13.01.2015 Aufrufe

Artlaunch 01/2015

Artlaunch – Das Magazin für Kunst, Design & Köpfe. Ausgabe 01/2015 mit folgenden Themen: Interviews: Suzanne von Borsody, Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Wolfgang Stumph, Ulrich Finger; Berichte: Amalfiküste, Olivenöl Toskana, Heinz-Detlef Moosdorf, Tauernscheckenzucht u.v.m.

Artlaunch – Das Magazin für Kunst, Design & Köpfe. Ausgabe 01/2015 mit folgenden Themen: Interviews: Suzanne von Borsody, Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Wolfgang Stumph, Ulrich Finger; Berichte: Amalfiküste, Olivenöl Toskana, Heinz-Detlef Moosdorf, Tauernscheckenzucht u.v.m.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ei seiner früheren Muse Ingrid Schneider. Viele Jahre<br />

hatten sie sich aus den Augen verloren. Im Alter trafen<br />

sie sich wieder, und dann haben die beiden 2<strong>01</strong>2 geheiratet.<br />

Seine Ingrid wurde eine echte Moosdorf.<br />

Als der Zweite Weltkrieg begann, wurde er<br />

geboren. Nach Kriegsende gründeten sich<br />

zwei neue deutsche Staaten. In diesem geteilten<br />

Deutschland lebte er in der sowjetischen Besatzungszone,<br />

wie viele Millionen andere Menschen auch.<br />

Es folgten Aufstände und schließlich die Deutsche<br />

Wiedervereinigung. Im 25. Jubiläumsjahr der Friedlichen<br />

Revolution verstarb Moosdorf. Viel ist passiert in<br />

diesem, seinem Leben. Ereignisse, die ihn als Künstler<br />

beeinflusst und geprägt haben. Aber seine hauptsächliche<br />

Schaffensperiode fand in der DDR statt. Ist er etwa<br />

ein Urgestein einer längst vergessenen, „nicht mehr zeitgemäßen“<br />

Kunstära Sicher nicht! Sein Pinselstrich ist<br />

äußerst prominent. Hans-Theo Richter hat den jungen<br />

Moosdorf an der Hochschule für Bildende Künste in<br />

Dresden unterrichtet, als einen seiner letzten Schüler.<br />

Richter selbst war Schüler bei Otto Dix. Eine einzigartige<br />

Stilepoche wurde so weitergegeben – unverkennbar!<br />

Später fand Moosdorf seinen eigenen Weg. Seinen<br />

Blick. Seinen Stil. Richter brachte ihm vor allem das<br />

breite Feld der Grafik näher. „Es wird nicht gemalt, es<br />

werden nur Grafiken gemacht. Da ist genug zu tun!“,<br />

erinnert Moosdorf sich an die resoluten Worte seines<br />

Professors. Aber heimlich hat er doch mit Farben experimentiert.<br />

Ein echter Moosdorf!<br />

Ein Maler verwischt die Grenzen. Aus Erinnerungen,<br />

Träumen und realer Gegenwart<br />

entstehen Empfindungen. Und diese Gefühle<br />

wollen auf eine Leinwand. Das vom DDR-Regime ausgesprochene<br />

Arbeits- und Ausstellungsverbot traf Moosdorf<br />

deshalb besonders tief. Aber im Verborgenen wirkte<br />

er weiter. Sein gesamtes Lebenswerk zählt weit über<br />

5000 Exponate; Gemälde, Schnitte, Drucke, Zeichnungen,<br />

Plastiken. Ein Maler der nicht malen darf. Ist er<br />

wütend darüber Ein klares „Nein“. Moosdorf galt immer<br />

als sanftmütiger Riese und war nah am Menschen.<br />

Schon damals, als er sein Atelier im Stahlwerk Gröditz<br />

hatte, in den 60er Jahren. Viele Bilder zeugen von dieser<br />

Zeit und der schweren Arbeit am Schmelzkessel. Nach<br />

einem Regierungsbeschluss der DDR, der sinngemäß<br />

besagte, dass die Künstler dorthin gehen sollen wo die<br />

Arbeiter sind und die Volkswirtschaft wächst, kam er in<br />

eines der großen Vorzeigewerke der DDR – ins Gröditzer<br />

Stahlwerk. Eine Ehre zur damaligen Zeit. Auch der<br />

junge Künstler und Hobby-Geologe Moosdorf war darüber<br />

erfreut. Schon immer war er von Feuer, Asche und<br />

Vulkanen fasziniert. „Und natürlich von der Liebe…“,<br />

berichtet seine Ingrid verschmitzt. Alle diese Themen<br />

finden sich auch in seinen Bildern wieder. Übergroß,<br />

in satten Farben.<br />

Als der Liedermacher Wolf Biermann 1976 vom<br />

SED-Staat zwangsausgebürgert wurde, unterschrieb<br />

Heinz-Detlef Moosdorf gemeinsam mit zahlreichen anderen<br />

bedeutenden Künstlern den geschichtsträchtigen<br />

Brief, mit dem die Künstler-Elite der DDR ihre Empörung<br />

ausdrückte. Viele von ihnen verließen in den kommenden<br />

Jahren die DDR aufgrund der sturen Beharrlichkeit<br />

der Regierung. Armin-Müller Stahl, Manfred<br />

Krug, Nina Hagen… der Romantiker Moosdorf blieb.<br />

Als aufrichtiger Freund sozialer Gerechtigkeit wollte er<br />

diesem Staatsmodell noch immer seine Chance geben,<br />

obwohl er quasi über Nacht sein Atelier im Stahlwerk<br />

Gröditz räumen musste. Arbeits- und Ausstellungsverbot,<br />

angeordnet von höchster Regierungsebene. Noch<br />

einige Zeit zuvor wurde Moosdorf gemeinsam mit<br />

Gret Palucca für hochrangige künstlerische Verdienste<br />

50 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!