ) 2<br />

(A )( )( )( ) 1<br />

( ) 3<br />

( )( )( ) 2<br />

( )( )(A→B)( ) 1<br />

( ) 1<br />

( )(A ) 1


4.1 Von der Merkmalsgeometrie zur<br />

autosegmentalen Phonologie<br />

4.2 Silbe <strong>und</strong> Silbenstruktur<br />

4.3 Ton in autosegmentaler Darstellung<br />

4.4 Betonung <strong>und</strong> die prosodische (phonologische)<br />

Hierarchie<br />

01a<br />

Theorien <strong>und</strong> Methoden der Phonologie<br />

4. Nichtlineare Phonologien<br />

4.4.1 Die prosodische (phonologische) Hierarchie<br />

4.4.2 Betonung <strong>und</strong> Rhythmus - Metrische Phonologie


Zum Begriff der metrischen Phonologie<br />

[SPENCER, 1996:240]<br />

In zahlreichen (nicht allen) <strong>Sprache</strong>n erhält eine oder erhalten<br />

mehrere Silben eines Wortes eine Betonung. Dieseverleihtder<br />

Silbeeinehöhere(relative)Prominenz, die sie aus der Umgebung<br />

heraushebt.<br />

In vielen <strong>Sprache</strong>n ist das rhythmische Alternieren von betonten<br />

<strong>und</strong> unbetonten Silben (oder schweren <strong>und</strong> leichten Silben)<br />

strukturelle Gr<strong>und</strong>lage der Verskunst.<br />

Zahlreiche Werkzeuge der Phonologen zur Untersuchung von<br />

Rhythmus <strong>und</strong> Betonung sind von der Methodik der Untersuchung<br />

von Versmaßen (metrics) abgeleitet.<br />

Deshalb sprechen wir bei der phonologischen Untersuchung<br />

rhythmischer Phänomene häufig von metrischer Phonologie.<br />

021 pnl_4.46


Iambus<br />

s w w<br />

Σ<br />

σ σ (. *)<br />

021 pnl_4.47<br />

w s<br />

Füße<br />

[HAYES, 1981; hier nach SPENCER, 1996:243]<br />

Ein Fuß besteht aus einer betonten Silbe (Haupt- oder Nebenbetonung)<br />

<strong>und</strong> den zugehörigen unbetonten Silben.<br />

Üblicherweise werden den Füßen die aus der altgriechischen<br />

Dichtkunst überlieferten Namen zugeordnet.<br />

Σ<br />

Σ<br />

Trochäus σ σ (* .) (Anapaestus) σ σ σ (..*)<br />

s w<br />

Σ<br />

[(w) weak / (s) strong] wws Σ<br />

Dactylus σ σ σ (* . .) (Amphibrachus) σ σ σ (. * .)<br />

[verkümmert]<br />

w s w<br />

Σ Σ<br />

σ<br />

s<br />

σ<br />

w<br />

Σ<br />

σ


Iambus, Trochaeus <strong>und</strong> Dactylus sind die klassischen Bausteine<br />

der antiken Verskunst. Im Lateinischen hängt das Versmaß allerdings<br />

nicht an der Betonung, sondern am Silbengewicht.<br />

Je nach der Lage der betonten Silbe sprechen wir von rechtsdominanten<br />

bzw. links-dominanten Füßen. Trochaeus <strong>und</strong> Dactylus<br />

sind links-dominant, Iambus <strong>und</strong> (der seltenere) Anapaestus sind<br />

rechts-dominant. “Verkümmerte”, einsilbige Füße kommen in der<br />

Regel nur am Rand prosodischer Wörter <strong>und</strong> Phrasen vor.<br />

Die vorgenannten Füße sind geb<strong>und</strong>en; sie können nur genau die<br />

vorgegebene Zahl von Silben aufnehmen, Dagegen kann ein freier<br />

Fuß eine (fast) beliebige Zahl von Silben aufnehmen.<br />

Σ<br />

[frei]<br />

021 pnl_4.48<br />

σ σ ... σ σ<br />

Füße<br />

[HAYES, 1981; hier nach SPENCER, 1996:243]


Vier Variable der Betonungszuweisung<br />

[HAYES, 1981; hier nach GJ:212]<br />

S Geb<strong>und</strong>en (bo<strong>und</strong>ed) vs. frei (unbo<strong>und</strong>ed). Bei <strong>Sprache</strong>n mit<br />

freiem Wortakzent kann dieser auf (fast) jeder Silbe liegen.<br />

Nebenakzente sind möglich, aber nicht zwingend. Bei geb<strong>und</strong>enem<br />

