Trotz Schröders Zusage an Warschau: Kurs halten!
Trotz Schröders Zusage an Warschau: Kurs halten!
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Zeitung für Schlesien<br />
Herausgeber: L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien<br />
Redaktions<strong>an</strong>schrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0<br />
Nummer 17/2004 Einzelpreis 2,00 Euro 1. September 2004<br />
<strong>Trotz</strong> <strong>Schröders</strong> <strong>Zusage</strong><br />
<strong>an</strong> <strong>Warschau</strong>: <strong>Kurs</strong> <strong>halten</strong>!<br />
- Irritationen im Verb<strong>an</strong>d überwinden -<br />
Rudi Pawelka, Bundesvorsitzender der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien<br />
Mit seinem Einknicken in der Eigentumsfrage<br />
<strong>an</strong>lässlich seines Besuchs in<br />
<strong>Warschau</strong> hat Bundesk<strong>an</strong>zler Schröder die<br />
Vertriebenen im Stich gelassen und sich<br />
gleichzeitig von der eigenen Rechtslage in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d verabschiedet. Noch bis in den<br />
Monat Juli hinein be<strong>an</strong>twortete die Bundesregierung<br />
Briefe von Vertriebenen damit,<br />
dass die Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d auf<br />
individuelle Ansprüche von Deutschen<br />
nicht verzichtet habe und wies auf die rechtlichen<br />
Möglichkeiten für deren Geltendmachung<br />
in den jeweiligen Ländern oder<br />
bei internationalen Institutionen hin. Es folgte<br />
jeweils der Hinweis, die Bundesregierung<br />
sei jedoch in aller Regel nicht <strong>an</strong> derartigen<br />
Verfahren beteiligt. Mit seiner jetzt in<br />
<strong>Warschau</strong> abgegebenen Zusicherung,<br />
Rückgabe- und Entschädigungsforderungen<br />
von Vertriebenen entgegenzutreten und dies<br />
auch vor internationalen Gerichten deutlich<br />
zu machen, erfolgte nun eine Kehrtwende.<br />
Die Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung<br />
( FAZ ) kommentierte <strong>Schröders</strong> Aussage<br />
am 3.8.2004 als schäbige Weise, sich<br />
aus seinerVer<strong>an</strong>twortung zu stehlen, durch<br />
die moralische Verurteilung derer, die den<br />
eigenen Staat beim Wort nehmen. Sie fügte<br />
hinzu: „Als ob ein Bundesk<strong>an</strong>zler sich von<br />
der Rechtslage seines L<strong>an</strong>des dist<strong>an</strong>zieren<br />
könnte".<br />
In der Tat ist sein Ver<strong>halten</strong> ein Grad von<br />
Zwiespältigkeit, das seinesgleichen sucht.<br />
Es offenbart zudem ein gebrochenes Ver-<br />
Kloster Leubus, Kreis Wohlau, am nahen Auwald des rechten Oderufers. Das von Herzog Boleslaus<br />
I. von Liegnitz gegründete Kloster, in den ungewöhnlichen Ausmaßen von 223 x 118<br />
m, ist das älteste und bedeutendste Schlesiens. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es verwüstet<br />
und ausgeplündert.<br />
Das Kloster Leubus gehört zu den Ver<strong>an</strong>staltungsorten des Schlesischen Denkmaltages 2004<br />
(siehe Seite 12). Foto: Archiv SN<br />
Die bösen und die<br />
guten Vertriebenen<br />
Die Messlatte<br />
des Ralph Giord<strong>an</strong>o<br />
i.<br />
Auf Einladung des Präsidiums des Bundes<br />
der Vertriebenen hielt Ralph Giord<strong>an</strong>o,<br />
geboren 1923 in Hamburg, Journalist,<br />
Fernsehkommentarist und Schriftsteller<br />
(nach Selbst<strong>an</strong>zeige) eine Rede zum 60.<br />
Jahrestag des <strong>Warschau</strong>er Aufst<strong>an</strong>des.<br />
Fortsetzung auf Seite 3!<br />
hältnis zum Rechtsstaat, denn die Gewaltenteilung<br />
und die Unabhängigkeit der Gerichte<br />
sind dessen wesentliche Merkmale.<br />
Die Rechtsprechung durch ein massives Einwirken<br />
beeinflussen zu wollen, nur so k<strong>an</strong>n<br />
seine Aussage verst<strong>an</strong>den werden, verwundert<br />
nicht nur uns.<br />
So schlimm und gegen die Interessen der<br />
eigenen Bürger gerichtet das Auftreten<br />
des K<strong>an</strong>zlers auch war, die polnischen Parteien<br />
stelltees indessen nicht zufrieden. Sie<br />
hatten die <strong>Zusage</strong> für eine Regelung erwartet,<br />
mit der Deutschl<strong>an</strong>d deutsche<br />
Rechts<strong>an</strong>sprüche <strong>an</strong> Polen übernimmt, Vertriebene<br />
also selbst entschädigt und Polen<br />
davon freistellt. Es überraschte, dass ausgerechnet<br />
Erika Steinbach, Präsidentin des<br />
Bundes der Vertriebenen, diese polnische<br />
Forderung sich sofort zu eigen machte, indem<br />
sie am 2.8.2004 von Schröder forderte,<br />
ein Gesetz auf den Weg zu bringen und<br />
die Dinge zu regeln, die noch zu regeln sind<br />
sowie die wirtschaftlicheVer<strong>an</strong>twortung dafür<br />
zu übernehmen. Mit dieser Regelung,<br />
wie es weiter heißt, sollen „etwaige Ansprüche"<br />
zu einer innerdeutschen Frage gemacht<br />
werden. Die Offerte ist wohl nur als<br />
Referenz <strong>an</strong> Polen zu verstehen, um Belastungen<br />
zwischen den Staaten zu vermeiden.
2<br />
In der Befürchtung,<br />
sich unüberschaubaren<br />
Forderungen ausgesetzt<br />
zu sehen,<br />
lehnte die Bundesregierung<br />
diesen<br />
Vorstoß ab. Für die<br />
Vertriebenen k<strong>an</strong>n<br />
dies nur positiv<br />
sein, denn eine<br />
bloße Entschädigung<br />
war nie das<br />
Ziel, sondern die<br />
Rudi Pawelka Rückgabe des konfiszierten<br />
Gutes<br />
st<strong>an</strong>d oben<strong>an</strong>. Nur dies ermöglicht eine Heilung<br />
des Vertreibungsverbrechens unter Berücksichtigung<br />
des Rechtes auf die Heimat.<br />
Eine Lösung, die nur auf Geldzahlungen abzielt,<br />
wäre zudem schädlich für das Meinungsklima<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d. Bei den Nichtvertriebenen<br />
würde sicher keine Zustimmung<br />
hierzu erfolgen. Der Öffentlichkeit<br />
würde nur der Eindruck vermittelt, es ginge<br />
den Vertriebenen allein ums Geld und<br />
nicht um die Gewährung von Menschenrechten.<br />
Unser Anliegen muss es sein, Lösungen<br />
zu finden, die den Satzungsauftrag<br />
der Verbände berücksichtigen, die ein<br />
Schritt sind zur Verwirklichung des Rechtes<br />
auf die Heimat. Dabei, so habe ich immer<br />
wieder hervorgehoben, soll dies gemeinwohlverträglich<br />
für beide Seiten sein.<br />
Obwohl die Bundesregierung, unser Verfassungsgericht<br />
und sogar der polnische<br />
Staatspräsident Kwasniewski die Eigentumsfrage<br />
als offen bezeichnen, sind die ver<strong>an</strong>twortlichen<br />
Politiker nicht bereit, diese<br />
Frage aufzugreifen. Wenn in Polen Empörung<br />
hervorgerufen wird, weil wir dieses Problem<br />
thematisieren, so ist klar, wer hier<strong>an</strong><br />
die Schuld trägt, nämlich die, die ihre Aufgabe<br />
nicht erfüllen. Empörung auf der<br />
Gegenseite k<strong>an</strong>n auch kein Grund sein, auf<br />
die Einforderung eines fundamentalen<br />
Menschenrechts zu verzichten.<br />
Es erstaunt, dass über die Eigentumsproblematik<br />
nur wenig bek<strong>an</strong>nt ist. Wenn<br />
es um die Beurteilung der Erfolgsaussichten<br />
von Klagen geht, lassen m<strong>an</strong>che Juristen<br />
diese auf Null tendieren. Allerdings wissen<br />
sie nicht, welcher Sachverhalt zugrunde<br />
liegt. Übersehen wird, dass es um die Beseitigung<br />
der Diskriminierung gegenüber<br />
Deutschen geht. Vertreibungsdekrete, die<br />
nach dem Krieg die Grundlage für eine rassische<br />
Verfolgung aller Deutschen bildeten,<br />
werden auch heute <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt, obwohl<br />
nach polnischen Angaben fast alle Bestimmungen<br />
aufgehoben sein sollen. Sie<br />
sind entweder in Nachfolgegesetzen aufgenommen<br />
worden oder entfalten stillschweigend<br />
weiter ihre Wirkung. So<br />
kommt es, dass viele Deutsche in der Heimat<br />
ihr Eigentum nicht zurückbekommen,<br />
also Bürger zweiter Klasse bleiben, obwohl<br />
sie die polnische Staatsbürgerschaft besitzen.<br />
Allein in Kattowitz wurden 7.500 Anträge<br />
auf Rückübertragung von Grundeigentum<br />
gestellt, das aufgrund des Dekrets<br />
vom 18.6.1946 konfisziert wurde. Bisher<br />
ohne jeglichen Erfolg. Die polnische<br />
Staats<strong>an</strong>gehörigkeit allein nutzt also<br />
nichts, die Abstammung bzw. Volkszuge-<br />
POLITIK Schlesische Nachrichten 17/2004<br />
hörigkeit ist entscheidend. Auch deutsche<br />
Aussiedler, die einmal die polnische<br />
Staatsbürgerschaft hatten und diese bei der<br />
Ausreise abgeben mussten, fallen unter das<br />
Prinzip Abstammung. Seit über einem Jahr<br />
bin ich mit einem Fall befasst, der die gerichtliche<br />
Enteignungeines Hauses auf der<br />
Grundlage eines alten Vertreibungsdekrets<br />
zum Inhalt hat.<br />
Dass deutsche Vertriebene wegen ihrer<br />
Volkszugehörigkeit bei der Restitution<br />
in Polen bisher abgewiesen werden, g<strong>an</strong>z<br />
im Unterschied zu <strong>an</strong>deren Ausländern oder<br />
Polen selbst, ist weithin bek<strong>an</strong>nt und verstößt<br />
ebenso gegen das Diskriminierungsverbot<br />
der Europäischen Union. Es verwundert<br />
sehr, wie viel Unterstützung diese<br />
Diskriminierung bei uns in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
findet.<br />
Ein Staat, der mit dem Makel eines Völkerrechtsverbrechens,<br />
nämlich der Vertreibung,<br />
behaftet ist, bleibt aufgerufen, alles<br />
zur Heilung dieses Verbrechens zu unternehmen,<br />
selbstverständlich aus der Sicht des<br />
heute noch Möglichen. Sich davonstehlen<br />
zu wollen, zeugt nicht von Ver<strong>an</strong>twortung<br />
gegenüber den dunklen Seiten der eigenen<br />
Geschichte und entspricht auch nicht den<br />
Ansprüchen des europäischen Wertesystems.<br />
Polen muss seine nationalistische Haltung<br />
aufgeben und zeigen, dass es in Europa<br />
<strong>an</strong>gekommen ist. Unter Europäern sollten<br />
unter dem europäischen Dach Lösungen<br />
möglich sein, die auch für Polen von<br />
Nutzen sind. Wenn alles so bleibt wie es<br />
ist, wird deutlich: Vertreibungen lohnen sich!<br />
Es muss aber ein Signal in die Welt gehen,<br />
dass ein Vertreiberstaat sich seinen Taten stellen<br />
muss und nicht einfach davonkommt.<br />
Als Opfergruppe bleiben die Vertriebenen<br />
in der Pflicht, auf dieses große Ziel hinzuarbeiten,<br />
damit Vertreibungen endlich geächtet<br />
werden.<br />
Mit der Verfolgung der Eigentumsfrage<br />
besteht die Ch<strong>an</strong>ce, unserer Ver<strong>an</strong>twortung<br />
gerecht zu werden. In der Verg<strong>an</strong>genheit<br />
haben die Vertriebenen bei diesem<br />
Thema immer zusammengest<strong>an</strong>den. Es<br />
sei hier insbesondere <strong>an</strong> die Aussagen des<br />
BdV und seiner Präsidentin Erika Steinbach,<br />
erinnert.<br />
• In einem Leserbrief der FAZ vom<br />
24.4.1998 beklagte Frau Steinbach,<br />
„dass nach der völlig missglückten<br />
deutsch-tschechischen Erklärung alle<br />
wirklichen Anliegen derVertriebenen wie<br />
z.B. Rückkehrrecht, Entschädigung oder<br />
Verurteilung von noch lebenden Verbrechern<br />
in der Abstellkammer der<br />
deutschen Außenpolitik gel<strong>an</strong>det sind".<br />
Sie forderte, die Beitrittsverh<strong>an</strong>dlungen<br />
zur E U mit den offenen Fragen zu verknüpfen.<br />
• In einem Schreiben <strong>an</strong> den Vorsitzenden<br />
des Grundrechtskonvents, Bundespräsident<br />
a.D. Rom<strong>an</strong> Herzog, forderte sie,<br />
das Menschenrecht auf die Heimat in<br />
der Europäischen Grundrechtcharta zu<br />
ver<strong>an</strong>kern und verwies auf einen Beschluss<br />
der U N - Menschenrechtskommission,<br />
nach dem jeder das Recht<br />
auf Rückkehr, Wiedergutmachung und<br />
Rückgabe von Gütern hat. (dod Nr. 41)<br />
• In der Pressemitteilung Nr. 5 vom 9. 3.<br />
1 999 entgegnete die Präsidentin auf Äußerungen<br />
des Bundesk<strong>an</strong>zlers gegenüber<br />
Prag, weder heute noch in Zukunft<br />
Vermögensfragen aufzuwerfen: Vertriebenen<br />
bleibt nur noch der Rechtsweg.<br />
• In einem Beschluss der BdV-Bundesversammlung<br />
vom 5.5.2003 wird die<br />
Heilung des Unrechts gefordert und versichert,<br />
alle rechtlichen Möglichkeiten<br />
zu nutzen, die sich mit der Erweiterung<br />
der Union ergeben.<br />
• In gleichlautenden Entschließungen des<br />
BdV-Präsidiums am 29.1.2004 und der<br />
BdV-Bundesversammlungam 7. 5.2004<br />
wird einstimmig auf die offenen Vermögensfragen<br />
hingewiesen, sowie die Berücksichtigung<br />
der berechtigten Anliegen<br />
der deutschen Heimatvertriebenen <strong>an</strong>gemahnt<br />
und zum Ziel erklärt.<br />
Nach der <strong>Warschau</strong>reise <strong>Schröders</strong> haben<br />
Äußerungen der Präsidentin<br />
Steinbach zu erheblichen Irritationen der<br />
org<strong>an</strong>isierten Vertriebenen geführt, da sie<br />
eine Abkehr von den vorgen<strong>an</strong>nten Positionen<br />
bedeuten. Ihre wesentlichen Aussagen<br />
können wie folgt zusammengefasst<br />
werden:<br />
• Laut eigener Pressemitteilung vom<br />
2. 8. 2004 ließ Frau Steinbach verlauten,<br />
„die Eigentumsfrage spielt für dieVertriebenen<br />
keine Rolle".<br />
• Laut "Die Welt" vom 5. 8. 2004 erklärte<br />
sie, „die Mehrheit derVertriebenen ist<br />
<strong>an</strong> der Eigentumsfrage überhaupt nicht<br />
interessiert".<br />
• Am 3. 8. 2004 und 4.8.2004 berichteten<br />
Zeitungen, Frau Steinbach wolle ein<br />
deutsches Gesetz über eine Entschädigung<br />
( u.a. FAZ).<br />
• Am 5. 8. 2004 äußerte Frau Steinbach<br />
in einem Interview, ein Entschädigungsgesetz<br />
könne auf eine symbolische<br />
Geste abzielen. Sie wolle, dass Rechtsfrieden<br />
in Europa einkehrt, während die<br />
PreußischeTreuh<strong>an</strong>d Eigentums<strong>an</strong>sprüche<br />
juristisch durchsetzen wolle („Die<br />
Welt").<br />
• Ebenfalls am 5.8.2004 wies Frau Steinbach<br />
eine Vertriebene in einem Brief auf<br />
die bestehende Beschlusslage des BdV<br />
(s.o.) zur Eigentumsfrage hin.<br />
Am 6. 8. 2004 bot Frau Steinbach vor der<br />
Bundespressekonferenz <strong>an</strong>, bis hin zu einer<br />
Nulllösung bei der Eigentumsfrage zu<br />
gehen.<br />
Für dieVertriebenen bedeuteten diese Aussagen<br />
einen erheblichen Vertrauensverlust.<br />
Dabei erschrecken vor allem die schnellen<br />
Meinungswechsel. Wie zu vernehmen<br />
war, wurden Frau Steinbachs Erklärungen<br />
mit keinem Satzungsorg<strong>an</strong> abgesprochen,<br />
so dass die Missachtung von Satzung und<br />
Entschließungen des Verb<strong>an</strong>des ein Alleing<strong>an</strong>g<br />
sind.
