STZ No. 7-1 - StadtZeit Kassel
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Worum geht es eigentlich, wenn<br />
wir uns mit dem Thema Wohnen beschäftigen?<br />
Ist die Wohnung die „dritte<br />
Haut des Menschen“, so notwendig<br />
wie das Atmen, einfach nur ein<br />
Dach über dem Kopf, eine Möglichkeit<br />
sich von anderen abzugrenzen,<br />
sich selbst zu verwirklichen oder<br />
Mittel der Repräsentation?<br />
Das Wohnen „bildet nach wie vor die<br />
ökonomischen Verhältnisse ab und<br />
zeigt den gesellschaftlichen Status<br />
an… es gibt Auskunft über soziale<br />
und kulturelle Gepflogenheiten und<br />
persönliche Neigungen…und wird unter<br />
den Druck des Zeitgeistes gestellt“,<br />
lesen wir im Editorial von<br />
Arch+ im Mai 2006.<br />
Wohnungszuschnitt beeinflusst<br />
Miteinander<br />
Als die industrielle Revolution im beginnenden<br />
19. Jahrhundert das Arbeiten<br />
an andere Orte verlegte , befreite<br />
dies die Wohnung von vielfältigen Arbeitsfunktionen,<br />
die ihr vormals zukamen.<br />
Sie wurde zum trauten Heim,<br />
zum Rückzugsraum und Intimbereich<br />
der bürgerlichen Familie und auch die<br />
Wohnformen der sich verstärkt in den<br />
Städten konzentrierenden Arbeitermilieus<br />
blieben von diesen Veränderungen<br />
selbstverständlich nicht verschont.<br />
14<br />
Wie gewohnt...<br />
Die dritte Haut des Menschen?<br />
Von Katharina Wernicke<br />
Mit dem Home-Office hat das Arbeiten<br />
wieder Einzug in die eigenen vier<br />
Wände gehalten und Veränderungen<br />
in den Familienstrukturen machen eine<br />
Überarbeitung der traditionellen<br />
Haus- und Wohnungsgrundrisse notwendig.<br />
Denn der Wohnungsgrundriss,<br />
mehr als die Einrichtung desselben,<br />
beeinflusst das familiäre Miteinander<br />
in nicht zu unterschätzendem<br />
Maße. Ungünstig geschnittene Wohnungen<br />
können zur Belastung für die<br />
Bewohner werden!<br />
Ruhe auf der Verkehrsfläche?<br />
Immer beliebter werden „offene“<br />
Wohnungsgrundrisse, bei denen auf<br />
einen Flur verzichtet wird. Der Eingangsbereich<br />
geht unmittelbar in den<br />
Wohn/Küchenbereich über, was eine<br />
Großzügigkeit vermittelt aber auch<br />
Veränderungen für das „Hereinkommen“<br />
mit sich bringt. Ohne Flur fehlt<br />
der Wohnung nämlich eine wichtige<br />
Übergangszone zu den Privaträumen,<br />
denn an der Schwelle der Wohnung<br />
beginnt ja nicht zwangsläufig Privatheit,<br />
von hier aus kann ja der Fremde,<br />
auch wenn er nicht zum eintreten aufgefordert<br />
wird, Blicke in die Wohnung<br />
werfen.<br />
Die moderne offene Wohnküche beherbergt<br />
oft zusätzlich den einzigen<br />
Aufgang in die Obergeschosse, wo<br />
sich klassischerweise Eltern- und Kinderzimmer<br />
befinden.<br />
Schön, wenn die Kleinen, sofern man<br />
natürlich welche hat, tagsüber mittendrin<br />
sind. Auch schön, wenn sie<br />
um sieben im Bett liegen, schlafen<br />
und Ruhe auf der Verkehrsfläche<br />
herrscht. Aber wie ist es, wenn die<br />
fast volljährige Tochter des Hauses<br />
abends noch ein paar Freunde zum<br />
gemeinsamen Chillen mitbringt? Stellen<br />
Sie sich vor, Sie sitzen im, ... sagen<br />
wir, „Hausanzug“ in Ihrem Wohnzimmer,<br />
Füße hoch, Wein aufgemacht<br />
und wollen sich beim Sonntagabend-<br />
Tatort (was ja noch das unverfänglichste<br />
wäre) entspannen.<br />
Unser Wunsch nach Privatheit hängt<br />
vom Lebenslauf, vom Alter und den<br />
sich daraus mitentwickelnden Befindlichkeiten<br />
und Bedürfnissen ab. Meine<br />
Privatsphäre würde durch das<br />
schüchtern gemurmelte „Hallo“ der<br />
jungen Damen und Herren jedenfalls<br />
empfindlich gestört werden!<br />
Ich bin ein also ein großer Fan von Fluren,<br />
von großzügigen Fluren, und natürlich<br />
von abgeschlossen Treppenhäusern.<br />
Zwei Türen zwischen mir<br />
und der Musik meines Sohnes sind<br />
besser als eine!