PREmIERE FAmILIENOPER Irina oknina
RUSALKA VON ANTONÍN DVORˇ ÁK Große aufregung herrscht im schloss, denn der prinz hat eine schöne unbekannte aus dem Wald mitgebracht und möchte sie auch noch – ohne irgendetwas über sie zu wissen – zur Frau nehmen. zauberei! der prinz wurde verhext! jeder andere hätte sie schon längst fortgejagt; denn die kühle schöne ist stumm wie ein Fisch, bleich wie der mond. Wie ein Geist schleicht sie des nachts umher, spricht eine andere sprache und pflegt den schlossbewohnern fremde sitten. es gruselt und graut einen vor ihr – so jedenfalls berichtet der Küchenjunge dem Förster von der unheimlichen prinzenbraut. dass die schöne unbekannte niemand anderes als die kleine nixe rusalka ist, weiß der zuschauer an diesem punkt der erzählung bereits. auch weiß er um die verzweifelte liebe rusalkas zum prinzen und welch hohen preis sie gezahlt hat, um mit ihm im reich der menschen zusammen sein zu können. In rusalkas Welt der nymphen und hexen, Waldschrate und schamanen herrscht tatsächlich eine andere zeit, eine andere sprache, ein anderer lebensrhythmus, ein anderes miteinander, das von den bräuchen der humanen zweibeiner abweicht – so sind sich beide seiten zumindest einig. und obwohl sie durch die hilfe der hexe äußerlich nun die Gestalt eines menschen angenommen hat, ist es ihr doch unmöglich, eine wahre menschenseele zu erlangen; sprich, wie ein mensch zu fühlen oder gar wie diese leidenschaftlich zu lieben. Was bleibt der kleinen rusalka zu tun? aus liebe möchte sie in dieser kalten menschenwelt, die sie nicht als eine der ihren akzeptiert, bleiben. doch fürchtet sie sich; denn sollte des prinzen liebe erlöschen, ist der Weg in ihr altes zuhause versperrt – dies besagt der verwandlungszauber von der nixe zum menschen. der Wassermann kann über das traurige schicksal seines schützlings nur bekümmert den Kopf schütteln; er hatte sie vor der Wankelmütigkeit der menschen gewarnt. nach nur kurzem zusammensein mit dem prinzen wird rusalka schmerzlich an die Warnung des Wassermanns erinnert. angelehnt an hans Christian andersens gleichnamiges märchen und die novelle undIne von Friedrich de la motte Fouqué, formte der tschechischen dichter jaroslav Kvapil die Geschichte der kleinen meerjungfrau 1899 zu einem libretto und bereicherte seine erzählung um die mythen und Wesenszüge der Wasserfrau, die sich über die jahrhunderte angesammelt haben. all ihre Facetten und großen themen spiegeln sich in der Figur der rusalka [tschechisches Wort für „nixe“] wider: Wie undine sehnt sich rusalka danach, aus dem natürlichen in die menschenwelt hinauszutreten, findet als nixe aber ihr schicksal im rückzug ins elementarische, opfert ihre zukunft, um wie die kleine seejungfrau das leben des liebsten zu erhalten, und bringt am ende gleich der sirene doch nur tod und verderben. das Gespann Küchenjunge und Förster dient hierbei als sprachrohr für die abneigung und angst vor dem „Geistmenschen“. beide spüren: so verführerisch die Wasserfrau auch ist, neben ihr klafft der dunkle abgrund des todes – ein Kuss der unschuldigen schönheit wird mit dem leben bezahlt. Im 19. jahrhundert ist kaum ein autor zu finden, der die romantisch anmutenden nixenphantasien nicht auf die eine oder andere Weise verarbeitet hätte. antonín dvorˇák selbst waren die geheimnisvollen naturwesen nicht neu. mit der Wahl des märchensujets knüpfte er an eine reihe früherer Kompositionen an, darunter die ballade dIe GeIsterbraut (1884) und die vier symphonischen dichtungen der Wassermann, dIe mIttaGsheXe, das Goldene spInnrad und dIe Waldtaube (1896), in denen er bereits eine solche naturverwobene personnage um sich versammelte. Kvapils libretto zu rusalKa vertonte dvorˇák nach dem vorbild der musikdramen richard Wagners. seit seiner uraufführung im märz 1901 am nationaltheater prag zählt das Werk zu den wichtigsten des tschechischen repertoires, das in vielen lesarten und Interpretationen das publikum bis heute in seinen bann zieht. Mark Daniel Hirsch ist regisseur am theater bonn und hat sich mit seinen eindringlichen (das taGebuCh der anne FranK) und phantasievollen (dIe sChWarze spInne) Inszenierungen bereits einen namen gemacht. mit rusalKa gibt er nun sein debüt auf der großen bühne der bonner oper. Gemeinsam mit Helmut Stürmer, der für seine opulent-erzählenden bühnenbilder berühmt geworden ist, zaubert er ein märchenhaftes vergnügen für die ganze Familie. die musikalische leitung hat Jaroslav Kyzlink inne, seit 2004 Chefdirigent des slowakischen nationaltheaters bratislava, der in der saison 2010/11 mit dvorˇáks rusalKa außerdem am new national theater tokyo debütieren wird. PREmIERE SONNTAg, 3. APRIL 2011, 18 UHR, OPERNHAUS jaroslav Kyzlink FAmILIENOPER RUSALKA VON ANTONÍN DVORˇ ÁK IN TSCHECHISCHER SPRACHE mIT DEUTSCHEN ÜBERTITELN NäCHSTE VORSTELLUNgEN 9., 17. UND 24. APRIL 2011 Musikalische Leitung jaroslav Kyzlink Inszenierung mark daniel hirsch Bühne helmut stürmer Kostüme dieter hauber, Karin stephany Licht max Karbe Video andu dumitrescu Choreographie bärbel stenzenberger Choreinstudierung ulrich zippelius Sprach-Coaching eva randová Dramaturgie michaela angelopoulos Prinz George oniani/mirko roschkowski Rusalka Ingeborg Greiner/Irina oknina Wassermann ramaz Chikviladze/renatus mészár Hexe daniela denschlag Fremde Fürstin anjara I. bartz Förster boris beletskiy Küchenjunge susanne blattert Waldnymphen vardeni davidian/emiliya Ivanova, Kathrin leidig, lisa Wedekind Jäger Giorgos Kanaris/vahan markarian Chor des THEATER BONN Beethoven Orchester <strong>Bonn</strong> Mehrfachbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge mark daniel hirsch 5 helmut stürmer