Schlesische Nachrichten 17/2004 POLITIK<br />
In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g sei darauf hingewiesen,<br />
dass die Mitgliedsverbände es<br />
bisher immer noch geschafft haben, eine<br />
gemeinsame Linie zu finden. So haben die<br />
Vorsitzenden des Ständigen Rates der Ostdeutschen<br />
L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaften und L<strong>an</strong>desvertretungen<br />
(ein Gremium, das die sieben<br />
L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaften vertritt, die von der<br />
polnischen Vertreibung betroffen sind) in<br />
ihren Presseerklärungen vom 8.4. und<br />
8. 7. 2004 ihre Übereinstimmung in der<br />
Eigentumsfrage festgestellt. Die Verlautbarungen<br />
waren aus Anlass von Gesprächen<br />
mit dem Innenministerium bzw. der<br />
SPD - Bundestagsfraktion abgegeben worden.<br />
Welch großer Stellenwert der Eigentumsfrage<br />
zuerk<strong>an</strong>nt werden muss, zeigte<br />
der Gesprächsbedarf der fünf BdV-L<strong>an</strong>desvorsitzenden<br />
aus den neuen Bundesländern,<br />
der in einer Beratung mit der Preußischen<br />
Treuh<strong>an</strong>d am 20. 3. 2004 seinen<br />
Niederschlag f<strong>an</strong>d. Hintergrund ist die in<br />
den BdV-Kreisgeschäftsstellen durchgeführte<br />
Erfassungsaktion von Eigentums<strong>an</strong>sprüchen,<br />
die zu weit über 100.000 Erfassungsfällen<br />
führte. Aber auch in den alten<br />
Bundesländern, z.B. in NRW, stehen<br />
die Mitglieder geschlossen zu den Eigentums<strong>an</strong>sprüchen<br />
der L<strong>an</strong>dsleute. Es besteht<br />
also kein Grund, aufgrund negativer Äußerungen<br />
aus der Spitze des Verb<strong>an</strong>des zu<br />
resignieren.<br />
Unterstützung kam auch durch eine Presseerklärung<br />
aus der CDU / CSU -<br />
Bundestagsfraktion, in der die Position des<br />
Bundesk<strong>an</strong>zlers als unredlich bezeichnet<br />
wird, weil sie sich gegen individuelle Restitutions<strong>an</strong>sprüche<br />
von Deutschen wendet,<br />
die durch Flucht und Vertreibung ihr Vermögen<br />
verloren haben. Unterzeichnet wurde<br />
die Verlautbarungen durch Erwin Marschewski<br />
(Vorsitzender der Arbeitsgruppe<br />
Vertriebene und Flüchtlinge) sowie von Hartmut<br />
Koschyk (innerpolitischer Sprecher der<br />
Fraktion).<br />
Auch der Bundesvorsitzende der Ostund<br />
Mitteldeutschen Vereinigung der<br />
CDU/CSU, Helmut Sauer, kritisierte <strong>Schröders</strong><br />
Haltung gegenüber den Vertriebenen<br />
scharf und verwies in seiner Presseerklärung<br />
vom 5. 8. 2004 auf eine Bundestagsentschließung<br />
vom 23. 6. 1994. Hierin heißt<br />
es u.a.: „Wer vertrieben wurde, hat Anspruch<br />
auf Anerkennung seiner Rechte". Er warf<br />
Schröder vor, die Vertriebenen gemeinsam<br />
mit der Preußischen Treuh<strong>an</strong>d den Gerichten<br />
zuzutreiben.<br />
Die Beachtung der Beschlüsse des Menschenrechtsausschusses<br />
"der Vereinten<br />
Nationen, in denen insbesondere auf das<br />
Rückkehrrecht und die Eigentumsrückgabe<br />
Bezug genommen wird, mahnte er ebenfalls<br />
<strong>an</strong>.<br />
Für die Unterstützung unserer Positionen,<br />
gerade in einer Situation, in der diese von<br />
innen und außen ausgehöhlt werden, sollten<br />
wir d<strong>an</strong>kbar sein. Wir sollten daraus nach<br />
all den Enttäuschungen auch wieder Mut<br />
schöpfen, um für unser gerechtes Anliegen<br />
weiter streiten zu können und die von Frau<br />
Steinbach verursachten Zweifel zu überwinden.<br />
Aufruf zur Treuespende<br />
Schlesien, was ist das? Ist das ein neues<br />
L<strong>an</strong>d, eine Nationalität oder ein neuer<br />
Staat, der entst<strong>an</strong>den ist, aber keiner weiß<br />
w<strong>an</strong>n? Liebe L<strong>an</strong>dsleute aus Schlesien<br />
und Freunde Schlesiens, wir ostdeutschen<br />
Vertriebenen leben in keiner guten Zeit.<br />
Sind wir als Schlesier rechtlos? Kürzlich<br />
sagte ein junges polnisches Paar: „Weil<br />
Deutschl<strong>an</strong>d den Krieg 1939 gegen Polen<br />
begonnen hat, war Polen berechtigt, den<br />
Vertriebenen, also uns Schlesiern, Hab und<br />
Gut zu nehmen" . Dies sieht auch unsere<br />
rot-grüne Bundesregierung so. M<strong>an</strong> identifiziert<br />
sich nicht mit uns Vertriebenen, und<br />
unser gegenwärtiger Bundesk<strong>an</strong>zler hat<br />
dies g<strong>an</strong>z klar und eindeutig in seiner Rede<br />
in <strong>Warschau</strong> <strong>an</strong>lässlich der Gedenkstunde<br />
zum Aufst<strong>an</strong>d vor 60 Jahren gesagt.<br />
Gegen diese Entwicklung müssen wir<br />
uns mit allen möglichen rechtlichen Mitteln<br />
zur Wehr setzen. Wir Vertriebenen sind<br />
wie alle Nichtvertriebenen gleichwertige<br />
Deutsche, aber uns hat m<strong>an</strong> die <strong>an</strong>gestammte<br />
Heimat und alles, was wir hatten,<br />
weggenommen, weil Deutschl<strong>an</strong>d, wie<br />
viele sagen, 1939 den Krieg gegen Polen<br />
begonnen hat. Waren wir Schlesier und die<br />
<strong>an</strong>deren ostdeutschen Vertriebenen mehr<br />
<strong>an</strong> dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges<br />
beteiligt? Die Solidarität unter den<br />
deutschen Bürgern verl<strong>an</strong>gt doch, dass einer<br />
für den <strong>an</strong>deren einstehen muss. Mit<br />
diesen wenigen Ged<strong>an</strong>ken habe ich versucht,<br />
aufzuzeigen, was im Argen liegt,<br />
was wir Vertriebenen zu tun haben.<br />
Aber das erfordert fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung.<br />
Wir rufen auf zur Spende <strong>an</strong> die<br />
L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien als Treue zu<br />
unserer Heimat Schlesien.<br />
Helfen Sie durch Ihre Spende mit, damit<br />
wir das Recht auf unsere <strong>an</strong>gestammte<br />
Heimat be<strong>halten</strong>.<br />
Joseph Pietsch<br />
Schriftführer im Bundesvorst<strong>an</strong>d der<br />
L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien<br />
Wir erbitten Ihre Spende auf das Konto bei<br />
der Niederschlesischen Sparkasse Görlitz:<br />
Konto-Nr.: 40 410, BLZ 850 501 00.<br />
Selbstverständlich werden auf<br />
Wunsch Spendenbescheinigungen ausgestellt.<br />
Die bösen und die guten Vertriebenen<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Der historischen Darstellung fügte er einen<br />
„Epilog" als erklärenden Text über sich<br />
selbst, ein Verfolgter der nationalsozialistischen<br />
Diktatur, <strong>an</strong> und kommt zu dem<br />
Urteil, dass es all die Jahrzehnte zuvor, bevor<br />
er jetzt Mitglied des Lenkungsausschusses<br />
für das „Zentrum gegen Vertreibungen"<br />
geworden sei, nur schlimme<br />
und böse Vertriebene mit deren Sprechern<br />
<strong>an</strong> der Spitze gegeben hat.<br />
„Diese (meine) Annäherung erklärt sich<br />
aus bestimmten, von mir wahrgenommenen<br />
Veränderungen im Empathieverhältnis<br />
(Duden: Fähigkeit, sich in <strong>an</strong>dere hineinzuversetzen)<br />
der heutigen BdV-Führung,<br />
nämlich einer Öffnung hin zu den der Vertreibung<br />
vorausgeg<strong>an</strong>genen deutschverursachten<br />
Opfern. Ein Aspekt, der in der<br />
ausschließlich auf das deutsche Leid fixierten<br />
.Charta der deutschen Heimatvertriebenen'<br />
völlig fehlte". Es folgt die aus Giord<strong>an</strong>os<br />
Schriften bek<strong>an</strong>nte Diffamierung<br />
der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen",<br />
im Jahre 2000 neu aufgelegt. In der<br />
Wochenschrift "Das Parlament" des Deutschen<br />
Bundestages schrieb der Rezensent:<br />
„Giord<strong>an</strong>o disqualifiziert sich vollends<br />
mit seinen Ausfällen gegen die 'Charta der<br />
deutschen Heimatvertriebenen' aus dem<br />
Jahre 1950, die er als Dokument des Rev<strong>an</strong>chismus<br />
zu charakterisieren sucht".<br />
Auch in seiner Berliner Rede hat Giord<strong>an</strong>o<br />
dieses Dokument des Verzichts auf Rache<br />
und Vergeltung und für ein friedvolles<br />
Europa wieder attackiert: „Eine Vorgeschichte,<br />
vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genes, fremdes Leid,<br />
Hitler, Auschwitz, gibt es darin nicht, mit<br />
3<br />
keiner Silbe. Die einäugige Sicht blieb allzu<br />
l<strong>an</strong>ge auch praktizierte Verb<strong>an</strong>dspolitik,<br />
und das oft genug mit schrillen rechten und<br />
ultrarechten Tönen". In der Verurteilung der<br />
Charta, dieses Mal nicht wiederholt, aber<br />
vor vier Jahren noch druckreif behauptet,<br />
steht sogar eine Rechtfertigung der Vertreibung:<br />
„Nach der nationalsozialistischen<br />
Vernichtungs-, Ausrottungs- und<br />
Eindeutschungspraxis war es keineswegs<br />
unverständlich, dass sich die Völker Osteuropa,<br />
nach ihren Erfahrungen mit deutschen<br />
Minderheiten im geschichtlichen Vorfeld<br />
der Besetzung dieser vollständig und<br />
für immer entledigen wollten....". Leider<br />
auch noch geschichtlich falsch!<br />
II.<br />
„Da hatte sich also etwas geändert", stellt<br />
Giord<strong>an</strong>o fest, weil die Präsidentin des<br />
Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach,<br />
jüngst „die Einmaligkeit des Massenmordes<br />
<strong>an</strong> Juden durch den Nationalsozialismus"<br />
beim Namen gen<strong>an</strong>nt habe.<br />
Kein Widerspruch gegen die Wiedergabe<br />
der historischen Wahrheit, aber Protest,<br />
als seien die Vertriebenen und deren ver<strong>an</strong>twortliche<br />
Sprecher bis zu diesem<br />
späten Zeitpunkt unwissende Toren, die<br />
jüngste Geschichte verleugnende Verschweiger,<br />
als seien „schrille rechte und<br />
ultrarechte Töne" der Umg<strong>an</strong>gston gewesen.<br />
Schon straft den inkompetenten<br />
Kritiker schuldhaftes Wissen, denn es war<br />
ein M<strong>an</strong>n des Widerst<strong>an</strong>des gegen den<br />
Zw<strong>an</strong>gsherrn Adolf Hitler, der damalige<br />
Bundesminister Dr. H<strong>an</strong>s Lukaschek, der
4<br />
1950 vordem Stuttgarter<br />
Schloss zur<br />
Verkündung der<br />
„Charta" die<br />
Hauptrede ge<strong>halten</strong><br />
hat, also sich mit der<br />
„Charta" voll identifiziert<br />
hat.<br />
Die Präsidenten des<br />
Bundes der Vertrie-<br />
Dr. Herbert Hupka benen, es seien hier<br />
nur Wenzel Jaksch<br />
und Dr. Herbert Czaja gen<strong>an</strong>nt, stehen keineswegs<br />
im Verdacht, nicht als ver<strong>an</strong>twortungsvolle<br />
Demokraten geh<strong>an</strong>delt zu<br />
haben. Die Sprecher der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaften<br />
haben gleich nach ihrer Gründung<br />
1949 die engste Verbindung mit den aus<br />
dem deutschen Vaterl<strong>an</strong>d vertriebenen<br />
L<strong>an</strong>dsleuten in der Emigration nicht nur<br />
aufgenommen, sondern diese auch durch<br />
Ehrungen ausgezeichnet. Hier muss sich<br />
niem<strong>an</strong>d vor dem Urteilsspruch eines<br />
Ralph Giord<strong>an</strong>o getroffen fühlen.<br />
Es k<strong>an</strong>n nur als wahrheitswidrige Behauptung<br />
zurückgewiesen werden, wenn<br />
behauptet wird, dass - bis zur Feststellung<br />
eines neuen Bundes der Vertriebenen<br />
durch Giord<strong>an</strong>o - „die einäugige Sicht<br />
nur allzu l<strong>an</strong>ge auch praktizierte Verb<strong>an</strong>dspolitik<br />
blieb". Besagte Einäugigkeit<br />
ist hingegen Giord<strong>an</strong>o vorzuwerfen!<br />
IM.<br />
Es wäre eher geboten, dass sich der Ankläger<br />
selbst einmal Rechenschaft darüber<br />
gibt, warum er nach l<strong>an</strong>gjähriger Mitgliedschaft<br />
und Funktionstätigkeit bei<br />
Josef Stalins Kommunisten erst 1957 die<br />
Verbrechen des <strong>an</strong>deren Diktators jener<br />
Zeit entdeckt hat! Für Giord<strong>an</strong>o ist zwar<br />
die Vertreibung ein "Verbrechen und Menschenrechtsverletzung",<br />
aber d<strong>an</strong>n gibt es<br />
auch gleich Entschuldigung und Verständnis<br />
für die Vertreibung: „Ohne die Vorgeschichte<br />
der Vertreibung hätte es kein<br />
einziges Verbrechen, keine einzige Menschenrechtsverletzung<br />
<strong>an</strong> Vertriebenen, keine<br />
Geschichte der Vertreibung gegeben".<br />
Das heißt, dass die Verbrechen unter Adolf<br />
Hitler die Verbrechen unter dem Kommunismus<br />
und Nationalismus erklären sollen,<br />
eine Moral des Dschungels, das erstbeg<strong>an</strong>gene<br />
Verbrechen erklärt das nächste!<br />
Fortsetzung nicht ausgeschlossen?<br />
IV.<br />
Der Rolle, die sich Giord<strong>an</strong>o <strong>an</strong>maßt, indem<br />
er erstens erwartet, dass sein Urteil<br />
allein das richtige ist, zweitens eine strenge<br />
Unterscheidung zwischen den bösen<br />
und den guten Vertriebenen, <strong>an</strong>stellt, drittens<br />
das Verbrechen der Vertreibung als<br />
logische Folge vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gener Verbrechen<br />
erklärt, muss klar widersprochen werden.<br />
Woher leitet er überhaupt seinen Anspruch<br />
ab, <strong>an</strong>geblich ethisch und historisch<br />
fundiert so urteilen zu wollen? Seine<br />
Unterscheidung zwischen den<br />
schlechten Vertriebenen gestern und den<br />
guten heute kommt einer Beschimpfung<br />
gleich, der scharf zu widersprechen ist.<br />
Herbert Hupka<br />
POLITIK Schlesische Nachrichten 17/2004<br />
BdV-Präsidium hält <strong>an</strong> Eigentum fest<br />
Wie kurz vor Redaktionsschluss zu erfahren war, ist das BdV-Präsidium in einer Sondersitzung<br />
am 18. August 2004 nicht auf die Linie der BdV-Präsidentin Steinbach eingeschwenkt.<br />
Dies trifft sowohl für die von ihr <strong>an</strong>visierte Nulllösung in der Eigentumsfrage<br />
als auch für das von ihr vorgeschlagene Gesetz, die Vermögens<strong>an</strong>sprüche zu einer<br />
deutschen Angelegenheit zu machen, zu. Alle <strong>an</strong>wesenden Präsidiumsmitglieder<br />
sprachen sich gegen diese Vorschläge aus. Damit ist die Einschätzung, die in dem vorstehenden<br />
Leitartikel vorgenommen wurde, die Mitgliedsverbände hätten es bisher immer<br />
noch geschafft, eine gemeinsame Linie zu finden, bestätigt worden. Dies ist ein<br />
wichtiger Schritt zu Einheit und Festigung des Verb<strong>an</strong>des. (SN)<br />
Die Lüge vom Bevölkerungsaustausch<br />
Es gibt bereits eine Fülle von Ersatz-Formulierungen,<br />
um nicht von der historischen<br />
und verbrecherischen Vertreibung<br />
der Deutschen 1945 und d<strong>an</strong>ach sprechen<br />
zu müssen. Um ein geläufiges Wort<br />
zu gebrauchen: Wie der Teufel das Weihwasser<br />
fürchtet, unterdrückt m<strong>an</strong> bewusst<br />
und keineswegs aus Lässigkeit das Wort<br />
Vertreibung.<br />
Unter der Hitler-Diktatur ereignete<br />
sich Vergleichbares. Die jüdischen Mitbürger<br />
wurde enteignet, sowohl trickreich<br />
als auch brutal. M<strong>an</strong> erf<strong>an</strong>d für den Raub<br />
des Eigentums das gut sich <strong>an</strong>hörende<br />
Wort von der Arisierung. Das kl<strong>an</strong>g nach<br />
Legalität und war <strong>an</strong>scheinend etwas<br />
g<strong>an</strong>z Harmloses.<br />
Die Kommunisten und die mit ihnen<br />
agierenden Nationalisten erf<strong>an</strong>den gleich<br />
viele beschönigende Umschreibungen für<br />
die Vertreibung. In der einstigen DDR unter<br />
der kommunistischen SED gab es deshalb<br />
auch keine Vertriebene, sondern Umsiedler.<br />
In Polen hielt m<strong>an</strong> sich <strong>an</strong> den Begriff<br />
Aussiedlung, vielleicht bediente<br />
m<strong>an</strong> sich des Ausdrucks Zw<strong>an</strong>gsaussiedlung.<br />
Die Tschechen erf<strong>an</strong>den für die<br />
Vertreibung den Ausdruck Odsun, das<br />
heißt Abschiebung.<br />
Als in den 70er Jahren die deutsch-polnischen<br />
Schulbuchempfehlungen von<br />
polnischen Wissenschaftlern mit Hilfe<br />
deutscher Anpasser gebastelt wurden,<br />
entdeckte m<strong>an</strong> den Begriff von der Bevölkerungsverschiebung,<br />
verschoben<br />
TERMINE<br />
3. und 4. September in Recklinghausen:<br />
Zwei Jubiläen: Beuthen OS = 750 Jahre<br />
und Fußball-Verein Beuthen 09 = 95 Jahre<br />
58. Bundesheimattreffen der W<strong>an</strong>sener<br />
am Sonnabend, 4. September 2004 ab<br />
10.00 Uhr in der Patenstadt Bielefeld im<br />
Fichtenhof, Heinrich-Forke-Str. 5.<br />
500 Jahre Heiliges Grab. In Görlitz wird<br />
vom 8. bis 12. September 2004 eine Festwoche<br />
durchgeführt, die die 500jährige<br />
Geschichte des Heiligen Grabes als Kulturstätte<br />
würdigt. Am 18. September findet in<br />
Görlitz die L<strong>an</strong>ge Nacht der Museen statt.<br />
wie Güterwagen auf dem R<strong>an</strong>gierbahnhof<br />
von einem Gleis auf das <strong>an</strong>dere.<br />
Aber als das kl<strong>an</strong>g offenbar noch zu<br />
wenig geschönt, m<strong>an</strong> hörte einen un<strong>an</strong>genehmen<br />
Nebenton heraus. Das ist jedoch<br />
nunmehr g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders, wir haben<br />
jetzt das Wort Bevölkerungsaustausch.<br />
Das ist doch etwas Positives, so soll es<br />
scheinen. Ein polnischer Stadtpräsident<br />
hat bereits von einer historischen Einmaligkeit<br />
gesprochen und meinte den Bevölkerungsaustausch.<br />
Auch Wissenschaftler,<br />
übrigens auch deutsche!, bedienen<br />
sich jetzt des Ausdrucks Bevölkerungsaustausch.<br />
Das passt obendrein<br />
g<strong>an</strong>z zur Behauptung zum Schicksal der<br />
Polen aus Galizien, aus Ostpolen, denn<br />
es wird gesagt, es habe sich um eine Repartisierung,<br />
um eine Heimkehr von Polen<br />
in ihr Vaterl<strong>an</strong>d, womit Schlesien und<br />
<strong>an</strong>dere ostdeutsche Provinzen gemeint<br />
sein sollen, geh<strong>an</strong>delt. Selbst wer sich<br />
des Wortes Bevölkerungsaustausch bedient,<br />
muss wissen, dass 1,5 Millionen Polen<br />
jenseits von Bug und S<strong>an</strong> das <strong>an</strong>nektierte<br />
Ostpolen verlassen mussten<br />
aber neun Millionen aus Ostdeutschl<strong>an</strong>d<br />
vertrieben worden sind.<br />
Die Vertreibung der Deutschen war<br />
eine Vertreibung. Bevölkerungsaustausch,<br />
so menschlich das klingen mag<br />
und soll, ist eine faustdicke Lüge und soll<br />
grausame Unmenschlichkeit schönreden.<br />
Herbert Hupka<br />
10. September 2004, 19.00 Uhr: Breslau<br />
- d i e „Blume Europas". Lichtbildervortrag<br />
von Sigismund Freiherr von Zedlitz. Bürgertreff<br />
im S-Bahnhof Berlin-Lichterfelde<br />
West, H<strong>an</strong>s-Sachs-Str. 4e,12205 Berlin.<br />
Ver<strong>an</strong>stalter: Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa<br />
e.V. Eintritt frei!<br />
11. September 2004: Die Freunde der<br />
deutschen Sprache begehen wie jedes<br />
Jahr am zweiten Septembersamstag den<br />
,Tag der deutschen Sprache'. Ziel ist es,<br />
die Eigenständigkeit unserer Sprache in<br />
der globalisierten Welt zu er<strong>halten</strong> und<br />
der Überflutung der deutschen Sprache<br />
mit englischen Ausdrücken entgegenzutreten.
