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Harald R. Sattler...
Autor, Zeichner & Rezitator
Geborener Wiener, praktizierender Niederbayer, militanter
Nichtraucher... schreibt Texte für Tageszeitungen und Magazine,
Sketche für TV, GLossen für Presse und Rundfunk, Cartoons,
Lesungen aus eigenen und fremden Texten.
D i e R a c h e d e r F u ß b a l l - W i t w e
„Dein Fehler ist nicht, dass du von Fußball nichts verstehst, das hast du schließlich mit vielen Schiedsrichtern
gemeinsam. Nein, dein Fehler ist, dass du davon überhaupt nichts verstehen w i l l s t!... Das ist das Problem!“
Ausgelöst wurde diese ärgerliche Feststellung des Gatten durch eine reichlich unqualifizierte Äußerung der
Gattin. Diese hatte sich – um Interesse zu heucheln – mit vor den Fernseher gesetzt, wo der Gatte das Endspiel
verfolgte.
In einer spannenden Phase des Matches passierte es dann. Gerade sollte ein Strafstoß getreten werden und
es gab das übliche Gerangel; der Schiedsrichter korrigierte die Entfernung der Mauer, die sich jedes Mal, wenn
er ihr den Rücken zudrehte, wieder verschob, was bei der gegnerischen Mannschaft zu Protesten führte; na ja,
man kennt das ganze Hin und Her ja zur Genüge. Aber jetzt: Endlich steht die Mauer, der ‚Schiri‘ pfeift, mehrere
Spieler laufen los, alles hält den Atem an...
Und in diesen aufregenden Augenblick hinein, in dem der Stürmer-Star der Gäste sich anschickt, den Strafstoß zu
verwandeln, fragt die Gattin:
„Du hast mir vorhin erklärt, warum die einen Spieler weiße Hemdchen tragen und die anderen rote. Aber
warum hat der Fußballer, wo immer auf dem Flötchen pfeift und so bunte Kärtchen herzeigt, warum geht der
in Schwarz? Ist der in Trauer oder was?“ Genaugenommen interessierte die Gattin das ganze Herumgebolze der
Jungs da mit den strammen Waden und in kurzen Hosen nicht die Bohne. Nicht, dass sie Fußball etwa ablehnte
oder, wie viele ihrer Schicksalsgenossinnen es taten, dass sie diesen Sport hasste. Viel schlimmer: er war ihr von
Herzen völlig egal. Aber sie hatte in ihrer Frauenzeitschrift gerade ein paar wichtige Tipps gelesen, die eigens zur
WM veröffentlicht worden waren, um vielleicht durch die Spiele gefährdete Ehen zu retten.
„Finden Sie sich mit endlosen Fernseh-Orgien Ihres Gatten ab und gehen Sie auf die Obsessionen Ihres Partners
ein...“ hieß es da. „Nehmen Sie Anteil an seinen Interessen. Zeigen Sie sich neugierig und teilnahmsvoll! Spielen
Sie ruhig mal die Naive und stellen eifrig Fragen, mit denen Sie einerseits Ihr Interesse bekunden, andrerseits
ihm das Gefühl der Überlegenheit geben. Männer brauchen so was. Ihr lieber Gatte wird es Ihnen danken. Und
– was letztlich das Wichtigste ist – Ihre Ehe auch!“
Nun, dieser ‚liebe Gatte‘ hier, um den es in der Geschichte geht, der dankte es seiner Frau nicht. Sie ging ihm
mit ihrem dämlichen Gefrage („Wenn, wie du sagst, der ‚Ballbesitz‘ so wichtig ist für die Burschen, warum
bekommt nicht jeder seinen eigenen?“) also sie ging ihm schwer auf den Senkel und nervte ihn tierisch. Dazu
kam: sie merkte sich offenbar nichts von all dem, was er ihr so viele Male erläutert hatte. Ihr die Abseits-Regel
zu erklären hatte er längst aufgegeben
„Ich habe dir doch schon hundertmal gesagt, dass das der Schiedsrichter ist, der, wie du es so treffend
formulierst, ‚auf dem Flötchen pfeift und bunte Kärtchen herzeigt‘. Der
spielt nicht mit. Der ist unparteiisch – oder sollte es zumindest sein – und
der kann natürlich nicht im Dress einer der Mannschaften auflaufen. Der
muss sich doch von denen signifikant unterscheiden. Deshalb trägt er
meistens Schwarz. Nicht immer. Manche haben auch grüne oder gelbe
Hemden. Immer aber andersfarbige, als die Mannschaften sie tragen.“
„Aber wenn der parteilos ist und eh nicht mitspielen darf, wieso bleibt
der nicht einfach am Rand sitzen und sieht zu wie alle andern Zuschauer
auch? Warum läuft der dann immer mit den anderen Spielern rum?“ Die
Gattin sah den Gatten fragend an.
