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Volle Kraft voraus<br />
Ausbau der Kinderbetreuungsangebote schreitet voran<br />
Die Mütter in Deutschland wollen<br />
beides: Familie und Beruf.<br />
Aktuellen Studien zufolge wollen<br />
neun von zehn Müttern neben<br />
der Familie auch beruflich tätig<br />
sein. 39 Prozent der Eltern von<br />
Kindern im Alter bis zu drei Jahren<br />
wünschen sich ein Betreuungsangebot.<br />
Bisher werden<br />
bundesweit rund 23 Prozent der<br />
Kinder in dieser Altersgruppe<br />
in Kindertageseinrichtungen<br />
oder in der Kindertagespflege<br />
betreut. Das ergibt der Zweite<br />
Zwischenbericht zur Evaluation<br />
des Kinderförderungsgesetzes<br />
(KiföG), der kürzlich vom Bundeskabinett<br />
verabschiedet wurde.<br />
Die Zahlen zeigen, dass eine<br />
qualitativ gute und quantitativ<br />
ausreichende Kinderbetreuung<br />
für Eltern ein zentrales Thema ist.<br />
Die meisten Kommunen haben<br />
dies erkannt und unternehmen<br />
große Anstrengungen, um die<br />
nötigen Angebote zu schaffen.<br />
“Der aktuelle<br />
A u s b a u s t a n d<br />
zeigt: Es gibt<br />
mehr Betreuungsangebote<br />
für unter Dreijährige<br />
als in<br />
den vergangenen<br />
Jahren,<br />
aber es gibt längst nicht genug”,<br />
sagte die Bundesministerin<br />
für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend, Kristina Schröder,<br />
bei der Vorstellung des KiföG-<br />
Berichts in Berlin. “Das große<br />
Ziel, 750.000 Betreuungsplätze<br />
bis 2013 bereit zu stellen, ist erreichbar<br />
- allerdings brauchen<br />
wir dafür deutlich mehr Dynamik<br />
beim Ausbau. Die Länder haben<br />
bislang fast ausschließlich<br />
Bundesmittel abgerufen. Jetzt<br />
sind sie selbst in der Pflicht. Denn<br />
wir können es uns nicht leisten,<br />
bei der Kinderbetreuung zu sparen”,<br />
so Kristina Schröder.<br />
Auch im Bereich Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf für Eltern<br />
mit Schulkindern muss aktuellen<br />
Umfragen zufolge noch deutlich<br />
nachgebessert werden.<br />
Fast eine halbe Million Mütter in<br />
Deutschland, deren Kinder sich<br />
im Grundschulalter befinden,<br />
würden im Falle verlässlicher<br />
Betreuungsangebote wieder in<br />
das Arbeitsleben zurückkehren<br />
wollen. Besonders für die Alleinerziehenden<br />
ist eine bessere<br />
Infrastruktur existenziell wichtig.<br />
Nach Angaben des Instituts für<br />
Demoskopie Allensbach halten<br />
60 Prozent der Mütter Beruf und<br />
Familie mit Schulkindern für nicht<br />
gut vereinbar. Jeweils über 60<br />
Prozent wünschen sich Nachmittags-<br />
und Ferienbetreuung.<br />
Wie viele Städte und Kommunen<br />
widmet sich auch die Stadt<br />
Buchholz mit ganzer Kraft dem<br />
Ausbau der Kinderbetreuung.<br />
„Die Zukunftsfähigkeit unserer<br />
Städte und Gemeinden hängt<br />
angesichts des demographischen<br />
Wandels auch davon<br />
ab, wie gut es uns gelingt, junge<br />
Menschen und Familien<br />
vor Ort zu halten und neue zu<br />
gewinnen“, sagt Buchholz‘ Bürgermeister<br />
Wilfried Geiger. Die<br />
Familienstadt Buchholz habe<br />
sich deshalb auf die Fahnen geschrieben,<br />
die Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf zu fördern.<br />
Beispiel Kindergärten: In Buchholz<br />
gibt es 1.178 Plätze für Kinder<br />
im Alter von 3 bis 6 Jahren.<br />
„Im Vergleich zur Situation zu<br />
Anfang des Jahrzehnts hat sich<br />
die Lage deutlich entspannt“,<br />
sagt Geiger. Damals gab es<br />
Wartelisten, heute bekommt jedes<br />
Kind einen Platz. Das Angebot<br />
ist dabei durchaus vielfältig.<br />
Von Montessori über Waldkindergärten<br />
bleiben hier wenig<br />
Wünsche offen.<br />
Auch die ganz Kleinen hat die<br />
Stadt in den Blick genommen.<br />
So gab es bis 2006 gerade mal<br />
zehn Plätze für Kinder unter drei<br />
Kinderbetreuung<br />
Jahren. „Wir haben deshalb<br />
ein Krippenausbauprogramm<br />
aufgelegt“, sagt Geiger. Die<br />
Ergebnisse können sich sehen<br />
