Stahlbau Nachrichten - Verlagsgruppe Wiederspahn

Vielfältige Vorbereitungsmaßnahmen
Umstellung der deutschen auf europäische Normen
Nach heutiger Planung wird zum 1. Juli 2012
die deutsche Normung für den Stahlbau, die
Normenreihe DIN 18800 und alle hiermit
verbundenen Normen, durch die entsprechenden
Eurocodes und die Ausführungsnormen
DIN EN 1090, Teil 1 und 2, ersetzt. Aus
heutiger Sicht endet zu diesem Zeitpunkt
die Koexistenzperiode der nationalen und
europäischen Normung. Ab diesem Zeitpunkt
müssen neue Stahlbauprodukte mit dem
CE-Kennzeichen gekennzeichnet werden. An
einigen Stellen wird diese Kennzeichnung
bereits heute schon freiwillig eingesetzt. Ab
dem 1. Juli 2012 wird sie jedoch verbindlich.
Mit Datum Dezember 2010 sind die für
den Stahlbau maßgebenden Eurocodes 3
»Stahlbau« und 4 »Verbundbau« sowie ihre
nationalen Anhänge und Eurocode 0 »Grundlagen«
sowie Eurocode 1 »Lastannahmen«
einschließlich der nationalen Anhänge neu
veröffentlicht worden. Im Sommer 2011 ist
die A1-Änderung zur DIN EN 1090, Teil 2,
– »Ausführung von Stahltragwerken und Aluminiumtragwerken
– Teil 2: Technische Regeln
für die Ausführung von Stahltragwerken;
Deutsche Fassung EN 1090-2:2008+A1:2011«
– in einer konsolidierten neuen Fassung
erschienen. Mit dieser Unterlage wurden
einige notwendige Korrekturen an der 2008
bereits veröffentlichten Norm vorgenommen.
Auch die A 1-Änderung zur DIN EN 1090,
Teil 1, – »Ausführung von Stahltragwerken
und Aluminiumtragwerken – Teil 1: Konformitätsnachweisverfahren
für tragende
Bauteile; Deutsche Fassung EN 1090-1:2009/
FprA1:2011« – liegt seit Frühjahr 2011 vor.
Somit sind alle Normen, die im Stahlbau für
die Berechnung und Ausführung erforderlich
sind, vorhanden. Die Bauaufsicht bereitet
zurzeit die Einführung der Normen und die
dazu erforderlichen Hinweise für die Liste der
»Technischen Baubestimmungen« vor. Rechtzeitig
zum genannten Übergang werden diese
vorliegen, und zusätzlich wird auch bis zu
diesem Zeitpunkt eine verbindliche Aussage
zu den Erfordernissen bei der Montage von
Stahlbaukonstruktionen vorliegen.
Aufgrund der großen Anzahl der nach DIN
EN 1090, Teil 1, zu zertifi zierenden kleinen
Metall- und Stahlbaubetriebe gibt es zurzeit
Überlegungen, die Koexistenzperiode, d. h.
die Parallelgeltung der deutschen und der
europäischen Normung, verlängern zu lassen.
Ob diese Überlegungen umgesetzt werden,
wird in Europa entschieden. Nähere
Einzelheiten hierzu werden in den nächsten
Monaten bekannt gemacht werden.
Der Deutsche Stahlbau-Verband DSTV und
hier besonders der Arbeitsausschuss Fertigung
im Deutschen Stahlbau-Verband DSTV
haben sich mit den neuen Randbedingungen
besonders intensiv auseinandergesetzt.
Sie haben die in den Firmen vorhandenen
Systeme hinsichtlich einer Umstellung auf
die CE-Kennzeichnung durchleuchtet und
Vorschläge hierzu erarbeitet. Um die praktische
Anwendung der Normen zu erleichtern
und Fragen der Praxis besser für alle Beteiligten
lösen zu können, wird zurzeit über die
Einrichtung einer Clearingstelle im DSTV,
zusammen mit dem Deutschen Verband für
Schweißtechnik und verwandte Verfahren
e. V., nachgedacht.
Gerade in der Anfangsphase wird die neue
Norm in der Praxis noch zu Irritationen bei
der Anwendung führen. Hier wird der DSTV
seinen Mitgliedsfi rmen mit dem zurzeit in der
Erarbeitung befi ndlichen Qualitätssiegel eine
Hilfestellung und eine für die Bauherren belegbare
Einbindung in das Qualitätsnetzwerk
des DSTV darstellen.
Der Arbeitsausschuss Technisches Büro
im Deutschen Stahlbau-Verband DSTV beschäftigt
sich schon seit längerem mit den
Eurocodes und bietet seinen Mitgliedern eine
Vorbereitung auf die Umstellung in Form von
Inhouseschulungen an. Bei ausreichendem
Interesse der Firmen wird der DSTV in Form
von Seminaren zu den Eurocodes und zur
DIN EN 1090, Teil 1 und 2, über den aktuellen
Stand und die weitere Entwicklung informieren.
Volker Hüller
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