Heft 4 / 2013 - Tierschutz: Pro Tier
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Schafe unter<br />
Weihnachtsbäumen<br />
Es gibt nur eine Schafrasse auf der Welt, die zwischen Gras<br />
und Tannenbaum unterscheiden kann: das Shropshire-Schaf.<br />
Aufgrund ihres selektiven Fressverhaltens ist die aus England<br />
stammende Rasse für die Haltung in Christbaumkulturen beliebt.<br />
Als tierische «Rasenmäher» darf man die Schafe aber<br />
nicht behandeln.<br />
Foto © Franz Hidber<br />
Von Helen Weiss<br />
Mittelgross und robust: Das<br />
Shropshire-Schaf wurde<br />
in der ersten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts als Fleischrasse gezüchtet<br />
und stammt – wie der Name<br />
schon sagt – aus der englischen Grafschaft<br />
Shropshire.<br />
Während das Shropshire-Schaf<br />
1930 noch als «Bauers Liebling» galt,<br />
geriet es, wie manch andere alte<br />
Hausschafrasse, bald in Vergessenheit.<br />
Glücklicherweise wurde das hübsche<br />
Schaf mit den wolligen Backen<br />
jedoch im letzten Moment vor dem<br />
Aussterben bewahrt: «Der Umstand,<br />
dass diese Rasse im Gegensatz zu<br />
anderen Schafen weder die Triebe<br />
von Nadelgehölzen verbeisst, noch<br />
die Rinde von Obstbäumen abschält,<br />
machte das Shropshire-Schaf plötzlich<br />
wieder attraktiv», weiss Franz<br />
Hidber, Aktuar und Sekretär der<br />
Interessengemeinschaft Shropshire-<br />
Schafe Schweiz.<br />
Reinrassige Shropshire-Schafe<br />
sind dank ihres wählerischen Geschmacks<br />
zuverlässige Bewei der von<br />
Nadelgehölz- und Obstbaumplantagen<br />
– und deshalb auch in Christbaumkulturen<br />
entsprechend beliebt.<br />
«In der Schweiz gehören Christbäume<br />
und Shropshire-Scha fe zusammen»,<br />
meint Hidber schmunzelnd.<br />
Alles andere als «grün»<br />
Nur gerade die Hälfte der in der<br />
Schweiz verkauften Christbäume<br />
stammt aus inländischer <strong>Pro</strong>duk tion.<br />
Der Rest wird aus Deutschland, Dänemark<br />
und Schweden importiert.<br />
Der Anbau von Rotfichten, Weiss-,<br />
Blau- und Nordmanntannen, die ab<br />
Dezember als Weihnachtsbäume<br />
verkauft werden, ist pflegeintensiv.<br />
Damit die Christbäume eine hohe<br />
Qualität aufweisen, muss das Gras<br />
zwischen den Tannen und Fichten regelmässig<br />
entfernt werden – nicht<br />
selten wird dafür Chemie verwendet.<br />
Was sich dann an Weihnachten<br />
prächtig grün in der Stube präsentiert,<br />
ist im ökologischen Sinn alles<br />
andere als «grün»: «Im Gegensatz<br />
zu Bäumen aus dem Schweizer<br />
Wald stammen Weihnachtsbäume<br />
aus dem Ausland meist aus intensiv<br />
bewirtschafteten Plantagen», erklärt<br />
Corina Gyssler, Mediensprecherin<br />
beim WWF Schweiz. «Ihr sattes Grün<br />
verdanken sie dem massiven Einsatz<br />
von Dünger, Herbiziden und<br />
Pestiziden.» Die chemischen Substanzen<br />
gelangen durch den Regen<br />
in den Boden und werden von den<br />
Nadelgehölzen aufgenommen.<br />
Gyssler: «Mit einem solchen Weihnachtsbaum<br />
holt man sich das Gift<br />
in die Stube.»<br />
Umfeld und Pflege<br />
müssen stimmen<br />
Die Haltung von Shropshire-Schafen<br />
in Weihnachtsbaumkulturen ist deshalb<br />
eine ökologisch sinnvolle und<br />
natürliche Art der Pflege von Nadelgehölzen.<br />
Nicht selten wird die Rasse<br />
gar als praktischer «Rasenmäher»<br />
angepriesen.<br />
Dominique Schwarzenbach, die<br />
gemeinsam mit ihrem Mann den<br />
Christbaumhof Horgenberg betreibt,<br />
stört sich an diesem Ausdruck: «Die<br />
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