Artlaunch 01/2015
Artlaunch – Das Magazin für Kunst, Design & Köpfe. Ausgabe 01/2015 mit folgenden Themen: Interviews: Suzanne von Borsody, Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Wolfgang Stumph, Ulrich Finger; Berichte: Amalfiküste, Olivenöl Toskana, Heinz-Detlef Moosdorf, Tauernscheckenzucht u.v.m.
Artlaunch – Das Magazin für Kunst, Design & Köpfe. Ausgabe 01/2015 mit folgenden Themen: Interviews: Suzanne von Borsody, Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Wolfgang Stumph, Ulrich Finger; Berichte: Amalfiküste, Olivenöl Toskana, Heinz-Detlef Moosdorf, Tauernscheckenzucht u.v.m.
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ei seiner früheren Muse Ingrid Schneider. Viele Jahre<br />
hatten sie sich aus den Augen verloren. Im Alter trafen<br />
sie sich wieder, und dann haben die beiden 2<strong>01</strong>2 geheiratet.<br />
Seine Ingrid wurde eine echte Moosdorf.<br />
Als der Zweite Weltkrieg begann, wurde er<br />
geboren. Nach Kriegsende gründeten sich<br />
zwei neue deutsche Staaten. In diesem geteilten<br />
Deutschland lebte er in der sowjetischen Besatzungszone,<br />
wie viele Millionen andere Menschen auch.<br />
Es folgten Aufstände und schließlich die Deutsche<br />
Wiedervereinigung. Im 25. Jubiläumsjahr der Friedlichen<br />
Revolution verstarb Moosdorf. Viel ist passiert in<br />
diesem, seinem Leben. Ereignisse, die ihn als Künstler<br />
beeinflusst und geprägt haben. Aber seine hauptsächliche<br />
Schaffensperiode fand in der DDR statt. Ist er etwa<br />
ein Urgestein einer längst vergessenen, „nicht mehr zeitgemäßen“<br />
Kunstära Sicher nicht! Sein Pinselstrich ist<br />
äußerst prominent. Hans-Theo Richter hat den jungen<br />
Moosdorf an der Hochschule für Bildende Künste in<br />
Dresden unterrichtet, als einen seiner letzten Schüler.<br />
Richter selbst war Schüler bei Otto Dix. Eine einzigartige<br />
Stilepoche wurde so weitergegeben – unverkennbar!<br />
Später fand Moosdorf seinen eigenen Weg. Seinen<br />
Blick. Seinen Stil. Richter brachte ihm vor allem das<br />
breite Feld der Grafik näher. „Es wird nicht gemalt, es<br />
werden nur Grafiken gemacht. Da ist genug zu tun!“,<br />
erinnert Moosdorf sich an die resoluten Worte seines<br />
Professors. Aber heimlich hat er doch mit Farben experimentiert.<br />
Ein echter Moosdorf!<br />
Ein Maler verwischt die Grenzen. Aus Erinnerungen,<br />
Träumen und realer Gegenwart<br />
entstehen Empfindungen. Und diese Gefühle<br />
wollen auf eine Leinwand. Das vom DDR-Regime ausgesprochene<br />
Arbeits- und Ausstellungsverbot traf Moosdorf<br />
deshalb besonders tief. Aber im Verborgenen wirkte<br />
er weiter. Sein gesamtes Lebenswerk zählt weit über<br />
5000 Exponate; Gemälde, Schnitte, Drucke, Zeichnungen,<br />
Plastiken. Ein Maler der nicht malen darf. Ist er<br />
wütend darüber Ein klares „Nein“. Moosdorf galt immer<br />
als sanftmütiger Riese und war nah am Menschen.<br />
Schon damals, als er sein Atelier im Stahlwerk Gröditz<br />
hatte, in den 60er Jahren. Viele Bilder zeugen von dieser<br />
Zeit und der schweren Arbeit am Schmelzkessel. Nach<br />
einem Regierungsbeschluss der DDR, der sinngemäß<br />
besagte, dass die Künstler dorthin gehen sollen wo die<br />
Arbeiter sind und die Volkswirtschaft wächst, kam er in<br />
eines der großen Vorzeigewerke der DDR – ins Gröditzer<br />
Stahlwerk. Eine Ehre zur damaligen Zeit. Auch der<br />
junge Künstler und Hobby-Geologe Moosdorf war darüber<br />
erfreut. Schon immer war er von Feuer, Asche und<br />
Vulkanen fasziniert. „Und natürlich von der Liebe…“,<br />
berichtet seine Ingrid verschmitzt. Alle diese Themen<br />
finden sich auch in seinen Bildern wieder. Übergroß,<br />
in satten Farben.<br />
Als der Liedermacher Wolf Biermann 1976 vom<br />
SED-Staat zwangsausgebürgert wurde, unterschrieb<br />
Heinz-Detlef Moosdorf gemeinsam mit zahlreichen anderen<br />
bedeutenden Künstlern den geschichtsträchtigen<br />
Brief, mit dem die Künstler-Elite der DDR ihre Empörung<br />
ausdrückte. Viele von ihnen verließen in den kommenden<br />
Jahren die DDR aufgrund der sturen Beharrlichkeit<br />
der Regierung. Armin-Müller Stahl, Manfred<br />
Krug, Nina Hagen… der Romantiker Moosdorf blieb.<br />
Als aufrichtiger Freund sozialer Gerechtigkeit wollte er<br />
diesem Staatsmodell noch immer seine Chance geben,<br />
obwohl er quasi über Nacht sein Atelier im Stahlwerk<br />
Gröditz räumen musste. Arbeits- und Ausstellungsverbot,<br />
angeordnet von höchster Regierungsebene. Noch<br />
einige Zeit zuvor wurde Moosdorf gemeinsam mit<br />
Gret Palucca für hochrangige künstlerische Verdienste<br />
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