lebenshilfe_03_09 (Page 1) - Lebenshilfe Steiermark
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Weber: Wissenschaft soll stets dem<br />
Menschen dienen – das heißt zu Gunsten<br />
des einzelnen Menschen sein, wobei Forschung<br />
allen Menschen dienen soll und<br />
keine Gruppe von jenen Fortschritten,<br />
die sich aus Forschungsaktivitäten ergeben<br />
können, systematisch ausgeschlossen<br />
werden. Forschung zu Gunsten des Menschen<br />
ist Forschung, die Leben in einem<br />
hohen Maße respektiert. Gemäß den<br />
Aussagen der Universellen Menschenrechtserklärung<br />
aus 1947 haben alle<br />
Menschen ein Recht auf Leben und ein<br />
Recht auf Leben in Würde. Diese Position<br />
schließt eine differentielle Bewertung<br />
menschlichen Lebens aus und diese Position<br />
ist für die Forschung gleichfalls relevant.<br />
Forschungsplanungen und Forschungsergebnisse<br />
sind stets auf ihren diskriminierenden<br />
Charakter gegenüber<br />
Personengruppen hin kritisch zu prüfen<br />
und in diesem Zusammenhang kommt<br />
Ethikkommissionen in Einrichtungen, in<br />
denen Forschung betrieben wird, eine<br />
hohe Bedeutung zu. Diesbezüglich herrscht<br />
beispielsweise an den österreichi-<br />
Prof. Dr. Germain Weber<br />
ist Präsident der<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> Österreich<br />
schen Universitäten, mit Ausnahme der<br />
medizinischen Universitäten, ein erdrückender<br />
Nachholbedarf sowie generell<br />
Forschungsförderung zu Gunsten von<br />
Themen, die Menschen mit Behinderungen<br />
betreffen, in Österreich im internationalen<br />
Vergleich extrem kurz gehalten<br />
wird.<br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Steiermark</strong> setzt sich seit<br />
50 Jahren für das Lebensrecht von Menschen<br />
mit Behinderungen ein. Bei der Veranstaltung<br />
in Graz am 12. Juni 2010 wird<br />
eine Gedenkskulptur aufgestellt, die an die<br />
unschuldigen Opfer der Vergangenheit erinnern<br />
soll. Kann damit zur Bewusstseinsbildung<br />
beigetragen werden?<br />
Weber: Geschichtliches Wissen ist eine<br />
nicht wegzudenkende, fruchtbare<br />
Quelle, um Zusammenhänge zu heutigen<br />
gesellschaftlichen Entwicklungen und<br />
Herausforderungen analysieren zu können;<br />
ein Wissen, das wir auf diesem Weg<br />
in unsere heutigen Entscheidungsfindungen<br />
und unser heutiges Handeln nutzbar<br />
... Menschen mit Beeinträchtigung sind wertvolle Mitglieder der Gesellschaft.<br />
einzubringen haben. In diesem Zusammenhang<br />
ist die Aufbereitung und Bearbeitung<br />
von komplexen Ereignissen, in<br />
denen in einer kaum vorstellbaren Art gegenüber<br />
einer, aus welchen Gründen<br />
auch immer, ausgewählten Gruppe, massive<br />
Verstöße gegen die Menschlichkeit<br />
vorgekommen sind, von zentraler Bedeutung;<br />
vor allem dann, wenn wir heute<br />
mit Menschen mit Behinderungen in unserer<br />
Gesellschaft zum Thema Behinderung<br />
denken und planen. Die in der Frage<br />
angesprochene Bewusstseinsbildung geht<br />
allerdings über die zeitgeschichtliche Dimension<br />
hinaus und führt letztlich zu<br />
grundsätzlichen Fragen menschlicher Existenz,<br />
der Vielfalt menschlicher Existenzen<br />
und der damit von jeder Generation zu<br />
verhandelnden Co-Existenz dieser Vielfalt<br />
in einer Gesellschaft. In diesem Sinne<br />
möge die Gedenkskulptur im Land <strong>Steiermark</strong><br />
stets an jene Wachsamkeit appellieren,<br />
die kommende Generationen<br />
benötigen, wenn Verhandlungen zu solidarischem<br />
und respektvollem Zusammenleben<br />
von allen BürgerInnen anstehen.<br />
Fortsetzung ...<br />
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