zum PDF - The Street Magazin
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LäNdLIcHE sPIELE uNd sPIELzEug vON EINsT<br />
Ing. Walter Mooslechner, 1944 in Großarl geboren. Förster, Volksmusikant und Autor der Bücher ‚Großarltal -<br />
aus vergangener Ziet‘, ‚Aus der Jagdgeschichte der Großarltales‘, ,Das Geheimnis der Liechtensteinklamm‘,<br />
‚Winterholz‘ (Bestseller), ‚Almsommer‘ und zahlreiche Publikationen - jetzt auch für ‚the <strong>Street</strong>‘.<br />
Dsumgesellschaft hat in der vergange-<br />
ie rasch fortschreitende Technisierung<br />
in Begleitung einer nimmersatten Kon-<br />
nen Zeit die letzten Winkel unserer Gebirgstäler<br />
erreicht. Handys, Computerspiele und<br />
Spielzeug mit modernster Technik haben<br />
in den Kinderstuben Einzug gehalten. Die<br />
schlichten alten Kinderspiele und selbstgebastelten<br />
Spielsachen existieren nur mehr in<br />
der Erinnerung der älteren Generationen.<br />
Ich bin noch als Kriegskind geboren, das unermessliche<br />
Leid des Krieges hat mich nicht<br />
mehr erreicht. Gerne denke ich daher an<br />
unsere unbeschwerte Kindheit zurück.<br />
Die Nachkriegsjahre standen ganz im Zeichen<br />
des Wiederaufbaues, wir lebten im Alltag<br />
in größter Bescheidenheit. Geld für teure<br />
Fabrikspielsachen war in den allermeisten<br />
Familien nicht vorhanden. Mit einfachsten<br />
Mitteln und kindlicher Phantasie bastelten<br />
wir unser Spielzeug selbst. Weitab von Wohlstand<br />
und Technik verwirklichten wir unsere<br />
Kinderträume auf eigene und natürliche Art.<br />
Um unsere Wünsche zu erfüllen, bedienten<br />
wir uns der reichen Gaben der Natur. Von<br />
ihr bekamen wir so ziemlich alles, was unser<br />
Kinderherz begehrte.<br />
Sehnlichst erwarteten wir nach den kalten<br />
Wintertagen den Frühling, wenn Bäume und<br />
Sträucher wieder in Saft gingen. Jeder Bub<br />
wusste, wie man aus Weidenästen hervorragende<br />
Maipfeiferl fertigen konnte.<br />
Mit etwas Übung entlockten wir daraus die<br />
schönsten Töne. Fortgeschrittene konnten<br />
darauf auch verschiedene Tierlaute nachahmen.<br />
Aus Fichten- und Haselästen schnitzte<br />
man die besten Pfeilbogen. Welcher Bub<br />
schulterte nicht voller Stolz seinen selbstgemeisterten<br />
Pfeilbogen?<br />
WEIHNACHTSKEKSE<br />
© www.pixelio.de<br />
Beim Weit- und Zielschießen ermittelten wir<br />
unsere Schützenkönige. Irgendwo im nahen<br />
Wald thronte unsere selbstgebaute Baumhütte,<br />
in der wir Kinder uns so wunderbar<br />
wohlfühlten.<br />
Platz für Bewegungs- und Geschicklichkeitsspiele<br />
gab es in Gottes freier Natur genug.<br />
Bockspringen, Stelzengehen, Räuber und<br />
Gendarm, Versteckspiel, Turnübungen, Blinde<br />
Kuh, Tempelhüpfen standen für Buben<br />
und Mädel an der Tagesordnung. Viel Zeit<br />
verbrachten wir mit dem „Kugelscheiben“.<br />
Besonders die bunt glitzernden Glaskugeln<br />
hatten es uns angetan. Mit Stolz zeigte jedes<br />
Kind seinen vollgefüllten Kegelbeutel.<br />