Schlesische Nachrichten 17/2004 POLITIK<br />
Hartmut Koschyk MdB, Erwin Marschewski MdB<br />
zu Äußerungen <strong>Schröders</strong> in <strong>Warschau</strong> 2004<br />
Bundesregierung<br />
muß Obhutspflicht<br />
für die vertriebenenDeutschen<br />
wahren.<br />
Der Bundesk<strong>an</strong>zler<br />
weiß nur zu<br />
gut, daß er regierungsseitig<br />
nicht<br />
auf das Eigentum<br />
Privater verzichten<br />
k<strong>an</strong>n.<br />
Hartmut Koschyk Zu den Aussagen<br />
von Bundesk<strong>an</strong>zler<br />
Gerhard Schröder<br />
im Rahmen seiner<br />
Rede in <strong>Warschau</strong><br />
am 1. August und zu<br />
den Erläuterungen<br />
von Regierungssprecher<br />
Steg am 2.<br />
August 2004 erklären<br />
der Vorsitzende<br />
der Arbeitsgruppe<br />
„Vertriebene und<br />
Flüchtlinge", Erwin<br />
Marschewski MdB,<br />
Erwin Marschewski<br />
und der Vorsitzende<br />
der Arbeitsgruppe „Innen" der CDU / CSU<br />
„Deutsche Minderheit bleibt auf sich allein<br />
gestellt", dies die Schlussfolgerung<br />
aufgrund einer Antwort der Bundesregierung<br />
im Deutschen Bundestag. Auf eine<br />
Anfrage von Erwin Marschewski, Vorsitzender<br />
der Arbeitsgruppe „Vertriebene und<br />
Flüchtlinge der CDU/CSU-Bundestagsfraktion"<br />
nach dem Ver<strong>halten</strong> der<br />
Bundesregierung gegenüber Polen aufgrund<br />
der Aktionen gegen die deutschen<br />
Denkmäler in der Wojewodschaft Oppelner<br />
Schlesier <strong>an</strong>twortete der Staatsminister<br />
für Europa, H<strong>an</strong>s Martin Bury: „Die Oppelner<br />
Wojewodin setzt mit ihren Änderungsvorschlägen<br />
für deutsche Kriegerdenkmäler<br />
die Vorschriften des polnischen<br />
Gedenkstättenrates in <strong>Warschau</strong> um". Dies<br />
stimmt jedoch nicht, denn nirgendwo steht<br />
geschrieben, dass das Wort „Gefallene"<br />
ausgelöscht werden muss, dass Eisernes<br />
Kreuz und Stahlhelm als symbolische Darstellungen<br />
verboten sind. Die Bundesregierung<br />
kennt gegenüber polnischer Intoler<strong>an</strong>z<br />
im Verhältnis zu den Deutschen<br />
nur Wegschauen und Billigung. Wo bleibt<br />
die pflichtschuldige Solidarität mit den<br />
Deutschen jenseits der Oder-Neiße-Linie?!<br />
•<br />
Die Geschichte der Vertreibung gehört<br />
in den Unterricht. Dies geht aus einer<br />
Verlautbarung der Ost- und Mitteldeutschen<br />
Vereinigung der CDU/CSU hervor.<br />
„Die Aufarbeitung der Vertreibungsge-<br />
Schlesische Notizen<br />
- Bundestagsfraktion, Hartmut Koschyk<br />
MdB: Mit seinen Aussagen im Rahmen seiner<br />
Rede in <strong>Warschau</strong> hat Bundesk<strong>an</strong>zler<br />
Schröder gleichermaßen die deutschen<br />
Heimatvertriebenen vor den Kopf geschlagen<br />
und unsere polnischen Partner in<br />
die Irre geführt.<br />
Anders k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> es nicht bezeichnen,<br />
wenn der Bundesk<strong>an</strong>zler sich offen gegen<br />
individuelle Restitutions<strong>an</strong>sprüche von<br />
Deutschen wendet, die am Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />
Flucht und Vertreibung ihr Vermögen<br />
durch Konfiskation verloren haben.<br />
Denn der Bundesk<strong>an</strong>zler weiß nur zu<br />
gut, daß er regierungsseitig nicht auf das<br />
Eigentum Privater verzichten k<strong>an</strong>n. Dies<br />
läßt unsere grundgesetzlich ver<strong>an</strong>kerte Eigentumsordnung<br />
nicht zu. Wenn er dennoch<br />
so offen gegen mögliche Ansprüche<br />
Vertriebener „zu Felde zieht" und d<strong>an</strong>n<br />
auch noch erklärt: „Diese Position wird die<br />
Bundesregierung auch vor internationalen<br />
Gerichten vertreten", d<strong>an</strong>n h<strong>an</strong>delt er<br />
zutiefst unredlich.<br />
Zudem erweckt er gegenüber der<br />
Schicksalsgruppe der deutschen Heimatvertriebenen<br />
den Eindruck, als würde<br />
die Bundesregierung sich von der bisher<br />
schichte ist ein wichtiger Gegenst<strong>an</strong>d des<br />
Schulunterrichts und sollte daher fester<br />
Best<strong>an</strong>dteil in den Lehrplänen der weiterführenden<br />
Schulen sein. Die Lehrerausbildung<br />
und die Lehrerfortbildung sollen<br />
entsprechend gestaltet werden". M<strong>an</strong> bezieht<br />
sich bei diesen berechtigten Forderungen<br />
auf die „Berliner Erklärung" vom<br />
4. März 2004, beschlossen von den Ver<strong>an</strong>twortlichen<br />
für Vertriebenen- und Aussiedlerfragen<br />
von Bund und Ländern der<br />
CDU und CSU. Der schulpolitische Sprecher<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d, L<strong>an</strong>dtagsabgeordneter<br />
Berni Recker, unterstützt dieses Vorhaben<br />
verbindlich für die Unionsparteien.<br />
Die L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien wird<br />
auf Länderebene aufmerken und nachstoßen<br />
müssen mit der Frage: was geschieht<br />
tatsächlich.<br />
•<br />
Oberschlesien zum ersten Mal von amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Bombergeschwadern erreicht.<br />
Dies geschah am Freitag, 7. Juli<br />
1944, als die Industrie<strong>an</strong>lagen von Blechhammer<br />
beim Eisenbahnknotenpunkt<br />
K<strong>an</strong>drzin (in Heydebreck umben<strong>an</strong>nt) erreicht<br />
wurden. Weitere schwere Bombardements<br />
folgten am 8. August und 20. November,<br />
mit schweren Zerstörungen der<br />
Rüstungsindustrie, den Herm<strong>an</strong>n-Göring-<br />
Werken. Aber auch über 100 Arbeiter, darunter<br />
viele Zw<strong>an</strong>gsarbeiter, verloren ihr Leben.<br />
In der Zeitung „Unser Oberschlesien"<br />
5<br />
von allen Bundesregierungen vertretenen<br />
Rechtsposition verabschieden, daß die<br />
Vertreibung der Deutschen und der damit<br />
verbundene Vermögensentzug völkerrechtswidrig<br />
war und die damit verbundenen<br />
Vermögensfragen offen sind.<br />
Ohne Not und ohne irgendetwas erreicht<br />
zu haben, zerstört der Bundesk<strong>an</strong>zler<br />
damit Vertrauen bei den deutschen<br />
Heimatvertriebenen.<br />
Deutlich zu widersprechen ist darüber<br />
hinaus den Aussagen von Regierungssprecher<br />
Steg. Ihn ließ der Bundesk<strong>an</strong>zler<br />
erklären, daß die Heimatvertriebenen<br />
durch das Lastenausgleichsgesetz entschädigt<br />
worden seien. Dies ist faktisch<br />
falsch. Bereits in der Präambel des Lastenausgleichsgesetzes<br />
aus dem Jahr<br />
1952 ist festgeschrieben, daß die Annahme<br />
von Leistungen aus diesem Gesetz,<br />
„weder die Vermögensrechte des Geschädigten<br />
berühren noch einen Verzicht<br />
auf die Wiederherstellung der unbeschränkten<br />
Vermögensrechte oder auf Ersatzleistungen<br />
ent<strong>halten</strong>".<br />
Der Bundesk<strong>an</strong>zler und sein Regierungssprecher<br />
haben wieder einmal unnötig<br />
Vertrauen verspielt. Sie haben die<br />
Obhutspflicht der Bundesregierung<br />
gegenüber den deutschen Heimatvertriebenen<br />
beschädigt und unseren polnischen<br />
Partnern in Europa Av<strong>an</strong>cen gemacht, die<br />
sie nicht ein<strong>halten</strong> können.<br />
Quelle: Internet, Hartmut Koschyk<br />
hat Sebalda Kriebus eine Chronik der<br />
Bomben<strong>an</strong>griffe veröffentlicht. In seinem<br />
Buch „Der Br<strong>an</strong>d" hat der Autor, Jörg Friedrich,<br />
den - allerdings erst spät im Zweiten<br />
Weltkrieg ausgebrochenen - Bombenkrieg<br />
auf Schlesien und Ostdeutschl<strong>an</strong>d<br />
überhaupt nicht beh<strong>an</strong>delt.<br />
•<br />
Grenzüberschreitende Arbeit für<br />
Wiederherstellung des Muskauer<br />
Parks. Aufgrund des jetzigen Grenzverlaufs<br />
<strong>an</strong> der Lausitzer Neiße sind nur noch<br />
ein Drittel des herrlichen Parks auf deutschem<br />
Territorium, zwei Drittel unterliegen<br />
jetzt Polen. Seit 1998 gibt es ein gemeinsames<br />
Sozialprogramm von deutschen<br />
und polnischen Arbeitslosen über die Neiße<br />
hinweg. Seit fast fünf Jahren arbeiten<br />
das „Zentrum zum Schütze der historischen<br />
L<strong>an</strong>dschaften" und die Stiftung<br />
„Pückler Park" <strong>an</strong> der Wiederherstellung<br />
des Parks nach historischem Vorbild. „Ziel<br />
ist es", wie die Deutsche Welle in Bonn berichtete,<br />
„den Park als Weltkulturerbe auf<br />
die Liste der UNESCO zu setzen". Während<br />
der jetzigen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />
arbeiten je zehn Deutsche und<br />
Polen im „Fürst Pückler Park".<br />
•<br />
Früher ein einziges Bistum in Schlesien,<br />
jetzt acht. Die Bistümer reichen von Görlitz<br />
bis Kattowitz. Breslau erhielt jetzt einen<br />
neuen Erzbischof, Mari<strong>an</strong> Golebiewski,<br />
1937 in Trzebuchow (Großpolen)<br />
geboren, bis zu seiner Berufung nach Breslau<br />
und der Erwartung der Kardinalswürde<br />
Bischof im pommerschen Köslin-Kol-
6<br />
berg. Die Stationen seines Studiums hießen<br />
Lublin, Rom und Paris. Als Professor<br />
der Theologie lehrte er in Wloclawek. In<br />
der polnischen Bischofskonferenz war er<br />
Mitglied der Kommission für Priesterseminare,<br />
Migration und Touristik. In der Zeitschrift<br />
„Schlesien in Kirche und Welt" wird<br />
berichtet, dass Breslaus neuer Erzbischof<br />
„zu den ersten polnischen Bischöfen gehörte,<br />
die sich vehement für die Aufnahme<br />
Polens in die EU einsetzten".<br />
•<br />
Im kleinsten deutschen Bistum noch<br />
weniger Katholiken? Bis jetzt hieß es,<br />
dass das Bistum Görlitz 60.000 Katholiken<br />
zähle. Jetzt war einer Meldung zu entnehmen,<br />
dass es nur noch 30.000 katholische<br />
Diözes<strong>an</strong>en gebe. Die EntChristi<strong>an</strong>isierung<br />
unter dem Kommunismus hat beiden<br />
christlichen Bekenntnissen bis heute<br />
nachwirkend schwere Schäden zugefügt.<br />
•<br />
Jeder dritte Bürger von Niedersachsen<br />
ist Heimatvertriebener, Spätaussiedler<br />
oder DDR-Flüchtling. Dies sagte Innenminister<br />
Uwe Schünem<strong>an</strong>n aus Anlass des<br />
ersten Jahrestages der von der Regierung<br />
geschaffenen Einrichtung eines L<strong>an</strong>desbeauftragten<br />
für Heimatvertriebene und<br />
Spätaussiedler. Rudolf Götz MdL hat dieses<br />
Amt inne. Er konnte über erfolgreiche<br />
Arbeit berichten, <strong>an</strong>gesichts „unserer<br />
historischen Ver<strong>an</strong>twortung". Niedersachsen<br />
ist nach Hessen das zweite L<strong>an</strong>d<br />
mit einem Sonderbeauftragten.<br />
•<br />
Breslau in deutscher Sprache wiederentdeckt.<br />
In der jüngsten Ausgabe des<br />
Internet-Informationsdienstes aus dem<br />
Schlesischen Museum zu Görlitz,<br />
„Newsletter", wird auf der Titelseite wieder<br />
Breslau Breslau gen<strong>an</strong>nt, bevor die<br />
polnische Namengebung nachgerückt<br />
wird. Im folgenden Text befleißigt m<strong>an</strong> sich<br />
der Methode: deutsche Ortsnamen erst<br />
polnisch, d<strong>an</strong>n die deutsche Bezeichnung.<br />
In der Ausgabe zuvor hatte m<strong>an</strong> in<br />
derselben Weise veröffentlicht, Flinsberg<br />
wurde zuerst deutsch ben<strong>an</strong>nt. Offenbar<br />
wohl einmalige Ausfälle, oder sollte m<strong>an</strong><br />
tatsächlich in deutsche Sprache zu den<br />
deutschen Ortsnamen und deren berechtigter<br />
Vorfahrt zurückkehren? Jetzt<br />
hat aber auch der „Deutsche Ostdienst"<br />
des Bundes der Vertriebenen entdeckt:<br />
„Gliwice hieß früher Gleiwitz". Gleiwitz<br />
heißt jedoch heute wie gestern und auch<br />
morgen immer noch Gleiwitz. In polnischer<br />
Sprache erhielt die Stadt Gleiwitz<br />
den polnischen Namen Gliwice. Ist es<br />
wirklich so schwer, den deutschen Ortsnamen<br />
treu zu bleiben? SN<br />
TERMINE<br />
12. September 2004: Tag der Heimat<br />
2004 in Neuss, Motto: „Dialog führen -<br />
Europa gestalten". 14.00 Uhr Kr<strong>an</strong>zniederlegung<br />
am Gedenkstein der Heimatvertriebenen<br />
(Oberstr.), 15.00 Uhr Feierstunde<br />
am Zeughaus am Markt.<br />
POLITIK Schlesische Nachrichten 17/2004<br />
L<strong>an</strong>dsleute ließen L<strong>an</strong>drat Gerhard<br />
Matheja in Groß Strehlitz fallen. Die polnischen<br />
Medien von <strong>Warschau</strong> bis Oppeln<br />
liefen gegen L<strong>an</strong>drat Matheja Sturm. Er<br />
hatte den polnischen Adler am Tage des<br />
Beitritts von Polen zur Europäischen<br />
Union am 1. Mai 2004 durch das Stadtwappen<br />
von Groß Strehlitz gewechselt und<br />
die Behördenaufschrift des L<strong>an</strong>dratsamtes<br />
auch in deutscher Sprache <strong>an</strong>gebracht.<br />
Die schlimmsten nationalistischen Verschwörungstheorien<br />
wurden wach gerufen,<br />
eine Rückkehr der NS-Herrschaft über<br />
Schlesien beschworen. Die Koalition der<br />
mehrheitlich deutschen Repräsent<strong>an</strong>ten<br />
der Deutschen Freundschaftskreise mit der<br />
postkommunistischen SLD (jetzt im L<strong>an</strong>de<br />
unter zehn Prozent entgegen 40 Prozent<br />
bei der letzten Sejm Wahl) drohte zu<br />
zerbrechen. Selbst die deutschen L<strong>an</strong>dsleute<br />
dist<strong>an</strong>zierten sich vom L<strong>an</strong>drat. Folge:<br />
Gerhard Matheja wurde abgewählt.<br />
Sein Nachfolger wurde wieder ein M<strong>an</strong>n<br />
des DFK, Jözef Swaczyna. Er sagte: „In<br />
den letzten Wochen wurde uns ein<br />
schneller Geschichtsunterricht erteilt.<br />
Über uns wurde in g<strong>an</strong>z Polen gesprochen".<br />
•<br />
Auch nach dem EU-Beitritt Polens<br />
müssen Autofahrer wissen: „Die Promillegrenze<br />
liegt bei 0,2. Auch geringfügige<br />
Überschreitungen können nach Angaben<br />
des Auswärtigen Amts mit Freiheitsstrafen<br />
geahndet werden. In Ortschaften<br />
gilt ein Tempolimit zwischen 5 Uhr<br />
und 23 Uhr von 50 km, in der Nacht 60<br />
km. Das Tempolimit auf L<strong>an</strong>dstraßen 90<br />
km außerhalb von Ortschaften, 100 km auf<br />
Schnellstraßen, 110 km auf vierbahnigen<br />
Schnellstraßen, 130 km auf Autobahnen.<br />
Jeweils 100 Meter vor und hinter Bahnübergängen<br />
gilt ein Halteverbot. Jeder Unfall<br />
ist der Polizei zu melden".<br />
Keine Minderung der militärischen<br />
Präsenz im Irak zu erwarten. Dies versicherte<br />
Verteidigungsminister Jerzy<br />
Szmajdzinski. Dies werde auf jeden Fall<br />
bis zum 31. J<strong>an</strong>uar 2005 gelten, allerdings<br />
unter der Bedingung, dass der Pl<strong>an</strong> für den<br />
Aufbau irakischer Sicherungskräfte einge<strong>halten</strong><br />
wird. „Die Gesamtkosten", so<br />
„Gazeta Wyborcza" in einer Meldung, „des<br />
Aufenthalts unserer Soldaten im Irak werden<br />
im Jahre 2004 308 Millionen Zloty (66,8<br />
Millionen Euro ) betragen. Diese Summe<br />
macht aber lediglich 2,5 Prozent des gesamten<br />
Etats des Verteidigungsministeriums<br />
aus" nach einem Wort des Verteidigungsministers.<br />
Die polnische Truppe<br />
kommt für Ausrüstung, Militärgerät und<br />
Personalkosten auf. Die USA bestreiten die<br />
Tr<strong>an</strong>sportkosten und diejenigen für den<br />
Aufenthalt sowie die Ausgaben für die Logistik.<br />
•<br />
Nur wenige Polen haben nach dem EU-<br />
Beitritt Arbeit im Ausl<strong>an</strong>d aufgenom-<br />
Polnisches<br />
men. Zuerst war von einer sehr regen Arbeitsaufnahme<br />
in Engl<strong>an</strong>d die Rede,<br />