Wortakzent liegt dieser nicht zu weit vom Wortrand entfernt<br />

an einer vorhersagbaren Stelle.<br />

S Links-dominant (LD) vs. rechts-dominant (RD). Bei einem<br />

links-dominanten Fuß ist die linke Silbe stärker als die rechte<br />

<strong>und</strong> umgekehrt.<br />

S Fußzuweisung links-rechts bzw. rechts-links. Gibt an, ob die<br />

Zuweisung der Füße <strong>und</strong> damit der Betonung von rechts nach<br />

links (also gegen die Zeitachse) oder umgekehrt verläuft.<br />

S Quantitäts-sensitiv (QS) vs. Quantitäts-insensitiv (QI). Bei<br />

Quantitäts-sensitiven <strong>Sprache</strong>n haben Quantität oder Silbengewicht<br />

Einfluss auf die Betonung, bei Quantitäts-insensitiven<br />

<strong>Sprache</strong>n nicht.<br />

021 pnl_4.49


Freier vs. geb<strong>und</strong>ener Wortakzent<br />

[HAYES, 1981; hier nach GJ:212]<br />

<strong>Sprache</strong>n mit freiem Wortakzent sind dadurch gekennzeichnet,<br />

dass die Füße sich beliebig gruppieren können <strong>und</strong> nichtterminale<br />

(s)-Knoten möglich sind. Dieser Mechanismus ist bei geb<strong>und</strong>enem<br />

Wortakzent blockiert.<br />

021 pnl_4.50<br />

(s)<br />

s w<br />

σ σ<br />

s<br />

(s)<br />

s w<br />

σ σ<br />

w<br />

w<br />

σ<br />

s<br />

s<br />

s w<br />

σ σ<br />

(s)<br />

w<br />

w<br />

w<br />

σ<br />

w<br />

σ<br />

s w<br />

σ σ<br />

s w<br />

σ σ<br />

frei geb<strong>und</strong>en


s w<br />

!i`-lh<br />

(Auge)<br />

s w<br />

!otm-â`-k`<br />

(weiß)<br />

Quantitätsinsensitiv/Linksdominant (QI/ld)<br />

[HAYES, 1981; hier nach GJ:214]<br />

Beispiel Garawa (eine <strong>Sprache</strong> aus Nord-Australien)<br />

Linksdominant: Betonung im Fuß ist (* .).<br />

Zuweisung der Füße: erster Fuß links, alle anderen von rechts nach links.<br />

Deakzentuierung: Übrigbleibende einsilbige Füße (stets die dritte Silbe)<br />

021 pnl_4.51<br />

s w<br />

s w<br />

!v`-bhl-$o`-Mt<br />

(Achselhöhle)<br />

s w s w<br />

!j`-l`-k`-$3hm-âh<br />

(Handgelenk)<br />

s w s w s w<br />

!i`-j`-$k`-j`-$k`l-o`<br />

(lose)<br />

s w s w s w<br />

!M`m-jh-3h-$jh-3hl-$o`-ih<br />

(kämpfte mit Bumerang)


s w<br />

!i`-lh<br />

s w<br />

!otm-â`-k`<br />

Quantitätsinsensitiv/Linksdominant (QI/ld)<br />

Beispiel Garawa (Forts.) [GJ:216]<br />

Auf Wortebene wird ein weiterer Strang gezogen,<br />

auf dem die Füße ungeb<strong>und</strong>en von<br />

links nach rechts zusammengefasst werden.<br />

s<br />

021 pnl_4.52<br />

s<br />

s w<br />

w<br />

s w<br />

!v`-bhl-$o`-Mt<br />

s s<br />

s w s w<br />

!j`-l`-k`-$3hm-âh<br />

s<br />

s w w<br />

s w s w s w<br />

!i`-j`-$k`-j`-$k`l-o`<br />

s w s w w<br />

s<br />

s w s w s w<br />

!M`m-jh-3h-$jh-3hl-$o`-ih


Quantitätsinsensitiv/Rechtsdominant (QI/rd)<br />

Beispiel Weri [GJ:217]<br />

Weri: eine <strong>Sprache</strong> aus Papua-Neuguinea.<br />

Rechtsdominant: (.*).<br />

Zuweisung der Füße: von rechts nach links.<br />

Übrigbleibende einsilbige Füße (am linken Rand) behalten ihren Akzent.<br />

w<br />

s<br />

w s w s<br />

t-$kfit-`-!lhs<br />

(Nebel)<br />

021 pnl_4.53<br />

w<br />

w<br />

s<br />

s<br />

$jt-kfih-!ot<br />

(Haar)<br />

w<br />

w<br />

s<br />

s<br />

w s w s<br />

$`-jt-$md-sd-!o`k<br />

(Zeiten)


s<br />

s w<br />

(1) (1)<br />

’ca me <br />

Quantitätssensitiv/Linksdominant (QS/ld)<br />

Beispiel Klassisches Latein [GJ:217]<br />

Linksdominant: Betonung im Fuß ist (* .), wenn die Silben leicht sind.<br />

Quantitätssensitiv: Ist die linke Silbe leicht <strong>und</strong> die rechte schwer,<br />

so kehrt sich die Betonung um, <strong>und</strong> der Fuß wird einsilbig: (*).<br />

