TOP_Niederrhein_S2008 gesamt RZ.indd - TOP-Magazin Niederrhein
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<strong>TOP</strong> PEOPLE<br />
Otto Fricke ist Deutschlands Chef-<br />
Haushälter. Klingt toll, nicht wahr? Ist<br />
es aber auch. Denn der deutsche Finanzminister,<br />
derzeit ist es Peer Steinbrück<br />
von der SPD, stellt zwar die Haushalte<br />
der Regierung auf, er muss sich aber<br />
dem Votum des Bundestags fügen. Dort<br />
im einfl ussreichen Haushaltsausschuss<br />
sitzen gewählte<br />
Abgeordnete<br />
aller Fraktionen<br />
und wachen über<br />
das Verteilen der<br />
Steuereinnahmen.<br />
Den Vorsitz im Ausschuss hat seit<br />
Beginn der laufenden Legislaturperiode<br />
im Herbst 2005 die FDP als die derzeit<br />
größte Oppositionspartei im Parlament.<br />
Sie hat ihren über die Landesliste gewählten<br />
niederrheinischen Abgeordneten<br />
Fricke mit dem Chefposten im Haushaltsausschuss<br />
betraut. Den füllt der<br />
Krefelder aus mit Akribie, Lust an der<br />
Politik, mit guten Ideen und eher lautlosem<br />
Handeln. Ja es stimme, er habe den<br />
Ausschuss kollegial im Griff und gestalte<br />
die Richtung, in die es gehen soll mit,<br />
meint Fricke mit einem Augenzwinkern.<br />
Dennoch verwalte er mehr die Armut als<br />
den Reichtum, denn die Bundesrepublik<br />
habe hohe Schulden zu schultern. Die<br />
Politiker in Berlin sind beileibe nicht<br />
einig über das Maß an Macht, dass der<br />
Chefhaushälter hat. Doch unbestritten<br />
ist, der Posten verleiht Einfl uss auf Positionen,<br />
Vorgaben und Ideen, kurz: er<br />
verschaff t Gehör. Otto Fricke sieht sich<br />
somit auch als Mahner. Schon wieder<br />
steigt nämlich die Neuverschuldung des<br />
Der Hüter des Staatsetats<br />
Otto Fricke, Jahrgang 1965, ist Uerdinger und für<br />
die FDP Abgeordneter im Deutschen Bundestag.<br />
Sein alter deutscher Vorname bedeutet „reich“.<br />
Selbst ist er schon reich an Erfahrung, im Parlament<br />
aber schützt er das Eigentum des Steuerzahlers.<br />
Text Dr. Egon Peifer Fotos Rainer Lohmann<br />
Staates. Das wirkt sich immer negativ auf<br />
Konjunktur und Stabilität des Geldwerts<br />
aus. Die Ausgabenkontrolle obliegt ihm<br />
und seinen Ausschusskollegen. Er vertritt<br />
seine Meinung dezidiert, aber zuweilen<br />
mit schelmischem Lächeln. Eines beherzigt<br />
er stets: Er will Abgeordnete und<br />
Bürger nicht mit Worthülsen langwei-<br />
„Mit der gefühlten Gerechtigkeit der Ausgabenpolitiker<br />
bei Union und SPD ist es wie mit einem Haufen Mist.<br />
Der Haufen Mist fühlt sich warm und weich an.<br />
Er bleibt aber ein Haufen Mist.“<br />
len, sondern spricht oft in Bildern wie<br />
diesem: „Mit der gefühlten Gerechtigkeit<br />
der Ausgabenpolitiker bei Union und<br />
SPD ist es wie mit einem Haufen Mist.<br />
Der Haufen Mist fühlt sich warm und<br />
weich an. Er bleibt aber ein Haufen Mist.“<br />
Doch auch solch ein politischer Angriff<br />
triff t nur die Regierungsparteien als<br />
Ganzes, nicht aber deren Haushalts- und<br />
Steuerfachleute. Fricke macht da feine<br />
Unterschiede. Ihm ist ein leise vorgebrachtes,<br />
aber schlagkräftiges Argument<br />
wichtiger, als die persönliche Attacke. Er<br />
liebt die sachliche Auseinandersetzung<br />
unter Fachleuten und meidet den harten,<br />
manchmal ehrverletzenden Streit,<br />
der zwischen den Parteilagern zuweilen<br />
üblich ist. Er ist grundsätzlich freundlich<br />
und höfl ich, aber in der Sache knallhart,<br />
wenn es um das Geld der Bürger geht.<br />
Das bringt ihm immer aufs Neue den<br />
Respekt der Wähler, der Parteifreunde<br />
aber auch der politischen Gegner ein. Auf<br />
die anderen Parteien angesprochen, hat<br />
er natürlich seinen Standpunkt: Union<br />
und SPD blockieren sich in der großen<br />
Regierungskoalition gegenseitig, die<br />
Grünen sind für ihn oft ein Hemmschuh<br />
der wirtschaftlichen Entwicklung, die<br />
Linkspartei erscheint ihm dubios und<br />
noch nicht auf erkennbarem Kurs. Als<br />
Liberaler sieht er seine FDP als dritte<br />
Kraft unter den jetzt fünf großen po-<br />
litischen Parteien und<br />
er weiß das auch zu<br />
begründen. Man müsse<br />
sich nur die Verteilung<br />
der Mandatsträger und<br />
Parteigänger in der<br />
Bundesversammlung ansehen, die den<br />
Bundespräsidenten wählt. Dort nehme<br />
die Freie Demokratische Partei unter den<br />
entsandten Delegierten aus Bundestag<br />
und Landesparlamenten eben Platz 3<br />
Finanzen im Blick<br />
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