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Kapitel 6,7 - Risikofaktoren / Prognose - Praxisgemeinschaft | Dr ...

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Diejenigen, die ihre körperliche Leistungsfähigkeit mit schlecht oder mäßig eingeschatzt<br />

hatten, hatten ein signifikant erhöhtes Risiko, Rückenschmerzen zu bekommen.<br />

Körperliche Aktivität und Rückenschmerzen<br />

Ein adäquates Niveau körperlicher Fitness ist definiert als die Fähigkeit, täglich auftretende<br />

Anforderungen flink und kräftig ohne unübliche Ermüdung ausführen zu können, dabei<br />

reichlich Energie für Freizeitaktivitäten zu haben und notfalls auch überdurchschnittlichen<br />

physischen Stress bewältigen zu können (Verbunt et al., 2010).<br />

In der aktuellen Literatur geht man davon aus, dass es eine Beziehung zwischen körperlicher<br />

Aktivität und Fitness und LBP geben kann, auch wenn es widersprüchliche Befunde gibt. Die<br />

Beziehung zwischen physischer Inaktivität und Rückenschmerzen erscheint nach Wai et al.<br />

(2008) komplex, da es Evidenz dafür gibt, dass sowohl zuwenig (Salminen et al., 1993,<br />

Burton et al.,1996, Harreby et al.,1997, Balague et al., 1999, Sjolie, 2004, Hurwitz et al.,<br />

2005, Mikkelsson et al., 2006, Hartvigsen et al., 2007, Auvinen et al., 2008) als auch zuviel<br />

(Kujala et al., 1992, 1996, 1997, 1999, Hoogendorn et al., 1999, 2002, Kovacz et al., 2003,<br />

Jacob et al., 2004) Aktivität mit Rückenschmerzen assoziiert ist. Bezieht man die körperliche<br />

Aktivität nur auf die Freizeit, zeigen Studien, dass physische Aktivität Inzidenz und Schwere<br />

der Rückenschmerzen verringern (Harreby et al., 1997, Suni et al., 1998, Grimmer &<br />

Williams, 2000). Studien zum Einfluss berufsbedingter hoher körperlicher Aktivität wie<br />

wiederholtes Heben oder Verdrehen des Rumpfes bergen die Gefahr, durch andere Faktoren<br />

wie Unzufriedenheit mit der Arbeit oder einen niedrigen Bildungsstand verfälscht zu werden<br />

(Wai et al., 2008).<br />

Untersuchungen von Landmark et al. (2011) deuten darauf hin, dass eine U – förmige<br />

Beziehung von Freizeitaktivitäten (zu wenig und zu viel machen Schmerzen) und Schmerzen<br />

generell für chronische Schmerzen und nicht nur für Rückenschmerzen gilt.<br />

Hendrick et al. (2011) führten einen systematischen Review von Beobachtungsstudien aus<br />

und kamen zu der Schlussfolgerung, dass das Aktivitätsniveau von Patienten mit<br />

unspezifischen Rückenschmerzen weder mit dem Maß der Beeinträchtigung noch mit der<br />

Schmerzstärke verbunden ist. Einschränkend vermerken die Autoren allerdings, dass in<br />

künftigen Studien eine validisierte Messung der Aktivität erforderlich ist.<br />

In einem sytematischen Review mit Metaanalyse kommen Lin et al. (2011) zu der Aussage,<br />

dass Personen mit akuten oder subakuten Rückenschmerzen im Maß ihrer physische Aktivität<br />

unabhängig vom Ausmaß ihrer schmerzbedingten Behinderung variieren, während Personen<br />

mit chronischen Rückenschmerzen und starker schmerzbedingter Beeinträchtigung ein<br />

niedriges Niveau physischer Aktivität aufweisen.<br />

Heneweer et al. (2009) untersuchten den Zusammenhang von physischer Aktivität und<br />

chronischen Rückenschmerzen, wobei bei 3364 Personen im Alter über 25 Jahren die<br />

physische Aktivität mittels Fragebögen (SQUASH, Wendel-Voss et al., 2002) erfasst wurde.<br />

Allgemeine physische Aktivität zeigte hinsichtlich Aktivität, Intensität und Dauer keine<br />

Zusammenhänge mit chronischen Rückenschmerzen, aber für Sport fand sich eine U –<br />

förmige Kurve mit erhöhtem Risiko ohne und mit zu viel Sport. Unabhängig von der<br />

Intensität war eine sportliche Betätigung von 1 – 2,5 Stunden/ Woche mit dem geringsten<br />

Risiko von Rückenschmerzen verbunden, wobei diese Aussage insbesondere für Frauen gilt.<br />

Dieses Verhältnis wurde bereits von Campello et al. (1996) postuliert, andere Untersuchungen<br />

(Abenhaim et al., 2000, Failde et al., 2000, Lee et al., 2005, Schneider et al., 2005b, 2006)<br />

weisen auch in diese Richtung. In einem Editorial zu dieser Untersuchung geben Schiltenwolf<br />

& Schneider (2009) eine Zeitspanne von 4 Stunden pro Woche an, in der Sport protektiv<br />

gegen Rückenschmerzen ist, weisen aber gleichzeitig auf eine Reihe von Einschränkungen<br />

hin. Zum einen ist die individuelle Belastbarkeit zu beachten, was für einen 30-jährigen<br />

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