© Archiv Walter Mooslechner, Kindheit in Grossarl, 1958<br />
Rückblickend glaube ich, sagen zu können –<br />
es war eine schöne Zeit.<br />
Es war auch eine glückliche Fügung, dass<br />
1920 Karl Fiala als Junglehrer seinen Dienst<br />
in Großarl antrat. Schon damals hat er sich<br />
mit großer Begeisterung mit der Lebensweise,<br />
Arbeitswelt und dem Brauchtum der Talbevölkerung<br />
beschäftigt.<br />
Seine Eindrücke einer bäuerlichen Kindheit<br />
im Gebirge schilderte er in den „Museumsblättern“<br />
von 1926:<br />
Zutaten für 10 Portionen<br />
250 g Mehl<br />
1 TL Backpulver<br />
150 g Zucker<br />
1 Spr Salz<br />
1 Fl Zitronenaroma<br />
1 St Ei<br />
125 g Margarine<br />
1/2 Pk Puderzucker<br />
3 TL Wasser<br />
Lebensmittelfarbe in verschiedenen Farben<br />
& bunte Zucker-Streusel<br />
„Das Spielgerät ist wohl äußerst primitiv, <strong>zum</strong>eist<br />
aus Holz.<br />
Die sommerliche Wiese gibt dazu noch Rohstoff<br />
für die Anfertigung von Spielereien:<br />
Schirling für den Kuckuck, Huflattich für die<br />
Puppen. Hauptsache ist, das ländliche Spielzeug<br />
wird von der Jugend selbst erzeugt. Es<br />
lässt sich in drei Gruppen zusammenfassen:<br />
1. Spielgerät für alle Jahreszeiten, 2. Geräte<br />
für Brauchspiele größerer Kinder, 3. Winterspielzeug.<br />
Zu der ersten Gruppe gehören die Spieltiere,<br />
Kuh und Kalb in Form gekerbter Aststücke,<br />
desgleichen Geissen, Pferde, Säue aus<br />
Taxzapfen (Fichtenzapfen) und gewichtige<br />
Hirsche. Zu den Brauchspielen zählen die<br />
Aperpeitsche, der Faschingwutzel, Holzwaffen<br />
sowie allerhand Perchtvisiere. Dabei gilt:<br />
Früh übt sich, wer ein Meister werden will.<br />
Das zeigt sich besonders bei der Aperpeitsche.<br />
Buben von 8 bis 10 Jahren meistern<br />
schon tadellos eine vier Meter lange Peitsche.<br />
Aber nur so bilden sich Klöcker heran,<br />
die bei einem Hochzeitszug mit einer oft 7<br />
Meter langen, schweren Aperpeitsche zu<br />
Pferde und im Takte zu klöcken verstehen.“<br />
Denn irgendwann wird aus allem Spiel die<br />
Verpflichtung auf den Ernst des Lebens.<br />
Und so wirds gemacht<br />
Mehl, Backpulver, Salz, Zitronenaroma, Zucker, Ei und Margerine zu einem<br />
Mürbeteig verkneten und ausrollen. Mit beliebigen Förmchen ausstechen<br />
und bei 180 - 200° im vorgeheizten Ofen zehn bis zwölf Minuten backen.<br />
Dann die Plätzchen auf einem Kuchengitter abkühlen lassen.<br />
Aus dem Puderzucker und dem Wasser eine glatte, zähe Paste anrühren und<br />
sie mit ein paar Tropfen Lebensmittelfarbe bunt färben. Die eine Oberfläche<br />
der Pätzchen in die farbige Paste drücken, danach dieselbe Seite in die<br />
Streusel. Zum Antrocknen und Erstarren des Zuckergusses etwas liegen lassen.<br />
So kann Weihnachten kommen!<br />
LÄNDLICHE SPIELE UND<br />
SPIELZEUG VON EINST<br />
Auszug aus dem Salzburger<br />
Bauernkalender 2011<br />
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