FLIEGENDE LIEBENDE - Biograph
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Neue Dokumentarfilme in den Filmkunstkinos<br />
Frances Ha<br />
Erwachsenwerden: Was heißt das eigentlich Wann genau hat man die Jugend<br />
hinter sich gebracht und muss mit beiden Beinen fest im Leben stehen „Frances<br />
Ha“ ist ein humorvolles Großstadtmärchen in Schwarzweiß über das Erwach -<br />
sen werden nach dem Erwachsenwerden.<br />
Frances ist 27, lebt mit ihrer besten Freundin Sophie in New York und ist vollauf damit<br />
beschäftigt, ihre Karriere als Tänzerin immer wieder neu zu erfinden. Ihr Studium<br />
liegt schon eine Weile zurück, aber ein funktionierendes Profileben scheint noch in<br />
weiter Ferne. Auch wenn beruflich eine Enttäuschung die nächste jagt, in ihrem<br />
eheähnlichen Zusammenleben mit Sophie fühlt sich Frances ziemlich wohl. Als die<br />
jedoch überraschend auszieht, sitzt Frances plötzlich auf der Straße. Jetzt muss sie<br />
nicht nur einen neuen Platz zum Wohnen finden, sondern auch einen neuen Platz in<br />
der Welt. Eine vorsichtige Romanze scheitert an unterschiedlichen Beziehungs kon -<br />
zepten und verläuft im Sande. Auch wenn Fran ces’ Alltag weit entfernt von ihren<br />
Träumen ist, stürzt sie sich mit unerschro ckener Lebenslust in die Suche und tingelt<br />
von einer kuriosen Bleibe zur nächsten.<br />
Noah Baumbach („Greenberg“) wirft mit „Frances Ha“ einen amü santen und melancholischen<br />
Blick auf die Endzwanziger-Generation in Brooklyn. //<br />
FRANCES HA Vorpremiere in der engl. OF mit dt. UT am 30.7. im Atelier<br />
USA 2012 - 86 Min. - s/w - Regie: Noah Baumbach. Mit Greta Gerwig,<br />
Mickey Sumner, Adam Driver u.a.<br />
Preview (dt. Fassung) der Zeitschrift „Brigitte“ am 22.7. im Atelier. Karten über<br />
die entsprechende Ausgabe, nur Restkarten an der Abendkasse.<br />
Die Möbius-Affäre<br />
Nach dem Welterfolg von „The Artist“ kehrt Oscar-Preisträger Jean Dujardin in<br />
diesem eleganten Spionagethriller zurück auf die Leinwand. Vor imposanter<br />
Kulisse führt „Die Möbius Affäre“ in die trügerische Welt der Hochfinanz, der<br />
Doppelagenten, korrupten Politiker und Bankenmogule.<br />
Im Auftrag des russischen Geheimdienstes FSB soll der überaus erfolgreiche Spion<br />
Grégory Lioubov (Jean Dujardin) gegen den zwielichtigen russischen Oli garchen<br />
Ivan Rostovsky (Tim Roth) ermitteln. Um belastendes Material zu be schaffen rekrutiert<br />
er die gewitzte Finanzjongleurin Alice (Cécile de France). Alice soll für ihn als<br />
Undercover-Agentin bei Rostovsky unterkommen, welcher sein Imperium von Mo -<br />
naco aus lenkt. Doch schon nach kurzer Zeit ist sich Grégory nicht mehr sicher wem<br />
er trauen kann. Auch Alice kommt als Informationsleck in Frage und so entscheidet<br />
er sich gegen seine oberste Regel und beginnt eine Affäre mit der kühlen Bänkerin<br />
und findet dabei heraus, dass nicht nur Russland hinter Lioubov her ist.<br />
Mit „Die Möbius Affäre“ begibt sich der französische Autorenfilmer Éric Rochant<br />
nach seinem gefeierten „Staatsauftrag Mord“ wieder in die Welt der Geheim dienste.<br />
Mit erzählerischer Raffinesse spannt er zwischen Monaco, Moskau und Brüssel ein<br />
vielschichtiges Netz, das die Beziehung zweier Menschen gegen die internationale<br />
Bankenkrise, Ost-West-Konflikte und innerstaatliche Machtkämpfe setzt. //<br />
DIE MÖBIUS-AFFÄRE Vorpremiere in der franz./engl./russ. OF mit dt. UT<br />
am 29.7. im Cinema<br />
(Möbius) Frankreich 2013 - 103 Min. - Regie: Eric Rochant. Mit Jean Dujardin,<br />
