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Trotz Schröders Zusage an Warschau: Kurs halten!

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Zeitung für Schlesien<br />

Herausgeber: L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien<br />

Redaktions<strong>an</strong>schrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0<br />

Nummer 17/2004 Einzelpreis 2,00 Euro 1. September 2004<br />

<strong>Trotz</strong> <strong>Schröders</strong> <strong>Zusage</strong><br />

<strong>an</strong> <strong>Warschau</strong>: <strong>Kurs</strong> <strong>halten</strong>!<br />

- Irritationen im Verb<strong>an</strong>d überwinden -<br />

Rudi Pawelka, Bundesvorsitzender der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien<br />

Mit seinem Einknicken in der Eigentumsfrage<br />

<strong>an</strong>lässlich seines Besuchs in<br />

<strong>Warschau</strong> hat Bundesk<strong>an</strong>zler Schröder die<br />

Vertriebenen im Stich gelassen und sich<br />

gleichzeitig von der eigenen Rechtslage in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d verabschiedet. Noch bis in den<br />

Monat Juli hinein be<strong>an</strong>twortete die Bundesregierung<br />

Briefe von Vertriebenen damit,<br />

dass die Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d auf<br />

individuelle Ansprüche von Deutschen<br />

nicht verzichtet habe und wies auf die rechtlichen<br />

Möglichkeiten für deren Geltendmachung<br />

in den jeweiligen Ländern oder<br />

bei internationalen Institutionen hin. Es folgte<br />

jeweils der Hinweis, die Bundesregierung<br />

sei jedoch in aller Regel nicht <strong>an</strong> derartigen<br />

Verfahren beteiligt. Mit seiner jetzt in<br />

<strong>Warschau</strong> abgegebenen Zusicherung,<br />

Rückgabe- und Entschädigungsforderungen<br />

von Vertriebenen entgegenzutreten und dies<br />

auch vor internationalen Gerichten deutlich<br />

zu machen, erfolgte nun eine Kehrtwende.<br />

Die Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung<br />

( FAZ ) kommentierte <strong>Schröders</strong> Aussage<br />

am 3.8.2004 als schäbige Weise, sich<br />

aus seinerVer<strong>an</strong>twortung zu stehlen, durch<br />

die moralische Verurteilung derer, die den<br />

eigenen Staat beim Wort nehmen. Sie fügte<br />

hinzu: „Als ob ein Bundesk<strong>an</strong>zler sich von<br />

der Rechtslage seines L<strong>an</strong>des dist<strong>an</strong>zieren<br />

könnte".<br />

In der Tat ist sein Ver<strong>halten</strong> ein Grad von<br />

Zwiespältigkeit, das seinesgleichen sucht.<br />

Es offenbart zudem ein gebrochenes Ver-<br />

Kloster Leubus, Kreis Wohlau, am nahen Auwald des rechten Oderufers. Das von Herzog Boleslaus<br />

I. von Liegnitz gegründete Kloster, in den ungewöhnlichen Ausmaßen von 223 x 118<br />

m, ist das älteste und bedeutendste Schlesiens. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es verwüstet<br />

und ausgeplündert.<br />

Das Kloster Leubus gehört zu den Ver<strong>an</strong>staltungsorten des Schlesischen Denkmaltages 2004<br />

(siehe Seite 12). Foto: Archiv SN<br />

Die bösen und die<br />

guten Vertriebenen<br />

Die Messlatte<br />

des Ralph Giord<strong>an</strong>o<br />

i.<br />

Auf Einladung des Präsidiums des Bundes<br />

der Vertriebenen hielt Ralph Giord<strong>an</strong>o,<br />

geboren 1923 in Hamburg, Journalist,<br />

Fernsehkommentarist und Schriftsteller<br />

(nach Selbst<strong>an</strong>zeige) eine Rede zum 60.<br />

Jahrestag des <strong>Warschau</strong>er Aufst<strong>an</strong>des.<br />

Fortsetzung auf Seite 3!<br />

hältnis zum Rechtsstaat, denn die Gewaltenteilung<br />

und die Unabhängigkeit der Gerichte<br />

sind dessen wesentliche Merkmale.<br />

Die Rechtsprechung durch ein massives Einwirken<br />

beeinflussen zu wollen, nur so k<strong>an</strong>n<br />

seine Aussage verst<strong>an</strong>den werden, verwundert<br />

nicht nur uns.<br />

So schlimm und gegen die Interessen der<br />

eigenen Bürger gerichtet das Auftreten<br />

des K<strong>an</strong>zlers auch war, die polnischen Parteien<br />

stelltees indessen nicht zufrieden. Sie<br />

hatten die <strong>Zusage</strong> für eine Regelung erwartet,<br />

mit der Deutschl<strong>an</strong>d deutsche<br />

Rechts<strong>an</strong>sprüche <strong>an</strong> Polen übernimmt, Vertriebene<br />

also selbst entschädigt und Polen<br />

davon freistellt. Es überraschte, dass ausgerechnet<br />

Erika Steinbach, Präsidentin des<br />

Bundes der Vertriebenen, diese polnische<br />

Forderung sich sofort zu eigen machte, indem<br />

sie am 2.8.2004 von Schröder forderte,<br />

ein Gesetz auf den Weg zu bringen und<br />

die Dinge zu regeln, die noch zu regeln sind<br />

sowie die wirtschaftlicheVer<strong>an</strong>twortung dafür<br />

zu übernehmen. Mit dieser Regelung,<br />

wie es weiter heißt, sollen „etwaige Ansprüche"<br />

zu einer innerdeutschen Frage gemacht<br />

werden. Die Offerte ist wohl nur als<br />

Referenz <strong>an</strong> Polen zu verstehen, um Belastungen<br />

zwischen den Staaten zu vermeiden.


2<br />

In der Befürchtung,<br />

sich unüberschaubaren<br />

Forderungen ausgesetzt<br />

zu sehen,<br />

lehnte die Bundesregierung<br />

diesen<br />

Vorstoß ab. Für die<br />

Vertriebenen k<strong>an</strong>n<br />

dies nur positiv<br />

sein, denn eine<br />

bloße Entschädigung<br />

war nie das<br />

Ziel, sondern die<br />

Rudi Pawelka Rückgabe des konfiszierten<br />

Gutes<br />

st<strong>an</strong>d oben<strong>an</strong>. Nur dies ermöglicht eine Heilung<br />

des Vertreibungsverbrechens unter Berücksichtigung<br />

des Rechtes auf die Heimat.<br />

Eine Lösung, die nur auf Geldzahlungen abzielt,<br />

wäre zudem schädlich für das Meinungsklima<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Bei den Nichtvertriebenen<br />

würde sicher keine Zustimmung<br />

hierzu erfolgen. Der Öffentlichkeit<br />

würde nur der Eindruck vermittelt, es ginge<br />

den Vertriebenen allein ums Geld und<br />

nicht um die Gewährung von Menschenrechten.<br />

Unser Anliegen muss es sein, Lösungen<br />

zu finden, die den Satzungsauftrag<br />

der Verbände berücksichtigen, die ein<br />

Schritt sind zur Verwirklichung des Rechtes<br />

auf die Heimat. Dabei, so habe ich immer<br />

wieder hervorgehoben, soll dies gemeinwohlverträglich<br />

für beide Seiten sein.<br />

Obwohl die Bundesregierung, unser Verfassungsgericht<br />

und sogar der polnische<br />

Staatspräsident Kwasniewski die Eigentumsfrage<br />

als offen bezeichnen, sind die ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

Politiker nicht bereit, diese<br />

Frage aufzugreifen. Wenn in Polen Empörung<br />

hervorgerufen wird, weil wir dieses Problem<br />

thematisieren, so ist klar, wer hier<strong>an</strong><br />

die Schuld trägt, nämlich die, die ihre Aufgabe<br />

nicht erfüllen. Empörung auf der<br />

Gegenseite k<strong>an</strong>n auch kein Grund sein, auf<br />

die Einforderung eines fundamentalen<br />

Menschenrechts zu verzichten.<br />

Es erstaunt, dass über die Eigentumsproblematik<br />

nur wenig bek<strong>an</strong>nt ist. Wenn<br />

es um die Beurteilung der Erfolgsaussichten<br />

von Klagen geht, lassen m<strong>an</strong>che Juristen<br />

diese auf Null tendieren. Allerdings wissen<br />

sie nicht, welcher Sachverhalt zugrunde<br />

liegt. Übersehen wird, dass es um die Beseitigung<br />

der Diskriminierung gegenüber<br />

Deutschen geht. Vertreibungsdekrete, die<br />

nach dem Krieg die Grundlage für eine rassische<br />

Verfolgung aller Deutschen bildeten,<br />

werden auch heute <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt, obwohl<br />

nach polnischen Angaben fast alle Bestimmungen<br />

aufgehoben sein sollen. Sie<br />

sind entweder in Nachfolgegesetzen aufgenommen<br />

worden oder entfalten stillschweigend<br />

weiter ihre Wirkung. So<br />

kommt es, dass viele Deutsche in der Heimat<br />

ihr Eigentum nicht zurückbekommen,<br />

also Bürger zweiter Klasse bleiben, obwohl<br />

sie die polnische Staatsbürgerschaft besitzen.<br />

Allein in Kattowitz wurden 7.500 Anträge<br />

auf Rückübertragung von Grundeigentum<br />

gestellt, das aufgrund des Dekrets<br />

vom 18.6.1946 konfisziert wurde. Bisher<br />

ohne jeglichen Erfolg. Die polnische<br />

Staats<strong>an</strong>gehörigkeit allein nutzt also<br />

nichts, die Abstammung bzw. Volkszuge-<br />

POLITIK Schlesische Nachrichten 17/2004<br />

hörigkeit ist entscheidend. Auch deutsche<br />

Aussiedler, die einmal die polnische<br />

Staatsbürgerschaft hatten und diese bei der<br />

Ausreise abgeben mussten, fallen unter das<br />

Prinzip Abstammung. Seit über einem Jahr<br />

bin ich mit einem Fall befasst, der die gerichtliche<br />

Enteignungeines Hauses auf der<br />

Grundlage eines alten Vertreibungsdekrets<br />

zum Inhalt hat.<br />

Dass deutsche Vertriebene wegen ihrer<br />

Volkszugehörigkeit bei der Restitution<br />

in Polen bisher abgewiesen werden, g<strong>an</strong>z<br />

im Unterschied zu <strong>an</strong>deren Ausländern oder<br />

Polen selbst, ist weithin bek<strong>an</strong>nt und verstößt<br />

ebenso gegen das Diskriminierungsverbot<br />

der Europäischen Union. Es verwundert<br />

sehr, wie viel Unterstützung diese<br />

Diskriminierung bei uns in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

findet.<br />

Ein Staat, der mit dem Makel eines Völkerrechtsverbrechens,<br />

nämlich der Vertreibung,<br />

behaftet ist, bleibt aufgerufen, alles<br />

zur Heilung dieses Verbrechens zu unternehmen,<br />

selbstverständlich aus der Sicht des<br />

heute noch Möglichen. Sich davonstehlen<br />

zu wollen, zeugt nicht von Ver<strong>an</strong>twortung<br />

gegenüber den dunklen Seiten der eigenen<br />

Geschichte und entspricht auch nicht den<br />

Ansprüchen des europäischen Wertesystems.<br />

Polen muss seine nationalistische Haltung<br />

aufgeben und zeigen, dass es in Europa<br />

<strong>an</strong>gekommen ist. Unter Europäern sollten<br />

unter dem europäischen Dach Lösungen<br />

möglich sein, die auch für Polen von<br />

Nutzen sind. Wenn alles so bleibt wie es<br />

ist, wird deutlich: Vertreibungen lohnen sich!<br />

Es muss aber ein Signal in die Welt gehen,<br />

dass ein Vertreiberstaat sich seinen Taten stellen<br />

muss und nicht einfach davonkommt.<br />

Als Opfergruppe bleiben die Vertriebenen<br />

in der Pflicht, auf dieses große Ziel hinzuarbeiten,<br />

damit Vertreibungen endlich geächtet<br />

werden.<br />

Mit der Verfolgung der Eigentumsfrage<br />

besteht die Ch<strong>an</strong>ce, unserer Ver<strong>an</strong>twortung<br />

gerecht zu werden. In der Verg<strong>an</strong>genheit<br />

haben die Vertriebenen bei diesem<br />

Thema immer zusammengest<strong>an</strong>den. Es<br />

sei hier insbesondere <strong>an</strong> die Aussagen des<br />

BdV und seiner Präsidentin Erika Steinbach,<br />

erinnert.<br />

• In einem Leserbrief der FAZ vom<br />

24.4.1998 beklagte Frau Steinbach,<br />

„dass nach der völlig missglückten<br />

deutsch-tschechischen Erklärung alle<br />

wirklichen Anliegen derVertriebenen wie<br />

z.B. Rückkehrrecht, Entschädigung oder<br />

Verurteilung von noch lebenden Verbrechern<br />

in der Abstellkammer der<br />

deutschen Außenpolitik gel<strong>an</strong>det sind".<br />

Sie forderte, die Beitrittsverh<strong>an</strong>dlungen<br />

zur E U mit den offenen Fragen zu verknüpfen.<br />

• In einem Schreiben <strong>an</strong> den Vorsitzenden<br />

des Grundrechtskonvents, Bundespräsident<br />

a.D. Rom<strong>an</strong> Herzog, forderte sie,<br />

das Menschenrecht auf die Heimat in<br />

der Europäischen Grundrechtcharta zu<br />

ver<strong>an</strong>kern und verwies auf einen Beschluss<br />

der U N - Menschenrechtskommission,<br />

nach dem jeder das Recht<br />

auf Rückkehr, Wiedergutmachung und<br />

Rückgabe von Gütern hat. (dod Nr. 41)<br />

• In der Pressemitteilung Nr. 5 vom 9. 3.<br />

1 999 entgegnete die Präsidentin auf Äußerungen<br />

des Bundesk<strong>an</strong>zlers gegenüber<br />

Prag, weder heute noch in Zukunft<br />

Vermögensfragen aufzuwerfen: Vertriebenen<br />

bleibt nur noch der Rechtsweg.<br />

• In einem Beschluss der BdV-Bundesversammlung<br />

vom 5.5.2003 wird die<br />

Heilung des Unrechts gefordert und versichert,<br />

alle rechtlichen Möglichkeiten<br />

zu nutzen, die sich mit der Erweiterung<br />

der Union ergeben.<br />

• In gleichlautenden Entschließungen des<br />

BdV-Präsidiums am 29.1.2004 und der<br />

BdV-Bundesversammlungam 7. 5.2004<br />

wird einstimmig auf die offenen Vermögensfragen<br />

hingewiesen, sowie die Berücksichtigung<br />

der berechtigten Anliegen<br />

der deutschen Heimatvertriebenen <strong>an</strong>gemahnt<br />

und zum Ziel erklärt.<br />

Nach der <strong>Warschau</strong>reise <strong>Schröders</strong> haben<br />

Äußerungen der Präsidentin<br />

Steinbach zu erheblichen Irritationen der<br />

org<strong>an</strong>isierten Vertriebenen geführt, da sie<br />

eine Abkehr von den vorgen<strong>an</strong>nten Positionen<br />

bedeuten. Ihre wesentlichen Aussagen<br />

können wie folgt zusammengefasst<br />

werden:<br />

• Laut eigener Pressemitteilung vom<br />

2. 8. 2004 ließ Frau Steinbach verlauten,<br />

„die Eigentumsfrage spielt für dieVertriebenen<br />

keine Rolle".<br />

• Laut "Die Welt" vom 5. 8. 2004 erklärte<br />

sie, „die Mehrheit derVertriebenen ist<br />

<strong>an</strong> der Eigentumsfrage überhaupt nicht<br />

interessiert".<br />

• Am 3. 8. 2004 und 4.8.2004 berichteten<br />

Zeitungen, Frau Steinbach wolle ein<br />

deutsches Gesetz über eine Entschädigung<br />

( u.a. FAZ).<br />

• Am 5. 8. 2004 äußerte Frau Steinbach<br />

in einem Interview, ein Entschädigungsgesetz<br />

könne auf eine symbolische<br />

Geste abzielen. Sie wolle, dass Rechtsfrieden<br />

in Europa einkehrt, während die<br />

PreußischeTreuh<strong>an</strong>d Eigentums<strong>an</strong>sprüche<br />

juristisch durchsetzen wolle („Die<br />

Welt").<br />

• Ebenfalls am 5.8.2004 wies Frau Steinbach<br />

eine Vertriebene in einem Brief auf<br />

die bestehende Beschlusslage des BdV<br />

(s.o.) zur Eigentumsfrage hin.<br />

Am 6. 8. 2004 bot Frau Steinbach vor der<br />

Bundespressekonferenz <strong>an</strong>, bis hin zu einer<br />

Nulllösung bei der Eigentumsfrage zu<br />

gehen.<br />

Für dieVertriebenen bedeuteten diese Aussagen<br />

einen erheblichen Vertrauensverlust.<br />

Dabei erschrecken vor allem die schnellen<br />

Meinungswechsel. Wie zu vernehmen<br />

war, wurden Frau Steinbachs Erklärungen<br />

mit keinem Satzungsorg<strong>an</strong> abgesprochen,<br />

so dass die Missachtung von Satzung und<br />

Entschließungen des Verb<strong>an</strong>des ein Alleing<strong>an</strong>g<br />

sind.


