Substantivflexion - UniversitÃ¤t Bielefeld

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Morphologie & Syntax Sommersmester 2012 Substantivflexion 3. Typ 3: gemischte Maskulina und Neutra: ‐(e)s im Genitiv Singular; ‐(e)n im Nominativ Plural Staates, Staaten; Endes, Enden. 4. Typ 4: Feminina: eine einheitliche Form im Singular (die Grundform) Burg, Wand (in allen vier Kasus im Singular ) Neuere Systematisierungsansätze für die Substantivflexion (Wiese 2000, 2006) • Substantivparadigmen, die von einem Ordnungssystem mit acht Positionen ausgehen, können den Asymmetrien, die dem Paradigmenbau innewohnen, nur ungenügend Rechnung tragen. • Denn verschiedene Paradigmenpositionen (Kombinationen aus je einem Kasus und einem Numerus) sind funktional nicht gleichrangig. • Eine solche funktionale Asymmetrie lässt sich darauf zurückführen, dass die verschiedenen Kasus, Numeri und Genera einen unterschiedlichen Markiertheitsgrad aufweisen. unmarkiert markiert hochmarkiert (Wiese 2006: 20) Universität Bielefeld * LiLi Dr. Said Sahel Seite 2
Morphologie & Syntax Sommersmester 2012 Substantivflexion • Während das traditionelle Kasus‐Numerus‐Schema in (a) keinerlei Unterschied zwischen den acht Positionen vornimmt, werden diese im Markierungsschema in (b) je nach Markiertheitsgrad in einen unmarkierten, einen markierten und einen hochmarkierten Bereich. • Diese drei Markiertheitsstufen ergeben sich aus dem unterschiedlichen Markiertheitsgrad der vier Kasus bzw. der zwei Numeri: o Der Singular ist der unmarkierte, der Plural der markierte Numerus und o die non‐obliquen Kasus (Nominativ und Akkusativ) sind die unmarkierten, die obliquen Kasus (Dativ und Genitiv) die markierten Kasus. • Daraus ergibt sich Folgendes: o Der Nominativ und Akkusativ Singular stellen den unmarkierten Bereich dar, da sowohl die non‐obliquen Kasus als auch der Singular die unmarkierten Kategorien sind. o Der Dativ und Genitiv Singular weisen einen höheren Markiertheitsgrad auf, da die obliquen Kasus die markierten Kasus darstellen; dieser Bereich gilt daher als markiert. o Dem hochmarkierten Bereich entsprechen die Positionen, die sowohl kasus‐ als auch numerusmarkiert sind: oblique Kasus (Dativ und Genitiv) im markierten Numerus Plural. Markiertheitsordnung bei Kasus • Die Unterscheidung oblique vs. non‐oblique Kasus basiert primär auf den Funktionen, die die beteiligten Kasus im Sprachsystem prototypisch übernehmen. So gelten der Nominativ und der Akkusativ als non‐oblique Kasus, da sie die Kasus der Entitäten sind, auf die sich die Handlung (bei einem Handlungsverb wie geben) unmittelbar bezieht: Sie sind die direkten Kasus. • Die obliquen Kasus (Dativ und Genitiv) übernehmen demgegenüber prototypisch die Kennzeichnung der Entitäten, die nur mittelbar an der Handlung beteiligt sind. Dativ und Genitiv kennzeichnen den indirekten Kasus bei Verben wie geben bzw. bezichtigen. • Für den höheren Markiertheitsgrad der obliquen gegenüber den non‐obliquen Kasus sprechen auch formale Evidenzen: Wenn morphologische Markierungen am Substantiv auftreten, dann ausschließlich in den obliquen Kasus: im Dativ (Plural) und am Genitiv (Singular): Universität Bielefeld * LiLi Dr. Said Sahel Seite 3
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