Rhythmen der Stadt Vom Denken in dauerhafter Strukturen ... - iemar
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Franck, <strong>Rhythmen</strong> 11/23<br />
könnte, ohne irgendwelche an<strong>der</strong>en (nach <strong>der</strong>en eigener E<strong>in</strong>schätzung) schlechter<br />
zu stellen. Das räumliche Gleichgewicht, das sich als e<strong>in</strong> System von <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
geschachtelten <strong>Rhythmen</strong> e<strong>in</strong>schw<strong>in</strong>gt, ist <strong>in</strong> sehr viel weiter gehendem S<strong>in</strong>n stabil.<br />
Es ist stabil als Prozess, <strong>der</strong> sich nicht nur nach marg<strong>in</strong>alen Abweichungen vom<br />
Gleichgewicht, son<strong>der</strong>n auch von massivsten Störungen wie<strong>der</strong> erholt. Städte<br />
gehören zu den robustesten <strong>der</strong> kulturell unterhaltenen <strong>Strukturen</strong> überhaupt. Sie<br />
überleben Erdbebenkatastrophen, Wirtschaftszusammenbrüche, politische<br />
Revolutionen und Bombenkriege. Je massiver die Störung, um so länger dauert es<br />
<strong>in</strong> aller Regel, bis <strong>der</strong> Gesamtprozess sich wie<strong>der</strong> erholt. Hat er sich erholt, dann<br />
schwankt er um das Gleichgewicht, <strong>in</strong> dem die räumliche und die zeitliche<br />
Knappheit lokal und <strong>in</strong>sgesamt ausgeglichen ist.<br />
Die Zeit, die die Erholung e<strong>in</strong>es Rhythmus nach e<strong>in</strong>er Störung <strong>in</strong> Anspruch nimmt,<br />
ist das generelle Maß für die Stabilität des Prozesses. Prozesse s<strong>in</strong>d stabil, wenn sie<br />
auf Störungen dämpfend reagieren. Je stärker die Dämpfung, um so stabiler ist<br />
(ceteris paribus) <strong>der</strong> Prozess. Je stärker die Kraft zur Dämpfung, um so schneller<br />
f<strong>in</strong>det <strong>der</strong> Prozess aber auch zum Gleichgewicht – o<strong>der</strong>, um es beziehungsreicher<br />
auszudrücken, zu se<strong>in</strong>em Attraktor - zurück. Die Rate <strong>der</strong> Dämpfung<br />
(beziehungsweise Verstärkung) wird durch e<strong>in</strong>e Meßzahl, die Summe <strong>der</strong><br />
sogenannten Ljapunov-Exponenten i gemessen. 1 Das Subskript i <strong>in</strong> i bezieht sich<br />
auf die Freiheitsgrade o<strong>der</strong> Dimensionen des Geschehens. Ist die Summe i > 0,<br />
dann ist <strong>der</strong> Prozess <strong>in</strong>stabil, kehrt also nicht zu e<strong>in</strong>em Ausgangszustand zurück;<br />
ist i = 0, dann ist <strong>der</strong> Prozess konservativ, das heißt, stabil, aber nicht<br />
asymptotisch stabil; ist i < 0, dann haben wir mit e<strong>in</strong>em sogenannten<br />
dissipativen System zu tun, das asymptotisch e<strong>in</strong>em bestimmten Zustand bzw.<br />
e<strong>in</strong>er bestimmten Zustandsfolge als Attraktor(gebiet) zustrebt. 2<br />
1 Namensgeber ist <strong>der</strong> russische Mathematiker Aleksan<strong>der</strong> Mikhailovich Ljapunov (1857-1918). Zur<br />
Darstellung siehe Atmanspacher (1993), S. 184-9.<br />
2 Vergl. Atmanspacher (1993), S. 185.