Schlesische Nachrichten 17/2004 POLITIK<br />

In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g sei darauf hingewiesen,<br />

dass die Mitgliedsverbände es<br />

bisher immer noch geschafft haben, eine<br />

gemeinsame Linie zu finden. So haben die<br />

Vorsitzenden des Ständigen Rates der Ostdeutschen<br />

L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaften und L<strong>an</strong>desvertretungen<br />

(ein Gremium, das die sieben<br />

L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaften vertritt, die von der<br />

polnischen Vertreibung betroffen sind) in<br />

ihren Presseerklärungen vom 8.4. und<br />

8. 7. 2004 ihre Übereinstimmung in der<br />

Eigentumsfrage festgestellt. Die Verlautbarungen<br />

waren aus Anlass von Gesprächen<br />

mit dem Innenministerium bzw. der<br />

SPD - Bundestagsfraktion abgegeben worden.<br />

Welch großer Stellenwert der Eigentumsfrage<br />

zuerk<strong>an</strong>nt werden muss, zeigte<br />

der Gesprächsbedarf der fünf BdV-L<strong>an</strong>desvorsitzenden<br />

aus den neuen Bundesländern,<br />

der in einer Beratung mit der Preußischen<br />

Treuh<strong>an</strong>d am 20. 3. 2004 seinen<br />

Niederschlag f<strong>an</strong>d. Hintergrund ist die in<br />

den BdV-Kreisgeschäftsstellen durchgeführte<br />

Erfassungsaktion von Eigentums<strong>an</strong>sprüchen,<br />

die zu weit über 100.000 Erfassungsfällen<br />

führte. Aber auch in den alten<br />

Bundesländern, z.B. in NRW, stehen<br />

die Mitglieder geschlossen zu den Eigentums<strong>an</strong>sprüchen<br />

der L<strong>an</strong>dsleute. Es besteht<br />

also kein Grund, aufgrund negativer Äußerungen<br />

aus der Spitze des Verb<strong>an</strong>des zu<br />

resignieren.<br />

Unterstützung kam auch durch eine Presseerklärung<br />

aus der CDU / CSU -<br />

Bundestagsfraktion, in der die Position des<br />

Bundesk<strong>an</strong>zlers als unredlich bezeichnet<br />

wird, weil sie sich gegen individuelle Restitutions<strong>an</strong>sprüche<br />

von Deutschen wendet,<br />

die durch Flucht und Vertreibung ihr Vermögen<br />

verloren haben. Unterzeichnet wurde<br />

die Verlautbarungen durch Erwin Marschewski<br />

(Vorsitzender der Arbeitsgruppe<br />

Vertriebene und Flüchtlinge) sowie von Hartmut<br />

Koschyk (innerpolitischer Sprecher der<br />

Fraktion).<br />

Auch der Bundesvorsitzende der Ostund<br />

Mitteldeutschen Vereinigung der<br />

CDU/CSU, Helmut Sauer, kritisierte <strong>Schröders</strong><br />

Haltung gegenüber den Vertriebenen<br />

scharf und verwies in seiner Presseerklärung<br />

vom 5. 8. 2004 auf eine Bundestagsentschließung<br />

vom 23. 6. 1994. Hierin heißt<br />

es u.a.: „Wer vertrieben wurde, hat Anspruch<br />

auf Anerkennung seiner Rechte". Er warf<br />

Schröder vor, die Vertriebenen gemeinsam<br />

mit der Preußischen Treuh<strong>an</strong>d den Gerichten<br />

zuzutreiben.<br />

Die Beachtung der Beschlüsse des Menschenrechtsausschusses<br />

"der Vereinten<br />

Nationen, in denen insbesondere auf das<br />

Rückkehrrecht und die Eigentumsrückgabe<br />

Bezug genommen wird, mahnte er ebenfalls<br />

<strong>an</strong>.<br />

Für die Unterstützung unserer Positionen,<br />

gerade in einer Situation, in der diese von<br />

innen und außen ausgehöhlt werden, sollten<br />

wir d<strong>an</strong>kbar sein. Wir sollten daraus nach<br />

all den Enttäuschungen auch wieder Mut<br />

schöpfen, um für unser gerechtes Anliegen<br />

weiter streiten zu können und die von Frau<br />

Steinbach verursachten Zweifel zu überwinden.<br />

Aufruf zur Treuespende<br />

Schlesien, was ist das? Ist das ein neues<br />

L<strong>an</strong>d, eine Nationalität oder ein neuer<br />

Staat, der entst<strong>an</strong>den ist, aber keiner weiß<br />

w<strong>an</strong>n? Liebe L<strong>an</strong>dsleute aus Schlesien<br />

und Freunde Schlesiens, wir ostdeutschen<br />

Vertriebenen leben in keiner guten Zeit.<br />

Sind wir als Schlesier rechtlos? Kürzlich<br />

sagte ein junges polnisches Paar: „Weil<br />

Deutschl<strong>an</strong>d den Krieg 1939 gegen Polen<br />

begonnen hat, war Polen berechtigt, den<br />

Vertriebenen, also uns Schlesiern, Hab und<br />

Gut zu nehmen" . Dies sieht auch unsere<br />

rot-grüne Bundesregierung so. M<strong>an</strong> identifiziert<br />

sich nicht mit uns Vertriebenen, und<br />

unser gegenwärtiger Bundesk<strong>an</strong>zler hat<br />

dies g<strong>an</strong>z klar und eindeutig in seiner Rede<br />

in <strong>Warschau</strong> <strong>an</strong>lässlich der Gedenkstunde<br />

zum Aufst<strong>an</strong>d vor 60 Jahren gesagt.<br />

Gegen diese Entwicklung müssen wir<br />

uns mit allen möglichen rechtlichen Mitteln<br />

zur Wehr setzen. Wir Vertriebenen sind<br />

wie alle Nichtvertriebenen gleichwertige<br />

Deutsche, aber uns hat m<strong>an</strong> die <strong>an</strong>gestammte<br />

Heimat und alles, was wir hatten,<br />

weggenommen, weil Deutschl<strong>an</strong>d, wie<br />

viele sagen, 1939 den Krieg gegen Polen<br />

begonnen hat. Waren wir Schlesier und die<br />

<strong>an</strong>deren ostdeutschen Vertriebenen mehr<br />

<strong>an</strong> dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges<br />

beteiligt? Die Solidarität unter den<br />

deutschen Bürgern verl<strong>an</strong>gt doch, dass einer<br />

für den <strong>an</strong>deren einstehen muss. Mit<br />

diesen wenigen Ged<strong>an</strong>ken habe ich versucht,<br />

aufzuzeigen, was im Argen liegt,<br />

was wir Vertriebenen zu tun haben.<br />

Aber das erfordert fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung.<br />

Wir rufen auf zur Spende <strong>an</strong> die<br />

L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien als Treue zu<br />

unserer Heimat Schlesien.<br />

Helfen Sie durch Ihre Spende mit, damit<br />

wir das Recht auf unsere <strong>an</strong>gestammte<br />

Heimat be<strong>halten</strong>.<br />

Joseph Pietsch<br />

Schriftführer im Bundesvorst<strong>an</strong>d der<br />

L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien<br />

Wir erbitten Ihre Spende auf das Konto bei<br />

der Niederschlesischen Sparkasse Görlitz:<br />

Konto-Nr.: 40 410, BLZ 850 501 00.<br />

Selbstverständlich werden auf<br />

Wunsch Spendenbescheinigungen ausgestellt.<br />

Die bösen und die guten Vertriebenen<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Der historischen Darstellung fügte er einen<br />

„Epilog" als erklärenden Text über sich<br />

selbst, ein Verfolgter der nationalsozialistischen<br />

Diktatur, <strong>an</strong> und kommt zu dem<br />

Urteil, dass es all die Jahrzehnte zuvor, bevor<br />

er jetzt Mitglied des Lenkungsausschusses<br />

für das „Zentrum gegen Vertreibungen"<br />

geworden sei, nur schlimme<br />

und böse Vertriebene mit deren Sprechern<br />

<strong>an</strong> der Spitze gegeben hat.<br />

„Diese (meine) Annäherung erklärt sich<br />

aus bestimmten, von mir wahrgenommenen<br />

Veränderungen im Empathieverhältnis<br />

(Duden: Fähigkeit, sich in <strong>an</strong>dere hineinzuversetzen)<br />

der heutigen BdV-Führung,<br />

nämlich einer Öffnung hin zu den der Vertreibung<br />

vorausgeg<strong>an</strong>genen deutschverursachten<br />

Opfern. Ein Aspekt, der in der<br />

ausschließlich auf das deutsche Leid fixierten<br />

.Charta der deutschen Heimatvertriebenen'<br />

völlig fehlte". Es folgt die aus Giord<strong>an</strong>os<br />

Schriften bek<strong>an</strong>nte Diffamierung<br />

der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen",<br />

im Jahre 2000 neu aufgelegt. In der<br />

Wochenschrift "Das Parlament" des Deutschen<br />

Bundestages schrieb der Rezensent:<br />

„Giord<strong>an</strong>o disqualifiziert sich vollends<br />

mit seinen Ausfällen gegen die 'Charta der<br />

deutschen Heimatvertriebenen' aus dem<br />

Jahre 1950, die er als Dokument des Rev<strong>an</strong>chismus<br />

zu charakterisieren sucht".<br />

Auch in seiner Berliner Rede hat Giord<strong>an</strong>o<br />

dieses Dokument des Verzichts auf Rache<br />

und Vergeltung und für ein friedvolles<br />

Europa wieder attackiert: „Eine Vorgeschichte,<br />

vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genes, fremdes Leid,<br />

Hitler, Auschwitz, gibt es darin nicht, mit<br />

3<br />

keiner Silbe. Die einäugige Sicht blieb allzu<br />

l<strong>an</strong>ge auch praktizierte Verb<strong>an</strong>dspolitik,<br />

und das oft genug mit schrillen rechten und<br />

ultrarechten Tönen". In der Verurteilung der<br />

Charta, dieses Mal nicht wiederholt, aber<br />

vor vier Jahren noch druckreif behauptet,<br />

steht sogar eine Rechtfertigung der Vertreibung:<br />

„Nach der nationalsozialistischen<br />

Vernichtungs-, Ausrottungs- und<br />

Eindeutschungspraxis war es keineswegs<br />

unverständlich, dass sich die Völker Osteuropa,<br />

nach ihren Erfahrungen mit deutschen<br />

Minderheiten im geschichtlichen Vorfeld<br />

der Besetzung dieser vollständig und<br />

für immer entledigen wollten....". Leider<br />

auch noch geschichtlich falsch!<br />

II.<br />

„Da hatte sich also etwas geändert", stellt<br />

Giord<strong>an</strong>o fest, weil die Präsidentin des<br />

Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach,<br />

jüngst „die Einmaligkeit des Massenmordes<br />

<strong>an</strong> Juden durch den Nationalsozialismus"<br />

beim Namen gen<strong>an</strong>nt habe.<br />

Kein Widerspruch gegen die Wiedergabe<br />

der historischen Wahrheit, aber Protest,<br />

als seien die Vertriebenen und deren ver<strong>an</strong>twortliche<br />

Sprecher bis zu diesem<br />

späten Zeitpunkt unwissende Toren, die<br />

jüngste Geschichte verleugnende Verschweiger,<br />

als seien „schrille rechte und<br />

ultrarechte Töne" der Umg<strong>an</strong>gston gewesen.<br />

Schon straft den inkompetenten<br />

Kritiker schuldhaftes Wissen, denn es war<br />

ein M<strong>an</strong>n des Widerst<strong>an</strong>des gegen den<br />

Zw<strong>an</strong>gsherrn Adolf Hitler, der damalige<br />

Bundesminister Dr. H<strong>an</strong>s Lukaschek, der


4<br />

1950 vordem Stuttgarter<br />

Schloss zur<br />

Verkündung der<br />

„Charta" die<br />

Hauptrede ge<strong>halten</strong><br />

hat, also sich mit der<br />

„Charta" voll identifiziert<br />

hat.<br />

Die Präsidenten des<br />

Bundes der Vertrie-<br />

Dr. Herbert Hupka benen, es seien hier<br />

nur Wenzel Jaksch<br />

und Dr. Herbert Czaja gen<strong>an</strong>nt, stehen keineswegs<br />

im Verdacht, nicht als ver<strong>an</strong>twortungsvolle<br />

Demokraten geh<strong>an</strong>delt zu<br />

haben. Die Sprecher der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaften<br />

haben gleich nach ihrer Gründung<br />

1949 die engste Verbindung mit den aus<br />

dem deutschen Vaterl<strong>an</strong>d vertriebenen<br />

L<strong>an</strong>dsleuten in der Emigration nicht nur<br />

aufgenommen, sondern diese auch durch<br />

Ehrungen ausgezeichnet. Hier muss sich<br />

niem<strong>an</strong>d vor dem Urteilsspruch eines<br />

Ralph Giord<strong>an</strong>o getroffen fühlen.<br />

Es k<strong>an</strong>n nur als wahrheitswidrige Behauptung<br />

zurückgewiesen werden, wenn<br />

behauptet wird, dass - bis zur Feststellung<br />

eines neuen Bundes der Vertriebenen<br />

durch Giord<strong>an</strong>o - „die einäugige Sicht<br />

nur allzu l<strong>an</strong>ge auch praktizierte Verb<strong>an</strong>dspolitik<br />

blieb". Besagte Einäugigkeit<br />

ist hingegen Giord<strong>an</strong>o vorzuwerfen!<br />

IM.<br />

Es wäre eher geboten, dass sich der Ankläger<br />

selbst einmal Rechenschaft darüber<br />

gibt, warum er nach l<strong>an</strong>gjähriger Mitgliedschaft<br />

und Funktionstätigkeit bei<br />

Josef Stalins Kommunisten erst 1957 die<br />

Verbrechen des <strong>an</strong>deren Diktators jener<br />

Zeit entdeckt hat! Für Giord<strong>an</strong>o ist zwar<br />

die Vertreibung ein "Verbrechen und Menschenrechtsverletzung",<br />

aber d<strong>an</strong>n gibt es<br />

auch gleich Entschuldigung und Verständnis<br />

für die Vertreibung: „Ohne die Vorgeschichte<br />

der Vertreibung hätte es kein<br />

einziges Verbrechen, keine einzige Menschenrechtsverletzung<br />

<strong>an</strong> Vertriebenen, keine<br />

Geschichte der Vertreibung gegeben".<br />

Das heißt, dass die Verbrechen unter Adolf<br />

Hitler die Verbrechen unter dem Kommunismus<br />

und Nationalismus erklären sollen,<br />

eine Moral des Dschungels, das erstbeg<strong>an</strong>gene<br />

Verbrechen erklärt das nächste!<br />

Fortsetzung nicht ausgeschlossen?<br />

IV.<br />

Der Rolle, die sich Giord<strong>an</strong>o <strong>an</strong>maßt, indem<br />

er erstens erwartet, dass sein Urteil<br />

allein das richtige ist, zweitens eine strenge<br />

Unterscheidung zwischen den bösen<br />

und den guten Vertriebenen, <strong>an</strong>stellt, drittens<br />

das Verbrechen der Vertreibung als<br />

logische Folge vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gener Verbrechen<br />

erklärt, muss klar widersprochen werden.<br />

Woher leitet er überhaupt seinen Anspruch<br />

ab, <strong>an</strong>geblich ethisch und historisch<br />

fundiert so urteilen zu wollen? Seine<br />

Unterscheidung zwischen den<br />

schlechten Vertriebenen gestern und den<br />

guten heute kommt einer Beschimpfung<br />

gleich, der scharf zu widersprechen ist.<br />

Herbert Hupka<br />

POLITIK Schlesische Nachrichten 17/2004<br />

BdV-Präsidium hält <strong>an</strong> Eigentum fest<br />

Wie kurz vor Redaktionsschluss zu erfahren war, ist das BdV-Präsidium in einer Sondersitzung<br />

am 18. August 2004 nicht auf die Linie der BdV-Präsidentin Steinbach eingeschwenkt.<br />

Dies trifft sowohl für die von ihr <strong>an</strong>visierte Nulllösung in der Eigentumsfrage<br />

als auch für das von ihr vorgeschlagene Gesetz, die Vermögens<strong>an</strong>sprüche zu einer<br />

deutschen Angelegenheit zu machen, zu. Alle <strong>an</strong>wesenden Präsidiumsmitglieder<br />

sprachen sich gegen diese Vorschläge aus. Damit ist die Einschätzung, die in dem vorstehenden<br />

Leitartikel vorgenommen wurde, die Mitgliedsverbände hätten es bisher immer<br />

noch geschafft, eine gemeinsame Linie zu finden, bestätigt worden. Dies ist ein<br />

wichtiger Schritt zu Einheit und Festigung des Verb<strong>an</strong>des. (SN)<br />

Die Lüge vom Bevölkerungsaustausch<br />

Es gibt bereits eine Fülle von Ersatz-Formulierungen,<br />

um nicht von der historischen<br />

und verbrecherischen Vertreibung<br />

der Deutschen 1945 und d<strong>an</strong>ach sprechen<br />

zu müssen. Um ein geläufiges Wort<br />

zu gebrauchen: Wie der Teufel das Weihwasser<br />

fürchtet, unterdrückt m<strong>an</strong> bewusst<br />

und keineswegs aus Lässigkeit das Wort<br />

Vertreibung.<br />

Unter der Hitler-Diktatur ereignete<br />

sich Vergleichbares. Die jüdischen Mitbürger<br />

wurde enteignet, sowohl trickreich<br />

als auch brutal. M<strong>an</strong> erf<strong>an</strong>d für den Raub<br />

des Eigentums das gut sich <strong>an</strong>hörende<br />

Wort von der Arisierung. Das kl<strong>an</strong>g nach<br />

Legalität und war <strong>an</strong>scheinend etwas<br />

g<strong>an</strong>z Harmloses.<br />

Die Kommunisten und die mit ihnen<br />

agierenden Nationalisten erf<strong>an</strong>den gleich<br />

viele beschönigende Umschreibungen für<br />

die Vertreibung. In der einstigen DDR unter<br />

der kommunistischen SED gab es deshalb<br />

auch keine Vertriebene, sondern Umsiedler.<br />

In Polen hielt m<strong>an</strong> sich <strong>an</strong> den Begriff<br />

Aussiedlung, vielleicht bediente<br />

m<strong>an</strong> sich des Ausdrucks Zw<strong>an</strong>gsaussiedlung.<br />

Die Tschechen erf<strong>an</strong>den für die<br />

Vertreibung den Ausdruck Odsun, das<br />

heißt Abschiebung.<br />

Als in den 70er Jahren die deutsch-polnischen<br />

Schulbuchempfehlungen von<br />

polnischen Wissenschaftlern mit Hilfe<br />

deutscher Anpasser gebastelt wurden,<br />

entdeckte m<strong>an</strong> den Begriff von der Bevölkerungsverschiebung,<br />

verschoben<br />

TERMINE<br />

3. und 4. September in Recklinghausen:<br />

Zwei Jubiläen: Beuthen OS = 750 Jahre<br />

und Fußball-Verein Beuthen 09 = 95 Jahre<br />

58. Bundesheimattreffen der W<strong>an</strong>sener<br />

am Sonnabend, 4. September 2004 ab<br />

10.00 Uhr in der Patenstadt Bielefeld im<br />

Fichtenhof, Heinrich-Forke-Str. 5.<br />

500 Jahre Heiliges Grab. In Görlitz wird<br />

vom 8. bis 12. September 2004 eine Festwoche<br />

durchgeführt, die die 500jährige<br />

Geschichte des Heiligen Grabes als Kulturstätte<br />

würdigt. Am 18. September findet in<br />

Görlitz die L<strong>an</strong>ge Nacht der Museen statt.<br />

wie Güterwagen auf dem R<strong>an</strong>gierbahnhof<br />

von einem Gleis auf das <strong>an</strong>dere.<br />

Aber als das kl<strong>an</strong>g offenbar noch zu<br />

wenig geschönt, m<strong>an</strong> hörte einen un<strong>an</strong>genehmen<br />

Nebenton heraus. Das ist jedoch<br />

nunmehr g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders, wir haben<br />

jetzt das Wort Bevölkerungsaustausch.<br />

Das ist doch etwas Positives, so soll es<br />

scheinen. Ein polnischer Stadtpräsident<br />

hat bereits von einer historischen Einmaligkeit<br />

gesprochen und meinte den Bevölkerungsaustausch.<br />

Auch Wissenschaftler,<br />

übrigens auch deutsche!, bedienen<br />

sich jetzt des Ausdrucks Bevölkerungsaustausch.<br />

Das passt obendrein<br />

g<strong>an</strong>z zur Behauptung zum Schicksal der<br />

Polen aus Galizien, aus Ostpolen, denn<br />

es wird gesagt, es habe sich um eine Repartisierung,<br />

um eine Heimkehr von Polen<br />

in ihr Vaterl<strong>an</strong>d, womit Schlesien und<br />

<strong>an</strong>dere ostdeutsche Provinzen gemeint<br />

sein sollen, geh<strong>an</strong>delt. Selbst wer sich<br />

des Wortes Bevölkerungsaustausch bedient,<br />

muss wissen, dass 1,5 Millionen Polen<br />

jenseits von Bug und S<strong>an</strong> das <strong>an</strong>nektierte<br />

Ostpolen verlassen mussten<br />

aber neun Millionen aus Ostdeutschl<strong>an</strong>d<br />

vertrieben worden sind.<br />

Die Vertreibung der Deutschen war<br />

eine Vertreibung. Bevölkerungsaustausch,<br />

so menschlich das klingen mag<br />

und soll, ist eine faustdicke Lüge und soll<br />

grausame Unmenschlichkeit schönreden.<br />

Herbert Hupka<br />

10. September 2004, 19.00 Uhr: Breslau<br />

- d i e „Blume Europas". Lichtbildervortrag<br />

von Sigismund Freiherr von Zedlitz. Bürgertreff<br />

im S-Bahnhof Berlin-Lichterfelde<br />

West, H<strong>an</strong>s-Sachs-Str. 4e,12205 Berlin.<br />

Ver<strong>an</strong>stalter: Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa<br />

e.V. Eintritt frei!<br />

11. September 2004: Die Freunde der<br />

deutschen Sprache begehen wie jedes<br />

Jahr am zweiten Septembersamstag den<br />

,Tag der deutschen Sprache'. Ziel ist es,<br />

die Eigenständigkeit unserer Sprache in<br />

der globalisierten Welt zu er<strong>halten</strong> und<br />

der Überflutung der deutschen Sprache<br />

mit englischen Ausdrücken entgegenzutreten.