Cécile de France, Tim Roth u.a.<br />
Die Jungfrau, die Kopten und ich<br />
Auf einem Video, das in Messeehs Familie regelrecht angepriesen wird, soll eine<br />
Erscheinung der Jungfrau Maria zu erkennen sein. Auch Messeehs Mutter hat<br />
sie gesehen, sagt sie, doch Messeeh kann bei bestem Willen nichts erkennen. Er<br />
reist von Paris nach Ägypten, um den Geschichten auf den Grund zu gehen, landet<br />
schließlich aber ganz woanders.<br />
Namir Abdel Messeeh verwirklicht in seinem Filmprojekt zwar nicht das, womit er es<br />
als Ausgangspunkt begann, doch was dabei herausgekommen ist, ist trotzdem interessant<br />
und sehenswert. Messeeh scheitert bereits daran, Zeugen für die Marien -<br />
erscheinung zu finden, auf die in seiner Familie, festgehalten auf Video, immer wieder<br />
Bezug genommen wird. Dass er sich unverblümt als Agnostiker unter Kopten zu<br />
erkennen gibt, macht sein Vorhaben nicht einfacher. Messeeh reist schließlich in<br />
das Dorf seiner Mutter, begegnet dort seinen entfernten Verwandten und hält dabei<br />
alles gegen den Willen seiner Mutter fest: Das Leben in bitterer Armut, auch nach der<br />
Revolution. Die gesuchte Marienerscheinung muss Messeeh letztlich selbst finden,<br />
inszeniert die „Erscheinung“ mit einer willkürlichen Frau aus der Gegend und entlarvt<br />
damit das Verlangen nach Illusion innerhalb einer Religionsgemeinschaft. So fängt<br />
der Film einprägsam Bilder von Menschen und Landschaft in schweren Lebens -<br />
bedingungen ein, nicht jedoch die heilige Jungfrau. //<br />
DIE JUNGFRAU, DIE KOPTEN UND ICH<br />
Frankreich/Katar/Ägypten 2012 - 85 Min.<br />
Dokumentarfilm von und mit Namir Abdel Messeeh.<br />
Appassionata<br />
Ab 4.7. im Bambi<br />
Die Pianistin Alena Cherny ist kein Weltstar, sondern eine weltbekannte Klavier-<br />
Virtuosin, die sich immer wieder den Mechanismen des Musikgeschäfts entzieht.<br />
Konzertpianistin, Klavierlehrerin, Mutter – die Dokumentation zeigt eine<br />
Frau, die alles in ihrem Klavierspiel vereint: ihr Leiden, ihre Sehnsüchte, ihre<br />
Seele.<br />
Christian Labhart begleitet in seiner Dokumentation eine Frau, die sich der Frage<br />
stellen muss, welchen Preis sie für die Liebe zur Musik und zum Klavierspiel<br />
bezahlt hat. Alena Cherny besucht Orte aus ihrer Vergangenheit, Orte die sie<br />
geprägt haben. Sie besucht ihr Heimatdorf in der Ukraine, ihre alte<br />
Musikakademie und alte Bekannte. Alena Cherny ist dankbar dafür, dass ihr<br />
Talent schon mit neun Jahren erkannt wurde und sie daraufhin auf ein Internat in<br />
Kiew geschickt wurde. Trotz der harten Zeit fernab der Eltern, die sie dort erlebte,<br />
machte sie diese Ausbildung zu der gefeierten Pianistin, die sie heute ist. Die<br />
Liebe zum Klavierspiel ließ sie alles überstehen und nun will Alena Cherny sich mit<br />
einem Flügel bei ihrer alten Musikschule bedanken. Der Film folgt ihr auf dem Weg<br />
dorthin und avanciert dabei zu einer persönlichen Spurensuche. Zwischen<br />
Klassikern der Klaviermusik und dem Trauma Tschernobyl zeichnet der Film das<br />
Porträt einer klugen, starken Frau, die sich immer getraut hat, ihren eigenen Weg<br />
zu gehen. //<br />
APPASSIONATA<br />
Ab 4.7. im Metropol<br />
Schweiz/Ukraine 2012 – 84 Min. - Regie: Christian Labhart. Mit Alena Cherny,<br />
Monika Pfister, Sofia Bachmann, Swetlana Petrenko u.a.<br />
We Steal Secrets:<br />
The Story of Wikileaks<br />
Nichts beeindruckt uns unmittelbarer als geschichtliche Ereignisse, die sich vor<br />
