Kriegs- und Nachkriegszeit - Wedemark-Chroniken
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Das <strong>Kriegs</strong>ende: Am 9.4.1945 rückten von Resse kommend die Amerikaner an.<br />
Friedrich Mente – 10jährig – berichtet: Zuerst zwei Jeeps als Vorspann, dahinter<br />
einige Panzer. Sein Vater stand mit erhobenen Händen an der Straße – Friedrich in<br />
einem Erdloch oder mit den anderen im Kartoffelkeller, er glaubte, sein Vater würde<br />
erschossen, es ging aber gut. Die Panzer kamen heran <strong>und</strong> das Folgende<br />
erlebte auch Bernhard Mente:<br />
Die älteren Soldaten, die den Scheinflughafen am Moor bewachten (<strong>und</strong> nachts<br />
die Kohlenhaufen anzündeten um die Flieger zu täuschen), kamen auf Fahrrädern<br />
in voller Uniform heran, laut singend – etwas "bedudelt", denn sie wollten nach<br />
Negenborn, wo dem einen ein Sohn geboren war. Sie meinten, das Militär auf der<br />
Landstraße seien Deutsche <strong>und</strong> fuhren munter auf die Amerikaner zu – das wurde<br />
eine etwas eigenartige Begrüßung . . Sie wehrten sich, als man ihnen die Räder<br />
fortnahm, dann wurden sie auf einen der Panzer gelegt – <strong>und</strong> ab in die <strong>Kriegs</strong>gefangenschaft<br />
. . . Am nächsten Tag kam die englische Besatzung. . . . .<br />
Ein paar Tage vorher – am 4. April 1945 – erreichte der "Goldauer Treck"<br />
Wiechendorf, Ostflüchtlinge mit Pferden <strong>und</strong> 3 Wagen, angeführt von Treckführerin<br />
Christel Sattler! In der Hauptsache Frauen <strong>und</strong> Kinder, auch Oma <strong>und</strong> Opa<br />
auf den Wagen, denn die Männer waren ja Soldaten <strong>und</strong> kehrten nach <strong>Kriegs</strong>gefangenschaft<br />
erst viel später zu ihren Familien zurück. Der Treck war am 21.1.45<br />
5 Uhr früh in Goldau aufgebrochen – auf der Flucht - 10 lange Wochen voller<br />
Entbehrungen, Kälte, Hunger, Gefahren – heute fragt man sich, wie die Menschen<br />
das damals überstanden haben!<br />
Zu diesem Treck gehörten die Familien Ernst <strong>und</strong> Alfred Sattler, Emil Dorsch,<br />
Helmut Zarske; Familie Hinz kam im Herbst über Wardböhmen nach.<br />
Auch Frau Krienke mit 3 Kindern u. Pferd/Wagen, Familie Maser mit 3 Kindern<br />
u. Oma mit Pferd/Wagen, Familien Einicke, Hoffmann, Vandree, Bergholz,<br />
Frau Wichmann, Fröhlich, Janusch, Lange, Frau Grätschuß, Hubert Prochnow etc<br />
wurden auf den Höfen untergebracht, wo auch schon Ausgebombte wohnten. Bei<br />
Heinrich Mente z.B. waren Weihnachten 31, bei Bernhard Mente 28 Personen<br />
versammelt.<br />
Einige Familien ließen sich in Wiechendorf nieder, so Familie Maser, Mehden,<br />
Krienke, Prochnow.<br />
Die Bevölkerung der Gemeinde Scherenbostel war von 220 Personen auf 565<br />
angewachsen.<br />
1945 - 1947 wechselten sich die Männer in Wiechendorf für Nachtwachen ab,<br />
denn es kam immer wieder zu Überfällen (so auch bei Hackerotts, die von umherziehenden<br />
ehemaligen <strong>Kriegs</strong>gefangenen ausgeraubt wurden).<br />
1947 übernahm diese Wache dann Herr Schmidt <strong>und</strong> Herr Weimann, die ehemaligen<br />
Verwalter vom Lönssee.<br />
Einigen Trecks hatten sich mehrere russ./ukrainische Landarbeiter angeschlossen,<br />
die sich nicht trauten, in ihre Heimat zurückzukehren . . .<br />
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