Schlesische Nachrichten 17/2004 POLITIK<br />

Hartmut Koschyk MdB, Erwin Marschewski MdB<br />

zu Äußerungen <strong>Schröders</strong> in <strong>Warschau</strong> 2004<br />

Bundesregierung<br />

muß Obhutspflicht<br />

für die vertriebenenDeutschen<br />

wahren.<br />

Der Bundesk<strong>an</strong>zler<br />

weiß nur zu<br />

gut, daß er regierungsseitig<br />

nicht<br />

auf das Eigentum<br />

Privater verzichten<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Hartmut Koschyk Zu den Aussagen<br />

von Bundesk<strong>an</strong>zler<br />

Gerhard Schröder<br />

im Rahmen seiner<br />

Rede in <strong>Warschau</strong><br />

am 1. August und zu<br />

den Erläuterungen<br />

von Regierungssprecher<br />

Steg am 2.<br />

August 2004 erklären<br />

der Vorsitzende<br />

der Arbeitsgruppe<br />

„Vertriebene und<br />

Flüchtlinge", Erwin<br />

Marschewski MdB,<br />

Erwin Marschewski<br />

und der Vorsitzende<br />

der Arbeitsgruppe „Innen" der CDU / CSU<br />

„Deutsche Minderheit bleibt auf sich allein<br />

gestellt", dies die Schlussfolgerung<br />

aufgrund einer Antwort der Bundesregierung<br />

im Deutschen Bundestag. Auf eine<br />

Anfrage von Erwin Marschewski, Vorsitzender<br />

der Arbeitsgruppe „Vertriebene und<br />

Flüchtlinge der CDU/CSU-Bundestagsfraktion"<br />

nach dem Ver<strong>halten</strong> der<br />

Bundesregierung gegenüber Polen aufgrund<br />

der Aktionen gegen die deutschen<br />

Denkmäler in der Wojewodschaft Oppelner<br />

Schlesier <strong>an</strong>twortete der Staatsminister<br />

für Europa, H<strong>an</strong>s Martin Bury: „Die Oppelner<br />

Wojewodin setzt mit ihren Änderungsvorschlägen<br />

für deutsche Kriegerdenkmäler<br />

die Vorschriften des polnischen<br />

Gedenkstättenrates in <strong>Warschau</strong> um". Dies<br />

stimmt jedoch nicht, denn nirgendwo steht<br />

geschrieben, dass das Wort „Gefallene"<br />

ausgelöscht werden muss, dass Eisernes<br />

Kreuz und Stahlhelm als symbolische Darstellungen<br />

verboten sind. Die Bundesregierung<br />

kennt gegenüber polnischer Intoler<strong>an</strong>z<br />

im Verhältnis zu den Deutschen<br />

nur Wegschauen und Billigung. Wo bleibt<br />

die pflichtschuldige Solidarität mit den<br />

Deutschen jenseits der Oder-Neiße-Linie?!<br />

•<br />

Die Geschichte der Vertreibung gehört<br />

in den Unterricht. Dies geht aus einer<br />

Verlautbarung der Ost- und Mitteldeutschen<br />

Vereinigung der CDU/CSU hervor.<br />

„Die Aufarbeitung der Vertreibungsge-<br />

Schlesische Notizen<br />

- Bundestagsfraktion, Hartmut Koschyk<br />

MdB: Mit seinen Aussagen im Rahmen seiner<br />

Rede in <strong>Warschau</strong> hat Bundesk<strong>an</strong>zler<br />

Schröder gleichermaßen die deutschen<br />

Heimatvertriebenen vor den Kopf geschlagen<br />

und unsere polnischen Partner in<br />

die Irre geführt.<br />

Anders k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> es nicht bezeichnen,<br />

wenn der Bundesk<strong>an</strong>zler sich offen gegen<br />

individuelle Restitutions<strong>an</strong>sprüche von<br />

Deutschen wendet, die am Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

Flucht und Vertreibung ihr Vermögen<br />

durch Konfiskation verloren haben.<br />

Denn der Bundesk<strong>an</strong>zler weiß nur zu<br />

gut, daß er regierungsseitig nicht auf das<br />

Eigentum Privater verzichten k<strong>an</strong>n. Dies<br />

läßt unsere grundgesetzlich ver<strong>an</strong>kerte Eigentumsordnung<br />

nicht zu. Wenn er dennoch<br />

so offen gegen mögliche Ansprüche<br />

Vertriebener „zu Felde zieht" und d<strong>an</strong>n<br />

auch noch erklärt: „Diese Position wird die<br />

Bundesregierung auch vor internationalen<br />

Gerichten vertreten", d<strong>an</strong>n h<strong>an</strong>delt er<br />

zutiefst unredlich.<br />

Zudem erweckt er gegenüber der<br />

Schicksalsgruppe der deutschen Heimatvertriebenen<br />

den Eindruck, als würde<br />

die Bundesregierung sich von der bisher<br />

schichte ist ein wichtiger Gegenst<strong>an</strong>d des<br />

Schulunterrichts und sollte daher fester<br />

Best<strong>an</strong>dteil in den Lehrplänen der weiterführenden<br />

Schulen sein. Die Lehrerausbildung<br />

und die Lehrerfortbildung sollen<br />

entsprechend gestaltet werden". M<strong>an</strong> bezieht<br />

sich bei diesen berechtigten Forderungen<br />

auf die „Berliner Erklärung" vom<br />

4. März 2004, beschlossen von den Ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

für Vertriebenen- und Aussiedlerfragen<br />

von Bund und Ländern der<br />

CDU und CSU. Der schulpolitische Sprecher<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d, L<strong>an</strong>dtagsabgeordneter<br />

Berni Recker, unterstützt dieses Vorhaben<br />

verbindlich für die Unionsparteien.<br />

Die L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien wird<br />

auf Länderebene aufmerken und nachstoßen<br />

müssen mit der Frage: was geschieht<br />

tatsächlich.<br />

•<br />

Oberschlesien zum ersten Mal von amerik<strong>an</strong>ischen<br />

Bombergeschwadern erreicht.<br />

Dies geschah am Freitag, 7. Juli<br />

1944, als die Industrie<strong>an</strong>lagen von Blechhammer<br />

beim Eisenbahnknotenpunkt<br />

K<strong>an</strong>drzin (in Heydebreck umben<strong>an</strong>nt) erreicht<br />

wurden. Weitere schwere Bombardements<br />

folgten am 8. August und 20. November,<br />

mit schweren Zerstörungen der<br />

Rüstungsindustrie, den Herm<strong>an</strong>n-Göring-<br />

Werken. Aber auch über 100 Arbeiter, darunter<br />

viele Zw<strong>an</strong>gsarbeiter, verloren ihr Leben.<br />

In der Zeitung „Unser Oberschlesien"<br />

5<br />

von allen Bundesregierungen vertretenen<br />

Rechtsposition verabschieden, daß die<br />

Vertreibung der Deutschen und der damit<br />

verbundene Vermögensentzug völkerrechtswidrig<br />

war und die damit verbundenen<br />

Vermögensfragen offen sind.<br />

Ohne Not und ohne irgendetwas erreicht<br />

zu haben, zerstört der Bundesk<strong>an</strong>zler<br />

damit Vertrauen bei den deutschen<br />

Heimatvertriebenen.<br />

Deutlich zu widersprechen ist darüber<br />

hinaus den Aussagen von Regierungssprecher<br />

Steg. Ihn ließ der Bundesk<strong>an</strong>zler<br />

erklären, daß die Heimatvertriebenen<br />

durch das Lastenausgleichsgesetz entschädigt<br />

worden seien. Dies ist faktisch<br />

falsch. Bereits in der Präambel des Lastenausgleichsgesetzes<br />

aus dem Jahr<br />

1952 ist festgeschrieben, daß die Annahme<br />

von Leistungen aus diesem Gesetz,<br />

„weder die Vermögensrechte des Geschädigten<br />

berühren noch einen Verzicht<br />

auf die Wiederherstellung der unbeschränkten<br />

Vermögensrechte oder auf Ersatzleistungen<br />

ent<strong>halten</strong>".<br />

Der Bundesk<strong>an</strong>zler und sein Regierungssprecher<br />

haben wieder einmal unnötig<br />

Vertrauen verspielt. Sie haben die<br />

Obhutspflicht der Bundesregierung<br />

gegenüber den deutschen Heimatvertriebenen<br />

beschädigt und unseren polnischen<br />

Partnern in Europa Av<strong>an</strong>cen gemacht, die<br />

sie nicht ein<strong>halten</strong> können.<br />

Quelle: Internet, Hartmut Koschyk<br />

hat Sebalda Kriebus eine Chronik der<br />

Bomben<strong>an</strong>griffe veröffentlicht. In seinem<br />

Buch „Der Br<strong>an</strong>d" hat der Autor, Jörg Friedrich,<br />

den - allerdings erst spät im Zweiten<br />

Weltkrieg ausgebrochenen - Bombenkrieg<br />

auf Schlesien und Ostdeutschl<strong>an</strong>d<br />

überhaupt nicht beh<strong>an</strong>delt.<br />

•<br />

Grenzüberschreitende Arbeit für<br />

Wiederherstellung des Muskauer<br />

Parks. Aufgrund des jetzigen Grenzverlaufs<br />

<strong>an</strong> der Lausitzer Neiße sind nur noch<br />

ein Drittel des herrlichen Parks auf deutschem<br />

Territorium, zwei Drittel unterliegen<br />

jetzt Polen. Seit 1998 gibt es ein gemeinsames<br />

Sozialprogramm von deutschen<br />

und polnischen Arbeitslosen über die Neiße<br />

hinweg. Seit fast fünf Jahren arbeiten<br />

das „Zentrum zum Schütze der historischen<br />

L<strong>an</strong>dschaften" und die Stiftung<br />

„Pückler Park" <strong>an</strong> der Wiederherstellung<br />

des Parks nach historischem Vorbild. „Ziel<br />

ist es", wie die Deutsche Welle in Bonn berichtete,<br />

„den Park als Weltkulturerbe auf<br />

die Liste der UNESCO zu setzen". Während<br />

der jetzigen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

arbeiten je zehn Deutsche und<br />

Polen im „Fürst Pückler Park".<br />

•<br />

Früher ein einziges Bistum in Schlesien,<br />

jetzt acht. Die Bistümer reichen von Görlitz<br />

bis Kattowitz. Breslau erhielt jetzt einen<br />

neuen Erzbischof, Mari<strong>an</strong> Golebiewski,<br />

1937 in Trzebuchow (Großpolen)<br />

geboren, bis zu seiner Berufung nach Breslau<br />

und der Erwartung der Kardinalswürde<br />

Bischof im pommerschen Köslin-Kol-


6<br />

berg. Die Stationen seines Studiums hießen<br />

Lublin, Rom und Paris. Als Professor<br />

der Theologie lehrte er in Wloclawek. In<br />

der polnischen Bischofskonferenz war er<br />

Mitglied der Kommission für Priesterseminare,<br />

Migration und Touristik. In der Zeitschrift<br />

„Schlesien in Kirche und Welt" wird<br />

berichtet, dass Breslaus neuer Erzbischof<br />

„zu den ersten polnischen Bischöfen gehörte,<br />

die sich vehement für die Aufnahme<br />

Polens in die EU einsetzten".<br />

•<br />

Im kleinsten deutschen Bistum noch<br />

weniger Katholiken? Bis jetzt hieß es,<br />

dass das Bistum Görlitz 60.000 Katholiken<br />

zähle. Jetzt war einer Meldung zu entnehmen,<br />

dass es nur noch 30.000 katholische<br />

Diözes<strong>an</strong>en gebe. Die EntChristi<strong>an</strong>isierung<br />

unter dem Kommunismus hat beiden<br />

christlichen Bekenntnissen bis heute<br />

nachwirkend schwere Schäden zugefügt.<br />

•<br />

Jeder dritte Bürger von Niedersachsen<br />

ist Heimatvertriebener, Spätaussiedler<br />

oder DDR-Flüchtling. Dies sagte Innenminister<br />

Uwe Schünem<strong>an</strong>n aus Anlass des<br />

ersten Jahrestages der von der Regierung<br />

geschaffenen Einrichtung eines L<strong>an</strong>desbeauftragten<br />

für Heimatvertriebene und<br />

Spätaussiedler. Rudolf Götz MdL hat dieses<br />

Amt inne. Er konnte über erfolgreiche<br />

Arbeit berichten, <strong>an</strong>gesichts „unserer<br />

historischen Ver<strong>an</strong>twortung". Niedersachsen<br />

ist nach Hessen das zweite L<strong>an</strong>d<br />

mit einem Sonderbeauftragten.<br />

•<br />

Breslau in deutscher Sprache wiederentdeckt.<br />

In der jüngsten Ausgabe des<br />

Internet-Informationsdienstes aus dem<br />

Schlesischen Museum zu Görlitz,<br />

„Newsletter", wird auf der Titelseite wieder<br />

Breslau Breslau gen<strong>an</strong>nt, bevor die<br />

polnische Namengebung nachgerückt<br />

wird. Im folgenden Text befleißigt m<strong>an</strong> sich<br />

der Methode: deutsche Ortsnamen erst<br />

polnisch, d<strong>an</strong>n die deutsche Bezeichnung.<br />

In der Ausgabe zuvor hatte m<strong>an</strong> in<br />

derselben Weise veröffentlicht, Flinsberg<br />

wurde zuerst deutsch ben<strong>an</strong>nt. Offenbar<br />

wohl einmalige Ausfälle, oder sollte m<strong>an</strong><br />

tatsächlich in deutsche Sprache zu den<br />

deutschen Ortsnamen und deren berechtigter<br />

Vorfahrt zurückkehren? Jetzt<br />

hat aber auch der „Deutsche Ostdienst"<br />

des Bundes der Vertriebenen entdeckt:<br />

„Gliwice hieß früher Gleiwitz". Gleiwitz<br />

heißt jedoch heute wie gestern und auch<br />

morgen immer noch Gleiwitz. In polnischer<br />

Sprache erhielt die Stadt Gleiwitz<br />

den polnischen Namen Gliwice. Ist es<br />

wirklich so schwer, den deutschen Ortsnamen<br />

treu zu bleiben? SN<br />

TERMINE<br />

12. September 2004: Tag der Heimat<br />

2004 in Neuss, Motto: „Dialog führen -<br />

Europa gestalten". 14.00 Uhr Kr<strong>an</strong>zniederlegung<br />

am Gedenkstein der Heimatvertriebenen<br />

(Oberstr.), 15.00 Uhr Feierstunde<br />

am Zeughaus am Markt.<br />

POLITIK Schlesische Nachrichten 17/2004<br />

L<strong>an</strong>dsleute ließen L<strong>an</strong>drat Gerhard<br />

Matheja in Groß Strehlitz fallen. Die polnischen<br />

Medien von <strong>Warschau</strong> bis Oppeln<br />

liefen gegen L<strong>an</strong>drat Matheja Sturm. Er<br />

hatte den polnischen Adler am Tage des<br />

Beitritts von Polen zur Europäischen<br />

Union am 1. Mai 2004 durch das Stadtwappen<br />

von Groß Strehlitz gewechselt und<br />

die Behördenaufschrift des L<strong>an</strong>dratsamtes<br />

auch in deutscher Sprache <strong>an</strong>gebracht.<br />

Die schlimmsten nationalistischen Verschwörungstheorien<br />

wurden wach gerufen,<br />

eine Rückkehr der NS-Herrschaft über<br />

Schlesien beschworen. Die Koalition der<br />

mehrheitlich deutschen Repräsent<strong>an</strong>ten<br />

der Deutschen Freundschaftskreise mit der<br />

postkommunistischen SLD (jetzt im L<strong>an</strong>de<br />

unter zehn Prozent entgegen 40 Prozent<br />

bei der letzten Sejm Wahl) drohte zu<br />

zerbrechen. Selbst die deutschen L<strong>an</strong>dsleute<br />

dist<strong>an</strong>zierten sich vom L<strong>an</strong>drat. Folge:<br />

Gerhard Matheja wurde abgewählt.<br />

Sein Nachfolger wurde wieder ein M<strong>an</strong>n<br />

des DFK, Jözef Swaczyna. Er sagte: „In<br />

den letzten Wochen wurde uns ein<br />

schneller Geschichtsunterricht erteilt.<br />

Über uns wurde in g<strong>an</strong>z Polen gesprochen".<br />

•<br />

Auch nach dem EU-Beitritt Polens<br />

müssen Autofahrer wissen: „Die Promillegrenze<br />

liegt bei 0,2. Auch geringfügige<br />

Überschreitungen können nach Angaben<br />

des Auswärtigen Amts mit Freiheitsstrafen<br />

geahndet werden. In Ortschaften<br />

gilt ein Tempolimit zwischen 5 Uhr<br />

und 23 Uhr von 50 km, in der Nacht 60<br />

km. Das Tempolimit auf L<strong>an</strong>dstraßen 90<br />

km außerhalb von Ortschaften, 100 km auf<br />

Schnellstraßen, 110 km auf vierbahnigen<br />

Schnellstraßen, 130 km auf Autobahnen.<br />

Jeweils 100 Meter vor und hinter Bahnübergängen<br />

gilt ein Halteverbot. Jeder Unfall<br />

ist der Polizei zu melden".<br />

Keine Minderung der militärischen<br />

Präsenz im Irak zu erwarten. Dies versicherte<br />

Verteidigungsminister Jerzy<br />

Szmajdzinski. Dies werde auf jeden Fall<br />

bis zum 31. J<strong>an</strong>uar 2005 gelten, allerdings<br />

unter der Bedingung, dass der Pl<strong>an</strong> für den<br />

Aufbau irakischer Sicherungskräfte einge<strong>halten</strong><br />

wird. „Die Gesamtkosten", so<br />

„Gazeta Wyborcza" in einer Meldung, „des<br />

Aufenthalts unserer Soldaten im Irak werden<br />

im Jahre 2004 308 Millionen Zloty (66,8<br />

Millionen Euro ) betragen. Diese Summe<br />

macht aber lediglich 2,5 Prozent des gesamten<br />

Etats des Verteidigungsministeriums<br />

aus" nach einem Wort des Verteidigungsministers.<br />

Die polnische Truppe<br />

kommt für Ausrüstung, Militärgerät und<br />

Personalkosten auf. Die USA bestreiten die<br />

Tr<strong>an</strong>sportkosten und diejenigen für den<br />

Aufenthalt sowie die Ausgaben für die Logistik.<br />

•<br />

Nur wenige Polen haben nach dem EU-<br />

Beitritt Arbeit im Ausl<strong>an</strong>d aufgenom-<br />

Polnisches<br />

men. Zuerst war von einer sehr regen Arbeitsaufnahme<br />

in Engl<strong>an</strong>d die Rede,<br />

denn viele Tausende waren nach Engl<strong>an</strong>d<br />

gezogen. Jetzt ist aber eine starke Ernüchterung<br />

eingetreten. Die <strong>Warschau</strong>er<br />

Zeitung „Rzeczpospolita" titelt „Ein kleiner<br />

Bach <strong>an</strong>statt einer großen Flut". „Es<br />

sollte eine große Ausreisewelle werden,<br />

aber nicht viele sind ausgereist. Innerhalb<br />

der ersten Monate nach der Öffnung der<br />

Grenzen waren etwa 50.000 Polen nach<br />

Engl<strong>an</strong>d gekommen. Den Berichten des<br />

Innenministeriums in London k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