Extrametrisch: Die letzte Silbe ist (in Mehrsilbern) nie betont <strong>und</strong> ist<br />

als aus der Metrik herausfallend definiert.<br />

Deakzentuierung: Übrigbleibende einsilbige Füße mit leichten Silben.<br />

021 pnl_4.54<br />

w<br />

s<br />

s w<br />

w<br />

(2) (1)<br />

’ar bo <br />

(w)<br />

s<br />

s<br />

w<br />

(1) (2)<br />

a ’mī <br />

(w)<br />

s<br />

s<br />

w<br />

(1) (2)<br />

pe ’des


Quantitätssensitiv/Linksdominant (QS/ld)<br />

Beispiel Klassisches Latein (Forts.) [GJ:217]<br />

Der QS/ld-Fuß wird nur einmal generiert; die anschließend von rechts<br />

nach links gebildeten Füße zur Ermittlung der Sek<strong>und</strong>ärakzente sind<br />

QI/ld.<br />

021 pnl_4.55<br />

s<br />

w<br />

w<br />

s<br />

s<br />

w<br />

(1) (2) (2)<br />

,vo lup ’tā <br />

s<br />

w<br />

w<br />

s<br />

s<br />

w<br />

w<br />

(2) (1) (2) (1) (2)<br />

,lī be ,rā ti ’ō <br />

s<br />

s<br />

w


w<br />

(2)<br />

s<br />

s<br />

(1) (1) w w s<br />

$nv-sn-!gn-<br />

(hin zum Dorf)<br />

Quantitätssensitiv/Rechtsdominant (QS/rd)<br />

Beispiel Hixkaryana [GJ:218]<br />

Hixkaryana: <strong>Sprache</strong> aus dem Amazonasgebiet.<br />

Rechtsdominant: Bei leichten Silben (. *).<br />

Quantitätssensitiv: Schwere Silben bilden einen einsilbigen<br />

Fuß: (*).<br />

Extrametrisch: Letzte Silbe in Mehrsilbern.<br />

Zuweisung der Füße: von links nach rechts.<br />

Deakzentuierung: Übrigbleibende einsilbige Füße mit<br />

leichten Silben.<br />

s<br />

021 pnl_4.56<br />

w<br />

(2)<br />

s<br />

s<br />

w s w<br />

(1) (1) (1)<br />

w<br />

$sng-jt-!q&d-gn-<br />

(nach Tohkurye)<br />

w<br />

w s w s w<br />

(1) (1) (1) (2)<br />

l0-$g`-m`-!m0g-<br />

(du lehrtest ihn)<br />

w<br />

s<br />

s<br />

w s<br />

(1) (1)<br />

s<br />

s<br />

(2)<br />

w<br />

jg`-$m`-!m0g-<br />

(ich lehrte dich)


Drei metrische Gr<strong>und</strong>einheiten<br />

[HAYES, 1995; hier nach GJ:222]<br />

Die metrische Phonologie kennt verschiedene Darstellungsmöglichkeiten.<br />

In der modifizierten Theorie der metrischen Phonologie<br />

geht HAYES (1995) aus von drei rhythmischen Gr<strong>und</strong>einheiten<br />

sowie zwei Regeln (end rule final sowie end rule initial ), die die<br />

Richtung der Prominenzzuweisung angeben.<br />

(1) Silben-Trochäus (* .)<br />

σ σ (die Silben können leicht oder schwer sein)<br />

(2) Mora-Trochäus (* .) bzw. ( * )<br />

μ μ μμ<br />

(3) (Mora-)Iambus (. *) bzw. ( * )<br />

μ μ μμ<br />

“Verkümmerte” Füße: Einsilbiger Fuß bei (1); Fuß mit nur einer Mora bei (2) oder<br />