denn viele Tausende waren nach Engl<strong>an</strong>d<br />
gezogen. Jetzt ist aber eine starke Ernüchterung<br />
eingetreten. Die <strong>Warschau</strong>er<br />
Zeitung „Rzeczpospolita" titelt „Ein kleiner<br />
Bach <strong>an</strong>statt einer großen Flut". „Es<br />
sollte eine große Ausreisewelle werden,<br />
aber nicht viele sind ausgereist. Innerhalb<br />
der ersten Monate nach der Öffnung der<br />
Grenzen waren etwa 50.000 Polen nach<br />
Engl<strong>an</strong>d gekommen. Den Berichten des<br />
Innenministeriums in London k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
jetzt jedoch entnehmen, dass lediglich<br />
7.000 Polen geblieben sind. Das Ausmaß<br />
der polnischen Ausreisen ist so niedrig,<br />
dass Großbrit<strong>an</strong>nien die Öffnung des Arbeitsmarktes<br />
auch weiterhin aufrecht er<strong>halten</strong><br />
wird. In den Bussen, die nach dem<br />
1. Mai nach Engl<strong>an</strong>d fuhren, saßen viele<br />
Menschen, die nicht einmal Englisch<br />
sprachen. Die Polen können auf Arbeit am<br />
Bau und als Babysitter zählen oder auch<br />
in Hotels, Bars und Restaur<strong>an</strong>ts Beschäftigung<br />
finden. Dabei verdient m<strong>an</strong><br />
600 bis 700 Pfund, die Miete beträgt jedoch<br />
350 bis 400 Pfund in einem Londoner<br />
Vorort. M<strong>an</strong> zieht daher vor, illegal zu<br />
arbeiten. Bereits vor dem 1. Mai zählte m<strong>an</strong><br />
in Großbrit<strong>an</strong>nien 100.000 illegal arbeitende<br />
Polen".<br />
•<br />
31,5 Milliarden Dollar werden in <strong>Warschau</strong><br />
als Wiedergutmachung von<br />
Deutschl<strong>an</strong>d gefordert. Ein Expertenteam<br />
von 18 Personen ist vom Stadtpräsidenten<br />
der polnischen Hauptstadt berufen<br />
worden. Ihm gehörten Juristen, Historiker,<br />
Architekten und Fachleute für Immobilienpreise<br />
<strong>an</strong>. Es liegen, so wird gemeldet,<br />
genaue Aufzeichnung vom Häuserbest<strong>an</strong>d<br />
der Stadt einschließlich des vor<br />
den Nationalsozialisten errichteten Gettos<br />
vor. „Wenn etwas komplett vernichtet wurde,<br />
müssen wir den ursprünglichen Wert<br />
feststellen. Die Untersuchungen werden<br />
einen Stichtagswert ergeben". Auch in Posen<br />
werden ähnliche Berechnungen über<br />
polnische Verluste erstellt. Und die Folgen,<br />
so muss gefragt werden ?!<br />
•<br />
Hohe Arbeitslosigkeit in Oberschlesien.<br />
Diese hat jüngst 20.2 Prozent betragen.<br />
Die Kreise Rosenberg und Krappitz<br />
schneiden am günstigsten ab, weil hier<br />
11,1 und 14 Prozent errechnet worden<br />
sind. Am schlimmsten sieht es im Kreis<br />
Neisse aus. Hier wird die Zahl der Arbeitslosen<br />
mit 31.4 Prozent <strong>an</strong>gegeben.<br />
•<br />
Gelder eines Polen in Uruguay fin<strong>an</strong>zieren<br />
den Sender „Maryja", von dem<br />
sich zwar die Kirche Polens dist<strong>an</strong>ziert hat,<br />
der aber vorgibt, dem katholischen Glauben<br />
zu dienen. Antisemitismus und <strong>an</strong>tideutsche<br />
Sendungen gehören zum Programm<br />
des vielgehörten Senders, der von<br />
einem Pater des Redemptoristen Ordens<br />
geleitet wird. SN
Schlesischte Nachrichten 17/2004 LESERBRIEFE / ZEITGESCHEHEN<br />
Ein offener Brief <strong>an</strong> unseren<br />
Bundespräsidenten und unseren<br />
Bundesk<strong>an</strong>zler<br />
Sehr geehrter Herr Bundespräsident Köhler,<br />
sehr geehrter Herr Bundesk<strong>an</strong>zler<br />
Schröder,<br />
Mit Empörung habe ich Ihre Bemerkungen<br />
über uns Vertriebene bei Ihrem Besuch<br />
in <strong>Warschau</strong> zur Kenntnis genommen.<br />
Sie erweckten damit den Eindruck,<br />
als ob wir Vertriebenen einer deutsch-polnischen<br />
Verständigung im Wege stehen.<br />
Diese Äußerungen sind von keiner Sachkenntnis<br />
getrübt.<br />
Gerade die schlesischen, ostpreußischen<br />
und pommerschen Heimatkreise<br />
stehen seit dem Kriegsrecht in Polen in enger<br />
Verbindung mit den Menschen, die<br />
heute in ihrer Heimat leben. Unzählige<br />
Hilfsaktionen haben seitdem den polnischen<br />
und den wenigen deutschen Menschen<br />
in den ehemaligen deutschen Ostgebieten<br />
geholfen. Kr<strong>an</strong>kenhäuser, Sozialstationen<br />
und Kinderheime werden von<br />
Vertriebenen unterstützt. Viele Schulpartnerschaften<br />
und Städtepartnerschaften<br />
sind durch Vertriebene <strong>an</strong>geregt worden.<br />
Eine g<strong>an</strong>ze Reihe von Vereinen bemühen<br />
sich um den Erhalt des Kulturgutes in den<br />
ehemals ostdeutschen Provinzen. Die<br />
Mehrzahl der Vertriebenen ist nämlich der<br />
Meinung, dass eine Gemeinsamkeit in der<br />
EU nur durch Versöhnung und Verständigung<br />
erreicht wenden k<strong>an</strong>n, nicht durch<br />
einseitige Schuldbekenntnisse.<br />
Die ostdeutschen Heimatgruppen in der<br />
Bundesrepublik sind dabei auf einem guten<br />
Weg. Zerstören Sie diese Einsatzbereitschaft<br />
nicht durch negative Bemerkungen<br />
wie bei Ihren Besuchen in <strong>Warschau</strong>.<br />
Die Bundesregierungen haben seit<br />
1990 vermieden über wichtige Eigentumsfragen<br />
mit unseren polnischen<br />
Nachbarn offen zu sprechen, wie es ihre<br />
Sorgfaltspflicht gegenüber den vertriebenen<br />
Bundesbürgern geboten hätte. Wäre<br />
das erfolgt, hätte es eine preußische Treuh<strong>an</strong>d<br />
gar nicht zu geben brauchen und<br />
gute Völkerverständigung gibt es nur auf<br />
der Grundlage geschichtlicher Wahrheit.<br />
Und deshalb brauchen wir auch ein Zentrum<br />
gegen Vertreibungen und zwar in Berlin<br />
oder Görlitz, bestimmt nicht in Breslau<br />
oder <strong>Warschau</strong>, damit solche Vertreibungen<br />
nie wieder vorkommen können.<br />
Jutta Graeve-Wölbling, Schlesischer<br />
Kreis-, Städte und Gemeindetag<br />
Leserbrief<br />
Ist Schröder der K<strong>an</strong>zler aller<br />
Deutschen ?<br />
Nach dem Kniefall von Willy Br<strong>an</strong>dt nur<br />
noch eine tiefe Verneigung von Gerhard<br />
Schröder vor den Polen könnte doch einen<br />
Hoffnungsschimmer wecken, dass die<br />
deutschen Politiker zur aufrechten Haltung<br />
zurückfänden. Aber die <strong>an</strong>schließenden<br />
Worte waren mehr als eine Ohrfeige für das<br />
Deutsche Volk - ein Volk von Verbreefiern<br />
- und vor allem für die von Polen vertriebenen<br />
und ihrer Heimat und ihres Eigentums<br />
beraubten Deutschen und machten<br />
alle Hoffnungen auf eine vernünftige, für<br />
beide Seiten akzeptable, Lösung der noch<br />
immer bestehenden, ungelösten Probleme<br />
zunichte.<br />
Gerhard Schröder - der K<strong>an</strong>zler aller<br />
Deutschen - lehnt es ab, 15 Millionen Bürgern<br />
seines Volkes gegen <strong>an</strong> ihnen beg<strong>an</strong>genes<br />
Unrecht zu helfen und gibt damit<br />
vielen kleinen Verbrecherstaaten ein<br />
schlechtes Vorbild, indem er Unrecht belohnt<br />
und es - obwohl völkerrechtswidrig<br />
- politisch ohne Wiedergutmachungsforderungen<br />
und ohne jede Gegenleistung<br />
akzeptiert. Vertreibung und Völkermord<br />
lohnen sich also! Wozu gibt es in der so<br />
oft gelobten Europäischen Wertegemeinschaft<br />
Gesetze, Gerichtshöfe und tausende<br />
von Juristen, die alle nur um unser<br />
Wohl besorgt sind, wenn jeder kleine Fürst<br />
doch noch wie im Mittelalter tun k<strong>an</strong>n, was<br />
er gerade will? Und wenn d<strong>an</strong>n einige beherzte<br />
Deutsche den Mut haben zur<br />
Selbsthilfe, der Preußischen Treuh<strong>an</strong>d, zu<br />
greifen oder durch das Zentrum gegen Vertreibung<br />
auf unser Schicksal aufmerksam<br />
zu machen, d<strong>an</strong>n ist die eigene Regierung<br />
als erste vehement dagegen, - Denkmäler,<br />
die <strong>an</strong> deutsche Untaten erinnern, werden<br />
dagegen beinahe täglich eingeweiht.<br />
Liebe Schicksalsgefährten, sehen Sie<br />
nicht weiterhin zähneknirschend zu. Heizen<br />
Sie Ihren politischen Vertretern aller<br />
Parteien ein! So haben wir uns ein Europa<br />
der Vaterländer nicht vorgestellt!<br />
Wolfg<strong>an</strong>g Hartm<strong>an</strong>n, Dachau<br />
Die Zukunft Schlesiens in einem größeren<br />
Europa - Ein Vortrag von Peter Großpietsch<br />
Obengen<strong>an</strong>nten Vortrag hielt der stellvertretende<br />
Bundesvorsitzende der<br />
L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien auf Einladung<br />
des Münchner Schlesiervereins am<br />
01.07.04 im hiesigen Haus des Deutschen<br />
Ostens. Hier eine kurze Zusammenfassung:<br />
Peter Großpietsch betonte, dass wir<br />
aufgrund unserer Abstammung verpflichtet<br />
sind, uns Ged<strong>an</strong>ken über die<br />
Zukunft Schlesiens <strong>an</strong>lässlich der EU-<br />
Osterweiterung zu machen. In Schlesien,<br />
besonders in Oberschlesien, leben<br />
noch viele Deutsche, für die die deutsche<br />
Bundesregierung leider wenig<br />
Interesse, geschweige denn Ver<strong>an</strong>twortung<br />
aufbringt. Ebenso ergeht es den<br />
Heimatvertriebenen. Dabei ist ausdrücklich<br />
darauf hinzuweisen, dass mit<br />
der EU-Osterweiterung viele Probleme<br />
für die alten Mitgliedsstaaten, besonders<br />
für Deutschl<strong>an</strong>d, entst<strong>an</strong>den<br />
sind. Bei den Neuaufnahmen wurde es<br />
nämlich versäumt, die Beitrittsländer auf<br />
ein europäisches Wertesystem zu verpflichten.<br />
So sind, vor allem in der Tschechei<br />
und Polen, die Vertreibungs- und<br />
Entrechtungsdekrete g<strong>an</strong>z oder großenteils<br />
weiterhin gültig. <strong>Trotz</strong> dieser eklat<strong>an</strong>ten<br />
Verletzung von Menschenrechten<br />
sollen diese Staaten durch die sogar<br />
noch steigenden EU-Beitragszahlungen<br />
Deutschl<strong>an</strong>ds immense Unterstützungssummen<br />
er<strong>halten</strong> und in diese<br />
fließen auch die Steuergelder der Vertriebenen<br />
und ihrer Nachkommen ein.<br />
Die maßlose Enttäuschung der Heimatverbliebenen<br />
und der Heimatvertriebenen<br />
verglich P. Großpietsch mit<br />
dem vergeblichen Hoffen der deutschen<br />
Delegation in Versailles, wo es trotz der<br />
vorgelegten 14 Punkte des amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Präsidenten Wilson 1919 nur zu<br />
einem Diktatfrieden kam. Der Redner<br />
wies auf den römischen Rechtsgrundsatz<br />
hin: Ex iniuria ius non oritur (aus Unrecht<br />
entsteht kein Recht)<br />
Häufig wird ein Brückenschlag zwischen<br />
Deutschl<strong>an</strong>d und Polen vorgeschlagen.<br />
Eine Brücke aber muss von<br />
beiden Seiten gewollt und gebaut wer-<br />
7<br />
den. Doch es fehlt offensichtlich <strong>an</strong> einer<br />
offenen und ehrlichen Aufarbeitung und<br />
Zusammenarbeit auf der polnischen Seite.<br />
So wird etwa im dortigen Parlament von<br />
den „wiedergewonnenen Gebieten"<br />
(Schlesien) und von „ehemaligen Umsiedlern"<br />
(Heimatvertriebenen) gesprochen.<br />
Verschwiegen wird, z. B. in Schulbüchern<br />
und offiziellen Verlautbarungen,<br />
dass Schlesien 700 Jahre l<strong>an</strong>g urdeutsches<br />
L<strong>an</strong>d ist. Dem in der polnischen Verfassung<br />
ver<strong>an</strong>kerten Minderheitenschutz<br />
fehlt bis heute das zugehörige Ausführungsgesetz:.<br />
Der muttersprachliche<br />
Unterricht der Schüler entbehrt einer gesetzlichen<br />
Regelung, zweisprachige Ortsschilder<br />
werden nicht aufgestellt, deutsche<br />
Namen von Ortschaften, Bergen und Flüssen<br />
dürfen in dem deutschsprachigen<br />
„Schlesischen Wochenblatt" (Zensur!)<br />
nicht verwendet werden, auf dem Annaberg<br />
steht nur ein nationalistisches polnisches<br />
Mahnmal mit einer die deutschen<br />
Kämpfer verunglimpfenden Aufschrift etc.<br />
Nach Professor F. Scholz wird der<br />
„Rechtsbrecher als Rechtssetzender von<br />
der durch Fakten bestimmten Rechtsordnung<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt". Es kommt nur die<br />
„Staatsräson der Sieger" zum Machteinsatz.<br />
Zudem fehlt eine als selbstverständlich<br />
zu erwartende Solidarität der deutschen<br />
Regierung mit allen Deutschen, wie sie in<br />
<strong>an</strong>deren Nationen entsprechend vorzufinden<br />
ist.<br />
Dringend geboten ist eine Novellierung<br />
des deutsch-polnischen Vertrags vom<br />
17.06.91. Nur so lassen sich Verbesserungen<br />
für das Leben und die Rechtsgrundlagen<br />
der gesamten deutschen<br />
Volksgruppe in Schlesien schaffen und<br />
eine ehrliche Aufarbeitung der deutschpolnischen<br />
Verg<strong>an</strong>genheit bewältigen.<br />
Darauf sind unsere Bemühungen zu konzentrieren,<br />
so dass Schlesien in Europa<br />
die ihm zukommende, geschichtlich fundierte<br />
Bedeutung erhält und eine Zukunft<br />
erwarten k<strong>an</strong>n, die frei von Verletzungen<br />
der Menschenrechte und der Verbreitung<br />
von geschichtlichen Unwahrheiten ist.<br />
Christa Berndt
8<br />
Trauer um George von Gellhorn<br />
Bundesheimatgruppe Stadt und Kreis Strehlen und die Inselgruppe<br />
Strehlen /Herne trauert um ihren Ehrenvorsitzenden Herrn George<br />
von Gellhorn.<br />
Tiefbewegt mussten wir die Nachricht<br />
vom Tode unseres 1. Vorsitzenden und<br />
d<strong>an</strong>ach Ehrenvorsitzender Herrn George<br />
von Gellhorn, der nach schwerer<br />
Kr<strong>an</strong>kheit mit viel Geduld ertragen am<br />
24. Juli, <strong>an</strong> seinem Geburtstag, verstorben<br />
ist, zur Kenntnis nehmen.<br />
Wir alle Heimatgefährten sind alle<br />
schwer betroffen.<br />
Herr von Gellhorn hat sein Amt 1976<br />
übernommen. Er wurde Nachfolger<br />
von Herrn Adolf Rhode. Es war <strong>an</strong> dem<br />
14. Bundesheimaltreffen, 39 Jahre in<br />
Herne und 25 Jahre Patenschaft mit der<br />
Stadt Herne ein besonderer Anlass 1.<br />
Vorsitzender zu werden. Seine Kontak-<br />
Aktivitäten der Wetzlarer Schlesier<br />
Die W<strong>an</strong>dergruppe der Orts- und Kreisgruppe der Wetzlarer Schlesier feierte das traditionelle<br />
Honigessen. Es findet statt, sobald der erste Honig geschleudert ist. Geboten<br />
werden frische Butterbrötchen mit Honig, so viel jeder mag, dazu Kaffee. Das Foto zeigt<br />
die Zweitälteste der Gruppe, Elfriede Vietz, d<strong>an</strong>eben Imker und Kreisvorsitzender Gerhard<br />
Frost.<br />
Der Sinn dieser Gruppe ist, neben den üblichen Heimatnachmittagen, auch in der Natur,<br />
nach Herzenslust über <strong>an</strong>fallende Themen aus Politik, Haus und Garten, und wie es daheim<br />
war, zu sprechen. Die Gruppe findet Ankl<strong>an</strong>g und es gesellen sich immer wieder<br />
Schlesier dazu, die bis heut allein gewesen sind.<br />
Hinweis:<br />
Am 06. November 2004 ver<strong>an</strong>staltet die Stadt Wetzlar den „Tag des Ehrenamtes"<br />
mit Verleihung des Ehrenamtspreises der Stadt Wetzlar 2004.<br />
Verbunden damit ist auch ein Informationsst<strong>an</strong>d, der durch Mitglieder des Vorst<strong>an</strong>des<br />
besetzt wird.<br />
Wir wollen unter <strong>an</strong>derem Videos aus unserer Heimat Schlesien ,non stopp' zeigen<br />
und entsprechende Fragen be<strong>an</strong>tworten.<br />
LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE Schlesische Nachrichten 17/2004<br />
te zur Patenstadt Herne waren ihm immer<br />
sehr wichtig. Er hat sein Amt immer<br />