jetzt jedoch entnehmen, dass lediglich<br />

7.000 Polen geblieben sind. Das Ausmaß<br />

der polnischen Ausreisen ist so niedrig,<br />

dass Großbrit<strong>an</strong>nien die Öffnung des Arbeitsmarktes<br />

auch weiterhin aufrecht er<strong>halten</strong><br />

wird. In den Bussen, die nach dem<br />

1. Mai nach Engl<strong>an</strong>d fuhren, saßen viele<br />

Menschen, die nicht einmal Englisch<br />

sprachen. Die Polen können auf Arbeit am<br />

Bau und als Babysitter zählen oder auch<br />

in Hotels, Bars und Restaur<strong>an</strong>ts Beschäftigung<br />

finden. Dabei verdient m<strong>an</strong><br />

600 bis 700 Pfund, die Miete beträgt jedoch<br />

350 bis 400 Pfund in einem Londoner<br />

Vorort. M<strong>an</strong> zieht daher vor, illegal zu<br />

arbeiten. Bereits vor dem 1. Mai zählte m<strong>an</strong><br />

in Großbrit<strong>an</strong>nien 100.000 illegal arbeitende<br />

Polen".<br />

•<br />

31,5 Milliarden Dollar werden in <strong>Warschau</strong><br />

als Wiedergutmachung von<br />

Deutschl<strong>an</strong>d gefordert. Ein Expertenteam<br />

von 18 Personen ist vom Stadtpräsidenten<br />

der polnischen Hauptstadt berufen<br />

worden. Ihm gehörten Juristen, Historiker,<br />

Architekten und Fachleute für Immobilienpreise<br />

<strong>an</strong>. Es liegen, so wird gemeldet,<br />

genaue Aufzeichnung vom Häuserbest<strong>an</strong>d<br />

der Stadt einschließlich des vor<br />

den Nationalsozialisten errichteten Gettos<br />

vor. „Wenn etwas komplett vernichtet wurde,<br />

müssen wir den ursprünglichen Wert<br />

feststellen. Die Untersuchungen werden<br />

einen Stichtagswert ergeben". Auch in Posen<br />

werden ähnliche Berechnungen über<br />

polnische Verluste erstellt. Und die Folgen,<br />

so muss gefragt werden ?!<br />

•<br />

Hohe Arbeitslosigkeit in Oberschlesien.<br />

Diese hat jüngst 20.2 Prozent betragen.<br />

Die Kreise Rosenberg und Krappitz<br />

schneiden am günstigsten ab, weil hier<br />

11,1 und 14 Prozent errechnet worden<br />

sind. Am schlimmsten sieht es im Kreis<br />

Neisse aus. Hier wird die Zahl der Arbeitslosen<br />

mit 31.4 Prozent <strong>an</strong>gegeben.<br />

•<br />

Gelder eines Polen in Uruguay fin<strong>an</strong>zieren<br />

den Sender „Maryja", von dem<br />

sich zwar die Kirche Polens dist<strong>an</strong>ziert hat,<br />

der aber vorgibt, dem katholischen Glauben<br />

zu dienen. Antisemitismus und <strong>an</strong>tideutsche<br />

Sendungen gehören zum Programm<br />

des vielgehörten Senders, der von<br />

einem Pater des Redemptoristen Ordens<br />

geleitet wird. SN


Schlesischte Nachrichten 17/2004 LESERBRIEFE / ZEITGESCHEHEN<br />

Ein offener Brief <strong>an</strong> unseren<br />

Bundespräsidenten und unseren<br />

Bundesk<strong>an</strong>zler<br />

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Köhler,<br />

sehr geehrter Herr Bundesk<strong>an</strong>zler<br />

Schröder,<br />

Mit Empörung habe ich Ihre Bemerkungen<br />

über uns Vertriebene bei Ihrem Besuch<br />

in <strong>Warschau</strong> zur Kenntnis genommen.<br />

Sie erweckten damit den Eindruck,<br />

als ob wir Vertriebenen einer deutsch-polnischen<br />

Verständigung im Wege stehen.<br />

Diese Äußerungen sind von keiner Sachkenntnis<br />

getrübt.<br />

Gerade die schlesischen, ostpreußischen<br />

und pommerschen Heimatkreise<br />

stehen seit dem Kriegsrecht in Polen in enger<br />

Verbindung mit den Menschen, die<br />

heute in ihrer Heimat leben. Unzählige<br />

Hilfsaktionen haben seitdem den polnischen<br />

und den wenigen deutschen Menschen<br />

in den ehemaligen deutschen Ostgebieten<br />

geholfen. Kr<strong>an</strong>kenhäuser, Sozialstationen<br />

und Kinderheime werden von<br />

Vertriebenen unterstützt. Viele Schulpartnerschaften<br />

und Städtepartnerschaften<br />

sind durch Vertriebene <strong>an</strong>geregt worden.<br />

Eine g<strong>an</strong>ze Reihe von Vereinen bemühen<br />

sich um den Erhalt des Kulturgutes in den<br />

ehemals ostdeutschen Provinzen. Die<br />

Mehrzahl der Vertriebenen ist nämlich der<br />

Meinung, dass eine Gemeinsamkeit in der<br />

EU nur durch Versöhnung und Verständigung<br />

erreicht wenden k<strong>an</strong>n, nicht durch<br />

einseitige Schuldbekenntnisse.<br />

Die ostdeutschen Heimatgruppen in der<br />

Bundesrepublik sind dabei auf einem guten<br />

Weg. Zerstören Sie diese Einsatzbereitschaft<br />

nicht durch negative Bemerkungen<br />

wie bei Ihren Besuchen in <strong>Warschau</strong>.<br />

Die Bundesregierungen haben seit<br />

1990 vermieden über wichtige Eigentumsfragen<br />

mit unseren polnischen<br />

Nachbarn offen zu sprechen, wie es ihre<br />

Sorgfaltspflicht gegenüber den vertriebenen<br />

Bundesbürgern geboten hätte. Wäre<br />

das erfolgt, hätte es eine preußische Treuh<strong>an</strong>d<br />

gar nicht zu geben brauchen und<br />

gute Völkerverständigung gibt es nur auf<br />

der Grundlage geschichtlicher Wahrheit.<br />

Und deshalb brauchen wir auch ein Zentrum<br />

gegen Vertreibungen und zwar in Berlin<br />

oder Görlitz, bestimmt nicht in Breslau<br />

oder <strong>Warschau</strong>, damit solche Vertreibungen<br />

nie wieder vorkommen können.<br />

Jutta Graeve-Wölbling, Schlesischer<br />

Kreis-, Städte und Gemeindetag<br />

Leserbrief<br />

Ist Schröder der K<strong>an</strong>zler aller<br />

Deutschen ?<br />

Nach dem Kniefall von Willy Br<strong>an</strong>dt nur<br />

noch eine tiefe Verneigung von Gerhard<br />

Schröder vor den Polen könnte doch einen<br />

Hoffnungsschimmer wecken, dass die<br />

deutschen Politiker zur aufrechten Haltung<br />

zurückfänden. Aber die <strong>an</strong>schließenden<br />

Worte waren mehr als eine Ohrfeige für das<br />

Deutsche Volk - ein Volk von Verbreefiern<br />

- und vor allem für die von Polen vertriebenen<br />

und ihrer Heimat und ihres Eigentums<br />

beraubten Deutschen und machten<br />

alle Hoffnungen auf eine vernünftige, für<br />

beide Seiten akzeptable, Lösung der noch<br />

immer bestehenden, ungelösten Probleme<br />

zunichte.<br />

Gerhard Schröder - der K<strong>an</strong>zler aller<br />

Deutschen - lehnt es ab, 15 Millionen Bürgern<br />

seines Volkes gegen <strong>an</strong> ihnen beg<strong>an</strong>genes<br />

Unrecht zu helfen und gibt damit<br />

vielen kleinen Verbrecherstaaten ein<br />

schlechtes Vorbild, indem er Unrecht belohnt<br />

und es - obwohl völkerrechtswidrig<br />

- politisch ohne Wiedergutmachungsforderungen<br />

und ohne jede Gegenleistung<br />

akzeptiert. Vertreibung und Völkermord<br />

lohnen sich also! Wozu gibt es in der so<br />

oft gelobten Europäischen Wertegemeinschaft<br />

Gesetze, Gerichtshöfe und tausende<br />

von Juristen, die alle nur um unser<br />

Wohl besorgt sind, wenn jeder kleine Fürst<br />

doch noch wie im Mittelalter tun k<strong>an</strong>n, was<br />

er gerade will? Und wenn d<strong>an</strong>n einige beherzte<br />

Deutsche den Mut haben zur<br />

Selbsthilfe, der Preußischen Treuh<strong>an</strong>d, zu<br />

greifen oder durch das Zentrum gegen Vertreibung<br />

auf unser Schicksal aufmerksam<br />

zu machen, d<strong>an</strong>n ist die eigene Regierung<br />

als erste vehement dagegen, - Denkmäler,<br />

die <strong>an</strong> deutsche Untaten erinnern, werden<br />

dagegen beinahe täglich eingeweiht.<br />

Liebe Schicksalsgefährten, sehen Sie<br />

nicht weiterhin zähneknirschend zu. Heizen<br />

Sie Ihren politischen Vertretern aller<br />

Parteien ein! So haben wir uns ein Europa<br />

der Vaterländer nicht vorgestellt!<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Hartm<strong>an</strong>n, Dachau<br />

Die Zukunft Schlesiens in einem größeren<br />

Europa - Ein Vortrag von Peter Großpietsch<br />

Obengen<strong>an</strong>nten Vortrag hielt der stellvertretende<br />

Bundesvorsitzende der<br />

L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien auf Einladung<br />

des Münchner Schlesiervereins am<br />

01.07.04 im hiesigen Haus des Deutschen<br />

Ostens. Hier eine kurze Zusammenfassung:<br />

Peter Großpietsch betonte, dass wir<br />

aufgrund unserer Abstammung verpflichtet<br />

sind, uns Ged<strong>an</strong>ken über die<br />

Zukunft Schlesiens <strong>an</strong>lässlich der EU-<br />

Osterweiterung zu machen. In Schlesien,<br />

besonders in Oberschlesien, leben<br />

noch viele Deutsche, für die die deutsche<br />

Bundesregierung leider wenig<br />

Interesse, geschweige denn Ver<strong>an</strong>twortung<br />

aufbringt. Ebenso ergeht es den<br />

Heimatvertriebenen. Dabei ist ausdrücklich<br />

darauf hinzuweisen, dass mit<br />

der EU-Osterweiterung viele Probleme<br />

für die alten Mitgliedsstaaten, besonders<br />

für Deutschl<strong>an</strong>d, entst<strong>an</strong>den<br />

sind. Bei den Neuaufnahmen wurde es<br />

nämlich versäumt, die Beitrittsländer auf<br />

ein europäisches Wertesystem zu verpflichten.<br />

So sind, vor allem in der Tschechei<br />

und Polen, die Vertreibungs- und<br />

Entrechtungsdekrete g<strong>an</strong>z oder großenteils<br />

weiterhin gültig. <strong>Trotz</strong> dieser eklat<strong>an</strong>ten<br />

Verletzung von Menschenrechten<br />

sollen diese Staaten durch die sogar<br />

noch steigenden EU-Beitragszahlungen<br />

Deutschl<strong>an</strong>ds immense Unterstützungssummen<br />

er<strong>halten</strong> und in diese<br />

fließen auch die Steuergelder der Vertriebenen<br />

und ihrer Nachkommen ein.<br />

Die maßlose Enttäuschung der Heimatverbliebenen<br />

und der Heimatvertriebenen<br />

verglich P. Großpietsch mit<br />

dem vergeblichen Hoffen der deutschen<br />

Delegation in Versailles, wo es trotz der<br />

vorgelegten 14 Punkte des amerik<strong>an</strong>ischen<br />

Präsidenten Wilson 1919 nur zu<br />

einem Diktatfrieden kam. Der Redner<br />

wies auf den römischen Rechtsgrundsatz<br />

hin: Ex iniuria ius non oritur (aus Unrecht<br />

entsteht kein Recht)<br />

Häufig wird ein Brückenschlag zwischen<br />

Deutschl<strong>an</strong>d und Polen vorgeschlagen.<br />

Eine Brücke aber muss von<br />

beiden Seiten gewollt und gebaut wer-<br />

7<br />

den. Doch es fehlt offensichtlich <strong>an</strong> einer<br />

offenen und ehrlichen Aufarbeitung und<br />

Zusammenarbeit auf der polnischen Seite.<br />

So wird etwa im dortigen Parlament von<br />

den „wiedergewonnenen Gebieten"<br />

(Schlesien) und von „ehemaligen Umsiedlern"<br />

(Heimatvertriebenen) gesprochen.<br />

Verschwiegen wird, z. B. in Schulbüchern<br />

und offiziellen Verlautbarungen,<br />

dass Schlesien 700 Jahre l<strong>an</strong>g urdeutsches<br />

L<strong>an</strong>d ist. Dem in der polnischen Verfassung<br />

ver<strong>an</strong>kerten Minderheitenschutz<br />

fehlt bis heute das zugehörige Ausführungsgesetz:.<br />

Der muttersprachliche<br />

Unterricht der Schüler entbehrt einer gesetzlichen<br />

Regelung, zweisprachige Ortsschilder<br />

werden nicht aufgestellt, deutsche<br />

Namen von Ortschaften, Bergen und Flüssen<br />

dürfen in dem deutschsprachigen<br />

„Schlesischen Wochenblatt" (Zensur!)<br />

nicht verwendet werden, auf dem Annaberg<br />

steht nur ein nationalistisches polnisches<br />

Mahnmal mit einer die deutschen<br />

Kämpfer verunglimpfenden Aufschrift etc.<br />

Nach Professor F. Scholz wird der<br />

„Rechtsbrecher als Rechtssetzender von<br />

der durch Fakten bestimmten Rechtsordnung<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt". Es kommt nur die<br />

„Staatsräson der Sieger" zum Machteinsatz.<br />

Zudem fehlt eine als selbstverständlich<br />

zu erwartende Solidarität der deutschen<br />

Regierung mit allen Deutschen, wie sie in<br />

<strong>an</strong>deren Nationen entsprechend vorzufinden<br />

ist.<br />

Dringend geboten ist eine Novellierung<br />

des deutsch-polnischen Vertrags vom<br />

17.06.91. Nur so lassen sich Verbesserungen<br />

für das Leben und die Rechtsgrundlagen<br />

der gesamten deutschen<br />

Volksgruppe in Schlesien schaffen und<br />

eine ehrliche Aufarbeitung der deutschpolnischen<br />

Verg<strong>an</strong>genheit bewältigen.<br />

Darauf sind unsere Bemühungen zu konzentrieren,<br />

so dass Schlesien in Europa<br />

die ihm zukommende, geschichtlich fundierte<br />

Bedeutung erhält und eine Zukunft<br />

erwarten k<strong>an</strong>n, die frei von Verletzungen<br />

der Menschenrechte und der Verbreitung<br />

von geschichtlichen Unwahrheiten ist.<br />

Christa Berndt


8<br />

Trauer um George von Gellhorn<br />

Bundesheimatgruppe Stadt und Kreis Strehlen und die Inselgruppe<br />

Strehlen /Herne trauert um ihren Ehrenvorsitzenden Herrn George<br />

von Gellhorn.<br />

Tiefbewegt mussten wir die Nachricht<br />

vom Tode unseres 1. Vorsitzenden und<br />

d<strong>an</strong>ach Ehrenvorsitzender Herrn George<br />

von Gellhorn, der nach schwerer<br />

Kr<strong>an</strong>kheit mit viel Geduld ertragen am<br />

24. Juli, <strong>an</strong> seinem Geburtstag, verstorben<br />

ist, zur Kenntnis nehmen.<br />

Wir alle Heimatgefährten sind alle<br />

schwer betroffen.<br />

Herr von Gellhorn hat sein Amt 1976<br />

übernommen. Er wurde Nachfolger<br />

von Herrn Adolf Rhode. Es war <strong>an</strong> dem<br />

14. Bundesheimaltreffen, 39 Jahre in<br />

Herne und 25 Jahre Patenschaft mit der<br />

Stadt Herne ein besonderer Anlass 1.<br />

Vorsitzender zu werden. Seine Kontak-<br />

Aktivitäten der Wetzlarer Schlesier<br />

Die W<strong>an</strong>dergruppe der Orts- und Kreisgruppe der Wetzlarer Schlesier feierte das traditionelle<br />

Honigessen. Es findet statt, sobald der erste Honig geschleudert ist. Geboten<br />

werden frische Butterbrötchen mit Honig, so viel jeder mag, dazu Kaffee. Das Foto zeigt<br />

die Zweitälteste der Gruppe, Elfriede Vietz, d<strong>an</strong>eben Imker und Kreisvorsitzender Gerhard<br />

Frost.<br />

Der Sinn dieser Gruppe ist, neben den üblichen Heimatnachmittagen, auch in der Natur,<br />

nach Herzenslust über <strong>an</strong>fallende Themen aus Politik, Haus und Garten, und wie es daheim<br />

war, zu sprechen. Die Gruppe findet Ankl<strong>an</strong>g und es gesellen sich immer wieder<br />