(3). Es gibt auch Silben, die keinem Fuß angehören.<br />

021 pnl_4.57


Modifizierte metrische Theorie<br />

[HAYES, 1995; hier nach GJ:222] - Beispiel Garawa<br />

Prinzip: Quantitäts-insensitiv/linksdominant<br />

Fuß: Silben-Trochäus<br />

Konstruktion der Füße: Ein Fuß von links, die anderen von rechts<br />

“verkümmerte” Füße unberücksichtigt<br />

Regel: End Rule Initial (Zuweisung Prominenz von links)<br />

Z!i`-lh\ Z!otm-â`-k`\ Z!v`-bhl-$o`-Mt\<br />

Füße ( * . ) ( * . ) ( * . )( * . )<br />

Regel ( * ) ( * ) ( * )<br />

Z!j`-l`-k`-$3hm-âh\ Z!i`-j`-$k`-j`-$k`l-o`\<br />

Füße ( * . ) ( * . ) ( * . )( * . )( * . )<br />

Regel ( * ) ( * )<br />

Z!M`m-jh-3h-$jh-3hl-$o`-ih\<br />

Füße ( * . ) ( * . )( * . )<br />

Regel ( * )<br />

021 pnl_4.58


Modifizierte metrische Theorie<br />

[HAYES, 1995; hier nach GJ:222] - Beispiel Weri<br />

Prinzip: Quantitäts-insensitiv/rechtsdominant<br />

Fuß: passt nicht ins Schema; Ersatz: Silben-Trochäus<br />

Konstruktion der Füße: letzte Silbe erhält eigenen Fuß, dann von rechts<br />

Regel: End Rule Final (Prominenz von rechts; zweimal!)<br />

$jt-kfih-!ot t-$kfit-`-!lhs $`-jt-$md-sd-!o`k<br />

Regel * ) * ) * )<br />

Füße ( * . ) ( * . ) ( * . ) ( * . )<br />

Regel * ) * ) * )<br />

Problem (Hayes, 1995): Die häufigsten Muster in den <strong>Sprache</strong>n der<br />

Welt sind QI/ld <strong>und</strong> QS/rd. Wenn QS/ld (wie Latein), wird meist<br />

nur ein Fuß so erzeugt, die anderen Füße sind QI/ld (siehe Beispiel<br />

Latein). QI/rd-<strong>Sprache</strong>n sind eher selten.<br />

021 pnl_4.59


Mögliche Lösung für QI/rd<br />

Beispiel Weri<br />

Lösungsmöglichkeit: Analog zum Silben-Trochäus wird ein Iambus<br />

auf Silbenbasis zugelassen. “Verkümmerte” einsilbige Füße sind<br />

möglich, wenn die Zählung nicht aufgeht.<br />

Prinzip: Quantitäts-insensitiv/rechtsdominant<br />

Fuß: Silben-Iambus<br />

Konstruktion der Füße: von rechts nach links<br />

Regel: End Rule Final (Prominenz von rechts)<br />

$jt-kfih-!ot t-$kfit-`-!lhs $`-jt-$md-sd-!o`k<br />

Füße (*)( . *) ( . *)(. *) (*)( . *)(. *)<br />

Regel ( * ) ( * ) ( * )<br />

021 pnl_4.60


Modifizierte metrische Theorie<br />

[HAYES, 1995; hier nach GJ:222] - Beispiel Latein<br />

Prinzip: Quantitäts-sensitiv/linksdominant<br />

Fuß: Mora-Trochäus für den ersten Fuß<br />

Silben-Trochäus für die übrigen Füße<br />

Konstruktion der Füße: von rechts, Mora-Trochäus zuerst;<br />

letzte Silbe extrametrisch<br />

Regel: End Rule Final (Zuweisung Prominenz von rechts)<br />

’ar bo ’ca me a mī pe des <br />

Morae 2 1 -- 1 1 -- 1 2 -- 1 2 --<br />

Mo-Tr (*) (* .) (*) (*)<br />

Sil-Tr<br />

Regel ( * ) ( * ) ( * ) ( * )<br />

,vō lup ’tā ,lī be ,rā ti ’ō <br />

Morae 1 1 2 -- 2 1 2 1 2 --<br />

Mo-Tr (*) (*)<br />

Sil-Tr (* .) (* .) (* .)<br />

Regel ( * ) ( * )<br />

021 pnl_4.61


Modifizierte metrische Theorie<br />

[HAYES, 1995; hier nach GJ:222] - Beispiel Hixkaryana<br />

Prinzip: Quantitäts-sensitiv/rechtsdominant<br />

Fuß: Iambus<br />

Konstruktion der Füße: von links, letzte Silbe extrametrisch<br />

Regel: End Rule Final (Zuweisung Prominenz von rechts)<br />

$nv-sn-!gn- $sng-jt-!q&d-gn-<br />

Morae 2 1 1 -- 2 1 1 1<br />

Füße ( *)(. *) ( * )(. * )<br />

Regel ( * ) ( * )<br />

jg`-$m`-!m0g- l0-$g`-m`-!m0g-<br />

Morae 1 1 2 -- 1 1 1 2<br />

Füße ( . * ) ( * ) ( . * )( . * )<br />

Regel ( * ) ( * )<br />

021 pnl_4.62

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