sehr ernst genommen. Besonders<br />
lagen ihm die Bewohner in seinem Geburtsort<br />
Ottwitz am Herzen.<br />
Wir d<strong>an</strong>ken Herrn George von Gellhorn<br />
für seine Bereitschaft sein Amt für<br />
Alle gut ausgefüllt zu haben.<br />
Die Erinnerung wird bleiben und seine<br />
Arbeit wird fortgesetzt.<br />
Unser Mitgefühl gilt seiner Gattin und<br />
der Familie. Wir alle von der BHG und<br />
die Inselgruppe trauern mit Ihnen.<br />
Abschied genommen wurde am 2.<br />
August in der Christus-Kirche in Münster-Wolbeck.<br />
Die Großfamilie<br />
unserer Schicksalsgemeinschaft<br />
erleben<br />
„Kein schöner L<strong>an</strong>d" erklingt, und auch<br />
wer nur mit Stock laufen k<strong>an</strong>n ist aufgest<strong>an</strong>den,<br />
die Hände nach beiden Seiten<br />
zu einer Kette verbunden. Die Rede ist vom<br />
Wallfahrtstag der 60 in der Heimat verbliebenen<br />
die aus Cosel und aus Waidenburg<br />
mit Bussen zum 95. Katholikentag<br />
in Ulm gekommen sind, sowie von<br />
L<strong>an</strong>dsleuten die in und um Ulm wohnen.<br />
Der Höhepunkt des Tages war ein doppelter:<br />
Die Segens<strong>an</strong>dacht am Nachmittag<br />
im barocken Marienmünster zu Zwiefalten<br />
mit innigem Gebet und Lied (zweisprachig)<br />
vor dem Gnadenbild und das<br />
Amt ebenfalls mit Weihrauch am Morgen<br />
in einer neuen und gleichzeitig traditionstreuen<br />
Dorfkirche der 80er Jahre mit<br />
<strong>an</strong>sprechenden, modernen Fenstern des<br />
oberschlesischen L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>ns selig Alfred<br />
Seidel (zuletzt Schorndorf), und d<strong>an</strong>n auch<br />
noch am Altar zwei frühere dortige Ortspfarrer<br />
Peter Wolff (aus Laub<strong>an</strong>) und Wolfg<strong>an</strong>g<br />
Gottstein (aus L<strong>an</strong>deshut). Ermöglicht<br />
hatten diesen Wallfahrtstag die Visitatur<br />
Breslau, der schlesische Adel und<br />
Spenden aus privater H<strong>an</strong>d.<br />
Die Fürstlich-Hohenzollnernsche<br />
Schlossverwaltung in Sigmaringen hatte<br />
das Ihre get<strong>an</strong>, dass es einen von vielen<br />
ersehnten Abstecher in die preußische Geschichte<br />
gab, der das durch die Jahrzehnte<br />
Kommunismus und die Unterdrückung der<br />
deutschen Verg<strong>an</strong>genheit bis heute so<br />
schmerzlich gedemütigte Selbstbewusstsein<br />
stärken konnte.<br />
Im Katholikentagsprogramm war für uns<br />
Heimatvertriebene und Aussiedler am<br />
Samstag, dem 19.6. ein allgemeiner Begegnungsabend<br />
mit Podiumsgespräch zu<br />
aktuellen Fragen vorgesehen und zuvor<br />
eine Pontifikalmesse .<br />
Uns Schlesiern tat besonders gut, dass<br />
uns für eine g<strong>an</strong>ze Stunde Prälat Winfried<br />
König zur Verfügung st<strong>an</strong>d, zusammen mit<br />
dem Rothenburger Diözes<strong>an</strong>vertriebenenseelsorger<br />
Albert Ciupke (aus Oberschlesien)<br />
und seinem Vize (aus Niederschlesien).<br />
Bei der Terminvorschau wurde auch<br />
nicht der Dreikl<strong>an</strong>g am Oktober<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g<br />
2004 vergessen: Am Freitag 1.10. eine Jubiläumsfeier<br />
in Grüssau (Interessenten<br />
wenden sich <strong>an</strong> den Verfasser), am Samstag<br />
2.10. ein Chortreffen in Bad Salzbrunn<br />
(Ver<strong>an</strong>stalter: DFK Waidenburg) und d<strong>an</strong>n<br />
am 3.10. das jährliche Hauptfest der ev<strong>an</strong>gelischen<br />
deutschen Schlesier zur Ernted<strong>an</strong>kfeier<br />
in der Liebfrauenkirche Liegnitz<br />
mit dem in Hamburg lebenden Initiator Pfr.<br />
i.R. Wolfg<strong>an</strong>g Meißler (Anmeldung bei ihm).<br />
Stärken wir uns gegenseitig den Rücken:<br />
Die Großfamilie trägt!<br />
Wolfg<strong>an</strong>g Gottstein, Pfr. i.R.
Schlesische Nachrichten 17/2004 LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE<br />
Den Dialog über Schlesien mutig fortsetzen<br />
— Bericht über das L<strong>an</strong>destreffen 2004 in Pforzheim<br />
Bei wunderschönem Sommerwetter ging<br />
am 27. Juni 2004 in der Schwarzwald-Sängerhalle<br />
das 11. L<strong>an</strong>destreffen der badenwürttembergischen<br />
Schlesier - im wahrsten<br />
Sinne des Wortes - „über die Bühne".<br />
Die Vorbereitungen vor Ort wurden<br />
vornehmlich von den Pforzheimer Schlesiern,<br />
vor allem vom Gruppenvorsitzenden<br />
Joh<strong>an</strong>n Wyrwich und seiner überaus engagierten<br />
Ehefrau Maria, sowie von Ursula<br />
Schack, der nimmermüden und als „Seele<br />
der Pforzheimer Vertriebenen" bek<strong>an</strong>nten<br />
BdV-Kreisvorsitzenden, getragen.<br />
Bei soviel Einsatz konnte eigentlich nichts<br />
schief gehen, und es ging - bis auf zwei<br />
bedauerliche Unfälle mit Verletzungen -<br />
auch nichts schief. Durch ein ziemlich desolates<br />
Ver<strong>halten</strong> zeichnete sich allerdings<br />
die Mehrzahl unserer Kreis- und Ortsgruppen<br />
aus. Es hielten es nur 15 Gruppen<br />
(von insgesamt 40) für nötig, die erbetene<br />
Rückmeldung <strong>an</strong> die L<strong>an</strong>desgeschäftsstelle<br />
zu senden.<br />
<strong>Trotz</strong>dem war das L<strong>an</strong>destreffen 2004<br />
ein voller Erfolg. Die Schwarzwald-Sän-<br />
gerhalle war mit weit über 400 Teilnehmern<br />
so gut wie voll besetzt. Es herrschte eine<br />
heitere, familiäre und richtig schlesische<br />
Stimmung. Das gebotene Programm war<br />
ausgezeichnet. Das Fernsehen war da und<br />
sendete einen zwar kurzen, aber sehr positiven<br />
Bericht, und die Pforzheimer Zeitungen<br />
brachten <strong>an</strong> mehreren Tagen<br />
interess<strong>an</strong>t aufgemachte Schlesien-Beiträge.<br />
Bereits am Samstag vorher hatte sich<br />
der L<strong>an</strong>desvorst<strong>an</strong>d in Pforzheim eingefunden,<br />
um eine Sitzung abzu<strong>halten</strong> und<br />
zusammen mit dem Vorst<strong>an</strong>d der Schlesiergruppe<br />
Pforzheim <strong>an</strong> einem Empf<strong>an</strong>g<br />
der Stadt durch Oberbürgermeisterin<br />
Christel Augenstein teilzunehmen. Der<br />
L<strong>an</strong>desvorsitzende benutzte diese Gelegenheit,<br />
der Goldstadt Pforzheim den Abschluss<br />
einer kommunalen Partnerschaft<br />
mit einer schlesischen Stadt zu empfehlen.<br />
Das L<strong>an</strong>destreffen beg<strong>an</strong>n mit einem<br />
ökumenischen Gottesdienst, einfühlsam<br />
gestaltet von den Pfarrern Frieder Tempel<br />
Präsentation der „Computer-Füchse"<br />
Die „Oderländer Computer-Füchse" ver<strong>an</strong>stalteten<br />
am 5. Juni 2004 in der Mühlenstraße<br />
ihren Tag der offenen Tür.<br />
Interessierte Besucher der Präsentation<br />
der „Oderländer Computer-Füchse" waren<br />
Frau Ministerin der Justiz des Saarl<strong>an</strong>des<br />
Frau Spoerhase-Eisel, verschiedene<br />
lokale Politiker und Frau Schewell<br />
vom Bund der Vertriebenen.<br />
Die „Oderländer Computer-Füchse"<br />
sind ein Projekt der L<strong>an</strong>desgruppe Saar<br />
der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien, die in besonderer<br />
Weise Integrationsarbeit für<br />
Spätaussiedler leistet. Neben kulturellen<br />
und heimatpolitischen Ver<strong>an</strong>staltungen legt<br />
die L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft der Schlesier besonderen<br />
Wert auf die Integration von Kindern<br />
und Jugendlichen. Im letzten Jahr be-<br />
schloss der Vorst<strong>an</strong>d der L<strong>an</strong>desgruppe,<br />
im Bereich der Integrationsarbeit ein Projekt<br />
zu starten, das einerseits die Integration<br />
der Spätaussiedler-Kinder fördert<br />
und <strong>an</strong>dererseits deren Kenntnisse auf<br />
dem Gebiet der Nutzung von Computern<br />
forciert.<br />
Zurzeit haben die „Oderländer Computer-Füchse"<br />
etwa 25 Mitglieder ab 6 Jahren<br />
aufwärts. In zw<strong>an</strong>gloser Runde haben<br />
die Kinder jeden Samstag ab 10 Uhr die<br />
Gelegenheit ihre Kenntnisse in den Bereichen<br />
Hardware und Software zu erweitern.<br />
Bei der Unterweisung stehen fachkundige<br />
Väter mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Interessierte Eltern und Kinder können<br />
sich gerne <strong>an</strong> Joachim Gerwald - Tel.<br />
06826/ 50800 - wenden.<br />
Jahresversammlung des L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>des<br />
der vertriebenen Deutschen<br />
Der L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>d der vertriebenen<br />
Deutschen in Schleswig-Holstein richtete<br />
seine Jahresversammlung am<br />
19.06.2004 im Gewerkschaftsheim in Kiel<br />
aus. Die Mitgliederbestände waren geschrumpft,<br />
trotzdem konnte die M<strong>an</strong>datsprüfungskommission<br />
noch 33 Stimmen<br />
zur L<strong>an</strong>desvertreterversammlung<br />
verzeichnen.<br />
Von der schlesischen L<strong>an</strong>desgruppe<br />
nahmen Herr Ruhm und von der Kreisgruppe<br />
aus Schleswig Rudi Wenzel <strong>an</strong> der<br />
L<strong>an</strong>desversammlung teil.<br />
von der ev<strong>an</strong>gelischen Kirche und Albert<br />
Ciupke von der katholischen Kirche, der<br />
auch in seiner Predigt die Vertreibung <strong>an</strong>sprach.<br />
Freilich wurde das Fehlen von Erzbischof<br />
Alfons Nossol aus Oppeln bedauert,<br />
der ursprünglich als Festredner zugesagt<br />
hatte, aber aufgrund einer Erkr<strong>an</strong>kung<br />
nicht teilnehmen konnte. Dafür<br />
wurde die Fest<strong>an</strong>sprache des Bundesehrenvorsitzenden<br />
Dr. Herbert Hupka mit<br />
großer Sp<strong>an</strong>nung erwartet, der trotz seines<br />
hohen Alters immer noch intensive<br />
Kontakte in Schlesien und im übrigen Polen<br />
pflegt und deshalb über viele interess<strong>an</strong>te<br />
Details zum deutsch-polnischen Verhältnis<br />
und zur Situation der deutschen<br />
Volksgruppe im heutigen Schlesien berichten<br />
konnte. Er mahnte die Beseitigung<br />
der noch bestehenden Mängel in den Beziehungen<br />
deutlich <strong>an</strong>, ließ aber auch keinen<br />
Zweifel dar<strong>an</strong>, dass jetzt die Zeit gekommen<br />
sei, diese Mängel in einem klaren<br />
und mutigen Dialog mit den Polen zu<br />
besprechen und ihre Behebung einzufordern.<br />
L<strong>an</strong>desvorsitzender Günther Zimmerm<strong>an</strong>n<br />
stellte in seinem Grußwort besonders<br />
die neue europäische Dimension<br />
Schlesiens heraus. Schlesien sei innerhalb<br />
der neuen Beitrittsstaaten die Region mit<br />
den meisten Minderheiten (Polen, Deutsche,<br />
Griechen, Litauer, Weißrussen und<br />
Ukrainer) und werde von der Wirtschaft<br />
g<strong>an</strong>z Europas heftig umworben. Die Euroregion<br />
Schlesien, die von Grünberg im<br />
Norden bis nach Troppau im Süden und<br />
von Kattowitz im Osten bis nach Reichenbach/Oberlausitz<br />
im Westen reicht,<br />
sei eine durchaus realistische Vorstellung.<br />
Dass die L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien<br />
mit ihren Gliederungen inzwischen als geachteter<br />
und zukunftsfähiger Verb<strong>an</strong>d gilt,<br />
war auch am Besuch der politischen Prominenz,<br />
wie Staatssekretären, Bundesund<br />
L<strong>an</strong>dtagsabgeordneten, zu erkennen.<br />
Auch das kulturelle Nachmittagsprogramm<br />
unter der Leitung von L<strong>an</strong>deskulturreferentin<br />
Helga Wüst f<strong>an</strong>d großen Ankl<strong>an</strong>g.<br />
Es wurde dominiert von den Auftritten<br />
der „Tworkauer Eiche", einer jugendlichen<br />
T<strong>an</strong>z- und Trachtengruppe aus<br />
Tworkau in der Nähe von Ratibor. Aber<br />
auch die „zusammengewürfelten" Schlesierchöre<br />
aus Heilbronn und Stuttgart, die<br />
gemeinsam unter der Leitung von H<strong>an</strong>na<br />
Keller schlesische Lieder vortrugen, f<strong>an</strong>den<br />
viel Beifall. Wolfg<strong>an</strong>g Prahl aus Ludwigsburg<br />
steuerte ein g<strong>an</strong>zes Päckel humorvoller<br />
Mundartvorträge bei und erntete<br />
dafür kräftigen Applaus.<br />
Im „Haus der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaften", einem<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d einmaligen Museum,<br />
in der Nähe der Sängerhalle gelegen, zeigte<br />
der der Pforzheimer Schlesiergruppe <strong>an</strong>gehörende<br />
Breslauer M<strong>an</strong>fred Vieback einige<br />
seiner großartigen Modelle. Die BdV-<br />
Kreisvorsitzende Ursula Schack wartete<br />
mit einer eindrucksvollen Ausstellung<br />
von Bildern des Malers Friedrich Iw<strong>an</strong> auf.<br />
...Viele Teilnehmer, die mit ihren Gruppen<br />
nach Pforzheim gekommen waren,<br />
konnten feststellen, dass die L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft<br />
Schlesien insgesamt eine nach wie<br />
vor sehr lebendige Org<strong>an</strong>isation ist.<br />
9
10 LANDSLEUTE / HAUS SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 17/2004<br />
„Ein Riss<br />
im Himmel"<br />
Annaberg zieht Schlesier in<br />
seinen B<strong>an</strong>n<br />
Vom Annaberg bei Haltern waren wiederum<br />
über Tausende Gläubige Wallfahrer,<br />
meist Schlesier, fasziniert. <strong>Trotz</strong> sehr großer<br />
Hitze pilgerten zum 59. Mal Heimatvertriebene,<br />
Aussiedler, vor allen Dingen<br />
Oberschlesier, aber auch Einheimische,<br />
aus nah und fern, zum Wallfahrtsort. Mit<br />
dem Ruf der Glocken vor Beginn des Gottesdienstes<br />
fühlte m<strong>an</strong> sich zu fast zu Hause,<br />
wie auf dem über 1200 km entfernten<br />
St. Annaberg in Oberschlesien. Das Pontifikalamt<br />
zelebrierte Weihbischof Dr. Josef<br />
Voß, gemeinsam mit dem Apostolischen<br />
Protonotar und Visitator für Priester<br />
und Gläubige aus dem Erzbistum Bres-<br />
lau, Prälat Winfried König und <strong>an</strong>deren<br />
Geistlichen Würdenträgern. Unter Ihnen,<br />
extra aus Oppeln <strong>an</strong>gereist, der Seelsorger<br />
der Deutschen Minderheit im Oppelner<br />
Schlesien, Pfarrer Wolfg<strong>an</strong>g Globisch.<br />
Auch zahlreiche Trachten- und B<strong>an</strong>nerträger<br />
waren erschienen.<br />
In seiner Predigt zog der Oberhirte eine<br />
Verbindung zwischen dem westfälischen<br />
S<strong>an</strong>kt Annaberg und dem S<strong>an</strong>kt Annaberg<br />
in Oberschlesien. Der Annaberg in Haltern<br />
k<strong>an</strong>n in diesem Jahr auf eine 350 jährige<br />
Tradition zurückblicken und stellt diese<br />
Tradition unter das Motto „Ein Riß im Himmel".<br />
Bischof Voß hat Erzbischof Dr. Alfons<br />
Nossol aus Oppeln zum Jubiläum eingeladen.<br />
Er habe schon zugesagt und wird<br />
am 10. Oktober das Pontifikalamt <strong>halten</strong>.<br />
Michael Ferber<br />
Karten und Stempel der Schlesiertreffen<br />
Heute: 2003<br />
In der nächsten Ausgabe:<br />
Bundestreffen der Breslauer in Köln,<br />
Pfingsten 1956 Aus der Sammlung Michael Ferber<br />
Haus Schlesien<br />
200. Jubiläumsausstellung des Museums<br />
für schlesische L<strong>an</strong>deskunde:<br />
Schlesisches Silber. Schätze der Silberwarenfabrik<br />
Julius Lemor, Breslau 1818-<br />
1945<br />
Wir laden herzlich ein zur Eröffnung am<br />
12.9. um 15.00 Uhr im Eichendorffsaal.<br />
Kunsth<strong>an</strong>dwerkliche Gegenstände<br />
aus Silber besitzen große Ausstrahlungskraft.<br />