Schlesier dazu, die bis heut allein gewesen sind.<br />

Hinweis:<br />

Am 06. November 2004 ver<strong>an</strong>staltet die Stadt Wetzlar den „Tag des Ehrenamtes"<br />

mit Verleihung des Ehrenamtspreises der Stadt Wetzlar 2004.<br />

Verbunden damit ist auch ein Informationsst<strong>an</strong>d, der durch Mitglieder des Vorst<strong>an</strong>des<br />

besetzt wird.<br />

Wir wollen unter <strong>an</strong>derem Videos aus unserer Heimat Schlesien ,non stopp' zeigen<br />

und entsprechende Fragen be<strong>an</strong>tworten.<br />

LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE Schlesische Nachrichten 17/2004<br />

te zur Patenstadt Herne waren ihm immer<br />

sehr wichtig. Er hat sein Amt immer<br />

sehr ernst genommen. Besonders<br />

lagen ihm die Bewohner in seinem Geburtsort<br />

Ottwitz am Herzen.<br />

Wir d<strong>an</strong>ken Herrn George von Gellhorn<br />

für seine Bereitschaft sein Amt für<br />

Alle gut ausgefüllt zu haben.<br />

Die Erinnerung wird bleiben und seine<br />

Arbeit wird fortgesetzt.<br />

Unser Mitgefühl gilt seiner Gattin und<br />

der Familie. Wir alle von der BHG und<br />

die Inselgruppe trauern mit Ihnen.<br />

Abschied genommen wurde am 2.<br />

August in der Christus-Kirche in Münster-Wolbeck.<br />

Die Großfamilie<br />

unserer Schicksalsgemeinschaft<br />

erleben<br />

„Kein schöner L<strong>an</strong>d" erklingt, und auch<br />

wer nur mit Stock laufen k<strong>an</strong>n ist aufgest<strong>an</strong>den,<br />

die Hände nach beiden Seiten<br />

zu einer Kette verbunden. Die Rede ist vom<br />

Wallfahrtstag der 60 in der Heimat verbliebenen<br />

die aus Cosel und aus Waidenburg<br />

mit Bussen zum 95. Katholikentag<br />

in Ulm gekommen sind, sowie von<br />

L<strong>an</strong>dsleuten die in und um Ulm wohnen.<br />

Der Höhepunkt des Tages war ein doppelter:<br />

Die Segens<strong>an</strong>dacht am Nachmittag<br />

im barocken Marienmünster zu Zwiefalten<br />

mit innigem Gebet und Lied (zweisprachig)<br />

vor dem Gnadenbild und das<br />

Amt ebenfalls mit Weihrauch am Morgen<br />

in einer neuen und gleichzeitig traditionstreuen<br />

Dorfkirche der 80er Jahre mit<br />

<strong>an</strong>sprechenden, modernen Fenstern des<br />

oberschlesischen L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>ns selig Alfred<br />

Seidel (zuletzt Schorndorf), und d<strong>an</strong>n auch<br />

noch am Altar zwei frühere dortige Ortspfarrer<br />

Peter Wolff (aus Laub<strong>an</strong>) und Wolfg<strong>an</strong>g<br />

Gottstein (aus L<strong>an</strong>deshut). Ermöglicht<br />

hatten diesen Wallfahrtstag die Visitatur<br />

Breslau, der schlesische Adel und<br />

Spenden aus privater H<strong>an</strong>d.<br />

Die Fürstlich-Hohenzollnernsche<br />

Schlossverwaltung in Sigmaringen hatte<br />

das Ihre get<strong>an</strong>, dass es einen von vielen<br />

ersehnten Abstecher in die preußische Geschichte<br />

gab, der das durch die Jahrzehnte<br />

Kommunismus und die Unterdrückung der<br />

deutschen Verg<strong>an</strong>genheit bis heute so<br />

schmerzlich gedemütigte Selbstbewusstsein<br />

stärken konnte.<br />

Im Katholikentagsprogramm war für uns<br />

Heimatvertriebene und Aussiedler am<br />

Samstag, dem 19.6. ein allgemeiner Begegnungsabend<br />

mit Podiumsgespräch zu<br />

aktuellen Fragen vorgesehen und zuvor<br />

eine Pontifikalmesse .<br />

Uns Schlesiern tat besonders gut, dass<br />

uns für eine g<strong>an</strong>ze Stunde Prälat Winfried<br />

König zur Verfügung st<strong>an</strong>d, zusammen mit<br />

dem Rothenburger Diözes<strong>an</strong>vertriebenenseelsorger<br />

Albert Ciupke (aus Oberschlesien)<br />

und seinem Vize (aus Niederschlesien).<br />

Bei der Terminvorschau wurde auch<br />

nicht der Dreikl<strong>an</strong>g am Oktober<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g<br />

2004 vergessen: Am Freitag 1.10. eine Jubiläumsfeier<br />

in Grüssau (Interessenten<br />

wenden sich <strong>an</strong> den Verfasser), am Samstag<br />

2.10. ein Chortreffen in Bad Salzbrunn<br />

(Ver<strong>an</strong>stalter: DFK Waidenburg) und d<strong>an</strong>n<br />

am 3.10. das jährliche Hauptfest der ev<strong>an</strong>gelischen<br />

deutschen Schlesier zur Ernted<strong>an</strong>kfeier<br />

in der Liebfrauenkirche Liegnitz<br />

mit dem in Hamburg lebenden Initiator Pfr.<br />

i.R. Wolfg<strong>an</strong>g Meißler (Anmeldung bei ihm).<br />

Stärken wir uns gegenseitig den Rücken:<br />

Die Großfamilie trägt!<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Gottstein, Pfr. i.R.


Schlesische Nachrichten 17/2004 LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE<br />

Den Dialog über Schlesien mutig fortsetzen<br />

— Bericht über das L<strong>an</strong>destreffen 2004 in Pforzheim<br />

Bei wunderschönem Sommerwetter ging<br />

am 27. Juni 2004 in der Schwarzwald-Sängerhalle<br />

das 11. L<strong>an</strong>destreffen der badenwürttembergischen<br />

Schlesier - im wahrsten<br />

Sinne des Wortes - „über die Bühne".<br />

Die Vorbereitungen vor Ort wurden<br />

vornehmlich von den Pforzheimer Schlesiern,<br />

vor allem vom Gruppenvorsitzenden<br />

Joh<strong>an</strong>n Wyrwich und seiner überaus engagierten<br />

Ehefrau Maria, sowie von Ursula<br />

Schack, der nimmermüden und als „Seele<br />

der Pforzheimer Vertriebenen" bek<strong>an</strong>nten<br />

BdV-Kreisvorsitzenden, getragen.<br />

Bei soviel Einsatz konnte eigentlich nichts<br />

schief gehen, und es ging - bis auf zwei<br />

bedauerliche Unfälle mit Verletzungen -<br />

auch nichts schief. Durch ein ziemlich desolates<br />

Ver<strong>halten</strong> zeichnete sich allerdings<br />

die Mehrzahl unserer Kreis- und Ortsgruppen<br />

aus. Es hielten es nur 15 Gruppen<br />

(von insgesamt 40) für nötig, die erbetene<br />

Rückmeldung <strong>an</strong> die L<strong>an</strong>desgeschäftsstelle<br />

zu senden.<br />

<strong>Trotz</strong>dem war das L<strong>an</strong>destreffen 2004<br />

ein voller Erfolg. Die Schwarzwald-Sän-<br />

gerhalle war mit weit über 400 Teilnehmern<br />

so gut wie voll besetzt. Es herrschte eine<br />

heitere, familiäre und richtig schlesische<br />

Stimmung. Das gebotene Programm war<br />

ausgezeichnet. Das Fernsehen war da und<br />

sendete einen zwar kurzen, aber sehr positiven<br />

Bericht, und die Pforzheimer Zeitungen<br />

brachten <strong>an</strong> mehreren Tagen<br />

interess<strong>an</strong>t aufgemachte Schlesien-Beiträge.<br />

Bereits am Samstag vorher hatte sich<br />

der L<strong>an</strong>desvorst<strong>an</strong>d in Pforzheim eingefunden,<br />

um eine Sitzung abzu<strong>halten</strong> und<br />

zusammen mit dem Vorst<strong>an</strong>d der Schlesiergruppe<br />

Pforzheim <strong>an</strong> einem Empf<strong>an</strong>g<br />

der Stadt durch Oberbürgermeisterin<br />

Christel Augenstein teilzunehmen. Der<br />

L<strong>an</strong>desvorsitzende benutzte diese Gelegenheit,<br />

der Goldstadt Pforzheim den Abschluss<br />

einer kommunalen Partnerschaft<br />

mit einer schlesischen Stadt zu empfehlen.<br />

Das L<strong>an</strong>destreffen beg<strong>an</strong>n mit einem<br />

ökumenischen Gottesdienst, einfühlsam<br />

gestaltet von den Pfarrern Frieder Tempel<br />

Präsentation der „Computer-Füchse"<br />

Die „Oderländer Computer-Füchse" ver<strong>an</strong>stalteten<br />

am 5. Juni 2004 in der Mühlenstraße<br />

ihren Tag der offenen Tür.<br />

Interessierte Besucher der Präsentation<br />

der „Oderländer Computer-Füchse" waren<br />

Frau Ministerin der Justiz des Saarl<strong>an</strong>des<br />

Frau Spoerhase-Eisel, verschiedene<br />

lokale Politiker und Frau Schewell<br />

vom Bund der Vertriebenen.<br />

Die „Oderländer Computer-Füchse"<br />

sind ein Projekt der L<strong>an</strong>desgruppe Saar<br />

der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien, die in besonderer<br />

Weise Integrationsarbeit für<br />

Spätaussiedler leistet. Neben kulturellen<br />

und heimatpolitischen Ver<strong>an</strong>staltungen legt<br />

die L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft der Schlesier besonderen<br />

Wert auf die Integration von Kindern<br />

und Jugendlichen. Im letzten Jahr be-<br />

schloss der Vorst<strong>an</strong>d der L<strong>an</strong>desgruppe,<br />

im Bereich der Integrationsarbeit ein Projekt<br />

zu starten, das einerseits die Integration<br />

der Spätaussiedler-Kinder fördert<br />

und <strong>an</strong>dererseits deren Kenntnisse auf<br />

dem Gebiet der Nutzung von Computern<br />

forciert.<br />

Zurzeit haben die „Oderländer Computer-Füchse"<br />

etwa 25 Mitglieder ab 6 Jahren<br />

aufwärts. In zw<strong>an</strong>gloser Runde haben<br />

die Kinder jeden Samstag ab 10 Uhr die<br />

Gelegenheit ihre Kenntnisse in den Bereichen<br />

Hardware und Software zu erweitern.<br />

Bei der Unterweisung stehen fachkundige<br />

Väter mit Rat und Tat zur Seite.<br />

Interessierte Eltern und Kinder können<br />

sich gerne <strong>an</strong> Joachim Gerwald - Tel.<br />

06826/ 50800 - wenden.<br />

Jahresversammlung des L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>des<br />

der vertriebenen Deutschen<br />

Der L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>d der vertriebenen<br />

Deutschen in Schleswig-Holstein richtete<br />

seine Jahresversammlung am<br />

19.06.2004 im Gewerkschaftsheim in Kiel<br />

aus. Die Mitgliederbestände waren geschrumpft,<br />

trotzdem konnte die M<strong>an</strong>datsprüfungskommission<br />

noch 33 Stimmen<br />

zur L<strong>an</strong>desvertreterversammlung<br />

verzeichnen.<br />

Von der schlesischen L<strong>an</strong>desgruppe<br />

nahmen Herr Ruhm und von der Kreisgruppe<br />

aus Schleswig Rudi Wenzel <strong>an</strong> der<br />

L<strong>an</strong>desversammlung teil.<br />

von der ev<strong>an</strong>gelischen Kirche und Albert<br />

Ciupke von der katholischen Kirche, der<br />

auch in seiner Predigt die Vertreibung <strong>an</strong>sprach.<br />

Freilich wurde das Fehlen von Erzbischof<br />

Alfons Nossol aus Oppeln bedauert,<br />

der ursprünglich als Festredner zugesagt<br />

hatte, aber aufgrund einer Erkr<strong>an</strong>kung<br />

nicht teilnehmen konnte. Dafür<br />

wurde die Fest<strong>an</strong>sprache des Bundesehrenvorsitzenden<br />

Dr. Herbert Hupka mit<br />

großer Sp<strong>an</strong>nung erwartet, der trotz seines<br />

hohen Alters immer noch intensive<br />

Kontakte in Schlesien und im übrigen Polen<br />

pflegt und deshalb über viele interess<strong>an</strong>te<br />

Details zum deutsch-polnischen Verhältnis<br />

und zur Situation der deutschen<br />

Volksgruppe im heutigen Schlesien berichten<br />

konnte. Er mahnte die Beseitigung<br />

der noch bestehenden Mängel in den Beziehungen<br />

deutlich <strong>an</strong>, ließ aber auch keinen<br />

Zweifel dar<strong>an</strong>, dass jetzt die Zeit gekommen<br />

sei, diese Mängel in einem klaren<br />

und mutigen Dialog mit den Polen zu<br />

besprechen und ihre Behebung einzufordern.<br />

L<strong>an</strong>desvorsitzender Günther Zimmerm<strong>an</strong>n<br />

stellte in seinem Grußwort besonders<br />

die neue europäische Dimension<br />

Schlesiens heraus. Schlesien sei innerhalb<br />

der neuen Beitrittsstaaten die Region mit<br />

den meisten Minderheiten (Polen, Deutsche,<br />

Griechen, Litauer, Weißrussen und<br />

Ukrainer) und werde von der Wirtschaft<br />

g<strong>an</strong>z Europas heftig umworben. Die Euroregion<br />

Schlesien, die von Grünberg im<br />

Norden bis nach Troppau im Süden und<br />

von Kattowitz im Osten bis nach Reichenbach/Oberlausitz<br />

im Westen reicht,<br />

sei eine durchaus realistische Vorstellung.<br />

Dass die L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien<br />

mit ihren Gliederungen inzwischen als geachteter<br />

und zukunftsfähiger Verb<strong>an</strong>d gilt,<br />

war auch am Besuch der politischen Prominenz,<br />

wie Staatssekretären, Bundesund<br />

L<strong>an</strong>dtagsabgeordneten, zu erkennen.<br />

Auch das kulturelle Nachmittagsprogramm<br />

unter der Leitung von L<strong>an</strong>deskulturreferentin<br />

Helga Wüst f<strong>an</strong>d großen Ankl<strong>an</strong>g.<br />

Es wurde dominiert von den Auftritten<br />

der „Tworkauer Eiche", einer jugendlichen<br />

T<strong>an</strong>z- und Trachtengruppe aus<br />

Tworkau in der Nähe von Ratibor. Aber<br />

auch die „zusammengewürfelten" Schlesierchöre<br />

aus Heilbronn und Stuttgart, die<br />

gemeinsam unter der Leitung von H<strong>an</strong>na<br />

Keller schlesische Lieder vortrugen, f<strong>an</strong>den<br />

viel Beifall. Wolfg<strong>an</strong>g Prahl aus Ludwigsburg<br />

steuerte ein g<strong>an</strong>zes Päckel humorvoller<br />

Mundartvorträge bei und erntete<br />

dafür kräftigen Applaus.<br />

Im „Haus der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaften", einem<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d einmaligen Museum,<br />

in der Nähe der Sängerhalle gelegen, zeigte<br />

der der Pforzheimer Schlesiergruppe <strong>an</strong>gehörende<br />

Breslauer M<strong>an</strong>fred Vieback einige<br />

seiner großartigen Modelle. Die BdV-<br />

Kreisvorsitzende Ursula Schack wartete<br />

mit einer eindrucksvollen Ausstellung<br />

von Bildern des Malers Friedrich Iw<strong>an</strong> auf.<br />

...Viele Teilnehmer, die mit ihren Gruppen<br />

nach Pforzheim gekommen waren,<br />

konnten feststellen, dass die L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft<br />

Schlesien insgesamt eine nach wie<br />

vor sehr lebendige Org<strong>an</strong>isation ist.<br />

9


10 LANDSLEUTE / HAUS SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 17/2004<br />

„Ein Riss<br />

im Himmel"<br />

Annaberg zieht Schlesier in<br />

seinen B<strong>an</strong>n<br />

Vom Annaberg bei Haltern waren wiederum<br />

über Tausende Gläubige Wallfahrer,<br />

meist Schlesier, fasziniert. <strong>Trotz</strong> sehr großer<br />

Hitze pilgerten zum 59. Mal Heimatvertriebene,<br />

Aussiedler, vor allen Dingen<br />

Oberschlesier, aber auch Einheimische,<br />

aus nah und fern, zum Wallfahrtsort. Mit<br />

dem Ruf der Glocken vor Beginn des Gottesdienstes<br />

fühlte m<strong>an</strong> sich zu fast zu Hause,<br />

wie auf dem über 1200 km entfernten<br />

St. Annaberg in Oberschlesien. Das Pontifikalamt<br />

zelebrierte Weihbischof Dr. Josef<br />

Voß, gemeinsam mit dem Apostolischen<br />

Protonotar und Visitator für Priester<br />

und Gläubige aus dem Erzbistum Bres-<br />

lau, Prälat Winfried König und <strong>an</strong>deren<br />

Geistlichen Würdenträgern. Unter Ihnen,<br />

extra aus Oppeln <strong>an</strong>gereist, der Seelsorger<br />

der Deutschen Minderheit im Oppelner<br />

Schlesien, Pfarrer Wolfg<strong>an</strong>g Globisch.<br />

Auch zahlreiche Trachten- und B<strong>an</strong>nerträger<br />

waren erschienen.<br />

In seiner Predigt zog der Oberhirte eine<br />

Verbindung zwischen dem westfälischen<br />

S<strong>an</strong>kt Annaberg und dem S<strong>an</strong>kt Annaberg<br />

in Oberschlesien. Der Annaberg in Haltern<br />

k<strong>an</strong>n in diesem Jahr auf eine 350 jährige<br />

Tradition zurückblicken und stellt diese<br />

Tradition unter das Motto „Ein Riß im Himmel".<br />

Bischof Voß hat Erzbischof Dr. Alfons<br />

Nossol aus Oppeln zum Jubiläum eingeladen.<br />

Er habe schon zugesagt und wird<br />

am 10. Oktober das Pontifikalamt <strong>halten</strong>.<br />

Michael Ferber<br />

Karten und Stempel der Schlesiertreffen<br />

Heute: 2003<br />

In der nächsten Ausgabe:<br />

Bundestreffen der Breslauer in Köln,<br />

Pfingsten 1956 Aus der Sammlung Michael Ferber<br />

Haus Schlesien<br />

200. Jubiläumsausstellung des Museums<br />

für schlesische L<strong>an</strong>deskunde:<br />

Schlesisches Silber. Schätze der Silberwarenfabrik<br />

Julius Lemor, Breslau 1818-<br />

1945<br />

Wir laden herzlich ein zur Eröffnung am<br />

12.9. um 15.00 Uhr im Eichendorffsaal.<br />

Kunsth<strong>an</strong>dwerkliche Gegenstände<br />

aus Silber besitzen große Ausstrahlungskraft.<br />

Die Stadt Breslau war seit dem<br />

13. Jahrhundert ein wichtiges Zentrum für<br />

die besonders qualitätsvolle Produktion<br />

von Silberwaren. Eines der bedeutendsten<br />

Unternehmen in Breslau war bis zum Jahr 1945 die Silberwarenfabrik Julius Lemor,<br />

die 1818 gegründet worden war. In einer Entwicklung, die von der Einzel<strong>an</strong>fertigung<br />

bis zur industriellen Herstellung von Silberwaren höchster Qualität reichte, erlebte<br />

das Unternehmen einen ras<strong>an</strong>ten Aufstieg und wurde schließlich zur größten<br />

