Quelle(n), Lizenz(en) - Omnia vincit Amor
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Katastroph<strong>en</strong>schutz 46<br />
Katastroph<strong>en</strong>schutz in Deutschland<br />
Entwicklung<br />
Nachdem im Deutsch<strong>en</strong> Kaiserreich neb<strong>en</strong> d<strong>en</strong> Feuerwehr<strong>en</strong> und dem Deutsch<strong>en</strong> Rot<strong>en</strong> Kreuz militärische<br />
Hilfskommandos bei Großschad<strong>en</strong>slag<strong>en</strong> eingesetzt wurd<strong>en</strong>, <strong>en</strong>tlastete währ<strong>en</strong>d der Weimarer Republik die<br />
Technische Nothilfe die zahl<strong>en</strong>- und ausrüstungsmäßig stark abgerüstete Reichswehr. Währ<strong>en</strong>d der Herrschaft des<br />
Nationalsozialismus bildet<strong>en</strong> diese Hilfsdi<strong>en</strong>ste auch d<strong>en</strong> Kern des Katastroph<strong>en</strong>schutzes im zivil<strong>en</strong> Luftschutz,<br />
damals Sicherheits- und Hilfsdi<strong>en</strong>st (SHD), ab Juli 1942 Luftschutzpolizei g<strong>en</strong>annt.<br />
Nach dem Zweit<strong>en</strong> Weltkrieg verbot<strong>en</strong> die Siegermächte 1946 alle Maßnahm<strong>en</strong> zum Luftschutz. Auch das deutsche<br />
Grundgesetz vom 23. Mai 1949 <strong>en</strong>thielt keine Vorschrift<strong>en</strong> zur Verteidigung oder zum Schutz der Bevölkerung bei<br />
kriegerisch<strong>en</strong> Auseinandersetzung<strong>en</strong> und zur Bewältigung politischmilitärischer Kris<strong>en</strong>.<br />
Angesichts der Bedrohungslage des Kalt<strong>en</strong> Krieges begann jedoch bald der Wiederaufbau des Katastroph<strong>en</strong>schutzes<br />
in Deutschland. In der Bundesrepublik wurde 1950 das Technische Hilfswerk, 1956 das Bundesamt für zivil<strong>en</strong><br />
Bevölkerungsschutz und der Luftschutzhilfsdi<strong>en</strong>st für d<strong>en</strong> Bereich des Zivilschutzes gegründet.<br />
Es wurde Wehrpflichtig<strong>en</strong> ermöglicht, anstelle ihres Grundwehrdi<strong>en</strong>stes eine mehrjährige Verpflichtung in einer im<br />
Katastroph<strong>en</strong>schutz tätig<strong>en</strong> Organisation einzugeh<strong>en</strong> (insbesondere Freiwillige Feuerwehr<strong>en</strong>, JUH, MHD, THW,<br />
DRK, ASB und DLRG).<br />
Währ<strong>en</strong>d der 1980er-Jahre unter Inn<strong>en</strong>minister Friedrich Zimmermann wurde jedoch auch überlegt, die Aufnahme<br />
neuer Katastroph<strong>en</strong>schutzhelfer in Sanitätseinheit<strong>en</strong> zu stopp<strong>en</strong>, weil man an der Wirksamkeit dieser<br />
Katastroph<strong>en</strong>schutzzüge zweifelte. Nach der Wiedervereinigung wurd<strong>en</strong> die einheitlich<strong>en</strong> Vorgab<strong>en</strong> für d<strong>en</strong><br />
Katastroph<strong>en</strong>schutz aufgegeb<strong>en</strong> und d<strong>en</strong> Bundesländern überlass<strong>en</strong>. Im Zuge dess<strong>en</strong> <strong>en</strong>twickelte sich der<br />
Katastroph<strong>en</strong>schutz lokal meist zurück, er wurde als unnötig angeseh<strong>en</strong>.<br />
Vereinzelte Großschad<strong>en</strong>slag<strong>en</strong> (Flugtagunglück von Ramstein 1988, ICE-Unglück von Eschede 1998) ließ<strong>en</strong> das<br />
Thema im Bewusstsein der Verantwortlich<strong>en</strong>, der Einsatz von Großeinheit<strong>en</strong> war jedoch nicht mehr geläufig, es<br />
wurd<strong>en</strong> eher kleine flexible Einheit<strong>en</strong> aufgestellt (→Schnelleinsatzgrupp<strong>en</strong>).<br />
Mit der neu<strong>en</strong> Bedrohungslage durch Terrorismus, d<strong>en</strong> groß<strong>en</strong> Hochwasserkatastroph<strong>en</strong> und in Begleitung der<br />
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fand ein Umd<strong>en</strong>k<strong>en</strong> statt: der Katastroph<strong>en</strong>schutz wurde neu konzipiert,<br />
gek<strong>en</strong>nzeichnet durch die Aufstellung von Plän<strong>en</strong> zur überregional<strong>en</strong> Hilfeleistung, Wiedergründung einer für d<strong>en</strong><br />
Bereich speziell zuständig<strong>en</strong> Bundesbehörde (→Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastroph<strong>en</strong>hilfe) und<br />
Ausstattung von Einheit<strong>en</strong> zur Hilfeleistung in größerem Maßstab (→Medizinische Task Force).<br />
Im Jahr 2006 war<strong>en</strong> insgesamt über circa 1,7 Million<strong>en</strong> ehr<strong>en</strong>amtliche Helfer im Zivil- und Katastroph<strong>en</strong>schutz tätig<br />
[2] .<br />
Zuständigkeit<strong>en</strong><br />
Gefahr<strong>en</strong>abwehr im Katastroph<strong>en</strong>fall ist gemäß Artikel 70 des Grundgesetzes Aufgabe der Länder. Eine starre<br />
Unterscheidung von Zivilschutz und Katastroph<strong>en</strong>schutz findet heute jedoch nicht mehr statt. Die Inn<strong>en</strong>minister und<br />
Inn<strong>en</strong>s<strong>en</strong>ator<strong>en</strong> der Länder hab<strong>en</strong> sich zusamm<strong>en</strong> mit dem Bundesminister des Innern auf ein Integriertes<br />
Gefahr<strong>en</strong>abwehrsystem geeinigt. Das bedeutet, dass Bund und Länder ihre Kompet<strong>en</strong>z<strong>en</strong> und Fähigkeit<strong>en</strong> in ein<strong>en</strong><br />
Bevölkerungsschutz einbring<strong>en</strong>, der alle Schad<strong>en</strong>sursach<strong>en</strong> berücksichtigt. Berat<strong>en</strong> werd<strong>en</strong> sie dabei von der<br />
Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern.<br />
Für Zwecke des Zivilschutzes und der Katastroph<strong>en</strong>hilfe stellt der Bund d<strong>en</strong> Ländern Mittel bereit, die diese in ihr<strong>en</strong><br />
fried<strong>en</strong>smäßig<strong>en</strong> Katastroph<strong>en</strong>schutz integrier<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>. Außerdem erweitert und ergänzt der Bund d<strong>en</strong><br />
Katastroph<strong>en</strong>schutz der Länder durch die Aufstellung der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW).<br />
Wehrpflichtige könn<strong>en</strong> bei mehrjähriger Verpflichtung ihr<strong>en</strong> Di<strong>en</strong>st in Einheit<strong>en</strong> und Einrichtung<strong>en</strong> des<br />
Katastroph<strong>en</strong>schutzes erfüll<strong>en</strong>.