Die Stadt Breslau war seit dem<br />
13. Jahrhundert ein wichtiges Zentrum für<br />
die besonders qualitätsvolle Produktion<br />
von Silberwaren. Eines der bedeutendsten<br />
Unternehmen in Breslau war bis zum Jahr 1945 die Silberwarenfabrik Julius Lemor,<br />
die 1818 gegründet worden war. In einer Entwicklung, die von der Einzel<strong>an</strong>fertigung<br />
bis zur industriellen Herstellung von Silberwaren höchster Qualität reichte, erlebte<br />
das Unternehmen einen ras<strong>an</strong>ten Aufstieg und wurde schließlich zur größten<br />
Silberwarenfabrik Ostmitteleuropas. Die Ausstellung, die mit dem Stadtmuseum Breslau/Wrodaw<br />
zusammen konzipiert worden ist, zeigt erstmals einen Querschnitt durch<br />
die gesamte Produktion.<br />
12. September - 14. November 2004<br />
Schlesische Museen zu Gast.<br />
Alte H<strong>an</strong>dwerkskunst aus dem Regionalmuseum Jauer<br />
- Ein Sammlungsquerschnitt.<br />
Wir laden herzlich ein zur Eröffnung am 12.9. um 15.00<br />
Uhr im Eichendorffsaal.<br />
Das Museum in Jauer/Jawor, ehemalige Hauptstadt eines<br />
mittelschlesischen Herzogtums, besitzt reichhaltige<br />
Sammlungen zur regionalen Kunstgeschichte sowie<br />
Zeugnisse des Gewerbefleißes der Zünfte. In der Restaurierungswerkstatt<br />
des Museums sind Denkmäler aus<br />
der Friedenskirche Jauer (UNESCO-Weltkulturerbe)<br />
restauriert worden. Mit der Ausstellung wird eine Reihe<br />
eröffnet, die schlesischen Museen die Gelegenheit zur Selbstdarstellung im Westen<br />
Deutschl<strong>an</strong>ds eröffnet.<br />
5. September bis 21. November 2004 Schlesien. L<strong>an</strong>d der Sehnsucht. Städte<br />
und L<strong>an</strong>dschaften.<br />
Fotos und Gemälde von Erika Young, München (Eichendorffsaal)<br />
Vemissage: Sonntag, 5. September, 15.00 Uhr<br />
Öffnungszeiten des Museums: Dienstag - Samstag, 10-12, 13-17 Uhr, Sonn- und<br />
Feiertage: 11-18 Uhr.<br />
HAUS SCHLESIEN - Museum für schlesische L<strong>an</strong>deskunde<br />
Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter-Heisterbacherrott, Tel.: 02244/886-0,<br />
E-Mail: museum@hausschlesien.de, Internet: www.hausschlesien.de
Schlesische Nachrichten 17/2004 LANDSLEUTE / KULTUR 11<br />
Es ist schon Tradition, dass m<strong>an</strong> im Mariendom<br />
zu Neviges (Stadtteil von Velbert)<br />
alljährlich die Mutter-Anna-Wallfahrt der<br />
Nieder- und Oberschlesier feiert. So<br />
konnte auch am Sonntag, 25. Juli 2004,<br />
wieder eine große Zahl der Pilger begrüßt<br />
werden, die aus dem gesamten Rheinl<strong>an</strong>d<br />
und Ruhrgebiet nach Neviges gekommen<br />
sind. Den Auftakt und zugleich den religiösen<br />
Höhepunkt der diesjährigen Wallfahrt<br />
bildete der zweistündige Festgottesdienst<br />
mit Abt em. Dr. Adalbert Kurzeja<br />
OSB, der in seiner ausgezeichneten<br />
Festpredigt die Einheit der Christen <strong>an</strong>mahnte<br />
und gleichzeitig die Wahrung und<br />
Beachtung der christlichen Werte im Eu-<br />
ropa forderte. Der Mariendom in Neviges<br />
war bis auf den letzten Platz gefüllt und<br />
die alten schlesischen Kirchenlieder wurden<br />
in allen Strophen innbrünstig gesungen.<br />
Später folgten u.a. Rosenkr<strong>an</strong>zgebet<br />
und eine feierliche Schlesische Marien<strong>an</strong>dacht<br />
mit sakramentalem Segen. Bei<br />
diesen religiösen Ver<strong>an</strong>staltungen war stets<br />
Alt em. Dr. Kurzeja OSB der Hauptzelebr<strong>an</strong>t<br />
und in der Konzelebration st<strong>an</strong>den<br />
Pater Rol<strong>an</strong>d Bramkamp OFM und Diakon<br />
Gerd Figaszewski. Abordnungen der<br />
Trachtenträger der Gruppen der Schlesischen<br />
und Oberschlesischen Jugend, der<br />
Gruppen der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien<br />
und der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft der Ober-<br />
„Ruhmeshalle" wurde zum Dom Kultury<br />
Gemeinsame Ausstellung Görlitzer Museen soll die Stadt<br />
vereinen<br />
Ein mutiges Unternehmen war es allemal,<br />
dass Museen in Görlitz-Ost und Görlitz-<br />
West gemeinsam eine Ausstellung in der<br />
ehemaligen Ruhmeshalle ver<strong>an</strong>stalten, die<br />
heute Dom Kultury heißt und im polnischen<br />
Teil der Stadt Görlitz liegt. Die Org<strong>an</strong>isatoren<br />
der Ausstellung „Unter der grünen<br />
Kuppel" sp<strong>an</strong>nten dabei einen Bogen über<br />
hundert Jahre. Die Ausstellung soll Gemeinsamkeiten<br />
aufzeigen trotz der politischen<br />
Teilung der Stadt und soll eine Aktion<br />
sein im Rahmen der Bewerbung von<br />
Görlitz als Kulturhauptstädt.<br />
Der Leiter des Schlesischen Museums<br />
in Görlitz, Dr. Markus Bauer erläuterte zu<br />
Beginn der feierlichen Eröffnung die inhaltlichen<br />
Schwerpunkte der Ausstellung.<br />
Die „Ruhmeshalle" wurde 1902 als Oberlausitzer<br />
Gedenkhalle errichtet. 1904 wurde<br />
das Haus mit dem Kaiser-Friedrich-Museum<br />
eröffnet und seit 1948 als Kulturhaus<br />
im nun polnischen Görlitz genutzt. Zum<br />
ersten Mal sind jetzt einige der kostbarsten<br />
Exponate des Kaiser-Friedrich-Museums<br />
wieder zu sehen, für einen Sommer<br />
sind sie in ihre ehemaligen Ausstellungsräume<br />
zurückgekehrt. Viele der Ex-<br />
ponate aber werden heute in polnischen<br />
Museen in <strong>Warschau</strong>, Breslau und Posen<br />
aufbewahrt. Nicht alle sind nach Görlitz<br />
„ausgeliehen" worden. Gemälde, Plastiken,<br />
archäologische Funde und Kunsth<strong>an</strong>dwerk<br />
berichten so von der deutschen<br />
Verg<strong>an</strong>genheit des Museums. Die polnische<br />
Geschichte des Kulturhauses dokumentieren<br />
nicht nur Fotos, Tondokumente<br />
und Plakate, sondern hochr<strong>an</strong>gige<br />
Werke der polnischen Kunst aus den<br />
letzten Jahrzehnten.<br />
Wenn viele Besucher der Eröffnungsfeier<br />
übereinstimmend von einer aussergewöhnlichen<br />
Ausstellung sprachen,<br />
d<strong>an</strong>n ist das nicht nur so daher gesagt.<br />
Was sich zur Zeit „Unter der grünen Kuppel"<br />
ereignet ist eine Probe auf die Belastbarkeit<br />
deutsch-polnischer Beziehungen<br />
in der geteilten Stadt Görlitz. „Denn<br />
die Fettnäpfchen in die m<strong>an</strong> treten k<strong>an</strong>n,<br />
stehen überall herum" meinte ein Besucher<br />
kritisch. In eines „plumbste" gleich<br />
der Bürgermeister von Görlitz-Ost, Miroslaw<br />
Fiedorowicz, als er in seiner Begrüßungs<strong>an</strong>sprache<br />
von der„Rückkehr<br />
in ein wieder gewonnenes L<strong>an</strong>d" sprach<br />
links: Die Geistlichkeit vor der Mutter-Anna-<br />
Figur im Mariendom zu Neviges<br />
Foto: Dami<strong>an</strong> Spielvogel<br />
schlesier sowie die Gruppe der Oberschlesischen<br />
Bergmänner NRW verw<strong>an</strong>delten<br />
den Altar zu einer bunten Übersicht<br />
der schlesischen Trachten und somit den<br />
Altarraum zum visuellen Heimatersatz. Die<br />
Oberschlesische Bergmänner haben sowohl<br />
während des Festgottesdienstes als<br />
auch am Domplatz mehrere Lieder gesungen,<br />
die mit sehr großem Beifall bedacht<br />
waren.<br />
Zwischen den einzelnen kirchlichen Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
wurde am dem Domplatz ein<br />
schlesisches Kirmesfest org<strong>an</strong>isiert, der<br />
sehr guten Ankl<strong>an</strong>g bei den Besuchern<br />
f<strong>an</strong>d. Neben Informationsst<strong>an</strong>d der<br />
Schlesischen Jugend in NRW konnte m<strong>an</strong><br />
die schlesische Volkskunst des Spitzenklöppelns<br />
kennen lernen oder sich der<br />
schlesischen Backerzeugnisse der Firma<br />
Müller oder auch der oberschlesischen<br />
Wurstprodukte der Fleischerei Struzina erfreuen.<br />
Unter den Pilgern konnte m<strong>an</strong> auch den<br />
Bundesvorsitzenden der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft<br />
Schlesien, Rudi Pawelka, seinen<br />
Stellvertreter Peter Großpietsch, den L<strong>an</strong>desvorsitzenden<br />
der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft der<br />
Oberschlesier, Eberhard Bullm<strong>an</strong>n, sowie<br />
den Alt-Bürgermeister Heinz Schemken<br />
ausfindig machen. Auch dieses Jahr<br />
spielte Marc-David Schwarz, Sohn oberschlesischer<br />
Eltern aus Solingen, meisterhaft<br />
<strong>an</strong> der Dom-Orgel.<br />
Wieder einmal hat die rege Zahl der Pilger<br />
bewiesen, dass für die meisten Schlesier<br />
der Glaube ein Teil der eigenen Identität<br />
ist. Dami<strong>an</strong> Spielvogel<br />
und damit vom östlichen Teil der geteilten<br />
Stadt.<br />
Diese Äußerung paßte so gar nicht in<br />
diese Ver<strong>an</strong>staltung, die eigentlich in<br />
eine gemeinsame Zukunft weisen sollte.<br />
Diese Äußerungen wurden von vielen deutschen<br />
und polnischen Besuchern als „unverschämt,<br />
sk<strong>an</strong>dalös und befremdlich"<br />
<strong>an</strong>gesehen, zumal der Görlitzer Oberbürgermeister<br />
Rolf Karbaum zuvor den mutigen<br />
Schritt, den polnische und deutsche<br />
Museumsleute, Kulturarbeiter und Politiker<br />
unternommen hatten, besonders <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte.<br />
Es war immerhin ein Wagnis, einen<br />
der bedeutendsten Monumentalbauten<br />
der wilhelminischen Zeit in den Mittelpunkt<br />
der Aufmerksamkeit zu rücken.<br />
Während der Generalkonsul der<br />
Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d in Breslau,<br />
Peter Ohr, diplomatisch die Äußerung von<br />
Bürgermeister Fiedorowicz überging,<br />
zeigte sich Dr. Markus Bauer beunruhigt:<br />
„Die Geschichte der Region darf nicht in<br />
der Kategorie Eroberung und Rückeroberung<br />
gesehen werden." Es war Kasimierz<br />
Woycicki, Direktor des polnischen Instituts<br />
in Leipzig, der öffentlich zu den Aussagen<br />
Fiedorowicz Stellung bezog: „Der vom<br />
Bürgermeister gebrauchte Begriff entstamme<br />
dem kommunistischen Ged<strong>an</strong>kengut<br />
und stimme einfach nicht, denn Polen<br />
lebten hier nie." SN
12 KULTUR / HEIMAT SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 17/2004<br />
Was sie über die schlesische Kultur wissen sollten<br />
WERNERSDORF - eine deutsche Dorfgründung<br />
im Riesengebirge von 1337<br />
Teill<br />
Folgende Urkunde vom 28. J<strong>an</strong>uar 1337<br />
gibt uns Aufschluss über den Ursprung der<br />
Gemeinde Wernersdorf, die „auf grünem<br />
Rasen", gleich von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> zu deutschem<br />
Recht ausgesetzt wurde. Sie lautet<br />
ins Hochdeutsche übertragen, so: „In<br />
Gottes Namen Amen! Wir Heinrich, von<br />
Gottes Gnaden Herzog von Schlesien, Herr<br />
von Fürstenberg und zu Jauer, tun kund<br />
ewiglich all denen, die nun sind und werden,<br />
dass wir unserem getreuen Diener<br />
Wernher, Bürger zu Hirschberg, haben<br />
rechtlich und redlich verkauft den Wald mit<br />
seinem Boden, der gelegen ist bei Petersdorf<br />
und Herm<strong>an</strong>nsdorf, da unsere<br />
Bürger zu Hirschberg Zimmer (d.h. Bauholz)<br />
innehaben, für <strong>an</strong>derthalb hundert<br />
Mark Groschen polnischer Zahl und leihen<br />
und geben diesen Wald dem vorgen<strong>an</strong>nten<br />
Wernher, seinen Erben und ihren<br />
Nachkömmlingen erblich mit allem Nutzen<br />
und Fruchtbarkeit ewiglich zu besitzen<br />
und mit diesem Walde zu tun und zu<br />
lassen und zu ihrem Frommen zu verwenden<br />
mit Ausroden, mit Besetzen, mit<br />
Verkaufen, mit Vertauschen, wie ihnen das<br />
am nützlichsten und am allerbesten füget.<br />
Dessen geben wir in diesem Briefe zu<br />
einem Bekenntnisse unseres Verkaufs, versiegelt<br />
mit unserem Wissen mit unserem<br />
Insiegel. Dies ist geschehen und dieser<br />
Brief ist gegeben zu Jauer am achten Tage<br />
nach St. Agneten. Tag nach Gottes Geburt<br />
tausend Jahr dreihundert in dem sieben<br />
und dreißigsten Jahre. Dessen Zeugen,<br />
dazu gerufen und gebeten: Herr Heinrich<br />
von Waldow, Herr Heinrich von Dith-<br />
TERMINE<br />
18. September 2004, 16.00 Uhr, L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft<br />
Schlesien & Eichendorffgilde<br />
Bonn, St. Remigius, Bonn, Ökumenischer<br />
Gottesdienst zum „Tag der Heimat"<br />
18. September 2004, 14.00 bis 17.00 Uhr:<br />
Tag der Heimat in Hoyerswerda im Saal<br />
der Sparkasse Elbtal-Westlausitz, Schloßplatz<br />
1. Mit vielen offiziellen Persönlichkeiten,<br />
dem Mädchenchor des Lessinggymnasiums<br />
und einer Akkordeongruppe.<br />
Im Anschluss Kr<strong>an</strong>zniederlegung auf der<br />
Kriegsgräberstätte in Nardt<br />
23. bis 27. September 2004: L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft<br />
Schlesien, Seminar in S<strong>an</strong>ktuarium<br />
Hl. Hyazinth in Groß Stein/Schlesien<br />
mersdorf, Herr Syffrit von Svenkinfe,<br />
Jenchi von den Redern, Syffrit von Rußindorf,<br />
Luppelt von Uechtritz, und Herr<br />
Joh<strong>an</strong>nes von Gleiwitz, unser L<strong>an</strong>dschreiber,<br />
der diesen Brief geschrieben hat.<br />
Diese Urkunde, die sich im Original in<br />
Reichsgräflich Schaffgot'schen Kameralamtsarchiv<br />
zu Hermsdorf (Kynast) bef<strong>an</strong>d<br />
und das herzogliche Fußsiegel mit<br />
Helmrückensiegel <strong>an</strong> roter Seidenschnur<br />
hing, zeigt uns deutlich, dass es sich hier<br />
um einen Verkauf ungerodeten S<strong>an</strong>des zu<br />
dem Zwecke h<strong>an</strong>delt, dass der Wald gerodet<br />
und darauf völlig neu „aus wilder<br />
Wurzel", wie m<strong>an</strong> auch sagte, ein deutsches<br />
Dorf errichtet werden soll. Als Gründer<br />
dieses Dorfes (locator), der auch zugleich,<br />
wie in Schlesien allgemein üblich,<br />
der Schulze der neu entst<strong>an</strong>denen Gemeinde<br />
geworden sein wird, tritt uns ein<br />
Hirschberger Bürger namens Werner entgegen.<br />
Damit ist die Rechtsgrundlage des<br />
deutschen Dorfes belegt. Der erste Gemeindeschulze<br />
Werner übte neben der<br />
Verwaltung auch die niedere Gerichts-<br />
Schlesischer Denkmaltag 2004<br />
Denkmäler gilt es zu erleben. Nur wer<br />
Denkmäler kennt, versteht ihre Geschichte.<br />
Jede intensive Beschäftigung<br />
lässt deren Bedeutung und Stellenwert<br />
steigen. Der jährliche „Tag des offenen<br />
Denkmals" ist eine gute Gelegenheit,<br />
Denkmäler persönlich kennen zu lernen<br />
und zu erleben.<br />
Erstmals wird der Europäische Denkmaltag<br />
2004 auch in Niederschlesien bei<br />
zahlreichen Denkmälern beg<strong>an</strong>gen. Unter<br />
Federführung von Haus Schlesien, Deutsches<br />
Kultur- und Bildungszentrum e.V.,<br />
beteiligen sich lokale Org<strong>an</strong>isationen, die<br />
am<br />
Samstag, den 18. und Sonntag, den<br />
19. September<br />
spezielle kostenfreie Führungen in<br />
deutsch und polnisch ohne Anmeldung <strong>an</strong>bieten.<br />
Die Zeiten sind so gewählt, dass<br />
der Besucher sich Routen zusammenstellen<br />
k<strong>an</strong>n.<br />
Die Auswahl der Denkmäler orientiert<br />
sich <strong>an</strong> dem diesjährigen polnischen<br />
Schwerpunktthema Holzarchitektur und industrielles<br />
Erbe sowie dem deutschen<br />
Motto „Wasser". Beteiligt sein werden u.a.<br />
die beiden schlesischen UNESCO-Welterbestätten,<br />
die Friedenskirchen Jauer<br />