Silberwarenfabrik Ostmitteleuropas. Die Ausstellung, die mit dem Stadtmuseum Breslau/Wrodaw<br />

zusammen konzipiert worden ist, zeigt erstmals einen Querschnitt durch<br />

die gesamte Produktion.<br />

12. September - 14. November 2004<br />

Schlesische Museen zu Gast.<br />

Alte H<strong>an</strong>dwerkskunst aus dem Regionalmuseum Jauer<br />

- Ein Sammlungsquerschnitt.<br />

Wir laden herzlich ein zur Eröffnung am 12.9. um 15.00<br />

Uhr im Eichendorffsaal.<br />

Das Museum in Jauer/Jawor, ehemalige Hauptstadt eines<br />

mittelschlesischen Herzogtums, besitzt reichhaltige<br />

Sammlungen zur regionalen Kunstgeschichte sowie<br />

Zeugnisse des Gewerbefleißes der Zünfte. In der Restaurierungswerkstatt<br />

des Museums sind Denkmäler aus<br />

der Friedenskirche Jauer (UNESCO-Weltkulturerbe)<br />

restauriert worden. Mit der Ausstellung wird eine Reihe<br />

eröffnet, die schlesischen Museen die Gelegenheit zur Selbstdarstellung im Westen<br />

Deutschl<strong>an</strong>ds eröffnet.<br />

5. September bis 21. November 2004 Schlesien. L<strong>an</strong>d der Sehnsucht. Städte<br />

und L<strong>an</strong>dschaften.<br />

Fotos und Gemälde von Erika Young, München (Eichendorffsaal)<br />

Vemissage: Sonntag, 5. September, 15.00 Uhr<br />

Öffnungszeiten des Museums: Dienstag - Samstag, 10-12, 13-17 Uhr, Sonn- und<br />

Feiertage: 11-18 Uhr.<br />

HAUS SCHLESIEN - Museum für schlesische L<strong>an</strong>deskunde<br />

Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter-Heisterbacherrott, Tel.: 02244/886-0,<br />

E-Mail: museum@hausschlesien.de, Internet: www.hausschlesien.de


Schlesische Nachrichten 17/2004 LANDSLEUTE / KULTUR 11<br />

Es ist schon Tradition, dass m<strong>an</strong> im Mariendom<br />

zu Neviges (Stadtteil von Velbert)<br />

alljährlich die Mutter-Anna-Wallfahrt der<br />

Nieder- und Oberschlesier feiert. So<br />

konnte auch am Sonntag, 25. Juli 2004,<br />

wieder eine große Zahl der Pilger begrüßt<br />

werden, die aus dem gesamten Rheinl<strong>an</strong>d<br />

und Ruhrgebiet nach Neviges gekommen<br />

sind. Den Auftakt und zugleich den religiösen<br />

Höhepunkt der diesjährigen Wallfahrt<br />

bildete der zweistündige Festgottesdienst<br />

mit Abt em. Dr. Adalbert Kurzeja<br />

OSB, der in seiner ausgezeichneten<br />

Festpredigt die Einheit der Christen <strong>an</strong>mahnte<br />

und gleichzeitig die Wahrung und<br />

Beachtung der christlichen Werte im Eu-<br />

ropa forderte. Der Mariendom in Neviges<br />

war bis auf den letzten Platz gefüllt und<br />

die alten schlesischen Kirchenlieder wurden<br />

in allen Strophen innbrünstig gesungen.<br />

Später folgten u.a. Rosenkr<strong>an</strong>zgebet<br />

und eine feierliche Schlesische Marien<strong>an</strong>dacht<br />

mit sakramentalem Segen. Bei<br />

diesen religiösen Ver<strong>an</strong>staltungen war stets<br />

Alt em. Dr. Kurzeja OSB der Hauptzelebr<strong>an</strong>t<br />

und in der Konzelebration st<strong>an</strong>den<br />

Pater Rol<strong>an</strong>d Bramkamp OFM und Diakon<br />

Gerd Figaszewski. Abordnungen der<br />

Trachtenträger der Gruppen der Schlesischen<br />

und Oberschlesischen Jugend, der<br />

Gruppen der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien<br />

und der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft der Ober-<br />

„Ruhmeshalle" wurde zum Dom Kultury<br />

Gemeinsame Ausstellung Görlitzer Museen soll die Stadt<br />

vereinen<br />

Ein mutiges Unternehmen war es allemal,<br />

dass Museen in Görlitz-Ost und Görlitz-<br />

West gemeinsam eine Ausstellung in der<br />

ehemaligen Ruhmeshalle ver<strong>an</strong>stalten, die<br />

heute Dom Kultury heißt und im polnischen<br />

Teil der Stadt Görlitz liegt. Die Org<strong>an</strong>isatoren<br />

der Ausstellung „Unter der grünen<br />

Kuppel" sp<strong>an</strong>nten dabei einen Bogen über<br />

hundert Jahre. Die Ausstellung soll Gemeinsamkeiten<br />

aufzeigen trotz der politischen<br />

Teilung der Stadt und soll eine Aktion<br />

sein im Rahmen der Bewerbung von<br />

Görlitz als Kulturhauptstädt.<br />

Der Leiter des Schlesischen Museums<br />

in Görlitz, Dr. Markus Bauer erläuterte zu<br />

Beginn der feierlichen Eröffnung die inhaltlichen<br />

Schwerpunkte der Ausstellung.<br />

Die „Ruhmeshalle" wurde 1902 als Oberlausitzer<br />

Gedenkhalle errichtet. 1904 wurde<br />

das Haus mit dem Kaiser-Friedrich-Museum<br />

eröffnet und seit 1948 als Kulturhaus<br />

im nun polnischen Görlitz genutzt. Zum<br />

ersten Mal sind jetzt einige der kostbarsten<br />

Exponate des Kaiser-Friedrich-Museums<br />

wieder zu sehen, für einen Sommer<br />

sind sie in ihre ehemaligen Ausstellungsräume<br />

zurückgekehrt. Viele der Ex-<br />

ponate aber werden heute in polnischen<br />

Museen in <strong>Warschau</strong>, Breslau und Posen<br />

aufbewahrt. Nicht alle sind nach Görlitz<br />

„ausgeliehen" worden. Gemälde, Plastiken,<br />

archäologische Funde und Kunsth<strong>an</strong>dwerk<br />

berichten so von der deutschen<br />

Verg<strong>an</strong>genheit des Museums. Die polnische<br />

Geschichte des Kulturhauses dokumentieren<br />

nicht nur Fotos, Tondokumente<br />

und Plakate, sondern hochr<strong>an</strong>gige<br />

Werke der polnischen Kunst aus den<br />

letzten Jahrzehnten.<br />

Wenn viele Besucher der Eröffnungsfeier<br />

übereinstimmend von einer aussergewöhnlichen<br />

Ausstellung sprachen,<br />

d<strong>an</strong>n ist das nicht nur so daher gesagt.<br />

Was sich zur Zeit „Unter der grünen Kuppel"<br />

ereignet ist eine Probe auf die Belastbarkeit<br />

deutsch-polnischer Beziehungen<br />

in der geteilten Stadt Görlitz. „Denn<br />

die Fettnäpfchen in die m<strong>an</strong> treten k<strong>an</strong>n,<br />

stehen überall herum" meinte ein Besucher<br />

kritisch. In eines „plumbste" gleich<br />

der Bürgermeister von Görlitz-Ost, Miroslaw<br />

Fiedorowicz, als er in seiner Begrüßungs<strong>an</strong>sprache<br />

von der„Rückkehr<br />

in ein wieder gewonnenes L<strong>an</strong>d" sprach<br />

links: Die Geistlichkeit vor der Mutter-Anna-<br />

Figur im Mariendom zu Neviges<br />

Foto: Dami<strong>an</strong> Spielvogel<br />

schlesier sowie die Gruppe der Oberschlesischen<br />

Bergmänner NRW verw<strong>an</strong>delten<br />

den Altar zu einer bunten Übersicht<br />

der schlesischen Trachten und somit den<br />

Altarraum zum visuellen Heimatersatz. Die<br />

Oberschlesische Bergmänner haben sowohl<br />

während des Festgottesdienstes als<br />

auch am Domplatz mehrere Lieder gesungen,<br />

die mit sehr großem Beifall bedacht<br />

waren.<br />

Zwischen den einzelnen kirchlichen Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

wurde am dem Domplatz ein<br />

schlesisches Kirmesfest org<strong>an</strong>isiert, der<br />

sehr guten Ankl<strong>an</strong>g bei den Besuchern<br />

f<strong>an</strong>d. Neben Informationsst<strong>an</strong>d der<br />

Schlesischen Jugend in NRW konnte m<strong>an</strong><br />

die schlesische Volkskunst des Spitzenklöppelns<br />

kennen lernen oder sich der<br />

schlesischen Backerzeugnisse der Firma<br />

Müller oder auch der oberschlesischen<br />

Wurstprodukte der Fleischerei Struzina erfreuen.<br />

Unter den Pilgern konnte m<strong>an</strong> auch den<br />

Bundesvorsitzenden der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft<br />

Schlesien, Rudi Pawelka, seinen<br />

Stellvertreter Peter Großpietsch, den L<strong>an</strong>desvorsitzenden<br />

der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft der<br />

Oberschlesier, Eberhard Bullm<strong>an</strong>n, sowie<br />

den Alt-Bürgermeister Heinz Schemken<br />

ausfindig machen. Auch dieses Jahr<br />

spielte Marc-David Schwarz, Sohn oberschlesischer<br />

Eltern aus Solingen, meisterhaft<br />

<strong>an</strong> der Dom-Orgel.<br />

Wieder einmal hat die rege Zahl der Pilger<br />

bewiesen, dass für die meisten Schlesier<br />

der Glaube ein Teil der eigenen Identität<br />

ist. Dami<strong>an</strong> Spielvogel<br />

und damit vom östlichen Teil der geteilten<br />

Stadt.<br />

Diese Äußerung paßte so gar nicht in<br />

diese Ver<strong>an</strong>staltung, die eigentlich in<br />

eine gemeinsame Zukunft weisen sollte.<br />

Diese Äußerungen wurden von vielen deutschen<br />

und polnischen Besuchern als „unverschämt,<br />

sk<strong>an</strong>dalös und befremdlich"<br />

<strong>an</strong>gesehen, zumal der Görlitzer Oberbürgermeister<br />

Rolf Karbaum zuvor den mutigen<br />

Schritt, den polnische und deutsche<br />

Museumsleute, Kulturarbeiter und Politiker<br />

unternommen hatten, besonders <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte.<br />

Es war immerhin ein Wagnis, einen<br />

der bedeutendsten Monumentalbauten<br />

der wilhelminischen Zeit in den Mittelpunkt<br />

der Aufmerksamkeit zu rücken.<br />

Während der Generalkonsul der<br />

Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d in Breslau,<br />

Peter Ohr, diplomatisch die Äußerung von<br />

Bürgermeister Fiedorowicz überging,<br />

zeigte sich Dr. Markus Bauer beunruhigt:<br />

„Die Geschichte der Region darf nicht in<br />

der Kategorie Eroberung und Rückeroberung<br />

gesehen werden." Es war Kasimierz<br />

Woycicki, Direktor des polnischen Instituts<br />

in Leipzig, der öffentlich zu den Aussagen<br />

Fiedorowicz Stellung bezog: „Der vom<br />

Bürgermeister gebrauchte Begriff entstamme<br />

dem kommunistischen Ged<strong>an</strong>kengut<br />

und stimme einfach nicht, denn Polen<br />

lebten hier nie." SN


12 KULTUR / HEIMAT SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 17/2004<br />

Was sie über die schlesische Kultur wissen sollten<br />

WERNERSDORF - eine deutsche Dorfgründung<br />

im Riesengebirge von 1337<br />

Teill<br />

Folgende Urkunde vom 28. J<strong>an</strong>uar 1337<br />

gibt uns Aufschluss über den Ursprung der<br />

Gemeinde Wernersdorf, die „auf grünem<br />

Rasen", gleich von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> zu deutschem<br />

Recht ausgesetzt wurde. Sie lautet<br />

ins Hochdeutsche übertragen, so: „In<br />

Gottes Namen Amen! Wir Heinrich, von<br />

Gottes Gnaden Herzog von Schlesien, Herr<br />

von Fürstenberg und zu Jauer, tun kund<br />

ewiglich all denen, die nun sind und werden,<br />

dass wir unserem getreuen Diener<br />

Wernher, Bürger zu Hirschberg, haben<br />

rechtlich und redlich verkauft den Wald mit<br />

seinem Boden, der gelegen ist bei Petersdorf<br />

und Herm<strong>an</strong>nsdorf, da unsere<br />

Bürger zu Hirschberg Zimmer (d.h. Bauholz)<br />

innehaben, für <strong>an</strong>derthalb hundert<br />

Mark Groschen polnischer Zahl und leihen<br />

und geben diesen Wald dem vorgen<strong>an</strong>nten<br />

Wernher, seinen Erben und ihren<br />

Nachkömmlingen erblich mit allem Nutzen<br />

und Fruchtbarkeit ewiglich zu besitzen<br />

und mit diesem Walde zu tun und zu<br />

lassen und zu ihrem Frommen zu verwenden<br />

mit Ausroden, mit Besetzen, mit<br />

Verkaufen, mit Vertauschen, wie ihnen das<br />

am nützlichsten und am allerbesten füget.<br />

Dessen geben wir in diesem Briefe zu<br />

einem Bekenntnisse unseres Verkaufs, versiegelt<br />

mit unserem Wissen mit unserem<br />

Insiegel. Dies ist geschehen und dieser<br />

Brief ist gegeben zu Jauer am achten Tage<br />

nach St. Agneten. Tag nach Gottes Geburt<br />

tausend Jahr dreihundert in dem sieben<br />

und dreißigsten Jahre. Dessen Zeugen,<br />

dazu gerufen und gebeten: Herr Heinrich<br />

von Waldow, Herr Heinrich von Dith-<br />

TERMINE<br />

18. September 2004, 16.00 Uhr, L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft<br />

Schlesien & Eichendorffgilde<br />

Bonn, St. Remigius, Bonn, Ökumenischer<br />

Gottesdienst zum „Tag der Heimat"<br />

18. September 2004, 14.00 bis 17.00 Uhr:<br />

Tag der Heimat in Hoyerswerda im Saal<br />

der Sparkasse Elbtal-Westlausitz, Schloßplatz<br />

1. Mit vielen offiziellen Persönlichkeiten,<br />

dem Mädchenchor des Lessinggymnasiums<br />

und einer Akkordeongruppe.<br />

Im Anschluss Kr<strong>an</strong>zniederlegung auf der<br />

Kriegsgräberstätte in Nardt<br />

23. bis 27. September 2004: L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft<br />

Schlesien, Seminar in S<strong>an</strong>ktuarium<br />

Hl. Hyazinth in Groß Stein/Schlesien<br />

mersdorf, Herr Syffrit von Svenkinfe,<br />

Jenchi von den Redern, Syffrit von Rußindorf,<br />

Luppelt von Uechtritz, und Herr<br />

Joh<strong>an</strong>nes von Gleiwitz, unser L<strong>an</strong>dschreiber,<br />

der diesen Brief geschrieben hat.<br />

Diese Urkunde, die sich im Original in<br />

Reichsgräflich Schaffgot'schen Kameralamtsarchiv<br />

zu Hermsdorf (Kynast) bef<strong>an</strong>d<br />

und das herzogliche Fußsiegel mit<br />

Helmrückensiegel <strong>an</strong> roter Seidenschnur<br />

hing, zeigt uns deutlich, dass es sich hier<br />

um einen Verkauf ungerodeten S<strong>an</strong>des zu<br />

dem Zwecke h<strong>an</strong>delt, dass der Wald gerodet<br />

und darauf völlig neu „aus wilder<br />

Wurzel", wie m<strong>an</strong> auch sagte, ein deutsches<br />

Dorf errichtet werden soll. Als Gründer<br />

dieses Dorfes (locator), der auch zugleich,<br />

wie in Schlesien allgemein üblich,<br />

der Schulze der neu entst<strong>an</strong>denen Gemeinde<br />

geworden sein wird, tritt uns ein<br />

Hirschberger Bürger namens Werner entgegen.<br />

Damit ist die Rechtsgrundlage des<br />

deutschen Dorfes belegt. Der erste Gemeindeschulze<br />

Werner übte neben der<br />

Verwaltung auch die niedere Gerichts-<br />

Schlesischer Denkmaltag 2004<br />

Denkmäler gilt es zu erleben. Nur wer<br />

Denkmäler kennt, versteht ihre Geschichte.<br />

Jede intensive Beschäftigung<br />

lässt deren Bedeutung und Stellenwert<br />

steigen. Der jährliche „Tag des offenen<br />

Denkmals" ist eine gute Gelegenheit,<br />

Denkmäler persönlich kennen zu lernen<br />

und zu erleben.<br />

Erstmals wird der Europäische Denkmaltag<br />

2004 auch in Niederschlesien bei<br />

zahlreichen Denkmälern beg<strong>an</strong>gen. Unter<br />

Federführung von Haus Schlesien, Deutsches<br />

Kultur- und Bildungszentrum e.V.,<br />

beteiligen sich lokale Org<strong>an</strong>isationen, die<br />

am<br />

Samstag, den 18. und Sonntag, den<br />

19. September<br />

spezielle kostenfreie Führungen in<br />

deutsch und polnisch ohne Anmeldung <strong>an</strong>bieten.<br />

Die Zeiten sind so gewählt, dass<br />

der Besucher sich Routen zusammenstellen<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Die Auswahl der Denkmäler orientiert<br />