unseren Augen zutragen. In seinem Film berichtet der Oscar-preisgekrönte Re -<br />
gis seur Alex Gibney, wie Julian Assanges umstrittene Website entstand, durch<br />
die es zum größten Geheimnisverrat in der amerikanischen Geschichte kam.<br />
Der geheimnisumwitterte Assange wird einerseits als Held der freien Meinungs -<br />
äußerung gefeiert, andererseits als Verräter und Terrorist verdammt – sein Aufstieg<br />
und Fall findet eine Entsprechung in dem Gefreiten Bradley Manning, einem intelligenten,<br />
besorgten jungen Soldaten, der hunderttausende Geheimdokumente von<br />
amerikanischen Militär- und Diplomatenservern zugänglich machte und so das internationale<br />
strategische Räderwerk der US-Diplomaten und Militärs offenbarte.<br />
Oscar-Preisträger Alex Gibneys umfassend recherchierte und sorgfältig gestaltete<br />
Dokumentarfilme bieten Analysen aktueller Skandale wie dem Aufstieg und Fall<br />
des Konzernriesen Enron, Abu Ghraib und dem kläglichen Versagen der katholischen<br />
Kirche beim Umgang mit der Pädophilie in den eigenen Reihen.<br />
Hier widmet er sich einem Problem von erschreckender Aktualität: Das Thema<br />
Privatsphäre in einer Zeit, in der vertrauliche Informationen mit Lichtgeschwindigkeit<br />
abgerufen und von staatlichen Institutionen abgefangen werden. //<br />
WE STEAL SECRETS: THE STORY OF WIKILEAKS<br />
Ab 11.7. im Metropol<br />
USA 2013 – 130 Min. – Ein Dokumentarfilm von Alex Gibney.<br />
Mitwirkende: Julian Assange, Adrian Lamo, Bradley Manning u.a.<br />
Feu (Feuer) 3D<br />
„Paris hatte ja in letzter Zeit Angst, als Langweiler-Stadt zu gelten. Nun gibt es<br />
hier aber etwas besonders Aufregendes zu erleben!“ titelte n-tv zur Premiere der<br />
neuen Erotik-Show „Feu“, die der berühmte Schuhdesigner Christian Louboutin<br />
für den Nachtclub „Crazy Horse“ entworfen hat. Nur drei Monate stand sie auf<br />
dem exklusiven Spielplan und ist nun im Atelier zu sehen – und das in 3D.<br />
1951 eröffnete Alain Bernardin „Le Crazy Horse“ in Paris mit der Idee, „in seinem<br />
Varieté künstlerisches Schaffen und Sinnlichkeit zu vereinen und in den Fokus zu<br />
stellen“. Der Erfolg gab ihm über ein halbes Jahrhundert lang Recht.<br />
2005 wurden ins „Le Crazy Horse“ erstmals prominente Frauen für „Burlesque“<br />
und die „Cabaret Shows“ eingeladen. Den Anfang machte Dita von Teese. Ihre<br />
Show begeisterte das Publikum. Nach Dita gesellte sich auch „Baywatch“-Star<br />
Pamela Anderson ins Varieté. Ihre Show verkörperte den rockigen Lifestyle auf<br />
einer Harley Davidson. Nur ein Jahr später erfreute sich eine Woche lang das<br />
Publikum an einer lasziven Carmen Electra.<br />
Im Jahr 2013 ist Schuhdesigner Christian Louboutin also in bester Gesellschaft mit<br />
seiner Zusammenarbeit mit dem berühmten Varieté. Vier Akte der beeindruckenden<br />
3D-Show hat er selbst choreografiert. Weil heiße Heels und schöne Frauen untrennbar<br />
zusammen gehören, haben das berühmte „Crazy Horse“-Varieté in Paris und der<br />
Schuh-Designer gemeinsam das Showprogramm auf die Leinwand gebracht. //<br />
FEU (FEUER) 3D<br />
(Feu - Crazy Horse Paris) Frankreich 2012 - 128 Min. -<br />
Dokumentation von Christian Louboutin, Bruno Hullin.<br />
Ab 12.7. im Atelier<br />
First Position -<br />
Ballett ist ihr Leben<br />
Sechs junge Ausnahmetalente begleitet Bess Kargmann in ihrer Dokumentation<br />
bei einem der renommiertesten Ballettwettbewerbe der Welt, dem „Youth<br />
America Grand Prix“. Die wenigen zu vergebenen Verträge und Stipendien bringen<br />