und Schweidnitz, Kloster Leubus, die Zu-<br />
barkeit aus, die in alter Zeit mit dem Schulzenamt<br />
verbunden war. Dass auch die Gemeindeschulzen<br />
damals sehr <strong>an</strong>gesehene<br />
Leute waren, ergibt sich daraus, dass<br />
sie drei, fünf oder sieben <strong>an</strong> der Zahl auch<br />
als Beisitzer in den Hofgerichten das Amt<br />
eines Hofschöffen bekleiden konnten. Ja,<br />
ihre Bedeutung war insofern größer als die<br />
des Hofrichters, als nur sie, altem deutschem<br />
Recht entsprechend. Urteilsfinder<br />
waren, während der Hofrichter nur Urteilsleiter,<br />
also Verkünder ihres Spruches<br />
war.<br />
Konrad Werner (SN)<br />
Fortsetzung in der nächsten Ausgabe<br />
ckerfabrik Schweidnitz und die Schleusen<br />
Dyhernfurth, R<strong>an</strong>sern und Breslau Rosenthal<br />
(Bild).<br />
Gefördert wird das Vorhaben vom<br />
Sächsischen Staatministerium des Innern.<br />
Wer <strong>an</strong> diesem Wochenende in Schlesien<br />
weilt, oder dorthin reisen k<strong>an</strong>n, sollte sich<br />
die besonderen Führungen nicht entgehen<br />
lassen.<br />
Detaillierte Informationen:<br />
Haus Schlesien,<br />
Königswinter-Heisterbacherrott<br />
Tel.: 02244/88 60, Fax: 02244/88 62 30<br />
E-Mail: Museum@hausschlesien.de,<br />
Internet: www.hausschlesien.de<br />
und www.edd.com.pl<br />
s
Schlesische Nachrichten 17/2004 KULTUR / DE LIBRIS 13<br />
Neuerscheinung/Nachdruck bei<br />
der Martin Opitz Bibliothek<br />
Bin ich noch in<br />
meinem Haus?<br />
Die letzten Tage<br />
Gerhart Hauptm<strong>an</strong>ns<br />
berichtet von Gerhart Pohl<br />
Herausgegeben und<br />
mit einem Nachwort versehen<br />
von Günter Gerstm<strong>an</strong>n,<br />
Herne 2003 - ISBN 3-923371-24-1<br />
- 9,80 Euro<br />
Mit seinem Bericht über Gerhart Hauptm<strong>an</strong>ns<br />
letzte Lebenszeit nach den Katastrophen<br />
am Ende des Zweiten Weltkrieges-zwischen<br />
der Zerstörung Dresdens,<br />
der Flucht von Millionen aus dem Osten<br />
und der einsetzenden Vertreibung - bis<br />
zum schweren Sterben des Dichters am<br />
6. Juni 1946 auf seinem „Wiesenstein" in<br />
Agnetendorf (Riesengebirge) ist Gerhart<br />
Pohl eine Darstellung gelungen, der Carl<br />
Zuckmayer die „Echtheit und Wahrheit"<br />
bescheinigt. Sie k<strong>an</strong>n als die geschlossenste<br />
im „Finale" von Schlesiens größtem<br />
Dichter <strong>an</strong>gesehen werden. In Pohls<br />
Aufzeichnungen durchdringen Lebensgeschichte<br />
und Zeitgeschichte ein<strong>an</strong>der,<br />
vollzieht sich das schwere Sterben des<br />
großen Dichters der „Weber" mit der fortschreitenden<br />
Rechtlosigkeit und der Austreibung<br />
der meisten Schlesier. Gerhart<br />
Pohl vermeidet dabei ein Abgleiten in Klischees<br />
und einseitige Schuldzuweisungen;<br />
er liefert dafür das treffende Resümee auf<br />
die Ereignisse. Für ihn ist es ein „Anschlag<br />
auf das Menschenrecht der Heimat". Seine<br />
Verzweiflung ist nicht geringer als die<br />
Hauptm<strong>an</strong>ns.<br />
Mit seinem Buch hat Gerhart Pohl, 1902<br />
im niederschlesischen Trachenberg geboren<br />
und ab 1932 bis zum Kriegsende in<br />
Wolfshau (Riesengebirge) - also in „Nachbarschaft"<br />
des von ihm hoch verehrten<br />
Dichters - <strong>an</strong>sässig, in der Form des Sachberichts<br />
mit tiefer Eindringlichkeit ein gültiges<br />
Stück deutscher Leidenshistorie und<br />
deutscher Literaturgeschichte geschrieben.<br />
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach<br />
dem erstmaligen Erscheinen des Titels legt<br />
Günter Gerstm<strong>an</strong>n, der Pohl noch persönlich<br />
k<strong>an</strong>nte, eine Neuauflage vor, die<br />
durch ein kommentierendes Nachwort den<br />
aktuellen Bezug zu vermitteln versteht. Die<br />
geschilderten Vorgänge sind heute nicht<br />
minder ergreifend als bei Erscheinen der<br />
Erstauflage. Die Neuauflage wird möglich<br />
durch das freundliche Einverständnis der<br />
Erben des verstorbenen Autors.<br />
Das Werk k<strong>an</strong>n über den Buchh<strong>an</strong>del<br />
oder direkt bei der Stiftung Martin-Opitz-<br />
Bibliothek bezogen werden.<br />
Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek<br />
Berliner Platz 5 - 44623 Herne<br />
Tel. 02323/16-2106<br />
information.mob@herne.de<br />
www.martin-opitz-bibliothek.de<br />
Armin Müller<br />
Die Erinnerung: <strong>an</strong> seine Herkunft, <strong>an</strong> das<br />
L<strong>an</strong>d seiner Kindheit und Jugend, die Heimat<br />
so vieler bedeutender Dichter hat den<br />
„malenden Poeten" Armin Müller, der aus<br />
Schweidnitz stammt und am 25. Oktober<br />
verg<strong>an</strong>gener Jahres seinen 75. Geburtstag<br />
beging, nie losgelassen, Spuren davon<br />
zeigen sich in vielen seiner Bücher -<br />
so in seinem Rom<strong>an</strong> „Der Puppenkönig<br />
und ich" (Bergstadtverlag) und g<strong>an</strong>z besonders<br />
auch in dem jüngst veröffentlichten<br />
B<strong>an</strong>d „Meine schlesischen Gedichte",<br />
diese leisen Töne voller Sehnsucht,<br />
diese „Spuren, die du suchst....".<br />
Dafür steht auch das „Grab des Vaters"<br />
auf dem Friedhof der Friedenskirche in<br />
Schweidnitz - das wohl symbolträchtigste<br />
Bild Müllers, eine ergreifende Reflexion<br />
der erinnerten und erlebten Heimat. Selten<br />
hat der „malende Dichter" aus<br />
Schweidnitz seine tiefinnerliche Beziehung<br />
zu seinem Heimatort so „in sprechende<br />
Farben" komponiert! „Hier gibt es nur einen<br />
Weg und nur ein Ziel", wie eine Kunst-<br />
historikerin festgestellt hat. „Unauslöschbar<br />
sind für Armin Müller die Erinnerungsbilder<br />
<strong>an</strong> die feierliche Stimmung<br />
von kirchlichen Festtagen."<br />
Aus Anlass einer polnischen UNESCO-<br />
Tagung in Schweidnitz wurde in der Friedenskirche<br />
zu Schweidnitz von Armin Müller<br />
eine Ausstellung seiner Bilder eröffnet,<br />
<strong>an</strong> der der „malende Poet" teilnahm. Es<br />
ist bereits die zweite Ausstellung, mit der<br />
die Stadt, die ihn zu seinem 75. Geburtstage<br />
zum Ehrenbürger ern<strong>an</strong>nt hat, Armin<br />
Müller ihre Reverenz erweist. Armin Müller<br />
sieht darin ein Beispiel für gute partnerschaftliche<br />
Beziehungen zwischen<br />
Deutschl<strong>an</strong>d und Polen, für einen unvoreingenommenen<br />
Dialog.<br />
Kürzlich erschien von Armin Müllers Rom<strong>an</strong><br />
„Der Puppenkönig und ich" auch eine<br />
polnische Übersetzung („Lalkarz König i<br />
ja"). Aus diesem Anlass erklärte der heute<br />
in Weimar <strong>an</strong>sässige Maler-Poet Armin<br />
Müller: „Heimat ist mehr als das Echo der<br />
Kindheit... In uns leben nicht nur Erinnerungen,<br />
die wir selber haben. Da ist auch<br />
das, was wir m<strong>an</strong>chmal nur noch leise hören.<br />
Rufe aus der Tiefe der Geschichte, Lieder,<br />
die unsere Großmütter<br />
gesungen haben.<br />
Legenden und<br />
Märchen. Anblicke, die<br />
mich nie verlassen<br />
werden.... Es ist mir, als<br />
kehre ich auf meine<br />
Weise, mit Bildern und<br />
Büchern, in diese Wälder<br />
zurück."<br />
Günter Gerstm<strong>an</strong>n<br />
In der nächsten Ausgabe<br />
der Schlesischen<br />
Nachrichten lesen Sie<br />
ein Interview, das Günter<br />
Gerstm<strong>an</strong>n mit Armin<br />
Müller geführt hat.<br />
Von der Dampfmaschine zur Eisenbahn<br />
ßildquellen und Dokumente zur Frühindustrialisierung Oberschlesiens<br />
1780 -1860<br />
Gemeinschaftsausstellung mit dem<br />
Bergbaumuseum Hindenburg<br />
5. September bis<br />
7. November 2004<br />
Oberschlesisches L<strong>an</strong>desmuseum<br />
in Ratingen - Eröffnung:<br />
Sonntag 5. 9. 2004,11.00 Uhr<br />
Nach der Eroberung Schlesiens durch<br />
Preußen unter Friedrich II. in den drei schlesischen<br />
Kriegen (1740 -1763) entwickelte<br />
sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
in Oberschlesien auf der Grundlage<br />
reicher Bodenschätze <strong>an</strong> Galmei,<br />
Steinkohle und Eisenerz nicht zuletzt durch<br />
zielstrebige staatliche Förderung eine<br />
der industriell fortschrittlichsten Regionen<br />
der preußischen Monarchie und das bedeutendste<br />
schwerindustrielle Revier in<br />
Ostmitteleuropa. Seinen großen Aufschwung<br />
erlebte es Ende des 19. Jahrhunderts<br />
durch die Wechselwirkung von<br />
allgemeinem wirtschaftlichen und technischen<br />
Fortschritt mit Bedarf <strong>an</strong> Massenenergie,<br />
der Anbindung des Raumes <strong>an</strong><br />
das europäische Eisenbahnnetz und dem<br />
Bedarf für die Rüstung.<br />
Im Mittelpunkt steht die Erschließung<br />
von Bildquellen aus dem 1769 gegründeten<br />
„Oberbergamt" Breslau" (OBB), die<br />
sich heute im Bergbaumuseum Hindenburg<br />
befinden.<br />
Stiftung Haus Oberschlesien<br />
Bahnhofstraße 62<br />
40883 Ratingen-Hösel<br />
Öffnungszeiten:<br />
außer Montags 11-17 Uhr
14 DE LIBRIS Schlesische Nachrichten 17/2004<br />
Informationen und Erklärungen<br />
Brigitte Jäger-Dabek: Polen. Eine<br />
Nachbarschaftskunde für Deutsche.<br />
Christoph Links Verlag Berlin,<br />
2003, 254 S., 15,90 Euro.<br />
Brigitte Jäger-Dabek stellt sich im Buchumschlag<br />
als Optiker-Meisterin und Journalistin<br />
vor, aufgewachsen in Hamburg.<br />
Zahlreiche Reisen in Europa und in die weite<br />
Welt werden erwähnt, seit Beginn der<br />
journalistischen Tätigkeit "Spezialgebiet<br />
Osteuropa". In vielen Artikeln, wie der Rezensent<br />
als Leser gern bestätigt, zeichnet<br />
sie sich durch aktuelle Berichterstattung<br />
vornehmlich über Polen auch deswegen<br />
aus, weil sie die ohnehin leider sparsame<br />
Nachrichtenvermittlung über unseren<br />
Nachbarn Polen aus eigener Kenntnis und<br />
aufgrund der Beherrschung des Polnischen<br />
kenntnisreich ergänzt. Jetzt sollte<br />
es ein Buch der "Nachbarschaftskunde für<br />
Deutsche" werden. Verw<strong>an</strong>dtschaft nach<br />
Polen, Heirat eines Polen, von dem m<strong>an</strong><br />
sich aber, wie mitgeteilt wird, wieder getrennt<br />
hat, wiederholt Besuche in Polen.<br />
Ärger und Streit gegen so viele leicht widerlegbare<br />
Stereotypen, das Desinteresse <strong>an</strong><br />
unserem östlichen Nachbarl<strong>an</strong>d haben sie<br />
zum Schreiben ver<strong>an</strong>lasst, geradezu gezwungen.<br />
Der historische Teil ist am kürzesten<br />
ausgefallen, zwei Drittel des Textes füllen<br />
Zeitgeschichte und die unmittelbare<br />
Gegenwart, wobei die bevorstehende<br />
und nunmehr vollzogene Zugehörigkeit zur<br />
Europäischen Union deutlich akzentuiert<br />
wird. Da die Geschichte gleichsam im Zeitraffer<br />
vorgetragen wird, was dem unbef<strong>an</strong>genen<br />
Leser Recht sein mag, werden<br />
einige Oberflächlichkeiten und Ungenauigkeiten<br />
in Kauf genommen. Da und dort<br />
stößt m<strong>an</strong> leider auf Beschönigungen.<br />
Dass sich das neu erst<strong>an</strong>dene Polen Vilnius<br />
(Wilna) in einem militärischen H<strong>an</strong>dstreich<br />
<strong>an</strong>eignete, wird vergessen, dafür<br />
aber festgestellt, dass eine Volksabstimmung<br />
die Annektion bestätigt habe. Zum<br />
TERMINE<br />
26. September 2004 ab 11.00 Uhr: Tag<br />
der Heimat in der Liederhalle-Hegelsaal<br />
in Stuttgart<br />
29. September 2004, 18.00 Uhr: 1 60 Jahre<br />
Kirche W<strong>an</strong>gim Schlesischen Riesengebirge<br />
- seit 28. 7. 1 844 ein Stück Norwegen<br />
im Reiche Rübezahls. Schlesischer<br />
Kulturkreis München, Raethenhaus, Luisenstraße<br />
27. Eintritt frei! Freiwillige<br />
Spende und zur Fin<strong>an</strong>zierung des Saales<br />
ein gewisser Verzehr erbeten!<br />
Liebe Cleiwitzer aus Stadt und L<strong>an</strong>d! Wir<br />
hoffen und freuen uns, dass wir uns alle<br />
froh vereint in unserer Patenstadt Bottrop<br />
zum 21- Gleiwitzer Heimattreffen am 23.<br />
und 24. Oktober 2004 wiedersehen werden.<br />
Schicksal Oberschlesiens wird behauptet,<br />
dass die Teilung Oberschlesiens trotz des<br />
deutschen Sieges bei der Abstimmung<br />
1921 und entgegen dem Selbstbestimmungsrecht<br />
zum Schaden und Leidwesen<br />
Polens geteilt worden sei! Die Vertreibung<br />
der Deutschen, die zwar so gen<strong>an</strong>nt wird,<br />
liest sich wie folgt: „Aus den verlorenen<br />
Ostgebieten wurden 1,5 Millionen Polen<br />
zw<strong>an</strong>gsausgesiedelt.... Sie alle wurden<br />
überwiegend in den nach Flucht und Vertreibung<br />
menschenleeren, bis dahin deutschen<br />
Regionen <strong>an</strong>gesiedelt".<br />
Die persönlichen Konflikte und wiederholten<br />
Begegnungen vermitteln dem<br />
Buch eine wohltuende Frische, aber d<strong>an</strong>n<br />
stößt m<strong>an</strong> auf in braver Absicht hingeschriebene<br />
Sätze, die einen staunen machen<br />
und wundern. So heißt es, nachdem<br />
die Autorin in einer polnischen Familie einen<br />
Brief, der aus dem deutschen Konzentrationslager<br />
gekommen war, übersetzt<br />
hatte: „Wir stellten (in der polnischen Gesellschaft)<br />
fest, dass nur mein deutschstämmiger<br />
polnischer Freund und ich unsere<br />
Großväter gek<strong>an</strong>nt hatten, die Großväter<br />
der Polen waren allesamt in deutschen<br />
Konzentrationslagern ermordet<br />
worden oder gefallen". Was sollen solche<br />
mit "allesamt" schnell zu Papier gebrachten<br />
Verallgemeinerungen!<br />
Was gleichsam in Fortsetzung der journalistischen<br />
Arbeiten über die inneren Zustände<br />
des heutigen Polens ausführlicher<br />
und auch aufgrund persönlicher Inau-<br />
genscheinnahme ausgebreitet wird, ist ein<br />
Gewinn. In diesen Kapiteln erfährt der Leser<br />
Wissenswertes über Politik und Wirtschaft,<br />
den Sender "Maryja" mit seinen unheilvollen<br />
Wirkungen und den Fall Jedwabne<br />
<strong>an</strong>gesichts eines polnischen Antisemitismus.<br />
Verspielt hingegen und<br />
nichts Neues offenbarend die gegensätzlichen<br />
Nationaltypen J<strong>an</strong> Kowalski und<br />
H<strong>an</strong>s Schmidt. Gern sei <strong>an</strong>gemerkt, dass<br />
die kollektiven Verhaftungen von Deutschen<br />
nach Kriegsende und die Leiden in<br />
nunmehr polnischen Konzentrationslagern,<br />
Beispiel Lamsdorf wird ausdrücklich erwähnt,<br />
als Fakten aus der Nachkriegszeit<br />
mitgeteilt werden. Um so aktuell wie möglich<br />
zu sein, wird auch, hart verurteilend,<br />
Harald Schmidt mit seinen Polenwitzen im<br />
Fernsehen vorgeführt.<br />
Um das Buch h<strong>an</strong>dsamer zu machen,<br />
werden zum Schluss elf „Kontaktadressen<br />
in Polen", über Internet zu erreichen,<br />
<strong>an</strong>gegeben. Verwunderlich, dass deutsche<br />
Ortsnamen plötzlich nur in polnischer Fassung<br />
erscheinen und auf der mitgegebenen<br />
L<strong>an</strong>dkarte zwar alle Ortsnamen nur in<br />
der polnischen Sprache erscheinen, aber<br />
Oswiecim als Auschwitz auch in deutscher<br />
Sprache.<br />
Sicher weiß jeder Benutzer dieses Buches<br />
nach der Lektüre mehr und besser<br />
Bescheid über unseren Nachbarn Polen,<br />
aber ein gewichtiges Buch mit g<strong>an</strong>z neuen<br />
Aussagen ist es nicht geworden. Die<br />
journalistischen Arbeiten von Brigitte Jäger-Dabek<br />
möchten wir allerdings nicht<br />
missen.<br />