sich <strong>an</strong> dem diesjährigen polnischen<br />

Schwerpunktthema Holzarchitektur und industrielles<br />

Erbe sowie dem deutschen<br />

Motto „Wasser". Beteiligt sein werden u.a.<br />

die beiden schlesischen UNESCO-Welterbestätten,<br />

die Friedenskirchen Jauer<br />

und Schweidnitz, Kloster Leubus, die Zu-<br />

barkeit aus, die in alter Zeit mit dem Schulzenamt<br />

verbunden war. Dass auch die Gemeindeschulzen<br />

damals sehr <strong>an</strong>gesehene<br />

Leute waren, ergibt sich daraus, dass<br />

sie drei, fünf oder sieben <strong>an</strong> der Zahl auch<br />

als Beisitzer in den Hofgerichten das Amt<br />

eines Hofschöffen bekleiden konnten. Ja,<br />

ihre Bedeutung war insofern größer als die<br />

des Hofrichters, als nur sie, altem deutschem<br />

Recht entsprechend. Urteilsfinder<br />

waren, während der Hofrichter nur Urteilsleiter,<br />

also Verkünder ihres Spruches<br />

war.<br />

Konrad Werner (SN)<br />

Fortsetzung in der nächsten Ausgabe<br />

ckerfabrik Schweidnitz und die Schleusen<br />

Dyhernfurth, R<strong>an</strong>sern und Breslau Rosenthal<br />

(Bild).<br />

Gefördert wird das Vorhaben vom<br />

Sächsischen Staatministerium des Innern.<br />

Wer <strong>an</strong> diesem Wochenende in Schlesien<br />

weilt, oder dorthin reisen k<strong>an</strong>n, sollte sich<br />

die besonderen Führungen nicht entgehen<br />

lassen.<br />

Detaillierte Informationen:<br />

Haus Schlesien,<br />

Königswinter-Heisterbacherrott<br />

Tel.: 02244/88 60, Fax: 02244/88 62 30<br />

E-Mail: Museum@hausschlesien.de,<br />

Internet: www.hausschlesien.de<br />

und www.edd.com.pl<br />

s


Schlesische Nachrichten 17/2004 KULTUR / DE LIBRIS 13<br />

Neuerscheinung/Nachdruck bei<br />

der Martin Opitz Bibliothek<br />

Bin ich noch in<br />

meinem Haus?<br />

Die letzten Tage<br />

Gerhart Hauptm<strong>an</strong>ns<br />

berichtet von Gerhart Pohl<br />

Herausgegeben und<br />

mit einem Nachwort versehen<br />

von Günter Gerstm<strong>an</strong>n,<br />

Herne 2003 - ISBN 3-923371-24-1<br />

- 9,80 Euro<br />

Mit seinem Bericht über Gerhart Hauptm<strong>an</strong>ns<br />

letzte Lebenszeit nach den Katastrophen<br />

am Ende des Zweiten Weltkrieges-zwischen<br />

der Zerstörung Dresdens,<br />

der Flucht von Millionen aus dem Osten<br />

und der einsetzenden Vertreibung - bis<br />

zum schweren Sterben des Dichters am<br />

6. Juni 1946 auf seinem „Wiesenstein" in<br />

Agnetendorf (Riesengebirge) ist Gerhart<br />

Pohl eine Darstellung gelungen, der Carl<br />

Zuckmayer die „Echtheit und Wahrheit"<br />

bescheinigt. Sie k<strong>an</strong>n als die geschlossenste<br />

im „Finale" von Schlesiens größtem<br />

Dichter <strong>an</strong>gesehen werden. In Pohls<br />

Aufzeichnungen durchdringen Lebensgeschichte<br />

und Zeitgeschichte ein<strong>an</strong>der,<br />

vollzieht sich das schwere Sterben des<br />

großen Dichters der „Weber" mit der fortschreitenden<br />

Rechtlosigkeit und der Austreibung<br />

der meisten Schlesier. Gerhart<br />

Pohl vermeidet dabei ein Abgleiten in Klischees<br />

und einseitige Schuldzuweisungen;<br />

er liefert dafür das treffende Resümee auf<br />

die Ereignisse. Für ihn ist es ein „Anschlag<br />

auf das Menschenrecht der Heimat". Seine<br />

Verzweiflung ist nicht geringer als die<br />

Hauptm<strong>an</strong>ns.<br />

Mit seinem Buch hat Gerhart Pohl, 1902<br />

im niederschlesischen Trachenberg geboren<br />

und ab 1932 bis zum Kriegsende in<br />

Wolfshau (Riesengebirge) - also in „Nachbarschaft"<br />

des von ihm hoch verehrten<br />

Dichters - <strong>an</strong>sässig, in der Form des Sachberichts<br />

mit tiefer Eindringlichkeit ein gültiges<br />

Stück deutscher Leidenshistorie und<br />

deutscher Literaturgeschichte geschrieben.<br />

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach<br />

dem erstmaligen Erscheinen des Titels legt<br />

Günter Gerstm<strong>an</strong>n, der Pohl noch persönlich<br />

k<strong>an</strong>nte, eine Neuauflage vor, die<br />

durch ein kommentierendes Nachwort den<br />

aktuellen Bezug zu vermitteln versteht. Die<br />

geschilderten Vorgänge sind heute nicht<br />

minder ergreifend als bei Erscheinen der<br />

Erstauflage. Die Neuauflage wird möglich<br />

durch das freundliche Einverständnis der<br />

Erben des verstorbenen Autors.<br />

Das Werk k<strong>an</strong>n über den Buchh<strong>an</strong>del<br />

oder direkt bei der Stiftung Martin-Opitz-<br />

Bibliothek bezogen werden.<br />

Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek<br />

Berliner Platz 5 - 44623 Herne<br />

Tel. 02323/16-2106<br />

information.mob@herne.de<br />

www.martin-opitz-bibliothek.de<br />

Armin Müller<br />

Die Erinnerung: <strong>an</strong> seine Herkunft, <strong>an</strong> das<br />

