pdf, 1.5 M - Vereinigte Hagelversicherung VVaG

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12 Versuchsarbeit bei der Vereinigten Hagelversicherung VVaG: Ein Baustein für eine gerechte Schadenregulierung Bei der Versicherung von Obst und Gemüse ist die Einhaltung bestimmter, genau defi- nierter Qualitätsmerkmale für die Vermark- tung unerlässlich. Obst und Gemüse, das die- sen Handelsnormen nicht entspricht, kann nicht verkauft werden. Ein Hagelschlag kann massive Auswirkungen auf die Verkaufsfä- higkeit von Obst und Gemüse haben – ent- weder durch die direkten Schäden oder aber durch indirekte Schäden, die einen negativen Einfluss auf die Mindestgrößen oder auf die Lagerfähigkeit haben. Die Grundfragen, die sich Anbauer und Versicherer bei jeder Regulierung stellen, sind: Wie wird ein Schaden ermittelt und ist die Festsetzung der Schadenquote nachzuvollziehen? Versuchsarbeit ist Basis für internationale Schätzleitlinien Um eine gerechte und einheitliche Schadenregulierung zu gewährleisten, führt die Vereinigte Hagelversicherung VVaG in Zusammenarbeit mit Praxisbetrieben, Lehr- und Versuchsanstalten, Universitäten im In- und Ausland praxisnahe Versuche durch. Ziele sind die Erstellung von Leitfäden für die Schadenregulierung und die Überprüfung der angewandten Regulierungsrichtlinien. Dies geschieht nicht nur in Deutschland, sondern auch über die Grenzen hinaus im europäischen Ausland. Die Kernfragen der Versuchsarbeit lauten: • Welchen Einfluss haben unterschiedlich hohe Blattverluste zu verschiedenen Vegetationszeitpunkten auf die Ertragsmenge, und wie wirken sich diese auf die Qualität des Erntegutes aus? Erdbeeren – Versuchsschwerpunkt im Obstbau Der Schwerpunkt der Versuchsarbeit der VEREINIGTE HAGEL im Bereich der Obstversicherung konzentriert sich auf die Erdbeere. In dieser Kultur werden Versuche mit unterschiedlichen Versuchsanstellern zum Thema Versuchsdurchführung und erste Bonitierung des Möhrenversuches 2010 Auswertung des Zwiebelversuches in Torún (Polen) im Rahmen des jährlichen Kongresses der Internationalen Vereinigung der Hagelversicherer (AIAG 2009) Laubverlust in Normalkulturen, in remontierenden Erdbeerbeständen sowie in der Jungpflanzenproduktion durchgeführt. Die Versuchsergebnisse dienen als Grundlage der Schadenermittlung in hagelgeschädigten Erdbeerbeständen. Zwiebel – Versuchsschwerpunkt im Gemüsebau Die Versuchsarbeit im Gemüsebau konzentriert sich auf die versicherten Hauptkulturen Zwiebeln, Kopfkohl, Spargel und Möhren. Diese Versuche werden in Deutschland und in Europa durchgeführt. Besonders der Austausch mit den ausländischen Kollegen gibt einen guten und wichtigen Überblick über die unterschiedlichen Auswirkungen von Laubverlusten in verschiedenen Klimaten. Der Versuchsstandort orientiert sich an den für die jeweilige Kultur wichtigsten Anbauregionen. Zwiebelversuche bilden schon seit circa acht Jahren einen Schwerpunkt der Versuchsarbeit der VEREINIGTE HAGEL. An fünf Standorten in Deutschland sowie außerdem in den Niederlanden, in Italien und in Polen, wurden zu verschiedenen Vegetationszeitpunkten Laubschäden in Zwiebelflächen simuliert, um deren Auswirkungen auf den unterschiedlichen Standorten auszuwerten. Im vergangenen Jahr stellte die VEREINIGTE HAGEL ihre Zwiebelversuche im Rahmen des jährlichen Kongresses der Internationalen Vereinigung der Hagelversicherer (AIAG
2009) in Torún (Polen) vor. Einem internationalen Fachpublikum erläuterte die VEREI- NIGTE HAGEL die Versuchsdurchführung und die Auswertung, und berichtete über die direkte Auswirkung der Ergebnisse für eine praxisorien- tierte Schadenregulierung. 2010: Kohl und Möhren – Ein neuer Versuchsschwerpunkt Im Jahr 2010 bilden Versuche in Rot- und Weißkohl sowie in Möhrenbeständen den weiteren Schwerpunkt der Versuchsarbeit. Die Flächen liegen in intensiv geführten Gemüsebaubetrieben und unterliegen im Rahmen der guten, fachlichen Praxis allen praxisüblichen Behandlungen. Die Einflüsse von unterschiedlichen Laubverlusten beispielsweise Schäden des Vegetationspunktes zu unterschiedlichen Zeitpunkten werden bonitiert und versuchstechnisch verrechnet. Die Versuche laufen mindestens drei Jahre. Versuchsarbeit ist zentrale Aufgabe für eine praxisnahe Schadenregulierung Für die VEREINIGTE HAGEL ist die umfangreiche und kostenintensive Versuchsarbeit ein