ihre Gewinner einen Schritt näher an das Ziel, zu den besten Tänzern und<br />
Tänzerinnen der Welt zu gehören. Doch der Weg zur Perfektion ist hart.<br />
Michaela DePrinces Leben hätte einen schrecklichen Verlauf nehmen können.<br />
Eine blonde, strahlende Ballerina auf einem zerknüllten Zeitschriftencover, gefunden<br />
im Waisenhaus, schien alles zu verkörpern, was Michaela niemals sein könnte.<br />
Doch mit vier Jahren wird sie als Kriegswaise aus Sierra Leone von einem<br />
amerikanischen Ehepaar adoptiert und hat plötzlich eine Familie und ein neues<br />
Leben in Amerika. Dankbar für dieses große Glück, will Michaela das Geschenk<br />
des Neuanfangs voll ausnutzen und macht folgendes Ziel zu ihrem Lebenstraum:<br />
Sie will professionelle Balletttänzerin werden. Michaela ist dunkelhäutig, hat<br />
einen kräftigen, muskulösen Körper und eine Pigmentstörung an Hals und<br />
Dekolltee. Sie entspricht nicht gerade dem Prototyp Ballerina, der ihr Hoffnung<br />
schenkte, als es wenig zu hoffen gab. Gerade deshalb entwickelt Michaela einen<br />
unglaublichen Ehrgeiz und trainiert so hart wie nur möglich und noch mehr, um<br />
ihre Passion zu ihrem Beruf zu machen. Doch sie ist nur eine der sechs jungen<br />
Nachwuchstalente die Bess Kargmann in ihrem Dokumentarfilm über den „Youth<br />
America Grand Prix“ begleitet. Nicht der Wille aller ist dabei unerschütterlich,<br />
nicht alle folgen einer so eisernen Disziplin wie Michaela. Da ist beispielsweise<br />
Jules, zwölf Jahre alt und zwar sehr gut, aber nicht perfekt. Ihm fehlt, im Gegen -<br />
satz zu seiner zwei Jahre älteren Schwester Miko, der Wille zur Perfektion. Miko<br />
hingegen tanzt mit Herz, Leib und Seele. Auch Joan Sebastian verfolgt den Traum,<br />
ein professioneller Tänzer zu werden. Er verließ sein Heimatdorf in Kolumbien mit<br />
sechzehn und muss seither mit dem Druck leben, seiner Familie irgendwann die<br />
emotionale und finanzielle Unterstützung zurückgeben zu können. Rebecca<br />
Houseknecht sieht zwar schon wie eine Prima Ballerina aus, doch fehlt ihr noch<br />
die hundertprozentige Hingabe zur Perfektion. Schließlich ist da noch Aran Bell,<br />
ein kleiner, drahtiger Junge von nicht mehr als elf Jahren, der privaten Schul -<br />
unterricht erhält, um die zwei Stunden Fahrt zu seinem Ballettlehrer in Kauf nehmen<br />
zu können. Sie alle sind Teilnehmer des „YAGP“ und für sie alle steht bereits<br />
jetzt ihre Zukunft auf dem Spiel.<br />
Die Hintergrundgeschichten der sechs jungen Talente klingen teilweise kitschig<br />
bis unglaublich. Umso angenehmer ist es, dass Regisseurin Bess Kargmann niemanden<br />
in den Vorder- oder Hintergrund drängt, sondern objektiv die Tages ab -<br />
läufe, das Training, die Erfolge und das Scheitern der jungen Protagonisten verfolgt.<br />
Sie zeigt einerseits Stereotype, wie Mikos Mutter, die besessen von der<br />
Karriere ihrer Kinder ist, aber bricht sie auch auf, erinnert daran, dass nicht alle<br />
Ballerinas weiß, nicht alle Balletttänzer schwul sind. Vor allem aber zeigt sie die<br />
brennende Leidenschaft und den unerbittlichen Ernst, dem diese jungen Men -<br />
schen aus eigenem Willen, weit über vorstellbare Schmerzgrenzen hinaus folgen<br />
und es damit schaffen, das Publikum zu inspirieren und zu verzaubern. //<br />
//NELE KOZLOWSKI<br />
FIRST POSITION - BALLETT IST IHR LEBEN<br />
Ab 4.7. im Metropol<br />
USA 2011 - 94 Min. - Regie: Bess Kargmann. Mit Miko Fogarty, Jules Fogarty,<br />
Joan Sebastian Zamora, Aran Bell, Michaela DePrince, u.a.