L<strong>an</strong>d seiner Kindheit und Jugend, die Heimat<br />

so vieler bedeutender Dichter hat den<br />

„malenden Poeten" Armin Müller, der aus<br />

Schweidnitz stammt und am 25. Oktober<br />

verg<strong>an</strong>gener Jahres seinen 75. Geburtstag<br />

beging, nie losgelassen, Spuren davon<br />

zeigen sich in vielen seiner Bücher -<br />

so in seinem Rom<strong>an</strong> „Der Puppenkönig<br />

und ich" (Bergstadtverlag) und g<strong>an</strong>z besonders<br />

auch in dem jüngst veröffentlichten<br />

B<strong>an</strong>d „Meine schlesischen Gedichte",<br />

diese leisen Töne voller Sehnsucht,<br />

diese „Spuren, die du suchst....".<br />

Dafür steht auch das „Grab des Vaters"<br />

auf dem Friedhof der Friedenskirche in<br />

Schweidnitz - das wohl symbolträchtigste<br />

Bild Müllers, eine ergreifende Reflexion<br />

der erinnerten und erlebten Heimat. Selten<br />

hat der „malende Dichter" aus<br />

Schweidnitz seine tiefinnerliche Beziehung<br />

zu seinem Heimatort so „in sprechende<br />

Farben" komponiert! „Hier gibt es nur einen<br />

Weg und nur ein Ziel", wie eine Kunst-<br />

historikerin festgestellt hat. „Unauslöschbar<br />

sind für Armin Müller die Erinnerungsbilder<br />

<strong>an</strong> die feierliche Stimmung<br />

von kirchlichen Festtagen."<br />

Aus Anlass einer polnischen UNESCO-<br />

Tagung in Schweidnitz wurde in der Friedenskirche<br />

zu Schweidnitz von Armin Müller<br />

eine Ausstellung seiner Bilder eröffnet,<br />

<strong>an</strong> der der „malende Poet" teilnahm. Es<br />

ist bereits die zweite Ausstellung, mit der<br />

die Stadt, die ihn zu seinem 75. Geburtstage<br />

zum Ehrenbürger ern<strong>an</strong>nt hat, Armin<br />

Müller ihre Reverenz erweist. Armin Müller<br />

sieht darin ein Beispiel für gute partnerschaftliche<br />

Beziehungen zwischen<br />

Deutschl<strong>an</strong>d und Polen, für einen unvoreingenommenen<br />

Dialog.<br />

Kürzlich erschien von Armin Müllers Rom<strong>an</strong><br />

„Der Puppenkönig und ich" auch eine<br />

polnische Übersetzung („Lalkarz König i<br />

ja"). Aus diesem Anlass erklärte der heute<br />

in Weimar <strong>an</strong>sässige Maler-Poet Armin<br />

Müller: „Heimat ist mehr als das Echo der<br />

Kindheit... In uns leben nicht nur Erinnerungen,<br />

die wir selber haben. Da ist auch<br />

das, was wir m<strong>an</strong>chmal nur noch leise hören.<br />

Rufe aus der Tiefe der Geschichte, Lieder,<br />

die unsere Großmütter<br />

gesungen haben.<br />

Legenden und<br />

Märchen. Anblicke, die<br />

mich nie verlassen<br />

werden.... Es ist mir, als<br />

kehre ich auf meine<br />

Weise, mit Bildern und<br />

Büchern, in diese Wälder<br />

zurück."<br />

Günter Gerstm<strong>an</strong>n<br />

In der nächsten Ausgabe<br />

der Schlesischen<br />

Nachrichten lesen Sie<br />

ein Interview, das Günter<br />

Gerstm<strong>an</strong>n mit Armin<br />

Müller geführt hat.<br />

Von der Dampfmaschine zur Eisenbahn<br />

ßildquellen und Dokumente zur Frühindustrialisierung Oberschlesiens<br />

1780 -1860<br />

Gemeinschaftsausstellung mit dem<br />

Bergbaumuseum Hindenburg<br />

5. September bis<br />

7. November 2004<br />

Oberschlesisches L<strong>an</strong>desmuseum<br />

in Ratingen - Eröffnung:<br />

Sonntag 5. 9. 2004,11.00 Uhr<br />

Nach der Eroberung Schlesiens durch<br />

Preußen unter Friedrich II. in den drei schlesischen<br />

Kriegen (1740 -1763) entwickelte<br />

sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

in Oberschlesien auf der Grundlage<br />

reicher Bodenschätze <strong>an</strong> Galmei,<br />

Steinkohle und Eisenerz nicht zuletzt durch<br />

zielstrebige staatliche Förderung eine<br />

der industriell fortschrittlichsten Regionen<br />

der preußischen Monarchie und das bedeutendste<br />

schwerindustrielle Revier in<br />

Ostmitteleuropa. Seinen großen Aufschwung<br />

erlebte es Ende des 19. Jahrhunderts<br />

durch die Wechselwirkung von<br />

allgemeinem wirtschaftlichen und technischen<br />

Fortschritt mit Bedarf <strong>an</strong> Massenenergie,<br />

der Anbindung des Raumes <strong>an</strong><br />

das europäische Eisenbahnnetz und dem<br />

Bedarf für die Rüstung.<br />

Im Mittelpunkt steht die Erschließung<br />

von Bildquellen aus dem 1769 gegründeten<br />

„Oberbergamt" Breslau" (OBB), die<br />

sich heute im Bergbaumuseum Hindenburg<br />

befinden.<br />

Stiftung Haus Oberschlesien<br />

Bahnhofstraße 62<br />

40883 Ratingen-Hösel<br />

Öffnungszeiten:<br />

außer Montags 11-17 Uhr


14 DE LIBRIS Schlesische Nachrichten 17/2004<br />

Informationen und Erklärungen<br />

Brigitte Jäger-Dabek: Polen. Eine<br />

Nachbarschaftskunde für Deutsche.<br />

Christoph Links Verlag Berlin,<br />

2003, 254 S., 15,90 Euro.<br />

Brigitte Jäger-Dabek stellt sich im Buchumschlag<br />

als Optiker-Meisterin und Journalistin<br />

vor, aufgewachsen in Hamburg.<br />

Zahlreiche Reisen in Europa und in die weite<br />

Welt werden erwähnt, seit Beginn der<br />

journalistischen Tätigkeit "Spezialgebiet<br />

Osteuropa". In vielen Artikeln, wie der Rezensent<br />

als Leser gern bestätigt, zeichnet<br />

sie sich durch aktuelle Berichterstattung<br />

vornehmlich über Polen auch deswegen<br />

aus, weil sie die ohnehin leider sparsame<br />

Nachrichtenvermittlung über unseren<br />

Nachbarn Polen aus eigener Kenntnis und<br />

aufgrund der Beherrschung des Polnischen<br />

kenntnisreich ergänzt. Jetzt sollte<br />

es ein Buch der "Nachbarschaftskunde für<br />

Deutsche" werden. Verw<strong>an</strong>dtschaft nach<br />

Polen, Heirat eines Polen, von dem m<strong>an</strong><br />

sich aber, wie mitgeteilt wird, wieder getrennt<br />

hat, wiederholt Besuche in Polen.<br />

Ärger und Streit gegen so viele leicht widerlegbare<br />

Stereotypen, das Desinteresse <strong>an</strong><br />

unserem östlichen Nachbarl<strong>an</strong>d haben sie<br />

zum Schreiben ver<strong>an</strong>lasst, geradezu gezwungen.<br />

Der historische Teil ist am kürzesten<br />

ausgefallen, zwei Drittel des Textes füllen<br />

Zeitgeschichte und die unmittelbare<br />

Gegenwart, wobei die bevorstehende<br />

und nunmehr vollzogene Zugehörigkeit zur<br />

Europäischen Union deutlich akzentuiert<br />

wird. Da die Geschichte gleichsam im Zeitraffer<br />

vorgetragen wird, was dem unbef<strong>an</strong>genen<br />

Leser Recht sein mag, werden<br />

einige Oberflächlichkeiten und Ungenauigkeiten<br />

in Kauf genommen. Da und dort<br />

stößt m<strong>an</strong> leider auf Beschönigungen.<br />

Dass sich das neu erst<strong>an</strong>dene Polen Vilnius<br />

(Wilna) in einem militärischen H<strong>an</strong>dstreich<br />

<strong>an</strong>eignete, wird vergessen, dafür<br />

aber festgestellt, dass eine Volksabstimmung<br />

die Annektion bestätigt habe. Zum<br />

TERMINE<br />

26. September 2004 ab 11.00 Uhr: Tag<br />

der Heimat in der Liederhalle-Hegelsaal<br />

in Stuttgart<br />

29. September 2004, 18.00 Uhr: 1 60 Jahre<br />

Kirche W<strong>an</strong>gim Schlesischen Riesengebirge<br />

- seit 28. 7. 1 844 ein Stück Norwegen<br />

im Reiche Rübezahls. Schlesischer<br />

Kulturkreis München, Raethenhaus, Luisenstraße<br />

27. Eintritt frei! Freiwillige<br />

Spende und zur Fin<strong>an</strong>zierung des Saales<br />

ein gewisser Verzehr erbeten!<br />

Liebe Cleiwitzer aus Stadt und L<strong>an</strong>d! Wir<br />

hoffen und freuen uns, dass wir uns alle<br />

froh vereint in unserer Patenstadt Bottrop<br />

zum 21- Gleiwitzer Heimattreffen am 23.<br />

und 24. Oktober 2004 wiedersehen werden.<br />

Schicksal Oberschlesiens wird behauptet,<br />

dass die Teilung Oberschlesiens trotz des<br />

deutschen Sieges bei der Abstimmung<br />

1921 und entgegen dem Selbstbestimmungsrecht<br />

zum Schaden und Leidwesen<br />

Polens geteilt worden sei! Die Vertreibung<br />

der Deutschen, die zwar so gen<strong>an</strong>nt wird,<br />

liest sich wie folgt: „Aus den verlorenen<br />

Ostgebieten wurden 1,5 Millionen Polen<br />

zw<strong>an</strong>gsausgesiedelt.... Sie alle wurden<br />

überwiegend in den nach Flucht und Vertreibung<br />

menschenleeren, bis dahin deutschen<br />

Regionen <strong>an</strong>gesiedelt".<br />

Die persönlichen Konflikte und wiederholten<br />

Begegnungen vermitteln dem<br />

Buch eine wohltuende Frische, aber d<strong>an</strong>n<br />

stößt m<strong>an</strong> auf in braver Absicht hingeschriebene<br />

Sätze, die einen staunen machen<br />

und wundern. So heißt es, nachdem<br />

die Autorin in einer polnischen Familie einen<br />

Brief, der aus dem deutschen Konzentrationslager<br />

gekommen war, übersetzt<br />

hatte: „Wir stellten (in der polnischen Gesellschaft)<br />

fest, dass nur mein deutschstämmiger<br />

polnischer Freund und ich unsere<br />

Großväter gek<strong>an</strong>nt hatten, die Großväter<br />

der Polen waren allesamt in deutschen<br />

Konzentrationslagern ermordet<br />

worden oder gefallen". Was sollen solche<br />

mit "allesamt" schnell zu Papier gebrachten<br />

Verallgemeinerungen!<br />

Was gleichsam in Fortsetzung der journalistischen<br />

Arbeiten über die inneren Zustände<br />

des heutigen Polens ausführlicher<br />

und auch aufgrund persönlicher Inau-<br />

genscheinnahme ausgebreitet wird, ist ein<br />

Gewinn. In diesen Kapiteln erfährt der Leser<br />

Wissenswertes über Politik und Wirtschaft,<br />

den Sender "Maryja" mit seinen unheilvollen<br />

Wirkungen und den Fall Jedwabne<br />

<strong>an</strong>gesichts eines polnischen Antisemitismus.<br />

Verspielt hingegen und<br />

nichts Neues offenbarend die gegensätzlichen<br />

Nationaltypen J<strong>an</strong> Kowalski und<br />

H<strong>an</strong>s Schmidt. Gern sei <strong>an</strong>gemerkt, dass<br />

die kollektiven Verhaftungen von Deutschen<br />

nach Kriegsende und die Leiden in<br />

nunmehr polnischen Konzentrationslagern,<br />

Beispiel Lamsdorf wird ausdrücklich erwähnt,<br />

als Fakten aus der Nachkriegszeit<br />

mitgeteilt werden. Um so aktuell wie möglich<br />

zu sein, wird auch, hart verurteilend,<br />

Harald Schmidt mit seinen Polenwitzen im<br />

Fernsehen vorgeführt.<br />

Um das Buch h<strong>an</strong>dsamer zu machen,<br />

werden zum Schluss elf „Kontaktadressen<br />

in Polen", über Internet zu erreichen,<br />

<strong>an</strong>gegeben. Verwunderlich, dass deutsche<br />

Ortsnamen plötzlich nur in polnischer Fassung<br />

erscheinen und auf der mitgegebenen<br />

L<strong>an</strong>dkarte zwar alle Ortsnamen nur in<br />

der polnischen Sprache erscheinen, aber<br />

Oswiecim als Auschwitz auch in deutscher<br />

Sprache.<br />

Sicher weiß jeder Benutzer dieses Buches<br />

nach der Lektüre mehr und besser<br />

Bescheid über unseren Nachbarn Polen,<br />

aber ein gewichtiges Buch mit g<strong>an</strong>z neuen<br />

Aussagen ist es nicht geworden. Die<br />

journalistischen Arbeiten von Brigitte Jäger-Dabek<br />

möchten wir allerdings nicht<br />

missen.<br />

Herbert Hupka<br />

"Walhalla" im Breslauer Rathaus<br />

Maciej Lagiewski: Große Breslauer.<br />

Die Galerie der Büsten im Breslauer<br />

Rathaus. Muzeum Miejski<br />

Wroclawia. Breslau (Wroclaw),<br />

2004, 75 S. 20 Zloty (5 Euro)<br />

Buch ist über die Galerie im Rathaus<br />

zu erwerben.<br />

In der Einleitung zum Katalog greift Dr.<br />

Maciej Lagiewski, Direktor der städtischen<br />

Museen von Breslau, das Wort "Walhalla"<br />

auf und verweist auf „die bek<strong>an</strong>nteste<br />

deutsche Walhalla in Bayern am Ufer<br />

der Donau, östlich von Regensburg". „In<br />

den sk<strong>an</strong>dinavischen und germ<strong>an</strong>ischen<br />

Ländern werden diese Erinnerungsstätten<br />

'Walhalla' gen<strong>an</strong>nt". 1997 wurden sieben<br />

Büsten in der Bürgerhalle des Rathauses<br />

zum ersten Mal vorgestellt, nachdem<br />

bereits ein Jahr zuvor aus Anlass seines<br />

50. Todestages (6. Juni 1946) eine<br />

Büste von Gerhart Hauptm<strong>an</strong>n aufgestellt<br />

worden war. Eine kritische Anmerkung:<br />

Als für die Walhalla bei Regenstauf die<br />

Aufstellung einer Büste von Gerhart<br />

Hauptm<strong>an</strong>n dem bayerischen Kulturministerium<br />

vorgeschlagen wurde, lehnte<br />

m<strong>an</strong> dies ab.<br />

In Breslau hat m<strong>an</strong> die Galerie der Berühmtheiten<br />

mit den Büsten neben dem<br />

„erstgeborenen" Gerhart Hauptm<strong>an</strong>n mit<br />

Adolph von Menzel, Ferdin<strong>an</strong>d Lassalle,<br />

Edith Stein, Karl von Holtei, Max Born und<br />

Joh<strong>an</strong>nes von Mikulicz-Radecki, dem<br />

berühmten Chirurgen der Breslauer Universität,<br />

eröffnet. Ein wenig spöttisch wurde<br />

d<strong>an</strong>n in Breslau kolportiert: Wenigstens<br />

einer der Geehrten hat einen polnisch klingenden<br />

Namen! Heute sind es zw<strong>an</strong>zig<br />

Büsten, die in einem Katalog vorgestellt<br />

werden und im Rathaus zu sehen sind.<br />

(Öffnungszeiten, täglich außer montags<br />

und dienstags jeweils von 11 bis 17 Uhr,<br />

sonntags von 10 bis 18 Uhr).<br />

Unter den 20 Büsten, stets aus schlesischem<br />

Marmor hergestellt, von Bildhauern,<br />

die zum Schluss des Kataloges<br />

kurz charakterisierend gen<strong>an</strong>nt werden,<br />

befinden sich, sucht m<strong>an</strong> nach der Nationalität<br />

sechs Polen und 14 Deutsche.<br />

Eröffnet wird die Galerie mit der bayerisch<br />

gebürtigen Herzogin Hedwig, der Heiligen<br />

Hedwig. Die Büste wurde 2002 aufgestellt,<br />

800 Jahre nach der Klostergründung in<br />

Trebnitz 1202. Gleich nach ihr folgt ihr Gemahl,<br />

Herzog Heinrich I., der Bärtige. Und<br />

d<strong>an</strong>n gibt es chronologisch einen großen<br />

Sprung ins 18. Jahrhundert, indem die<br />

Büste von Carl Friedrich L<strong>an</strong>gh<strong>an</strong>s 1732<br />

in L<strong>an</strong>deshut geboren, 1808 in Breslau gestorben,<br />

folgt.<br />

Von den Medizinern und Naturwissenschaftlern<br />

werden geehrt der Chemiker


Sehlesische Nachrichten 17/2004 DE LIBRIS / VERMISCHTES 15<br />

und Nobelpreisträger Fritz Haber, der Dermatologe<br />

und Kunstmäzen Albert Neisser,<br />

Ludwig Hirszfeld, in <strong>Warschau</strong> geboren,<br />

bereits 1945 in Breslau tätig, ein bedeutender<br />

Immunologe, und Wiktor Bross, in<br />

der seinerzeitigen Provinz Posen geboren,<br />

in Breslau seit den 50er Jahren als Herzchirurg<br />

arbeitend, 1994 in Kattowitz gestorben.<br />

Von den berühmten in Breslau<br />

versammelten Deutschen seien noch August<br />

Borsig, Theodor von Gosen und Andreas<br />

Anderssen nachgetragen. Mit diesen<br />

Namen werden nicht allzu viele Deutsche<br />

und auch Polen gleich etwas Besonderes,<br />

der Erinnerung Würdiges verbinden.<br />

In den jeweils zu den Büsten veröffentlichten<br />

Texten, zwei bis vier Seiten,<br />

ist zu Andreas Anderssen zu erfahren, dass<br />

er der erste Schachweltmeister aus den<br />

50er Jahren des 19. Jahrhunderts (1818<br />

in Breslau geboren, 1879 in Breslau gestorben)<br />

gewesen ist. In der Unterzeile<br />

heißt es: „Büste gestiftet von dem Nieder-<br />

schlesischen Schachverb<strong>an</strong>d im Jahre<br />

1999"; offenbar eine polnische Gemeinschaft.<br />

Unter den fünf Polen gibt es auch eine<br />

vergleichbare Ausnahmepräsenz mit der<br />

Ehrung der Bergalpinistin W<strong>an</strong>da Rutkiewicz,<br />

1943 in Litauen geboren, von einer<br />

Bergtour im Himalaja 1992 nicht mehr zurückgekehrt.<br />

Um auch vollständig zu berichten, müssen<br />

noch die Büsten des Malers Eugeniusz<br />

Geppert und Henryk Tomaszewski,<br />

Gründer des weithin bek<strong>an</strong>nt gewordenen<br />

P<strong>an</strong>tomimentheaters in Breslau, 1919 in<br />

Posen geboren, 2001 in Breslau gestorben,<br />

gen<strong>an</strong>nt werden. Zum Maler Geppert<br />

ist verzeichnet, dass er 1890 in Lemberg<br />

geboren ist und sehr eng mit dieser Stadt<br />

verbunden war, bis er 1946 nach Breslau<br />

kam, um „das Kunstgeschehen in Breslau<br />

wieder zu org<strong>an</strong>isieren".<br />

Sicher fällt es einem nicht schwer, noch<br />

m<strong>an</strong>chen Namen von Berühmtheiten zu<br />

Spazierg<strong>an</strong>g im Internet hatte seine Folgen<br />

Erfolgreicher Protest<br />

gegen Geschichtsfälschung<br />

Ein Bericht von Götz B. Pfeiffer, Am alten Sportplatz 25 in 86415 Mering<br />

Es beg<strong>an</strong>n, als ich im Mai 2002 mal wieder<br />

im Internet durch Laub<strong>an</strong> spazierte.<br />

Dabei, ich traute kaum meinen Augen, las<br />

ich doch dort eine alte kommunistische Parole.<br />

Da st<strong>an</strong>d doch tatsächlich: Im Zentrum<br />

des Platzes des 3. Mai befindet sich<br />

ein Felsblock, der <strong>an</strong> die Rückkehr des<br />

Laub<strong>an</strong>er L<strong>an</strong>des zum Mutterl<strong>an</strong>d nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg erinnert.<br />

„Dagegen muss etwas unternommen<br />

werden", war mein erster Ged<strong>an</strong>ke, „denn<br />

Laub<strong>an</strong> gehörte nie zum polnischen Mutterl<strong>an</strong>d,<br />

sondern war bis zum Kriegsende<br />

eine deutsche Stadt in Niederschlesien".<br />

Zur Stadtverwaltung zu gehen hielt ich<br />

nicht für sinnvoll. Auch meine Freunde<br />

wollte ich nicht behelligen, denn sie leben<br />

in Laub<strong>an</strong> und sollten keine Schwierigkeiten<br />

durch mich bekommen. D<strong>an</strong>n fiel<br />

mir ein Sammler alter Laub<strong>an</strong>er Sachen<br />

ein. Er riet mir, mich <strong>an</strong> einen Herrn Skowronski<br />

zu wenden. Der habe schon Bücher<br />

herausgegeben und schreibe kritische<br />

Artikel. Er ist der erste freigewählte Bürgermeister<br />

und er schlug vor, dieses Thema<br />

in der Laub<strong>an</strong>er Rundschau / Przeglad<br />

Lub<strong>an</strong>ski zu bringen, einer von ihm herausgegebenen<br />

Monatszeitschrift. Wir<br />

lernten uns auf meiner Laub<strong>an</strong>reise kennen<br />

und verst<strong>an</strong>den uns sofort sehr gut.<br />

Ich fotografierte den Gedenkstein mit<br />

der Inschrift: Zum Gedenken <strong>an</strong> den 20.<br />

Jahrestag der Wiedereingliederung der<br />

Laub<strong>an</strong>er Erde zum polnischen Mutterl<strong>an</strong>d.<br />

Die Bewohner des L<strong>an</strong>dkreis Laub<strong>an</strong>, 8.<br />

Mai 1945 bis 8. Mai 1965. Wenig später<br />

kam eine Ausgabe der Przeglad Lub<strong>an</strong>ski<br />

zu mir nach Mering, in der von meinem<br />

Geschenk <strong>an</strong>s Heimatmuseum berichtet<br />

wurde, ich habe dort die Sechs-<br />

Städte-Keramikgefäße hingebracht (die SN<br />

berichteten). In diesem Bericht wurde auch<br />

von meinem Erstaunen über die Gedenktafel<br />

mit dem Text vom „Mutterl<strong>an</strong>d" er-<br />

wähnt. Darin st<strong>an</strong>d: Die Kriegsveter<strong>an</strong>en,<br />

die Regierenden, die Jugend, alle legen<br />

sie seit Jahren hier Blumen nieder. Machen<br />

die sich gar keine Ged<strong>an</strong>ken, unter welchem<br />

Denkmal sie das tun? Das ist einfach<br />

Geschichtsfälschung.<br />

L<strong>an</strong>ge Zeit gab es kein Echo auf diesen<br />

Bericht, doch vier Tage vor Ostern 2003 war<br />

nennen, die mit Breslau eng verbunden gewesen<br />

sind. Aber diese Galerie k<strong>an</strong>n und<br />

wird fortgesetzt werden. Es kommt<br />

selbstverständlich darauf <strong>an</strong>, jeweils auch<br />

Stifter für die Marmorbüsten zu finden. Unter<br />

den gen<strong>an</strong>nten Stiftern f<strong>an</strong>d ich nur als<br />

Mitstifter einen Deutschen und eine deutsche<br />

Institution. Gute Beispiele können<br />

vielleicht <strong>an</strong>stecken.<br />

Dr. Macziej Lagiewski, dem wir bereits<br />

die Wiederherstellung des jüdischen<br />

Friedhofs in Breslau <strong>an</strong> der Lohestraße zu<br />

d<strong>an</strong>ken haben, ist der Initiator, wissenschaftlicher<br />

Begutachter der Berühmtheiten<br />

und Verfasser dieser auch mit den<br />

vielen eingestreuten bildlichen Darstellungen<br />

zu den einzelnen Porträts verdienstvollen<br />

Schrift. Die "Walhalla" im<br />

Breslauer Rathaus ist eine rühmenswerte<br />

Dokumentation historisch bewusster<br />

und ver<strong>an</strong>twortlicher Tradition des kulturellen<br />

Erbes.<br />

Herbert Hupka<br />

die Tafel auf einmal verschwunden. Wer hatte<br />

sie weggenommen und gerade kurz vor<br />

dem 3. Mai , der als „Befreiungstag" von<br />

Laub<strong>an</strong> galt? Die Kriegsveter<strong>an</strong>en hatten<br />

die Tafel entfernt und eine neue in Kupfer<br />

<strong>an</strong>fertigen lassen. Und d<strong>an</strong>n am 1. September<br />

2003 wurde der Verleger Skowronski<br />

zur feierlichen Enthüllung und Einweihung<br />

der neuen Tafel <strong>an</strong> dem Obelisken<br />

eingeladen. Der Text heißt nun : Den<br />

Gefallenen fürs Vaterl<strong>an</strong>d ,die Einwohner<br />

Laub<strong>an</strong>s, 1. September 2003. Und im Internet<br />

wurde die irreführende Mitteilung auch<br />

gelöscht. Die neue Homepage ist allerdings<br />

nur einsprachig. Es macht mich stolz, dass<br />

mein Einspruch so viel Erfolg hatte. SN<br />

Sigrid Schuster-Schmah,<br />

Wir sehen uns bestimmt wieder<br />

Ein Kinderschicksal aus Schlesien<br />

(Husum-Taschenbuch), 160 Seiten, broschiert, Format 12, 4 x 20 cm,<br />

€ 7, 95 sFr 14, 50, (ISBN 3-89876-166-5)<br />

„Ich suche ein kleines Mädchen. Es war damals zehn, elf und zwölf Jahre alt. D<strong>an</strong>n kam<br />

der Krieg und es ist mir verloren geg<strong>an</strong>gen, weil es sofort groß und erwachsen sein<br />

musste ...", erklärt Wilma der Familie ihre Reise in die alte Heimat, nach Guttentag in<br />

Oberschlesien. Fünfzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs schreibt sie ihre Erlebnisse<br />

aus den Jahren 1944 bis 1947 für ihre Enkelin Lisa auf. Sie erzählt von ihrer<br />

Familie, davon, wie der Krieg nach Guttentag kam, von den Bomben, von der Angst<br />

und vom Hunger, von der Flucht und vom Neu<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g in Westfalen - alles aus der Sicht<br />

der Elfjährigen, die sie damals war. Ein sehr persönlicher und <strong>an</strong>rührender Bericht aus<br />

einer schweren Zeit.<br />

Sigrid Schuster-Schmah wurde 1933 in Breslau geboren und ist in Oberschlesien aufgewachsen.<br />

Nach der Vertreibung ab 1946 lebte sie in Münster und Köln. Sie arbeitete<br />

als Dipl.-Bibliothekarin und als Rezensentin für Rundfunk und Fachpresse. Seit 1975<br />

veröffentlicht sie Jugendbücher sowie zahlreiche Beiträge in Anthologien.<br />

Seminar über die Geschichte Schlesiens<br />

Liebe L<strong>an</strong>dsleute, die LM Schlesien, Bezirk Mittelfr<strong>an</strong>ken, hält am 02. 10. 04 ein Seminar<br />

im „Haus der Heimat" in Nürnberg ab. Dazu können Sie als „Vorab-Information"<br />

das Programm er<strong>halten</strong>. Eine gesonderte Einladung folgt noch im August, wobei eine<br />

Unkostenfaktor von 5 Euro erhoben wird. Für die Damen und Herren, die das G<strong>an</strong>ze<br />

unter CC er<strong>halten</strong>, soll dies nur eine Information sein und Sie werden auch keine gesonderte<br />

Einladung er<strong>halten</strong>. Sollte aber der oder die eine oder <strong>an</strong>dere interessiert sein,<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich selbstverständlich <strong>an</strong>melden. Joachim Lukas


16 VERMISCHTES / ANZEIGEN Schlesische Nachrichten 17/2004<br />

Gegendarstellung<br />

Im Beitrag „Bück in Oberschlesiens Medienl<strong>an</strong>dschaft" in SN Nr.<br />

14/ 2004 S. 16 wird Frau Dorothea Boreczek als Sprecherin der<br />

ehemaligen Häftlinge des KZ-Lagers Zgoda in Schwientochlowitz<br />

bezeichnet. Diese Behauptung entspricht nicht der Wirklichkeit.<br />

Richtig ist: Frau Boreczek ist nicht die Sprecherin der ehemaligen<br />

Häftlinge des Lagers Zgoda. Gerhard Gruschka<br />

ehemaliger Häftling in Zgoda<br />

Geographie kleingeschrieben<br />

Seinerzeit beklagte sich der Moderator im RTL-„Familienduell" öfter,<br />

dass sogar junge Lehrer unter den Teilnehmern mit der Erdkunde<br />

auf Kriegsfuß stehen. Und auch die Schlesier moserten zu<br />

Recht, wenn bundesdeutsche Bek<strong>an</strong>nte nicht wussten, wo da z.<br />

B. Breslau und Kattowitz liegen. Aber das selbe sollte m<strong>an</strong> aber<br />

auch von schlesischen Publikationen verl<strong>an</strong>gen. So verlagerte das<br />

Oppelner „Schlesische Wochenblatt" in einem ausgiebigen Artikel<br />

die rheinische Kleinstadt Ha<strong>an</strong> in die westfälische Industriegroßstadt<br />

Hamm. Im „Neustädter Heimatbrief" (Braunschweig) wurden<br />

wiederum die Vorfahren des US-Präsidentschaftsk<strong>an</strong>didaten,<br />

Senator John F. Kerry, im oberschlesischen Benaschau geboren,<br />

obwohl sie im österreichisch-schlesischen Benisch das Licht<br />

der Welt erblickten. Es war unmöglich, die Redaktionen zur Korrektur<br />

zu bewegen. Joachim G. Görlich (SN)<br />

* NEU * NEU * NEU * NEU * NEU * NEU *<br />

Das „Jahrbuch der<br />

Schlesier 2005"<br />

ist erschienen!<br />

Wie alljährlich, ist auch heuer das<br />

„Jahrbuch der Schlesier 2005"<br />

rechtzeitig zum Herbst<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g erschienen.<br />

Wie in den Vorjahren, bringt das<br />

vielseitige Haus- und Familienjahrbuch<br />

Gedichte und Erzählungen<br />

aus der Heimat.<br />

Das Jahrbuch will wieder viel Freude bereiten und ein<br />

Begleiter für das Jahr 2005 sein.<br />

Bek<strong>an</strong>nte Dichter und Schriftsteller erzählen aus der<br />

unvergessenen Heimat.<br />

Bitte bestellen Sie das „Jahrbuch der Schlesier 2005" zum<br />

Preis von EUR 8,90 beim Helmut Preußler Verlag,<br />

90482 Nürnberg, Dagmarstraße 8, Tel. 0911 / 95478-0,<br />

Fax: 0911 / 542486 oder bei Ihrer Heimatbuchh<strong>an</strong>dlung.<br />

Reisen 2004<br />

Breslau L<strong>an</strong>genbielau Waidenburg<br />

18.08.-22.08.04 355,-<br />

08.09.-12.09.04 355,-<br />

30.09.-04.10.04 345,-<br />

Liegnitz<br />

18.08.-22.08.04 335,-<br />

30.09.-04.10.04 335,-<br />

Striegau<br />

21.08.-26.08.04 375,-<br />

08.09.-12.09.04 335,-<br />

04.08.-08.08.04 325,- 21.08.-26.08.04 375,-<br />

15.09.-20.09.04 375,- 08.09.-12.09.04 335,-<br />

30.09.-04.10.04 325,-<br />

Bad Altheide Glatz<br />

04.08.-08.08.04 325,- 04.08.-08.08.04 325,-<br />

15.09.-20.09.04 365,- 15.09.-20.09.04 365,-<br />

30.09.-04.10.04 305,- 30.09.-04.10.04 305,-<br />

Saison-Abschluss-Reise<br />

Obsreclirelbarhau -<br />

20.10.-24.10.<br />

Hotel LAS<br />

245,-<br />

L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter<br />

Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638<br />

Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer<br />

Kurier • Herausgeber: L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien e. V,<br />

vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter,<br />

Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.<br />

Redaktion: Michaela S. Ast - ma - (Chefredakteurin), Dami<strong>an</strong> Spielvogel, Bundesgeschäftsführer<br />

der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien (L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien), Dr. Friedrich Vetter, L<strong>an</strong>desgruppe<br />

Berlin/Mark Br<strong>an</strong>denburg {Berlin-Ausgabe am 1. eines jeden Monats). Die Redaktion<br />

behält sich das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44} 92 59-0,<br />

Fax (0 22 44) 92 59-190, E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de.<br />

Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der Schlesischen Nachrichten ist bei<br />

Quellen<strong>an</strong>gabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.<br />

Texte und Anzeigen: Cilly L<strong>an</strong>gschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-293, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />

E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de.<br />

Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nschaft Schlesien • Bezugspreis:<br />

Einzelexemplar 2,00 Euro, 1,30 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro • Erscheinungsweise: zweimal<br />

im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufenden Jahres für<br />

das kommende Jahr möglich. Für unverl<strong>an</strong>gte M<strong>an</strong>uskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen.<br />

Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung<br />

des Herausgebers oder der Redaktion wieder.<br />

B<strong>an</strong>kkonto: Volksb<strong>an</strong>k Bonn Rhein-Sieg eG., BLZ 380 601 86, Kto.-Nr. 260 089 3036.<br />

Herstellung: Brinkm<strong>an</strong>n Henrich Medien GmbH, Meinerzhagen<br />

Reisen in den Osten 2004<br />

Unseren Sonderkatalog, der auch Reisen nach Pommern, Westund<br />

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Mit staatlicher Anerkennung geprüfter Dolmetscher und<br />

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