wesentlicher Teil zur exakten und praxisgerechten Schadenregulierung. Versuchsergebnisse aus den Spargelversuchen zu Beginn der 90er Jahre bilden auch heute für viele Sachverständige die Grundlage zur Bewertung von Aufwuchsschäden in Spargeljung- und Ertragsanlagen. Auch zukünftig wird die aktive Versuchsarbeit für die VEREINIGTE HAGEL eine der zentralen Aufgaben sein, um eine praxisnahe Schadenregulierung durchzuführen. Rotkohlversuch 2010: Wie wirken sich Blattflächenverluste nach Hagelschäden auf den Ertrag aus? Interview mit Michael Brückner, Vorsitzender Arbeitskreis Sonderkulturen im bayrischen Bauernverband und Vorsitzender Gemüseerzeugerverband Knoblauchsland „Bayerns Gemüsebau braucht Lösungen”, fordert Michael Brückner. Michael Brückner leitet zusammen mit seinem Bruder Günther in der vierten Generation einen alteingesessenen Gemüsebetrieb im Knoblauchsland bei Nürnberg. Der Familienbetrieb umfasst 25 ha Freilandfläche und 2,25 ha Gewächshausfläche. Das Interview führte Gabriele Kneer, VEREINIGTE HAGEL. Herr Brückner, Ihre Unterglasflächen sind versichert, Ihr Freilandgemüse jedoch nicht. Stellen Schäden durch Wetterrisiken, wie Hagel im Freilandbereich, keine Gefährdung für Ihren Betrieb dar? Inzwischen ja. Bis vor 15 Jahren haben wir 20 bis 30 Kulturen angebaut, darunter auch weniger stark gefährdete Kulturen. Ein Hagelunwetter hat so nur einen Teil der Ernte, die auf dem Feld stand, getroffen. Der Anbau vieler Kulturen bedeutete für unseren Betrieb eine Risikoverteilung auf mehrere Standbeine. Heute bauen wir vier Kulturen im Freiland an: Salat, Brokkoli, Rettich und Lauchzwiebeln. Durch den hohen Spezialisierungsgrad ist diese Risikoverteilung jetzt nicht mehr gegeben. Der Markt verlangt heute nach großen einheitlichen Partien. Als Einzelbetrieb, der selbstständig über den Großhandel vermarktet beziehungsweise direkt Ladengeschäfte beliefert, können wir dem nur über einen hohen Spezialisierungsgrad Rechnung tragen. Früher stand ich der Hagelversicherung sehr kritisch gegenüber. Ich war der Meinung, dass ein gesunder Betrieb Schäden durch Wetterrisiken selbst auffangen kann. Auf Grund der veränderten Strukturen, des hohen Spezialisierungsgrads und der Zunahme der Hagelhäufigkeit sind heute jedoch Lösungen außerhalb der innerbetrieblichen Risikovorsorge gefragt. An welche Lösungen denken Sie? Für mich ist eine der Lösungen die Mehrgefahrenversicherung. Neben dem Hagel treten auch Schäden an den Kulturen durch Starkregen und Sturm auf. Auch die Mehrheit meiner Berufskollegen sieht in der Versicherung von Wetterrisiken, vor allem Hagel, die einzige Möglichkeit, langfristig die Existenz ihrer Betriebe zu sichern. Besonders in den letzten beiden Jahren nach den Hagelereignissen in unserer Region. Allerdings stellt eine Hageloder Mehrgefahrenversicherung einen weiteren Kostenfaktor im Betrieb dar. Ein Kostenfaktor, der für einen Betrieb schwer zu tragen ist? Das Knoblauchsland ist kleinstrukturiert. Viele Betriebe sind Selbstvermarkter, wie wir, und können nur so, die für sie notwendigen Preise erzielen. Jeder weitere Kostenfaktor erschwert es vor allem für kleinstrukturierte Betriebe, konkurrenzfähig zu bleiben und auf dem Markt zu bestehen. Eine Förderung der Hagel- oder Mehrgefahrenversicherung und somit eine Reduzierung dieses Kostenfaktors ist daher dringend notwendig. Seit 2009 haben Erzeugerorganisationen die Möglichkeit, über die Operationellen Programme der EU die Hagelversicherung ihrer Mitglieder zu bezuschussen. Ist dies eine Möglichkeit für Ihre Region? Dies ist nur eine Möglichkeit für solche Betriebe, die an eine anerkannte Erzeugerorganisation andienen. Da die Mehrzahl der Betriebe hier im Knoblauchsland allerdings selbständig vermarkten, können sie nicht auf diese Möglichkeit zählen. Zudem gibt es dieses Programm lediglich bis 2013. Unseren Betrieb bewirtschaften wir jetzt in der vierten Generation. Wir brauchen eine langfristige Lösung, auf die wir zählen können. Und diese Lösung sollte unabhängig von einer EU-Förderung sein. Baden-Württemberg fördert seit diesem Jahr die Hagelversicherungsprämie. Dies sollte meiner Meinung nach auch in Bayern möglich sein. Denn nur so werden auf Dauer die Existenz der Betriebe, und damit auch eine Versorgung mit heimischen Produkten sichergestellt. 13
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