Herbert Hupka<br />
"Walhalla" im Breslauer Rathaus<br />
Maciej Lagiewski: Große Breslauer.<br />
Die Galerie der Büsten im Breslauer<br />
Rathaus. Muzeum Miejski<br />
Wroclawia. Breslau (Wroclaw),<br />
2004, 75 S. 20 Zloty (5 Euro)<br />
Buch ist über die Galerie im Rathaus<br />
zu erwerben.<br />
In der Einleitung zum Katalog greift Dr.<br />
Maciej Lagiewski, Direktor der städtischen<br />
Museen von Breslau, das Wort "Walhalla"<br />
auf und verweist auf „die bek<strong>an</strong>nteste<br />
deutsche Walhalla in Bayern am Ufer<br />
der Donau, östlich von Regensburg". „In<br />
den sk<strong>an</strong>dinavischen und germ<strong>an</strong>ischen<br />
Ländern werden diese Erinnerungsstätten<br />
'Walhalla' gen<strong>an</strong>nt". 1997 wurden sieben<br />
Büsten in der Bürgerhalle des Rathauses<br />
zum ersten Mal vorgestellt, nachdem<br />
bereits ein Jahr zuvor aus Anlass seines<br />
50. Todestages (6. Juni 1946) eine<br />
Büste von Gerhart Hauptm<strong>an</strong>n aufgestellt<br />
worden war. Eine kritische Anmerkung:<br />
Als für die Walhalla bei Regenstauf die<br />
Aufstellung einer Büste von Gerhart<br />
Hauptm<strong>an</strong>n dem bayerischen Kulturministerium<br />
vorgeschlagen wurde, lehnte<br />
m<strong>an</strong> dies ab.<br />
In Breslau hat m<strong>an</strong> die Galerie der Berühmtheiten<br />
mit den Büsten neben dem<br />
„erstgeborenen" Gerhart Hauptm<strong>an</strong>n mit<br />
Adolph von Menzel, Ferdin<strong>an</strong>d Lassalle,<br />
Edith Stein, Karl von Holtei, Max Born und<br />
Joh<strong>an</strong>nes von Mikulicz-Radecki, dem<br />
berühmten Chirurgen der Breslauer Universität,<br />
eröffnet. Ein wenig spöttisch wurde<br />
d<strong>an</strong>n in Breslau kolportiert: Wenigstens<br />
einer der Geehrten hat einen polnisch klingenden<br />
Namen! Heute sind es zw<strong>an</strong>zig<br />
Büsten, die in einem Katalog vorgestellt<br />
werden und im Rathaus zu sehen sind.<br />
(Öffnungszeiten, täglich außer montags<br />
und dienstags jeweils von 11 bis 17 Uhr,<br />
sonntags von 10 bis 18 Uhr).<br />
Unter den 20 Büsten, stets aus schlesischem<br />
Marmor hergestellt, von Bildhauern,<br />
die zum Schluss des Kataloges<br />
kurz charakterisierend gen<strong>an</strong>nt werden,<br />
befinden sich, sucht m<strong>an</strong> nach der Nationalität<br />
sechs Polen und 14 Deutsche.<br />
Eröffnet wird die Galerie mit der bayerisch<br />
gebürtigen Herzogin Hedwig, der Heiligen<br />
Hedwig. Die Büste wurde 2002 aufgestellt,<br />
800 Jahre nach der Klostergründung in<br />
Trebnitz 1202. Gleich nach ihr folgt ihr Gemahl,<br />
Herzog Heinrich I., der Bärtige. Und<br />
d<strong>an</strong>n gibt es chronologisch einen großen<br />
Sprung ins 18. Jahrhundert, indem die<br />
Büste von Carl Friedrich L<strong>an</strong>gh<strong>an</strong>s 1732<br />
in L<strong>an</strong>deshut geboren, 1808 in Breslau gestorben,<br />
folgt.<br />
Von den Medizinern und Naturwissenschaftlern<br />
werden geehrt der Chemiker
Sehlesische Nachrichten 17/2004 DE LIBRIS / VERMISCHTES 15<br />
und Nobelpreisträger Fritz Haber, der Dermatologe<br />
und Kunstmäzen Albert Neisser,<br />
Ludwig Hirszfeld, in <strong>Warschau</strong> geboren,<br />
bereits 1945 in Breslau tätig, ein bedeutender<br />
Immunologe, und Wiktor Bross, in<br />
der seinerzeitigen Provinz Posen geboren,<br />
in Breslau seit den 50er Jahren als Herzchirurg<br />
arbeitend, 1994 in Kattowitz gestorben.<br />
Von den berühmten in Breslau<br />
versammelten Deutschen seien noch August<br />
Borsig, Theodor von Gosen und Andreas<br />
Anderssen nachgetragen. Mit diesen<br />
Namen werden nicht allzu viele Deutsche<br />
und auch Polen gleich etwas Besonderes,<br />
der Erinnerung Würdiges verbinden.<br />
In den jeweils zu den Büsten veröffentlichten<br />
Texten, zwei bis vier Seiten,<br />
ist zu Andreas Anderssen zu erfahren, dass<br />
er der erste Schachweltmeister aus den<br />
50er Jahren des 19. Jahrhunderts (1818<br />
in Breslau geboren, 1879 in Breslau gestorben)<br />
gewesen ist. In der Unterzeile<br />
heißt es: „Büste gestiftet von dem Nieder-<br />
schlesischen Schachverb<strong>an</strong>d im Jahre<br />
1999"; offenbar eine polnische Gemeinschaft.<br />
Unter den fünf Polen gibt es auch eine<br />
vergleichbare Ausnahmepräsenz mit der<br />
Ehrung der Bergalpinistin W<strong>an</strong>da Rutkiewicz,<br />
1943 in Litauen geboren, von einer<br />
Bergtour im Himalaja 1992 nicht mehr zurückgekehrt.<br />
Um auch vollständig zu berichten, müssen<br />
noch die Büsten des Malers Eugeniusz<br />
Geppert und Henryk Tomaszewski,<br />
Gründer des weithin bek<strong>an</strong>nt gewordenen<br />
P<strong>an</strong>tomimentheaters in Breslau, 1919 in<br />
Posen geboren, 2001 in Breslau gestorben,<br />
gen<strong>an</strong>nt werden. Zum Maler Geppert<br />
ist verzeichnet, dass er 1890 in Lemberg<br />
geboren ist und sehr eng mit dieser Stadt<br />
verbunden war, bis er 1946 nach Breslau<br />
kam, um „das Kunstgeschehen in Breslau<br />
wieder zu org<strong>an</strong>isieren".<br />
Sicher fällt es einem nicht schwer, noch<br />
m<strong>an</strong>chen Namen von Berühmtheiten zu<br />
Spazierg<strong>an</strong>g im Internet hatte seine Folgen<br />
Erfolgreicher Protest<br />
gegen Geschichtsfälschung<br />
Ein Bericht von Götz B. Pfeiffer, Am alten Sportplatz 25 in 86415 Mering<br />
Es beg<strong>an</strong>n, als ich im Mai 2002 mal wieder<br />
im Internet durch Laub<strong>an</strong> spazierte.<br />
Dabei, ich traute kaum meinen Augen, las<br />
ich doch dort eine alte kommunistische Parole.<br />
Da st<strong>an</strong>d doch tatsächlich: Im Zentrum<br />
des Platzes des 3. Mai befindet sich<br />
ein Felsblock, der <strong>an</strong> die Rückkehr des<br />
Laub<strong>an</strong>er L<strong>an</strong>des zum Mutterl<strong>an</strong>d nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg erinnert.<br />
„Dagegen muss etwas unternommen<br />
werden", war mein erster Ged<strong>an</strong>ke, „denn<br />
Laub<strong>an</strong> gehörte nie zum polnischen Mutterl<strong>an</strong>d,<br />
sondern war bis zum Kriegsende<br />
eine deutsche Stadt in Niederschlesien".<br />
Zur Stadtverwaltung zu gehen hielt ich<br />
nicht für sinnvoll. Auch meine Freunde<br />
wollte ich nicht behelligen, denn sie leben<br />
in Laub<strong>an</strong> und sollten keine Schwierigkeiten<br />
durch mich bekommen. D<strong>an</strong>n fiel<br />
mir ein Sammler alter Laub<strong>an</strong>er Sachen<br />
ein. Er riet mir, mich <strong>an</strong> einen Herrn Skowronski<br />
zu wenden. Der habe schon Bücher<br />
herausgegeben und schreibe kritische<br />
Artikel. Er ist der erste freigewählte Bürgermeister<br />
und er schlug vor, dieses Thema<br />
in der Laub<strong>an</strong>er Rundschau / Przeglad<br />
Lub<strong>an</strong>ski zu bringen, einer von ihm herausgegebenen<br />
Monatszeitschrift. Wir<br />
lernten uns auf meiner Laub<strong>an</strong>reise kennen<br />
und verst<strong>an</strong>den uns sofort sehr gut.<br />
Ich fotografierte den Gedenkstein mit<br />
der Inschrift: Zum Gedenken <strong>an</strong> den 20.<br />
Jahrestag der Wiedereingliederung der<br />
Laub<strong>an</strong>er Erde zum polnischen Mutterl<strong>an</strong>d.<br />
Die Bewohner des L<strong>an</strong>dkreis Laub<strong>an</strong>, 8.<br />
Mai 1945 bis 8. Mai 1965. Wenig später<br />
kam eine Ausgabe der Przeglad Lub<strong>an</strong>ski<br />
zu mir nach Mering, in der von meinem<br />
Geschenk <strong>an</strong>s Heimatmuseum berichtet<br />
wurde, ich habe dort die Sechs-<br />
Städte-Keramikgefäße hingebracht (die SN<br />
berichteten). In diesem Bericht wurde auch<br />
von meinem Erstaunen über die Gedenktafel<br />
mit dem Text vom „Mutterl<strong>an</strong>d" er-<br />
wähnt. Darin st<strong>an</strong>d: Die Kriegsveter<strong>an</strong>en,<br />
die Regierenden, die Jugend, alle legen<br />
sie seit Jahren hier Blumen nieder. Machen<br />
die sich gar keine Ged<strong>an</strong>ken, unter welchem<br />
Denkmal sie das tun? Das ist einfach<br />
Geschichtsfälschung.<br />
L<strong>an</strong>ge Zeit gab es kein Echo auf diesen<br />
Bericht, doch vier Tage vor Ostern 2003 war<br />
nennen, die mit Breslau eng verbunden gewesen<br />
sind. Aber diese Galerie k<strong>an</strong>n und<br />
wird fortgesetzt werden. Es kommt<br />
selbstverständlich darauf <strong>an</strong>, jeweils auch<br />
Stifter für die Marmorbüsten zu finden. Unter<br />
den gen<strong>an</strong>nten Stiftern f<strong>an</strong>d ich nur als<br />
Mitstifter einen Deutschen und eine deutsche<br />
Institution. Gute Beispiele können<br />
vielleicht <strong>an</strong>stecken.<br />
Dr. Macziej Lagiewski, dem wir bereits<br />
die Wiederherstellung des jüdischen<br />
Friedhofs in Breslau <strong>an</strong> der Lohestraße zu<br />
d<strong>an</strong>ken haben, ist der Initiator, wissenschaftlicher<br />
Begutachter der Berühmtheiten<br />
und Verfasser dieser auch mit den<br />
vielen eingestreuten bildlichen Darstellungen<br />
zu den einzelnen Porträts verdienstvollen<br />
Schrift. Die "Walhalla" im<br />
Breslauer Rathaus ist eine rühmenswerte<br />
Dokumentation historisch bewusster<br />
und ver<strong>an</strong>twortlicher Tradition des kulturellen<br />
Erbes.<br />
Herbert Hupka<br />
die Tafel auf einmal verschwunden. Wer hatte<br />
sie weggenommen und gerade kurz vor<br />
dem 3. Mai , der als „Befreiungstag" von<br />
Laub<strong>an</strong> galt? Die Kriegsveter<strong>an</strong>en hatten<br />
die Tafel entfernt und eine neue in Kupfer<br />
<strong>an</strong>fertigen lassen. Und d<strong>an</strong>n am 1. September<br />
2003 wurde der Verleger Skowronski<br />
zur feierlichen Enthüllung und Einweihung<br />
der neuen Tafel <strong>an</strong> dem Obelisken<br />
eingeladen. Der Text heißt nun : Den<br />
Gefallenen fürs Vaterl<strong>an</strong>d ,die Einwohner<br />
Laub<strong>an</strong>s, 1. September 2003. Und im Internet<br />
wurde die irreführende Mitteilung auch<br />
gelöscht. Die neue Homepage ist allerdings<br />
nur einsprachig. Es macht mich stolz, dass<br />
mein Einspruch so viel Erfolg hatte. SN<br />
Sigrid Schuster-Schmah,<br />
Wir sehen uns bestimmt wieder<br />
Ein Kinderschicksal aus Schlesien<br />
(Husum-Taschenbuch), 160 Seiten, broschiert, Format 12, 4 x 20 cm,<br />
€ 7, 95 sFr 14, 50, (ISBN 3-89876-166-5)<br />
„Ich suche ein kleines Mädchen. Es war damals zehn, elf und zwölf Jahre alt. D<strong>an</strong>n kam<br />
der Krieg und es ist mir verloren geg<strong>an</strong>gen, weil es sofort groß und erwachsen sein<br />
musste ...", erklärt Wilma der Familie ihre Reise in die alte Heimat, nach Guttentag in<br />
Oberschlesien. Fünfzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs schreibt sie ihre Erlebnisse<br />
aus den Jahren 1944 bis 1947 für ihre Enkelin Lisa auf. Sie erzählt von ihrer<br />
Familie, davon, wie der Krieg nach Guttentag kam, von den Bomben, von der Angst<br />
und vom Hunger, von der Flucht und vom Neu<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g in Westfalen - alles aus der Sicht<br />
der Elfjährigen, die sie damals war. Ein sehr persönlicher und <strong>an</strong>rührender Bericht aus<br />
einer schweren Zeit.<br />
Sigrid Schuster-Schmah wurde 1933 in Breslau geboren und ist in Oberschlesien aufgewachsen.<br />
Nach der Vertreibung ab 1946 lebte sie in Münster und Köln. Sie arbeitete<br />
als Dipl.-Bibliothekarin und als Rezensentin für Rundfunk und Fachpresse. Seit 1975<br />
veröffentlicht sie Jugendbücher sowie zahlreiche Beiträge in Anthologien.<br />
Seminar über die Geschichte Schlesiens<br />
Liebe L<strong>an</strong>dsleute, die LM Schlesien, Bezirk Mittelfr<strong>an</strong>ken, hält am 02. 10. 04 ein Seminar<br />
im „Haus der Heimat" in Nürnberg ab. Dazu können Sie als „Vorab-Information"<br />
das Programm er<strong>halten</strong>. Eine gesonderte Einladung folgt noch im August, wobei eine<br />
Unkostenfaktor von 5 Euro erhoben wird. Für die Damen und Herren, die das G<strong>an</strong>ze<br />
unter CC er<strong>halten</strong>, soll dies nur eine Information sein und Sie werden auch keine gesonderte<br />
Einladung er<strong>halten</strong>. Sollte aber der oder die eine oder <strong>an</strong>dere interessiert sein,<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich selbstverständlich <strong>an</strong>melden. Joachim Lukas
16 VERMISCHTES / ANZEIGEN Schlesische Nachrichten 17/2004<br />
Gegendarstellung<br />
Im Beitrag „Bück in Oberschlesiens Medienl<strong>an</strong>dschaft" in SN Nr.<br />
14/ 2004 S. 16 wird Frau Dorothea Boreczek als Sprecherin der<br />
ehemaligen Häftlinge des KZ-Lagers Zgoda in Schwientochlowitz<br />
bezeichnet. Diese Behauptung entspricht nicht der Wirklichkeit.<br />
Richtig ist: Frau Boreczek ist nicht die Sprecherin der ehemaligen<br />
Häftlinge des Lagers Zgoda. Gerhard Gruschka<br />
ehemaliger Häftling in Zgoda<br />
Geographie kleingeschrieben<br />
Seinerzeit beklagte sich der Moderator im RTL-„Familienduell" öfter,<br />
dass sogar junge Lehrer unter den Teilnehmern mit der Erdkunde<br />
auf Kriegsfuß stehen. Und auch die Schlesier moserten zu<br />
Recht, wenn bundesdeutsche Bek<strong>an</strong>nte nicht wussten, wo da z.<br />
B. Breslau und Kattowitz liegen. Aber das selbe sollte m<strong>an</strong> aber<br />
auch von schlesischen Publikationen verl<strong>an</strong>gen. So verlagerte das<br />
Oppelner „Schlesische Wochenblatt" in einem ausgiebigen Artikel<br />
die rheinische Kleinstadt Ha<strong>an</strong> in die westfälische Industriegroßstadt<br />
Hamm. Im „Neustädter Heimatbrief" (Braunschweig) wurden<br />
wiederum die Vorfahren des US-Präsidentschaftsk<strong>an</strong>didaten,<br />
Senator John F. Kerry, im oberschlesischen Benaschau geboren,<br />
obwohl sie im österreichisch-schlesischen Benisch das Licht<br />
der Welt erblickten. Es war unmöglich, die Redaktionen zur Korrektur<br />
zu bewegen. Joachim G. Görlich (SN)<br />
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Das „Jahrbuch der<br />
Schlesier 2005"<br />
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Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer<br />
Kurier • Herausgeber: L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien e. V,<br />
vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter,<br />
Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.<br />
Redaktion: Michaela S. Ast - ma - (Chefredakteurin), Dami<strong>an</strong> Spielvogel, Bundesgeschäftsführer<br />
der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien (L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien), Dr. Friedrich Vetter, L<strong>an</strong>desgruppe<br />
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behält sich das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44} 92 59-0,<br />
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Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der Schlesischen Nachrichten ist bei<br />
Quellen<strong>an</strong>gabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.<br />
Texte und Anzeigen: Cilly L<strong>an</strong>gschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-293, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />
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