„Mein Gott, der muss natürlich ‚vor Ort‘ sein, mitten im Geschehen, nicht
wahr? So wie der Ringrichter beim Boxen. Der ist allerdings meistens
weiß angezogen, rennt aber auch mit den Fightern herum im Ring,
natürlich ohne selber hinzulangen. Wenn der am Spielfeldrand säße...
ach, was red ich denn... wenn der unten im Publikum am Ring säße, der
bekäme ja nichts mit, würde Regelverstöße und Tiefschläge womöglich
gar nicht erkennen und ahnden können. Und bei dem Unparteiischen
beim Fußball ist das genau so. Im Idealfall immer mitten im Geschehen
am Spielfeld und möglichst auf der Höhe des gespielten Balles!“
„Boxer haben auch einen Ball dabei? Wozu das denn? Ich denke,
die kloppen sich nur mit den dicken Fäustlingen und tun sich damit
schrecklich weh und so.“
„Unsinn, die tun sich doch nicht echt weh. Klar, mal schlägt der eine dem
andern einen ‚Cut‘, der blutet dann schon ein bisschen, aber das stecken
die doch locker weg. Die fahren ja massenhaft Kohle dafür ein, wie die
Fußballer übrigens auch. Und die haben selbstverständlich keine Bälle
mit im Ring. Wie kommst du denn bloß darauf? Du schmeißt ja alles
durcheinander.“
Dem Gatten langte es jetzt. Aber die Gattin hielt sich an die Vorgabe der
Frauenzeitschrift: Interesse zeigen, naive Fragen stellen, die Ehe retten
und so. Also fragte sie. „Gibt es denn bei den Boxern auch so einen
Zwölfmeter wie bei den Fußballern?“
Das Wort ‚Zwölfmeter‘ gab dem Gatten den Rest, brachte das Fass zum
Überlaufen. Er wollte erregt loslegen und sich für den Rest der WM
jedwede Frage und jegliche Teilnahme der Gattin an den Übertragungen
und am Fernsehen überhaupt verbitten, als sich ein Thrombus löste und
im Schädel ein Hauptgefäß verstopfte. Innerhalb von Sekunden war der
Gatte ‚gewesen‘ und die Gattin zur Witwe geworden.
Da sie das jähe Ende ihres Mannes zu Recht auf ihre Fragen zurückführte,
die hinwiederum sie nur deshalb gestellt hatte, weil es ihr in der
Frauenzeitschrift dringend empfohlen worden war, gab sie dieser die
Schuld am Ableben des Gemahls.
Sie beschloss, dafür Rache zu nehmen und kündigte folgerichtig zum
Quartalsende das Abonnement.
J o s e f - G r o l l - E x p r e s s
n a c h P i l s e n
Von der Dreiflüssestadt Passau startet am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen
Einheit um 6.45 Uhr der Aussichtstriebwagen der Passauer Eisenbahnfreunde
in die Vierflüssestadt Pilsen. Der Zug ist Braumeister Josef Groll gewidmet,
der erstmals im Jahr 1842 das später weltberühmte Pilsner Urquell braute.
Diesem Ereignis ging eine Bierkrise voraus. Auf dem Marktplatz vor dem
Rathaus wurden 36 Fass als gesundheitsschädlich erklärtes Bier ausgegossen.
Dem Vilshofener Braumeister verdankt Pilsen seinen anhaltenden Ruhm als
Braustätte des Pilsner Urquells. Die Fahrstrecke ist zugleich ein Landschaftserlebnis,
denn nach dem Zustiegshalt in Vilshofen um 7 Uhr rollt der Triebwagen
über Plattling auf die Waldbahn mit kühner Linienführung und durch Tunnels
bis Bayerisch Eisenstein. Dann wird im böhmischen Streckenabschnitt die
letzte Steigung bis Spitzberg in 840m Höhe erreicht und nach Durchfahrt des
längsten Tunnels der Waldbahn geht es durch den Nationalpark Sumava über
Janowitz, Klattau nach Pilsen. Der Hauptbahnhof liegt zentral, nur wenige
Gehminuten zur Brauerei mit dem
größten Restaurant Böhmens und
zur historischen Innenstadt von
Pilsen. Der historische Stadtkern
steht seit 1989 unter Denkmalschutz.
Am Platz der Republik
steht nicht nur das Rathaus,
sondern überragend die Bartholomäuskirche
mit dem höchsten
Kirchturm Tschechiens mit einer
Höhe von 102m. Er kann bestiegen
werden und bietet einen
herrlichen Rundblick über die
Stadt. Nachdem in den vergangenen
Jahren vorbildliche Restaurierungsarbeit
geleistet wurde zählt
Pilsen heute zu den schönsten
Städten in Böhmen. Zu besichtigen gibt es jede Menge, dazu zählt
nicht nur die berühmte Brauerei des Pilsner Urquells, sondern auch
in der Stadt das Brauereinmuseum mit umfangreichen historischen
Kellern und unterirdischen Räumen und Gängen. Nachdem am Reisetag
im Nachbarland kein Feiertag ist, sind alle Geschäfte geöffnet
und so besteht die Möglichkeit zum günstigen Einkauf. Fahrkarten
zu €29.- gibt es im Hauptbahnhof Passau, im DER-Reisebüro Passau,
Hl-Geist-Gasse, in der Stadt Vilshofen, Rathaus, im Bahnhof Vilshofen
Service-Store, sowie im Internet unter www.passauer-eisenbahn.de.
Infos unter Tel: +49(172)8910884
>>www.passauer-eisenbahn.de
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Fotos: Passauer Eisenbahn