Italien & Spanien
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anderen Parteien angesichts der für November angesetzten Wahlen sehr begrenzt sein dürfte.<br />
Trotzdem soll das Defizit in diesem Jahr um weitere 5 Mrd Euro verringert werden, zur Hälfte<br />
durch eine frühere Fälligkeit der Steuervorauszahlungen größerer Unternehme (also im<br />
Endeffekt einem Vorziehen von Einnahmen aus 2012) und zur Hälfte durch Einschnitte bei den<br />
Gesundheitsausgaben, wodurch die hierfür zuständigen autonomen Regionen entlastet werden.<br />
Kein Rückenwind von der Konjunktur<br />
Erschwert wird die Konsolidierung dadurch, dass sich die Wirtschaft in beiden Ländern nur sehr<br />
schleppend von dem Einbruch in den Jahren 2008/2009 erholt. Im Wesentlichen legten nur die<br />
Exporte zu. Während sich in <strong>Spanien</strong> die schwache Inlandsnachfrage leicht erklären lässt – die<br />
Bauinvestitionen sind nach dem Immobilienboom eingebrochen und der Sparkurs der Regierung<br />
bremst insbesondere den privaten Verbrauch – kann sie in <strong>Italien</strong> eigentlich nur auf die<br />
allgemeinen Strukturprobleme der Wirtschaft zurückgeführt werden.<br />
Diese bremsenden Faktoren werden sich auf absehbare Zeit nicht ändern, für <strong>Italien</strong> kommt nun<br />
sogar noch eine restriktive Finanzpolitik hinzu. Zudem droht infolge der geringeren Dynamik in<br />
den Kernländern des Euroraums auch eine schwächere Auslandsnachfrage. Vor diesem<br />
Hintergrund dürften die italienische und die spanische Wirtschaft weiterhin allenfalls moderat<br />
wachsen. Wir rechnen für 2011 und 2012 mit Wachstumsraten von etwa 1%. Da die<br />
Regierungen derzeit bei ihren Budgetplanungen von höheren Zuwachsraten ausgehen, besteht<br />
das Risiko, dass sie im kommenden Jahr bei den Konsolidierungsmaßnahmen nachlegen<br />
müssen, um tatsächlich ihre Ziele zu erreichen. Zudem könnte dies die am Finanzmarkt häufig<br />
zu hörenden Sorgen verstärken, dass ein Heraussparen aus der Krise nicht möglich ist.<br />
Achillesfersen: <strong>Italien</strong>s Schulden und <strong>Spanien</strong>s Immobiliensektor<br />
Positive Nachrichten wird es aus den beiden Ländern zunächst also nicht geben, da die Früchte<br />
erst mit Verzögerung sichtbar werden dürften. Eher könnten negative Überraschungen die Krise<br />
verschärfen. In <strong>Spanien</strong> ist weiterhin der Immobiliensektor die größte Gefahrenquelle. So wird<br />
nicht nur der Rückgang der Bauinvestitionen die Konjunktur noch einige Zeit bremsen. Ein<br />
neuerlicher Preisrutsch bei den Immobilien könnte die Banken stark belasten und angesichts der<br />
dann wohl notwendig werdenden staatlichen Stützungsmaßnahmen auch den Ausblick für die<br />
Staatsfinanzen weiter verschlechtern.<br />
In <strong>Italien</strong> ist die Achillesferse weniger eindeutig zu identifizieren. Die Zweifel der Investoren<br />
entzünden sich an der hohen Schuldenquote, die wiederum auf das schwache Wachstum und<br />
damit die zahlreichen strukturellen Probleme des Landes zurückzuführen sind. Ändern wird sich<br />
hier in den kommenden Monaten kaum etwas, so dass die hohe Schuldenquote an den Märkten<br />
weiter für Unruhe sorgen wird.<br />
GRAFIK 1: Peripherieländer hinter Konsolidierungsplan<br />
Verringerung des öffentlichen Defizits in Prozent des Bruttoinlandsproduktes, Veränderung im bisherigen<br />
Jahresverlauf geschätzt auf Basis der Finanzstatistik, Zahlen in Klammern: Anzahl der Berichtsmonate<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
GR (7) PT (6) IR (6) SP (6) IT (6)<br />
Anteiliges Ziel für (X) Monate Ziel für Gesamtjahr erreicht<br />
Quelle: Nationale Finanzstatistiken und Stabilitätsprogramme, Commerzbank Research<br />
4 research.commerzbank.com 19. August 2011