Erkenntnistheorie und Wissenschaftslehre - vaticarsten.de
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3.2.3. Francis Bacon – Wissenschaft als nutzungsorientierte<br />
Forschungswissenschaft<br />
- ≠ Philosoph o<strong>de</strong>r Wissenschaftstheoretiker, son<strong>de</strong>rn Politiker<br />
- Schrift: „Novum Organum“ [2. Teil <strong>de</strong>r „Instauratio Magna“]<br />
o Anspruch: Ablösung <strong>de</strong>r aristotelischen Propä<strong>de</strong>utik<br />
o Vermutlich eine <strong>de</strong>r wichtigsten Schriften <strong>de</strong>r Neuzeit<br />
- Ausgangspunkt:<br />
o Unzufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>n Erfolgen <strong>de</strong>r bisherigen Wissenschaften<br />
o z.T. zwar schon or<strong>de</strong>ntliche Ent<strong>de</strong>ckung, doch auf die sei man nicht durch<br />
systematische Forschung gekommen (= Vorwurf Bacons)<br />
o durch neue Forschung kommt man zu Erfindungen, die letztendlich <strong>de</strong>r<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Wohlfahrt <strong>de</strong>s Menschen dienen (� Politik)<br />
o � Revolution <strong>de</strong>r Wissenschaft , Aristoteles soll ersetzt wer<strong>de</strong>n<br />
- Bacons „Drei-Punkte-Plan“<br />
o 1) Neues Denken<br />
� Ziel <strong>de</strong>r Wissenschaft kann nicht die Erkenntnis selbst sein (=<br />
Aristotelles), son<strong>de</strong>rn muss Ent<strong>de</strong>ckung & Erfindung sein<br />
� Wissen kein Selbstzweck, son<strong>de</strong>rn utilitaristisches Wissen (zielt<br />
auf Wohlfahrt <strong>de</strong>s Menschen ab)<br />
o alles ist erlaubt, wenn es <strong>de</strong>r Wohlfahrt <strong>de</strong>s Menschen<br />
dient (z.B.: das Knechten <strong>de</strong>r Natur)<br />
� kein Gegenstand <strong>de</strong>r Forschung entzogen (�� Augustinus)<br />
• Drang <strong>de</strong>s Wissen-Wollen muss nachgegeben wer<strong>de</strong>n<br />
o 2) Neue Metho<strong>de</strong><br />
� Vorwurf an Aristoteles: Syllogismus = falsche Metho<strong>de</strong> für Forschung<br />
• aber: Arist. wollte keine Forschungs-, son<strong>de</strong>rn nur Lehrmetho<strong>de</strong>!<br />
� statt<strong>de</strong>ssen Induktions-Metho<strong>de</strong> (als Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Forschung)<br />
• Experimente für entsprechen<strong>de</strong> Phänomene � Abstraktion zu<br />
allgemeinen Sätzen � Erklären <strong>de</strong>r Natur<br />
� Bacon: Metaphysik unnütz, Physik genügt!<br />
o 3) Idolenlehre<br />
� Idole = falsche Begriffe von etwas, Ziel <strong>de</strong>r Idolenkritik: Abwen<strong>de</strong>n<br />
von <strong>de</strong>n falschen Vorurteilen<br />
� Idolenkritik:<br />
• Idole <strong>de</strong>s Stammes: irreführen<strong>de</strong> Vorurteile von Natur aus (z.B.<br />
Sinneseindrücke)<br />
• Idole <strong>de</strong>r Höhle: individuelle Vorurteile (z.B. meine Sicht auf<br />
etwas)<br />
• Idole <strong>de</strong>s Marktes: Vorurteile meiner Umwelt (z.B. die Sicht <strong>de</strong>s<br />
Nachbarn auf etwas)<br />
• Idole <strong>de</strong>s Theaters: philosophische o<strong>de</strong>r theologische<br />
Vorurteile (z.B. Weltsicht)<br />
� � je<strong>de</strong>r Forscher muss sich aufklären über diese Vorurteile<br />
o über Stammesidole kann man nur aufklären<br />
o an<strong>de</strong>re Idole müssen beseitigt wer<strong>de</strong>n<br />
- Gr<strong>und</strong>gedanke Bacons bzgl. wissenschaftlicher Forschung:<br />
o personen- <strong>und</strong> situationsunabhängig<br />
o Wissenschaft ≠ Privatsache, son<strong>de</strong>rn von öffentlichem Interesse, weil<br />
Gesellschaft Nutzen davon hat<br />
- I<strong>de</strong>alfall: „New Atlantis“ � Umsetzung <strong>de</strong>r Pläne Bacons<br />
o Wissenschaft so wie Bacon sie sich vorstellt � prosperieren<strong>de</strong> Wirtschaft!<br />
Philosophie_<strong>Erkenntnistheorie</strong>-<strong>und</strong>-<strong>Wissenschaftslehre</strong>_WS_08-09.doc Seite 14 von 16