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03/2012 - Obersteirische Nachrichten

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Bezirk Murtal / Region Judenburg<br />

Im Namen der Republik<br />

Richter Mag.<br />

Walter<br />

Buchegger und<br />

Bezirksanwalt<br />

Josef Fuisz<br />

Im Angesicht des Todes relativieren sich sonst groß scheinende Dinge. Auch Rache wird<br />

dann hinfällig, wie in einem Fall, der Richter Mag. Walter Buchegger und Bezirksanwalt<br />

Josef Fuisz vorlag.<br />

„Verurteilen Sie mich in<br />

Abwesenheit“…<br />

…bat ein Angeklagter den Richter<br />

schriftlich. Er ist im Krankenhaus<br />

und wird sich von seiner schweren<br />

Krankheit wohl nicht mehr erholen.<br />

Als der Richter seine Frau, eine<br />

46-jährige Zeltweger Hausfrau,<br />

über seine Zustand informierte,<br />

sagte sie: „Donn loss ma des“. Und<br />

„des“ war ihre Klage, dass ihr Gatte<br />

die Katze nicht gefüttert hätte, bis<br />

diese in einen so elenden Zustand<br />

gekommen sei, dass sie fast verendet<br />

wäre. Die vorliegenden, datierten<br />

Bilder zeigen übrigens eine<br />

sichtlich muntere, zwar nicht fette,<br />

aber gut gefütterte Katze.<br />

„Mir worn des<br />

wirkli net“…<br />

…versicherten die drei<br />

Angeklagten dem Richter.<br />

Der 20-jährige arbeitslose<br />

Fohnsdorfer, der 18-jährige<br />

Umschüler aus Judenburg<br />

und der 22-jährige<br />

Arbeitslose aus Judenburg<br />

sollen aus Rache<br />

dafür, dass sie nicht in<br />

ein Judenburger Lokal gelassen<br />

wurden, die Klingel aus der<br />

Mauer gerissen und so manipuliert<br />

haben, dass sie in einem Dauerton<br />

geklingelt hat. Tatsächlich konnte<br />

ihnen dies nicht nachgewiesen<br />

werden, sodass Richter Buchegger<br />

das Trio freisprach.<br />

Beißen, schlagen, treten<br />

Das Wort „Lebensgefährte“ dürfte<br />

von „Lebensgefahr“ kommen. Diesen<br />

Eindruck hat man, wenn man<br />

vom Verlauf der Beziehung eines<br />

27-jährigen Steinmetzgehilfen<br />

und einer 42-jährigen<br />

Büroangestellten, beide<br />

aus Judenburg hört. Beide<br />

sind angeklagt, sich<br />

getreten, gebissen und geschlagen<br />

zu haben. Gefetzt<br />

und gestritten wurde während<br />

der Beziehung schon so oft,<br />

dass der Sohn der Angeklagten<br />

deren telefonischen Hilferuf<br />

bereits ignorierte. Das Ende der<br />

Beziehung war nach einer stundenlangen<br />

Streiterei gekommen.<br />

Denn der Angeklagte hatte eine<br />

Bisswunde am Oberschenkel und<br />

eine Wunde am Nasenrücken, die<br />

allerdings von einer Abwehrmaßnahme<br />

der ehemaligen Lebensgefährtin<br />

stammen dürfte. „Sie wor<br />

scho rauschig, wia i hamkumman<br />

bin und scho am Hamweg hot sie<br />

mi telefonsich attackiert“, behauptete<br />

der Steinmetzgehilfe und dass<br />

sie ihm sofort „aungflogen is“. Die<br />

Büroangestellte erlebte es anders.<br />

Er trat sie stundenlang, schupfte<br />

und schlug sie. Ein ärztliches Gutachten<br />

bestätigt, dass ihre Hämatome<br />

und Prellungen so zustande<br />

gekommen sein könnten. Die Frau<br />

wurde freigesprochen der Mann<br />

zu 2.000 Euro Schmerzensgeld und<br />

320 Euro Strafe verurteilt. „I schwör,<br />

i wors net“, sagte er dazu, was er<br />

übrigens während der ganzen Verhandlung<br />

mehr oder wenig heftig<br />

behauptet. „Liag net, sog die Wohrheit,<br />

i schwör, schwör du a“, forderte<br />

er seine Lebensgefährtin immer<br />

wieder auf. Gegen das Urteil will er<br />

berufen.<br />

Frauenpower<br />

Eine 17-Jährige, Lehrling und in<br />

Judenburg wohnhaft, feierte ausgelassen<br />

in einer Hütte bei Oberzeiring.<br />

Sie war schwer betrunken,<br />

als sie zwei 18-jährige Mädchen,<br />

beide Lehrlinge, eine in Spielberg,<br />

die andere in Knittelfeld wohnhaft,<br />

angespuckt und ausgezogen haben<br />

sollen. Mit drei Männern hatte<br />

sie in dieser Nacht Sex, mit zwei<br />

von ihnen freiwillig und einer soll<br />

sie vergewaltigt haben. Bei einer<br />

gynäkologischen Untersuchung<br />

wurden allerdings keine Spuren<br />

einer Vergewaltigung festgestellt.<br />

Als die Mutter der Judenburgerin<br />

davon erfuhr und auch, dass die<br />

Beteiligten tags darauf in einem<br />

Lokal in der Fohnsdorfer Arena<br />

anzutreffen wären, fuhr sie hin<br />

und stellte die Mädchen zur Rede.<br />

Durch schnippische Antworten<br />

provoziert, schlug sie zu und verletzte<br />

sie. Eine davon wollte nur<br />

Schadenersatz für eine abgerissene<br />

Kette in Höhe von 35 Euro, die<br />

andere für ihre Prellungen, Hämatome<br />

und Unkosten 1.400 Euro<br />

Schmerzensgeld. Dafür waren sie<br />

bereit, der Mutter, einer 36-jährigen<br />

Friseurin aus Judenburg, zu<br />

verzeihen. Dies und die Tatsache,<br />

dass sie unbescholten ist, führten<br />

zu einer Erledigung des Verfahrens<br />

im Rahmen einer diversionellen<br />

Maßnahme.<br />

Nicht erschienen…<br />

…ist ein 31-jähriger Arbeitsloser<br />

aus Spielberg. Nicht erschienen ist<br />

er auch bei der Kassa einer Judenburger<br />

Tankstelle, wo er zuvor um<br />

20 Euro getankt hat. Zur nächsten<br />

Verhandlung wird er durch die Polizei<br />

vorgeführt.<br />

Die Wanderboxen<br />

Aus der Haft in Leoben wurde<br />

der 26-jährige Zeltweger in Handschellen<br />

vorgeführt. Nach anfänglichem<br />

Leugnen sagt er: „Is wurscht,<br />

i werd eh verurteilt“ und so war es<br />

auch, und zu seiner sonst im April<br />

2013 endenden Haft kommen nun<br />

noch zwei Monate dazu, weil er bei<br />

einem Zeltweger Gasthof Lautsprecherboxen<br />

ausgeliehen hat. Anstatt<br />

sie zurückzugeben, hat er sie einem<br />

25-jährigen Kfz-Techniker aus Zeltweg<br />

geschenkt und dieser hat sie<br />

einem Bekannten weitergeschenkt.<br />

Mittlerweile sind die Boxen wieder<br />

bei ihrem Eigentümer gelandet.<br />

24 <strong>Obersteirische</strong> <strong>Nachrichten</strong> www.obersteirische-nachrichten.at Nr. 02 – 12. Jänner <strong>2012</strong>

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