lassen: Seit 2008 sind in Buchholz<br />
173 Plätze in 9 Krippen gebaut<br />
worden (2008=105, 2009=53,<br />
2010=15). Im laufenden Jahr<br />
werden 30 weitere Plätze am<br />
Schulzentrum II am Kattenberge<br />
geschaffen.<br />
Die Stadt steckt viel Geld in die<br />
Kinderbetreuung. Nicht nur in<br />
den Krippenneubau, sondern<br />
insbesondere in die Qualität der<br />
Arbeit. Das schlägt sich in den<br />
Betriebskosten nieder. Für die<br />
21 Kindergärten hat die Stadt<br />
2007 noch € 3,9 Millionen ausgegeben,<br />
2009 belaufen sich<br />
die Kosten bereits auf etwa € 5,2<br />
Millionen. Der deutliche Anstieg<br />
(plus € 1,3 Millionen) ist dem<br />
Krippenausbau geschuldet. Die<br />
Höhe der Betriebskosten hängt<br />
dabei eng mit der Personalausstattung<br />
zusammen. Während<br />
das Gesetz zwei pädagogische<br />
Fachkräfte pro Gruppe fordert,<br />
„haben wir in jeder Krippe drei“,<br />
betont Geiger. „Wir wollen,<br />
dass in unseren Einrichtungen<br />
qualitativ hochwertige Arbeit<br />
gemacht wird“, begründet das<br />
Stadtoberhaupt das Mehr an<br />
Personal, „Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
sind ein wichtiger<br />
Bildungsstandort für die frühkindliche<br />
Entwicklung“. Deshalb sind<br />
bereits seit Jahren die Öffnungszeiten<br />
flexibilisiert - die Einrichtungen<br />
bieten etwa Früh- und<br />
Spätdienste an - und Ferienbetreuungen<br />
eingerichtet.<br />
Überdies möchte die Familienstadt<br />
Buchholz allen Kindern - ob<br />
mit oder ohne Handicap - einen<br />
Betreuungsplatz anbieten. Die<br />
Erweiterung des Buki-Kindergartens<br />
ist deshalb für das Jahr 2013<br />
vorgesehen und in der mittelfristigen<br />
Finanzplanung entsprechend<br />
verankert. In diesem Jahr<br />
wurden entsprechende Verträge<br />
geschlossen. Die Kosten von<br />
rund € 835 000,- muss die Stadt<br />
zu 100 Prozent tragen.<br />
Auch wenn Buchholz in den<br />
vergangenen Jahren viel getan<br />
hat, um die Betreuungssituation<br />
zu verbessern - die Nachfrage<br />
nach Krippenplätzen übersteigt<br />
nach wie vor das Angebot.<br />
„Wir gehen im Schulzentrum am<br />
Kattenberg bereits zum neuen<br />
Kindergartenjahr mit 15 Krippenplätze<br />
in Betrieb“, sagt Klaus<br />
Kruwinnus vom Familienbüro der<br />
Stadt. „Die Plätze sind freilich alle<br />
belegt.“ Das gelte auch für die<br />
weiteren 15 Plätze, die im Laufe<br />
des Jahres noch eingerichtet<br />
werden. Die Warteliste ist voll.<br />
Für Bürgermeister Wilfried Geiger<br />
ist deshalb klar: „Für uns ist die<br />
Richtschnur für den Ausbau die<br />
Nachfrage nach Krippenplätzen,<br />
die wollen wir befriedigen.“<br />
Die Gesetzeslage ist da weniger<br />
anspruchsvoll. Danach muss bis<br />
zum 01.08. 2013 für 35 Prozent der<br />
Kinder im Alter bis drei Jahren ein<br />
Betreuungsangebot vorliegen.<br />
Entweder in einer Krippe (70 Prozent)<br />
oder bei einer Tagesmutter<br />
(30 Prozent). Während die Umsetzung<br />
des Rechtsanspruches<br />
für viele Kommunen eine große<br />
Herausforderung darstellt, steht<br />
die Nordheidestadt vergleichsweise<br />
gut da. Denn Buchholz<br />
hat mit seinen 213 Krippenplätzen<br />
diesen Anspruch bereits<br />
heute erfüllt: Laut Kindergartenbedarfsplan<br />
des Landkreises<br />
muss Buchholz zurzeit 215 Plätze<br />
für Kinder im Alter von bis zu drei<br />
Jahren bereit stellen - davon 150<br />
in Krippen, den Rest bei Tagesmüttern<br />
und -vätern.<br />
„Das Bessere ist der Feind des<br />
Guten“, sagt Geiger, „wir wollen<br />
bei der Betreuung unserer Jüngsten<br />
noch besser werden.“ Der<br />
demographische Wandel lässt<br />
den Akteuren kaum eine andere<br />
Wahl. Die Geburtenrate stagniert<br />
bundesweit nach wie vor<br />
auf niedrigem Niveau. Für den<br />
interkommunalen Wettbewerb,<br />
jeweils den besten Standort für<br />
junge Familien zu bieten, hat<br />
das vor allem eine Konsequenz:<br />
er wird noch härter.<br />
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